21 Feucht fröhlich

Der Samstag, der mit einem wolkenlosen, blauen Himmel beginnt scheint wie jeder andere auch zu werden. Also, vielleicht wäre er wie jeder andere auch geworden, wenn er nicht so voller irrwitziger Verwicklungen gewesen wäre, die ich auf einer Skala in keiner Ecke hätte einordnen können.

Aber eines nach dem anderen.

Ich lasse mich wie jedes Wochenende von der Sonne wecken. Frühstücke in Ruhe, gehe im Park laufen und anschließend duschen, doch schon im Park wartete eine kleine Überraschung auf mich, die die nächsten Stunden verändern sollten.

Und zwar, laufe ich gerade in einem lockeren Trab den sandigen Weg am Wasser entlang, als sich mir eilige Schritte von hinten nähern und sich ein hüpfender, blonder Pferdeschwanz in mein Sichtfeld schiebt.

"Hey Zierfischfutter. Vor wem läufst du denn weg?", will Bella grinsend wissen und wischt sich mit dem Handrücken einen Schweißtropfen von der Stirn.

"Wieso weglaufen? Soweit ich weiß, nennt man das, was ich hier mache, Joggen.", antworte ich locker. Verlangsame meine Schritte aber erst, als Bella etwas zurückfällt. Laufen scheint nicht so ihrs zu sein, stelle ich fest, denn statt wie ein Fisch im Wasser herumzutollen, wirken ihre Schritte eher so schwer, wie Regen, der auf die Erde fällt.

Deutlich ist ihr Schnaufen zu hören, als sie mit großen Augen fragt: "In dem Tempo!" Ihre Wangen sind gerötet und ich kann förmlich sehen, wie sich neue Schweißperlen auf ihrer Stirn bilden."Du bist ja lustig! Aber warum ich dir überhaupt hinterherrenne...Gestern, im Büro, da hat mein Dad mir erzählt, dass er mich in drei Wochen zu einem Kampf angemeldet hat. Und ich wollte nur kurz Bescheid sagen, dass ich die nächste Zeit öfter Trainieren muss. Und, naja...", sie schaut betreten zu Boden, bevor sie sich ihren Pony aus der Stirn schiebt, "...also, ich werde keine Zeit mehr haben mit dir zu üben und..."

"Lass stecken. Ich versteh das. Das Fischfutter ist nicht der richtige Trainingspartner", unterbreche ich sie grinsend und stupse sie an, was sie zum Lachen bringt.

"Dann bist du mir nicht böse?", fragt sie hoffnungsvoll und sieht mich mit ihren dunkelgrünen Augen an. Sie glitzern im hellen Licht der späten Morgensonne wie feuchtes Moos und ein erleichterter Ausdruck tritt in sie, als ich verneinend den Kopf schüttele.

"Bella", beginne ich vorwurfsvoll, "Ich weiß, dass ich eine Niete im Ring bin. Glaub mir, Kämpfen war noch nie meine Stärke. Zumindest nicht so. Ich steh da nicht so drauf, andere zu verprügeln. Also zumindest nicht grundlos. Sorry. "

"Warum sagst du das denn nicht gleich?" Mit gerunzelter Stirn sieht sie mich an. "Du hättest doch nicht mit mir zum Training kommen müssen."

"Ach, weißt du, an manchen Tagen kam mir das Training in letzter Zeit ganz recht.", versichere ich ihr, "Aber wenn du keine Zeit mehr hast, dann ist das auch in Ordnung."

"Du kannst ja trotzdem mitkommen. Zum abreagieren oder zum Zuschauen. Oder wenn du willst, frag ich Krümel mal, ob er dich ein bisschen auf Vordermann bringt. Du hast etwas Fett angesetzt", sagt sie todernst, doch als ich mich ihr grinsend zuwende sehe ich den Schalk aus ihren Augen funkelt.

"Du willst mich wohl unbedingt zu Hackfleisch verarbeitet sehen, was!", über ihren Vorschlag kann ich nur den Kopf schütteln, "Wenn ich mit Krümel trainiere, komme ich wohl kaum lebend wieder nach Hause."

"Ach was! Der tut nur so. Der ist ganz zahm", lachend setzte ich einen Fuß vor den anderen und halte schließlich an, als mir auffällt, dass Bella stehen geblieben ist. Doch habe ich diesen Wortlaut noch von einem anderen Abend im Kopf, der mir dann letztendlich ein blaues Auge eingebracht hat.

