Chapter 1: Der Krieg: Juli 1978

All our times have come

Here but now they're gone

Seasons don't fear the reaper

Nor do the wind, the sun or the rain,

(We can be like they are)

Come on baby, (don't fear the reaper)

Baby take my hand, (don't fear the reaper)

We'll be able to fly, (don't fear the reaper)

Baby I'm your man.

Sonntag, 2. Juli 1978

„Beeil dich, Potter!", Remus hämmerte gegen die Glastür der Telefonzelle. „Andere müssen auch noch telefonieren, weißt du!"

James drehte ihm ziemlich grob den Rücken zu und begann, mit eingezogenem Kopf verstohlen in den Hörer zu sprechen.

„Lass ihn, Moony", murmelte Sirius, der sich schwer gegen den Zaun gelehnt hatte. Er trug eine sehr dunkle Sonnenbrille und sah blasser aus als sonst. „Und hör verdammt nochmal auf mit dem Klopfen!"

„Nimm noch einen Schmerzmittel-Trank", schnalzte Remus. „Du hast nur einen Kater, es ist deine Schuld, wenn du so übertreibst."

„Ich war der Mittelpunkt der Party, nur dass du's weißt", entgegnete Sirius und verschränkte seine Arme als sich Remus neben ihn setzte.

Die Potters hatten am Abend zuvor eine Party zum Schulende geschmissen, für alle, die Hogwarts verließen, und ihre Freunde. Yaz und Chris waren gekommen, auch wenn sie beide noch ein Jahr vor sich hatten. Ein paar Mitglieder des Orden des Phönix waren auch gekommen – nicht Dumbledore, aber Ferox und Moody und Frank Longbottom und seine schöne, blonde Freundin (jetzt anscheinend Verlobte). Moody hatte Remus ein paar Mal zu sich gerufen, war aber immer von Mrs. Potter unterbrochen worden.

„Es ist seine Abschlussparty, Alastor!", zischte sie nach dem vierten Mal. „Lass ihn für fünf Minuten Spaß haben, bevor du einen verdammten Kriegsrat einberufst!"

Sie sagte es so scharf, dass sie weitere Gespräche unterließen – Remus war darüber auch geschockt. Es war das erste Mal, dass er Mrs. Potter etwas sagen gehört hatte, das einem Schimpfwort nahekam.

Der Rest der Party fühlte sich wie der Gryffindor-Gemeinschaftsraum an – während sich gleichzeitig nichts so anfühlte wie der Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Remus versuchte, nicht traurig zu sein. Er versucht, sich vorzustellen, dass er irgendwann einen anderen Ort finden würde, der sich genauso nach Zuhause anfühlte wie Hogwarts.

Lily, Mary und Marlene mussten um Mitternacht nach Hause – sie hatten ihren Eltern versprochen, die Nacht bei Lily Zuhause zu verbringen. Anscheinend fanden ihre Familien, dass sieben Jahre Internat genug des Guten war.

Was Remus zurück in die Gegenwart beförderte, wo er James durch die Tür der Telefonbox beobachtete, der mit seiner Freundin sprach. Von der er sich vor gerade einmal acht Stunden verabschiedet hatte.

„So unfair, dass er hier runter ein Rennen veranstalten musste – als ob ich jemals James ‚kein Kater seit '73' Potter besiegen könnte", grummelte Remus. „Und es war total unsportlich von ihm. Er weiß, dass ich ein Handicap habe."

„Ich dachte, deine Hüfte ist besser geworden, seit du das Zeugs von Marls hast?", Sirius runzelte die Stirn, was seine Sonnenbrille seine Nase hinunterrutschen ließ.

„Ist sie", antwortete Remus. „Ich meinte das Rauchen."

Es ertönte ein tiefes Grummeln, irgendwo in der Ferne. Sirius setzte sich plötzlich auf, und riss sich die Sonnenbrille von der Nase.

„Ist das?!"

Remus seufzte. „Hört sich so an, ja..."

Einige Sekunden später streifte das Motorrad des Nachbarn durch das Dorf, den ganzen Weg über brummend. Sirius schaute ihm hinterher, völlig überwältigt. Als es nichts mehr als glitzerndes Chrom in der Ferne war lehnte er sich zurück und lächelte.

