Kapitel 2
Schweigend frühstückten wir. Ich konnte es nicht lassen, Erestor aus dem Augenwinkel zu beobachten. Er aß seit einer Weile fast gar nichts. Auch an diesem Morgen ließichden Großteil des Frühstücks unberührt und aß stattdessen etwas Obst und ein kleines Stück Brot. Und das auch nur, weil Elrond ihm warnende Blicke zuwarf, alsichauch kein Brot essen wollte. Zwar war ich gerade mal knapp ein Jahr in Bruchtal, doch das verhalten des schwarzhaarigen fand ich wirklich merkwürdig. Ich hatte das Gefühl, Erestor würde mich hassen und für irgendetwas bestrafen, von dem ich nicht wusste, dassiches getan hatte. Meine Laune sank etwas, obwohl der morgen wirklich gut begonnen hatte. Ich war ausgeschlafen aufgewacht und hatte Pünklich mit der ersten Trainingseinheit meiner Soldaten begonnen. Das harte Training zahlte sich endlich aus. Der vorherige Ausbilder hatte eine Völlig falsche Taktik zum training der Rekruten gewählt und ich durfte die ganze Arbeit nachholen. Bei den ersten sah die Kampftechnik schon deutlich besser aus. Gleich nach dem Training hatte ich die Fortschritte auf einem Dokument herunter geschrieben und einem Boten ausgehändigt, der es so schnell wie Möglich zu König Gil-Galad brachte, da dieser nach dem Stand der Dinge gefragt hatte. Normalerweise war der König sehr Geduldig doch die Macht Saurons nahm weiter zu, seit die Ringe der Macht geschmiedet waren. Viele Elben starben im Kampf gegen die großen Massen an Orks aus Mordor und er brauchte mehr Truppen. Gedankenverloren trank ich einen Schluck Tee, als ich auf einmal in schwarze Augen blickte, die mich mit einer Solchen Kälte anstarrten, dass ich beinahe fröstelte. ich hatte in Gedanken versunken hinter Erestor, der mir gegenüber saß, an die Wand gestarrt. Doch der ging scheinbar davon aus, ich hatte ihn angeschaut. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Kam es auch sogleich bissig von Erestor. Schnell schüttelte ich den Kopf. "Nein, alles okay" Er nickte knapp. "Ihr entschuldigt mich, ich hab noch einiges zu tun" mit diesen Worten erhob er sich von seinem Platz, verneigte sich leicht vor Elrond und schritt dann mit wehendem Gewand aus dem Zimmer. Kaum war Erestor gegangen, kam ein leises seufzen von Elrond. Augenblicklich blickten Manadh und ich ihn an. Der Lord hatte eine besorgte Miene aufgesetzt. "Sein verhalten gefällt mir nicht" antwortete er sogleich, als er unsere Blicke bemerkte. "Elrond, du kennst ihn genauso gut wie ich. Er ist immer so. Diese Laune ist nichts neues" Manadh sah das alles locker. Offensichtlich kümmerte es ihn auch nicht wirklich. Ich hingegen stimmte Elrond zu. Zwar kannte ich Erestor nicht halb so gut wie die anderen beiden, doch am Anfang, als ich hergekommen war, war Erestor noch anders. Zwar auch immer abweisend und kalt aber es war schlimmer geworden. Vor einem Jahr hatte man immerhin hin und wieder eine leichte Gefühlsregung oder ein kleines Schmunzeln von ihm gesehen, doch davon war nichts mehr übrig geblieben. Außerdem war er dünner geworden. Dank den Arbeitsproben konnte man es zwar an seinem Körper nicht sehen, doch seine Wangen waren deutlich definierter als noch vor einem Jahr. "Vielleicht geht es ihm nicht gut. Du könntest mal mit ihm reden Elrond. Ich schätze mit dir redet er am ehesten von uns allen" "Du glaubst doch nicht wirklich, dass Erestor auch nur ein Wort über seine Gefühle mit irgendjemandem Teilen würde oder?" Manadh lachte leise und erhob sich dann. "Also gut, ich mach mich dann mal an die Arbeit" Manadh schloss die Tür des Speisezimmers hinter sich.
"Ich denke du hast recht Glorfindel, ich werd mal versuchen mit ihm zu Sprechen. Du konzentrierst dich aber erstmal auf dein Training. Es ist nicht gut, wenn du dich ablenkst. Dafür ist deine Aufgabe zu wichtig" Ich nickte und ging dann ebenfalls. Kurz bevor die Tür hinter mir zuging, konnte ich Elrond sehen, der sich mit einem verzweifelten Ausdruck übers Gesicht fuhr.
