I20I
Die nächsten Tage bin ich jeden aus dem Weg gegangen. Ich hatte kaum ein Wort mit meinen Freunden gewechselt und ab heute dürfte das auch nicht mehr all zu schwer werden, denn schließlich würden sie heute alle nach hause fahren. Weihnachtsferien. Sirius würde zu James fahren und auch ich wurde eingeladen, jedoch hatte ich ihm letzte Woche eine Nachricht zukommen lassen, dass ich nicht mitkommen würde. Das konnte ich nicht. Ich konnte nicht so nahe bei Sirius sein. Ich ertrug es nicht ihn zu sehen mit dem Wissen, dass er mehr von mir wollte als Freundschaft, aber ich ihm das nicht geben konnte. Das war einfach nicht fair ihm gegenüber. Das schlimmste war, dass ich mir vorstellen könnte etwas für Sirius zu empfinden, wenn nicht Newt noch immer mein Herz beherbergen würde und das. Das ist einfach nur traurig. Hier bekamen Begriffe wie "Verbotene - " oder "Unmögliche - " oder "unerwiderte Liebe" eine ganz neue Bedeutung.
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Es war Weihnachten einen Tag den ich früher geliebt habe, aber mittlerweile war es der Tag an dem ich am meisten selbstbemitleidete. Ich musste an Newt denken. Heute vor 56 Jahren hatte er mir einen Antrag gemacht. Ich drehte den Ring an meinem Finger. Mein Verlobungsring und dann strich ich über mein Handgelenk 1304. Ich hatte noch über drei Jahre und trotzdem fühlte es sich an diesem Tag nicht so an. Jedes Jahr an Weihnachten fühlte ich mich einsamer als an jedem anderen Tag.
Ich hatte den Tag weinend im verbotenen Wald verbracht, aber jetzt hatte ich geduscht und mich fertig gemacht. Dann lief ich in die große Halle, wo statt den Haustischen nur noch ein Tisch stand. Auch die Lehrer hatten daran Platz genommen. Ich setzte mich gegenüber von Albus, der neben Minerva saß.
Es machte alles noch viel schwerer. Mir wurde vor Augen geführt, dass ich viel mehr als Newt verloren hatte. Ich hatte auch die beiden verloren, Minerva und Albus. Es war ein schreckliches Gefühl. Sie sahen mich an und ich sie, doch während ich mich an alles erinnerte. Während ich wusste was wir zusammen erlebt hatten, waren sie völlig ahnungslos. Für sie war ich nichts mehr als eine Schülerin. Eine gute Schülerin, aber eben nur eine Schülerin.
,,Miss Kane?", fragte Albus gegen Ende des Festmahles. ,,Minerva hat mir von Ihrer Bitte erzählt..."
Ich nickte.
,,Wir haben darüber nachgedacht und fanden, dass es die perfekte Zeit wäre um ein Projekt in die Wege zu leiten, welches wir schon seit mehreren Jahren planen...", berichtete er. ,,Allerdings wird es in diesem Schuljahr kaum möglich sein, jedoch anfang nächstes... Das Problem ist nur, dass Sie, Miss Kane, im nächsten viel zu tun haben werden mit den ZAG-Prüfungen..."
,,Das ist überhaupt kein Problem!", sagte ich schnell. Ich musste für diese lächerliche Prüfung schon seit Jahrzehnten nicht mehr lernen.
Albus sah mich mit zur Seite gelegten Kopf fragend an, aber Minerva kam mir zur Hilfe: ,,Vermutlich hat sie recht, Albus. Sie ist weit über dem geforderten Niveau und das bereits jetzt. Ich würde sogar so weit gehen, dass sie selbst die UTZ-Prüfung bestehen würde."
,,Ach wirklich?", Albus Augen weiteten sich. ,,Dann steht dem Projekt für nächstes Schuljahr ja überhaupt nichts mehr im Weg!"
,,Darf ich fragen, worum es bei diesem Projekt geht?", fragte ich nach einer Weile der Stille.
,,Aber selbst verständlich!" Albus lächelte mich an. ,,Wir werden sehr alte Bücher bestellen und in Gruppen werdet ihr euch mit einem alten Zauber oder Fluch beschäftigen..."
Das klang tatsächlich interessant.
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1974:
Als die Weihnachtsferien zu Ende waren, wartete ich am Eingang auf meine Freunde und als sie mich sahen, waren sie tatsächlich sehr überrascht.
,,Phina!"
Ich lächelte sie traurig an. ,,Hey Leute..." Ich machte eine kurze Pause. ,,Es tut mir leid, dass ich die letzten Wochen so abwesend war... Ich bitte euch, mir keine Fragen zu stellen. Mich nicht zu fragen, warum. Ich kann euch darauf nämlich keine zufriedenstellende Antwort geben." Meine Augen füllten sich mit Tränen. ,,Ich bitte euch auch, mir zu verzeihen."
,,Die Frage ist was wir dir verzeihen sollen...", flüsterte Jenny.
,,Alles.", antwortete ich schlicht. ,,Meine Merkwürdigkeiten... Ich weiß auch nicht..."
Remus trat zu mir und umarmte mich. ,,Natürlich verzeihen wir dir!"
Jetzt kamen auch die anderen und umarmten mich nach und nach.
Sirius zögerte bevor er mich umarmte und als er es dann doch tat, flüsterte er in mein Ohr, sodass nur ich das hören konnte: ,,Wir müssen reden."
Ich nickte, als er sich löste, auch wenn ich nicht wusste, was ich ihm sagen sollte...
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Es dauerte eine Woche bis Sirius darauf zurück kam. Es traf mich völlig überraschend. Ich war gerade spazieren, als er mich überfiel. ,,Wir müssen reden, Seraphina."
Ich hob die Brauen. ,,Seraphina? Das muss wirklich ernst sein, wenn du mein ganzen Namen benutzt..."
Er nickte. ,,Du hast es mir versprochen."
,,Ja, ich weiß." Ich wendete mein Blick ab und spielte mit meinem Verlobungsring. ,,Worüber willst du reden?"
,,Hast du uns wegen mir ignoriert?", fragte er mit leiser Stimme.
Ich schluckte. Wie sollte ich ihm die Wahrheit sagen, wenn das gleichzeitig bedeutete ihn anzulügen?
Und dann passierte alles ganz schnell. Er kam auf mich zu und küsste mich. Wieso tat er das? Scheiße! Merlin, hilf mir! Er küsste mich und ich konnte mich nicht bewegen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte ihm nicht verletzten, aber scheinbar musste ich das: wenn nicht jetzt, dann in drei einhalb Jahren. Oh, Merlin, das war jetzt egal! Ich musste hier weg. Ich riss mich los, verwandelte mich in einen Phönix und flog davon.
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