„Ah, ich hab sie vermisst."

„Natürlich muss es eine ‚sie' sein", murmelte Remus und verschränkte seine Arme.

„Potter!", Sirius stand nun auf, um gegen die Tür der Telefonbox zu schlagen, „Komm sofort raus!" Er drehte sich zu Remus, „Wirst du wieder normal, wenn du deinen scheiß Anruf getätigt hast?!"

„Ja", sagte Remus launisch und sah auf seine Füße.

Es dauerte noch weitere fünf Minuten voller ‚Tschüss' und ‚Bis bald', bevor Remus endlich drankam. Er wählte eifrig die Nummer und drehte das Plastikkabel um seine Finger, als er dem Piepen zuhörte.

„Ja?"

„Gehst du immer so ans Telefon?"

„Remus?"

„Hi!"

„Mann! Das hab ich nicht erwartet, hatten wir was ausgemacht?"

„Nope", Remus schüttelte verrückt grinsend seinen Kopf, „ich bin mit der Schule fertig – jetzt kann ich anrufen, wann immer ich will!"

„Großartig!"

Er hörte ein Rascheln am anderen Ende der Leitung und nahm an, dass Grant es sich gemütlich machte. Gut. Sirius und James konnten ruhig eine Weile warten. „Also, wann kommste mich besuchen?", fragte Grant.

„Bald!", sagte Remus automatisch. Er könnte innerhalb von Sekunden nach Brighton apparieren, fiel ihm ein. Aber das würde nicht so leicht zu erklären sein. „Nächste Woche?"

Das wäre zumindest die beste Zeit zwischen den Vollmonden.

„Muss am Samstag arbeiten", antwortete Grant. „Hab Spätschicht im Pub. Spar ein wenig Geld für einen Urlaub... äh... August?"

„Oh. Ähm. Naja, okay", sagte Remus ein wenig enttäuscht.

„Sorry, es ist nur so, dass ich schon ewig auf einen ordentlichen Sommerurlaub warte und ich besorg mir Flugtickets und all das..."

„Nein, nein, August ist okay!"

„Gut, dann darf ich nicht vergessen, Milch zu kaufen. Wo wohnst du jetzt?"

„Bei James, einem Freund von mir. Seine Eltern sind sehr nett."

„Also nicht mit deinem Liebling zusammengezogen?"

„Er ist auch hier", erklärte Remus, der wusste, dass es etwas komisch klang. „Wir werden uns aber bald zusammen etwas suchen. Hoffentlich in London."

„Also ist er reich?", schnaubte Grant. „Hätt ich mir denken können; sieht auch echt wohlhabenden aus, stimmt's?"

„Denk schon."

„Sieht er wirklich. Hat diese gute Haltung und so. Hey, ich muss dir von diesem Typen erzählen, den ich letztens bei mir hatte...", sagte Grant und begann mit einer sehr langen und fast unglaublichen Geschichte über ein Treffen, das er mit einem Fischer hatte („ein waschechter, wahrer Fischer, verdammt"), der irgendetwas total komisches in Grants Badewanne getan hatte und dann in aller Herrgottsfrühe hastig verschwunden war. Am Ende stand Remus gekrümmt in der Telefonzelle und keuchte vor Lachen, mit Tränen in den Augen.

„Was ist so lustig?!", wollten James und Sirius wissen, als er schließlich herauskam.

„Kann ich euch nicht erklären", antwortete Remus hicksend, „Muggel-Humor."

„Sollen wir mal nach Pete sehen?", fragte James, als sie auf dem Weg zurück zum Haus waren.

„Ne, du weißt, wie er ist, wenn er einen Kater hat", antwortete Sirius, Sonnenbrille noch immer fest auf seiner Nase.

„Na gut, aber wir müssen sichergehen, dass wir ihn nicht außen vor lassen", sagte James und öffnete das Gartentor. „Ich glaube er macht sich Gedanken deswegen."

„Ja, ja", gähnte Sirius. „Hey, Lust auf Quidditch?"

