Chapter 2: Der Krieg: Infiltration

Whatever happened to

All of the heroes?

All the Shakespeare-os?

They watched their Rome burn.

Whatever happened to the heroes?

Whatever happened to the heroes?

No more heroes any more

No more heroes any more

Montag, 17. Juli 1978

Remus reiste zum ersten Mal alleine auf Muggelart zur Winkelgasse. Nun, er apparierte tatsächlich einen Großteil des Weges, erwischte aber die Bahn für zwei Haltestellen, nur um es überzeugend aussehen zu lassen. Moody hatte ihm verboten, die Flohverbindung der Potters zu benutzen, falls er verfolgt werden würde und Remus stimmte zu.

Er betrat die Gasse durch die Backsteinmauer beim Tropfenden Kessel und ging direkt zum Pub. Danny war drinnen, wartete auf ihn und nippte an einem Glas Feuerwhiskey. Er lächelte Remus verlegen an: „Musste mir ein bisschen Mut antrinken."

„Das Gefühl kenn ich", nickte Remus grimmig. Er bestellte bei dem buckligen Wirt das gleiche.

Sie entfernten sich von der Bar und fanden eine ruhige Ecke. Remus sprach zur SIcherheit einen Muffliato-Zauber. Sie tauschten kurz Höflichkeiten aus – Marlene hatte mit dem Training im St. Mungos begonnen und genoss es, Danny tat nicht viel.

„Natürlich habe ich Ersparnisse; ich bin nicht gerade in Not", seufzte er, „Die Cannons haben ziemlich gut bezahlt, ich könnte in Rente gehen, wenn ich wollte. Ich hatte nur nicht so früh damit gerechnet."

Remus wusste nicht, was er sagen sollte, denn die Vorstellung, überhaupt einen Job zu haben, schien ihm noch zu weit entfernt. Der ältere Mann warf auch immer wieder verstohlene Blicke auf Remus' Narben. „Tut mir leid", sagte er, als er beim Starren erwischt wurde, „ich bin nur ... du weißt schon. Noch nie gesehen ..."

„Ich weiß", antwortete Remus und versuchte, sich etwas zu entspannen. Er trank den Rest seines Whiskeys und zog sein Zigarettenetui heraus. „Schon gut. Hast du...?"

„Nur ein oder zwei", antwortete Danny. „Ich nehme an, ich bekomme noch mehr. Oh, und natürlich der Biss." Er blickte nervös in alle Richtungen, als er das sagte, für den Fall, dass jemand mithörte.

„Natürlich." Remus nickte, zündete sich seine Zigarette an und atmete verzweifelt ein. "Weißt du, wer es getan hat?"

„Ist das denn wichtig?"

„Vielleicht", zuckte Remus mit den Schultern. „Für sie zumindest. Ich denke, derjenige, der dich verwandelt, hat hinterher eine Verbindung zu dir. Vielleicht erkennst du seinen Geruch. Er könnten deinen erkennen."

Danny rümpfte angewidert die Nase. „Wie hast du all das Zeug gelernt?"

„Einiges davon ist einfach Erfahrung. Teils aus Büchern. Hast du irgendetwas gelesen?"

"Nein." Danny wandte den Blick ab. „Ich mochte lesen noch nie. Im St. Mungo's sagten sie sowieso, ich sollte mir nicht die Mühe machen. Es ist ja nicht so, als gäbe es ein Heilmittel."

„Nein", Remus runzelte die Stirn, irgendwie störte ihn diese Argumentation, „nein, es gibt kein Heilmittel, aber... nun, es gibt noch Dinge zu lernen. Es ist nicht nur eine Krankheit, weißt du; es ist, wer wir sind."

„Das ist nicht, wer ich bin", sagte Danny heftig, seine Faust auf dem Tisch geballt.

Remus sah ebenfalls verlegen weg. Danny war noch nicht bereit dafür, erkannte er. Er war noch in diesem Zustand der Verdrängung. Danny hob einen Arm und gab Tom an der Bar ein Zeichen für einen weiteren Drink. Remus fragte sich, wie viele er schon gehabt hatte. Es schien unhöflich zu fragen; Danny war älter als er, war schon länger im Orden.

"Also", sagte Danny sachlich: „Was ist der Plan? Reingehen, Fragen stellen?"

„Ich glaube nicht...", sagte Remus vorsichtig. Gott, Danny war definitiv noch nicht bereit. „Ich denke, wir müssen ... ähm ... subtiler vorgehen."

