Kapitel 16
"RAE, DU SOLLTEST in TS wirklich besser aufpassen", ermahnte Angel den chaotischen Tracer und warf ihr einen bedeutenden Blick zu. Rae sah nicht beschämt auf den Boden, wie es andere getan hätten, sondern grinste einfach frech und zuckte mit den Schultern.
"Das weiß ich, musst du mir nicht sagen. Also hilfst du mir jetzt bei dieser Fragestellung, oder nicht?", wiederholte Rae ihre zuvor gestellte Frage.
Mi konnte dieses sinnlose und nervende Gerede einfach nicht mehr hören. Sie verdrehte ihre Augen, ohne, dass die beiden Tracer es bemerkten und blätterte einmal um. Dieses Buch, welches ihr Angel empfohlen hatte, war primitiv und enthielt natürlich für Tracer speziell angefertigte Lügen. Eigentlich wusste sie gar nicht, warum sie überhaupt noch weiterlas, da sowieso nur Müll darin stand.
"Ja, natürlich helfe ich dir. Schau", setzte Angel an. Sie ließ sich nun neben Rae, auf einem Stuhl nieder und überflog den Text auf Raes Smartphone.
"Die Verbindung ist eines der ersten Themen im ersten Semester gewesen. Dass sie nur vierundzwanzig Stunden nach dem Erwachen des Gezeichneten bleibt, solltest du schon wissen. Nicht achtundvierzig Stunden und auch nicht zweiundsiebzig Stunden, so wie du es bei der Aufgabe angekreuzt hast", erklärte Angel in einem belehrenden Ton.
Die mehr als nur leicht gereizte Mi krallte ihre Fingernägel in den Einband des Buches und hörte auf, zu lesen. Sie schaute von der Lektüre auf und starrte Löcher in Angels Rücken. Es war einfach viel zu lächerlich, was diese Tracer alles glaubten.
"Ich dachte, die Verbindung kann bei manchen Tracern auch länger halten. Deswegen hab' ich auch die größte Zahl angekreuzt. Weißt du, das nennt sich Logik", gab Rae sarkastisch von sich.
Mi riss ihre Augen auf und klatschte ihre Handfläche lautlos auf ihre Stirn. Warum sie diese Geste so unauffällig vollzog, wusste sie selbst nicht. Eigentlich war es ja sowieso schon egal.
Sie war nicht mehr verzweifelt, oder etwas dieser Art, sondern hatte das Stadium erreicht, in welchem sie die Frustration prägte. Durch ihre pessimistischen Gedanken wurde sie immer leichter reizbar und konnte fühlen, wie sie begann, Streit zu suchen. Die Schuld daran gab sie jedoch niemandem. So war eben ihre Gefühlsentwicklung.
"Das ist aber falsch", behauptete Angel und betonte das letzte Wort gekonnt. "Und jeder, der etwas anderes behauptet, ist anscheinend dumm im Kopf."
Fast hätte Mi laut und provokant aufgeseufzt. Wenn Angel nur wüsste, dann würde sie ihr jetziges Ich, mehr als nur dämlich finden.
"Ich glaub' es dir ja schon. Du hast eben brav aufgepasst und ich nicht", gab Rae zu. Sie drehte sich um ihre eigene Achse und richtete die nächsten Worte an Mi, was sie in diesem Moment sehr überraschte.
"Ob Mi gut in TS sein wird, wird sich noch zeigen. Aber ich sag's dir, ist doch komplett egal, wie lange die Verbindung hält. Wenn sie so kurz anhält, braucht das doch eh niemand, zu wissen", meinte Rae, worauf nicht nur sie, sondern auch Angel anfing, zu lachen.
Das war dann schließlich doch zu viel des Guten.
Der laute Knall eines zuklappenden Buches brachte die beiden Tracer augenblicklich zum Schweigen. Verwunderung und Sorgen zeichneten sich in ihren Gesichtern ab, doch Mi dachte nicht groß nach und ließ ihren nicht kontrollierbaren Emotionen einfach freien Lauf.