„Ja!", grinste James: „Muss mich nur schnell umziehen..."

„Ich hol mir dann mal ein Buch..." Remus verdrehte die Augen, auch wenn es ihn nicht wirklich störte. Sie wollten das Wochenende noch wie einen Urlaub behandeln. Das echte Leben konnte am Montag starten.

Die drei Jungen trampelten die Treppe hinauf, James rammte die Tür auf, als er sein Zimmer auf der Suche nach einem seiner vielen Quidditch-Ausrüstungen betrat.

Remus und Sirius waren ein wenig langsamer.

„Brighton im August?", fragte Remus leise, jetzt wo sie alleine waren.

Sirius' Gesicht leuchtete und er nahm seine Sonnenbrille ab: "Du willst also, dass ich mitkomme? Ja! Cool!"

„Natürlich", nickte Remus, als er die oberste Stufe erreichte.

„Hallo, Jungs", trällerte Mrs. Potter, die aus Remus' Zimmer kam. Er war von dem Anblick kurz überrascht – er war es nicht gewohnt, dass Erwachsene uneingeladen in seinem Zimmer waren, auch wenn es nicht wirklich sein Zimmer war, sondern nur ein Gästezimmer.

„Hallo, Mrs. Potter", antwortete er höflich, in der Hoffnung, sein Unbehagen zu verstecken.

Sie trug einen Stapel mit seiner Schmutzwäsche, was ihm schrecklich peinlich war – in St. Edmunds hatte er schon seit er zehn war seine eigene Wäsche gewaschen.

„Ich habe gesehen, dass Sirius gestern so betrunken war, dass er in deinem Zimmer gelandet ist, Remus", lachte Mrs. Potter und faltete Sirius Jeans über ihren Arm. „Mal ehrlich, Liebling, du hättest ihn einfach rausschmeißen können."

„Oh!", Remus spürte, wie seine Ohren dunkelrot wurden, als er sie vom Treppenabsatz aus anstarrte.

„Also eigentlich", Sirius kam hinter ihm die Treppe hoch, „würden Remus und ich uns das Zimmer gerne teilen. Wenn das...äh. Naja, es wäre uns einfach lieber, okay?"

Mrs. Potter sah ihn an, dann Remus, der noch immer rot angelaufen war und es nur schaffte ein zustimmendes „Ja!" zu stottern.

„Wenn ihr das wollt", nickte sie langsam. „Ich meine, das Bett ist groß genug für zwei. Was auch immer euch glücklich macht, meine Lieben." Sie tätschelte Remus sanft an der Schulter, drückte Sirius einen Kuss auf die Wange und lief an ihnen vorbei die Treppe hinunter.

Und damit hatte sich das Thema erledigt.

* * *

Mittwoch, 5. Juli 1978

Sie hatten länger Urlaub, als sie gedacht hatten – zwei Tage länger, um genau zu sein. Die Einladungen kamen am späten Dienstagabend; für jeden ein Brief von Dumbledore, der sie an einem geheimen Ort erwartete, den nur James' Vater kannte und den man nur mit einem Portschlüssel erreichen konnte. Die Briefe verschwanden, sobald sie sie gelesen hatten - sie lösten sich einfach in ihren Händen auf.

Sie hatten so etwas in der Art zwar erwartet, aber Remus war überrascht, wie nervös er plötzlich war. Und er war nicht der einzige. Er und Sirius zogen sich wortlos zum Schlafengehen um und sobald sie unter der Decke waren, klammerte Sirius sich an ihn, das Gesicht unter Remus Arm versteckt.

„Erzähl mir etwas", murmelte er. „Irgendetwas."

„Ich hab echt Angst vor morgen", flüsterte Remus. „Es fühlt sich jetzt so echt an. Aber ich denke, es ist normal, Angst zu haben. Ich denke, jeder hätte Angst."

Sirius gab ein unzufriedenes Grunzen von sich. Remus drückte ihn und versuchte es anders. „Aber weißt du, was mir mehr Angst macht?"

„Hm?"

„Die Tatsache, dass wir planen, zusammenzuziehen und keiner von uns beiden kochen kann."

