Kapitel 37
ANGEL STOPPTE UND holte Luft, als wollte sie etwas hinzufügen. Sie hielt stockend inne und sah unsicher Ayame an. Die Tracerin wirkte kein Stück verblüfft - sie machte sich nicht einmal die Mühe, überrascht zu wirken. Es sah so aus, als würde sie einen Fluchtplan dieser Art nicht zum ersten Mal hören. So verrückt das auch klang.
"Ja, das war alles. Das wäre mein Plan", bestätigte Angel ein weiteres Mal, als würde sie erst beginnen, zu begreifen, noch nicht weiter gedacht und ausgebaut zu haben. Sie drohte an sich selbst zu zweifeln und machte sich unbewusst immer kleiner. Dabei fand es Rae im Gesamten gar nicht schlecht.
"Ich würde sagen, wir warten einige Tage, bevor wir aufbrechen und es durchziehen. Dann könnten wir auf Nummer sicher gehen und Verschiedenes überprüfen-"
"Nein", schnitt Ayame ihr das Wort ab. "Ihr dürft keine Zeit mehr verlieren." Gehetzt erhob sie sich vom Bett und starrte Angel ernst mit ihren großen Augen an.
"Was? Warum?", wollte Rae wissen. Ihr sprunghaftes Verhalten war ihr suspekt. Von einer Sekunde auf die andere hatte sich ihre ausgeglichene Stimmung in eine unruhige verwandelt. Ayames Kopf huschte nur kurz zu ihr und sie entdeckte ein Glitzern in ihren schwarzen Pupillen.
"Packt alles. Macht das, was du gerade aufgezählt hast. Geht noch heute Nacht." Sie sprach schnell, als hätte sie nicht viel Zeit. "Ich helfe euch bei den Vorbereitungen und begleite euch bis zur Tür, aber ich gehe nicht mit", erklärte sie unmissverständlich.
"Warum?", fragte Rae deutlich und betont. Sie richtete sich von ihrem Bett auf und lehnte sich interessiert nach vorne. Es war seltsam, wie eilig sie es damit hatte, dass sie verschwanden. "Wir könnten auch einfach morgen oder übermorgen-"
"Nein." Ayame unterbrach sie konsequent. "Die Frage ist eher: Was spricht gegen jetzt, sofort, hier und heute?", sprudelte es aus ihr heraus. Keiner erwiderte etwas darauf.
"Wozu Zeit verschwenden? Denkt an Mi, die hat sie nicht, die Zeit, noch länger zu warten. Morgen könnte sie tot sein." Schockiert riss Angel die Augen auf und starrte sie entsetzt an. Rae zog die Augenbrauen zusammen und biss sich auf die Lippen. So direkt hatte sie Ayame bei weitem nicht eingeschätzt.
"Nein, das ist mein voller Ernst. Was spricht dagegen, nicht gleich aufzubrechen? Nennt mir einen Grund", verlangte sie. Ihr Blick durchbohrte abwechselnd Rae und Angel unangenehm und doch war die blonde Tracerin diejenige, die schneller einknickte und zu Boden sah. In den Köpfen der beiden schwirrten Fragen und wirre Gedanken, aber niemand wollte Ayame die Antwort liefern, die sie brauchte.
"Okay", rief Rae seufzend und hob die Hände entschuldigend. "Ich werde hier ja sowieso nichts vermissen." Noch während sie die Worte aussprach, wurde ihr bewusst, wie ehrlich sie zu sich selbst war. Jetzt, wo die Tür metaphorisch sperrangelweit offen stand, würde sie kaum zögern, durch sie zu treten.
Es hielt sie hier weniger, als sie gedacht hatte. Ihre Freunde. Die würde sie vermissen. Aber, dass sie Rae vom Gehen abhielten, stimmte schon lange nicht mehr. Denn, so schwer es war, diesen Gedanken zu Ende zu bringen; ihr gesamtes, unschuldiges Leben hier war eine einzige, bittere Lüge. Und zur IUU gehörten eben die Tracer und ihre Tugenden dazu.
Der nächste Atemzug war schwer und ihre Brust fühlte sich eng und eingequetscht an. Sie ließ ihre Schultern sinken. Als ihre Augen zu Angel huschten, fragte sie sich, ob sie so ähnlich fühlte wie sie.
"Ist für den Plan bis heute Nacht alles ungefähr bereit?", fragte Rae und versuchte ihren Kopf selbstbewusst zu recken. Noch wollten ihre Augen nicht Teil ihrer zufrieden wirkenden Maske werden, doch ihr abgemühtes Lächeln schien Angel Mut zu machen.