"Ihr werdet euch noch wundern, wer hier dumm ist! Eine verdammte Verbindung kann auch länger halten, als nur vierundzwanzig Stunden! Sie kann vielleicht sogar ein ganzes, verdammtes Leben halten! Und außerdem können auch Tracer, Menschen zeichnen! Ratet mal, wer der lebende Beweis dafür ist!", rief die immer lauter werdende Mi und zeigte auf sich selbst. Auch wenn es keinen Sinn hatte, tat es gut, all das rauszulassen.
"Ja, ich bin der Beweis dafür! Ach und wisst ihr was lustig ist?! Lucette ist mein Zeichner! Aber noch viel lustiger ist, dass sie mich heute aus der IUU rausbringt! Ganz genau, Lucette weiß, wo die Türe ist und im Gegensatz zu euch leichtgläubigen, blöden Tracern haue ich heute Nacht verdammt noch mal ab!!"
Das zusammengeklappte Buch ließ Mi am Ende ihres Anfalls einfach auf das Bett fallen. Den Stoß, der das Gewicht der Lektüre verursachte, konnte Mi, die noch immer auf ihrem Bett saß, ganz deutlich spüren. Sie hatte sich zwar unbewusst aufgerichtet und zusätzlich mit ihrem wütenden Gesichtsausdruck einen bedrohlichen Eindruck gemacht, doch nun nahmen ihre Emotionen wieder ab, beziehungsweise wurden sie durch andere ersetzt. Anstatt von Frust und Aggression, fühlte sie nun unendliches Leid. Sie wusste gar nicht, woher dieses Gefühl kam und warum es sie nun so belastete. Es war, als wäre da mehr dahinter, als wäre das hier nicht alles. Sie fühlte sich so unglaublich unvollständig, in ihrem Herzen musste ein riesiges schwarzes Loch prangen.
Mi, deren Stimmung nun wieder in das Ruhigere, Traurige übergegangen war, sah nun einfach auf den Boden, zwischen ihr und den beiden Tracern, die sie besorgt ansahen. Sie konnte ihre Blicke nicht erwidern, sie war im Moment dazu nicht stark genug, auch wenn sie die beiden gerade eben noch eingeschüchtert hatte.
Sie wusste, dass Angels Blick auf ihr ruhte und, dass er eine Menge an bedeutsamen Emotionen barg. Die verwirrenden Sachen, die Mi gerade eben von sich gegeben hatte, beunruhigten sie ohne Zweifel, doch bei der Nennung des Namens Lucette, hatte sie gesehen, dass sie innerlich aufgeschreckt war. Angel war diejenige gewesen, die sie darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die schwarzhaarige Tracerin eine ernst zu nehmende Gefahr darstellte.
Auch Rae streifte dieser Vorfall bestimmt nicht einfach so. Sicherlich war es ihr nicht gerade angenehm, diese Dinge an den Kopf geworfen zu bekommen. Mi bezweifelte, dass sie die verwirrenden Behauptungen gedanklich bearbeiten wollen würde, auch wenn sie sich im Klaren darüber war, dass Angel es zu hundert Prozent tat. Rae war offensichtlich eine typische Tracerin, die ihr sorgenfreies Leben einfach normal weiterführen wollte.
Die in Gedanken versunkene Mi hob ihren Blick doch wieder an, als Raes Stimme die unangenehme Stille durchbrach. Angels besorgter Blick entging ihr dabei keinesfalls, doch sie versuchte ihn krampfhaft zu ignorieren.
"Tja, wenn das so ist, dann stimmt ja gar keine von den Antwortmöglichkeiten, Angel. Aber ist doch auch egal, ist ja nur 'ne unwichtige, kleine Aufgabe", meinte Rae in einem versucht lockeren Ton, der jedoch nicht ganz so ausgelassen klang, wie zuvor. Auch ihrer Miene merkte man an, dass sie das gerade eben keineswegs kalt gelassen hatte.
:.:
An keiner der vergangenen Nächte war die Schwärze der Dunkelheit so bedrohlich gewesen, wie in jener Nacht. Mi hatte sich umsonst einen Wecker gestellt, da sie ohnehin nicht wirklich eingeschlafen war. Sie war zwar wenige Augenblicke lang eingenickt, doch das war insgesamt so wenig gewesen, dass es kaum einen Sinn gehabt hatte. Der Schlafmangel drückte von allen Seiten auf ihren Kopf und wie oft sie auch ihre Schlafposition änderte, wurde es nicht besser. Ihre Schlafprobleme hatten dennoch den Vorteil, dass sie ihre Zimmernachbarinnen nicht durch das Erklingen des Weckers aufschrecken musste und sich so gewisse Komplikationen ersparte. Obwohl ihr das eigentlich egal gewesen wäre, da sie sowieso in dieser Nacht verschwinden wollte.