Sirius fing an zu lachen und irgendwann waren sie beide eingeschlafen. Als sie aufwachten, waren sie noch immer ineinander verschlungen, Schweiß hatte sich dort gesammelt, wo ihre nackte Haut aufeinandergepresst gewesen war und Remus hatte große rote Flecken überall, bevor er duschen ging.

Sie mussten ein wenig laufen, um zum Portschlüssel zu gelangen, der sich als grellgelbe Quietscheente herausstellte, versteckt in dem hohen Gras am Rand eines der Felder, die das Dorf umgaben. Remus machte es nichts aus, er mochte es, sich die Beine zu vertreten, seitdem es nicht mehr so wehtat.

„Ich kann es nicht glauben, dass wir nur ein paar Meilen von London entfernt sind", staunte er und blickte in den wolkenlosen Sommerhimmel und auf die weiten, grünen Hügel.

„Der Garten von England", grinste James.

Fleamont hielt die Ente feierlich vor sich, sodass sie sie alle berühren konnten.

„Habt ihr alle eure Zauberstäbe?", fragte er scharf, sie alle nickten und schluckten hart. Peter schwitzte und sah aus, als wäre ihm etwas schlecht – Remus hoffte, dass er sich nicht übergeben würde, bevor sie ihr Ziel erreichten.

Sie alle berührten die Ente und fanden sich plötzlich in einen Wirrwarr aus Raum und Zeit wieder, das sie mit unfassbarer Geschwindigkeit durchwirbelten. Es war schlimmer als zu apparieren, aber besser als Flohpulver, entschied Remus.

Einen Moment später landeten alle fünf Männer in einem sehr kleinen, kitschigen Wohnzimmer. Der Teppich war dick, weich und pink, die Sofas aus einem hässlichen, gelblichen, cremefarbenen Fake-Leder und die Tapete hatte ein scheußliches Blumenmuster mit metallischen Streifen, die das Licht einfingen.

„Fleamont?", ein großer, dünner, rothaariger Mann trat ein, als sie sich noch sammelten.

Remus hatte nur um ein Haar das gläserne Beistelltischchen verfehlt, das mit einer Schüssel gefüllt mit seifig riechendem Mischmasch geschmückt war.

„Arthur!", antwortete James Vater fröhlich und hielt dem anderen Mann die Hand hin.

„Sorry, Monty", Arthur hob einen Finger, "Aber Moody würde es mir nie verzeihen, wenn ich nicht dem Protokoll folgen würde. Also, lass mich überlegen... was brachte die letzte Eule, die ich dir geschickt habe?"

„Es war eine Dankeskarte", antwortete Mr. Potter sofort, „Effie hat Molly ein paar von James' alten Sachen für Bill und Charlie geschickt."

„Wunderbar", lächelte Arthur und akzeptierte nun endlich Mr. Potters Hand.

„Jungs, ihr erinnert euch an Arthur Weasley", sagte Fleamont und scheuchte sie alle vor, sodass sie auch die Hand des Mannes schütteln konnten. „Das ist mein Sohn James, Sirius, Peter Pettigrew und Remus Lupin."

„Hallo alle zusammen, was ist das?" Arthur erblickten den Enten-Portschlüssel, den Remus noch immer umklammerte.

„Äh. Eine Quietscheente", antwortete Remus und sah darauf hinab.

„Interessant, interessant. Und wofür benutzt man die?", fragte Arthur weiter und betrachtete das gelbe Plastikspielzeug mit eindringlicher Neugier.

„Äh... es ist einfach eine Plastikente", Remus zuckte die Schultern, „möchten Sie sie haben?", er hielt sie ihm entgegen. Arthur strahlte ihn an und nahm die Ente an sich.

„Sagt es aber nicht Molly! Sie denkt jetzt schon, ich sei verrückt."

Remus lächelte höflich und dachte innerlich, dass Molly wahrscheinlich Recht hatte.

„Wie geht es Molly?", fragte Fleamont. „Und den Jungen? Ich habe gehört es sind Zwillinge?"

