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,,Ich brauche jetzt unbedingt eure Hilfe!", rief ich und öffnete meinen Kleiderschrank.
Elisabeth lief auf mein Schrank zu und ohne lang zu zögern zog sie ein blaues Kleid aus dem Schrank und hielt es mir hin. ,,Los zieh das an."
Ich folgte der Anweißung und in dem Kleid betrachtete ich mich um Spiegel. Das Kleid ging mir bis zu den Knöcheln und hatte kurze Ärmel.
Es war genauso anständig, wie zu unserer Zeit üblich, aber es schmeichelte meiner Figur, die ohne überheblich klingen zu wollen, wirklich gut war.
Daraufhin reichte sie mir eine lange Perlenkette und ich machte sie mir um.
Als nächstes gab sie mir auch noch passende Schuhe.
,,So perfekt und jetzt hau schon ab, sonst kommst du noch zu spät!", rief Elisabeth und lachte. Ich stieg, genau wie Minerva mit ein und lief dann vor Freude strahlend aus dem Zimmer und machte mich auf den Weg zur großen Halle, wo ein gut aussehender Hufflepuff bereits auf mich wartete.
,,Können wir los?"
____
,,Ich gehe das Butterbier holen. Bleib nur sitzen.", meinte Newt und lächelte mich an. ,,Ganz normal oder mit Ingwer?"
,,Ohne irgendetwas. Danke."
Ich beobachtete Newt wie er bestellte und sich dann zu mir umdrehte. Ich lächelte ihn an, doch dann geschah es: Newt stolperte und beinahe wären die beiden Gläser auf den Boden gefallen, doch zu unserem Glück hatte ich sehr gute Reflexe. Damit wollte ich nicht sagen, dass ich die Gläser mit bloßen Händen aufgefangen habe. Dafür wäre mir ohnehin nicht die Zeit geblieben, denn schließlich saß ich noch mehrere Meter von ihm entfernt an einem Tisch. Allerdings hatte ich meinen Zauberstab wie immer griffbereit, sodass ich die Gläser mit einem recht unbekannten Spruch, den ich vor ein paar Jahren in der Bibliothek gefunden hatte, vom fallen hinderte.
Auch Newt hatte sein Gleichgewicht gefunden und seine Wangen färbten sich rot, als er auch noch die letzten Meter überbrückte.
,,Das war gerade wirklich peinlich.", murmelte er, während er sich neben mich setzte.
Ich schenkte ihm ein breites Lächeln: ,,Ach was!" Dann gab ich ihm ein flüchtigen Kuss auf die Wange.
Er wurde noch röter, aber fing an leicht zu lächeln: ,,Wofür war der?"
,,Du bist süß, wenn dir etwas peinlich ist.", meinte ich. ,,Und süß ist ein Kompliment."
,,Wenn ich dann jedes Mal ein Kuss bekomme, dann sollte ich mir meine Tollpatchigkeit nicht abgewöhnen.", meinte er und grinste verschmitzt.
,,Bloß nicht!", rief ich und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
,,Okay, Seraphina, erzähl mir was von dir?", bat er mich nach einer Weile.
Ich zuckte mit den Schultern: ,,Was willst du denn wissen?"
,,Alles."
,,Alles?", wiederholte ich lachend. ,,Da musst du schon etwas konkreter werden, es sei denn du willst hier ein paar Jahre festsitzen, damit ich dir jedes noch so kleine Detail aus meinem Leben beichten kann."
,,Ich habe Zeit.", sagte er und sah mich grinsend an.
Ich hob meine Brauen: ,,Das glaube ich nicht. Das ist dein letztes Jahr hier in Hogwarts und danach wirst du irgendetwas aufregendes machen, da bin ich mir sicher."
,,Ach ja?", fragte er. ,,Was schwebt dir denn da vor?"
,,Hmm...", überlegte ich laut. ,,Auf jeden Fall etwas mit Tieren, beziehungsweise magischen Tierwesen. Du wirst sie erforschen. Die Niffler zum Beispiel, aber du wirst so gut in deiner Arbeit sein, dass es nicht lange dauert und du mit den Tierwesen hier in England schon bald fertig bist und dann reist du rum: Indien, Spanien, Russland und Amerika oder wo auch immer sonst dein Weg dich hinschlägt! Du wirst viele Kreaturen erforschen oder sogar neue entdecken!"
Er lächelte und sein Lächeln wurde, während ich sprach, immer breiter: ,,Das hört sich wirklich toll an..."