„Wir wollen, dass sie wissen, wer wir sind."

„Sie werden wissen, wer wir sind, sobald wir reinkommen. Der Geruch."

"Pfui." Danny rümpfte wieder die Nase und stürzte seinen nächsten Drink hinunter.

„Schau mal, warum bleibst du nicht hier?", versuchte Remus es. „Ehrlich gesagt, ich habe so etwas schon einmal gemacht, ich schaffe das. Ich kann dir ein Signal senden, wenn ich in Schwierigkeiten gerate."

Danny schüttelte den Kopf: „Habe Ferox und Moody versprochen, dass ich es mache."

„Sie werden es nicht erfahren, ich werde es ihnen nicht sagen", drängte Remus. „Wirklich, es ist in Ordnung, wenn du dich nicht wohlfühlst, sollten sie dich nicht dazu zwingen–"

„Ich sagte, ich schaffe es!", Danny schlug mit der Faust auf die Tischplatte.

Remus hatte das seltsame Verlangen, ihn anzuknurren. Es wäre so viel einfacher, dies als Wölfe zu regeln; er könnte sich einfach als Anführer durchsetzen und Danny müsste sich fügen oder die Folgen spüren. Er begnügte sich damit, Dannys Blick zu treffen und ihn streng zu fixieren. Es hatte die gewünschte Wirkung.

"Tut mir leid", sagte der Quidditchspieler seufzend, die angespannten Schultern sanken nun müde nach unten. „Ich bin einfach fertig, weil der Mond am Donnerstag kommt."

"Ich verstehe", sagte Remus ruhig. "Aber du musst dich zusammenreißen, ok?"

"Ja. Okay." Danny nickte. Er hielt inne und warf Remus einen abschätzenden Blick zu. „Marls sagte, du wärst der klügste Typ eures Jahrgangs."

Remus fühlte, wie seine Ohren rot wurden.

„Kaum", sagte er.

„Aber sie vertraut dir. Ich denke, ich sollte es auch besser tun", gab Danny nach. Remus richtete seinen Rücken auf, eine Röte tierischen Stolzes durchströmte ihn.

„Danke", nickte er. „Okay, sie werden uns also erkennen, wenn wir reingehen. Der Geruch – ich weiß, dass du ihn nicht magst, aber ich schwöre, er ist eine der nützlichsten Fähigkeiten, die du jetzt hast, also ignorier ihn nicht, in Ordnung?"

„Es ist aber verwirrend", sagte Danny frustriert: „Die Hälfte der Zeit weiß ich nicht, was ich ... riechen kann."

"Und mich?", fragte Remus: „Kannst du mich erkennen?"

Danny sah ihn ruhig und konzentriert an. Seine Nasenflügel zuckten leicht. Er nickte.

"Gut!", sagte Remus, jetzt ein bisschen aufgeregt – er hatte noch nie zuvor jemanden gehabt, mit dem er darüber reden konnte, „Es ist wie ... wie etwas Vertrautes, nicht wahr? Etwas, das du wirklich gut kennst. Du wirst besser darin werden, verschiedene Düfte zu unterscheiden, sobald du aufhörst, sie zu ignorieren. Ich finde, wenn ich mich entspanne, ist es viel einfacher – kaum Arbeit, wirklich, es kommt nach einer Weile von selbst." Dann erinnerte er sich an etwas anderes, das Danny wissen sollte, obwohl er nicht sicher war, wie er es formulieren sollte. „Ähm ... du wirst vielleicht bemerken, dass ähm ... Frauen auch anders riechen. Äh. Attraktiver."

"Okay", Danny nickte erneut und erbleichte ein wenig.

Remus sah nach unten, räusperte sich und fuhr fort: „Und die, die ich getroffen habe? Die in Greybacks Rudel? Sie sind stark. Sie haben wirklich mächtige Magie, sie brauchen nicht einmal für alles Zauberstäbe. Also ist es am besten, nicht anzugreifen, denn es wird nicht wie ein Duell sein – sie sind schwer zu durchschauen."

„Merlin", seufzte Danny.

"Mach dir keine Sorgen", sagte Remus forsch: „Sie werden nicht versuchen, gegen uns zu kämpfen. Glaube ich zumindest. Es würde keinen Sinn machen; sie wollen uns rekrutieren."

Danny schnaubte spöttisch: „Wahrscheinlich."

„Versuch aber, verständnisvoll zu sein", sagte Remus: „Hör ihnen zu – wir wollen, dass sie denken, dass wir interessiert sind, richtig?"