Zum gefühlt hundertsten Mal streckte sie nun ihren müden Arm nach dem Handy, damit sie die Zeit ermitteln konnte, die in dieser Nacht besonders langsam voranging.
2:48.
Mi wollte nicht mehr länger abwarten, da sie möglichst schnell hier raus wollte. Der Gedanke drängte sie mehr denn je dazu, die Sache durchzuziehen und aus der IUU auszubrechen. Rasch warf sie die Bettdecke zur Seite und schnellte zur Garderobe. Sie hatte noch immer die in blauen Farbtönen gehaltenen Sachen an, weswegen sie nur ihre Schuhe anziehen musste und danach schnell aus dem Zimmer huschen konnte.
Gerade, als sich Mis Hand auf die Türklinke gelegt hatte, fühlte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie zuckte zusammen und drehte sich um, doch sie wusste genau, wer hinter ihr stand.
Obwohl es sehr dunkel war und man nur einige Schemen zu erkennen wagte, konnte Mi Angels verzweifelten Gesichtsausdruck beinahe erraten. Natürlich war sie diejenige, die sie aufhalten wollte.
"Bitte tu es nicht. Du weißt genau, dass es nicht richtig ist. Was auch immer Lucette dir versprochen hat - sie lügt."
Mi konnte die Überzeugung in ihrer Stimme hören, konnte tief in ihrem Inneren auch verstehen, warum sie das dachte. Doch Angel kannte schlicht und einfach die Fakten nicht und konnte auch einige Hinweise, die vor ihrer Nase lagen, einfach nicht wahrnehmen, da das ja gegen ihre Natur war.
Deswegen ließ es Mi mit den Erklärungsversuchen im Vorhinein bleiben, nicht so, wie am vergangenen Nachmittag, wo sie einfach versucht hatte, die beiden von etwas zu überzeugen, was sie nie glauben würden.
"Du verstehst das nicht, Angel. Du lebst in einer anderen Welt als ich. Aus dieser Welt wirst du nie erwachen, solange du deine Augen nicht öffnest."
Mit diesen Worten ließ Mi den leichtgläubigigen Tracer einfach alleine. Rasch entfernte sie Angels Hand von ihrer Schulter und verschwand aus der Tür. Als sie schon einige Schritte in den Gang hineingelaufen war und plötzlich Angels Stimme ihren Namen rufen hörte, beschleunigte sie und begann schließlich zu rennen. Sie sprintete den Trakt entlang, am Lift vor bei und die Stufen herunter, bis sie den Durchgang erreicht hatte.
Erst, als sie direkt unter der Kuppel angelangt war, bremste sie sich und den paranoiden Gedanken, welcher sie angetrieben hatte, ab. Ihr Herz, welches sich mehrmals überschlagen hatte, beruhigte sich wieder und ihr nun wieder entspannter Blick wanderte nach oben, wie so oft. Doch dieses Mal war das zierliche, gläserne Kunstwerk besonders auffällig.
Jetzt, in der Nacht, wo die Lampen in den Gängen gedämmt waren, konnte man das Licht, welches von oben auf sie herabstrahlte, sehr deutlich erkennen. Mi analysierte die vermeintliche Kugel, die hinter dem Glas verschwamm, aber dennoch sichtbar hindurchleuchtete, genauer und stellte fest, dass sie in einem mysteriösen, dunklen Blau erstrahlte.
Das Licht war klarer, als das, des Mondes, der Sonne oder der Sterne und ließ Mi eine gewisse Energie verspüren. Sie umwirbelte Mis Verstand, was ihre Augen zu fallen ließ. Die Anziehungskraft der hellen, blauen Kugel war faszinierend stark, was Mi entspannte und was sie deswegen mehr als nur Willkommen hieß.