„Ja, sie sind jetzt drei Monate alt", nickte Arthur glücklich, „Ich hab überlegt, ob wir nach fünf Kindern vielleicht besser aufhören sollen, aber Molly will unbedingt ein Mädchen. Das arme Ding wird aber deutlich in der Unterzahl sein, so wie die Dinge jetzt stehen."

Während er sprach, führte er sie aus dem hyperfemininen Wohnzimmer, durch einen schmalen Flur und in eine winzige Küche, an die ein Wintergarten angrenzte. Frank und Alice waren in der Küche und stellten eine Reihe von Tassen auf die Küchenplatte.

„Hallo!", lächelte Alice, „Tee?"

Sie nahm alle Bestellungen entgegen, während Frank Teeblätter in verschiedenen Teekannen verteilte und sie wurden alle dazu aufgerufen, für das Treffen in den Wintergarten zu gehen.

„Wem gehört dieses Haus, Dad?", fragte James.

„Es ist besser, wenn wir nicht zu viel wissen", antwortete Mr. Potter, „Kommt, sie werden schon alle warten."

Nach der schattigen, düsteren, engen Küche im 1930er Stil schien der Wintergarten blendend hell und extrem warm. Er bestand aus sauberen Terrakotta-Fliesen, die mit einem selbstgesponnenen Flickenteppich bedeckt waren. Die umgebenden Fenster waren aus Glas und boten Aussicht auf einem perfekt gepflegten Garten, in dem zwei Schaukeln und eine Rutsche standen. Das Dach bestand aus durchsichtigem Plexiglas und war mit alten, toten Blättern von letztem Winter bedeckt. Es roch nach Dünger und Geranien und Pflanzentöpfe standen auf Regalen und auf Beistelltischen im Raum verteilt.

Das alles bemerkte Remus aber erst gar nicht, denn der Raum war voller Leute. Es mussten bestimmt zwanzig oder dreißig Zauberer und Hexen sein, die feierlich um einen großen Holztisch versammelt waren, woanders standen oder zwischen den Körben mit Gartenmobiliar eingequetscht waren. Hagrid war der größte – Remus hatte Hagrid noch nie woanders als in Hogwarts gesehen, das so riesig war, dass es sogar irgendwie die gigantischen Proportionen des Wildhüters kompensierte. In diesem heißen, kleinen raum sah er fast unecht aus.

Er erkannte weitere Personen; die Prewett-Zwillinge, Mad-Eye Moody, Professor Ferox, Ted Tonks, Emmeline Vance und Dorcas Meadowes – kein Dumbledore, aber zu Remus' Freude standen Lily, Mary und Marlene in einer Ecke. Sie sahen in so einer Menge furchtbar jung und schüchtern aus. Sie begrüßten die Jungen mit eifriger Erleichterung. Mary umarmte Remus besonders fest.

„Du bist hier!", sagte er überrascht.

„Ich bin noch nie besonders schlau gewesen", lächelte sie reumütig.

„Remus!", Marlene streckte eine Hand nach ihm aus: „Das ist Danny!"

Ein großer Mann stand knapp hinter ihr. Er hatte Marlenes Lächeln, ihre rötlichen Wangen und das strohblonde Haar.

„Oh, hallo", nickte Remus, plötzlich schüchtern. Sirius trat einen Schritt näher, sodass ihre Schultern sich berührten.

„Hi!", sagte Danny grinsend. Er hatte eine frische Narbe unter dem Kragen seiner Roben, aber nichts in seinem Gesicht - noch nicht. Er streckte eine Hand nach Remus aus, „Freut mich, dich endlich kennenzulernen, ich verdanke dir so—"

„Danny McKinnon!", platzte James plötzlich hervor. Er hatte Lily endlich genug begrüßt und erst jetzt dieses unbeholfene Aufeinandertreffen bemerkt. Er schritt auf sie zu, „Darf ich dir sagen, dass du absolut und ohne Zweifel, der beste Treiber bist, den die Cannons je hatten?!"

Danny lachte liebenswürdig: „Danke. Ich hab gehört du bist ein verdammt guter Jäger – du bist doch James Potter, oder?"

