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,,Archie...Archibald. Eure Majestät." Tief durchatmend blickte ich von dem massiven Eichentisch in die Augen des Königs von England. Dann brach es aus mir hervor. Meine Faust sauste mit einem Krachen auf den Ratstisch hinunter und der Rest im Raum schreckte aus ihren Mittagsschläfen hoch.

 ,,Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Komplett narrisch? Was hattet ihr den heut' früh im Essen, um auf solch so dermaßen groteske Ideen zu kommen?" Der König von England, Archibald Reid, erster seines Namens, und Monarch der wohl teesüchtigsten Nation der Welt, starrte mich mit seinen großen braunen Augen ausdruckslos an. So, als ob er nicht gerade verkündet hatte, Krieg mit allem, dem Rest der Welt und gleich noch des Universums mit, anfangen zu wollen. Verzweifelt - und leicht verstimmt - sprang ich mit über den Boden schleifendem Stuhl auf, und redete mich mit schallender Stimme weiter in Rage, in der Hoffnung, auch noch den Letzten zu überzeugen, wie irrsinnig des Königs Vorschläge waren.

,,Korrigiert mich, falls ich irren sollte, aber ihr, die höchste Institution des Königreichs England, habt nicht gerade wirklich den Vorschlag angebracht, Steuern zu erheben? Auf das Ein- und Ausgehen in größeren Städten? Auf anlegende oder einlaufende Schiffe?" Ich hob meine Hand und begann an den Fingern abzuzählen, welche schwachsinnigen Ideen noch dabei gewesen waren.

,,Weiterhin habt ihr vor jegliche Magie auszurotten, Krieg mit allen Nachbarreichen anzufangen und das Absurdeste von allen, ihr wollt - ich zitiere - Lamas so züchten, dass sie in einigen Jahren unsere eigene Eliteeinheit an kampferprobten Bestien darstellen. Soweit alles dabei?" Seine Majestät kommentierte das alles mit einem Nicken. Mutlos hob ich die Arme, ließ sie dann wieder fallen und blickte verzweifelt zu den restlichen Beratern des Königs hinüber, in der Hoffnung, sie mögen doch einen guten Einfall bringen, der den König umstimmen vermag. Und den Heiligen sei gedankt, meine Bitten wurden erhört. Duncan Reid, Bruder des Königs und seine Rechte Hand, was Regierungsgeschäfte angig, erhob sich. Mit Zuversicht in den Gliedern ließ ich mich in meinen Holzsessel fallen. Er würde das schon schaukeln. Und ich würde mich einfach mal kurz ausruhen. Müde schloss ich die Augen und spürte, wie die Aufregung langsam abklang. Die ersten Worte der Hand des Königs hörte ich noch mit, dann verschwand alles in einem Wirbel aus dumpfen Geräuschen. 

Der Schlafmangel der letzten Tage forderte seinen Tribut. Leise seufzte ich auf. Wir - die Berater des Königs, die ihn in allen politischen Belangen unterstützten, bekräftigten - oder wie die letzten Tage - züchtigten - hatten es allesamt bis zum Hals stehen. Die vergangenen Stunden, und die gestern, und die vorgestern, und die den Tag davor, und so weiter, hatten an unsrer aller Nerven gezehrt. Normalerweise waren Ratssitzungen dazu da, konstruktive Kritik, Verbesserungswünsche und -vorschläge zu bringen. Aber unser König? Der schoss von Mal zu Mal den Vogel immer höher hinaus. Archibald kam von Tag zu Tag mit abstruseren Vorschlägen um die Ecke. Das eine Mal waren es Steuern auf alles und jeden, das andre Mal meinte er so beiläufig, dass wir ja Krieg mit Frankreich anfangen sollten, weil deren König Phillip I. ihn beim letzten Treffen schief angesehen hätte. Heute hatte er sich dann selbst übertroffen, indem er meinte, dass wir alle magischen Wesen hier und diesseits unserer Grenzen vernichten sollten. Man braucht, glaube ich, gar nicht erläutern, warum das die Spitze der sinnbefreitesten Ideen war. Wenn er die Einwohner von England gerne auf etwa ein Viertel reduziert haben wollte, dann gerne doch. Aber ansonsten? Der größte Teil der Bevölkerung hatten etweder Vorfahren, die magisch begabt waren, oder ein Wesen als Urahn, was Magie in den Erbanlagen trug.

Mir entfloh ein weiterer Seufzer. Wenn das so weiter ging, dann würden wir allesamt noch binnen der nächsten Stunden im Narrenhaus landen. Schwerfällig setzte ich mich in meinem Stuhl auf und blickte zur Hand des Königs, die augenscheinlich gerade zu seinen letzten Sätzen ansetzte.

,,..außerdem haben wir Ballsaison, verehrter Bruder. Nichts käme dem mehr nicht entgegen, als Steuern auf Einreisende zu erheben, oder einen kostspieligen Krieg anzufangen, der Milliarden Goldmünzen aus der Schatzkammer ziehen würde. Ihr werdet also sehen müssen, dass es besser für all diese Ideen wäre, bis nach Ende der Festnächte zu warten." Erwartungsvoll blickte er seinen Bruder an. Wenn sie so gegenüber standen, bemerkte man, dass sie kaum unähnlicher sein könnten. Während Archibald Reid mehr nach seinem tief englischem Vater kam, hoch gewachsen, stattlich und schlank, war sein Bruder mehr der Sohn seiner, aus Schottland stammenden, Mutter, vollbärtig, etwas kleiner, und dafür aber gebaut wie ein Wandschrank. Wo der amtierende König das Gentlemen-Sein zur Bestimmung erhoben hatte und friedliebend und höflich war, munkelte man im Volksmund, dass man in Duncan Reids Nachnamen das 'e'  eher mit einem 'a' ersetzten sollte, damit es dem Charakter des aufbrausenden Kriegers gleichkam. Die Brüder hätten unterschiedlicher nicht sein können, doch ihr jeweiliger Charakter hatte ihnen zu den Ämtern verholfen, denen sie nun Treue geschworen hatten. Und wenn das nun heißen sollte, dass die Brüder sich machmal über den Tisch hinweg anstierten wie zwei brünftige Hirsche, die gleich aufeinander losgehen wollen. Und heute war das anscheinend mal wieder der Fall...




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fantasy_girl_forever - here you go:)

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