Kapitel 30
"JEDEM VON EUCH ist klar, dass diese Frau ein Genie sein muss. Oder? In ihrer Lebensgeschichte kann man deutlich ablesen, dass sie Dinge entwickeln kann, an die nicht mal annähernd irgendjemand kommen würde. Hört ihr? Niemand kann das, was sie kann", erklärte Rae. Konzentriert beobachtete sie die anderen beiden, die langsam nickten. Ihnen war bewusst, worauf sie hinauswollte.
"Sie hat die Tracker erschaffen. Sie weiß mehr über sie, als sie es selbst wissen. Wisst ihr, was das folglich für Mi heißt? Wenn ihr niemand helfen kann, dann kann es vielleicht diese eine Person!" Man sah Rae an, dass sie sich einerseits in die Sache hineinsteigerte und andererseits sich nicht wohlfühlte. Es war schmerzhaft und verwirrend zugleich für sie, hin und hergerissen zu sein.
"Ich habe diese leise Vorahnung, dass es der einzige Weg ist", gab sie zu und schluckte schwer. "Wenn wir Mi retten wollen, müssten wir die Besitzerin des Tagebuchs finden. Die lebt aber zu hundert Prozent in irgendeinem Kaff auf der Erde. Und um auf die Erde zu kommen, müssten wir aus der IUU. Und dazu müssen wir die Türe finden", fügte sie knapp hinzu.
Rae hatte keinen blassen Schimmer warum, doch sie fühlte sich ganz und gar nicht mehr gut. Ihr Gewissen schien sie niederzumachen. Etwas in ihr wollte sie zwingen, endlich ihren Mund geschlossen zu halten. Sie kämpfte tatsächlich gegen den Drang an, sich einfach umzudrehen und ihr Gesicht gegen das nächstbeste Kissen zu drücken. Sie war in einer schrecklich verwirrenden Lage und wusste nicht, was sie tun konnte, damit es aufhörte.
Die Reaktion auf das, was sie gesagt hatte, war bei den beiden vor ihr sehr unterschiedlich. Angel nickte zustimmend und schien allgemein dieselben Gedanken zu teilen. Ayame, hingegen, reagierte völlig anders. Ihre Augenbrauen waren angestrengt zusammengezogen und sie war kurz davor zu argumentieren, warum sie sich das alles sofort abschminken sollten. Sie betrachtete die Überlegungen wesentlich kritischer. Das war ihr deutlich anzusehen.
"Nein. Vergiss das sofort wieder. Es ist unmöglich, die Türe zu finden, also gibt es diese Option nicht. Wir können nicht zu dieser Frau. Es muss einen anderen Weg geben. Diesen hier können wir nicht beschreiten", erwiderte Ayame hart und ehrlich.
Normalerweise hätte Rae ihr, ohne näher über die Auswirkungen nachzudenken, die Meinung gegeigt. Doch im Moment war sie zu nichts imstande, das ihr subjektives Empfinden erforderte. Sie konnte völlig objektiv die Fakten aufzählen, aber alleine dazu musste sie sich wahrlich überwinden. Den Trackern sei Dank, übernahm Angel ihren Part, wenn auch in gemilderter Form.
"Tut mir leid, aber ich kann deinen Gedankengang nicht ganz nachvollziehen. Es ist ja nicht so, als ob wir uns nicht schon die ganze Zeit mit Dingen beschäftigen würden, die ungewöhnlich sind. Die teilweise sogar nicht realistisch scheinen. Die Vorgeschichte, die dieses Tagebuch beinhaltet, ändert mein Betrachten auf diese Welt grundlegend. Für mich ist es kaum mehr unangenehm, alles und jeden infrage zu stellen. Es spricht meiner Meinung nach auch nichts dagegen, nach der Türe zu suchen. Davon mal abgesehen, wären wir sowieso die ersten Tracer, die das versuchen würden."
"Wir haben unzählige Vorteile. Wenn es noch niemand probiert hat, ist die Chance größer, dass wir sie erst recht finden. Noch dazu schöpfen die Tracker keinen Verdacht", fügte Rae schließlich hinzu. Sie umging um jeden Preis, die Türe ein weiteres Mal beim Namen zu nennen.
