Chapter 31: 1990

And then she turns to me with her hand extended

Her palm is split with a flower with a flame

And she says "I've come to set a twisted thing straight."

And she says "l've come to lighten this dark heart."

And she takes my wrist, I feel her imprint of fear

And I say "I've never thought of finding you here."

Mary bekam in diesem Jahr ihr erstes Kind – ein kleines Mädchen, das sie nach ihrer Mutter Rachel nannte. Rachel Marlene.

„Ich will nicht lügen", sagte sie Remus am Telefon, „ich bete, dass sie eine Squib ist. Ich steh diesen ganzen Unsinn nicht nochmal durch."

Sie lud ihn zur Taufe ein und er ging hin, aus Pflichtgefühl heraus. Es war Jahrzehnte her, dass er eine Kirche betreten hatte, und dies war eine riesige katholische Kirche in Croydon. Grant kam nicht, sagte, er habe zu viel Angst, dass er beim Überschreiten der Schwelle in Flammen aufgehen würde.

„Das ist lächerlich", seufzte Remus müde und humorlos, „Mary ist buchstäblich eine Hexe. Wenn sie in einer Kirche sicher ist ..."

„Mein Opa war 'ne totale Bibelfritze", Grant schauderte, „was mich betrifft, können die mir alle gestohlen bleiben."

Grant war selten so stur, also ging Remus alleine und versuchte, nicht an Beerdigungen zu denken.

Nach der Zeremonie gab es eine kleine Party in der Halle nebenan und Mary zeigte allen das Baby. Sie war wunderschön; mollig mit riesigen braunen Augen und riesigen braunen Locken und einem gummiartigen Lächeln, das eines Tages sicher so umwerfend sein würde wie das ihrer Mutter. Remus winkte dem kichernden Cherub nervös zu und tätschelte ihre weiche Babyhand.

„Ich bin total besessen von ihr", schwärmte Mary und hielt sie hoch: „Willst du sie halten?" Mary grinste, dann lachte sie dieses mädchenhafte Gackern, das ihn um Jahre zurückversetzte, „Ich mach nur Spaß, Remus, Liebling. Hier, ich gebe sie Darrens Mum für eine Weile, lass uns reden..."

Sie saßen auf roten Plastikstühlen in einer ruhigen Ecke des Gemeindesaals und umklammerten Pappbecher mit verdünntem Orangennektar. Es war ein kleiner Raum, erfüllt vom Lärm der Familienfeier und spielenden Kindern. Marys Familie war riesig und genauso dreist und liebenswert wie sie. Remus fühlte sich sehr fehl am Platz, aber was war nichts Neues.

„Ihr heiratet also nicht?", fragte Remus: „Du und Darren?"

„Shh, Mum wird dich hören", kicherte Mary, „Sie ist natürlich wütend, sie tut so, als hätten wir eine kleine Zeremonie in Jamaika gehabt, bevor Rachel gezeugt wurde. Nein, ich habe keine Lust darauf – und wir haben kaum Zeit, mit der Garage und dem neuen Haus..."

Remus nickte lächelnd. Es fühlte sich so gut an, wieder neben Mary zu sitzen; sie voller Energie und Freude schwatzen zu sehen.

„Und du, immer noch oben in Soho?", fragte Mary und warf ihm einen abschätzenden Blick zu. Er war in einem Anzug gekommen, den er am Tag zuvor in einem Wohltätigkeitsgeschäft gekauft hatte. Er war ok; ein bisschen zu viel Siebziger und ein bisschen zu groß für ihn, aber das war heutzutage sowieso in Mode.

"Ja", nickte er. „Glaube nicht, dass ich jemals umziehen werde, ehrlich gesagt, die Wohnung ist abbezahlt."

„Hast du einen Freund?"

„Mm, irgendwie..."

„Ich weiß, dass da jemand ist, warum tust du so geheimnisvoll? Ist er ein Muggel?"

"Ja."

„Oh, ich wünschte, du würdest mich öfter besuchen, Remus. Ich sorge mich um dich."

Er lächelte sie an: „Du bist so eine Mutter."

Das brachte sie zum Lachen. "Schuldig!"

Sie war immer noch schön und sah seiner Meinung nach mit dreißig genauso aus wie mit achtzehn. Sie trug einen grellen, pinkfarbenen Anzug mit rasiermesserscharfen Power-Schultern und einem glänzenden goldenen Fascinator auf ihrem Kopf. Sie hatte ihr Haar kurz geschnitten, wodurch ihr Gesicht kantiger aussah, wie eine Nofretete-Büste.