"Richtig. Natürlich. Aber das sind wir nicht", Danny sah ihn wieder seltsam an.

"Offensichtlich nicht", schnappte Remus. „Aber wir sind immer noch da, um Freunde zu finden. Wir sind da, um zu reden, das heißt, wir müssen zuerst zuhören."

„Das ist nicht der Eindruck, den ich von Moody bekommen habe", sagte Danny: „Das hier dient zur Aufklärung, es ist keine Friedensmission."

"Nun, Moody weiß nichts darüber", sagte Remus. „Danny, hör mir zu. Hör auf zu denken, dass sie deine Feinde sind, denn das sind sie nicht. Derjenige, der dich gebissen hat – er hat sich geirrt, ok? Er sollte verhaftet werden, er sollte bestraft werden. Aber jemand hat ihn einmal gebissen. Und deswegen änderte sich sein ganzes Leben und niemand sah ihn als die Person, die er vorher war. Das verstehst du, oder?"

Danny starrte auf den Boden seines leeren Glases. Er antwortete nicht, aber Remus wusste, dass er zuhörte.

„Sie sind wie wir", sagte Remus fest. „Aber sie hatten nicht so viel Glück. Du und ich, wir haben Menschen, die sich um uns kümmern, die uns beschützen wollen, die wissen, dass wir mehr sind als nur ... nur Monster. Diejenigen, die wir gleich treffen werden, hatten das vielleicht nie. Vielleicht war Greyback die erste Person, die sich um sie kümmerte."

„Verdammt", fauchte Danny. „Wie kannst du nur so reden. Wie kannst du dich damit abfinden, was mit dir passiert ist? Wie kannst du nur so ruhig sein?!"

„Ich war lange genug wütend", antwortete Remus kühl. „Jetzt bin ich bereit, etwas dagegen zu unternehmen."

Sie bestellten noch einen Drink und gingen dann.

Danny sagte, er sei noch nie in der Nokturngasse gewesen und Remus kannte sie natürlich nur vom Sehen – und Riechen. Der Geruch dunkler Magie war immer noch da; beißender Rauch, saure Milch. Es war eine düstere, gepflasterte Straße mit krummen Gassen, die sich in verschiedene Richtungen schlängelten. Die Schaufenster waren schmuddelig und zeigten eine teuflische Auswahl an dunklen und gefährlichen Artefakten.

Die Kneipe war leicht zu finden. Der Mantikorskopf hatte ein schreckliches schwingendes Schild, das an einer Halterung draußen hing und das Bild des blutigen abgetrennten Kopfes eines Mantikors auf einer Platte zeigte. Die Kreatur hatte den Kopf eines Mannes, aber eine dichte Löwenmähne. Seine Augen waren nach oben gerollt und sein Mund war zu einem stummen Stöhnen des Elends geöffnet. Es ließ Remus schaudern. Es sah aus wie Ferox.

Er ging als Erster hinein, Danny folgte ihm lieber, als vorauszugehen. Er stieß die Tür auf. Sobald er die Schwelle überquerte, nahm er den Geruch wahr. Er traf ihn wie eine Wand, entzündete ihn und ließ jedes Haar zu Berge stehen.

Fünf Werwölfe. Er bemerkte jeden, bevor er sie zu Gesicht bekam. Drei hatten sich um einen Tisch in der hinteren Ecke versammelt. Zwei an der Bar. Es waren auch noch andere da; Kreaturen, von denen Remus gehört, aber noch nie gesehen hatte. Ein Vampir. Zwei Todesfeen. Eine ganze Bande Kobolde.

Danny war angespannt hinter ihm, Remus zwang ihn, sich zu beruhigen; es war so offensichtlich. Aber jetzt blieb ihnen nichts anderes übrig, als hineinzugehen; Remus hörte die Tür hinter ihnen zuschlagen.

Drinnen war es ziemlich dunkel; die Fenster mit abgewetzten Samtvorhängen bedeckt. Die Mahagoni-Wandvertäfelung und die Arbeitsplatten waren schmutzig und mit einem seltsamen, klebrigen Staub bedeckt, der an manchen Stellen wie Glitzer glänzte. Hinter der Bar befanden sich riesige Spiegel, die mit Regalen und Regalen voller Flaschen bedeckt waren, jede in einer anderen Größe, Form und Farbe, die im Feuerschein wie eine Wand aus Juwelen leuchteten. Das Feuer prasselte, aber es war seltsam kühl.

