2. Höllenmonat
Tag 3 des 2. Höllenmonats
Diria's Sicht
Sillow lag in ihrem Bett neben mir und atmete kaum. Sie schlief, trotzdem machte ich mir Sorgen, dass ihr Puls wieder verschwindet. Sie hatte mir am Tag nach der Sache, die drauÃen war, gesagt, dass sie einen schweren Herzfehler hatte, der nie ganz geheilt werden konnte. Wenn sie sich zu sehr wegen Sachen aufregte, die sie noch deprimierter machten als sie es sowieso schon war oder Mittel bekam, die sie beruhigen oder betäuben sollten, dann konnte es passieren, dass sie einen Herzstillstand erleidet. Passiert es allerdings zu oft, dann stirbt sie irgendwann und dann kann man sie nicht mehr zurückholen.
Ich stand auf und malte ihr Kreise auf den Rücken. Wir mussten hier raus. Und selbst wenn sie es nur allein schafft, dann weià ich ganz genau, dass sie mich und Zanaya eines Tages auch hier herausholt.
Sillow's Sicht
Ich wachte auf, weil ich etwas an meinem Rücken spürte. Ich drehte mich um und sah in die eisigen Augen von Diria. "Hab ich dich geweckt?", fragte sie, als sie ihre Hand schnell zurückzog. Ich nickte und setzte mich aufrecht hin. "Sorry."
"Passt schon."
Ich erhob mich und lief zu meinem Schrank. Ich schob ihn beiseite und holte mein Handy aus dem Loch heraus, das Diria in die Wand geschlagen hatte. "Soll ich deins auch mitbringen?", fragte ich. "Ja", sagte sie leise. Also griff ich auch nach ihrem. Ich richtete alles so hin wie vorher und setzte mich zurück auf mein Bett. Ich reichte ihr das Handy mit einem Zettel. "Was ist das?", fragte sie. "Meine Nummer."
"Mittagessen", sagte Xori, als sie in unser Zimmer kam. "Verschwinde!", fauchte ich. Xori stellte das Essen ab und verlieà das Zimmer. "Wieso hat sie drei Tabletts zu uns gebracht?", wunderte sich Diria. Es klopfte am Fenster und ich wandte meinen Kopf dem Geräusch zu. Zanaya hing kopfüber vor der Scheibe, mit rot angelaufenem Gesicht. Ich stand auf, öffnete das Fenster und zog sie nach drinnen. "Wieso kommst du nicht durch die Tür?", fragte ich verächtlich. "Kei Bogh", nuschelte Zanaya und schwankte. "Sag mal, hast du was getrunken?! Spinnst du?!", schrie Diria. "Wie bist du an Alkohol gekommen?", fragte ich Zanaya und schüttelte sie heftig.
Aber anstatt einer Antwort, bekamen sie nur eine bewusstlose Zanaya. Sie kippte um und landete auf dem Boden. Ihre weiÃen Haare fielen ihr ins Gesicht und verdeckten fast alles, nur ihre Augen nicht. Die waren weit offen und starrten gen Himmel. "Diria, Zanaya ist nicht bewusstlos...sie ist tot!", schrie ich. "Was?! Nein! Bitte nicht!", kreischte sie und stieà mich beiseite. "Zanaya! Wach auf!", wimmerte sie. "Zanaya!"
"Geh weg, ich versuch ihr zu helfen", zischte ich und drängte sie weg. Ich versuchte erst die Herzdruckmasage, dann die Mund-zu-Mund-Beatmung. Nichts davon half. "Hol Amy und zwei Ãrzte!", brüllte ich Diria an. Die aber nickte nur und raste wie eine Wilde aus dem Zimmer. Ich versuchte, Zanaya weiterhin wiederzubeleben. "Komm schon, Zanaya! Tu uns das nicht an! Diria braucht dich." Und dann sagte ich etwas, was ich nie erwartet hätte, dass ich es sagen würde. "Ich brauche dich!" Als ob die Worte Wunder gewirkt hätten, fing Zanaya plötzlich an zu husten. Ich hob sie hoch und hielt sie fest. Genauso saà ich damals mit Laisha im Arm mitten auf der StraÃe. Ich vermisste sie schrecklich und mein Puls ging wieder runter. Nein! Du musst stark bleiben! Komm, für Laisha! Sagte mir meine innere Stimme. Es half, aber nur ein bisschen. In Gedanken versunken merkte ich nicht, wie sie mir Zanaya wegnahmen und ich selbst zur Seite fiel. "Sillow. Hey." Benommen wie ich war, verstand ich nicht wirklich, was Diria zu mir sagte. Ich bekam nur mit, wie sie mich in ihren Arm nahm und mich zu meinem Bett trug. Dort legte sie mich wieder ab.