"Vorausgesetzt, wir bleiben unauffällig und verraten uns nicht", bemerkte Angel. Ayame fühlte sich nun sichtlich fast genauso unwohl wie Rae. Trotzdem nickte sie stumm und schluckte, bevor sie antwortete.
"Seht, Leute. Das ist nicht so einfach. Wir können nicht einfach jede Tür untersuchen, die es in der IUU gibt. Der Ausgang liegt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht frei zugänglich vor unserer Nase. Ich wüsste nicht, wie ihr das angehen wolltet. Das hat doch keinen Sinn", versuchte Ayame zu erklären und sah sie beinahe entschuldigend an. Nun fand Rae sich und somit ihr Temperament doch noch wieder.
"Was heißt, es hat keinen Sinn? Das entscheidest nicht du, Aya. Mir egal, ob es nicht so einfach ist. Denkst du, dass es für Mi einfach ist? Wer weiß, was die jetzt gerade durchmachen muss!", fuhr Rae sie gereizt an. Sie war nun wirklich fertig mit den Beträgen des schwarzhaarigen Mädchens. Völlig egal, wie überdurchschnittlich ihr Intelligenzquotient war.
"Ich sag' dir eins und das wiederhol' ich nicht: Wir versuchen es nicht. Wir tun es einfach, klar?", schleuderte sie der Introvertierten ihre Meinung entgegen. Tatsächlich nickte Ayame darauf bloß eingeschüchtert. Ihren Mund hielt sie geschlossen.
"Also", räusperte sich Angel, die sich tatsächlich nicht eingemischt hatte. "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass auch mich hier nichts mehr hält. Ich hätte absolut kein Problem damit mehr, die IUU zu verlassen. Mich interessiert viel mehr, was es dort draußen gibt. Ich will die Erde sehen", kommentierte sie.
"Gut. Dann ist das meiner Meinung nach geklärt", beschloss Rae und sah dabei Ayame eindringlich an. "Unabhängig von der Tatsache, dass es mal ein Problem wird, hier rauszukommen - wie würden wir diese Frau finden?", fragte sie wieder neutral und an Angel gewandt. Diese stieß überfordert die Luft aus.
"Keine Ahnung. Unser einziger Anhaltspunkt ist immer noch dieses Tagebuch. Wenn wir Informationen brauchen, müssen wir sie von dort entnehmen können", überlegte Angel.
"Im Buch gibt es keine Hinweise. Bitte, wie wollt ihr aus der IUU rausfinden? Niemand weiß, wo die Türe ist! Nur Tracker wissen es!", warf Ayame plötzlich energisch ein. Sie klang inzwischen verzweifelt, was sehr irritierend war. Es passte nicht zu ihrem Wesen, so unkontrolliert und hilflos zu sein. Es war als wäre ein Damm gebrochen, der ihre Emotionen aufgehalten hatte.
"Aya, du hast die Wahl. Klappe halten oder gehen", schlug Rae vor, in einem umso ruhigeren Ton. Ebenfalls ungewöhnlich, für ihre eigenen Verhältnisse. Sie hielt ihrem glitzrigen, verunsicherten Blick stand. Tat es mit einer solch kühlen Härte, dass sie sich für einen Moment selbst schlecht fühlte. Doch das verdrängte sie wieder, als sie sich verschärft auf Ayames hemmenden und nervenden Aussagen konzentrierte.
"Bestimmt kann es nicht schaden, sich das Tagebuch nochmal genauer anzusehen. Es gibt schon einige Auffälligkeiten, die wir näher begutachten sollten. Diese zusammenhangslosen Zahlen beispielsweise, sind ziemlich verdächtig", spekulierte die blonde Tracerin.
"Auf jeden Fall. Irgendetwas müssen sie ja bedeuten. Egal was es ist, es könnte hilfreich für uns sein", führte Rae ihre Überlegung fort. Ayame sah nun wirklich nur noch zwischen den beiden her. Es war deutlich abzusehen, dass sie unbedingt etwas sagen wollte, doch die Worte blieben ihr wohl im Hals stecken.
