Prolog
Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie es war, als ich zum ersten mal das Meer gesehen habe. Die sanften Wellen, die Sonnenstrahlen, welche glitzernd von der Wasseroberfläche reflektiert wurden, die frische Brise und der leichte Salzgeruch, der immer in der Luft hing. Es hatte eine furchtbar beruhigende und entspannende Wirkung auf mich gehabt. Ich war gerade mal 7, als alles seinen Lauf nahm. Damals hatte der wunderschöne Anblick des Meeres mir geholfen mein Schicksal eine Weile zu vergessen. Es hatte sich alles soviel leichter angefühlt. 9 Jahre sind seitdem vergangen und vieles hat sich verändert.
Aber nichts war leichter geworden.
Mein Leben war weit davon entfernt 'normal' zu sein. Ich hatte früh gelernt, dass ich...anders war, als andere Kinder in meinem Alter. Auch wenn mein Dad sich immer größte Mühe gegeben hatte mir ein anderes Gefühl zu geben, gelang es ihm nie ganz. Trotzdem war ich ihm unendlich dankbar für alles was er für mich getan hat, in all den Jahren. Ich wusste, er hatte es nie leicht mit mir.
Oft hatte ich mich gefragt, ob er ohne mich nicht besser dran gewesen wäre.
Nur war ich alles was er noch hatte. Meine Mum starb bei meiner Geburt und Großeltern hatte ich auch keine mehr. Es gab immer nur Dad und mich. Und das war okay für mich, ich kannte es nicht anders. Aber ich kam dennoch nicht umhin, mich oft einsam zu fühlen. Mir die Schuld zu geben.
'Wenn ich nie geboren worden wäre...würden Mum und Dad jetzt glücklich zusammen sein können.'
Meine bloße Existenz hatte nur für Leid gesorgt. Auch wenn ich versuchte diese Gedanken nicht zuzulassen, sie weg zu schieben und mein Dasein wenigstens etwas zu genießen, das Tonnenschwere Drücken auf meinem Herzen verschwand nie ganz. Es gab Zeiten in denen es unerträglich weh tat, es mir furchtbar schlecht ging und es einfach nichts gab, was das hätte ändern können.
Nichtmal das liebevolle Lächeln meines Vaters, schaffte das. Denn ich konnte immer diesen kleinen Funken, voller Angst und Trauer, in seinen Augen erkennen. Ganz gleich wie sehr er sich bemühte, es nicht vor mir zu zeigen, ich war nicht blind und auch nicht dumm. Ich wusste genau, wie sehr mein Vater unter unserer 'Situation' litt. Ich konnte ihn weinen hören, wenn er dachte ich schlief bereits. Und es zerriss mir jedesmal aufs neue mein kleines Herz, welches tapfer vor sich hin schlug.
Wenn ich es gar nicht mehr aushielt, setzte ich mich gerne an den Strand und starrte einfach auf das Wasser, wie sich die Wellen sanft hin und her wogen. Es brachte all die erdrückenden Gedanken dazu still zu sein. Zumindest für eine kleine Weile fand ich Ruhe und Frieden in dem Anblick. Es hatte mich schon immer fasziniert, so dass ich mich viel damit beschäftigte wenn ich denn konnte. All die Lebewesen und Organismen, die das Meer beherbergte und es gab noch so vieles was unentdeckt war. Wie konnte das einen nicht in seinen Bann ziehen?
Aber wie alles im Leben war auch das nicht für ewig. Mein Dad und ich zogen um, einmal...dann ein zweites und ein drittes mal. Ich hatte lange aufgehört mit zu zählen, in wie vielen verschiedenen Städten wir bereits gewohnt hatten. Ich wollte es gar nicht wissen. Es wäre wieder nur eine Tatsache mehr gewesen, die mir mein unausweichliches Schicksal deutlicher vor Augen geführt hätte.
Und ich wollte es doch so gerne vergessen.
Einfach nur Leben und glücklich sein. War das denn so viel verlangt?
'Du hast es nicht verdient, glücklich zu sein.'
Doch nach all den langen Jahren, schaffte es ein heller Hoffnungsschimmer, in mein sonst so graues Leben. Eine Möglichkeit all dem Leid vielleicht endlich entfliehen zu können. Ich hatte es mir so sehr gewünscht.
Keine Sekunde hatte ich gezögert, meine Hand sehnsüchtig danach aus zu strecken, mich fest zu klammern und nie wieder los zu lassen.
Mein Name war Jeon Jungkook.
Und vermutlich...
...ist diese Geschichte, das einzige, was dieser Welt von mir bleiben wird.
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