,,Und dann schreibst du das alles zusammen, um deine Erkenntnisse zu veröffentlichen.", erfand ich seine Zukunft weiter. ,,Du wirst ein berühmter Autor. Jeder wird deinen Namen kennen und mit den Tierwesen, deiner großen Leidenschaft, in Verbindung setzten!"
,,Ja, sicher.", meinte er und schüttelte lachend den Kopf.
,,Doch, doch!", rief ich. ,,Das kann ich mir richtig gut vorstellen: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind von Newt Scamender!"
Er schüttelte weiterhin den Kopf, aber ich redete einfach weiter: ,,Natürlich würdest du deinen Spitznamen auf das Buch setzten und irgendwann würde dein voller Name in Vergessenheit geraten und nur noch ich würde dich ab und zu daran erinnern und dich damit zur Weißglut treiben." Ich wurde etwas traurig, als ich das sagte, denn ich wusste, dass es dazu niemals kommen würde... In drei Jahren hätte er mich wieder vergessen... ,,Dein Buch wird auch in Hogwarts verwendet! In Pflege magischer Geschöpfe!", fuhr ich fort. ,,Stell dir mal vor, wie toll das wäre. All diese Schüler würden so viel lernen und das nur dank dir!"
,,Es ist ja wirklich eine nette Vorstellung, aber ich denke nicht, dass das jemals passieren wird...", meinte er.
Ich lachte kurz auf und erwiderte: ,,Denk an meine Worte, Newton Scamender und vergess mich nicht, wenn du in ein Paar Jahren im Rampenlicht stehst."
,,Dich würde ich niemals vergessen! Nicht in tausend Jahren!", rief er und sah mir dabei tief in die Augen. Er meinte das so, er glaubte felsenfest an seine Worte, auch wenn sie nicht wahr waren. Er hatte mich schon einmal vergessen und das würde er wieder tun. ,,Aber du lenkst ab, Seraphina Kane! Ich wollte etwas über dich erfahren und nicht darüber, wie meine Zukunft nicht verlaufen wird."
,,Das 'Nicht' streicht du lieber wieder.", meinte ich grinsend. ,,Aber von mir aus. Frag mich was und ich antworte dir ehrlich." Zumindest wenn das möglich war.
Er überlegte kurz und stellte dann seine Frage: ,,Was bedeutet die Zahl?"
,,Welche Zahl?", wollte ich verwirrt wissen.
,,Die Zahl 998.", er zeigte auf mein Handgelenk. ,,Auch wenn ich schwören könnte, dass da mal etwas mit 1000 stand..."
Ich folgte seinem Blick auf mein Handgelenk und tatsächlich war dort eine Zahl zu sehen. Das Tattoo, also die Zahl, verriet mir immer wie viele Tage ich noch übrig hatte, bis ich wieder zurück geschleudert wurde und erneut 14 Jahre alt war und mich alle vergaßen. Ich hatte noch 998 Tage und dann würde all das von Vorne beginnen.
Doch das konnte ich Newt jetzt natürlich nicht sagen, also brauchte ich so schnell wie möglich eine Ausrede: ,,Du hast recht. Da stand eine andere Zahl. Jeden Tag steht dort eine andere Zahl. Gestern war es die 999 und morgen wird es die 997 sein." Sein Blick verschleierte sich, aber ich machte einfach weiter. Ich wusste, es würde bald verschwinden. ,,Es ist ein magisches Tattoo. Ich habe einen Bruder, also eigentlich sogar zwei und auch eine Schwester, beziehungsweise hatte ich eine Schwester, aber sie ist gestorben..."
,,Oh nein! Das tut mir so leid!", rief er und legte seine Hand tröstend auf meine Schulter.
,,Schon okay... Ist schon recht lange her... Auf jeden Fall zeigt mir das Tattoo wie viele Tage ich noch warten muss, bis ich meinen Bruder wieder sehe. Er ist momentan auf einer geheimen Mission des Ministeriums. Er durfte uns nicht sagen, worum es da ging, aber in 998 Tagen kommt er zurück."
,,Wow...", hauchte er. ,,Das ist wirklich ein starkes Tattoo... Wo hast du es machen lassen?"
Das war eine gute Frage. Ich wusste nicht, woher ich das hatte. Ich hatte keine Ahnung, wer mich verflucht hatte, nur das es so war... ,,Mein Bruder war das."
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