-𝟻𝟼-
Ich hatte es mir nicht eingebildet, als ich etwas an meinem Rücken spürte. Ich wollte mich von ihm lösen,
um ihn zu sehen, seine mystischen Augen, die pechschwarzen Locken und die perfekte Nase, doch er ließ es nicht zu. Nein, ich hatte mir den süßen Widerstand nicht eingebildet.
„Dashuri..." Es brach und reparierte mein Herz zugleich, es aus seinem Mund zu hören, wieder und vielleicht ein letztes Mal.
„Ich bin da, Roel und ich werde entweder mit dir hier bleiben, oder mit dir gehen", flüsterte ich in sein Ohr und drückte seinen sonst so schlaffen Körper noch enger an meinen.
„Herzallerliebst ihr beiden.
Zu schade, dass ich euch unterbrechen muss." So wohl und geerdet ich mich an Roel geschmiegt fühlte, so konnte ich ihn nur retten, wenn ich mich jetzt von ihm trennte. Seine trüben Pupillen folgten mir, ohne das sein Kopf auch nur einmal zuckte. Es fiel mir schwer meinen Blick abzuwenden und ihn wieder gänzlich alleine zu lassen, obwohl er sich offensichtlich so sehr quälte.
Ich wischte über seine von kalten Schweißtropfen benetzte Stirn, ehe ich mich Feliz widmete.
Dieser ging fröhlich auf seine Trophäe zu. Feliz streichelte Daria über beide Arme. „Ein wunderschönes und so zerbrechliches Exemplar von der Ewigkeit", säuselte er vor sich hin, während sich in seinem Kopf vermutlich die ersten Horrorfilme abspielten, wie er dieses Lebewesen für den Fortschritt der Allgemeinheit missbrauchen konnte.
„Sie ist nur hier um Roel zu helfen", stellte ich klar, als ich mich zwischen Daria und den verrückten Forscher drängte. Er war sichtlich enttäuscht plötzlich nur noch mein Erscheinungsbild vor sich zu haben.
„Ich bin nicht dein Feind und das Schicksal wirst du niemals besiegen, liebe Nivia."
Er fand wieder sein Lächeln, dieses überhebliche bei dem er sein Gesicht anhob, um sein Gegenüber von oben herab zu betrachten.
Bevor ich es schaffte zu antworten, biss ich mir auf die Zunge. Ein Schuss ertönte aus der Nähe.
Auch Feliz sah um sich, scheinbar um darüber nach zu denken, wo der Schuss her kam.
In unserem Plan kamen keine Schusswaffen vor, weswegen auch meine Handflächen feucht wurden.
„Aik, Eskil, schaut nach, was da nicht stimmt", befahl er seinen Wachleuten, die aussahen wie waschechte Nordmänner, groß, breit und bärtig. Er schien sie, wie am Fließband zu produzieren. Ich zählte jetzt noch sechs verteilt in diesem Trakt, obwohl wir damals so viele von ihnen getötet hatten.
„Was führst du im Schilde, kleine Signorina Shehu? Nehmt sie fest. Keine Sorge, das ist nur eine Sicherheitsmaßnahme, solange nicht klargestellt wurde, was hier auf dem Gelände los ist", erklärte er mir beiläufig, als würde er mir gerade aus einem Rezeptbuch vorlesen.
Zwei grobe Männer, oder Vampire packten meine Arme und fixierten sie hinter meinem Rücken.
Daria wollte eingreifen, doch ich machte einen großen Schritt von ihr weg.
„Beschütze dich, nicht mich. Tu, was sie sagen, damit wir hier ganz schnell rauskommen", riet ich ihr, sollte meine eigenen Worte jedoch wenige Minuten später bereuen.
„Nivia, weißt du was besser ist als ein Weltenwandler?" sprach Feliz, als er auf seinen massiven Drehstuhl aus Leder zuging, den sie wohl extra aus seinem Büro hergeschoben hatten. Wahrscheinlich war es sogar Fiamma selbst, denn ihre langen Finger lagen auf dem oberen Rand des Stuhlrückens.
Hätte nur noch gefehlt, dass sie ihrem neuen Chef die Schultern massiert, der sich nun hin gesetzt hatte.
