Chapter 34: Sommer 1994

If you, if you could return

Don't let it burn

Don't let it fade

I'm sure I'm not being rude,

But it's just your attitude

It's tearing me apart

It's ruining every day

I swore I would be true

And fellow, so did you...

Were you lying all the time?

Was it just a game to you?

August 1994

In der ersten Woche nachdem Remus aus Hogwarts zurückgekehrt war, wusste er nicht wie er sich fühlen sollte. Zum ersten Mal seit langem war Remus verloren; ungebunden, treibend. Er wandelte in der Wohnung umher wie ein Geist, bestreitete seinen Alltag, jedoch ohne etwas dabei zu fühlen.

Es war keine Depression. Remus wusste, wie sich das anfühlte.

„Es ist Schock", sagte Grant.

„Oh", antwortete Remus, nüchtern aus dem Fernseher starrend.

Natürlich hatte er erwartet, dass Hogwarts alte Erinnerungen in ihm wachrütteln würde. Von Anfang an hatte er geahnt, dass eine Rückkehr ihn ohne weiteres ruinieren könnte, doch er hatte es trotzdem getan. Vielleicht war er ein Masochist. Vielleicht einfach nur dumm.

Das Schloss war erfüllt von Geistern aus Remus' Vergangenheit gewesen. Es war eine tief erschütternde Erfahrung, nachdem er beinahe ein Jahrzehnt versucht hatte, all das zu vergessen. Sobald er auf King's Cross ankam, strömte alles wieder auf ihn ein – die engen, kleinen Zugabteile mit den abgenutzten Polstern; die Trolley-Hexe, Schokofrösche, der Lärm und das Gewusel der Schüler, die sich auf ein neues Schuljahr freuten. Mit dem herannahenden Vollmond hatte er sich in ein Abteil verkrochen und war sofort eingeschlafen.

Bis der ganze Wagen kalt wurde und die Dementoren...

Nein. Zurück zu den Geistern der Vergangenheit. McGonagall zu treffen, war vielleicht am seltsamsten. Sie musste gewusst haben, dass er kommen würde, doch ihr erstes Wiedersehen traf Remus härter als erwartet und sie schien ebenso überrascht wie er. Sie waren beide unsicher, wie sie sich nun begegnen sollten.

„Mr. Lupin! Oh – Verzeihung, Professor Lupin."

„Hallo Prof— ich meine...ehm..."

„Minerva, bitte", lächelte sie gütig.

Sie streckte die Hand aus und drückte seinen Arm. Sie war noch genauso respekteinflößend wie vor zwanzig Jahren, nur ein bisschen grauer um die Schläfen. Genau wie er selbst. „Es ist wundervoll, Sie wiederzusehen, Remus", sagte sie herzlich.

„Es ist schön, wieder hier zu sein", log er.

Ihre Augen waren sanft und verständnisvoll, als könne sie ihn genau durchschauen.

„Mein Büro ist stets offen, wenn Sie irgendetwas brauchen. Wie immer."

Er war dankbar für die Geste, nahm sie jedoch nicht sehr oft wahr, größtenteils weil er lieber für sich blieb. Außerdem wollte er so gut es ging den Gryffindorturm meiden.

Der Rest der Schule war ihm wohlbekannt; die waldigen, ausladenden Ländereien, der geheimnisvolle Wald, das Essen, die Portraits, die Treppen, die er so sorgfältig kartiert hatte. Doch der Gryffindorturm, die intimste und glücklichste Sphäre seiner Jugend; davon würde er sich wohl nicht erholen können. Einmal mehr entsann er sich Homers – des Wortes 'Nostalgie', was ein schmerzhaftes Heimkommen meinte. Genauso fühlte er sich jetzt.

Sozialkontakt mit den anderen Lehrern mied er. Der Stab wusste größtenteils von seiner Lykanthropie, jedoch zog er es trotzdem vor, unangenehme Gespräche zu umgehen, wenn er konnte. Tuschelten sie hinter seinem Rücken? Wunderten sie sich über ihn? Seit Jahren hat ihn niemand mehr gesehen, er war Black und Potters engster Freund – weiß er was? Was hat er gemacht?

