Chapter 8: Der Krieg: Gefangen

CW für unerfreuliche Kindheits-Flashbacks und offensichtlich ist Remus in Greybacks Fängen, also nicht so viel erfreuliches Zeug hier.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

As they pulled you out of the oxygen tent

You asked for the latest party

With your silicone hump and your ten-inch stump

Dressed like a priest you was; Todd Browning freak you was.

Crawling down the alley on your hands and knees

I'm sure you're not protected for its plain to see

The diamond dogs are poachers and they hide behind trees.

Hunt you to the ground, they will,

Mannequins with kill appeal.

Mittwoch, 14. März 1979

Willkommen zuhause, Welpe."

Remus sagte nichts. Jetzt hatte er nichts zu sagen. Er wollte nur einen guten Überblick bekommen.

Fenrir Greyback. Remus hatte erwartet, dass er größer war. Er war nicht klein, aber wenn Remus gerade stand, waren sie auf Augenhöhe. Das war gut. Das gab ihm ein Gefühl von Mut.

Er war vielleicht nicht größer als Remus, aber Greyback war in anderen Bereichen sicher größer; hünenhafte breite Schultern, kräftiger Hals, muskulöse Arme. Er hatte lange, dicke gelbe Fingernägel, dunkles wirres Haar bedeckte seine Unterarme und verteilte sich bis zu seinen Schlüsselbeinen, wo es mit einem dunklen Bart zusammenwuchs, der mehr Fell als Haare war. Seine Augen waren gefährlich, unmenschlich.

Die Magie, die von ihm ausging, war nicht die eines Zauberers, jedenfalls keinem, den Remus getroffen hatte. Sie war brennend wie ein Vollmond. Der Geruch war nicht einladend, obwohl er krankerweise vertraut war.

Remus fühlte sich zuhause, wenn er bei dem Rudel war, er fühlte sich zugehörig. Aber nicht bei diesem Mann. Er war der Feind und er würde es immer sein.

„Gefällt dir, was du siehst?" Greybacks Lächeln weitete sich, zeigte scharfe, räuberische Zähne, lange gelbe Eckzähne.

Remus starrte passiv zurück, Mund geschlossen.

Er bemerkte, dass Greyback das nicht mochte. Greyback hatte erwartet, dass er sprach oder flehte oder wütend oder sogar panisch wurde. Und Remus wusste genau, was man mit Schlägern tat, die eine Reaktion wollten.

Er legte den Kopf schief, setzte einen lässigen Gesichtsausdruck auf und zuckte die Schultern.

„Is' okay, denk ich. Ey, kann ich meine Klamotten wieder haben?"

Greybacks Augen schienen sich zu weiten oder vielleicht bildete Remus es sich ein. Egal wie, er erholte sich schnell, immer noch steif lächelnd.

„Wo sind meine Manieren? Castor!" Er schnippte mit seinen klauenartigen Fingern.

Castor tauchte fast sofort mit durchgestrecktem Rücken an Greybacks Seite auf. Er steckte in einem Fellumhang und trug ein Bündel Klamotten. Livia war auch da, sie starrte ihren Vater bewundernd an. Die alte Kirche, in der sie standen, hatte keine Decke und im rosigen Morgenlicht konnte Remus Castors Gesicht zum ersten Mal sehen. Drei lange rosafarbene Narben zogen sich über die Wange, Klauenmale, rosa und sanft wie verbrannte Haut.

Greyback bemerkte sein Starren.

„Eine Schande", sagte er, streckte seinen Arm aus und strich mit seinem dreckigen Fingernagel über Castors Wange. Castor zuckte nicht einmal. „Hab es gehasst, so etwas Wunderschönes zu ruinieren, aber er hat seine Lektion gelernt, stimmt's, Junges?"

Castor nickte, schaute starr gradeaus wie ein Soldat.

„Guter Junge." Greyback streichelte seine vernarbte Wange. „Immer noch wunderschön, hm, Remus?"

Remus sagte nichts und schaute angeekelt weg.

„Und ich dachte, du kennst dich mit Schönheit aus", spottete Greyback. „Darum hab ich dir meine hübschesten Kinder geschickt."

Livia schäumte vor Zufriedenheit und senkte ihren Kopf stolz.

Castor streckte Remus seine Kleidung hin und er nahm sie, zog sie vorsichtig an. Er fühlte in seiner Hosentasche nach seinem Zauberstab, aber er war nicht da.

