Der Tanz

Ich sah sie zum ersten Mal als ich wieder unterwegs war.

Dieses Mal wollte ich irgendwie nicht mehr nach Hause. Ich wollte nicht mehr die tröge Stille um mich herum spüren, die mich immer kleiner werden ließ, je mehr ich in ihr verweilte.

Raus ging ich, streifte durch die Straßen und was ich wollte, vergaß ich schon nach ein paar Minuten. Die Lichter, die lärmenden, fortwährend fahrenden Autos scheuchten mich von einer Straßenseite zur anderen und die Menschen begegneten mir mit Trübsinn und leeren Augen. Ich weiß nicht wie, aber irgendwann fand ich mich in diesem Lokal wieder. Dunkel war es dort, eine fast stickige Atmosphäre herrschte. Aber gleichzeitig war es wieder so, dass ich mich geborgen fühlte, ohne dass ich sagen konnte, aus welchem Grund.

Sie fiel mir zum ersten Mal auf, als sie sich neben mich setzend einen Drink bestellte. Von ihrer Stimme aufmerksam geworden wandte ich meinen Blick in ihre Richtung – und erstarrte. Sie musste es bemerkt haben, denn im selben Moment drehte sich sie mir zu.

Es kommt mir im Nachhinein so unwirklich vor, diese ganze Situation von Anfang bis Ende. Und doch war sie so real, als das es erst gestern passiert wäre. Was wir redeten, hab ich vergessen. Ich kann mich nur noch an das Glitzern in ihren Augen erinnern, als ich sie zum Tanz aufforderte. Elegant erhob sie sich vom Hocker und begleitete mich auf die Tanzfläche. Bald tanzten wir so eng, so nah, dass ich ihre Haut und samtenes Haar nicht nur fühlen sondern auch riechen konnte.

Für diesen Tanz wollte ich sie so nah wie möglich. Sanft ließen wir uns von der Musik leiten. Der Rhythmus verwischte jede Wahrnehmung. Der Takt wogte alle Sorgen weg. Der Tag war vergessen. Die Nacht nahm ihren Lauf. Es existierten nur sie und ich.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich, ich wäre dem Traum entkommen. Wieder erfuhr ich, dass Träume nur das sind, was wir uns wünschen. Ob sie jemals so wahr werden könnten, wie wir uns häufig vorstellen? Doch die Wirklichkeit gibt uns die Möglichkeit, das zu erleben, von dem wir träumen, doch nur dann, wenn wir es am wenigsten erwarten. Und meist wird uns es erst hinterher bewusst, wie nah wir diesem Traum gekommen sind.

Wenn wir uns am nächsten Morgen zur Seite drehen, und dieser Frau begegnen, die mir mit einem Tanz das Leben zurückbrachte. Und als ich das Glitzern in ihren Augen sehe, weiß ich, es ist wahr.

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