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Der nächste Tag stand vollkommen im Licht des übermorgigen Balles. Jegliche freie Minute wurde von Gestaltung, Planung und anderweitigen Tätigkeiten eingenommen. Ich verbrachte Stunde um Stunde damit, von einer Ecke des Schlosses in die nächste zu hecheln, um die Festmähler mit unseren obersten Köchen abzusprechen. Die hauseigenen Süßwarenhändlern und den dörfischen Auftragsbäckern mussten darüber unterrichtet werden, welche Art von Gebäck, Torten und ähnlichem gewünscht waren und wie sie auszusehen hatten. Der höheren Dienerschaft musste erklärt werden, an welchem Abend was und wo zu stehen hatte und welche Kleidung sie und ihre Untergebenen anzulegen hatten, damit sie passend erschienen. Dem Orchester war beizubringen, dass sie bitte den gesammten Abend Tanzmusik spielen sollten. Selbstverständlich, ich hatte in den vergangenen Jahren schon immer wieder Bälle für die Krone mitorganisiert, aber der neue Kantor war ein solch ignoranter Steckenknecht, der einfach nicht einsehen sollte, dass er nun mal nicht Haydens Paukenschlag spielen durfte!
Kurzum, es war eine mühselige Plackerei. Und jedesmal, wenn man eine Institution abhaken wollte, kam die vorherige angeschissen, um einem mitzuteilen, dass da was doch nich so ging...
Ich wusste nicht, wie viele Diener ich im Laufe der Stunden angeraunzt hatte, aber es war im letztentlich einfach nur noch egal. Ich schlurfte müde und erschöpft durch die große Eingangshalle, des Hauptnebentraks, dessen Treppen zu meinem Quartier führen würden, als hinter mir das quitschende Eichentor mit den rostigen Eisenbeschlägen aufgeschoben wurde, und ich das Getrappel mehrerer Stiefel auf dem Boden vernehmen konnte. Das Getrappel von Stiefeln, welche Körper trugen, die klappernde Rüstungen am Leibe hatten, wohlgemerkt. Meine Müdigkeit vergessend, drehte ich mich ruckartig um. Hinter mir hatten drei Mann der Schlossgarde die Halle betreten. Ich wollte mich schon schulterzuckend wieder umwenden um weiterzugehen - denn, dass sie Soldaten von Schloss Longshadow unter Befehl von Aidan manchmal Patrouille liefen war nichts seltenes - , als der einer der Gepanzerten das Wort ergriff.
,,Lady Gweyneth Winter?" Ich nickte müde und fragte mich, wer in drei Teufels Namen mich denn nun schon wieder behelligen wollte. Mit eingeschlafenem Gesichtsausdruck lauschte ich noch dem Verhallen meines Namens nach, da hatte der Gardist, der mich angesprochen hatte, schon eine Pergamentrolle aus seinem Wamst gezogen. Er rollte sie bedächtigt auf, räusperte sich, und sprach dann laut:,,Lady Gweyneth Winter. Kraft meines Amtes als einer der Berater des Königs und Kriegsminister der Krone setzte ich sie hiermit fest. Ihr wisst, was ein Verstoß dessen bedeuten würde."
Blinzelnd wie ein Uhu in der frischen Morgensonne blickte ich dem Leser entgegen, der mir die Rolle ausgebreitet hinzeigte. Theoretisch hatte Aidan die Macht dazu, wie jeder andere Berater des Königs auch, allein aus den Gründen, damit bei einem Machtmissbrauch der Schädigende sofort ihn Gewahrsam genommen werden konnte. Mich beschlich da ein ganz böser Gedanke...
,,Es ist von Lord Aidan Calvert unterzeichnet und war mit dem Siegel der Krone versehen." Er fuhr fort, mir die Instruktionen mitzuteilen, die er bekommen hatte.
,,Wir haben Befehl, sie zum kleinen Ratssaal im ersten Obergeschoss zu geleiten, wo ihr euch einerseits einen Bruder der Kirche dazuholen könnt, der euch eure Sünden erlässt. Andererseits haben wir den Befehl euch nicht aus diesem Zimmer zu lassen, bis Lord Calverts 'Meister vom Fach' eingetroffen ist." Mir hoben es beim letzten Satz die Augenbrauen beinahe bis zu den Haaren hoch, doch ich drehte mich mit einem:,,Na dann los." zu den Aufgängen und geleitete mich selbst bis vor das besagte Zimmer, ehe ich mich an den Gardisten mit der Rolle wendete. Müde sprach ich:,,Wann gedenkt denn Lord Calverts Meister vom Fach denn zu kommen?"
Er trat an mir vorbei, schloss die Tür auf, öffnete sie und bot mir mit ausgestrecktem Arm den Vortritt an. Dankend nickend - Höflichkeit war eine Tugend! - schritt ich in den dunklen, kalten Raum und drehte mich um, den Gardisten fragend ansehen. Der wiederum,...man kann sagen, er blickte fasst schon entschuldigend drein. Ich hob abwartend eine Augenbraue. Er räusperte sich:,,Nun ja...darüber hat man uns nicht informiert...". Er musste wohl bemerkt haben, dass mein Gesichtsausdruck sich von höflich-fragend zu steinern-ärgerlich gewandelt hatte. Ein Schlucken, dann fuhr er hastig fort:,,Aber ich werde natürlich sofort einen meiner Männer losschicken, der den Lord um nähere Informationen bittet."
Ehe ich noch einen weiteren bissigen Kommentar von mit geben konnte, lies er mit einem entschuldigenden Lächeln die schwere Tür ins Schloss fallen. Das Drehen eines Schlüssels war zu vernehmen.
,,Na großartig!" Erschöpft lies ich mich in einen der Sessel, die um den Tisch standen, fallen.
,,Falls dieser...Meister vom Fach, wer auch immer er sein möge, nicht binnen einer Stunde da ist, dann werde ich aber so was von hier weg sein!" Konte ich nur noch ermattet murmeln, dann forderte die Tagesanstrengung ihren Tribut, und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.
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