Lustigerweise hatte Professor Binns vergessen, wer er war, aber Flitwick zumindest nicht. Er war sehr freundlich, lud Remus ein, im Zauberkunst-Klassenzimmer auf Tee und Toast vorbeizukommen. Remus kam, um nicht unhöflich zu wirken, fand es jedoch unheimlich schwer all die Tage zu vergessen, an denen er und Sirius sich im Klassenraum des freundlichen Professors eingeschlossen hatten. Im Allgemeinen fand er es schwer, sein erwachsenes-Ich – verantwortlich für Lehrpläne und Aufsatzkorrekturen und das Wohlbefinden seiner Schüler – mit seinem draufgängerischen Jugend-Ich – wild, arrogant und schwer verliebt – in Einklang zu bringen.

Aus diesem Grund gab es ganze Flügel des Schlosses, die er aktiv mied. Er ging kaum aus seinem Klassenzimmer und Gemächern, außer zum Essen in der großen Halle und er ging nie nach Hogsmeade, außer auf seinem Weg zur alten Telefonzelle in der Nähe des Dorfes. Gott sei Dank gab es diese noch.

„Wie ist es?", fragte Grant, als Remus zum ersten Mal anrief.

„Furchtbar. Erträglich. Ich schätze, das Unterrichten macht mir Spaß, die Kinder sind in Ordnung. Eigentlich sind sie ganz toll."

„Nun. Dann konzentriere dich darauf. Als ich zum ersten Mal nach St. Edmund's in eine Jugendstrafanstalt gegangen bin, habe ich beinahe aufgegeben. Ich schwöre, diese Orte riechen alle gleich. Egal, du kannst da drüberstehen, wenn du dir in Erinnerung rufst, dass du es wegen der Kinder machst, nicht wegen dir. Sei der Lehrer, den du gerne gehabt hättest."

Das war ein guter Rat und Remus gab sein Bestes. Mit jungen Menschen hatte er nicht viel Erfahrung, doch er erinnerte sich selbst noch genau wie es war, jung zu sein. Er versuchte Stunden zu planen, die er selbst spannend gefunden hätte, brachte magische Kreaturen mit wann immer er konnte, wie Ferox damals, und gab extra Tipps und Hinweise, wenn Schüler nicht hinterher kamen. Eigentlich unterschied es sich gar nicht sehr von den Lerngruppenstunden, die er damals gegeben hatte.

Wie früher versuchte Remus auf all seine Schüler zu achten, ihre Charaktere kennenzulernen und ihre individuellen Stärken und Schwächen. Dies war anfangs unglaublich seltsam – er bemerkte, dass er nicht weniger als fünf Weasleys unterrichtete, einer in beinahe jedem Jahrgang. Dann gab es den armen, kleinen Neville Longbottom, verlegen und nervös und ungeschickt. Narcissas Sohn war in einer anderen Unterrichtsstunde, das Ebenbild von Lucius, und dann gab es natürlich noch...

Egal. Abgesehen von Flitwick und McGonagall, waren der Rest der Lehrer praktisch Fremde für Remus – außer natürlich der Meister der Zaubertränke.

Remus hatte Snape wirklich gerne aus dem Weg gehen wollen, jedoch war vom allerersten Tag an klar, dass sich dies schwierig gestalten würde. Der Vollmond kam und natürlich war Snape der Einzige der wusste, wie man Wolfsbanntränke braute, der Arsch. Wahrscheinlich hatte er es nur gelernt, um Remus zu quälen. Es war schon schlimm genug, dass sie sich wieder ein Schloss teilen mussten, aber Snape war erpicht darauf, Remus seinen Unmut deswegen spüren zu lassen.

"Lupin", sagte er hochmütig, bei ihrem ersten Treffen vor dem Willkommensmahl. „Ich war überrascht zu hören, dass du den Krieg überlebt hast," seine Lippen kräuselten sich, „wo doch scheinbar viele deiner Freunde nicht so viel Glück hatten."

So abscheulich Snape auch war, brachte er in Remus etwas zum Vorschein, was er seit Jahren nicht gespürt hatte. Den Sinn für Unfug.

"Severus," er lächelte herzlich, "und ich war überrascht, zu hören, dass du die Prozesse überlebt hast. Wo doch so viele deiner Freunde nicht so viel Glück hatten."

Snape grummelte und so war ihr Umgangston für das kommende Jahr gesetzt.