Seine Augen fraßen Löcher in meine Seele, als er sich nachdenklich sein Kinn rieb.
„Zwei Weltenwandler", gab er sich selbst die Antwort.
„Die liebe Fiamma hier hat mir erzählt wie du einem Doktor zur Flucht verholfen hast.
Du hast mich belogen, Nivia."
Ich ahnte nichts Gutes, deswegen schwieg ich. Es ging nur darum, die Zeit zu überbrücken, bis Jesse das Rizingas, durch die defekte Lüftungsanlage durch die ganze Halle schickte. Ein unsichtbarer Gegner würde alle hier beerdigen, die kein Vampirblut intus hatten.
Die Vampire würden einfach umfallen und später wieder aufstehen, außer einem von ihnen, würde im Traum das Herz gestohlen werden. Mein Blick lag auf Fiamma, die seltsamerweise immer wieder panisch zum Ausgang schielte.
Dann flüsterte sie Feliz etwas ins Ohr.
Mich überkam schon die Angst,
sie würden was ahnen, doch ich ging einer falschen Spur nach.
„Na, umso besser!", rief Feliz, als er einmal euphorisch klatschte.
Ich verstand nichts mehr.
Waren sie Jesse auf die Schliche gekommen? Hatte der Pförtner bei der angeblichen Polizeikontrolle nicht mitgespielt?
In mir tobte ein Tornado aus Sorgen und Gedanken.
Dann trafen Fiammas braunen Augen genau auf meine. Sie musterte mich von Hass erfüllt,
als hätte ich ihr etwas weggenommen und nicht sie mir. Als würde das nicht reichen, folgte ihrer Geste noch ein Kopfschütteln.
„Weltenwandlerin! Ich verbeuge mich vor dir."
Mir kroch der Magensaft die Speiseröhre hinauf. Die Stimmung, die sich hier aufbaute gefiel mir nicht. Feliz benahm sich so, als wüsste er, dass er im Vorteil sei. Wenn unser Plan nicht aufging, bedeutete dies, dass wir dieses Gelände nie wieder zusammen verlassen würden. Wenn ich jetzt zweifelte, dann ging es darum alles zu verlieren.
Ich beobachtete Feliz dabei, wie er Daria an die Hand nahm und mit ihr auf Roel zuging.
Als ich ihn sah, bis ich mir auf die Lippe, um nicht laut aufzuschluchzen. Man musste nach Vitalfunktionen suchen. Aus der kurzen Distanz waren kaum mehr welche zu sehen. Seine Haut nahm fast die selbe Farbe an, wie die weiße Wand hinter ihm. Ich hätte mich sicher gefühlt, wenn ich hätte seinen Atem spüren dürfen, oder seinen Puls ertasten.
„Nivia hat dir bestimmt erzählt, was deine Aufgabe ist. Nur du kannst meinen Sohn Roel retten. Dein Blut wird das Gift aus seinen Adern brennen. Er wird wieder auferstehen, mein Goldstück, mein auserwählter Junge." Währenddessen streichelte er ihm über seine Locken, die ihm wie verwelkte Blumen in die Stirn hingen.
„Fiamma, Liebes, würdest du mir bitte das Messer bringen. Du verstehst, Daria, Roel ist gerade nicht in der Lage seine Zähne zu nutzen." Es tat mir leid, dass ich Daria dazu gebracht hatte, sich so etwas zu unterziehen, aber im Gegensatz zu Roels Tod, schien mir das Opfer noch klein.
Es passierte nichts. Daria und Feliz sahen fast gleichzeitig auf der Suche nach der Rothaarigen auf.
Fiamma weigerte sich. Sie schüttelte ihren Kopf.
„Euch fehlt es an Wille und Durchsetzungsvermögen! Du wolltest ihm doch zeigen, zu was Nivia fähig ist und jetzt stehst du nur dort herum", schrie er die alte Vampirin an, die zum ersten Mal ratlos, ja sogar verzweifelt wirkte. Feliz legte seine ganze vornehme Verkleidung ab und verwandelte sich in das Monsters, welches er in Wirklichkeit auch war.
