Chapter 32: 1991

I'm sure that everybody knows

How much my body hates me.

It lets me down most every time

And makes me rash and hasty.

I feel a total jerk before your naked body of work...

Sexuality!

Young and warm and wild and free!

Sexuality

Your laws do not apply to me!

Sexuality

Don't threaten me with misery!

Sexuality

I demand equality!

Samstag, 9. März 1991

"Hast du meinen Zauberstab gesehen?"

„Nein."

„Scheiße!"

„Wo hast du ihn als Letztes gehabt?"

„Wenn ich das wüsste, würde ich ihn nicht suchen, oder?!"

„Okay, okay, reg dich nicht auf." Grant tauchte aus dem Badezimmer auf, mit einem Geruch nach Zahnpasta und Shampoo. Remus hatte das Wohnzimmer bei seiner Suche fast auf den Kopf gestellt. Er stand mitten im Chaos und fuhr sich mit den Fingern nervös durch die Haare.

„Ich muss heute eine Million Prüfungsbögen korrigieren, ich brauche ihn unbedingt..."

„Mach es einfach ohne Magie, wie der Rest von uns Sterblichen." Grant zuckte mit den Schultern und hob die Couchpolster auf, um ihm beim Suchen zu helfen.

„Ich kann nicht, ich brauche meinen Zauberstab wirklich...", schnaubte Remus und sah unter dem Fernsehtisch nach.

„Schade, dass es keinen Spruch gibt, um ihn zu finden, hm?" Grant schmunzelte. Dann sah er Remus' Gesichtsausdruck und wurde ernst. Er hob seine Hand. „Okay, mach dir keine Sorgen, wir werden ihn finden... also, letztes Mal hast du ihn benutzt... äh... als die Lichter ausgegangen sind letzte Nacht, weißt du noch?"

„Oh ja!" Remus stürzte ins Schlafzimmer. Sie hatten im letzten Monat mindestens zweimal pro Woche einen Stromausfall gehabt – Remus hatte gedacht, das wäre alles vorbei, jetzt wo die Bergarbeiter wieder arbeiteten und nicht mehr streikten, aber anscheinend nicht.

Sein Zauberstab war unters Bett gerollt. Er schnappte ihn erleichtert und hielt ihn fest in seiner Faust. „Merlin sei Dank", flüsterte zu sich selbst.

„Hast du ihn?", fragte Grant, als Remus zurück ins Wohnzimmer kam. Er richtete die Unordnung, die Remus hinterlassen hatte. Remus schwenkte seinen Zauberstab triumphierend und das Zimmer räumte sich von selbst auf. Grant machte ein überraschtes und erfreutes Geräusch. „Klugscheißer", grinste er.

Remus streckte ihm die Zunge heraus und fing an, seine Papierstapel zu organisieren.

„Ich verstehe noch immer nicht, wozu du deinen Zauberstab brauchst – beschleunigt es die Sache oder so?"

„Nein, ich brauche ihn zum Lesen", antwortete Remus und setzte sich an den kleinen Esstisch, um zu arbeiten.

„Hm?"

„Ich hab einen Spruch, der mir beim Lesen hilft", sagte Remus. „Ich hab es in St. Edmunds nie richtig gelernt."

„Du kannst nicht lesen?!" Grant stemmte seine Hände in die Hüfte und starrte Remus ungläubig an.

„Naja, ich kann es ein bisschen...", sagte Remus abwehrend. „Nur nicht sehr gut – die Wörter werden alle durcheinander geworfen, keine Ahnung warum."

„Oh!", rief Grant und setzte sich neben ihn. „Du bist legasthenisch."

„Ich bin was?" Remus sah ihn stirnrunzelnd an. Er hatte dieses Wort noch nie gehört; es klang wie ein Zauberspruch.