Remus näherte sich der Bar, so beiläufig wie er konnte. Die Gestalt, die dahinter stand, war schwer bekleidet, die Kapuze tief gezogen, sodass Remus ihr Gesicht nicht sehen konnte.

„Zwei Feuerwhiskeys, bitte", sagte er und bereute sofort die Höflichkeit. Er hatte zu viel Zeit bei den verdammten Potters verbracht.

Der Barkeeper drehte sich um und griff nach einer Flasche. Remus suchte in seinen Roben nach Kleingeld. Danny gesellte sich zu ihm, stand dicht bei ihm und sah sich verstohlen um.

Die beiden Werwölfe an der Bar beobachteten sie beide. Das war natürlich zu erwarten; das wollten sie. Alles Teil von Moodys Plan – Remus und Danny waren für den Orden von unschätzbarem Wert, hatte er gesagt. Ein Junge, der von Greyback selbst verwandelt worden war; an dem Greyback interessiert war und ein Mann, der kürzlich verwandelt worden war und den die anderen als verwundbar ansehen würden.

Remus nickte ihnen vorsichtig zu. Danny bewegte keinen Muskel, aber das war in Ordnung – es war klar, dass Remus der Anführer war. Die anderen beiden nickten zurück. Remus spürte Neugier, aber keine Gefahr. Er richtete sich auf, selbstbewusster.

Sie waren männlich, beide etwa gleich groß, vielleicht gerade einmal 3 Zentimeter kleiner als Remus. Einer war stämmig, mit dunkelblondem Haar, einem kantigen Kinn, unter anderen Umständen wäre er ziemlich gutaussehend. Der andere war einer von Greybacks. Sein Haar war bis zum Schädel rasiert, er hatte eine dicke Narbe auf einer Wange und natürlich die Tätowierungen, die seine Arme und seinen Hals bedeckten, spiralförmige Mondphasen.

Remus blickte über die Schultern dieser beiden Männer und versuchte, die drei in der Ecke zu erkennen. Zwei von ihnen waren weiblich, einer männlich, alle von Greyback. Keine Livia oder Castor, was eine Erleichterung war.

Die Whiskeys kamen und Remus richtete sich auf, hielt Augenkontakt mit den beiden Werwölfen an der Bar – oder zumindest mit dem, der zu Greyback gehörte. Danny tat es ihm gleich. Greybacks Mann neigte nachdenklich leicht den Kopf und streckte dann eine Hand aus. Er hatte lange, dicke Fingernägel, schwarz vor Dreck. Remus schüttelte es.

„Willkommen, Brüder", sagte der Mann und schüttelte auch Dannys Hand. Danny war sichtlich entsetzt darüber, aber Remus dachte, dass es wahrscheinlich nur nervös rüberkam. Und wer könnte es ihm verübeln. „Ich bin Gaius. Kommt und setzt euch zu uns."

Remus blickte zurück zu Danny, der nickte und beide folgten Gaius hinüber zum Tisch in der Ecke. Die Sitze sahen aus wie alte Kirchenbänke und genauso unbequem war es, darauf zu sitzen. Remus versuchte, sich subtil neben Danny zu setzen, aber Gaius schlüpfte zwischen sie und trennte sie. Daran war nichts zu machen; Remus hoffte nur, dass Danny wusste, wann er apparieren musste.

Der Geruch von allen zusammen war überwältigend und aufregend. Remus fühlte sich wach, voller Energie – aber auch sehr sicher, fast wohl. Kein Wunder, dass Werwölfe so leicht zu rekrutieren waren, dachte er. Diese Menschen haben ihr ganzes Leben auf der Suche nach einem solchen Gefühl verbracht; es war ein Gefühl, das er gut kannte. Er hatte es, seit die Rumtreiber Animagi geworden waren. Rudel. Familie. Zuhause.

„Bruder, Schwestern", sagte Gaius, „das ist Jeremy", er deutete auf den blonden, gutaussehenden Mann, mit dem er an der Bar gesprochen hatte. „Und diese beiden sind ..."

„Daniel", sagte Danny steif. Er trank aus seinem Glas, seine Augen huschten umher. Er sah die Frauen weiter an und Remus wusste warum. Gaius nickte zustimmend und sah Remus dann erwartungsvoll an.

„Remus Lupin", erwiderte er stetig.

