In der Falle

Als Justin und ich wieder im Wald waren, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ ihnen freien Lauf.

"Shhh, ist schon gut", flüsterte Justin und strich mir sanft über den Rücken.

"Wieso? Das Leben stellt sich gegen mich. Das hat es schon immer gemacht! Und es wird sich auch nie ändern ... Als nächstes komme ich dran", schluchzte ich und war gleichzeitig wütend. Justin sagte nichts, dafür war ich ihm dankbar. Ich brauchte jetzt etwas Ruhe. Ich befreite mich aus seinen Armen und setzte mich auf den Boden. Ich weinte lautlos weiter.

"Ich such mal Wasser, ist das in Ordnung? Du musst ja völlig ausgetrocknet sein ...", vermutete Justin. Ich nickte nur. Dann verschwand er schon hinter den Bäumen.

Ich fühlte mich plötzlich allein. So schrecklich einsam. Ich wünschte mir Justin zurück ... und Mia.

Ich sprang panisch auf, als ich ein Geräusch hörte. "Ist hier wer?", flüsterte ich. Meine Stimme war auf einmal verschwunden. Hinter mir raschelte es. Ich drehte mich um hundertachzig Grad um.

Der Mann stand hinter mir. Er hatte wieder sein Messer bei sich. "Jetzt hab ich dich!", brüllte er und stürzte sich auf mich, das Messer auf mein Herz gerichtet.

Ich wich ihm gerade noch rechtzeitig aus. Er packte mich von hinten an den Schultern und drückte mich an seinen Körper. "Leider ist dein Freund gerade nicht hier ...", murmelte der Mann und lachte leise. Ich schlüpfte unter seinen Armen hindurch, was er sichtlich nicht erwartet hatte. Er schrie wütend auf. "Komm her, du kleines Biest!", brüllte er wutentbrannt. Ich rannte so schnell ich konnte, davon. Der Mann dicht hinter mir. Hoffentlich ist mein Dad nicht hier, dachte ich und mir lief ein Schauer über den Rücken.

Ich rief Justins Namen. Ich hoffte, er würde mich hören und kapieren, was hier los war.

Er hatte recht gehabt, wir waren nirgends sicher.

Plötzlich sprang etwas auf mich und ich fiel hin. Dabei schürfte ich mir meine Knie und Hände auf. Ich spürte, wie etwas warmes an meiner Hand hinunterrann.

"Wieso tust du das?", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor.

"Ich hasse dich, und dein Vater auch - das weißt du ja wohl." Den letzten Satz hauchte mir der Mann ins Ohr.

"Wer bist du?", quetschte ich hervor, um etwas Zeit zu gewinnen.

"Lukas, dein Bruder!" Ich bekam keine Luft mehr. "Was? Du bist mein BRUDER?!", keuchte ich. "Das glaube ich dir nicht. Warum weiß ich nichts davon? Und wie alt bist du überhaupt?!" Doch er antwortete nicht.

Stattdessen drehte er mich um, sodass er auf meiner Hüfte saß. Das Messer hatte er griffbereit.

"Komm nach Hause, dann passiert dir nichts", sagte er mit rauer Stimme.

"Ach, ja? Und das soll ich dir glauben?", fragte ich und verzog schmerzhaft das Gesicht, als er mir eine Ohrfeige gab. "Wenn du so etwas noch einmal sagst, dann bist du tot!", zischte er. Ich zuckte unter ihm zusammen. "Mein Leben hat sowieso keinen Sinn, also ... mach doch!", rief ich und Tränen traten mir in die Augen.


"Ich denke du bist selbst daran Schuld, dass du so unbeliebt bist. Obwohl ... Das ist ein guter Vorteil für mich. Es kümmert sich keiner um dich. Mia ist nicht da ...", redete er. Ich versuchte, mich aufzurichten, doch dafür erntete ich nur eine weitere Ohrfeige. "Reiß dich zusammen, du Biest!", zischte er wieder. Wo steckte nur Justin?

Als hätte er meine Gedanken gelesen, erwiderte er: "Dein lieber Freund ist in den Händen deines Vaters. Oder besser gesagt: Unseres Vaters. Der ist wahrscheinlich schon tot ..."

"Wer, mein Vater?", scherzte ich und bekam wieder einen Schlag.

"Ich hab gedacht, du bringst mich um, wenn ich noch so etwas sage", nervte ich ihn.

Er knurrte. "Das wird auch nicht mehr lange dauern. Kommst du jetzt brav mit nach Hause?"

"Niemals!", fuhr ich ihn giftig an.

"Tja, dann ..."

Auf einmal fiel mir etwas ein.


"Du darfst mich nicht töten, oder? Das hat Dad verboten, nicht wahr?" Ich fing an zu lachen. Ich hatte echt schwarzen Humor. Aber in so einer Situation war das womöglich nicht einmal so seltsam.

Plötzlich spürte ich ein taubes Gefühl in meinem Magen. Er hatte mich in meinen Bauch geschlagen! Ich wand mich unter ihm. Als das nichts brachte, biss ich Lukas in die Hand, sodass er aufschrie, und sein Gewicht so verlagerte, dass ich ihn auf die Seite schubsen konnte. "Nein!", schrie Lukas empört, und lief mir hinterher. Wo sollte ich hin? Ich hatte schon herausgefunden, dass ich mehr Glück hatte wie Justin. Mein Vater war wiffer als Lukas. Plötzlich stolperte ich über eine Baumwurzel und fiel auf ein paar spitze Steine. Ich unterdrückte einen Schrei. Lukas holte mich ein. Flink erhob ich mich wieder und rannte erneut um mein Leben. Hoffentlich ging es Justin gut ...


- Justins Sicht -


Er hatte mich geknebelt. Ich konnte mich nicht rühren. Mein Mund war zugeklebt, sodass ich keinen Laut von mir geben konnte. Nach ungefähr zehn Minuten kam der Mann in dem grünen Kapuzen-Pulli und atmete schwer.

"Sie ... ist ent ... entkommen, Max", schnaufte der Mann.

"Das ist nicht dein Ernst, Lukas! Wo ist sie hin?", schrie Max, Taras Vater, und kam ein paar Schritte näher zu Lukas.

"Ich habe sie schon gefangen, dann hat sie mich gebissen, und dann ist sie weggelaufen. Ich habe sie bis zur Hauptstraße verfolgt, weiter konnte ich ja nicht ...", erklärte Lukas noch immer außer Atem.

"Sicher hättest du ihr nachlaufen können, du Arschloch! Sie ist doch so unbeliebt in der ganzen Stadt, dass sich keiner um sie kümmert!", erinnerte Max.

Doch ich dachte etwas anderes: Wenn Lukas Tara nachgelaufen wäre, hätten die Leute in der Stadt trotzdem 'den Mann mit dem grünen Kapuzen-Pulli' erkannt. Die zwei Männer waren wohl nicht sehr klug.

Ich war stolz auf meine Tara, doch ich bereute, dass ich weggegangen war. Max hob mich hoch und warf mich in einen dunklen Raum. Wahrscheinlich eine Hütte. Er hatte meine Hände und Füße gefesselt, mein Mund war noch immer zugeklebt. Dann schloss er die Tür ab und ich konnte zwei Paar Füße hören, die sich schnell entfernten.

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Außerdem möchte ich dieses Kapitel jemanden widmen, nämlich Yvonne2001, weil sie so liebe Kommentare geschrieben hat.

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