Als Mi schließlich nach einiger Zeit ihre Augen wieder aufschlug, erschrak sie. Sie sah nichts Leuchtendes mehr. Nur Dunkelheit. Ein Kribbeln in ihren Oberschenkeln war zu spüren - sie rannte. Huschte schneller, flinker, als man sich es vorstellen konnte, durch die Gänge. Wie ein Tier, schlängelte sie sich hindurch, bis sie ihr Ziel, die Kuppel erreicht hatte. Rote Strähnen flogen um ihre magere Gestalt umher, als sie vor dem dummen, dummen Mädchen stehen blieb. Glückshormone durchfluteten sie und verursachten, dass sie eine Gefühlswelle, bestehend aus Freude verspürte. Die Blonde stand mit dem Rücken zu ihr und starrte hypnotisiert in das blaue Licht über ihnen. Es war viel zu leicht. All diese Probleme würden in wenigen Augenblicken beseitigt sein und das, ohne, dass sie ihr das Leben nehmen, oder sie auf der Erde herumwandeln lassen musste - der perfekte Plan.
Wie ein Gummiball sprang Mis Bewusstsein wieder zurück in ihren eigenen Körper und sie drehte sich augenblicklich um. Geschockt blickte sie in Lucette' vor bittersüßer, dunkler Freude strahlendes Gesicht. Das dürre Mädchen in schwarz hob ihren Arm, worauf Mi panisch in ihrem Kopf nach etwas suchte. Sie fand es, hielt sich verzweifelt daran fest und war im nächsten Moment weg. In welche Richtung sie sich nun gebeamt hatte, wusste sie nicht, aber Hauptsache, sie hatte zwischen sich und Lucette Abstand gebracht. Schwarze Punkte schränkten ihr Blickfeld noch ein, während sie ihren Kopf bereits hin und her riss. Verzweiflung und Panik drängten sie dazu, sich zu orientieren.
Schnell erkannte sie, dass sie unter dem Türrahmen der Bibliothek stand, Lucette nur einige Meter entfernt von ihr. Als ihre dunklen Augen Mi wieder gefunden hatten, konnte sie förmlich einen Messerstich in ihrer Brust fühlen, so verachtend wurde sie von ihr angestarrt. Es ließ sie nach hinten, in die Bibliothek hinein taumeln, doch aus dem Stolpern wurde rasch ein Rennen.
"Verdammt, warum gerade jetzt!", konnte Mi, die an all den zahlreichen Bücherregalen vorbeijagte, vernehmen. Lucette' Stimme war voller Hass und ließ Mi nur noch schneller laufen. Ihr Atem ging schnell und ihre Lungen brannten wie Feuer - nicht, weil sie nicht konditioniert war, sondern ganz einfach aus Panik.
Sie bog links ab, dann wieder rechts. Wusste gar nicht, wo sie hin rannte. Hinter ihr ertönte ein Lachen - es war schrecklich hässlich und viel zu nahe. Als ihr klar wurde, dass ihr kopfloses Umherrennen sie bald in eine Sackgasse treiben würde, blieb sie doch stehen, um ihre übernatürliche Fähigkeit, das Springen, einzusetzen. Zitternd spannte sie all ihre Muskeln an, um auf das hohe Regal zu springen. In der Luft streckte sie ihre Hände, fixierte die näher kommende Kante - doch sie verfehlte sie. Ihre Hände griffen im Leeren umher, als könnten sie es nicht akzeptieren. Hart kam sie wieder auf dem Boden auf.
"Obwohl du, genau wie ich, die Psychologie der Tracer nicht in dir hast, so bist du doch überraschend naiv", spottete Lucette, die in wenigen Sekunden in den Gang einbiegen würde. Mi rappelte sich, wild mit ihren Armen umherfuchtelnd, auf und rannte weiter.
"Dachtest du wirklich, ich würde dich mit so viel gefährlichem Wissen einfach auf der Erde frei herumlaufen lassen?"
Wieder lachte Lucette, was Mi nun über sie selbst ärgern ließ. Doch sie hörte nicht auf zu rennen, denn sie würde nicht aufgeben. Nie.
"Diese außergewöhnliche Verbindung zwischen uns, lässt leider nicht zu, dass wir beide in der selben Welt, im selben Universum existieren", meinte sie gespielt niedergeschlagen.