„Ah", knurrte Greyback. „Suchst du das hier?"

Er holte den langen dünnen Stab aus seinem schlammbedeckten Umhang. Remus hatte das Verlangen, nach ihm zu greifen.

„Ich befürchte, wir erlauben diese dummen Menschenspielzeuge hier nicht", grinste Greyback dreckig. Er nahm Remus' Zauberstab und brach ihn entzwei.

Remus musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zu weinen. Das war Lyalls Zauberstab gewesen. Um genau zu sein, war es das einzig Sinnvolle, was Lyall ihm je hinterlassen hatte. Er biss sich hart auf die Innenseite seiner Wange.

Greyback gab die Zauberstabteile an Livia weiter, die sie zwischen ihren Fingern hin und her drehte. Remus hob trotzig sein Kinn.
„Was willst du von mir?"

„Ich habe das, was ich immer wollte, Welpe." Greyback trat näher, sodass Remus seinen faulen Atem riechen konnte, ihre Nasen nur Zentimeter voneinander entfernt. „Ich will mich um dich kümmern."

Er legte eine Hand auf Remus' Schulter und es tat ihm alles ab, nicht zu zucken oder sich wegzuducken. Greybacks lange Finger drückten ihn auf eine väterliche Weise – aber ein bisschen zu nah an seiner Kehle für seinen Geschmack.

„Ich bin hergekommen, um dir beizutreten", atmete Remus aus, hatte Probleme seine Fassung zu halten.

Greyback warf seinen Kopf zurück und lachte. Es war ein Grunzen, das tief aus seiner Brust kam.

„Das ist das, was meine Kinder mir erzählen. Remus Lupin ist uns beigetreten, sagen sie, er hat der Menschenwelt abgeschworen... Aber ich frage mich..." Er leckte sich über die Lippen, sah abschätzend an Remus hoch und runter. „Ich frage mich, ob Remus Lupin seine Ansichten wirklich geändert hat..."

„Ich bin hier, oder nicht?", protestierte Remus. „Ich habe drei Monde—"

„Und wo warst du zwischen den Monden?", fragte Greyback herausfordernd. Er schnüffelte in der Luft zwischen ihnen. „Du stinkst nach Mensch."

Damit ließ er Remus' Schulter los und schubste ihn hart zurück. Remus fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Steinboden und atmete scharf vor Überraschung und Schmerz ein, als sein Rücken auftraf. Greyback lief davon, sein Rudel teilte sich, um ihn durchzulassen.

„Castor, Livia", schnarrte er. „Schaut nach unserem Gast. Seht, ob ihr nicht etwas von der Menschlichkeit aus ihm raus wringen könnt."

Remus kam steif auf seine Beine und wollte Greyback verfolgen, aber Livia und Gaius blockten ihn mit ihren Körpern. Über ihre Schultern hinweg beobachtete er Greyback, wie er die Kirche durch ein großes Tor verließ und im Grünen verschwand.

Alleine und ohne Zauberstab wich Remus vorsichtig vor den anderen zurück. Er fragte sich, ob er apparieren konnte, aber er traute sich nicht – und überhaupt, war das nicht die Mission? Er hatte erreicht, was er tun sollte, er war in Greybacks Rudel. Alle Gedanken an zuhause und an seine Freunde zur Seite schiebend, stellte er sich seinen Entführern gegenüber. Jetzt war es an der Zeit, tapfer zu sein.

Livia näherte sich ihm als erstes, warf seinen zerbrochenen Zauberstab weg und griff seine Arme, drehte sie hart auf seinen Rücken. Castor kam als nächstes, denselben stoischen Ausdruck auf seinem Gesicht. Er wickelte ein langes Seil auf.

„Ey!" Remus wehrte sich gegen Livia. „Verpiss dich, ihr fesselt mich nicht!"

„Es ist nicht für lange, Bruder", zischte Livia in sein Ohr. „Es ist notwendig."

Dann leckte sie ihn – sie ließ ihre lange Zunge vom unteren Teil seines Halses bis fast zu seinem Haaransatz fahren. Er erschauderte vor Ekel und wehrte sich noch mehr, aber sie lachte nur – sie war so stark.

Sie fesselten ihn fest und zwangen ihn dann vorwärts, Castor leitete, indem er an dem Seil um Remus' Körper zog, Livia schubste ihn von hinten.