"Am besten, wir machen morgen dort weiter, wo wir aufgehört haben. Wir sind jetzt schon müde und werden langsam aber sicher gereizt." Sie sah die beiden Tracerinnen mahnend an. Rae, selbstverständlich, eine Spur schärfer als Ayame. "Vergesst trotzdem nicht, wie viel wir in den letzten achtundvierzig Stunden geleistet haben. Wir sind Mi ein großes Stück näher gekommen - im wahrsten Sinne des Wortes."
Ayame wartete kaum eine Millisekunde, nachdem Angel das Ende der heutigen Recherche angekündigt hatte. Flott war sie auf den Beinen und murmelte bloß einen knappen Abschiedsgruß, bevor sie fluchtartig den Raum verließ. Das kurze Lächeln auf ihren Lippen erreichte ihre Augen nicht. Als die Zimmertüre ins Schloss gefallen war, blieben zwei äußerst skeptische Tracer zurück. Im Prinzip eine Seltenheit, wenn man sich der Tracersoziologie bewusst war.
"Ich sag's gerade und ehrlich raus - dieses Mädchen ist ein weirdo", stieß Rae hervor. Auch wenn Angel nicht so aufgebracht aussah wie sie, musste sie sich eindeutig genauso viele Sorgen machen.
"Weißt du, ich verstehe es einfach nicht. Es macht für mich keinen Sinn, dass sie sich so verschließt", meinte Angel.
"Sie ist einfach komisch. Und sie geht mir auf die Nerven. Können wir ihr überhaupt noch vertrauen? Wer weiß, vielleicht verpetzt sie uns ja erst recht an die Tracker!", rief Rae entsetzt.
"Sei doch nicht albern. Was das angeht, sind wir auf derselben Seite wie sie. Ihre Hackerfähigkeiten wird sie vor den Trackern bestimmt genauso geheimhalten wie das hier alles. Und überhaupt: Sie ist in das Ganze schon viel zu sehr involviert, um sich noch rausreden zu können." Sie kniff ihre Augen zusammen und fuhr mit einer wegwerfenden Geste fort.
"Wie auch immer. Das ist noch das Mindeste, worüber wir uns Gedanken machen sollten. Natürlich stellt sich die Frage, ob wir ihr überhaupt noch vertrauen können. Aber im Prinzip ist das egal - also mir zumindest - da wir im Endeffekt auf sie angewiesen sind, wenn wir Mi retten wollen", meinte sie und sah Rae anschließend bittend an.
"Vergiss nicht, dass sie die einzige Person ist, die uns helfen kann. Wenn wir uns wirklich unmöglichen Herausforderungen stellen wollen, wie zum Beispiel, die Türe zu finden und aus der IUU zu flüchten, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir es ohne Ayame nicht schaffen würden. Sie kennt sich in einem Bereich sehr gut aus, der möglicherweise in etwa in diese Richtung gehen könnte. Es mag hart und vielleicht sogar verrückt klingen, aber wir müssen mit ihr zusammenarbeiten, weil wir keine andere Wahl haben."
Rae seufzte. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie bereits vermutet, dass sie das sagen würde. Sie setzte einfach Prioritäten. An der Spitze stand das Sorgenkind und für sie überwand Angel konsequent alle Probleme. Das verdächtige Funkeln in ihren Augen, als Ayame vorgestern in ihren Streit reingeplatzt war, trat wieder in ihr Gedächtnis.
"Wie du meinst", murmelte sie entkräftet. Auch Rae hatte kaum noch Energie für anspruchsvolle Diskussionen. Sie wollte nur noch, dass der heutige Tag endete. Deswegen ließ sie Angel und ihre Bedürfnisse einfach passieren.
"Gut. Aber tue mir den Gefallen und wirf sie in Zukunft nicht raus, wenn sie spinnt. Obwohl es mir durchaus gefällt, dass du sie ein wenig kontrollieren kannst. Hätte mir nicht gedacht, dass ich jemals so etwas Asoziales sage, aber bitte mach weiter damit. Wenn sie in Zukunft von sich aus nicht mehr helfen will, sei doch so nett und motiviere sie dazu", deutete Angel frech an. Rae konnte sich einen Grinser nicht verkneifen.
