Nicht-Tun und Lassen

Dieser Text hätte schon längst geschrieben werden sollen. Damit ist er nicht alleine – ich habe so viele Texte, die darauf warten, geschrieben zu werden – aber kein anderer brennt mir so unter den Nägeln wie dieser hier. Gerade jetzt ist es unerlässlich, vom Nicht-Tun und vom Lassen zu erzählen.

Wo mir die Kraft fehlt und alle Worte weggesaugt werden, bis nur noch ein Satz und die Müdigkeit bleiben.

Was tust du?

Und auch wenn ich sage, mir einzureden versuche, dass ich es im Griff habe, weiß ich ja selbst, dass es eine Lüge ist und spüre jeden Tag, dass es zu Lassen so viel mehr bedeutet, als es Nicht zu tun.

Und ich merke, dass aufhören so viel schwerer ist, als ich es dachte.

Ich tue es nicht mehr, behaupte ich, aber meine langen Fingernägel, die abgerissenen Hautfetzen, meine wunden Fingerspitzen und aufgerissenen Lippen, meine gestreckten Hände, mein überspannter Körper fragen nach der Wahrheit und werfen Zweifel auf. Das Verlangen in meinen Unterarmen, die Sichelförmigen Kerben in meinen Handballen und so oft überall erzählen andere Geschichten. Geschichten von Momenten, in denen man nur aushalten und überleben konnte. In denen die Widerstandskraft der Seele nachlässt, weil dein Wille bricht.

Denn auch Aufschieben, zurückdrängen ist Nicht-Tun. Aber zum Lassen gehört noch viel mehr. Denn es ist so leicht, etwas nicht zu tun, aber noch leichter, sich nicht mehr zu wehren und wenn man auch nur einen Augenblick nachgibt, ist es schon zu viel. Es zu Lassen, auf Dauer nicht zu tun und nicht zu ersetzen braucht ständige Aufmerksamkeit und verzeiht keine Ausrutscher, wie achtlos die sein mögen. So sitze ich hier und merke, dass ich auf meine Haut trommle und mich nicht loslassen kann. Ich kann es nicht lassen, kann es höchstens für eine Sekunde nicht tun. Und danach? Lerne ich es wahrscheinlich nie.

Weil nichts leichter ist als Nicht-tun und nichts schwerer ist als Lassen.
Alle guten Vorsätze sind sinnlos, wenn man am Boden sitzt.

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Ein bisschen ein chaotischer Text, aber ich kann es mir nicht leisten, zu warten, bis ich meine Sprache finde und die Worte von selbst zu mir kommen.
Passt auf euch auf
Kat

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