Severus hatte offensichtlich die Geschehnisse ihres fünften Schuljahres nicht vergessen. Er war so grässlich wie in Remus' Erinnerungen und war nicht gut gealtert. Sein Haar war immer noch lang und fettig, seine Stirn vielleicht ein wenig höher als vorher, seine schwarzen Augen lagen tief und seine Nase schien noch schnabelhafter. Er ließ Remus schaudern, aber er konnte nichts ändern; sie mussten sich jeden Monat privat wegen des Trankes treffen.

Der Trank selbst war einfach nur scheußlich und Remus' Abneigung wurde noch tiefer. Er schmeckte nicht nur schrecklich, noch furchtbarer war seine Wirkung.

Er verwandelte sich trotzdem, litt bitterlich, während sich sein Schädel verlängerte und sein Rücken aufriss und seine Sehnen sich weiteten – doch er behielt seinen menschlichen Verstand, als dieser Teil vorbei war. Das war eine absolute Katastrophe. Remus sah die monatliche Zuflucht in seinen tierischen Verstand als eine Art Kur an. Aber einen Tierkörper mit Menschenverstand zu haben war wirklich sehr unangenehm; er fühlte sich seltsam unzugehörig, in der falschen Form gefangen, ohne fliehen zu können. Er rollte sich dann jeden Monat voller Selbstmitleid einfach in seinem Büro zum Schlafen zusammen.

An den Morgenden danach hinkte er in Madam Pomfreys Büro, um nach Murtlap-Essenz zu fragen. Von allen Menschen aus Remus' Kindheit schien Madam Pomfrey sich am meisten zu freuen, ihn wiederzusehen. Sie war gealtert, wie alle anderen auch, hatte sich jedoch ihre sanfte Hand, liebes Gesicht und resolute Art beibehalten.

„Remus!" Sie lehnte sich hoch, um ihn zu umarmen, sobald sie ihn zum ersten Mal sah. "Sie dich nur an, du Riese!"

„Hallo, Madam – ehm...Poppy."

„So höflich wie immer," lächelte sie, „Komm mit und erzähl mir was du so gemacht hast."

Sie führten einige sehr angenehme Gespräche in ihrem Büro beim Kamin. Sie wollte alles über seine Verwandlungen wissen, seit er aus Hogwarts weg gegangen war und er erzählte ihr so viel wie möglich. Sie war sehr am Werwolfsrudel interessiert und wie sie ihre Magie benutzten, um sich in der Gruppe zu heilen.

„Ich habe versucht, dich zu kontaktieren, nachdem die Potters gestorben sind", sagte sie traurig. „Aber niemand konnte mir Auskunft darüber geben, wo du wohntest, und ich habe mich nicht getraut, weiter nachzuhaken, falls..."

Remus sah beschämt zur Seite. „Tut mir leid", sagte er. „Ich wollte allein sein."

„Ja, nun so warst du schon als Junge, so stur!" Sie lächelte zärtlich. Er lächelte zurück und merkte, wie sehr er sie vermisst hatte.

Im ersten Monat waren Remus' Nerven zum Bersten gespannt, er zögerte vor jeder Ecke, in der Angst, er könne eine schmerzhafte Entdeckung machen. Doch wie es der Schmerz so an sich hat, wurde es mit der Zeit besser. Er nahm sich eines neuen Charakters an – nicht der jugendliche Remus, der, ohne zu zögern Risiken einging, dem es so sehr danach verlangte, sich zu beweisen und nicht der halbe Muggel und gebrochene Mann, der er in London gewesen war. Irgendwo zwischen diesen verlorenen Scherben, wurde er zu Professor Lupin; diszipliniert und ernst, jedoch auch bestärkend, wo er nur konnte.

Und das war alles in Ordnung, denn genau dieser Mensch musste er sein, für Harry.

Gott, Harry.

Harry Potter war die perfekte Verschmelzung von James und Lily Potter; charmant und frech und stark und gütig. Remus war besorgt gewesen – im Wissen, dass die Kindheit des Jungen alles andere als ideal gewesen war – dass Harry schwierig sein würde. Remus erinnerte sich noch sehr gut an sein eigenes aufmüpfiges Temperament mit dreizehn; grausame Erwachsene erschufen bittere Kinder. Aber nein. Harry war so gutmütig und offenherzig, wie seine Eltern es waren – voller Liebe und alles andere als geizig damit. Ihn kennenzulernen war Freude und Schmerz gleichermaßen gewesen.