Diria's Sicht
Sillow. Nicht schon wieder. Sie fiel zur Seite wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Ich nahm sie in den Arm und legte sie auf ihr Bett, aber sie bewegte sich trotzdem nicht. Sillow war total benommen. Bestimmt wegen Laisha. "Hey Schwesterchen, komm mal wieder zu dir!" Leicht schüttelte ich sie, aber es brachte gar nichts. "Schlaf 'n bisschen", flüsterte ich und setzte mich auf mein eigenes Bett. Für Sillow muss es hier die Hölle sein. Ihr bester Freund hatte sie verraten und ihre beste Freundin sah sie nie wieder, wenn sie hier nicht bald raus kommt.
"Wie geht's dir?", fragte ich Sillow, als sie endlich wieder richtig da war. "ScheiÃe!", fauchte sie. "Komm, wir gehen in den Aufenthaltsraum", schlug ich vor und zog sie einfach mit.
Sillow's Sicht
Diria bot mir an, in den Aufenthaltsraum zu gehen, aber bevor ich antworten konnte, packte sie mich am Handgelenk und zog mich aus dem Zimmer. "Lass mich los!", zischte ich und riss mich aus der Umklammerung. "Ich hab null Bock wieder unter Leuten zu sein!" Diria ignorierte mich allerdings einfach und zog mich in den Aufenthaltsraum. Dann änderte sich auch noch ihr Gesichtsausdruck und ich folgte ihrem Blick. An der Wand stand mit Blut geschrieben:
'Warum Sillow? Zanaya'
"Was hat das zu bedeuten?", wimmerte Diria. "Und wieso steht da dein Name?" Ich verdrehte meine Augen. "Woher soll ich dass wissen?", knurrte ich kalt. "Ich rette ihr das Leben und sie bringt sich um." Diria schrie plötzlich auf und zeigte mit zitternden Fingern auf einen Körper, der in einer Blutlache lag. Ich erkannte erst nicht, wer es war, aber als Diria und ich näher herankamen, wussten wir beide, wer da lag. "Zanaya...", flüsterten wir wie aus einem Mund. Ihr Körper war von Messerstichen übersät, ihre weiÃen Haare waren rot und die Waffe steckte immer noch in ihrer Brust. An ihrem Arm war ein Morgenstern eingeritzt. "S...Sillow...ha...hast du n...nicht mal gesagt dass d...du jedem einen M...Morgenstern einritzt d...den du...getötet hast...?", fragte Diria zitternd und wich vor mir zurück. "Diria verdammt ich war das nicht!", schrie ich. "Wann hätte ich das denn tun sollen?! Und warum?! Klar sie war mir manchmal lästig, aber ich mochte sie! Und auÃerdem warst du doch die ganze Zeit bei mir!" Diria schien das egal zu sein. Sie lief immer weiter rückwärts, bis die Wand hinter ihr war. "AMY!", schrie sie panisch. Ihre Augen waren gefüllt mit Angst, Trauer und Wut. "Was ist hier los? Was habt ihr hier zu suchen? Ihr müsst vorher Bescheid geben dass ihr hier her wollt!", schimpfte Amy als sie hereingestürmt kam. Als sie aber die Leiche von Zanaya erblickte, stockte ihr der Atem und sie sah uns beide böse an. "Was habt ihr getan?!"
"Amy wir waren das nicht!", fauchte ich. "Als wir hier rein kamen haben wir das hier an der Wand gelesen!" Ich nahm ihren Kopf und drehte ihn in Richtung der blutbeschmierten Wand. "Da steht mein Name und ich hab keine Ahnung wieso! An Zanaya ist mein Morgensternzeichen und ich weià ebenfalls nicht wieso! In ihrer Brust steckt noch das Messer mit dem unzählige Male auf sie eingestochen wurde und dank meines Zeichens denkt Diria dass ich es war, nur leider war ich bis vor zehn Minuten noch halb bewusstlos! Erklär mir das mal!", schrie ich kalt. Amy wandt sich aus meiner Umklammerung und ging zu Diria. Die stand zitternd an der Wand und wusste nicht, was sie glauben oder tun sollte.
"Wir müssen die Polizei rufen", erklärte Amy, als ich und Diria nebeneinander standen. "Ihr setzt euch jetzt da hinten hin und wartet, während ich hier eine Durchsage mache. Sie ist nur für diesen Raum, die anderen Betreuer und die Ãrzte hörbar. So bricht hier keine Massenpanik aus." Ich nahm Diria an die Hand und zerrte sie zu der Couch, die in einer Ecke stand. Dann packte ich ihre Schultern und sah ihr tief in die Augen. "Diria, ich war das nicht. Du warst doch die ganze Zeit bei mir und ich war bewusstlos. Zumindest halb. Wann hätte ich das denn bitte machen sollen?", sagte ich ihr ruhig, aber eisig. "Ich will dir glauben, Sillow, aber ich kann nicht. Ich hatte dich kurz allein gelassen, um zu duschen und um mich um zuziehen. Dafür hab ich eine halbe Stunde gebraucht. Du hattest genug Zeit, um zu Zanaya zu gehen, sie hierher zu schleifen, sie abzustechen und wieder zurück ins Zimmer zu kommen." Stück für Stück erklärte sie mein mögliches Motiv. "Und wie hätte ich das machen sollen? Ich war fast bewusstlos! AuÃerdem wäre meine Kleidung dann voller Blut und um es abzuwaschen, hätte ich in unser Badezimmer gehen müssen! Und dann wären meine Klamotten auch nass. Und wie du siehst, hab ich immer noch die selben an, in denen ich Zanaya versucht hab wiederzubeleben!", zischte ich. "Du bist eingeschlafen."