Er stolperte durch die Kirche, immer noch unsicher auf seinen Beinen, denn er hatte sich gerade erst verwandelt.

Er wurde gegen etwas geschoben, was vorher ein Altar gewesen sein musste. Dahinter in den Schatten waren Stufen, die in eine grabartige Zelle führten. Sie begannen hinab zu steigen, der starke Geruch von feuchter Erde wurde stärker.

„Wo sind wir?", versuchte Remus.

„Wir sind zuhause", erwiderte Castor ohne sich umzudrehen.

Livia gab ihm einen harten Stoß in den Rücken und er stellte keine weiteren Fragen mehr.

Sie erreichten das Ende der Treppe, das in der Gruft endete, die faulige Decke gerade hoch genug für Remus, um aufrecht zu stehen.

Hier gab es nicht viel. Ein komisches, milchiges Licht füllte den Raum, aber es schien keinen natürlichen Ursprung zu haben. Da waren Zellen auf jeder Seite des Raumes, für Gräber, nahm Remus an, aber sie waren jetzt leer. Sie wurden ersetzt durch Decken, alte befleckte Kissen und Tierfellen.

Remus blinzelte heftig, seine Augen gewöhnten sich gerade an das Licht, aber bevor er sich zurechtfinden konnte, wurde er nach vorne geschubst in eine der Zellen. Livia knurrte eine Beschwörung und die schmiedeeiserne Tür schloss sich, die schweren schwarzen Ketten hängten sich über das Schloss.

„Ey!" Remus warf sich wild gegen die Stangen. „What the fuck?!"

„Sitz!", bellte Livia. Remus' Beine falteten sich unter ihm und dann saß er. Sie lächelte ihn an. „Ruh dich aus, Bruder. Geduld."

„Ich bin hergekommen, um euch beizutreten, ihr könnt mich nicht—"

„Bring mich nicht dazu, dich ruhig zu stellen!", zischte sie.

Er schloss seinen Mund – freiwillig. Wahrscheinlich war es jetzt besser zu warten und zuzusehen. Livia leckte sich über die Lippen.

„Versuch dich auszuruhen."

Sie stakste davon. Castor war zurückgeblieben, starrte mit unleserlichem Gesicht auf Remus, sein Körper immer noch angespannt. Remus starrte zurück. Sein armes Gesicht. War das wegen Remus passiert? War er bestraft worden für das letzte Mal im Verbotenen Wald? Seine dunklen Augen bohrten sich ohne eine Bewegung in Remus, bis dieser aufgab.

„Was?", knurrte er.

„Ist Remus Lupin wirklich hier, um dem Rudel beizutreten? Um sich dem Vater zu unterwerfen?"

„Was denkst du denn?!" Remus schob sein Kinn nach vorne, im Wissen, dass er trotzig aussah, wie er auf dem dreckigen Boden saß und die Arme verschränkt hatte.

„Ich denke..." Castor reckte seinen Kopf leicht, als hätte ihn vorher noch nie jemand nach seiner Meinung gefragt. „Ich denke, dass Remus Lupin noch nicht weiß, was er tun wird."

Remus hatte keine Antwort darauf. Natürlich war das nicht wahr, sein Wille war eisern, unzerstörbar. Aber jetzt, gefangen und unbewaffnet und ausgelaugt, konnte er nicht viel Stolz vorzeigen.

Castor schien es nicht zu stören. Er nickte nur leicht und ging dann rückwärts in den Raum hinein.

„Ruh dich aus, Remus Lupin", sagte er, bevor er sich umdrehte.

Die Gruft füllte sich nun, andere Werwölfe kamen an, füllten den Raum mit ihrem Geruch und ihrer Energie. Remus setzte sich in eine Ecke, zog die Knie an und beobachtete sie aus dem Schatten. Ihr Alter variierte nur leicht – keiner von ihnen konnte älter als 30 sein, dachte Remus. In verschieden gekleideten Zuständen konnte er sehen, dass sie alle dünn und vernarbt waren und manche tätowiert. Keiner von ihnen war richtig sauber.

Als sie sich alle hinlegten, anscheinend um sich vom Mond zu erholen, konnte Remus nicht anders, als sich geborgen und warm zu fühlen. Er gewöhnte sich daran, von seiner eigenen Art umgeben zu sein und der Drang, sich hinzulegen und es sich gemütlich zu machen wie sie, war stark. Als würden alle ihre Herzen wie eins zusammen schlagen, als wären sie alle Teil von einem Körper und jetzt war die Zeit zu schlafen.