"Zahm? Krümel?", will ich wissen, und gehe zu ihr zurück. Ihr verständnisloser Blick spricht Bände und so kann ich nicht anders als an ihrem Geisteszustand zu zweifeln. "Ich weiß ja nicht, wo du deine Augen hast, aber dein Freund würde mir nur zu gern die Kehle durchschneiden. Das kannst du mir glauben."

"Mein Freund?", fragt sie erstaunt, "Krümel?" ihre Wangen werden langsam rot, und ich fange schon an zu glauben, dass sie noch nicht gemerkt hat, das er wohl mehr von ihr will, als sie tatsächlich lauthals zu lachen beginnt.

Tränen kullern ihr über die Wangen und sie hält sich den Bauch. Okay? Also so lustig war das jetzt auch nicht. Oder hält sie mich jetzt für übergeschnappt? Besser nichts riskieren und nachfragen.

"Nicht?", spreche ich schließlich weiter, als sie sich wieder ein wenig beruhigt hat, doch schnappt sie nachwievor nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen.

"Nein!", stößt sie aus und atmet tief durch. Lacht aber noch immer. Nur langsam beginnt sie sich zu beruhigen, so dass sie hinzufügen kann, "Aber er findet es sicher lustig, wenn ich ihm erzähle, das du ihn für meinen Freund gehalten hast."

Mit dem Handrücken wischt sie sich die Lachtränen aus den Augen und geht dann langsam weiter, bevor sie hinzufügt, "Aber ich versteh schon, warum du das dachtest. Mein Bruder ist einfach schlimmer als jede Glucke. Und seit meine Mum nicht mehr da ist, hat er irgendwie einen Teil ihrer Aufgaben übernommen. Oder so ähnlich. Aber den Teil, wo er meine Freunde auf die Matte befördert, den haben wir hinter uns."

"Dein Wort in Gottes Ohr. Aber warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Ich meine Das Ti und Krümel deine Brüder sind.", frage ich nach und versuche mich daran zu erinnern, ob das mal zur Sprache gekommen ist, doch irgendwie erinnere ich mich nur daran, das Ti und Krümel Brüder sind. Das sie jedoch auch Bellas Brüder sind ist mir neu.

"Ist das denn so wichtig?" Sie zwinkert mir zu und piekst mir dann verspielt den Finger in die Seite, bevor ich antworten kann. Aber im Grunde ist für mich dieses kleine Detail absolut unwichtig, weshalb ich den Kopf schüttele.

"Für mich nicht. Ich hatte nur immer das Gefühl, das Krümel es nicht so prickelnd fand, wenn du mit mir da aufgetaucht..." Das energische Klingeln meines Telefons unterbricht meine Erklärung und so ziehe ich es aus der Tasche.

"Hey! Was geht, bei dir?" Jason klingt locker. Im Hintergrund kann ich Melanies Stimme vernehmen, die ihm irgendwas zuflüstert.

"Jetzt sei doch mal...ich hab doch gerade erst... Mel! Ruhe jetzt!", schimpft Jason. Er klingt genervt, aber auch belustigt, als er das Wort wieder an mich richtet, "Wir wollen heute an den See zum Baden kommst du mit?"

"Wer ist wir?" Nervös streiche ich mir durch die Haare und spüre diesen Satz, den mein Herz macht. Freunde sind Rike und Ossi, Kathy und Luke. Doch leider auch Mike und Mia. Gegen letztere habe ich nichts einzuwenden, doch gegen Mike. Auf den könnte ich gut und gerne verzichten.

"Wissen wir noch nicht. Du bist der erste. Du kommst doch oder? Kannst ja auch jemanden mitbringen."

"Ähm..." Nachdenklich sehe ich auf die glitzernde Wasserfläche und frage mich, wen ich mitbringen soll, als statt Jasons, Mels Stimme erklingt.

"Du kommst. Und keine Wiederrede. Bring mit, wen du willst, aber du kommst! Verstanden? Gut! Um zwölf bei dem kleinen Kiosk. Du weißt doch wo das ist." Mel ist bestimmt wie immer. Freundlich auch, doch lässt sie keinen Wiederstand zu, der ohnehin kaum vorhanden ist. Was soll ich auch sonst den ganzen Tag machen. Da kann ich bei der Hitze auch Baden gehen. Mehr als ein gedehntes: "Ja", bringe ich jedoch nicht zu Stande, bevor die Leitung tot ist.

Kopfschüttelnd sehe ich auf das Handy in meiner Hand hinunter, als Bella meine wirren Gedanken durchbricht.