„Mum nennt mich immer ‚Grace Jones'", Mary berührte verlegen ihren nackten Hals, „aber ich mag es. Ich kann keine Zeit vor dem Spiegel verschwenden, wenn mich der kleine Affe auf Trab hält. Arbeitest du irgendwo?"

„Oh... hier und da", zuckte Remus unverbindlich mit den Schultern. „Du weißt, wie es ist."

„Wusstest du, dass Dumbledore Snape einen Job gegeben hat?", flüsterte Mary und beugte sich vor. Remus wusste nicht warum – er war die einzige andere Person, die wusste, wer Dumbledore oder Snape waren. „Er ist jetzt ein Lehrer in Hogwarts. Kannst du das glauben?!"

Remus zuckte mit den Schultern. Mary fuhr wütend fort. Das hatte sie offenbar schon länger im Sinn: „Wenn ich an all das Leid denke, das dieser wehleidige Feigling angerichtet hat! Wenn ich an all die Freunde denke, die ich verloren habe ... Lily und James, Peter... Marlene."

„Snape war nicht für ihren Tod verantwortlich."

„Woher sollen wir das wissen? Na und, am Ende wurde er für zwei verdammte Wochen unser Spion - und das garantiert ihm einen bequemen Job fürs Leben, oder wie? Was tat er, während wir uns wie Ratten in Kellern versteckten? Wo war er, als jeden Tag mehr Leute verschwanden?!"

„Mary..."

„Ich kann Dumbledore einfach nicht glauben. Hat er dir Hilfe angeboten? Mir nicht. Seine Zeit nicht wert, nehme ich an. Am Ende halten alle alten Familien zusammen."

„Ich will nichts von ihm", sagte Remus: „In Dumbledores Schuld zu stehen ist ohnehin zu gefährlich. Snape muss mit dem leben, was er getan hat; so wie wir alle."

Dann senkte sie ihren Blick und Remus wusste, dass sie beide an Sirius dachten.

„Ich sag dir was, Remus, mein Lieber", sagte sie schließlich, „es ist mir egal, ob sie magisch ist oder nicht, mein kleines Mädchen wird kein Kanonenfutter für diesen alten Bastard sein. Wenn die Leute das nächste Mal einen Krieg wollen, werden du und ich schlau genug sein, uns da rauszuhalten, was?"

"Richtig", antwortete Remus. Da waren sie einer Meinung. Er würde sich eher wieder den Werwölfen anschließen, bevor er jemals wieder dem Orden beitrat.

„Weißt du, mit Rachel muss ich an Harry denken", sagte Mary wehmütig. „Jetzt habe ich selbst ein Kind. Ich weiß echt nicht, wie Lily und James das geschafft haben. Erinnerst du dich? Wir waren alle nur Kinder, spielten Mamas und Papas, oder?"

„Ich nehme an, ja."

„Er wird nächstes Jahr in Hogwarts anfangen, Harry."

"Was?! Nein, das ist nicht richtig, er ist doch erst...", Remus bemühte sich, in seinem Kopf zu rechnen. "Scheiße", sagte er. "Daran habe nicht einmal nachgedacht."

„Armer kleiner Junge, der ohne Eltern zur Schule geht, die ihn verabschieden."

„Mm..."

„Oh Gott, Entschuldigung, Remus! Ich habe nicht nachgedacht ..."

„Schon gut", schnaubte er, „ich bin mittlerweile darüber hinweg, ein Waisenkind zu sein."

Er blieb ungefähr eine Stunde, bevor er sich in der kalten Dunkelheit eines frühen Winterabends aufmachte, um seinen Bus zu erwischen. Er umklammerte zwei in rosa Papierservietten eingewickelte Kuchenstücke – eins für dich, eins für deinen 'irgendwie' Freund, hatte Mary gezwinkert, als sie sie ihm überreichte.

Er küsste sie auf die Wange und sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um ihn zu umarmen. Sie roch genauso wie früher, und es traten ihm tränen in die Augen.

„Ich liebe dich", flüsterte sie, „ich bin so erfreut zu sehen, dass du wieder zu deinem Selbst zurückkommst."

Er schenkte ihr ein halbes Lächeln, gratulierte ihr noch einmal und ging.