Hinter mir ertönten stetig lauter werdende Geräusche, Schläge und Stimmen.
Die Finger, die eben noch sanft durch Roels Locken streiften, rissen nun an ihnen.
Sein Kopf wanderte mit der ruckartigen Bewegung zurück, wobei sein Mund automatisch aufklappte. Direkt vor mir rammte Feliz Darias bloßen Arm zwischen Roels Zähne. Ich zuckte zusammen. Meine Arme bewegten sich unruhig zwischen den großen Pranken des Mannes, der meine Hände hinter meinem Rücken gefangen hielt. Ich wollte mich heraus winden.
„Zu schade, dass deine Freundin nicht erwähnt hat, dass wir dein ganzes Blut brauchen", verriet er ihr das Geheimnis, welches ich selbst nicht kannte. Ich hielt die Luft an und verlor den Boden unter den Füßen. Der Mann hinter mir war nicht auf meinen Sturz gefasst. Meine Hände rutschten kurzzeitig aus seinen und ich kroch so schnell ich konnte in Darias Richtung, bis mich etwas an den Beinen zurück riss.
Ich sah zu meinen Schuhen und entdeckte neben dem Riesen, der an mir zehrte Leontes. Er bemerkte mich gar nicht, weil er gegen Feliz Leute ankämpfte, wobei er seine Nichte kaum aus dem Blickfeld verlor.
Ich hörte nur noch ein ergebenes
„Ich kann das nicht", als Fiamma auf Leontes zustürmte und ihm dabei half Herzen fliegen zu lassen.
Ihre spitzgeformten Finger durchbohrten die Torsos der Männer als beständen sie aus weicher Butter.
„So ist gut, mein Junge", kam es auf der anderen Seite von Feliz.
Zu meiner Verwunderung ließ der Wachmann mich gehen und ich krabbelte auf Roel zu. Er hatte seine Hände um Darias Arm gelegt, die apathisch auf ihren Onkel starrte.
Die Augen des Mann den ich über alles liebte waren schwärzer als die Nacht, sie waren einfach nur leer.
„Roel, du musst aufhören! Du bringst sie um." Dabei zog ich an ihrem Arm. Es riss mir das Herz entzwei, doch ein Leben für ein anderes, schien mir kein fairer Handel.
Ich hatte nicht kommen sehen, wie mir ein Ellenbogen ins Gesicht flog.
Es hatte mich so hart getroffen, dass ich mich im letzten Moment auf die Arme stützte, bevor ich rückwärts zu Boden fiel. Ein stechender Schmerz zog mir durch die Nase, während sie sich stellenweise taub anfühlte.
„Wag es dich nicht, dummes Mädchen!" Feliz ragte stolz über mir mit einem Grinsen zwischen den faltigen Wangen. Voller Stolz drehte er sich, um die Ergebnisse seines Handelns zu bewundern, bis ich ausholte und meine Faust zwischen seinen Beinen versenkte. Der Schmerz zwang ihn in die Knie und ich nutzte die Gelegenheit, um wieder zu Roel zu kommen, doch Feliz griff nach meinem Knöchel.
Mein Schuh traf ihn mitten im Gesicht, als ich mir wünschte, es wäre Winter gewesen und ich hätte mich für eine dickere Sohle, oder gar Absätze entschieden.
Der Blutschwall aus meiner Nase zog eine ganze Spur hinter sich, da staute auch meine Hand nichts mehr. Daria saß mittlerweile neben Roel. Ihr Kopf hing auf seiner Schulter. Ich schlug gegen sein Brust, schrie, dass er aufhören sollte, aber er reagierte einfach nicht.
„Es ist alles in Ordnung, Nivia. Ich fühle mich so leicht, wie noch nie." Nein! So sollte sie sich aber nicht fühlen!
Panisch sah ich mich um.
„Du hast ihm von Daria erzählt!", sprach Leontes, der vor Fiamma stand. Ich sah nur ihren Rücken.
„Es war aber Nivia, die sie hierher gebracht hat."
Wie konnte er so zögern und wertvolle Minuten verstreichen lassen?
„Leontes! Hilfe!", schrie ich aus der Verzweiflung heraus.