"Schlechte Nachrichten?"

"Was? Nein. Ein Freund. Er und seine Freundin wollen zum Baden an den See gehen." Langsam gehe ich los. Fasse kurz nach Bellas Arm und ziehe sie mit, bis sie von alleine mitkommt.

"Baden? Wann denn?" Sie klingt begeistert, aber auch ein wenig ernüchtert.

"In zwei Stunden."

"Das passt ja perfekt! Kann ich mit?"

"Sicher. Wenn du willst. Es kommen aber noch mehr. Ich hoffe, das stört dich nicht.

"Warum sollte es. Ist doch viel lustiger, wenn viele da sind!", sagt sie voller Erregung und beginnt auf der Stelle zu tänzeln. Macht Boxbewegungen in der Luft und zwinkert mich belustigt an, bevor sie rückwärts vor mir her hüpft und mir ihre Fäuste entgegen stößt. "Dann verlegen wir unser Training ins Wasser. Das macht Spaß! Wirst sehen."

"Apropos Training? Was ist denn mit deinem?"

"Das ist erst abends. Besser um vier. Bis dahin habe ich Zeit."

"Na dann, sind wir wohl verabredet. Ich hole dich dann um viertel vor Zwölf an deiner Wohnung ab. Okay?"

"Klar. Dann komm. Wer zuletzt zu Hause ist, hat verloren!", ruft sie lachend aus. Dreht sich auf dem Absatz um und sprintet los. Ich lasse ihr etwas Vorsprung, dann setzte ich ihr nach.

Atemlos kommen wir am Haus an. Bella schnauft deutlich. Auch mein Atem geht schwer und meine Beine brennen leicht, als ich mich als zweiter an der Haustür abstütze.

"Du hast gewonnen." Grinsend hole ich meinen Schlüssel aus der Tasche und sperre auf. Ihr zufriedener Gesichtsausdruck ist einfach zu süß. Noch niedlicher wird er, als sie mir feixend die Zunge herausstreckt und die Nase kräuselt.

"Du musst wirklich was für deine Kondition tun", spottet sie und schlüpft vor mir durch die Tür ins Treppenhaus. Ihre Schritte klingen leicht, als sie die Stufen nach oben läuft. Ich folge ihr nicht gleich. Schaue noch in den Briefkasten, der leer ist. Rufe ihr noch ein: "Das nächste Mal lasse ich dich nicht gewinnen!" hinterher, bevor ich zu meiner Wohnung gehe. Ihre Antwort auf meine Provokation ist ein schlichtes: "Is klar!" bevor ihre Tür ins Schloss fällt.

Kaum habe ich jedoch meine Schuhe ausgezogen, klingelt schon wieder mein Telefon. Diesmal ist es Liandra. Tja und wie es manchmal so geht, ist auch sie hellauf begeistert von der Idee mit dem See. Dass ich jetzt auch noch Bücher dorthin schleppen muss, gefällt mir hingegen überhaupt nicht. Lernen, bei fast dreißig Grad in der prallen Sonne und das auch noch an einem Samstag? Na Prost Mahlzeit!

Die Zeit vergeht schneller als gedacht und schon stehe ich mit einem gut gefüllten Rucksack und einem Handtuch unter dem Arm vor Bellas Türe, die auf geht, kaum, dass ich die Klingel betätigt habe.

"Was schleppst du denn alles mit?" Ihr Blick wandert über meinen freien Oberkörper zu meinem Rucksack, der Schwer auf meiner Schulter hängt und so seufze ich nur tief und sehe ihr zu, wie sie ihre Tür abschließt.

"Glaub mir. Das willst du nicht wissen." Gemeinsam gehen wir nach draußen. Und neugierig wie Mädchen nun mal sind, belehrt sie mich eines Besseren.

So knapp ich kann, kläre ich sie auf, doch sieht sie sogar begeistert aus.

"Wirklich? Bücher? Glaubst du, ihr werdet da viel zum Lernen kommen?"

"Keine Ahnung. Aber so wie ich Liandra kennengelernt habe, wird mir nichts anderes übrig bleiben. Ach... und dein Wunsch wurde übrigens erhört." Grinsend sehe ich sie an, dann kläre ich sie auf. "Es kommen noch mehr Leute. Kiran müsstest du sogar kennen. Und Liandra auch. Und unseren Frosch...ich meine natürlich Ricardo. Von meiner Party.", erkläre ich, doch war das wohl gar nicht nötig, denn schon bei dem Wort 'Frosch' erhellt sich ihr Gesichtsausdruck und nimmt einen wissenden Ausdruck an.