Die Atmosphäre veränderte sich, die beiden Frauen beugten sich zu ihm, die Augen glitzerten, die Zähne gefletscht, was als Lächeln hätte durchgehen können.

„Remus Lupin", sagte Gaius. „Der Junge, der unseren Bruder Castor und unsere Schwester Livia angegriffen hat."

„Ich habe mich verteidigt", sagte Remus und hob sein Kinn. Jedes Anzeichen von Schwäche würde ausgenutzt werden.

„Wir hatten den Eindruck, dass Remus Lupin seine Wahl getroffen hat", sagte eine der Frauen mit leiser und krächzender Stimme.

„Ich wollte mein Studium abschließen. Ich bin jetzt mit der Schule fertig", sagte Remus vernünftig. „Ich schaue mich nach meinen Optionen um."

Die beiden Frauen funkelten ihn weiter an und glaubten offensichtlich kein Wort, das er sagte. Aber Gaius hob die Hand.

„Unser Vater ist versöhnlich und großzügig", sagte er lächelnd, „er heißt alle seine Kinder willkommen."

„Bruder", sagte eine der Frauen, „ihm ist nicht zu trauen! Er ist Dumbledores Schoßhund!"

„Er wurde von Greyback höchstpersönlich erhöht", schnappte Gaius scharf, drehte den Kopf und zuckte mit der linken Hand, drehte das Handgelenk. Die Frau, die das Wort gesprochen hatte, wurde plötzlich starr, die Augen weit aufgerissen, als würde sie von einem enormen Schmerz gepackt. „Also hüte. Deine. Zunge." sagte Gaius und drehte erneut sein Handgelenk.

Die Frau entspannte sich und atmete schwer. Sie alle konnten ihr Herz schlagen hören. Remus fühlte sich krank. Gaius lächelte um den Tisch herum.

„Brüder", sagte er zu den drei neuen Rekruten, „unser Vater, Fenrir Greyback, heißt euch in seinem Rudel willkommen. Wir wurden ausgeschlossen, wie ihr, uns wurde Zuflucht, Freundschaft und Schutz verweigert. Unser Vater kann euch diese Dinge zurückgeben – und noch viel mehr."

"Wie?", fragte Remus und hoffte, dass seine Stimme freundlich und neugierig klang.

Gaius warf ihm einen Blick zu. Remus erwiderte ihn. Es war komisch. Er wusste, dass das Richtige – das Richtige für die Mission, für seine Sicherheit und für die anderen Werwölfe – darin bestand, den Kopf zu senken, unterwürfig zu wirken und ruhig zu bleiben. Er musste sie dazu bringen, ihm zu vertrauen.

Aber er konnte es nicht. Vielleicht waren es die Nerven oder die Stärke ihres Geruchs und ihre Macht, die ihm so nahe war, oder vielleicht war es nur diese alte Lyall Lupin-Kriegslust, aber Remus stellte fest, dass er genau das Gegenteil tat. Er hielt den Kopf höher und nutzte aus, wie viel größer er als die anderen war, sogar im Sitzen. Er stellte deutlichen Blickkontakt her und sagte: „Ich wollte nur wissen, wie Greyback plant, uns Zuflucht, Freundschaft und Schutz zu bieten."

„Du wirst sehen, mit der Zeit."

„Nun, das klingt nicht sehr überzeugend." Remus zuckte mit den Schultern. „Klingt für mich nach vielen Versprechungen, aber nicht nach einem großen Plan, was denkt ihr zwei?" Er sah Danny und Jeremy an, den blonden Mann.

Danny starrte Remus nur entsetzt an. Jeremy, der sich dessen nicht bewusst war, zuckte mit den Schultern.

„Es ist mir egal, wie er es macht, solange er es tut. Ich konnte nirgendwo anders hin, meine Leute haben mich rausgeschmissen."

„Was aber, wenn du irgendwo hin müsstest?" Remus sagte schnell: „Was wäre, wenn es einen sicheren Ort gäbe und du dich im Krieg nicht für eine Seite entscheiden müsstest..."

„Remus Lupin, du bist verwirrt." sagte Gaius und erhob seine Stimme. „Für uns existiert ein solcher Ort nicht. Die Menschen haben das vollkommen klar gemacht."

„Die... die Menschen", sagte Remus vorsichtig und dachte schnell nach, „ sind im Unrecht, da stimme ich Ihnen zu – das Zaubereiministerium muss reformiert werden – aber Veränderungen können nur stattfinden, wenn–"

„Sie sind nicht interessiert. Es geht ihnen nur darum, unsere Brüder und Schwestern zu ermorden; uns einzusperren, den Wolf unterdrücken."