Als sie sich zum ersten Mal begegneten, hatte Remus geglaubt er würde immer noch träumen. Er erwachte im Zug, von den Dementoren aus dem Schlaf gerissen – diese verdammten Missgeburten. Er beseitigte die Gefahr und starrte umher, in die Gesichter der verängstigten Kinder und fand Harry, ohnmächtig auf dem Boden liegend. Bis er die Augen aufschlug war er James; nichts konnte Remus vom Gegenteil überzeugen. Etwas dünner, vielleicht kleiner, als Prongs mit dreizehn gewesen war, aber ihm abgesehen davon wie aus dem Gesicht geschnitten.

Natürlich hatte Harry keine Ahnung, wer Remus war und so lange wie möglich beließ er es dabei. Wie sollte er es auch erklären? Selbst nach einigen Gesprächen mit dem Jungen war Remus komplett verloren. Also ließ er Harry vorangehen und beantwortete die Fragen, auf die er Antworten hatte. Als Harry ihn besuchte, um nach Patronusstunden zu fragen, damit er weiter Quidditch spielen konnte, war Remus außerstande nein zu sagen. James hätte genau dasselbe getan.

Und als Sirius ins Gespräch kam, umging er die Frage. Harry wusste bereits, dass Black und James befreundet gewesen waren und Remus wusste nicht, wie viel mehr er sagen konnte, ohne das Vertrauen des Jungen zu verlieren. "Ja, Harry, dein Dad war mein bester Freund aber Sirius Black war alles für mich..."

Nein, es war einfach nicht möglich. Außerdem war sich Remus nicht sicher, ob die Zaubererwelt vielleicht ihre eigene Version von 'Section 28' hatte – wenn er anfing, solche Dinge offen zu sagen, konnte man ihn dann belangen, weil er junge Menschen indoktrinierte? Es war schon schlimm genug, dass er ein Werwolf war.

Zu dieser Zeit war bereits klar, dass Sirius in der Nähe war. Als der Sträfling an Halloween ins Schloss einbrach, war Remus drauf und dran die Ländereien zu verlassen und zurück nach London zu apparieren. Vielleicht hätte er das auch getan, wenn nicht überall Dementoren umherschwärmen würden – und natürlich, weil Black definitiv hinter Harry her war.

Das machte Remus rasend vor Zorn; hatte Sirius denn nicht genug Unheil angerichtet? Er musste tatsächlich den Verstand verloren haben, musste so weit von dem jungen Mann entfernt sein, der den kleinen Harry voller Zärtlichkeit und Staunen in seinen Armen gewiegt hatte. Remus benutzte dies als Denkzettel, um sich zu stählern: es hatte keinen Sinn, Sirius hinterher zu trauern. Sein Sirius war schon seit Jahren tot.

Und dann kam diese eine Nacht. Und binnen weniger Stunden war alles anders...

Fuck.

Vielleicht hatte Grant Recht gehabt, vielleicht war es der Schock. Nachdem er erfahren hatte, dass er Hogwarts verlassen musste (Gott sei Dank; noch ein Jahr hätte ihn wahrscheinlich umgebracht), nahm Remus den Fahrenden Ritter zurück nach London, sein Verstand in Flammen, nach allem was er erfahren hatte.

Die Ereignisse verschwammen immer wieder und ordneten sich neu. Einiges wurde ihm klarer, andere Dinge noch undurchsichtiger, durch mehrere Versionen einer Wahrheit. Die Dinge, die Sirius gesagt hatte, die Entschuldigungen, die Wormtail geschluchzt hatte und alles, was Remus zu wissen geglaubt hatte – nichts davon ergab wirklich Sinn.

Das Einzige, womit Remus sich sicher war, war das er zwölf Jahre lang die falsche Person gehasst hatte.

„Bitte komm heim," heulte er in den Hörer zu Grant, sobald er zuhause angekommen war. „Bitte, bitte..."

„Auf dem Weg", sagte Grant und legte sofort auf.

Trotzdem dauerte es Stunden. Remus zog seine Muggelklamotten an und warf Professor Lupins abgenutzte Roben in eine Ecke des Badezimmers und tigerte durch die Wohnung, während er wartete und die Langsamkeit des Muggelnahverkehrs verfluchte. Er trank nicht. Er brauchte einen klaren Kopf; er wollte verstehen.

„Remus?!" Grant stürmte ins Wohnzimmer, müde und zerzaust. Er hatte sich im letzten Jahr die Haare schneiden lassen; es war jetzt so kurz, dass er kaum noch Locken hatte. Remus hasste es, sagte aber nichts, rannte einfach zu ihm, um ihn zu umarmen. „Was ist denn passiert?", keuchte Grant, als Remus ihm die Luft abdrückte.