"Ja. Jetzt fällts mir wieder ein. Dieser Scherzkeks, der meinte, wir beiden hätten was miteinander."

"Wann hat er das etwa behauptet?", frage ich erstaunt und bin reichlich verwirrt. Zumal sie Rico als Scherzkeks bezeichnet. Er bekommt doch kaum den Mund auf.

"Kurz nachdem wir aus deinem Zimmer gekommen sind. Oder war es nach dem Tanzen?" Überlegend streicht sie sich ihre langen Haare zurück und wickelt sie um den Finger. Der leichte Wind weht mir ihren Duft zu und vertreibt die Staubige Note, die in der Luft liegt.

"Ich weiß nicht mehr. Ist ja auch egal."

Langsam nähern wir uns dem Treffpunkt, den Mel mir genannt hat, und schon von hier aus kann ich Jason auf der Lehne einer Bank sitzen und in unsere Richtung sehen.

"Ich hoffe, du hast ihn eines Besseren belehrt. Nicht, dass er...", führe ich mein Gespräch mit Bella weiter, bevor sie mich unterbricht.

"Was? Eifersüchtig wird!", lacht sie belustigt und stupst mich mit der Schulter an, was uns von Mel einen musternden Blick einbringt. Über die Worte, die meine Begleitung jedoch zum Besten gibt, kann ich hingegen nur lachen und so kommen wir grinsend bei den Beiden an. Jason steht auf. Schlägt mit mir ein und Mel nehme ich flüchtig in den Arm. Ich kann es nicht verleugnen, das ich erleichtert aber auch enttäuscht bin, dass ich hinter ihr nur Rike kommen sehe. Sonst niemanden.

"Erinnert ihr euch an Bella?", stelle ich das blonde Mädchen neben mir vor, das ich mitgebracht habe. Mel nickt ihr freundlich zu. Auch Jason scheint sie noch zu kennen und auch für Bella sind die beiden keine Unbekannten. Als Rike zu uns tritt, wird auch sie kurz begrüßt und Vorgestellt, dann gehen wir zur Wiese hinüber, wo wir uns in den letzten Fitzel Schatten quetschen, der noch frei geblieben ist.

Dass Kathy und Luke erst später kommen erfahre ich, als Bella mich auf Kiran aufmerksam macht, der mit einem breiten Grinsen im Gesicht und Liandra an der Hand auf uns zu kommt. Es wundert mich fast, dass er nicht auch Ricardo an der Hand hält, doch trottet der blasse Junge wie ein Hündchen hinter den Beiden her. Lächelt aber tapfer, als er der Gruppe vorgestellt wird. Er scheint sich lediglich an Mel zu erinnern, den Rest scheinen die Drogen aus seinem Kopf getilgt zu haben. Photographisches Gedächtnis, hin oder her. Hier scheint es versagt zu haben.

"Gott! Ist mir heiß!" Stöhnend lässt Liandra sich ins vertrocknete Gras fallen. Fächelt sich mit der Hand Luft zu, bevor sie erleichtert aufseufzt.

"Das tut gut!" Kiran wedelt ihr mit seinem Lehrbuch Luft zu und lässt es dann grinsend auf ihren Bauch plumpsen.

"Da sieht man mal wieder, wozu Bücher gut sind!"

"Stimmt! Zum Lernen du Schnösel!" Mit grimmigem Blick sieht sie ihn an, kann ihm aber nicht lange Böse sein. Schnappt sich stattdessen das Buch von ihrem Bauch und schlägt verspielt nach ihm. Ricardo sieht dem Geplänkel schmunzelnd zu und setzt sich dann zu mir, als ich ihn dazu auffordere.

"Sind die schon die ganze Zeit so albern?" Ich deute auf unsere Freunde, die gerade anfangen sich gegenseitig zu kitzeln und quietschend durchs Gras rollen. Also, wenn da nicht mehr dahinter steckt, fress ich dieses Buch, das gerade haarscharf an meinem Kopf vorbei fliegt und mit einem deutlichen Rascheln im vertrockneten Gras landet.

Ricardo zuckt nur die Achseln sagt sonst aber nichts. Greift stattdessen nach dem Lehrbuch der Anatomie und beginnt darin zu blättern.

