59 - nüchtern
Thomas
Ich hatte bereits die ersten beiden Kästen Bier etwas umständlich verräumt, da ich beim besten Willen nicht grade laufen konnte. Mister O'Brien hatte sich endlich auch dazu entschieden, sich produktiv zu beteiligen, weshalb er mittlerweile die Plastikbecher zusammenräumte und irgendwann stutzte. Offensichtlich hatte er einen Zettel in einem der Becher gefunden, denn man hörte, wie er Papier aufknüllte.
Er brauchte wohl Dank des Alkohols eine Weile, um zu entziffern, was auf dem Zettel stand und mittlerweile sah ich ihn interessiert und mit gehobener Augenbraue an. ,,Ich sag doch, ich bring die um.", knurrte er, worauf ich einen Schritt auf ihn zuging, da ich aus Neugier auch wissen wollte, was dort notiert war. Als er mich bemerkte, hob er eine Augenbraue, hielt mir dann das Papier hin.
,,Die liebe Kaya will, dass wir 'unser Problem' in Ruhe klären.", erklärte er den Inhalt der Nachricht. Ich lachte, nickte. ,,Ja, wahrscheinlich. Nur weil wir die letzten Male, als wir besoffen waren miteinander gevögelt haben? Wären wir nüchtern gewesen, hätten wir das doch eh nicht gemacht. Genauso wenig wie uns versprochen, dass wir uns lieben und uns gesagt, dass wir nebeneinander aufwachen werden und weiß Gott nicht was.", meinte ich, als wäre das genauso klar, wie der Fakt, dass ich früher der absolute Junkie war. Und verdammt, wäre ich grade nüchtern, hätte ich das auch niemals gesagt.
Dylan schluckte so laut, dass sogar ich es hörte, obwohl meine Sinne allesamt gefühlt absolut betäubt waren. Vorallem aber mein Sinn dafür, was man sagen und was man besser nicht sagen sollte, war offensichtlich im Suff ziemlich weit unter gegangen.
Sofort stockte ich, als ich seine Reaktion bemerkte, wollte mich irgendwie entschuldigen, doch entschied mich dagegen. Im Endeffekt war es doch die Wahrheit oder nicht? Also wieso sollte ich es zurück nehmen? Am besten war es doch sowieso, wenn er wusste, wie ich dachte, auch wenn das meine Gedankengänge nur grob beschrieb. Ich war grade einfach viel zu benommen von der Droge in meinen Adern, als dass ich irgendwie groß hätte nachdenken können.
Also entschied ich mich dazu, ihm den Zettel abzunehmen und diesen zu den Plastikbechern in den Mülleimer zu stopfen.
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ich schwör dir, dass ich dich auf händen trag
und nicht zulass, dass wir ein ende habn.
du schwörst mir, dass du kein andern hast.
und ich frag:
wär alles was ich sag, alles was du sagst
wieder geschichte, wenn wir nüchtern wärn?
sag, wärst du dann nicht da?
werd ich ohne dich wach?
wärn wir geschichte, wenn wir nüchtern wärn?
- nüchtern, kayef ft.madeline juno
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