„Und was genau wird Greyback dagegen tun?", beharrte Remus.

Er wusste, warum Dannys Puls raste; warum er immer wieder verzweifelt die Augenbrauen über Gaius' Schulter hinweg hochzog, aber Remus konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Es klang wie Wahnsinn, Gaius so zu anzustacheln, wenn er deutliche Gefahrenzeichen von sich gab, aber es war fast so, als könnte Remus sich nicht zurückhalten.

„Wenn du meinen Vater triffst", knurrte Gaius, „wirst du verstehen."

„Ich würde ihn gerne treffen", sagte Remus scharf.

Gaius' Lippen kräuselten sich.

„Dafür wird noch Zeit sein. Wenn du dich bewährt hast", er sah die anderen an: „Wenn ihr euch alle bewährt habt, werdet ihr euch das Recht verdienen, ihn Vater zu nennen."

„Und wie machen wir das?", fragte Remus und beugte sich vor, erpicht darauf, Gaius' Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er wusste, dass Danny sich niemals den Werwölfen anschließen würde, aber dieser Jeremy-Junge – er war in echter Gefahr.

Gaius' ganze Körperhaltung hatte sich verändert; er wirkte größer, seine Schultern breiter, er sah Remus stirnrunzelnd an.

„Drei Vollmonde mit dem Rudel verbringen", sagte er und seine Augen funkelten intensiv.

„Großartig", nickte Remus, „Ja, ok, ich würde ihn gerne treffen, können wir das machen? Sag mir einfach, wo..."

Schmerz durchzuckte ihn, entsetzlich, brennend; seine Knochen schienen zu schmelzen, seine Haut blubberte, er wollte aufschreien, aber sein Kiefer sperrte sich. Gaius' Augen bohrten sich wütend in Remus' und plötzlich konnte Remus ihn hören; höre Gaius' Stimme in seinem Kopf.

Remus Lupin, du bist ein Narr.

Schnurrte er.

Mein Vater wünscht, dass du lebst, aber nur du. Du wirst gehorsam sein, oder ich werde jeden in diesem Raum töten. Ich werde töten...

Remus verspürte ein seltsames, siebendes Gefühl in seinem Kopf und wusste, was Gaius tat. Er versuchte sich zu wehren, aber der Schmerz war eine solche Ablenkung, er hatte nicht die Kraft dazu. Gaius stieß auf Gedanken, die er gesucht hatte, seine Augen leuchteten boshaft,

Ich werde sie töten... James Potter und Lily Evans... und Peter und Marlene und Mary und... ich werde Sirius Black töten...

Eine Woge der Wut erhob sich in Remus und es war genug – gerade genug, nur knapp – um sich aus Gaius' heftigem Griff um seinen Geist und Körper zu lösen. Er brüllte und schlug mit Armen und Beinen um sich, weil seine Gedanken zu verwirrt waren, um etwas anderes zu tun. Seinen Kopf schüttelnd, als wollte er Gaius' böse Stimme loswerden, stürzte er sich auf den anderen Werwolf, drückte ihn zurück gegen die Kirchenbank, halb auf ihm, schlang seine Hände um seinen Hals und drückte zu.

Die anderen drei Werwölfe – Greybacks Werwölfe – versuchten alle, sich zu bewegen, aber Remus war so voller Wut und heftiger Emotionen, dass er kaum nachdenken musste und sie an Ort und Stelle eingefroren waren.

„Ist es das, was du damit meinst, mich zu beweisen, Gaius?", zischte er und drückte fester zu, so dass das Gesicht des anderen Mannes rot wurde und die Adern in seinen Schläfen hervortraten. „Habe ich mir jetzt deinen verdammten Respekt verdient?!"

Gaius kratzte verzweifelt an Remus, aber erst als seine Kraft anfing nachzulassen und zu schwinden, ließ Remus los. Er trat schnell zurück.

"Danny!", sagte er eindringlich: „Wir müssen gehen."

Sie mussten zuerst gehen; sie könnten nicht vertrieben werden, das würde aussehen, als würden sie weglaufen. Oh Scheiße, dachte er, oh Scheiße, warum habe ich das getan?! Was würde er Ferox sagen? Moody würde ihm die Eier abschneiden!

Das Letzte, das Remus sah, bevor er und Danny apparierten, war Jeremys entsetztes Gesicht.