"Theoretisch, ja...", überlegte Angel und kratzte sich am Kopf. "Einige Kleinigkeiten müssten wir noch klären, vor allem, wie das mit dem Lift funktioniert... Aber an sich ja. Wir könnten eigentlich heute noch aufbrechen", gestand sie selbstzufrieden. Unsicher blickte sie durch die Runde, doch die anfängliche Freude schien bei ihr wieder durchschimmern zu wollen.
"Dann ist es jetzt beschlossene Sache?", fragte Ayame aufdringlich. Ihr Blick war neugierig und bittend zugleich.
"Schätze schon", meinte Angel und strich sich eine rosa Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Ja, dann", rief Rae und sprang von ihrem Bett auf. "Was lungern wir hier noch rum? Lasst uns was tun, damit wir nach Sonnenuntergang endlich von hier weg sind!"
Die nächsten Stunden verbrachten die Tracer damit, sämtliche Gegenstände - alles was sie meinten, in Zukunft noch zu brauchen -, in den Koffer zu packen. Raes Hab und Gut überwiegte, wenn sie es mit Angels Besitz verglich. Nur die Unmengen an Wasserflaschen, gemeinsam mit dem großzügigen Inhalt ihres Kühlschranks nahm noch mehr Platz ein. Es war nur eine Sicherheitsmaßnahme. Schließlich konnten sie nicht wissen, was ihnen noch widerfahren würde.
Das Tagebüchlein der Wissenschaftlerin trug Angel durchgehend bei sich, fast genauso fanatisch hütend wie Rae mit ihrem Ring. Immer wieder lief sie vertieft darin im Zimmer auf und ab. Sie ging es doppelt und dreifach durch und versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen.
Ayame verschanzte sich den Großteil der Zeit im Zimmer der beiden Tracerinnen und arbeitete daran, die Verbindung der Handys zur IUU zu kappen. Zwar behauptete sie, dass sie ansonsten gewisse Grundfunktionen nicht hineinzaubern können würde, aber sollte es gut laufen, konnte man mit Raes Handy Angels kontaktieren und umgekehrt. Auch wenn das nicht klappen würde, war die Hauptsache, dass die IUU ihren Standort nicht mehr abrufen konnte.
Um exakt drei Uhr in der Nacht verließen die beiden Mädchen ihre Gemächer und schlichen sich mit dem schmalen Koffer in den Krankentrakt. Ayame saß noch immer in derselben Ecke und für Rae begann es so auszusehen, als ob sie vor etwas Angst hätte. Als wäre ihr Zimmer der einzige Ort, an dem sie sich noch sicher fühlte. Es war die Art, wie sie dort kauerte und verklemmt in ihren Computer starrte.
So durchgedreht es für sie vor einigen Tagen noch geklungen haben musste, waren sie erschreckend routiniert darin, in verbotene Bereiche einzubrechen. Hemmungslos beamten und sprangen sie über Hindernisse hinweg, als existierte das strikte Verbot in ihren Köpfen nicht mehr. Die Fähigkeiten außerhalb der Arenen einzusetzen war absolut verboten.
Konzentriert suchten sie den sterilen Raum und fanden Mi unverändert regungslos auf einem der Metallblöcke ruhen.
Es fühlte sich an, als wären sie erst gestern hier gewesen und hätten Mi totenbleich gefunden. Die nahezu weißen Hände lagen ineinander verschränkt auf dem Bauch und ihre Haare flossen frei und offen über die Schultern. Keine Bewegungen, kein Zucken der Augenlider oder Ähnliches waren zu sehen. Es war beängstigend, wie starr und leblos sie wirkte. Das machte Rae nervös.
Als sie flott, aber mit Präzision, Mi in den Koffer hievten, fielen ihr die Haare auf. Hier fand sie einen Aspekt, der sich verändert hatte. Sie waren noch blauer geworden.
Zu Anfang war sie eine Blondine mit einigen bläulichen Strähnen in ihrer Mähne gewesen und jetzt war sie das Mädchen mit den hellen Haaren, die man in der reinen, zauberhaften Farbe des Himmels getunkt hatte. Und etwas in Raes Bauch sagte ihr, dass die Anomalie stetig weiter klettern würde.
Alles lief perfekt nach Plan. Zu perfekt für ihren Geschmack. Mi hatten sie, Ayame hatte ihre Arbeit geendigt und auch alle sonstigen Vorbereitungen waren getroffen worden.
Das einzige, das Rae und Angel störte, war Ayames Entschluss, in der IUU zu verbleiben. Sie half ihnen zwar dabei, die Türe konkret aufzufinden, doch sie würde keinen Schritt weiter aus dem Rahmen treten. Die beiden wollten sie bei sich haben, um in der Welt zurecht zu kommen. Wenn die Tracerinnen sie in ihrem Team hätten, stünden ihre Chancen besser, Mi wiederzubekommen.