„Ja, ich würde echt gerne—"

„Ich muss euren Kaffeeklatsch leider unterbrechen, Jungs", bellte Moody, „wir haben einiges zu besprechen."

Das ließ alle verstummen und sie versammelten sich mit ernster Miene um den Tisch. Sie begannen mit einer Vorstellungsrunde, auch wenn sich die meisten sowieso kannten. Als Sirius Name genannt wurde, war ein wenig leises Murmeln zu hören, aber er starrte sie nur trotzig an. Remus war stolz auf ihn – lass sie alle sehen, dass sie niemals ein Buch nach seinem Einband beurteilen sollten, oder einen Mann nach seinem Namen.

Danach las jemand das Protokoll des letzten Treffens vor – Remus verstand nichts davon. Sie alle schienen in einem eigenartigen, erwachsenen Code zu sprechen und keiner stoppte kurz, um ihnen die Dinge zu erklären, so wie es in der Schule gemacht wurde. Viele Namen wurden genannt; Menschen in den verschiedensten Teilen des Landes, die auf ihrer Seite waren – oder die zur anderen Seite gewechselt waren. Verschiedene Gesetze, die beim Zaubergamot durchgesetzt wurden, Arten, um Wahlstimmen zu gewinnen, wie man Menschen überzeugen konnte, so zu denken wie der Orden.

Remus wagte einen Blick zu Sirius, James und Peter und war erleichtert, dass sie genauso überfordert zu sein schienen wie er. Dann wurde die Liste der Vermissten vorgelesen und alle lauschten gespannt. Alice schlug eine Schweigeminute vor, die alle befolgten.

Es gab noch mehr Updates – alle wollten wissen, was Dumbledore gerade tat, welche Fortschritte er gemacht hatte. Fortschritte wobei genau, wusste Remus nicht. Neue Aufgaben wurden verteilt – Frank und Alice mussten die nächste Woche für jeden Abend nach Anglesey, um genau achtzehn Uhr. Ein Mann mit dem Namen Shacklebolt, musste unseren gemeinsamen Freund nächsten Freitag sie wissen schon wo treffen. Die Prewett-Zwillinge patrouillierten diese und jene Route. Alle nickten, als Moody sie nacheinander aufrief.

Endlich beendete Moody die Diskussion.

„Die, die gehen müssen, geht", sagte er schroff, „ich benachrichtige Sie über unsere üblichen Kanäle wegen des nächsten Treffens. Alle, die mit mir sprechen wollen, müssen ein wenig warten." Er stand auf, Hände auf den Tisch gestützt.

Plötzlich war der kleine Wintergarten nicht mehr still und ernst, als alle mit der Person neben ihnen zu tratschen begannen und verstohlen Dinge ausmachten oder sich einfach auf den neuesten Stand brachten.

Remus zwinkerte. Das war's? Er runzelte die Stirn und suchte nach Mr. Potter, der sich durch den Raum zu ihnen schlängelte: „Kommt mit mir und Hagrid mit", sagte er zu ihrer Gruppe, „ihr auch, Ladies, wir arbeiten euch ein, hm?"

Remus entspannte sich endlich. Gott sei Dank dafür. Es war zutiefst unangenehm, so verloren zu sein. Er fühlte sich unglaublich jung und naiv.

„Nicht du, Junge", Alastor Moody erreichte sie ebenfalls und klatschte eine schwielige Hand auf Remus Schulter. „Ferox und ich brauchen dich kurz. Und dich, McKinnon – also Daniel", fügte er hinzu, um Marlenes erschrockenen Gesichtsausdruck zu beantworten.

Remus Augen weiteten sich und er bat in Gedanken Sirius um Hilfe, doch es kam nur Ferox hinzu, der lachte: „Schau nicht so verschreckt, Lupin, ich verspreche, dass wir dich nicht foltern werden."

Remus lachte schwach und akzeptierte sein Schicksal. Er und Danny folgten Moody und Ferox aus dem Wintergarten zurück ins Haus; durch die winzige Küche und den Flur entlang, die Treppe belegt mit braunem Teppich hinauf, die unter ihren Füßen knarzte.