* * *

"Merlin!" schrie Danny, sobald sie von dort weg waren. "Was zum Teufel...?!"

Sie befanden sich auf einem Feld, meilenweit außerhalb von London. Sie sollten von dort zu einem Bushäuschen laufen, wo Moody auf eine Nachbesprechung warten würde.

„Es tut mir leid", keuchte Remus und schüttelte den Kopf. „Ich habe – ich habe die Beherrschung verloren."

"Das kann man verdammt noch mal sagen!", schimpfte Danny: „Ich hätte dir den ganzen Feuerwhisky nicht gegeben, wenn ich gewusst hätte, dass du deine scheiß Beherrschung verlieren und versuchen würdest, Greybacks ganze Armee im Alleingang zu übernehmen!"

„Das war nicht seine ganze Armee", antwortete Remus säuerlich und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Kopf schwirrte immer noch von der Qual, die Gaius ihm zugefügt hatte.

„Und das war nicht die verdammte Mission, oder?!" Danny erwiderte: „Subtil, hast du gesagt! Hör nur auf sie, hast du gesagt!"

„Mir wurde klar, dass das nicht funktionieren würde", versuchte Remus zu erklären, „Sie sind ein Rudel; Du musst den Anführer dominieren, du musst ihm zeigen–"

„Du klingst wie er!", sagte Danny plötzlich.

"Was?"

"Wie er! Der ganze Mist mit deinen 'Spezialfähigkeiten'. Du willst so sein, oder? Nicht besser als ein Rudeltier? Ein verdammtes Biest?!"

Remus starrte ihn an. Er wusste nicht, was er sagen sollte, ihm war zu schwindelig, seine Gedanken waren durcheinander.

"Hör zu", sagte er zitternd. „Lass uns einfach Moody finden."

"Stimmt", Danny stimmte zu, immer noch mit rotem Gesicht: „Je früher wir das tun, desto eher kann ich von dir wegkommen."

Remus antwortete nicht, sondern ging einfach los. Sein Kopf schmerzte so sehr, eine Migräne baute sich hinter seinen Augen auf, der strahlende Sommersonnenschein war wie Dolche nach der Düsterkeit von der Manticore's Head. Seine Gedanken rasten in Höchstgeschwindigkeit. Wie würde er das erklären? Wie könnte ihm jemand zuhören und ihm danach jemals wieder vertrauen? Was ihn am meisten beunruhigte, war, dass sein erster Instinkt war zu lügen.

Danny ging schneller als er, aber er hatte nicht gerade seinen Verstand von einem Werwolf zerfleischt bekommen... oh Scheiße. Hatte Danny recht? War Remus im Grunde genau wie sie?

Sie erreichten das Bushäuschen – lange verlassen, mit gelbem Blütenstaub bedeckt und mit Graffiti besprüht. Moody wartete, pünktlich wie immer. Er sah sie beide an, blaue Augen sprangen wild zwischen ihnen hin und her.

"Was ist schief gelaufen?", fragte er sofort.

Remus sah Danny an. Danny sah Remus an, dann hinunter zu seinen Füßen. Remus schluckte und biss in den sauren Apfel.

"Ich habe einen Fehler gemacht", sagte er. „Ich habe mich von meinem Temperament überwältigen lassen."

Moody sah ihn lange an. Er war völlig unergründlich und obwohl Remus wusste, dass Moody nicht wirklich seine Gedanken las – er wusste jetzt, wie sich das anfühlte – fühlte er sich trotzdem so, als würde er langsam auseinandergenommen.

„Erzähl mir alles, Junge", sagte Moody schließlich.

Remus tat sein Bestes. Er erwähnte die Whiskeys nicht. Er erwähnte nicht den Kontrollverlust, den er gespürt hatte, noch bevor Gaius ihn verletzt hatte. Er wiederholte definitiv nichts, was Gaius ihm ins Gehirn geflüstert hatte. Er erzählte nur die Geschichte, die Danny auch hätte erzählen können. Und es funktionierte.

„Klingt, als hättest du aus Notwehr gehandelt", sagte Moody sachlich, als würde so etwas die ganze Zeit passieren.

„Ich bin zu weit gegangen", sagte Remus. Es war jetzt einfach, unterwürfig zu sein, jemand anderem gegenüber höflich und ehrerbietig zu sein. „Ich habe... ich habe mich schlecht benommen. Ich habe Danny in Gefahr gebracht."