"Ah ja und seit wann kann man im Schlaf andere Leute umbringen?!"
"Du bist eine Schlafwandlerin. Du standest schon oft genug mit leuchtenden, geröteten Augen vor meinem Bett und geöffnetem Mund. Das sah gruselig aus", erklärte sie mir. "Warum hast du mir das nie gesagt?!"
"Hättest du mir denn geglaubt?" Ich nickte. Ich hätte ihr geglaubt, wenn sie es mir gesagt hätte! "Aber dass mir meine eigene Schwester nicht glaubt, tut genauso weh, wie der Trennungsschmerz von Laisha!", fauchte ich. Ich merkte in meiner Wut nicht, wie ich Diria eine knallte. Wir beide hatten nicht mitbekommen, dass die Bullen schon eine Ewigkeit im Raum standen und mit der Spurensicherung Zanaya's Leiche untersucht hatten. "Sillow Ice", sprach einer der Polizisten meinen Namen aus. "Was?", fragte ich kalt als ich mich umdrehte. "Wir haben soeben Ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe sichergestellt. Sie müssen uns aufs Revier begleiten", sagte ein Mann. "Dann nimm mich doch mit du Penner, wenn du dich traust!", zischte ich verächtlich und warf ihm einen kalten Blick zu. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und wartete auf seine Reaktion. "Sie haben nicht nur eine Mordanklage am Hals, sondern auch eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung und mehrfacher schwerer Körperverletzung", zählte er auf. Dann zeigte er mir die silbernen Handschellen und drehte mir meinen linken Arm auf den Rücken. "Das hätte ich nicht getan!", lachte ich kalt und entzog mich blitzschnell seinem Griff. Bei der Umdrehung nahm ich ihm seine Waffe weg und zielte auf ihn. "Willst du mich immer noch mitnehmen?", fragte ich fies grinsend mit blitzenden Augen. "Sillow Ice, runter mit der Waffe!", brüllten alle wie auf Kommando und zielten mit ihren Pistolen auf mich. Innerlich fing ich an zu lachen, bis es aus mir herausbrach. Ich lachte verrückt auf und übte mehr Druck auf den Abzug aus. "Sillow, tu das nicht", flüsterte Diria. "Warum? Du glaubst mir doch auch nicht! Es macht keinen Sinn mehr! Wofür sollte ich eigentlich selbst noch leben? Laisha sehe ich nie wieder, du glaubst mir nicht." Und anstatt die Waffe auf die Polizisten zu richten, hielt ich sie mir selbst an den Kopf.
"Machen Sie nichts falsches, Sillow", sagte ein Polizist. "Es gibt viele Dinge, wofür es sich zu leben
lohnt." Ich lachte nur trocken auf und wollte abdrücken, aber als ich einen Schuss hörte und einen brennenden Schmerz an meinem Bein spürte, lieà ich die Waffe fallen. Der Mann vor mir wollte sich diese zurückholen, aber ich stieà ihm die Beine unter dem Körper weg. Ich schnappte sie mir erneut und drückte zweimal ab. Der Polizist war tot. Ich stand auf und lehnte mich an die Wand. Ich stieà Diria beiseite, um sie vor den fliegenden Kugeln der anderen zu beschützen und schoss selber zurück. Einem schoss ich in den Kopf, dem anderen in die Brust. Dann knallte ich die Spurensicherung ab. Am Ende standen eine aufgelöste Amy und eine zitternde Diria links und rechts von mir und bekamen kein Wort heraus. "Was soll ich nur mit dir machen, Sillow", seufzte Amy und zerrte mich an meinem Arm aus dem Raum. Vor dessen Tür standen drei Männer und zwei Frauen. Als sie mich mit der Waffe erblickten hoben sie die Hände, aber ich lieà sie fallen. Die Munition war leer und ich hatte mich zum ersten Mal in meinem Leben ergeben. Die Gruppe die mit zum Himmel erhobenen Händen da stand, teilte sich auf. Die Männer packten meinen blutverschmierten Körper, aber dann kam mein Verstand zurück und ich begann mich zu wehren. Ich schlug um mich und traf Amy mit meinem Ellenbogen am Oberarm. Einen der Männer erwischte ich mit meinem Fuà an seinen Weichteilen. Eine der Ãrztinnen rammte mir eine Spritze in den Arm, kurz darauf wurde alles schwarz und ich brach zusammen.
2065 Wörter ohne das hier.
Hoffe es gefällt euch.
F.
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