„Legasthenisch. Sie haben es früher wortblind genannt. Es ist nichts falsch mit deinem IQ, es liegt an der Verbindung zwischen deinen Augen und deinem Gehirn oder so... Ich habe ein bisschen was darüber gelesen, als ich Pädagogik gelernt habe. Ich versuche in der Arbeit, dass ich sie dazu bringe, es anzuerkennen. Ich glaube, ein paar der Jungs brauchen zusätzliche Hilfe, aber der Chef denkt, sie sind einfach dumm."

„Ja, das haben sie mir auch erzählt." Remus runzelte die Stirn. „...Warte, das gibt's also wirklich?!"

„Natürlich." Grant zuckte mit den Schultern. „Verdammt cool, dass du einen Spruch dafür hast, zeig ihn mir!"

Remus zeigte es ihm, aber natürlich gab es nicht sehr viel zu sehen und er konnte ihn nicht an Grant probieren. Er notierte sich mental, Legasthenie nachzulesen, wenn er ein wenig Freizeit hatte – wenn er rausfinden konnte, wie man dieses dumme Wort schrieb.

„Ich lass dich dann damit in Ruhe", sagte Grant. „Vergiss nicht unsere Pläne heute Abend!"

„Oh... ja..." Remus seufzte. „Gut, wenn ich rechtzeitig fertig werde, vielleicht..."

„Nein." Grant schüttelte seinen Kopf entschieden. „Wir gehen, Remus Lupin. Ich ziehe dich in die Neunziger, tretend und schreiend, wenn nötig."

Remus lachte halbherzig und versuchte, das nagende Grauen in seiner Magengrube zu ignorieren.

Morgen war sein einunddreißigster Geburtstag und Grant hatte entschieden, dass es das Jahr war, in dem Remus endlich in seine erste Schwulenbar gehen würde. Als der März näher kam, wollte Remus sich einfach nur verstecken, bis der Tag vorbei war, wie immer. Geburtstage erinnerten ihn immer an die Rumtreiber.

„Du musst ein wenig rausgehen", sagte Grant immer wieder. „Ein paar andere Menschen treffen."

„Ich hasse Menschen", würde Remus darauf säuerlich antworten. „Menschen haben für Thatcher gewählt und Morrisseys Platten gekauft. Menschen sind Idioten."

Grant lachte.

„Menschen sind toll. Kunst, Sex, Kaffee, Unterhaltungen – man kann nichts davon haben ohne andere Menschen. Menschen machen alles lohnenswert und das weißt du."

Er hatte Recht – Grant hatte grundsätzlich Recht über die Menschheit.

Und die Welt hatte sich auf jeden Fall geändert. Remus hatte viel verpasst, wie gewohnt, vertieft in den Krieg oder eingesperrt in seiner Trauer. Grant war zu ihm aus der Außenwelt zurückgekehrt wie ein Entdecker mit fantastischen Geschichten zu erzählen.

Die Dinge waren jetzt anders für Leute wie sie – Schwuchteln oder heutzutage angemessener: ‚schwule Männer'. Vor nur zwei Jahrzehnten war es ein Verbrechen gewesen, auf ihre Art zu leben – und es hatte seitdem eine Menge Schlaglöcher auf dem Weg gegeben, aber man konnte den Fortschritt nicht aufhalten.

Als die Achtziger sich dem Ende neigten, schien es so, als wären überall schwule Leute; bei Grant klang London wie eine riesige Coming-Out-Party. Er hatte Remus davon erzählt, dass er Freddie Mercury einmal im Heaven gesehen hatte, sie die Pet Shop Boys im Radio gespielt haben, Frankie Goes to Hollywood wieder Nummer Eins war, Boy George Make-Up trägt – sogar Elton John war jetzt schwul.

Also, dachte Remus, war es wahrscheinlich an der Zeit, dass er zumindest versuchte, sich darauf einzulassen.

Sie gingen in eine kleine Bar gleich um die Ecke. „Ich denke nicht, dass du schon bereit fürs Heaven bist", neckte ihn Grant.

Remus wünschte, er würde sich nicht lustig machen. Er war nervöser, als er erwartet hatte.