Sie hatte recht. Er kam zu seinem Selbst zurück – oder wenn nicht, wurde er jemand anderes; jemand, der mit sich zurecht kam. Er hatte Zigaretten und Alkohol abgelegt; er verbrachte selten Nachmittage damit, an die Decke seines Schlafzimmers zu starren, unfähig, sich anzuziehen. Manchmal machten ihm seltsame Dinge Angst, wie der Geruch von Motoröl oder wenn sie alte Bowie-Songs im Radio spielten. Einmal hatte er gesehen, wie ein junges Mädchen mit rotbraunem Haar in Finsbury Park aus einem Bus stieg und er wäre ihr beinahe bis nach Hause gefolgt. Aber es ging ihm besser.

Manchmal konnte er sogar an Sirius denken. Manchmal konnte er über ihn sprechen – nur mit Grant und nur, wenn er darum bat. Lustige Dinge, wie Streiche, die sie in der Schule gemacht hatten, oder dumme Insider-Witze. Er dachte nicht daran, dass sie zusammen waren – er verwandelte Sirius in seinen Gedanken in eine andere Person, nur eine andere Figur aus seiner Schulzeit. Das hat vieles einfacher gemacht.

Nach der Taufe dachte Remus auf dem Heimweg an Harry. Er hoffte, dass der Junge glücklich war, oder dass er zumindest nicht wütend war. Remus versuchte sich vorzustellen, wie er im Alter von elf Jahren zum ersten Mal die Barriere bei King's Cross durchquert hatte. Es war nervenaufreibend und aufregend gewesen, und er hatte nicht gewusst, wie er sich verhalten sollte, wie er mit jemand anderem umgehen sollte. Und dann hatte er James getroffen, das erste freundliche Gesicht im Zug an diesem Tag. Es war zu grausam, dass Harry ihn nie kennenlernen würde.

Remus lief jetzt Gefahr, nostalgisch und weinerlich zu werden, also stieg er aus dem Bus, um den Rest des Weges nach Hause zu laufen. Er war müde, als er eintrat, und seine Hüfte tat weh, aber das war in Ordnung; er fühlte sich gut, weil er das Haus verlassen hatte.

„Alles klar, Sonnenschein?", rief Grant aus der Küche, als Remus die Haustür schloss.

„Hi",

„Wie war's?"

„Kirchenteil war langweilig. Mary zu sehen war schön."

„Oh, gut", Grant kam heraus und lehnte sich in den Türrahmen. Er trocknete ein Geschirr ab, das sie letzte Nacht benutzt hatten.

„Lass das, ich mache das schon", sagte Remus und ließ sich auf die Couch fallen.

„Nö, schon fertig."

„Mary hat uns zum Essen eingeladen. Sie leben allerdings in Hounslow, ziemlich weit weg ... aber wenn es dir gefallen hat ..."

„Oh, sie weiß jetzt, wer ich bin?", grinste Grant.

„Irgendwie." Remus errötete. „Sie weiß, dass ich jemanden habe, nur..."

„Seit fast neun Jahren, Remus..."

„Tut mir leid, es ist nur komisch, weil... Mary mich damals kannte, weißt du."

„Sie kannte dich, als du bei Sirius warst", sagte Grant tonlos und drehte sich wieder in die Küche um, um den Teller wegzuräumen.

„Sei nicht so!", sagte Remus und stand steif auf.

„Ich bin nicht wie irgendetwas." Grants Gesicht wurde von der Schranktür verdeckt.

„Ich habe dich zur Taufe eingeladen, du wolltest nicht kommen."

„Du weißt auch verdammt gut warum."

„Du hasst Kirchen, ich weiß."

"Na dann."

„Warum streiten wir?!", Remus runzelte verwirrt die Stirn.

„Das ist kein Streit", Grant schloss seufzend die Schranktür.

"Was ist es dann?"

„Es war vor zehn Jahren, das ist alles. Du tust immer noch so, als wäre ich nicht so wichtig wie er."

"Was?! Nein, das ist verrückt, das ist–"

„Das wollte ich nur sagen." Grant hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen: „Wie ich schon sagte, das ist kein Streit."

"Aber Grant, ich... du liegst falsch, ich schwöre! Ich möchte, dass du Mary triffst, das tue ich wirklich!"

"Ich gehe spazieren, ok? Ich brauche etwas Luft", Grant drängte sich an ihm vorbei zur Tür. Er nahm seinen Mantel vom Haken – den Mantel, den Remus ihm letztes Weihnachten gekauft hatte. „Ich bin in einer Stunde oder so zurück. Nimm ein Paracetamol für deine Hüfte, ja? Du humpelst wieder."

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Das Lied am Anfang ist „Solitude Standing" von Suzanne Vega.

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