"Nix da!" Kiran schnappt ihm das Buch aus der Hand und wirft es beiseite." Lernen kannst du später! Jetzt wird gebadet!"

Rico sieht betreten zur Seite und schüttelt den Kopf: "Ich gehe nicht ins Wasser.", sagt er kleinelaut, "Das hab ich doch schon gesagt."

"Keine Wiederrede! Frösche gehören ins Wasser! Egal ob grüne oder schwarze! Los!", lacht der große Kerl und packt nach seinen Beinen. Zieht ihm mit einem Streich die Sandalen von den Füßen. Greift als nächstes nach den Beinen der Hose und will sie dem Jungen von den schmalen Hüften ziehen, als ich sehe, dass Kiran definitiv zu weit geht. Ricardos anfangs noch zu erahnendes Lächeln weicht einer panischen Grimasse, die mich einschreiten lässt.

"Lass ihn doch, wenn er nicht will!" Ich stehe auf und fasse nach Kirans Schulter. Rico hält sich krampfhaft die Hose fest und windet sich wie ein Aal, bleibt aber stumm. Mel grinst unsicher, während sie sich ihr Top über den Kopf zieht und aus ihrer kurzen Leinenhose steigt.

Bella hingegen hält sich aus allem raus. Scheint die Situation zu analysieren, ebenso wie Jason, der Mel an der Hand nimmt und sie zum See schleift.

"Ach was! Los jetzt Rico! Stell dich nicht so an! Es ist nur Wasser!", bleibt Kiran beharrlich, lässt aber von seiner Hose ab. "Sei kein Frosch!", stichelt er weiter.

"Bin ich aber! Ich hasse Wasser!" Froggers leisen Worte sind kaum zu verstehen, doch obwohl Kiran noch eine Weile versucht Ricardo zu überreden, bleibt der Junge beharrlich.

"Jetzt lass ihn doch", mault Liandra schließlich und zerrt Kiran am Arm hinter sich her. Ihr cremefarbener Badeanzug, der den Schwänen Konkurrenz machen könnte bildet einen herrlichen Kontrast zu ihrer dunklen Haut und lässt sie noch exotischer aussehen.

Mein Blick folgt den beiden. Hinter ihnen im Wasser erkenne ich Mel und Jason die wild den See zum schwappen bringen, während sie im kühlen Nass herumtoben.

Bella hingegen macht es sich auf ihrem Handtuch in der Sonne gemütlich und lässt ihre weiblichen Rundungen von den Strahlen umschmeicheln. Rico scheint seinen Blick nicht von ihr wenden zu können, doch als er sieht, dass ich seinen Blick bemerkt habe, läuft er unter seinen dunklen Haaren hauchzart Rosa an.

Auch ich mustere Bellas ausladenden Hintern eingehend, bevor ich mir die Hose ausziehe und mich in Badehose auf mein Handtuch lege.

Den Kopf auf den verschränkten Armen abgelegt schließe ich entspannt die Augen und genieße für den Moment die Ruhe.

Wobei. Ruhe im eigentlichen Sinne ist hier wohl das falsche Wort, denn um uns herum werden überall Gespräche geführt. Das Rascheln der Seiten, die Rico in raschem Tempo umblättert ist auch allzu deutlich zu vernehmen und vom Qietschen und Plätschern, das vom See zu uns herüberdringt, will ich gar nicht erst anfangen. Doch so untätig wie heute, im Kreise von Freunden habe ich mich lange nicht mehr so wohl gefühlt.

Langsam dämmere ich weg und wache erst wieder auf, als mich etwas Kaltes am Rücken trifft.

"Scheiße ist das kalt!", rufe ich erschreckt aus und will aufspringen, um Kiran dem Idioten eine reinzuwürgen, als ich eine zierliche Hand in meinem Rücken spüre und Bella neben mir hocken sehe, die mich grinsend betrachtet.

"Ich wollte nur verhindern, dass du einen Sonnenbrand bekommst." Sanft beginnt sie die Lotion, die auf meiner Haut gelandet ist zu verstreichen. Ihre leichten Berührungen kitzeln angenehm und so seufze ich entspannt auf und lasse mich auf mein Handtuch zurücksinken. Ich spüre ihre Finger, wie sie über mein Tattoo streichen und die Formen umfahren. Ihr Finger zeichnet den Notenschlüssel nach. Von oben nach unten und wieder zurück. Sie scheint auch die Engelsflügel nachzufahren, doch nach dem Bild erkundigen tut sie sich nicht. Fährt nur fort meinen Rücken einzuschmieren und steht schließlich auf.