Einen Moment stand ich vor der Tür, bis ich beschloss, das Training fortzuführen. Auf den Trainingsplätzen warteten bereits fast alle Rekruten. Die letzten fehlenden tauchten keine zwei Minuten später auf. "Heute morgen hatten wir bereits einiges an neuen Übungen, ich möchte, dass ihr euch jeder einen Partner sucht und einen Angriff gegen den anderen startet. Dort drüben steht eine Kiste mit Holzschwertern, bitte nehmt erstmal die, wir können es jetzt nicht auch noch brauchen, dass sich einer verletzt." Ohne Widerworte machten alle, was ich gesagt hatten. Fanden sich in zweier Teams zusammen und übten einige Schrittfolgen und einfache Angriffe. Mustern lief ich zwischen den Kämpfenden herum, verbesserte hier, gab Tips dort, bis ich auf einmal einen Dunkelhaarigen Elben entdeckte, der gegen eine deutlich kleinere kämpfte und das absolut nicht fair. Die Junge Elbin Elvea war eine der wenigen, die neu zu der Gruppe gestoßen war. Der andere, Anaryo, war einer der ältesten und hieb mit kraft gegen die Jüngere. Dafür, dass sie deutlich weniger Erfahrung hatte. Schlug sich Elvea wirklich gut, doch als sie einmal nicht richtig aufpasste, schnellte sein Schwert direkt auf ihren Kopf zu. Schneller als jemand hätte Eru sagen können, hatte ich mein Schwert in der Hand und fing den Schlag knapp vor ihrem Kopf ab. Sie gab einen erschrockenen laut von sich und trat einen Schritt zurück, während ich Anaryo mühelos zurückdrängte. Trotzig blickte er mir in die Augen. "Jetzt hör mir mal zu, nur weil du mehr Erfahrung hast, musst du deine Vorteile nicht ausnutzen! Ihr sollt alle etwas lernen und die, die neu dazu gekommen sind, brauchen eine Chance alles Nachzuholen!" meine Stimme war lauter als beabsichtigt, alle umstehenden beobachtete das ganze interessiert. "In Zukunft Kämpfst du fair hast du das verstanden?" Anaryo öffnete den Mund um mir zu widersprechen, kam aber nicht weiter als "Aber-" "Hast du mich verstanden?!" Einen Moment lieferten wir uns ein Blickduell, dass er schnell verlor. Er wusste genau, dass ich einer der gefärlichsten Krieger in Mittelerde war und er in der Hinsicht Kraft und Kampf Technik nicht mit mir mithalten könnte, also senkte er unterwürfig den Kopf. "Ja mein Herr. Ich hab verstanden." Ich senkte mein Schwert wieder und steckte es zurück in die Scheide. "Ich danke euch Lord Glorfindel, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich hätte das schon geschafft" ich wendete mich Elvea zu, die mich dankbar ansah. "Ich weiß, dass du das geschafft hättest, aber er hat nicht fair gekämpft und du sollst wie alle anderen auch die Chance bekommen, dich zu verbessern, ohne dass du verletzt wirst" Mit diesen Worten drehte ich mich weg und schritt durch die Gruppe hindurch. "Soll ich mit Elvea Tauschen mein Herr?" Fragte Feredir, einer aus Anaryos Jahrgang vorsichtig. "Besprich das Bitte mit den Beiden" Antwortete ich nur, ohne Lust mit dem eingebildeten Ñoldo zu diskutiere. Das restliche Training verlief ruhig und ohne weitere Zwischenfälle.
Positiv gestimmt lief ich nach dem Training und Aufräumen der Trainingsplätze durch die Gänge Bruchtals auf dem Weg in die Bibliothek, einen Stapel Bücher unter dem Arm. Mit der Schulter schob ich die breite Flügeltür zur Bibliothek auf und prallte beinahe gegen einen Jungen Elben, der den Raum wohl gerade verlassen wollte. Er erschrak und entschuldigte mich mehrmals mit ehrfurchtsvollem Blick, gen Boden gerichtet. Ich winkte ab und klopfte ihm sanft auf die Schulter. „Es war nicht eure Schuld sondern meine. Ich hätte vorsichtiger mein müssen, aber es ist ja nichts passiert" erstaunt hob er den Kopf und blickte mich mit ungläubigem Blick an. Ich lächelte ihn freundlich an und lief dann ohne ein weiteres Wort in die Bibliothek. Eine angenehme Wärme und der Geruch nach alten Büchern begrüßten mich. Genießend schloss die Augen und genoss es für einen Moment. In ein Regal neben der Tür stellte ich die Bücher und strich dann meinen Namen von der Liste die daneben lag. So konnte Erestor prüfen, ob alle Bücher die mitgenommen wurden auch wieder ihren Weg zurück fanden. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, durch die Regale zu laufen und nach neuen Büchern zu suchen. Vor einem Regal mit Büchern über die Geschichte blieb ich schließlich stehen. Ein Buch neben dem anderen berichtete von der grauen Vorzeit, der Zeit der Elben in Aman, in Mittelerde, die tragischen und rumreichen schlachten des ersten Zeitalter und der Fall von Nargothrond und Gondolin. Letzteres Buch nahmichheraus und blätterte es durch. Ungewollt fühlte ich mich wieder wie an dem Tag meines Todes. Die Angst die ich gespürt hatte, die Trauer.