„Es ist in Ordnung, Nivia." Eine Hand legte sich kaum spürbar um meinen Arm, doch ich wollte nicht zu Daria sehen. Ich wollte dem Tod nicht noch einmal gegenüber stehen und mich seiner erbarmungslosen Gewalt aussetzen. Das schaffte ich nicht mehr. „Leontes!", versuchte ich es noch einmal unter Tränen.
Fiamma zuckte zusammen.
Leontes und sie waren die einzigen noch stehenden Personen im Raum.
„Ihr wirst du aber nicht das Herz heraus reißen, oder?"
Dann fiel sie um, wie eine leblose Puppe. Aus den gläsernen Augen wich noch die letzte Träne, die auf einer der weißen Fliesen landete.
Vor meinen Augen verschwamm das Sichtfeld. Ich sah nur noch Leontes Beine, die sich auf mich zu bewegten. Eine unsichtbare Schnur zog sich immer enger um meinen Hals.
Es war Jesse also gelungen.
Rizin flutete den Raum und für jeden, der es mitbekam, war es bereits zu spät. Sie würden mindestens ihr Bewusstsein verlieren. Menschen ohne einen Tropfen Vampirblut in ihrem Organismus würden sterben.
„Du musst hier raus", krächzte ich, doch Leontes stieß mich zur Seite.
Ich schaffte es noch meine Hand zwischen meine Nase und den harten Boden zu schieben.
„Was ist hier los?", meldete sich auch Feliz zu Wort, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Husten.
Das ist dein Ende, einsam und alleine. Genauso hatte er die Vampire hier eingesperrt und sie unter Schmerzen verkümmern lassen. Sie waren nicht mehr als Experimente für ihn gewesen.
Mein Kopf wog das doppelte, als ich mit aller Mühe versuchte ihn zu heben.
Feliz Oberkörper fiel zur Seite. Ich hörte, wie seine Nägel über den Boden kratzten auf der Suche nach Roel.
"Mein Sohn. Rette mich, mein Sohn", faselte er vor sich hin. Blut kroch aus all seinen sichtbaren Öffnungen, dann bettete ich meine pochende Schläfe wieder auf den kühlenden Fliesen.
Daria lag leblos vor mir. Nein.
„Daria", flüsterte ich, als ich nach ihrer kalten Hand griff.
„Daria." Ich streichelte über ihre zarten Wangen, runter zu ihrem Hals. Kein Puls.
Und ich gab auf. Neben all den leblosen Körpern fiel auch ich einfach auf den Rücken.
„Nivia? Da ist sie." Eine Stimme, die ich kannte, doch nicht darauf reagierte.
Arme schoben sich unter meinen Körper. „Wir holen dich hier raus." Eine Frau, meine Freundin, aber sie war nicht Anto. Als Amari mich so packte, sah ich wieder die Schlacht. Ich sah das ganze Rot, wie es sich fast schon, wie bei einem modernen Kunstwerk in Flecken und wirr angeordneten Streifen über dem ganzen Boden verteilte.
Und ich sah Leontes und ihn. Roel. Wie er stand, als würde ihm das Rizin nichts mehr ausmachen, während Leontes in die Knie ging.
Das Leben kehrte so plötzlich in mich zurück, wie es verschwunden war.
„Erst ihn", befahl ich. Das genaue Ausmaß kannte ich nämlich nicht von Rizingas auf die Lungen eines Vampires. Eine Überdosis für das Herz schien tödlich zu enden.
Als Jesse und Amari, die Atemschutzmasken trugen, keine Anstalten machten, mich herunter zu lassen, begann ich zu strampeln.
„Lass sie mich mitnehmen", war das letzte was Leontes an Roel gerichtet sagte. Er schaute nach Daria, bevor er gänzlich vor ihm umklappte.
„Erst ihn", wiederholte ich strenger, mein Finger zeigte auf den Mann mit dem silbernen Haar.
Jesse biss den Kiefer zusammen und musterte noch einmal die Situation und nickte letztendlich.
„Amari, lass uns erst Ogliastra hier raus holen. Nivia hat die Situation unter Kontrolle." Sie gingen und es fühlte sich so an, als hätten sie alles mit sich genommen. Alle Körper und alle Spuren. Ich blieb mit Roel alleine zurück.