Während Angel den Grund erörtern wollte, warum Ayame das dringende Bedürfnis verspürte, in der IUU zu verbleiben und gleichzeitig die beiden von hier weghetzte, beschloss Rae etwas. Sie schlug es der Blondine unverblümt vor und obwohl sie es nicht für das richtige hielt, lehnte sie nicht ab.
Sie würden Ayame einfach zwingen, mitzugehen. Wenn sie den richtigen Ort gefunden hatten, würden sie ihr den Schlüssel nicht zurückgeben und sie anschließend dazu drängen, mit ihnen zu gehen. Sie wäre aus der IUU ausgesperrt und würde ihnen mit Sicherheit helfen, dafür sorgte Rae. Aushandeln, dass sie die beiden begleitete und sie erst zurück in ihr Zuhause lassen, wenn sie Mi wieder hatten. Das war ihr unbestreitbares Ziel. Gleichzeitig wären sie im Besitz des Schlüssels und würden jederzeit zurück können, wenn etwas schief ging.
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ANGEL KÄMMTE IHRE Haare hektisch nach oben und band sie zusammen. Ein Knoten. Nervös an ihrer Mähne reißend versuchte die Blondine ihn zu lösen.
"Es ist so weit", hörte sie Rae knapp sagen. Eine Hand ließ sie hinunter zischen, um ihr Handy zu ergreifen. Es war vier Uhr morgens. Ihre Zimmernachbarin sammelte geschwind die letzten Trümmer ihrer Habseligkeiten ein und ließ sie achtlos in den Koffer fallen, wo sie nur wenige Zentimeter neben Mi, die auf einer dünnen Matte ruhte, am Boden dumpf aufkamen. Sie warf den Deckel zu, ergriff den Henkel und tapste zur Tür.
Angel ließ ihre andere Hand von ihren Haaren ab und eine bunte Mischung aus blonden und rosafarbenen Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Regungslos betrachtete sie das Zimmer, ihren einzigen Rückzugsort. Heimweh machte sich in ihr breit, als ihr mehr denn je bewusst wurde, dass sie von hier weg gingen. Sie würde das hier nie wieder sehen. Ein fremdes Leben und eine ungewisse Zukunft warteten auf sie.
"Mann, komm", drängte Rae. Ihre Hand lag auf der Türklinke, doch sie hielt inne. Besorgt musterte sie Angel. "Wir haben keine Zeit."
Heftig nickend löste sie sich aus ihrer Starre und lächelte sie bestätigend an. Sie fuhr sich durch ihre zerzausten Haare und schnappte dann das Tagebuch, das auf ihrem Bett lag. Kurz bevor sie aus ihrem Zimmer eilten, gönnte sie sich noch einen letzten Blick auf ihr ehemaliges Zuhause, bevor sie geistig davon Abschied nahm und damit abschloss. Trotz dem mulmigen Gefühl in ihrem Bauch war sie entschlossen, Mi zu retten.
Stumm huschten sie durch den Mädchentrakt, an dessen Ende sich der Lift befand. Auf dem kurzen Weg bis dorthin trafen sie auf Ayame, die lautlos in der Dunkelheit kauerte. Es war fast unheimlich, wie sie bewegungslos vor ihrem Zimmer stand. Es machte Angel noch unsicherer.
"Gehen wir, Aya", flüsterte Rae und ging, ohne zu bremsen, weiter. Hektisch blickte Angel hinter sich und lief noch schneller. Sie konnte nichts erkennen. Nur Schwärze umwaberte sie.
"Okay, dann mal los", murmelte Rae, als sie vor dem Fahrstuhl stoppten
und sie den Knopf drückte. Ayame stand mit dem Rücken zu ihr und sah von links nach rechts. Aufmerksam riss sie ihren Kopf hin und her. Sie wirkte angespannt, gab aber keinen Mucks von sich. Intuitiv blickte Angel selbst in die Dunkelheit des Ganges.
Es lief ihr ein eiskalter Schauder den Rücken herab, als sie eine Gestalt wahrnahm. Der Schemen jagte Angel eine ungeheure Angst ein. Er machte einen unwirklichen Eindruck. Starr. Er bewegte sich keinen Deut. Alles war eingefroren.
Ihre Augen fixierten die Umrisse der Person, ohne, dass sie sich losreißen konnte. Die Ruhe war bedrohlicher denn je. Wie eine stille Warnung, auf die das Chaos und die Verzweiflung folgten. Angel fühlte ihren Körper nicht mehr. Er war taub.
Das Klingeln des Lifts durchbrach ihre innerliche Anspannung. Sie zuckte zusammen und ließ für einen Moment die Gestalt außer Augen, als sie ihren Kopf reflexartig zum Lift wandte. Schleifend öffnete er sich und Rae drängte hinein.