„Ich werde nicht reinpassen...", sagte er und betrachtete sein Gesicht in dem kleinen Spiegel bei ihrer Haustüre. Er sah alt aus. Einunddreißig. Jesus Christus, er war erst gestern siebzehn gewesen.

„Es ist eine Schwulenbar", schimpfte Grant, der mit einem belustigten Gesichtsausdruck hinter ihm stand. „Du bist schwul. Du wird reinpassen."

„Ich weiß aber nicht, ob ich die Art von schwul bin...", erwiderte Remus und zerzauste seine Haare, um zu sehen, ob das etwas verbesserte. Nicht wirklich, so sah er nur ein bisschen schlampiger aus. „Werden die nicht alle... keine Ahnung, jünger, lustiger sein?"

„Du bist sehr lustig", sagte Grant. Remus traf seinen Blick im Spiegel und hob eine Augenbraue. Grant kicherte. „Naja, ich finde zumindest, du bist lustig. Ich werde dich nicht zum Tanzen zwingen, keine Sorge."

„Wir könnten hierbleiben und chinesisch essen!", bettelte Remus ein letztes Mal.

„Nein." Grant schüttelte lächelnd seinen Kopf. „Du hast es mir versprochen. Ein Stunde mindestens, komm schon."

Also ging er. Vielleicht wurde er in seinen alten Tagen etwas nachgiebig.

Remus hatte Recht – die Menge in der kleinen Bar war jünger und lustiger. Es gab allerdings ein paar Leute, die älter waren als er, wodurch er sich etwas weniger fehl am Platz fühlte, und zumindest versteckten die bunten Lichter seine grauen Haare.

Als Remus ein kleiner Junge in St. Edmunds gewesen war, war die einzige TV-Sendung, bei der sich alle einig gewesen waren, sie zu schauen, Top of the Pops am Freitagabend gewesen. Sie hatten sich vor dem winzigen, unscharfen Schwarzweiß-Bildschirm versammelt und durch das Flimmern trendigen, jungen Leuten dabei zugesehen, wie sie zu ihren Lieblingspopsongs tanzten. Die St. Edmunds-Jungs waren besonders große Fans von Babs Lord gewesen, der lebhaften blonden Leadtänzerin der Pan's People, der eigenen Tanztruppe von Top of the Pops.

Das Studio hatte für den achtjährigen Remus nach dem coolsten Ort der Welt ausgesehen und er erinnerte sich unmittelbar daran, als er Grant in das ‚Boyz' folgte. Außer dass die Anhänger der vollbusigen Babs sehr enttäuscht gewesen wären, denn das Klientel hier war eindeutig männlich.

Oh mein Gott, dachte Remus, als er durch die volle Tanzfläche zur Bar ging, sind die alle schwul?! Wissen die alle, dass ich schwul bin?! Oh mein Gott...

„Willst du dich nicht beruhigen, Sonnenschein?" Grant warf ihm einen Blick zu, als sie sich auf zwei Barhocker in der Nähe der beleuchteten Tanzfläche setzten.

„Mir geht's gut!", sagte Remus, aber seine Stimme war vielleicht etwas zu hoch.

„Hör auf zu starren, du Weirdo! Ich hol dir einen Drink."

Aber Remus konnte sich nicht gegen das Starren wehren. Alle waren einfach so schamlos, enge Jeans, enge Shirts – oder überhaupt keine Shirts in manchen Fällen. Sie tanzten miteinander und lachten und küssten sich und es war alles komplett in Ordnung – niemand sagte etwas darüber. Remus' Kopf drehte sich.

Grant reichte Remus ein Getränk – eine Kirschcola, weil er immer noch nichts trinken sollte. Remus nippte daran und versuchte nicht so fehl am Platz auszusehen, wie er sich fühlte. Er kannte die Musik auch nicht, es war alles ein wenig zu modern für ihn. Gott, er war alt.

