Einsam und allein
Drei Tage war jetzt schon nichts mehr geschehen. Keiner hatte uns angegriffen, oder sonst was. Justin und ich saßen gerade bei einer Quelle und tranken Wasser. "Wie lang sind wir jetzt schon unterwegs?", fragte ich.
"Mhh ... Drei Wochen?", vermutete Justin und zuckte mit den Schultern. Ich hatte ein Problem. Ein scheiß blödes ...
"Hast du Geld?"
"Äh, nein. Wieso?" Die Wahrheit konnte ich ihm nicht sagen, deswegen sagte ich: "Wir brauchen einen Rucksack, wo wir das gesammelte Essen reintun. Und andere Sachen auch."
"Gute Idee. Wir gehen einfach zu mir nach Hause. Wieso haben wir das eigentlich nicht gleich gemacht?!", fragte sich Justin und lachte über sich selbst. "Passt es morgen? Es wird nämlich schon dunkel ..."
"Bitte heute noch. Zumindest das Geld und den Rucksack."
"Und was dann noch?"
"Ich muss morgen einkaufen."
"Was brauchst du? Schminkzeug?" Justin grinste, doch ich fand das nicht lustig. Musste er so viel nachfragen?
"Nein, was anderes", sagte ich mit ernster Stimme.
"Okay, wie du willst", meinte Justin und machte sich bereit zum Gehen. Ich ebenfalls.
Als wir in der Wohnsiedlung ankamen, fing es an zu regnen. Das war ja wieder einmal typisch. Ich sehnte mich so danach, wieder zu Hause zu sein und auf dem Sofa sitzen. Ich stellte mir vor, wie das Feuer im Kamin den Raum erwärmt und gemütlich erscheinen lässt. Immerhin hab ich daheim ein Dach über dem Kopf gehabt, was es nun nicht mehr gab.
Justin öffnete die Haustür und ließ mich vorgehen. "Mum? Ist jemand da?", rief er und schaltete das Licht ein, das natürlich nicht funktionierte. Ich kam mir wie in einem Gruselfilm vor. Da passierte immer das Gleiche wie jetzt. Wir tasteten uns voran zur Treppe. Da ich dieses Haus nicht kannte, hielt ich mich dicht an Justin.
"Wo sind die alle? Die Straßenlaternen draußen haben auch nicht geleuchtet. Kein einziges Licht war da gewesen ...", bemerkte ich und bekam etwas Angst.
"Keine Ahnung, halt dich an meinem Arm fest. Wir gehen jetzt schnell in mein Zimmer, holen einen Rucksack und Geld und hauen ab. Irgendetwas ist hier faul", merkte auch Justin. Ich schluckte. Der Wald war nicht so gruselig gewesen.
Wir kamen in dem kleinen Schlafzimmer an. Justin schnappte sich einen Rucksack, der in der Ecke ganz hinten lag und leerte sein Sparschwein aus. "Genügt das?", fragte er, als er wieder bei mir ankam und hielt mir einen Zehn-Euroschein vor die Nase. Ich nickte.
Wir rannten die Treppen runter und in die Küche. Justin räumte ein paar Lebensmittel aus dem Kühlschrank und in den Rucksack. Dann liefen wir aus dem Haus. Ich war erleichtert, als wir wieder auf dem Gehsteig waren und die einsame Siedlung hinter uns ließen. Nirgendwo fuhr ein Auto, oder zwitscherte ein Vogel. In keinem einzigen Haus brannte Licht.
"Entweder sind die Stromleitungen tot, oder wir sind hier die einzigen Menschen", sagte Justin und schaute sich unsicher um. Ich hielt schon die ganze Zeit Justins Arm. Wir gingen zurück in den Wald. Schließlich legte sich Justin auf den Boden. Sein Bauch diente mir als Kopfkissen. Kein einziges Geräusch war zu hören, nur das Atmen von uns beiden. Dadurch schlief ich ein.
- Justin's Sicht -
Ich betrachtete sie schon eine Weile. Sie schien einen Albtraum zu haben, deshalb nahm ich sie in den Arm und hielt die ganz fest an mich gedrückt. Das hatte meine Mutter immer gemacht. Meine Gedanken schwirrten in meinem Gehirn umher. Wieso hatten wir keine Menschenseele gesehen? Sind etwa alle gestorben?! Und wo sind Max und Lukas? Irgendwie war das alles in der Höhle total magisch gewesen. War es wirklich die Macht der Liebe gewesen? Sowas gab es doch gar nicht. Ich meine, wer glaubt schon an Magie? Das musste was anderes gewesen sein, obwohl mein ganzes Leben sich wie ein Film für mich gezeigt hatte. Ich war also wirklich gestorben, doch Tara hatte mich wieder zum Leben erweckt. Ich kapierte einfach nicht, wie?! Vielleicht war die Höhle ja mit Zauberkräften ausgestattet ... Ach, was für ein Quatsch!
Tara drehte sich strampelnd um. Schom zum fünften Mal ungefähr. Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Mir ging es einfach nicht aus dem Kopf, was das Ganze sollte. Na ja, morgen würde die Welt ganz anders aussehen ...
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