"Kann ich machen. Gar kein Problem", erwiderte Rae.
Wann war Angel zu der Person geworden, die sie nun war? Eine Frage, die sie bis in den Schlaf hinein begleitete und sie gleichzeitig von ihren stressigen Zukunftsvisionen ablenkte. Den steinigen Weg, welchen sie noch vor sich hatte, würde sie bereits am nächsten Tag in einem unangenehm schnellen Tempo beschreiten.
:.:
Der Vorlesungsaal hatte sich bereits bis auf den letzten, genauestens abgezählten Platz mit Tracern angefüllt. Alle hatten ihre Plätze bereits eingenommen und warteten geduldig darauf, dass Professor Nolan eintreten würde. Raes Empfindung nach, war die Luft an diesem Vormittag besonders stickig. Links von ihr saß Cindy, deren dichten, gekreppten Locken ihr Gesicht unangenehm kitzelten, wenn sie ihre Haarpracht zurückwarf. Rae war genervt davon und fühlte sich beengt.
Zwei Reihen vor ihr saßen James und die anderen, während Angel irgendwo auf der Seite bei Freunden sitzen musste. Rae reckte abermals den Hals, konnte sie allerdings noch immer nicht entdecken. Zu viele unterschiedliche Köpfe konnte man zählen, als dass man jemanden Bestimmten aus dem Brei aus Farbklecksen herausfiltern konnte. Zumindest kam es Rae heute so vor. Bei Shell saß Angel allerdings bestimmt nicht.
Ungeduldig trommelte Rae mit ihren farbigen Nägeln auf dem Tisch. Sie fragte sich, warum ihre Tracersoziologieprofessorin heute so lange brauchte. Normalerweise war die Trackerin immer pünktlich. Unwillkürlich schweiften ihre Augen zu ihrem Finger, auf den sie ihr neues Lieblingsschmuckstück gesteckt hatte. Cindy hatte sich von ihr weggedreht und unterhielt sich wahrscheinlich mit Lilly, die links von ihr saß. Seelenruhig nahm Rae den Ring ab und hob ihn ein wenig an.
Gleichmäßig bewegte sie ihren Arm von links nach rechts und sah währenddessen hindurch. Sie bewunderte die verzerrten Bilder, die der kreisförmige Ausschnitt bot. Rae dachte daran, wie faszinierend ihr kleines Panorama war. Sie nahm es in ihr Gedächtnis auf und schwor sich, es nie zu vergessen. Die Tracerin war überzeugt, dass sie diese Erinnerung nie verlieren würde.
Heute würde sie Angel hiervon erzählen. Genau diesen Gedanken dachte Rae, als ihr Handgelenk langsam den Ring so weit nach rechts neigte, dass er auf die Tür gerichtet war. Genau in diesem Moment zuckte Rae vor Schreck dermaßen stark zusammen, dass sie die Kontrolle über ihr Tun und Handeln verlor. Sie schleuderte den Ring weg. Während sie wie erstarrt dem nach vorne fliegenden Gegenstand nachsah, fühlte sie ihre Finger taub werden. Als hätte sie das blitzartige, gelbe Aufleuchten nicht nur geblendet, sondern auch versteinert.
Es war der Augenblick, in dem die Tür aufgerissen wurde und jemand eintrat. Doch nicht Nolan tauchte auf, sondern Pond beging in entschlossenen Schritten den Raum.
Noch immer wie festgefroren sah Rae dem achteckigen Ring hinterher. Er war mit einem zierlichen Laut auf dem Linoleumboden aufgekommen und begann nach vorne zu rollen. Geschockt starrte sie den Gegenstand an. Sie konnte sich nicht rühren. Fühlte, wie ihr heiß und kalt zugleich wurde.
Es war ein Wunder, dass sie niemand beachtete. Ihr Gesicht musste inzwischen bleich vor Schreck sein und ihre sich weitenden Pupillen vergrößerten sich vermutlich, bis sie auf ihre biologischen Grenzen stießen. Obwohl das Schaben des kullernden Schmuckstücks im Vergleich zu Ponds Stimme kaum vernehmbar war, hallte es in Raes Kopf klar und deutlich wider. Ihr fiel zu diesem Zeitpunkt gar nicht auf, wie gebannt die Tracer Pond beäugten. Sie merkte nicht, wie die Spannung in der Luft flimmerte. Dass es niemand wagte, lautstark auszuatmen.