Er sah anders aus, aber sein Geruch war noch derselbe und das half; es war sehr beruhigend. „Er war unschuldig!," plapperte Remus, der ihn immer noch festhielt, „Die ganze Zeit war es Peter! Es war nie er! Ich war so ein Idiot!"

„Remus, ich habe keine Ahnung, wovon du da redest, bitte... setzen wir uns doch, ja? Gott, bist du dünn, geben die euch nichts zu essen in dieser Schule?!"

Remus ließ Grant die Führung übernehmen. Er setzte sich unterwürfig auf die Couch und nahm ein Glas Wasser und eine Zigarette entgegen, weil Grant anscheinend wieder rauchte und die Versuchung im Moment zu groß war. Die Wohnung wirkte kahl und stickig, weil sie im letzten Jahr meistens leer gestanden hatte und Grant öffnete das Wohnzimmerfenster, sodass die Geräusche des Alltags von Fußgängern und Stadttauben hereindrangen.

„Ok", sagte Grant und setzte sich Remus gegenüber, die Hände wie ein Lehrer im Schoß verschränkt, „Lass uns ganz von vorne anfangen."

Remus nickte. Er war entschlossen zu sprechen. Wenn irgendjemand dieses Chaos entwirren könnte, war es Grant. Da war er sich sicher. „Sirius", sagte er. „Ich habe Sirius gesehen. Und Peter."

„Warte", Grant runzelte die Stirn, „Peter? Ich dachte er..."

„Nein", sagte Remus düster, seine Eingeweide brannten vor Wut, „er lebt. Er hat sich versteckt, all die Jahre."

„Vor Sirius?"

„Vor allen. Er war es. Er hat James und Lily verraten; Sirius ist es nie gewesen."

„Wie..." Grant schüttelte den Kopf, offenbar verwirrt, „Also war er die ganze Zeit im Gefängnis, für etwas, das Peter getan hat? Gott. Ok. Bist du sicher? Hat er dir das gesagt?"

„Ja, aber ich...ich weiß es. Ich habe Peter gesehen und ich..." Remus stockte. „Ich glaube Sirius einfach, ok?"

Eigentlich hatte er Sirius' Gedanken gelesen und versuchte immer noch damit klarzukommen. Er versuchte, die Ereignisse dieses Abends zusammenzusetzen, für Grant und für sich selbst. „Es war alles wegen Harry – James' Sohn. Er ist eines nachts aus der Schule geschlichen und ich wusste warum, also bin ich ihm gefolgt – ich hatte Angst Sirius würde versuchen...aber dann war Peter da, ich sah Peter und ich wusste nicht, was ich denken sollte."

Etwas tief in ihm hatte es sofort gewusst; in der Sekunde, als Wormtails Name auf der Karte erschien. Aber er musste es herausfinden, musste sicher gehen. Und dann war er in der Heulenden Hütte und da war Sirius, Haut und Knochen und Fetzen und Wahnsinn, heiser kichernd auf dem Fußboden liegend. Harry über ihm, mit dem Zauberstab bewaffnet.

Der Wolf in Remus übernahm die Führung, erkannte das Padfoot in Gefahr war und er entwaffnete alle auf einmal. „Wo ist er, Sirius?"

Dann sah er die Ratte und alles ergab plötzlich Sinn. Seine Gedanken fluteten zurück in das Jahr 1981; all die Geheimniskrämerei, das Misstrauen, die Lügen. Er sah Sirius zum ersten Mal richtig an, riss die Augen auf und – beinahe ohne Anstrengung – drang er in Sirius' Erinnerungen ein. Zeig es mir, befahl er und benutzte dieselbe Magie, welche die Werwölfe nutzten – Sirius' Verstand war an diesem Punkt halb hündisch und vielleicht funktionierte es nur deswegen. Black wehrte sich eine Sekunde lang, während er sich wahrscheinlich an Walburgas Strafen erinnerte, doch er nickte und ließ Remus eindringen.

„Aber Padfoot," James' Stimme, die aus einer entfernten Vergangenheit zu ihm heranhallte, „Ich dachte, wir wären uns einig?"

„Ich weiß, aber so ist es besser, siehst du das nicht?! Niemand wird jemals Wormy verdächtigen!"