Livia war nirgendwo zu sehen, Greyback auch nicht und Remus fühlte sich gleich besser dadurch. Die dunkle Zelle wurde warm und als das Rudel sich leise hinlegte, murmelnd und quatschend schlafen ging, wurden Remus' Augenlider schwer und seine Gelenke weich und früher oder später holte die Erschöpfung ihn ein und er driftete weg.

* * *

„Wo bist du, du dreckiges kleines Monster?" Hausmutters näselnde Stimme kratzte, als sie die hallenden Gänge auf und ab lief, ihre Absätze klackerten wie die Krallen eines Raubtiers. „Wenn ich dich in die Finger kriege, schlag ich dich in die nächste Woche!"

Remus rollte sich noch enger zusammen in seinem Versteck, hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen. Sie würde ihn niemals finden; er war zu gut im Verstecken und er war sehr, sehr klein.

Er war unter einem der Betten der großen Jungs. Er wusste, er sollte nicht in ihrem Schlafzimmer sein, er würde geschlagen werden, falls einer von ihnen ihn finden sollte, aber er wusste, wie man leise war. Er hatte das in den ersten Tagen in St. Edmunds gelernt, und jetzt wo er schon einige Zeit dort war, wurde er kaum noch gepiesackt, außer er stand jemanden wirklich im Weg.

Remus fühlte sich nicht sehr gut. Es tat überall weh und seine Haut war heiß und prickelnd.

Er wollte seine Mami, aber er wusste nicht mehr, wo sie war. Vielleicht war sie irgendwo mit Papi hingegangen und sie würden ihn bald abholen. Vielleicht verfolgten sie den bösen Mann, der ihm weh getan hatte.

Remus zwickte sich hart. Er wollte nicht über diesen beängstigenden Mann nachdenken. Er konnte sich nicht wirklich daran erinnern, außer wenn er wirklich verängstigt war. Zwicken half, nur jetzt wurde der Schmerz überall schlimmer. Die Knochen in seinen Beinen quälten ihn und er wollte sie ausstrecken, aber dann würde ihn vielleicht jemand sehen.

Irgendwann war es zu viel und eine erneute Welle des Schmerzes zwang ihn, sich zu strecken und zu schreien.

„Owww..."

„Ah ha!"

Oh nein. Hausmutter. Plötzlich war eine Hand an seinem Knöchel und sie zog ihn unsanft unter dem Bett hervor.

„Da bist du, du kleines Monster! Komm mit mir, du weißt, dass du in dein Zimmer gehen musst!"

„Nein", stöhnte er, aber sie hob ihn hoch und trug ihn unter einem Arm. Nicht das Zimmer. Er hasste das Zimmer; es war so furchteinflößend. „Lass mich los!"

Er schlug seine Fäuste gegen ihren Körper, aber sie reagierte kaum, marschierte den Korridor entlang, die Treppen runter und in seine Zelle.

„Lass mich los!", schrie er, weinte nun, Rotz und Tränen liefen sein Gesicht runter. „Ich will meine Mami! Ich will meine Mami!"

„Sie ist nicht hier", fauchte die Hausmutter. Sie öffnete die Tür und setzte ihn hinein, schlug die Tür vor seinem Gesicht zu. Er hörte, wie die Schlösser sich schlossen, und begann, noch mehr zu weinen.

Es war so dunkel.

Er hatte Angst im Dunkeln seit dem bösen Mann und Mami hatte ihm immer das Flurlicht angelassen. Aber die Hausmutter war nicht wie Mami; sie tat nie nette Dinge, nur furchtbare Dinge, weil er so böse gewesen war. War er hier, weil er böse war? War das, warum Mami ihn nicht wollte und Papi weggegangen war?

Er schluchzte und schrie, aber niemand kam. Es war zum Fürchten und zu dunkel und es tat weh, tat weh, tat weh...Ein furchtbares Gefühl füllte seinen Kopf und plötzlich wusste Remus, warum er sich nicht gut fühlte und warum er hier eingesperrt werden musste.

Remus erwachte mit einem Ruck. Sein Gesicht war tränennass und er schwitzte. Es brauchte einen Moment, bis er sich daran erinnerte, dass er neunzehn war und nicht sechs, nicht eingesperrt in seine Zelle in St. Edmunds.