Ein Buch nach dem anderen huschte an Mi vorbei und verschwamm in ihrem Sichtfeld, aufgrund ihres Tempos. Doch als dieses eine Buch erblickte, dieses eine, welches einfach immer aus dem Regal rausstand, egal wie fest man es wieder hineinschob, wusste Mi, dass sie nun die Sackgasse erreichen würde. Die abschließende Bücherwand begrüßte sie und sie rannte auf sie zu, als könnte sie das Ende der Bibliothek nicht akzeptieren. Sie tastete das Regal ab, in der Hoffnung, etwas finden zu können, doch es war sinnlos.
Mi drehte sich seufzend um und presste ihren Rücken an die Wand, als sie sah, dass Lucette in den Gang einbog. Die Unebenheiten der Bücher bohrten sich in ihren Rücken, doch sie ignorierte das und drückte sich nur noch fester gegen sie.
"Du wirst mich nicht umbringen", zischte Mi, die von ihren Worten längst nicht mehr überzeugt war. Doch umso verwirrender war Lucette' Antwort.
"Ich weiß", bestätigte sie wissend, doch in ihrem Gesicht spiegelte sich Triumph und Freude wieder. Ihre Reaktion passte einfach gar nicht in den Kontext.
Mi hyperventilierte mit jedem Schritt, den Lucette in ihre Richtung machte, mehr. Sie hatte sich geschworen, dass sie nie wieder Angst zeigen würde, doch sie konnte nicht anders. Sie drehte nun durch. Hielt das alles einfach nicht mehr aus.
"Ich habe dir doch gesagt, dass du wahnsinnig wirst. Erinnerst du dich nicht?"
Lucette lächelte ein gefährliches Lächeln und genoss Mis Reaktion auf ihre Worte. Blitze schossen durch Mis Kopf, als sie an ihre Ohren angelangt waren.
Erinnerst du dich nicht?
Kopfschmerzen in Form von verschwommenen Informationen und Bilder flossen durch ihr Gehirn.
Du wirst wahnsinnig. Es wird dich in den Wahnsinn treiben.
Ihre Hände wanderten zu ihren pochenden Schläfen. Etwas bäumte sich gegen diese Erinnerungen auf und verursachte unendliche Qualen.
Es wird dich in den Wahnsinn treiben.
Erinnerst du dich nicht?
In diesem Moment überkam sie eine so mächtige Welle von Schmerzen in ihrem Kopf, dass sie kräftig aufschrie.
"Das, was jetzt kommt", hauchte sie mit ihrer rauen Stimme in ihr Ohr. "Das, was jetzt kommt, wird dich nicht umbringen ...", sie beugte sich noch weiter vor, "es wird dich in den Wahnsinn treiben."
Tränen traten in ihre Augen, als ihre Stimme nicht mehr klingen konnte und sie nur noch heisere Laute von sich gab.
Plötzlich blitzte vor ihren Augen ein Bild auf. Ein braunhaariges Mädchen, welches mit dem Rücken zu ihr stand und aus einer Tür herausrannte. Mi wollte unbedingt wissen, was dieses Bild zu bedeuten hatte und wer das Mädchen war.
Doch es war zu spät. Mi war nicht aufmerksam gewesen, sie hatte Lucette aus ihren Gedanken einfach so gebannt. Ein fataler Fehler, denn sie stand nun direkt vor ihr und grinste sie eiskalt, aber gleichzeitig voller Vorfreude an.
In einer einizigen, harmlosen Bewegung hob Lucette ihre Hand und legte alle fünf Fingerkuppen auf Mis Stirn.
Feuer schien zwischen ihrer Stirn und Lucettes Fingern zu lodern. Es brannte so stark, dass Mi augenblicklich ihr Bewusstsein verlor.
Obwohl sie an diesem Tag ein zweites Mal gegen die blutrünstige Tracerin verloren hatte, so lächelte Mi dennoch in ihrem letzten Augenblick. Denn heute hatte sie dieses Bild mit der durch die Tür rennenden jungen Frau fest in der Hand.
Warum diese Erinnerung so wichtig war, wusste sie nicht, doch eines war ihr glasklar - für sie war das alleine ein riesiger Triumph.
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