Ich ließ mir Zeit, als mein Blick an der dunklen Jeans hinauf glitt. Der schwarze Pullover wirkte so einladend. Fast der gleiche lag in meinem Bett, weil ich mich an ihn schmiegte, wenn ich ihn vermisste.
Er hatte einst auch ihm gehört.
Dann kam ich bei seinen Augen an. Sie waren so dunkel, wie die Nacht, die zum sündigen einlud.
„Hilf mir, mein Junge."
Da war es wieder, dieses schwache Flüstern, welches uns störte, oder nur mich. Ich betrachtete Feliz, der in seinem eigenen Lebenssaft vor sich hin vegetierte.
„Verreck endlich, alter Mann."
Nur ich hatte mich ablenken lassen, denn als seine Stimme mein Herz erreichte, wandte ich mich wieder an Roel und er sah immer noch zu mir, so als hätte er nie weggeschaut.
Ich konnte nicht glauben, dass er es geschafft hatte. Er würde bleiben.
Bei mir.
„Du Roel, hast es Leontes wissen lassen. Wir sind deine Marionetten. Wir sind deine Marionetten. Wir sind..." Feliz wurde immer leiser, bis er auf ewig verstummte.
Was meinte er damit?
Meine Gedanken flogen wie wild gewordene Geister durch meinen Kopf.
Bis Roel zwischen Feliz Anblick und mich trat und all die bösen Geister vertrieb.
Ich spürte seine Lippen auf meinen und mich umgab Stille. Unendliche Ruhe und Frieden.
Es existierte nur der Moment und er.
„Nivia...Leontes..." Ein Krächzen lies mich erwachen. Meine Augenlider sprangen auf und allein vor Freude breitete sich eine Gänsehaut aus. „Daria!" Mein Blick wollte an meinem schwarzen Engel vorbei zu der Frau auf dem Boden wandern, doch er hielt mich auf.
Seine Hände, die ich eben noch als schützend an meinen Armen empfand, bohrten sich nun schmerzhaft in meine Haut.
„Nein, Dashuri. Sie ist jetzt die einzige, die mir gefährlich werden könnte."
Er schubste mich weg. Ich taumelte mindestens zwei Schritte zurück.
Mir fehlten die Worte. Mir war, als hätte mich jemand in die Mitte einer unbekannten Geschichte geschmissen. Ich wusste nicht, was gerade passierte, absolut nicht.
Allerdings lief es mir eiskalt den Rücken herunter, als ich die Antwort in dem mir doch so bekannten Braun suchte.
Mein Grün fand nur einen Fremden. Mich hüllte eine Angst ein, als hätte ich zum ersten Mal einen Vampir gesehen.
„Du weißt schon, Bellina. Oder Nein? Wie bist du nochmal Polzistin geworden? Ach ja dein Ex...
Egal. Ich war ein Vampir und bin durch ihr Blut zum Ultra-Weltenwandler geworden.
Sie war eine Weltenwandlerin, ist aber mit Vampirblut im Organismus gestorben. Verstehst du jetzt?" Eigentlich nicht. Mein Gehirn weigerte sich weitere Fäden zu spinnen.
Sein Anblick brachte mich um.
Ich wusste nicht, ob es der Schmerz, oder die Angst war, die mich am denken hinderte.
„Es ist zu schade, dass es enden muss. Dein Körper, dein Vertrauen, deine Loyalität...
Vielleicht hast du was gut bei mir.
Ich habe dich gebissen, du hast mein Blut getrunken, ohne es zu hinterfragen und jeder Tropfen hat dich abhängiger gemacht."
Er wandte sich von mir ab. Als er Darias Kopf gegen die Wand donnerte, wollte ich loslaufen, doch ich war wie gelähmt.
„Um Gottes Willen. Schlaf doch noch ein bisschen", beschwerte er sich genervt.
„Ich muss doch noch was mit meiner großen Liebe klären."
„Nijas, der Idiot hat auf der einen Seite als Drogenkurier getarnt deine Freundin ausspioniert und auf der anderen Seite gedacht, er könnte Leontes heimlich Informationen verkaufen.
