2. Höllenmonat Teil 2

Tag 4

Als ich wieder aufwachte, war ich hilflos. Ich war in einem weißen gepolsterten Raum und hatte eine Zwangsjacke an. Ich wusste nicht wie ich mich befreien sollte und robbte in eine Ecke. Schmerz machte sich in meinem Körper breit. Ich spürte einen Verband an meinem Bein. Die Kugel! Spüren konnte ich sie nicht, also wurde sie entfernt. Ich schob mich an der Wand hoch und stellte mich hin. Am anderen Ende wurde die Tür geöffnet und eine junge Frau kam mit Essen herein. "Wie soll ich bitte essen?!", fuhr ich sie an. Ohne etwas zu erwidern machte sie die Zwangsjacke auf und wich zurück. Trotzdem kickte ich sie - dank meiner langen Beine - von mir weg. Dann schluckte ich das Essen mit ein paar Gabelstichen runter und warf diese dann auf die Frau, die es noch nicht mal bis zum Ausgang geschafft hatte. Zwei starke Arme packten mich von hinten und legten mir wieder die Jacke an. Der Mann rannte zu der Frau, half ihr hoch und verließ sofort den Raum. Ich jedoch lachte vor mich hin und wurde immer lauter. Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte ich mich wieder und schlief sogar ein.

Ich wachte wieder auf, als ich ein kratzendes Geräusch an der Wand wahrnahm. Ich wollte wissen was das war und ging darauf zu. Wegen der Zwangsjacke konnte ich mich kaum bewegen, aber laufen ging noch. Sehen konnte ich nichts im Raum, trotzdem wurde das Kratzen immer intensiver und lauter. Da wo es herkam, war doch die Tür! Als ich das Gefühl hatte, dass meine Ohren gleich deswegen zerbersten, hörte das Kratzen plötzlich auf. Ich trommelte mit meinen Füßen gegen die Tür...sie ging auf! Was sich dahinter für ein Bild ergab, brachte mich zum Lachen. Ich hatte keine Ahnung, wie der Tiger hier in die Psychiatrie gekommen ist, aber anscheinend hatte er großen Hunger. Vor mir lagen drei Leichen. Die Wände waren mit Blut bespritzt und verschmiert und die Leichen waren bis auf die Knochen zerfetzt. Am Ende des Ganges saß ein Tiger und leckte sich die Pfoten sauber. Wie ist der denn her gekommen? Und wie hat er es bitte geschafft, hier reinzukommen?, dachte ich und warf einen Wagen mit Geschirr um. Es zerschepperte in tausend Teile und ich schnitt die Zwangsjacke auf. Als meine Arme wieder frei waren, griff ich mir sofort ein Taschenmesser und lief mit der Klinge vor mir langsam an dem Tiger vorbei. Knurrend sah er mich an und erhob sich. Er schritt auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Dann legte er sich unterwürfig auf den Rücken und sah mich an, als wäre ich der Anführer seines Rudels. An seinem Hals blitzte etwas auf. Ich beugte mich hinab und strich das Fell beiseite. "Ein Halsband?", murmelte ich etwas verwirrt vor mich hin. Auf der Silbermarke war ein Name eingeritzt. 'Kampfzahn' "Wer auf diesen Namen gekommen ist, muss ein schwarzes, kaltes, dunkles Herz haben", murmelte ich wieder. "Na dann komm mal mit, ich hab da noch was zu erledigen. Innerlich brodelte ich vor Wut und rannte schon beinahe in den Korridor 27, der zwischen 30 Zimmern auch das von Diria und mir beherbergte. Kampfzahn lief geschmeidig neben mir und ließ unter dem dichten Fell seine Muskeln spielen. "Die kannst du gleich zum Einsatz bringen", knurrte ich unheilvoll und trat die Tür ein. Diria lag schlafend in ihrem Bett, schreckte aber hoch, als sie hörte, wie ich ins Zimmer kam. Angsterfüllt sah sie mir ins Gesicht. Dann machte ich einen Schritt zu Seite und gab den Blick auf den Tiger frei. "Waahh!", schrie sie und wich zurück, soweit es ihr Bett zuließ. "W...wie kommt der hier rein? Verschwinde!", fauchte sie, doch ihre Stimme zitterte vor Angst. "Na, hast du mich vermisst?", lachte ich kalt, versetzte ihr einen Schlag auf den Kopf und sie sackte zusammen.