Er hatte lange nicht mehr an das Heim gedacht – er wollte niemals diese Erinnerungen hervorholen. Er konnte seinen Herzschlag in den Ohren hören, Adrenalin rauschte in ihm und er hatte Probleme, seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen.

Er wurde beobachtet. Es war Jeremy – der junge Mann, den Gaius für sich gewonnen hatte damals im Manticore's Head. Er lehnte sich gegen die Eisenstäbe und starrte Remus an.

„Schlechter Traum?", fragte er, seine Stimme kratzte, als würde er gerade über eine schlimme Erkältung hinweg kommen. Er war dünner als das letzte Mal, als Remus ihn gesehen hatte.

Remus richtete sich schnell auf, rieb sich mit dem Ärmel über sein Gesicht und bemerkte, dass die Fesseln auf mysteriöse Art und Weise verschwunden waren. War jemand gekommen und hatte sie entfernt? Hatte Livia es irgendwie getan?

Der Raum hinter Jeremy war nun leer, es waren nur noch sie beide.

„Es ist okay", sagte Jeremy im Versuch, eine Konversation aufzubauen. „Ich hatte anfangs auch schlechte Träume. Wir alle. Sie sagen, es ist all das alte Zeug, das zum Vorschein kommt, Erinnerungen, die wir nicht brauchen. Sobald sie weg sind, können wir unser neues Leben mit dem Rudel anfangen."

„Wart ihr alle so eingesperrt?", fragte Remus, sein Hals trocken. Er war durstig, aber er wollte nicht schwach wirken.

„Nein", Jeremy zuckte die Schultern. „Nur du. Sie machen sich Sorgen um dich. Nach dem, was du im Pub gemacht hast. Und es gibt andere Geschichten. Manchmal reden sie über dich."

„Wer? Livia? Castor? Greyback?"

Jeremy zuckte erneut teilnahmslos mit den Schultern. „Ja, die Leute. Sie sind verantwortlich. Livia zuerst, weil sie von Greyback verwandelt wurde. Man bekommt bessere Sachen, wenn man ein direkter Nachkomme ist."

Remus schnaubte. Er fragte sich, ob Jeremy wusste, dass auch er von Greyback verwandelt wurde, und ob gefesselt und in eine Zelle geworfen zu werden, zu den „besseren Sachen" zählte.

Jeremy begann zu husten, ein tiefes Bellen, das seinen Körper erzittern und sich krümmen ließ. Er zog seinen Fellmantel enger um seine dünne Statur und Remus fühlte endlich etwas anderes außer Wut. Sympathie.

„Wohnt ihr alle hier, an diesem Ort?", fragte er leise und schaute sich in der düsteren Zelle um. „Zwischen den Monden?"

Jeremy nickte.

„Besser als da, wo ich davor war", sagte er. Dann trat er einfach zurück, als wäre er gelangweilt von der Konversation. „Ich habe Hunger. Ich sage jemandem, dass du wach bist. Bis dann."

Dann war Remus wieder alleine. Er stand vorsichtig auf und schaute, dass nichts gebrochen oder gerissen oder zu empfindlich war. Nein, er fühlte sich sogar besser als sonst nach einem Mond – sogar mit Madam Pomfrey's Pflege. Wenn er nur nicht gefangen wäre. Wenn sie nicht seinen Zauberstab zerstört hätten. Er fasste in seine Jeans und stellte fest, dass sie ihm wenigstens seine Taschenuhr gelassen hatten.

Remus hielt das schwere metallene Objekt in seiner Hand, ließ es an seiner Haut warm werden. Er dachte an Sirius – obwohl er wusste, dass er nicht sollte; er wusste nicht, wer seinen Gedanken zuhörte, und selbst wenn nicht, Sirius war seine Schwäche.

War er besorgt? Er musste es sein, sagte Remus sich selbst. Das war Liebe, bestimmt. War zu der Burgruine in Cornwall gegangen, wo sie abgemacht hatten, sich zu treffen? Hatte er gewartet und gewartet, sich gefragt, wo Remus war und was aus ihm geworden war? Wahrscheinlich hatte er Alarm geschlagen; erst bei den Potters, dann bei Moody oder sogar bei Dumbledore. Remus dachte nicht, dass irgendwas davon helfen würde. Soweit sie informiert waren, würde Remus in einer dieser drei Situationen sein:

Tot.Verfolgte seine Mission, die Werwölfe zu infiltrieren.Wurde zu einem Doppelagent und trat den Werwölfen tatsächlich bei.