Ich war das Vögelchen, welches ihm zugezwitschert hatte, dass du den Weltenwandler gefunden hast. Dank mir sind Leontes und seine süße Freundin in der Schweiz aufgetaucht. Das mit Anto tut mir leid. Ich dachte, du und Leontes ihr würdet euch um das Fos Infinitum streiten und ich wäre einen von euch beiden losgeworden."
Mir stiegen Tränen auf. Ich dachte, ich hätte ihn gekannt. In seinem Herzen herrschte Dunkelheit, doch ich meinte immer zu wissen, dass ich die Grenze war. Ich war überzeugt davon gewesen, er könne mich niemals ernsthaft verletzen.
Wie naiv von mir...
„Leider habt ihr beide überlebt.
Als du mir hier oben erzählt hast,
was passiert ist, habe ich mich für das Risiko entschieden und es wie ein Verrat an meinem Vati aussehen lassen. Selbst der alte Sack hat auf unsere Liebe vertraut. Genauso wie ich euch beiden und siehe da. Ihr habt mich gerettet. Vater, bist du stolz auf mich? Ich glaube, er ist sprachlos." Unbeeindruckt zog er eine Augenbraue hoch, als er den regungslosen Leichnam von Feliz kurz über seine Schulter hinweg musterte.
„Zwei von uns war allerdings nicht mein Plan... Aber no Problemo! Ja, sie kommt mir ganz gelegen", erzählte er vor sich hin, als er anfing um Daria herum zu schleichen.
„Eine Versicherung habe ich also auch noch abgeschlossen."
Wir waren seine Marionetten.
Ich war seine Marionette. Wie ein Mantra setzte ich Feliz letzten Worte fort. Ich sagte nichts mehr und ich tat nichts mehr. Bisher hatte allein mein Handeln Schaden angerichtet.
„Sag mir bitte, dass das gerade nicht wahr ist", schaffte ich nur über meine Lippen zu bringen.
Er stoppte in seinen Grübeleien.
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, doch ich hatte keine Ahnung mehr, was echt war und was nur vorgespielt. Roel ging langsam auf mich zu, ein sanftes Lächeln schmückte sein hübsches Gesicht. Seine Finger streichelten über meine Wange, wie ein zarter Gruß aus der Vergangenheit.
„Ich wünschte, das könnte ich. Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass du in meinen Plänen zu mir gehörst, Dashuri."
Im Hintergrund schrien Sirenen auf, als Roel mich endgültig los ließ.
Mein Herz zersprang in unzählige Teile, wie ein Spiegel der Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte. Ich sah mich um,
sah was die Teile spiegelten.
Roel. Leichen. Fiamma. Anto. Meine Karriere und meine Träume.
Die Polizei stürmte den Raum, in dem ich meine Seele verlor und durch ihn auch noch alles andere.
„Wenn du noch einmal in meine Nähe kommst, Nivia, dann ist deine Freundin hier auch tot.
Und wenn ihr Hurensohn Onkel dich im Gefängnis besuchen kommt, richte ihm das bitte auch aus. Das gleiche gilt auch für ihn."
Mich traf eine Wucht von hinten und Roel wich aus, damit ich wieder ungehindert zu Boden stürzen konnte.
Nein, er liebte mich nicht.
Das hatte er nie getan.
Etwas, oder jemand tackerte mich am Boden fest. Das Gewicht verdrängte die Luft aus meinen Lungen und verhinderte, dass ich nach neuer schnappen konnte.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du den größten Fehler deines Lebens begehst", flüsterte mir jemand zu. Mein Körper reagierte, wie gewohnt mit einer Gänsehaut und einer aufkommenden Übelkeit.
„Kayden, was soll das? Hör auf damit!" Ich nahm Jesses Stimme wahr und Kayden nahm sein Knie von meinem Rücken. Meine Hände behielt er allerdings, bis er sie in kaltes Metall packte.
„Nivia Shehu, hiermit verhaften wir Sie wegen des Verdachtes des Mordes an Antonella Karuso. Sie haben das Recht zu Schweigen. Alles, was sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Verteidiger hinzuzuziehen."
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