Panische Schreie, Kampfgeräusche und Soldaten die ihren letzten Atemzug machten. Berge von Toten Orks, brennende Häuser und Straßen, Frauen die nach ihren Kindern riefen. An alledem lief ich vorbei ohne etwas wirklich wahrzunehmen. Das Rauschen in meinen Ohren unterdrückte jegliche Geräusche von außen. Einzig das laute Klopfen meines Herzen konnte ich hören. Mit schnellen Schritten rannte ich durch die Straßen, mein Ziel klar vor Augen. Vor dem hohen weißen Turm des Königshauses stand König Turgon und kämpfte gegen eine große Gruppe an Orks. Auch ihn ignorierte ich. Ich musste ihn finden. ich musste ihn befreien und in Sicherheit bringen. Schnell lief ich weiter auf ein steinernes Gebäude zu. Es stand in Flammen und die Fasade begann bereits stark zu bröckeln. Immer schneller lief ich, meine Beine brannten, es war mir egal, es gab wichtigeres. Ich musste ihn erreichen, wenn ich es nicht schaffen würde, wäre er Tod. Dann würde ich ihn verlieren. Kurz bevor ich das Gebäude erreichen konnte, gab es eine Explosion, die mich von den Füßen riss und ich nach hinten auf den Boden stürzte. In mein en Ohren hallte der Knall nach. Der Aufprall drückte mir die Luft aus den Lungen. Beides Ignorierte ich, sprang auf um weiterzulaufen, als ich sah was passiert war. Meine Brust krampfte sich zusammen und ich sank auf die Knie. Ich war zu spät. Ich hatte ihn nicht retten konnte. Ich hatte ihm versprochen ihn immer zu retten. Ich hatte mein Versprechen nicht halten können. Ein verzweifelter Schrei entkam meiner Kehle. Ich spürte dass ich schrie doch ich höhrte es nicht. Ich war wie taub. Immer wieder hörte ich meine eigene Stimme in meinem Kopf sagen: „Er ist Tod! Deinetwegen!"
Schnell stellte ich das Buch zurück und nahm die anderen beiden die ich mich ausgesucht hatte von dem Tisch auf dem ich sie abgelegt hatte. Ich wollte nicht mehr an diesen Tag denken. Nie wieder. Ich trug die Bücher in die Liste ein und ging dann zu einer Tür, die von der Bibliothek abging. Einen Moment sammelte ich mich und klopfte dann an. „Herein" kam die monotone Stimme von drinnen. Langsam schob ich die Türauf, legte die Bücher auf Ein Regal neben der Tür und betrat dann Erestors Büro. Erestor hob den Blick von den Dokumenten und etwas tief in den schwarzen Augen erstarrte bei meinem Anblick. Zwar lies er sich nichts anmerken, aber in seinen Augen brannte der Hass. "Kann man dir helfen" Schnauzte er in meine Richtung. Der kalte Tonfall löste etwas tief in mir aus, dass ich in letzter Zeit so oft gespürt hatte. Trauer und frustration, da ich einfach nicht verstehen konnte, warum Erestor mich so sehr hasste. Behutsam lies ich mich auf dem Stuhl auf der anderen Seite seines Schreibtischs nieder. Er musterte mich ungeduldig. Seine Feinen Gesichtszüge zeigten keine Regung. Einen Moment gestattete ich mir, den Blick über sein Gesicht gleiten zu lassen. Erestor war wirklich schön, das war nicht zu leugnen, wenn man von den deutlichen Augenringe unter seinen Tief schwarzen Augen und den leicht eingefallenen, blassen Wangen mal absah, die im krassen Kontrast zu seinen Rosigen Lippen standen. Seine Schmale Nase kräuselte kaum merklich, als mein Blick an seinem linken Auge hängen blieb und ich etwas entdeckte, das mir so noch nie aufgefallen war: eine feine Narbe zog sich senkrecht durch seine Augenbraue und das gesamte Auge. Ich konnte nicht umher mir die frage zu stellen, woher er diese Narbe wohl hatte. Erestor schien meinen Blick bemerkt zu haben. Laut räusperte er sich und seine Augen wurden noch eine Nuance dunkler, auch wenn ich niemals gedacht hätte, dass das möglich war "Bist du hierher gekommen um mich mit offenem Mund anzustarren oder kommt da heute noch was?!"
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Im so sorry, dass das Kapitel so lange gebraucht hat. Es war sogar schon geschrieben, aber ich hab irgendwie gar nicht drangedacht es hochzuladen. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch.
Have a nice day!
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