„Ich weiß nicht, warum du gesagt hast, ich müsste nicht tanzen", sagte er zu Grant. „Das scheint das Einzige zu sein, was man hier macht."

„Du musst überhaupt nichts tun, was du nicht willst", lächelte Grant. „Entspann dich! Das ist der ganze Sinn dahinter, hier zu sein!"

Remus versuchte es. Er war froh, dass heute Nacht nicht so viel los war, er dachte nicht, dass er eine Menschenmenge ausgehalten hätte. Er saß auf seinem Hocker, trank seine Cola und blickte sich um, ohne zu starren, und irgendwann fühlte es sich ein bisschen weniger angsteinflößend an. Er wurde ein wenig unruhig, als sich eine Drag Queen neben ihn setzte – zwei Meter groß in pinken PVC-Plattform-Stiefeln und einer Dolly Parton-Perücke, aber sie klimperte ihn mit ihren massiven Wimpern an und hielt ihm eine Zigarette entgegen.

„Hast du Feuer, Hübscher?"

Remus spürte, dass seine Wangen brannten, und er schüttelte seinen Kopf schüchtern. „Sorry", murmelte er. „Ich rauche nicht."

„Hey, mach doch deinen Trick." Grant stieß ihn mit dem Ellbogen an. Er sprach die Drag Queen an: „Remus hier kann das mit einem Zaubertrick."

„Ja, ich liebe ein bisschen Magie", schnurrte die glamouröse Fremde. Remus biss sich auf die Lippe, aber nickte.

„Okay, ähm..." Er nahm die Zigarette und steckte sie sich selbst an die Lippen, dann schnipste er mit den Fingern. Das Ende entzündete sich sofort und Remus nahm einen kurzen Zug für seine Bemühungen, bevor er sie zurückgab.

„Verdammt!" Die Drag Queen blinzelte und starrte die angezündete Zigarette an. „Beeindruckend! Wir sollten uns besser vor dir in Acht nehmen, hm, Zauberkünstler?"

Remus errötete wieder und sah seine Cola an. „Nur ein Taschenspielertrick."

„Kommst du oft hier her?" Sie lehnte sich rauchend an die Bar, ihr blutroter Lippenstift verfärbte das Filterende.

„Oh nein!", sagte Remus, wahrscheinlich ein wenig zu schnell.

Grant lachte und legte eine Hand auf seine Schulter. „Es ist sein erstes Mal. Hab ihn zu seinem Geburtstag hergebracht."

„Oh, alles Gute zum Geburtstag!" Sie lächelte breit. „Wir müssen später einen Song für dich spielen – sag es einfach dem DJ, okay Süßer?"

„Äh, okay." Remus nickte und hatte vor, das absolut nicht zu tun.

„Bis später, Jungs." Die Drag Queen zwinkerte und glitt über die Tanzfläche davon.

„War nicht so schlimm, oder?", sagte Grant. „Du bist bald bereit mit mir bei der Pride-Parade im Juli mitzumarschieren."

„Ich weiß nicht so recht..." Remus lachte.

Er schaute die Tanzfläche noch eine Weile an. Die Drag Queen hatte ihn behandelt, als würde er dazugehören. Anstatt sich unsicherer zu fühlen, war er sogar ein wenig glücklicher – alle waren nett genug, niemand war gemein oder unhöflich. Er sah einem Paar zu, das sich in der Mitte der Tanzfläche küsste – sie machten sich wirklich keine Scheu und begrapschten gegenseitig ihre Hintern – und andere Leute jubelten sogar.

Er erinnerte sich daran, dass alle seine Freunde gejubelt hatten, als Mary und Sirius sich vor all den Jahren im Gryffindor-Gemeinschaftsraum geküsst hatten – es war auch Remus' Geburtstag gewesen und der Tag von Remus und Sirius' erstem Kuss, der im Schatten passiert war. Fast alle ihre Küsse waren versteckt gewesen, weil beide tief im Inneren wussten, dass das niemand sehen wollte. Nicht in den Siebzigern, nicht in Hogwarts.