Sie behielt stattdessen den Ring im Auge. Langsam brodelte Ärger in ihr. Warum hatte sie ihn auch wegwerfen müssen? Hätte sie mit diesem wertvollen Gegenstand nicht vorsichtiger umgehen können?
Ihre Hände ballten sich zu Fäuste, als der Ring auf einen Tracer zurollte. Der Schmuck stieß gegen seinen Fuß und blieb an dieser Stelle ruhen. Nervös blickte Rae von einer Seite zur anderen. Was war, wenn jemand den Ring entdeckte? Oder wenn Pond ihn bemerkte und an sich nahm? Übertriebene Panik durchflutete ihren Körper heiß.
Noch immer waren die Zweitsemestler ungewöhnlich angespannt. Ihre Augen schienen an Pond förmlich gefesselt zu sein. Ponds harte Miene ließ einige Regungen durchsickern, sodass sie sich in ihrem Gesicht widerspiegelten. Doch noch immer drang kaum mehr als ein Rauschen zu Rae durch, obwohl die Stimme der Universitätsleiterin den Raum wohl ausfüllte.
Rae zuckte leicht zusammen, als der Junge scheinbar unwillkürlich seinen Fuß bewegte. Er beförderte durch seine Bewegung den Ring nach rechts. Er rollte für kurze Zeit in erhöhter Geschwindigkeit, bis er von einem Tischbein abgestoppt wurde. Das milde Geräusch riss den Tracer, der dort saß, anscheinend aus seiner Konzentration. Der Blick des Dunkelhäutigen glitt reflexartig nach unten. Zeitgleich entdeckte er den Ring und streckte seinen Arm danach aus. Er sah anschließend um seine eigene Achse und musterte die hinter ihm sitzenden Tracer. Sein Blick fand Rae. Auf ihren schockierten, bleichen Gesichtsausdruck erwiderte er ein verschmitztes Lächeln.
Warum musste der gottverdammte Ring genau zu Ash rollen? Wäre Rae in diesem Moment nicht vollkommen panisch, hätte sie nichts weiter gemacht, als genervt zu seufzen. Zumindest würde er den Gegenstand nicht Pond geben. Lieber provozierte er Rae damit. Das war typisch für Ash. Blöd nur, dass die Lage todernst war und sie zu Späßen absolut nicht aufgelegt war.
Rae hörte nicht auf damit, ihn wie versteinert anzustarren, obwohl er sich bereits umgedreht hatte. Hätte sie auf die Seite geblickt, wäre ihr aufgefallen, dass Cindy die Hände vor ihr Gesicht geschlagen hatte. Sämtliche Augen der im Vorlesungssaal sitzenden Tracer waren gerötet. Auch Pond musste ungewöhnlich bestürzt wirken. Erst als sie den Saal verlassen hatte und die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, löste sich Rae aus ihrer Starre. Auch die Stimmen drangen wieder zu ihr durch.
"Hast du das gehört?", fragte Cindy in ihrer leicht weinerlichen, mädchenhaften Stimme. Sie fasste Rae an ihrer Schulter und musterte sie besorgt. Aufgebrachtes Murmeln hallte durch den Vorlesungsraum.
Doch Rae ignorierte Cindy. Unbeeindruckt wandte sie sich von ihr ab und stürzte nahezu auf den Gang, der die Reihen in der Mitte trennte. Ihr verhärteter Blick fixierte noch immer Ash, als sie zu seiner Reihe raste. Mit in die Hüften gestemmten Händen blieb sie vor ihm stehen. Rasch unterbrach er das Gespräch mit seinem Sitznachbarn und wandte sich ihr zu.
"Hallo, Rae! Sag' mal, hast du etwas verloren?", fragte er belustigt. Ash hob seine Hand und der im Licht farbig aufglimmende Ring kam zum Vorschein. Wenn er bloß gewusst hätte, was für ein Sturm in Rae gerade tobte.
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