LapislazuLilly
Freya. Freya. Freya.
Ich hasse sie.
Ich hasse sie.
Ich hasse sie.
Natürlich hasse ich sie nicht.
Wie könnte ich?
Aber wenn ich meinen Kopf davon überzeuge, lande ich vielleicht wieder im neutralen »Dazwischen«.
Hassender Kopf plus liebendes Herz ergibt einen Rufus, wie er sein sollte. Einfach nur ein Freund.
»Da kommt sie!«, ruft Freyas Mutter und übertönt mein Hassmantra.
Ich sehe auf und meine Augen werden in der Menge sofort fündig. Als hätten sie einen eingebauten Freya-Sensor.
Zehn Monate auf der anderen Seite der Welt haben an der Reaktion meines Körpers nichts verändert.
Herzklopfen.
Magenflattern.
Trockener Mund.
Ich ... hasse sie?
Freya kommt winkend auf uns zu und zerrt dabei ihren Koffer hinter sich her.
Sie umarmt erst ihre Eltern und dann bin ich dran.
Das alles kommt mir unangenehm vertraut vor. Als würde ich die Abreise ein zweites Mal erleben, nur in umgekehrter Reihenfolge.
Sie wird mich drücken. Wir beide sprachlos. Und dann wird sie beginnen, vor Aufregung zu plappern und mit ihren Eltern zu scherzen.
Flughafenhalle. Autofahrt. Begrüßungsparty. Alltag.
Freya, die so tut, als wüsste sie von nichts. Ich, der ich so tue, als gäbe es nichts zu wissen.
Ihre Arme umschließen mich und diesmal ist das Ziehen im Bauch sogar noch schmerzhafter. Damals konnte ich mir einreden, dass die Gefühle mit ihr davonfliegen und verschwinden.
Jetzt weiß ich es besser.
Ich hasse sie ... nicht. Nicht einmal ansatzweise.
Plötzlich durchbricht Freya den vorgezeichneten Ablauf und raunt mir etwas ins Ohr.
»Ich habe dich vermisst.«
Ich schließe die Augen.
Das war das schlimmste Szenario - und gleichzeitig das beste: Sie geht davon aus, dass die dumme Schwärmerei hinter uns liegt und wir wieder die Alten sind.
Kein Grund mehr für Distanz in unseren Worten.
Lasse ich sie in dem Glauben? Für den Moment?
Die Umarmung ist wundervoll. Ohne Zurückhaltung. Fest und innig.
Die Wahrheit zwischen uns wird das wieder unmöglich machen.
»Ich habe dich auch vermisst«, flüstert mein trockener Mund.
Ich hasse es, sie nicht hassen zu können.
Wir sitzen nebeneinander auf der Rückbank des Autos. Ich habe keine Ahnung, was wir früher gesagt und getan hätten.
Wie lang, bis sie mich durchschaut?
»Was hast du eigentlich am meisten vermisst?«, fragt Freyas Mutter auf einmal. Als wüsste sie, welche beiden Sätze ich gerade verzweifelt zu verdrängen versuche.
»Andere Dinge als erwartet«, lautet die Antwort nach kurzem Zögern.
»So ein Abstand macht einem klar, was einem wirklich am Herzen liegt, nicht wahr?« Ihre Mutter lacht. Freya nicht.
Sie erwidert nur leise: »Ja, tut es.«
Und sieht mich an.
Mein verliebtes Hirn malt Sehnsucht in ihre Augen und Hitze auf ihre Wangen.
Ich blinzele, doch das Wunschbild bleibt.
Auch nach mehreren Minuten ist es noch da.
Freya, die mich ansieht. Obwohl die Grenze längst überschritten ist.
Was kommt nach Freundschaft und einseitiger Verliebtheit?
Als könnte sie spüren, dass ich der Antwort ganz nah bin, beißt sie sich auf die Unterlippe und legt den Kopf schief.
Dann lächelt sie.
Und mein Mantra springt um.
Sie liebt mich.
Sie liebt mich.
Sie liebt mich.
Genre: Romantik
Inspiration: III (Frei)
Hiermit erkläre ich euch zu Hamster und Monster
Das golfballgroße Projektil zischt an meinem Kopf vorbei, durchschlägt die Kabinenwand und verschwindet im interdimensionalen Raum dahinter.