Remus verspürte den plötzlichen Drang etwas Ähnliches zu tun, hier vor allen Augen, wo es alle sehen konnten und niemand die Stirn runzeln oder spotten würde.

Nur war er noch nicht ganz mutig genug für öffentliches Knutschen, sogar im hohen Alter von (fast) einunddreißig. Also streckte er sich nur hinüber und hielt Grants Hand auf der Bar. Grant blinzelte überrascht, aber dann leuchtete sein Gesicht so wunderschön auf, dass jede letzte Spur von Nervosität Remus komplett verließ. Er vergaß manchmal, dass Grant auch Gefühle hatte, was herzlos klang, aber das war nur, weil Grant sich so selten beschwerte. Glücklichkeit stand ihm so gut, dass Remus sich den Vorsatz machte, härter daran zu arbeiten.

Sie hingen noch ein wenig länger ab, bis Remus ausgetrunken hatte. Er hatte kein Verlangen zu tanzen (obwohl mehr als eine Person hergekommen war, um ihn dazu einzuladen), aber die Erfahrung war nicht schrecklich gewesen. Er erzählte das Grant, der lachte.

„Hab ich dir doch gesagt! Danke fürs Kommen, Liebling, ich weiß, es ist nicht leicht."

„Du machst es leichter", sagte Remus sanft – und überraschte sich damit selbst. Grant sah erstaunt aus und drückte Remus' Hand noch einmal.

„Verdammter Charmeur", sagte er schüchtern. „Komm, Schokokuchen wartet daheim im Kühlschrank, du kannst die Kerzen ausblasen und wir können uns im Dunkeln küssen."

Remus grinste zurück. „Klingt perfekt."

Er ging noch aufs Klo, bevor sie gingen. Er hätte warten können, bis er daheim war, sie wohnten nur um die Ecke, aber er dachte, das war die letzte Tapferkeitsprüfung.

Die Toiletten waren unisex, was Remus verständlich fand, wenn auch ein wenig peinlich – es waren wenigstens keine Mädchen in der Nähe. Er benutzte das Urinal so schnell wie möglich und versuchte die Geräusche und Gerüche von Sex zu ignorieren, die aus den Kabinen kamen. Er wusch gerade seine Hände, als die Tür aufschwang und jemand sich ihm von hinten näherte. Er wirbelte überrascht herum und sah dem Fremden entgegen.

„Was–"

Der Mann grinste breit und zeigte seine Zähne. Er leckte seine Lippen und schnüffelte in der Luft, und dann wurde es ihm klar – der bekannte Geruch, die unmittelbare Verbindung – die fehlende Einhaltung der persönlichen Distanz. Ein Werwolf.

„Ich habe deine Magie gerochen", sagte der Mann mit gesenkter Stimme. „Köstlich. Hab dich noch nie gesehen..."

Er war nicht so groß wie Remus und ziemlich dünn in einem hautengen weißen Shirt. Er hatte langes, glattes, flammenrotes Haar und gletscherblaue Augen. Der Geruch nach erdiger, natürlicher Magie strömte von ihm in Wellen aus, der Remus schwindelig machte und Blut durch seinen Venen und Arterien pumpen ließ wie ein Elixier.

„Hi..."

Der Fremde schnüffelte noch einmal. „Zu welchem Rudel gehörst du? Du riechst nach Greyback..."

Remus stockte ein wenig bei der Idee, dass er irgendetwas von Greyback an sich hatte, aber er schüttelte seinen Kopf. „Kein Rudel."

„Mutig von dir... Keine Angst, dass du vom Ministerium aufgespürt wirst?"

„Was ist mit dir? Bei wem bist du?" Einen Moment lang hoffte Remus, dass er einer von Castors war – er wollte verzweifelt wissen, wie es ihnen ging, aber der Fremde zuckte nur mit den Schultern.

„Oh, wir ziehen hin und her. Du wirst nicht von uns gehört haben."

