Dear C,

Es gab eine Zeit da dachte ich du wärst meine beste Freundin. Aber das ist, wenn ich ganz tief in mich hineinhöre schon unfassbar lange her. Nicht erst seit wir die Schule beendeten und beide unseren eigenen Weg gingen, uns mit der Zeit immer mehr aus den Augen verloren. Nein, auch schon vorher war das, was wir hatten keine Freundschaft mehr, auch wenn dich das jetzt schockt.

Es geht mir nicht darum wer von uns beiden die Schuldige ist, wer es verkackt hat, sondern darum ehrlich zu mir selbst und dir zu sein. Ich wollte dich niemals verletzen, du bedeutest mir, auch wenn das seltsam klingt, immer noch viel. Wenn man sich mal so nah stand, verschwindet das nicht einfach so von heute auf morgen. Aber ich weiß auch, es hat sich viel verändert in den letzten Jahren. Vor allem ich selbst habe mich verändert.

Ich bin so dermaßen bedacht dich nicht zu verletzen, dass es mir schwer fällt das hier zu schreiben ohne von der Wahrheit abzuweichen. Ich will so radikal ehrlich sein, wie es nur geht. Denn das ist eine Sache die ich auf jeden Fall gelernt habe:

Ich muss ehrlich zu mir selbst sein, um den Bezug zu mir selbst wiederzufinden bzw. ihn nicht zu verlieren.

Früher wusste ich, wie du weißt, nie 

wer ich bin und wo ich hin will.

Ich habe dich immer dafür bewundert, dass du scheinbar wusstest, wo du hingehörst. Doch ich bin da wohl ein wenig komplizierter.

Es tut mir in der Seele weh, das auszuschreiben, aber die Wahrheit ist, ich denke wir wurden überhaupt erst Freunde, weil ich so wenig Selbstwertgefühl hatte, dass ich gar nicht bemerkt habe, wie schlecht du zu mir passt. Es gibt mehr schlechte Eigenschaften als gute, dir mir einfallen, wenn ich an dich denke und ich bin sicher, andersherum ist es genauso, oder?

Wir waren keine Freunde, weil wir uns wertschätzten für das, was wir waren, für unseren Charakter oder, weil wir Spaß zusammen hatten. (sei ehrlich, wann hatten wir das das letzte mal?)

Wir haben uns aneinander geklammert, weil es der leichteste Weg war. So mussten wir keine Angst haben, alleine dazustehen. 

Du bist ein warmherziger Mensch, aber egal ob bewusst oder unbewusst, du hast mich so unglaublich manipuliert, hast mir gesagt ich würde die 1 in Englisch sowieso nicht schaffen, mir gesagt, mir stünden diese Hochsteckfrisuren nicht. 

Ich möchte die Zeit nicht schlecht reden, aber ich kann mir nicht mehr einreden, wie toll unsere Freundschaft doch war.

In dir steckt so unglaublich viel Missgunst. Du freust dich, wenn andere Menschen auf die Schnauze fliegen und fühlst dich schlecht, wenn jemand anderes etwas Großartiges erreicht. Ich wünsche dir wirklich, dass dich das irgendwann loslässt, denn so kann man bestimmt nicht glücklich werden.

Du hast mich ausgenutzt, meine Gutmütigkeit, meine Treuherzigkeit. Das traurige ist, dass ich weiß, du wirst dir niemals eingestehen, dass ich recht haben könnte, mit dem was ich gesagt habe und jetzt hier schreibe.

Du lebst in deiner eigenen Welt, mit deiner eigenen Wahrheit, deinen alternativen Fakten, die du dir seit Jahren einredest. Keiner unserer Freunde von früher würde mein jetziges Verhalten verstehen, weil wir immer wie die perfekten Freundinnen gewirkt haben müssen. Herzlichen Glückwunsch, du hast sie alle auf deine Seite gezogen. Ich habe keinen Kontakt mehr mit auch nur einem einzigen unserer früheren Freunde und es fühlt sich an, als hätte ich so wahnsinnig viel Zeit mit unserer Freundschaft verschwendet. All die Leute, die es gut mit mir meinten, um die hätte ich mich kümmern müssen. Dann wären sie heute noch da. Aber ich hab's nicht getan. Stattdessen habe ich mich in unsere Illusion der besten Freundschaft verrannt und damit weder deines noch mein Leben bereichert.

Wahrscheinlich kannst du das alles nicht verstehen, schüttelst die ganze Zeit den Kopf und fragst dich was aus deiner alten Freundin geworden ist.

Doch schau mal, wir kennen uns überhaupt nicht mehr. Sag mir welche Bücher lese ich, welche Filme und Serien schaue ich und welche Musik mag ich? Was ist meine Lieblingsfarbe, was studiere ich, wer sind meine Freunde und was mache in in meiner Freizeit?

Die Liebesfilme, die wir früher geschaut haben, finde ich heute zum Kotzen, ich bin Vegetarier, mag heavy Metall und spiele seit 3 Jahren Gitarre.

Du bist heute genau die Person, die du früher sein wolltest, machst genau das, was du vor 4 Jahren für dich vorgesehen hast. Dagegen bin ich betrunken und planlos Schlangenlinien gegangen und durch Zufall da rausgekommen, wo ich heute bin.

Aber ich bin glücklich und stolz, auch wenn ich immer wieder mal tief nach unten stürze. 

Manchmal muss ich lächeln, wenn ich an bestimmte Dinge denke, die wir zusammen erlebt haben und dann frage ich mich, ob es richtig war, dich aus meinem Leben zu streichen, aber dann denke ich wieder es ist der einzig richtige Weg. Wir tun uns gegenseitig nicht gut.

Eine Freundschaft, die auf Lügen und Unsicherheiten basiert, kann nicht gesund sein.

Ich weiß auch, dass ich nicht leicht bin. In den letzten Jahren habe ich ein paar dunkle Phasen durchgemacht, in denen ich so gut wie Niemanden an mich herangelassen habe. Wie also sollst du noch wissen, wer und WIE ich bin?

Früher hast du mir mal vorgeworfen, ich wäre immer so schnell eingeschnappt und ja man das bin ich. Ich bin sensibel! Aber meine beste Freundin sollte mir doch nicht vorwerfen was ich fühle. Aber klar es ist nicht immer leicht und schön, wenn jemand so empfindsam ist, wie ich.

Im Grunde genommen sind wir zwei wundervolle Menschen,  die nur einfach nicht miteinander befreundet sein sollten. Auch wenn das hart klingt, mein Leben ging schlagartig bergauf, als du es verlassen hast.

Ich wünsche dir wirklich von Herzen das allerbeste und freue mich, wenn ich glückliche Bilder von dir auf Social Media sehe, auch wenn ich weiß, dass es andersherum nicht so ist.

Tut mir leid, wenn ich jetzt dein Weltbild zerstört habe

M

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Hattet ihr auch schonmal eine solche oder eine ähnliche Freundschaft und was habt ihr gemacht?