»Verdammte Scheiße, Susan!«
Meine Stimme klingt hoch und schrill.
Interessant. Anscheinend macht Panik aus meinem dröhnenden Bass das Kreischen eines kleinen Mädchens.
»WELCHE FARBE?«, brüllt meine Frau ein zweites Mal. Auch ihre Stimme liegt in der völlig falschen Tonlage.
Es klickt und kracht, als sie den Blaster nachlädt, und das kreischende Mädchen antwortet so schnell, wie mein Männermund es zulässt.
»Ich weiß nicht, wie dein Kleid aussah! Das ist eine Ewigkeit her!«
»WIE LANG GENAU?«
Ich hebe abwehrend die Hände.
»Lass mich ... kurz nachrechnen!«
Susans Augen verengen sich und das irre Funkeln darin konzentriert sich zu einem kleinen mörderischen Punkt.
»Mein Mann müsste nicht nachrechnen! Er wüsste, wie lang wir uns kennen!«
Zischen statt Brüllen.
Gutes oder schlechtes Zeichen? Ich befürchte zweiteres und hoffe auf ersteres.
Immerhin hat mich noch kein zweiter Schuss getroffen und zerfetzt wie einen Hamster in der Mikrowelle.
Nach diesem Kopfkino gerät mein Denken endgültig ins Stocken.
Durch das Loch hinter mir kommen fremdartige Geräusche. Ein Blubbern und Rauschen. Es hört sich wie die Schmatzgeräusche eines Monsterrachens an und vielleicht ist es das auch.
Im dem abgedrehten Raum zwischen den Dimension existieren alle möglichen albtraumhaften Kreaturen. Nur deswegen gibt es an Bord überhaupt Waffen mit einem Lauf in Panzerrohrgröße – wie den Blaster, der mich in den Armen meiner Frau ersetzt hat und der nun bedrohlich zuckt.
Ich gebe den Rechenversuch auf und flehe stattdessen.
»Glaub mir! Ich bin dein Mann!«
»BEWEIS ES!« Susan brüllt wieder. »WANN IST UNSER HOCHZEITSTAG?«
Scheiße.
Das wüsste ich nicht einmal mit klarem Kopf. Wozu gibt es digitale Kalender mit Erinnerungsfunktion?
Ich hebe die Hände noch höher, als würde das noch irgendetwas bringen. »WAS HAST DU MIT IHM GEMACHT, DU ...«
Gern hätte ich ihre beleidigende Bezeichnung für das Wesen gehört, das sie fälschlicherweise in mir sieht. Doch der Schuss übertönt ihr Keifen. Und er pulverisiert einen weiterer Teil der Wand hinter mir.
Wenn da irgendetwas Monsterartiges war, ist es jetzt zumindest tot.
»Ich bin kein gestaltveränderter parasitärer Dimensionsflüchtling!«, sage ich und breche mir dabei fast die Zunge. Wo sind eingängige Akronyme, wenn man sie braucht?
Meine Frau hat andere Fragen.
»WAS SIND MEINE LIEBLINGSBLUMEN?«
Mein Mund geht auf, doch weder die Männer- noch die Kleine-Mädchen-Stimme kommt heraus.
Bamm!
Loch Nummer drei.
»WIE HEISST MEINE ARBEITSKOLLEGIN?«
Offener, tatenloser Mund.
Bamm!
Nummer vier.
»WELCHES LIED HAT BEI UNSEREM ERSTEN TANZ GESPIELT?«
Mein Mund schließt sich. Aus Resignation?
Bamm!
Das fünfte Projektil schlägt ein minimal kleineres Loch. Abgebremst durch meine Brust.
Ich liege am Boden und höre auf das Monsterschmatzen - oder was immer dieses Geräusch aus der Kehle meiner Frau ist.
Mit dem Hamster habe ich mir geirrt.
Kein Zerfetzen. Nur der Verlust von einem Großteil »Ich« zwischen meinem Hals und meiner Hüfte.
Macht Urlaub in einer anderen Dimension, haben sie gesagt.
Es wird euch gefallen, haben sie gesagt.
Und sie hatten recht.
Der Urlaub war schön.
Nur die Rückreise hatte ich mir anders vorgestellt.
Genre: Science-Fiction
Inspiration: III (Frei)
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