Jetzt wirst du bereuen dass du mir nicht geglaubt hast!, dachte ich wütend und verpasste ihr ein paar Faustschläge ins Gesicht und Tritte in die Rippen. Stöhnend wachte Diria wieder auf und wehrte sich, aber ihre Schläge trafen ins Leere. Doch als Diria mich in der Magengegend erwischte und mich gegen die Wand schleuderte, schrie ich: "Kampfzahn!" Der Tiger reagierte sofort und warf sich auf Diria. Er biss ihr in den Arm und fuhr mit seinen riesigen Pranken quälend langsam über ihr Gesicht. Seine Hinterpfoten kratzten ihr den Bauch auf und hinterließen eine enorme Fleischwunde. "Es reicht!", befahl ich und Kampfzahn ließ augenblicklich von ihr ab. Ich schlug Diria mehrmals in die offene Wunde, bis ihre Schreie leiser wurden. Plötzlich flog die Tür auf und eine ganze Armee von Ärzten und Betreuern stand im Zimmer. Ein paar eilten zu Diria und versuchten verzweifelt, ihr Leben zu retten, während mich drei Betreuer packten und mir eine Betäubungsspritze injizierten. Die Stimmen um mich herum hörten sich jetzt so an, als kämen sie aus weiter Ferne und mein Blick wurde unscharf und verschwamm vor mir. Ich fiel auf den Boden und bekam nur bruchstückhaft mit, wie Kampfzahn einen nach dem anderen tötete und zerfleischte. Als er endlich bei mir ankam, leckte er mit seiner großen Zunge über meine Wange und hievte mich auf seinen Rücken. Schlaff lag ich auf ihm, meine Arme baumelten seitlich von ihm herunter und die Waffen rutschten mir aus der Hand. Er stieß die Tür zu einem Zimmer auf und sprang auf das Bett, um mich ablegen zu können. Dann machte er einen einzigen Satz und legte sich vor der Tür nieder. Benommen schloss ich die Augen und schlief ein, wachte aber ein paar Minuten später wieder auf, weil ich bedrohliches Knurren hörte. Ich schaute in Kampfzahn's Richtung und erhaschte einen Blick auf die Tür, die einen Spalt breit geöffnet war. Jemand versuchte hier rein zu kommen. Ich stand sofort, wieder mit voller Energie, von meinem Bett auf und warf mich gegen die Tür. Sie knallte zu und ich hörte einen dumpfen Aufschlag. Ohne weiter nachzudenken schlug ich die Scheibe des Fensters ein und kletterte hinaus. Kampfzahn sprang mir geschickt hinterher und wir hangelten uns die Stockwerke nach unten. Kaum war ich auf dem Boden, sprintete ich auf den Zaun zu und kletterte nach oben. Plötzlich nahm ich von hinten ein sich schnell näherndes Surren war und wusste, was jetzt kommt. Zum Ausweichen war es zu spät und ein stechender Schmerz machte sich in mir breit. Meine Augen schlossen sich, alles wurde schwarz und ich fiel. Den Aufprall spürte ich nicht mehr, aber ich hörte noch das verzweifelte Knurren von Kampfzahn, dass in meiner Seele schmerzlich wiederhallte.

1084 Wörter ohne das hier. Sillow ist wieder mal eine Weile weg. Ich springe zum vorletzten Tag, dann hat sie den zweiten Monat hinter sich.

F.

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