Angel blickte erschrocken zurück in den finsteren Gang. Die Person bewegte sich. Sie rannte auf sie zu. Ihre Atmung kam ins Stocken und ihre Muskeln spannten sich an. Geisterhaft und elegant flog der Umriss förmlich über den Boden. Es war zu unrealistisch. Angel wollte etwas tun, doch sie konnte nicht. Sie war zu Eis erstarrt. Gleich würde der Schemen sie erreicht haben und angreifen. Der leichte, aufgewirbelte Wind blies ihr ins Gesicht und sie bekam Gänsehaut.
"Komm", hauchte Ayame flach und ängstlich. Wenige Meter, bevor die Person Angel erreicht hätte, griff jemand nach ihrem Handgelenk und zog sie in den Fahrstuhl. Schlitternd kam sie darin zum Stehen und ein Schwindel erfasste sie. Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf und konzentrierte sich auf die Türe. Zu spät. Sie konnte noch beobachten, wie der kleine Spalt schmaler wurde und verschwand. Der Fahrstuhl hatte sich verschlossen. Nur Millisekunden nachdem sie hineingetreten war.
Die Gunst des Schicksals ließ das Erlebnis noch unrealistischer wirken, wäre da nicht eine Sache. Angel ordnete ihre Gedanken und ließ die letzten Sekunden Revue passieren. Die Gestalt, wie gefährlich schnell sie nahte. Das Licht, das aus dem Aufzug kam und den Gang auf kurze Sicht erhellte. Das Gesicht, dieses atemberaubend schreckliche Gesicht.
Ohne Zweifel. Vor dem Fahrstuhl lauerte Lucette. Es war der letzte Tracer, den sie hier erwartet hätte und doch machte es Sinn. Sie war unheimlich und suchte einen in seinen Albträumen heim. Es wunderte sie kaum, dass sie etwas derart Verbotenes machte, wie in der Nacht in der IUU herumzugeistern. Sie hatte so etwas beinahe vermutet. Doch war es Zufall, ihr hier und jetzt zu begegnen?
"Also gut, dann schauen wir mal, was das Ding hier taugt", murmelte Rae und kniete sich vor die vergoldete Tafel mit den Ziffern für die Stockwerke. Den Schlüssel hielt sie in der Hand und steckte ihn in das kreuzförmige Loch.
Ein Blick reichte ihr und sie wusste, dass Rae von Lucette absolut nichts mitbekommen hatte. Ayame presste sich zitternd an die entgegengesetzte Wand und starrte paralysiert die Türe an. Sie hatte sie rechtzeitig hineingezogen. Vielleicht hatte sie mit ihrem Handeln den gesamten Coup und somit Mi gerettet. Angel war sich allerdings nicht sicher, ob sie die Gestalt identifiziert hatte.
Fragend schaute sie zu Ayame, bevor sie rasselnd ausatmete und auf das Geschehnis aufmerksam machen wollte. Kurz bevor sie ihren Mund öffnete, schüttelte die schwarzhaarige Tracerin ihren Kopf. Unauffällig und leicht. Rae stand mit dem Rücken zu ihnen und bekam vom stillen Austausch zwischen ihnen nichts mit.
Angel zog irritiert die Brauen zusammen, als Ayame sie bittend anstarrte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und es schien, als hätte die Situation sie beträchtlich mehr aufgewühlt als die Blondine. Trotzdem wollte sie es ohne Umschweife verlautbaren, egal was sie dachte. Für sie bestand kein Sinn darin, noch länger zu warten.
Wieder zuckte Angel verschreckt zusammen, als der Boden gegen ihre Beine drückte. Der Aufzug hatte sich in die Gänge gesetzt und bewegte sich gen Himmel. Ihre Beine zitterten und sie fragte sich, woher die unsägliche Nervosität kam. Sie waren hier eingeschlossen und sicher. Sie waren bald weg. Eigentlich sollte sie
sich freuen, so wie Rae es tat. Es funktionierte offensichtlich.
"Yes, es rennt", rief sie und richtete sich auf. Ihre Hände stemmte sie stolz in die Hüften und drehte sich schwungvoll zu Angel. Der Lift zischte wie ein Pfeil in die Höhe und das fremde Gefühl des Geschwindigkeitsrausches ließ ihren Körper noch mehr Adrenalin produzieren. Das Lächeln schwand, als Rae die schockierten Gesichter bemerkte.
"Hey, was ist denn los?", fragte sie verwundert.
Im selben Moment blieb der Lift mit einem Ruck stecken. Angel schreckte zusammen und krallte sich torkelnd an der Wand fest. Rae stieß einen spitzen Schrei aus und Metall kreischte irgendwo außerhalb und das Licht war auf einen Schlag verschwunden. Die Schwärze der Dunkelheit hatte sie wieder eingeholt.
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