„Aber du kennst Greyback."

„Oh ja." Er zog sein Shirt am Kragen hinunter und entblößte riesige Bissspuren, die Remus nur allzu bekannt waren. „Unsere Gesichte geht weit zurück, von ihm und mir..."

„Der Krieg, warst du–"

„Ha, ich war kaum ein Welpe damals." Der Werwolf hob eine Augenbraue. Sein Haut war so hell, dass seine Narben wie Silberspuren aussahen, perlmuttschimmernd wie Mondschein. „Aber der nächste Krieg... beim nächsten Krieg werden wir bereit sein."

„Es wird keinen weiteren Krieg geben", sagte Remus. Er war gegen das Porzellanbecken gedrängt und der Werwolf hatte jeweils eine Hand auf beide seiner Seiten platziert. Er war gefangen, aber machte keine Anstände, sich zu befreien, noch nicht. „Voldemort ist tot."

„Mmm, einige sagen das..." Der Werwolf grinste. Er lehnte sich vor und leckte einen Streifen hinter Remus' Ohrläppchen. Es ließ ihn am ganzen Körper erschaudern und er musste ein Wimmern unterdrücken. Der andere Mann presste sich an ihn und flüsterte: „Aber ich habe gehört, dass ein Teil von ihm noch lebt. Der Wald spricht von uralter Magie, von verfluchtem Blut... der dunkle Lord sammelt seine Kräfte..."

„Nein..." Remus schüttelte seinen Kopf. Er versuchte dagegen zu drücken, aber ihm gelang es nur, ihre Körper aneinander zu reiben. Er wusste, dass das alles Lügen waren, und er wusste, dass dieser Mann Ärger bedeutete, aber oh Gott, der Geruch war so berauschend, sein Körper gehorchte ihm nicht; er wollte nur eines.

„Komm", flüsterte der Werwolf, sein Atem heiß auf Remus' Hals. „Kein Gerede mehr über den Krieg, es ist noch nicht unsere Sorge... ich will dich genießen. Wohnst du in der Nähe? Wir können überall hingehen, wo du willst – das wird so gut sein, der zunehmende Mond..."

Remus schüttelte seinen Kopf noch einmal, als könnte er sich von dem Nebel aus Pheromonen befreien, der seinen Körper durchflutete. „Ich bin mit jemandem hier", krächzte er.

„Bring ihn mit, wenn du willst..." Der Wolf lachte leise. „Ich teile gerne."

„N-nein, ich muss gehen..." Remus nahm seinen letzten Funken Willenskraft zusammen, um sich von dem Fremden zu lösen und zurück zur Bar zu eilen, während er den Blick des Wolfes im Nacken brennen spürte.

Er fand Grant, nahm ihn am Ärmel und zischte: „Wir müssen heimgehen."

„Hm? Alles klar, ist was passiert?"

„Nein... äh... ich will einfach heimgehen. Ich will dich mit heim nehmen." Er traf Grants Blick, während er noch immer seinen Arm festhielt, und fragte sich, ob Grant es auch fühlen konnte, das Brennen, das Verlangen. Sirius konnte das immer, aber vielleicht musste man eine Sensibilität für Magie haben? Remus fokussierte die Intensität und projektierte sie nach außen. Grants Augen flackerten, seine Pupillen weiteten sich und eine warme Röte kroch seinen Hals hinauf.

„Dann alles klar." Er schüttete den Rest seines Getränks hinunter und sie gingen, rannten Hand in Hand gemeinsam auf die belebte Straße.

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Der Song am Anfang ist ‚Sexuality' von Billy Bragg.
Legasthenie wurde 1987 das erste Mal von der britischen Regierung anerkannt, aber es brauchte eine sehr lange Zeit, bis diese Anerkennung ins Schulsystem durchgesickert ist.
Heaven ist ein großer, bekannter Nachtclub für queere Menschen in London, der 1979 eröffnet wurde.

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