„Wie ein doppelter Bluff!" Lily's Echo kam dazu. „Das ist brilliant!"

Remus musste nicht mehr hören. Er senkte seinen Zauberstab, half Sirius auf umarmte ihn fest. Es tut mir leid, sagte er ihm ohne Worte, es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid...

Zurück in der Wohnung stachen Remus Tränen in den Augen und Grant zog ein Taschentuch hervor und reichte es ihm. „Also ist er jetzt frei? Sirius?"

„Nein," Remus schüttelte den Kopf und sammelte sich, „Es war alles so kompliziert und ich...es war Vollmond. Ich habe ihn nur für ungefähr zwanzig Minuten gesehen und dann habe ich mich verwandelt und...so viel ist ohne mich passiert. Peter ist entkommen, man hat ihn nicht fangen können. Ich hätte ihn umbringen sollen, als ich die Chance dazu hatte! Ich wollte es, ich war drauf und dran, aber Harry hat mich aufgehalten."

Grant wurde bleich, sein Mund eine feste Linie. Aber er sagte nichts dazu.

„Als es Morgen wurde, war Sirius auch wieder entkommen", fuhr Remus fort. „Er ist untergetaucht und ich weiß nicht..." Ich weiß nicht, ob ich ihn jemals wieder sehe.

Er wischte sich die Augen und fuhr sich durch die Haare. „Fuck! Die ganze Zeit! All die Zeit habe ich es geglaubt! Wie konnte ich nur so dämlich sein?!"

„Hey, hör auf." Sagte Grant und streckte die Hand aus. Remus stand abrupt auf, ignorierte Grant und ging erneut in der Wohnung auf und ab, murmelnd,

„Ich hätte wissen müssen, dass er James nie etwas antun würde! Ich hätte nie so verdammt naiv sein dürfen! So schwach! Ich hätte versuchen sollen, zu ihm zu gehen, ich hätte ihn dort rausholen können, ich hätte Peter verfolgen können, ich hätte..."

„Remus!" Grant wurde lauter, „Hör auf."

Remus sah ihn an. „Ich weiß nicht, was ich tun soll", sagte er.

Grant seufzte. „Ich auch nicht." Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht und Remus sah die tiefen Augenringe. Grant stand auf. „Aber im Moment kannst du leider nichts weiter tun. Ich werde kurz duschen, ja? Dann gehen wir Abendessen. Und dann reden wir weiter."

Remus nickte eifrig. Ja, genau das brauchte er jetzt; einen Plan. Klare, definierte Schritte. Grant verließ erschöpft den Raum. Remus wartete, lauschte auf das fließende Wasser und versuchte ein weiteres Mal, seine Gedanken zu ordnen. Er tat etwas, das er nicht mehr getan hatte, seit er ein Teenager gewesen war. Er machte eine Liste.

Also, Moony, sagte er sich, wie lauten die Fakten?

1. Sirius Black hatte James und Lily Potter nicht umgebracht.

2. Peter Pettigrew war am Leben.

3. Peter Pettigrew war der Spion gewesen.

4. Peter Pettigrew hatte James und Lily Potter ermordet.

5. Sirius Black war zwölf Jahre lang im Gefängnis gewesen, für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte.

Wieder überkam ihn ein Schwall von Zorn. Er hatte es geglaubt! Er war ebenso schuldig wie Dumbledore und alle die einfach angenommen hatten, dass Sirius ein Spion war, wegen seiner Familie. Eigentlich trug Remus wesentlich mehr Verantwortung, weil er es hätte wissen müssen! Niemand war Sirius näher gewesen als er.

Diese letzten paar Monate des Krieges waren ein solches Chaos gewesen. War nicht etwas anders gewesen? War Sirius nicht damals kalt und abweisend zu ihm? In den folgenden Jahren hatte Remus dies als Beweis für seinen Verrat angesehen, aber jetzt...Jetzt sah er mit einem üblen Stich, was es wirklich gewesen war.

„Er dachte, ich bin der Spion!", sagte er zu Grant, im Moment, in dem er aus dem Badezimmer kam.

„Hä?" fragte Grant, während er versuchte, an Remus vorbeizukommen und sich in ein Handtuch zu wickeln. „Spion? Was? Ey, darf ich mich erstmal anziehen?"

Remus folgte ihm ins Schlafzimmer und setzte sich aufs Bett. Er plapperte schnell, während Grant sich abtrocknete und frische Sachen anzog.