"Das wars. Ich werde mir mal ein Eis holen. Wollt ihr auch?"

"Für mich nicht." Lehne ich ihr Angebot ab, doch höre ich das Rascheln des Buches, als Rico es zuklappt.

"Ich komme mit. Eis klingt gut.", kann ich seine leicht krächzende Stimme vernehmen, bevor sie sich verziehen. Lange bleibe ich jedoch nicht allein.

Kathy und Luke tauchen nur wenige Minuten später neben mir auf.

"Du auch hier?", fragt Luke erstaunt, was ich mit einem müden Brummen beantworte, mich aber in eine sitzende Haltung stemme.

"Nicht wirklich", sage ich scherzhaft und beschatte mir die Augen mit der Hand um die Beiden genauer zu sehen. Die Blätter malen unterschiedliche Muster auf ihre Arme und das Gesicht und machen sie leicht unkenntlich. Kathys blumiger Duft liegt schwer in der Luft und vertreibt den staubigen, der Erde und überlagert sogar den des getrockneten Grases, der noch eben in meiner Nase gehangen hat.

"Wo sind denn die Anderen?" Kathy schaut sich suchend um und folgt dann meinem Arm, der Richtung Wasser deutet. Flimmernd bricht sich das Licht auf den kleinen Wellen und lässt sie funkeln. So wie Bellas blonden Haare, als sie zu uns zurückkommen.

Wieder erfolgt eine weitere Vorstellungsrunde und dann verschwindet Luke zu Jason, wohingegen sich Kathy, bis auf den Bikinislip auszieht, und sich, oben ohne, auf eine Decke in die Sonne legt.

Seufzend streckt sie Arme und Beine von sich und versinkt in genüssliches Schweigen.

"Kommst du mit ins Wasser?", will Bella nach einer Weile wissen. Ihr Eis ist inzwischen vernichtet, mein Wasser ebenfalls. Die Sonne brennt immer unbarmherziger von ihrem Thron auf uns hinunter und bringt die Luft mit ihrer Hitze zum flimmern.

"Immer doch!", stimme ich daher auch nur zu gerne zu und ziehe das blonde Mädel auf die Beine, doch ehe ich michs versehe sprintet sie los und ist schon bis zum Bauch im Wasser, bevor ich auch nur das Ufer erreicht habe.

Grinsend renne ich ihr nach und habe sie wenig später eingeholt. Tauche kurz unter und hebe sie im nächsten Augenblick aus dem Wasser um sie wie Kiran Liandra auf die Schultern zu nehmen. Sie und Mel sind gerade in einen angeregten Luftkampf verwickelt, an dem wir nun teilnehmen.

"Na wartet! Das zahlen wir euch heim!", schimpft Liandra gespielt, nachdem sie quietschend im erfrischenden Nass gelandet ist. Das Wasser schießt wie Fontänen in die Höhe, als sie und beginnt mit Wasser zu bespritzen.

Bella ist noch immer mit Mel am rangeln, doch da mir immer wieder Wasser ins Gesicht schießt, landen wir schließlich auch im Wasser. Hämisch grinst Liandra mich an, während Mel sich nun mit Rike duellieren muss, die mit Luke gerade zu uns gestoßen ist. Doch warte ich den Ausgang des Duells nicht ab. Immerhin ist da mit Liandra noch eine Rechnung offen.

"Na warte!", denke ich mir, doch muss ich meine Worte wohl gemurmelt haben, denn sie versteckt sich kichernd hinter Bella, die jetzt zwischen mir und Ihr gefangen ist.

Meine Arme greifen um sie herum. Mit den Händen fasse ich nach meiner dunkelhäutigen Kommilitonin und halte sie fest. Dass Bella sich jedoch auch ihre Seite schlägt, damit hätte ich nicht gerechnet.

Zuckend krümmend ich mich zusammen, als sich ihre frechen Finger in meine Seite piekt. Gefolgt von Liandras scharfen Krallen, die sie in meine Flanken bohren. Das Gerangel geht eine Weile hin und her. Zu Gunsten von uns Jungs, denn Kiran eilt mir umgehend zur Hilfe und schmeißt Bella grölend ins Wasser. Prustend taucht sie wieder auf und versucht sich zu revanchieren. Erfolglos.

Vollkommen aus der Puste kehren wir schließlich ans Ufer zurück, wo mich eine nicht ganz so angenehme Überraschung erwartet.

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3626 Worte
19.08.17

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