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Meine Schwester wollte gerade schon ihren Mund öffnen, um mir - mit Sicherheit - die Meinung zu geigen, als ein vielstimmiges Trompetentröten erklang. Dann folgte der Königliche Marsch.
Eilig winkte ich Rhoswn nach unten. Sie verstand. Wie der Blitz stand sie neben mir, strich ein letztes Mal über ihr nachtblaues Ballkleid, dass mit seinen silbernen Stickerein an den Nachthimmel erinnerte, und warf dann ein strahlendes Lächeln auf. Der Lord Magier hingegen tat, ich möchte nicht sagen, exakt das Gegenteil, doch es war schon nah dran. Er schlurfte lustlos neben mich und blickte dann reserviert seiner Majestät entgegen. Und ich? Nun ich nahm mir ein Mittelding aus beiden. Ein Kleid-Glattstreichen, einmal die Frisur noch betasten und ein leichtes Lächeln aufsetzten. So schön wie meine Schwester würde ich es eh nicht hinbekommen, da kann ich es ja auch gleich lassen.
Im Saal war inzwischen Totenstille eingekehrt. Ein letzter Trompetenstoß durchbrach diese, dann vernahm man nur noch das Klackern der Schuhe des Königs auf dem hölzernen Boden. Erhaben, so als ob er die letzten Tage nicht damit zugebracht hätte, Stuss zu verkünden, schritt Archibald, erster seines Namen, Monarch von England, neben seinem Sohn und Thronfolger, dem Kronprinzen Jonathan, die Treppe hinunter. Als die beiden sich uns näherten, versanken Rhoswen und ich in einem tiefen Knicks, während Lord Wilder eine ungelenke Verbeugung mimte. Erst als die beiden uns passiert hatten, kam er aus dieser mit knackendem Rücken hoch, während sich Rhsowen elegant erhob und ich...nun ja...mich in eine aufrechte Position hochqäulte.
,,Na da ist ja mal wer unsportlich." Lord Wilders amüsierten, aber leisen, Einwurf quittiert ich mit einem aggressiven Schnauben.
,,Na wer ist denn gestern und vorgestern wie wild durch die Botanik gesprintet um diesen Ball zu organisieren, nur um dann abends von einem heimtückischen Magier niedergeschlagen zu werden?!" Äffte ich ihn leise nach und starrte ihn böse an.
,,Shh, was auch immer das gerade war...ich will es später wissen und jetzt erstmal schauen, was der König macht!" Flüsterte Rhoswen uns zu. Der Lord Magier und ich wandten uns wiederstrebend dem König zu. Nun gut, ganz Unrecht hatte meine Schwester schon nicht. Seit die Königin letztes Jahr nach der Ballsaison verstorben war, hatte der König keinen Anlass gehabt, mit einer anderen zu tanzen, er hatte es immer seinem Beuder Duncan und dessen Frau Margaret überlassen. Doch heute, bei einem königlichen Ball? Da würde Archibals ranmüssen.
Unter der Beobachtung von hunderten Augen wanderte der König von Englans scheinbar ziellos durch die Menge. Jonathan hatte er bei seinem Bruder gelassen, die beiden verstanden sich wie Wolf und Rabe. Ich ließ meinen Blick zurück zum König schweifen, über Dougal, Margaret und...warte mal! Ich kniff meine Augen zusammen. Das konnte doch nicht...doch! Ich stieß dem Lord Magier meinen Ellebogen in die Seite. Der zischte verärgert auf:,,Was fällt euch ei...?!"
,,Neben Margaret, Duncans Frau." Ich deutete energisch die Richtung an.
,,Der hochgewachsene Mann in diesem wunderlich grünen Jackett! Er ist die Fee!" Mir gefror das Gesicht, als ich es Rhoswen zuwandte. Sie hatte sie ebenfalls entdeckt und war erbleicht.
,,Die, die damals..." Ich stockte, konnte die unterdrückte Verzweiflung in meiner Schwester Augen entdecken. Eine schokoladige Stimme riss mich aus meiner Trance.
,,Warte, Teuerste, was meinst du mit die Fee, die damals...was genau getan hat?" Des Lord Magiers beruhigender Bass brachte mich ein Stück zurück in die Wirklichkeit. Arme packten meine Schultern, drehten mich um, doch ich konnte den Blick nicht von der Masse abwenden. Der König war fast an Margaret vorbei, hatte die Höhe der Fee fast erreicht...da drehte er sich wie von fremder Hand gesteuert um, verbeugte sich vor der hochmütig lächelnden Margaret und die Welt lief wieder normal weiter.
,,Heilige Maria..." Ich stützte mich außer Atem auf meinen, von Stofflagen bedeckten, Knien ab.
Rhoswen hatte jedoch was komplett anderes vor. Als ich meinen Kopf zu ihr wendete, sah ich, wie ihr Blick von einer Wache, zu deren Säbel und zu der Fee hinwanderte.
,,Rhowen nein! Ich verbiete es!" Meine Stimme hätte Butter schneiden können, so scharf klang sie. Doch meine Schwester starrte mich bloß aus unergründlich Augen an. Ich schluckte. Aus dieser Entfetnung konnte ich noch nicht erkennen, welches von beiden Augen das Farblose war...
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