„Während des Krieges wussten wir, dass es einen Spion gab; wir wussten, dass jemand Informationen auf die andere Seite weitergab, aber niemand wusste wer es war. Danach dachten wir es war Sirius – es ergab alles Sinn, er wurde geschnappt, während er eine Straße voller Muggel in die Luft jagte und—"

„Musst du normale Leute so nennen?"

„Sorry. Wie auch immer – Sirius war der Geheimniswahrer für James und Lily – eh...das bedeutet, es lag ein Zauber auf ihm, sodass nur er wusste, wo sich die beiden verstecken. Um sie zu schützen. Aber in letzter Minute hat er mit Peter getauscht und jetzt wissen wir, dass Peter der Spion war. Und sie haben mir nichts von dem Wechsel erzählt, Sirius hat es mir nicht erzählt, weil er geglaubt haben muss..."

„Er hat dir nicht vertraut", sagte Grant geradeheraus. Vollständig angezogen, setzte er sich auch mit aufs Bett, etwas entfernt von Remus.

„Ich schätze, ich kann es ihm nicht verübeln..."

„Hattest du sein Vertrauen vorher schonmal verletzt?" Grant hob eine Braue.

„...Nein."

„Hast du gedacht, er wäre der Spion? Bevor James und Lily gestorben sind?"

„Nein, nie!"

„Na dann." Grant stand auf. „Ich gehe kurz in den Laden – wir brauchen Milch und Brot...Zahnpasta..."

„Warte, nein, was soll das heißen ‚na dann'?!"

„Nichts. Hör mal, komm doch mit in den Laden. Dann verspreche ich dir, dass wir drüber reden können. Ich höre dir die ganze Nacht zu, wenn du willst, das schwöre ich. Ich möchte nur, dass du erstmal was isst."

Remus gab dem nach. Er sah Grant beim Kochen zu und schluckte brav jeden Bissen hinunter und dann redete er und redete und redete. Aber es half nichts. Nichts kam am Ende dabei heraus.

„Wenn Sirius untergetaucht ist und Peter auf der Flucht ist..." gähnte Grant.

„Geht er geradewegs zu Voldemort, die kleine Ratte", knurrte Remus.

„Richtig, ok," Grant winkte ab, „Wenn Sirius untergetaucht ist, kannst du gar nichts machen. Es klingt, als läge die Sache gerade nicht in deiner Hand."

„Vielleicht könnte ich eine Eule senden, wobei das seinen Standort preisgeben würde..."

„Und dann wirst du verhaftet und nach Alcatraz geschickt, oder wie es auch heißt, weil du dich mit einem Kriminellen verständigst", sagte Grant mit einem abschließenden Unterton.

„Ich will ihm einfach helfen", sagte Remus.

„Natürlich willst du das. Aber ich weiß wirklich nicht wie."

Für eine Weile waren sie still und dachten nach. Draußen war es dunkel, Remus wusste nicht, wie spät es war, doch es musste ziemlich spät sein. Grant sah erledigt aus und Remus spürte neben allem anderen einen Anflug von schlechtem Gewissen.

„Tut mir leid, dass ich dich damit belaste", sagte er zaghaft und nahm Grant's Hand. „Das ist nicht wirklich fair von mir."

„Schon gut", Grant schenkte ihm ein sanftes Lächeln und strich mit seinem Daumen über Remus' Fingerknöchel, „Ich verstehe das. Es ist nur...viel."

„Ich weiß."

„Wie...wie war es, ihn zu sehen? Ich meine, wie hat es sich angefühlt?"

Remus bewegte sich unbehaglich. Da war er. Der Gedanke, den er vermieden hatte. Denn wenn Sirius unschuldig war, wenn er James nie verraten hatte, dann hatte er auch Remus nie verraten. Und Remus hatte keine Ahnung, was ihm das bedeutete, jetzt, nach all der Zeit.

„Wir haben uns beide so verändert", sagte er und wusste, dass Grant den Atem anhielt, während er auf seine Antwort wartete. „Ich habe ihn kaum wiedererkannt, eigentlich hat er mir nur leid getan." Das Ziehen in seiner Magengegend sagte ihm, dass er log.

Grant lehnte sich herüber und küsste ihn. „Am Ende wird alles gut", sagte er.

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Der Song am Anfang ist ‚Linger' von The Cranberries

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