„Sei nicht so hart zu dir, Lupin", sagte Moody und klang fast freundlich. „Du warst in einer Zwickmühle. Ihr seid beide davongekommen. Musst du einen Heiler aufsuchen? Weißt du, welcher Fluch das war?"

„Es war wortlose Magie", Remus schüttelte den Kopf, „Und mir geht es gut. Es war nicht einmal so schlimm wie ein Vollmond."

Das war eine Lüge. Er konnte immer noch die Überreste davon spüren, sein Kopf pochte und seine Nerven vibrierten. Aber es ließ nach. Schmerzen taten dies oft, oder er hatte einfach gelernt, damit fertig zu werden.

Moody lachte schroff. „Guter Kerl. Also, McKinnon, sonst noch etwas?"

Danny schüttelte den Kopf. Er hatte nicht viel gesagt, während Remus sich erklärte, nur ein- oder zweimal etwas eingeworfen, um zu bestätigen, dass es die Wahrheit war. Er sah Remus immer noch nicht an und Remus machte ihm keinen Vorwurf. Moody, falls er es bemerkte, kommentierte diese seltsame Atmosphäre nicht. Er klatschte in die Hände. „Nun, dann würde ich sagen, dass wir jetzt apparieren können. Lupin, ich komme mit dir, habe noch ein Treffen. McKinnon, kannst du an einen sicheren Ort zurückkehren?"

"Ja. Kein Problem", antwortete Danny mit hohler Stimme. "Mach's gut." Und fing an wegzugehen, zurück ins Feld.

Remus sah Moody an. „Er ist wütend auf mich. Ich glaube nicht, dass wir beide nochmal zusammen arbeiten sollten."

„Das werdet ihr nicht", sagte Moody forsch.

Remus' Herz sank. Da war es also. Moody vertraute ihm nicht mehr. Der Auror begann, in die entgegengesetzte Richtung von Danny zu gehen, über die ruhige Landstraße. Remus beeilte sich, mitzuhalten. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich komisch an, wie Schwamm.

Moody stoppte abrupt, nachdem er anscheinend das schattige Wäldchen, in dem sie jetzt standen, als einen geeigneten Ort zum Apparieren eingeschätzt hatte. Er warf Remus einen Blick zu.

„McKinnon schafft das nicht, so viel ist klar. Wir werden ihn in der Kommunikation einsetzen oder ihn ein sicheres Haus bewachen lassen. Bist du bereit, es das nächste Mal alleine zu machen?"

„Ich... was?!"

„Du hast ihnen heute gezeigt, wer du bist", sagte Moody, seine beiden Augen auf Remus gerichtet. "Das ist gut. Das wird das Rudel erreichen. Und sie aufmischen. Wir wollen Greyback ablenken."

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstehe." Remus runzelte die Stirn.

„Wirklich nicht?", Moody hob eine buschige Augenbraue. „Ich denke, du bist gerissener, als du zugeben willst, Lupin. Okay, komm schon, ich habe einen Termin bei Fleamont."

Das war's. Keine weiteren Fragen. Innerhalb von Sekunden standen sie vor der Hintertür der Potters und beantworteten die Identifizierungs-Fragen von Euphemia und dann war alles normal. Sie waren zurück in der Realität, umgeben von der sanften, warmen Vertrautheit der Küche. Es war, wie wenn man aus einem Albtraum wachgerüttelt wurde und sich immer wieder daran erinnern musste, dass jetzt alles in Ordnung war.

Moody verschwand in Mr. Potters Arbeitszimmer und James und Sirius kamen durch den Flur gerannt, um Remus zu treffen. Sirius sah halb verrückt aus und sie standen einen Moment lang voreinander, die Augen voller Worte. Schließlich kam Sirius auf ihn zu, umarmte Remus und vergrub seinen Kopf in seinem Nacken.

"Du bist okay", flüsterte er.

"Ich bin okay", sagte Remus schwer und drückte ihn fest zurück. Und er wollte es sagen, oh Gott, er wollte es wirklich, wirklich. Aber er hatte keine Energie mehr, also küsste er ihn einfach und das trotz James und Mrs. Potter, die beide direkt vor ihnen standen. Aber es war der einzige Weg, den Remus hatte, um Sirius zu sagen, was er ihm sagen musste.

Es verdrängte die Wut, den Schrecken, die Schuld und das heftige Verlangen nach Rache. Es würde eine Zeit und einen Ort dafür geben. Aber noch nicht jetzt.

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Das Lied ist „No More Heroes" von The Stranglers.

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