Sie betraten einen kleinen, quadratischen Raum, offensichtlich ein Kinderzimmer. Es stand ein kleines Bett in der Ecke, mit einem Stern- und Raketenmuster auf der Bettdecke. Die Möbel waren klein und pastellblau gestrichen und es klebten Sterne an der Decke, die im Dunkeln leuchteten.

„Setzt euch, Jungs", Ferox nickte auf das kleine Bett. Danny und Remus folgten ihm. Moody blieb stehen. Er türmte sich vor ihnen auf, sein magisches, blaues Auge schwirrte in seiner Hülle.

„Ihr könnt bestimmt erraten, worüber wir reden wollen", sagte er.

Remus hatte nicht das Gefühl, dass Moody wirklich wollte, dass sie zu Raten begannen, aber Danny sagte: „Die Werwölfe."

„Richtig", sagte Ferox, der in einem kleinen Schreibtischstuhl saß und sich nach vorne auf seine Knie lehnte.

Er war so gutaussehend wie immer, Remus Meinung nach. Noch immer ein breiter, freundschaftlicher ‚Mann der Tat'. Seine goldblonde Mähne war so glänzend, wie damals, als Remus vierzehn gewesen war, nur mit ein paar grauen Strähnen. Eine alte, angenehme Wärme blubberte in Remus' Magengrube – eine Schwärmerei, die er zu der Zeit gar nicht bemerkt hatte, die sich jetzt so unschuldig anfühlte. Er lächelte schließlich, als er sich etwas beruhigter fühlte.

„Ich weiß nicht, wie ich helfen kann", sagte Danny. „Ich habe noch nie einen getroffen, abgesehen von dieser Nacht." Er schauderte leicht.

„Aber Lupin hier schon", sagte Moody und fixierte beide seiner Augen auf Remus.

„Wirklich?", Dannys Augen wanderten Remus entlang; er beobachtete ihn überrascht.

Remus wusste natürlich, was Danny sah. Es war, was jeder sah, ein dünner, schlaksiger Achtzehnjähriger mit einem zu langen Hals und struppigen, blonden Haaren und knubbeligen Knien und so vielen Narben. Er schluckte und fühlte sich wie ein dummes Kind in einem Raum voller Männer.

„Ja, habe ich", sagte er und blickte auf ihre Hände. „Zwei Mitglieder aus Greybacks Rudel, Livia und Castor."

„Greyback?!", sagte Danny, beeindruckt mit hauchender Stimme. „Heilige Scheiße."

„Für Remus ist so eine Operation nichts Neues", sagte Ferox. Er klang stolz, aber Remus sah flehend zu ihm auf, denn doch, das alles war neu – spionieren und geheime Treffen und Krieg. Er mochte das Gefühl nicht. Alle erwarteten immer so viel.

„Ich habe nur mit ihnen geredet", sagte er. „Sie konnten mir nichts tun, weil Greyback es ihnen verboten hat, denke ich. Sie machen alles, was er sagt. Sie sind loyal."

„Wie eine Armee", sagte Ferox nickend, als ob er verstehen würde. Remus starrte ihn lange an.

„Nein", sagte er, „wie eine Familie."

„Sie sind ein gefährlicher Kult", sagte Moody scharf. „Mir ist egal, wie wir es nennen wollen. Wir müssen sie im Auge behalten. Wir brauchen Einblicke."

„Also, was wollen Sie, das wir tun?", fragte Remus, der sich gerade hinsetzte. Er fühlte sich mehr wie er selbst. Ferox sah ihn noch immer an, aber jetzt mit echtem Respekt.

„Ja, was können wir tun?", fragte Danny.

Moodys hageres, narbiges Gesicht verformte sich zu einem heimtückischen Lächeln.

„Schon einmal von der Nokturngasse gehört?"

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Songtext: Don't Fear the Reaper von Blue Oyster Cult.

Früher gab es in Großbritannien keine Abschlussparty, Abschlusszeremonie oder ‚Prom'. Man wird auch erst nach der Universität ‚AbsolventIn' genannt, nach der Schule ist man einfach SchulabgängerIn

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