Und aus Moodys Perspektive, was auch immer die war, war Remus am Besten dort aufgehoben, wo er war. Er hoffte, dass niemand das zu Sirius gesagt hatte.

Er spürte, wie seine Barriere sich auflöste, also zwang er Sirius in seinen Hinterkopf. Er konnte nichts tun, außer sein Bestes zu geben, die Mission durchzustehen, am Leben zu bleiben und zu ihm zurückzukehren. Das musste sein Fokus sein.

Er lief ein paar Mal in der Zelle auf und ab. Sie war nicht groß, vielleicht fünf Schritte lang und drei Schritte breit. Die Tierfelle waren Reh und Bär und etwas anderes, das Remus nicht erkannte. Nicht Wolf. Nichts Heimisches aus Großbritannien. Er berührte die Stäbe der Tür; sie fühlten sich komisch warm an und schienen gegen seine Haut zu summen. Magie.

Plötzlich hatte er einen Geistesblitz, trat zurück und schloss seine Augen. Er war ein bisschen steif und vernebelt vom Schlafen, aber die Magie war hier, im Raum. Reste vom Rudel und von Livias Fesselsprüchen. Er versuchte etwas davon in sich zu sammeln. Es war sehr schwierig ohne einen Zauberstab und mit blanken Nerven.

Er zog und zerrte an der Atmosphäre um ihn, aber es glich einem Versuch, an einer nicht angezündeten Zigarette zu ziehen. Nichts kam durch und er war nur außer Atem. Die Magie schien außerhalb seiner Reichweite zu sein.

„Bewundernswerter Aufwand, Liebster."

Remus öffnete seine Augen und sprang auf. Livia stand nun in der Mitte des Raumes. Sie grinste über sein Unwohlsein und gestikulierte zu Jeremy, der hinter ihr die Stufen runter kam. Er hielt eine große Kanne und einen Teller mit etwas Essen darauf. Brot und Fleisch – es roch nach Kaninchen und Remus hoffte, es war Kaninchen. Er begann fast sofort zu sabbern. Livia schnippte mit den Fingern, der Teller verließ Jeremys Hand und tauchte mit einem *plopp* auf dem Boden von Remus' Zelle auf. Aha, dachte er. Also konnte man Dinge durch die Stäbe transportieren. Das hieß, er konnte rauskommen, wenn er sich genug konzentrierte.

„Iss auf, mein Lieber", schnurrte Livia. „Vater will, dass wir stark sind."

„Danke", sagte Remus. Er stellte Blickkontakt mit ihr her und versuchte ihn zu halten. Das hatte mit Gaius funktioniert – und aus Versehen mit Danny. Sie warfen sich ihm irgendwann unter. Livia erwiderte seinen Blick und lächelte sehr zufrieden.

„Das ist mein Junge."

„Wo ist Greyback?"

„Zeig etwas Respekt." Ihre Augen flackerten und Remus fühlte einen stechenden Schmerz in seinem Kopf. Er schnappte nach Luft und presste seine flache Hand gegen seine Stirn.

„Er ist unser Vater!", zischte Livia.

„Schon gut!", jaulte er. „Wo ist unser... unser Vater?" Es macht ihn krank, es zu sagen.

„Das geht dich nichts an."

„Ich möchte mit ihm sprechen!"

„Bald. Sobald du dich bewiesen hast."

„Wie soll ich irgendetwas beweisen, wenn ich hier eingesperrt bin?", ereiferte sich Remus frustriert. Livia lächelte ihn einfach nur an.

„Remus Lupin wird einen Weg finden. Auf Wiedersehen, Bruder. Denk dran, etwas zu essen."

Sie drehte sich um, stakste hinaus und schnippte mit ihren Fingern zu Jeremy. Er beeilte sich, ihr zu folgen, warf einen letzten Blick zurück zu Remus und formte das Wort Entschuldigung mit seinem Mund.

Remus sah, wie ihre Füße verschwanden, als sie die obersten Stufen erreichten, und hörte ein lautes Knirsch-Geräusch, als würden sie etwas Schweres über die Öffnung legen. Das seltsame Licht, das den Raum geflutet hatte, verschwand wie durch Ausschalten eines Lichtschalters und Remus war alleine in der Dunkelheit eingesperrt.

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Der Song am Anfang ist 'Diamond Dogs' von David Bowie.

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