Chapter 49: Siebtes Jahr: Federkauf

CW - homophobe Beleidigungen---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Freitag, 9. September 1977

„Sieben Jahre. Sieben Jahre an dieser Schule. Und ich habe absolut nichts gelernt.", sagte Remus als er krampfhaft nach der richtigen Passage in seinen Geschichtsbüchern suchte.

Es waren in diesem Moment zwölf von ihnen geöffnet, und er konnte sich nicht erinnern welches das beste Gegenargument für die Pixie-Umsiedlungs-Verordnung beinhaltete. Sieben Bücher lagen offen auf dem Tisch vor ihm und nahmen fast den ganzen Platz ein. Fünf schwebten vor ihm mitten in der Luft auf Augenhöhe, sodass er nach der richtigen Stelle suchen konnte.

„Wenn du nichts gelernt hast, was ist dann mit dem Rest von uns?" Christopher lächelte friedlich von seinem Platz auf dem Boden. Er saß mit gekreuzten Beinen, vor ihm auf dem Teppich seine Bücher.

„Ich habe nichts Nützliches gelernt", erwiderte Remus ungeduldig, immer noch am suchen.

„Wie definieren wir nützlich?"

„Alles, das mir hilft meine NEWTs zu bestehen."

„Oh, weil du die OWLs ja so verhauen hast...", spottete Christopher sarkastisch.

„NEWTs sind vollkommen anders", entgegnete Remus und hatte endlich die Passage gefunden die er brauchte, doch nun suchte er nach seinem Federkiel.

Wirklich anstrengend..."

Er fand seine Feder (hinter seinem Ohr, peinlicherweise), aber dann... "Scheiße."

„Was?" Christopher sah auf.

„Hab meine Tinte verloren..."

„Du musst dir eine selbstauffüllende Feder besorgen. Wir können in Hogsmeade danach suchen, nächstes Wochenende, wenn du magst."

„Ja, warum nicht...", Remus hob weiterhin nacheinander seine Bücher an.

„Hier, Ich habe einen Bleistift, wenn es nur für Notizen ist...", Christopher bückte sich unter den Tisch, um nach seiner Tasche zu schauen. Remus fühlte sich etwas schuldig dafür, dass er den ganzen Platz einnahm.

„Sorry", sagte er und nahm einen Moment Abstand von dem ganzen Chaos.

„Es ist alles gut. Es wird alles gut, sobald wir die Lerngruppe wieder zum Laufen bringen..."

„Sprichst du mit dir selbst, Moony?" James und Sirius erschienen in ihren Quidditch Umhängen (Sirius war immer noch offiziell aus dem Team geworfen, aber nichts hielt ihn davon ab, das Feld an Tagen, an denen nicht trainiert wurde, zu benutzen und wenigstens lenkte es ihn ab.)

„Bei Merlins schrumpeligen Eiern", sagte Sirius und starrte Remus' Tisch an.

„Du kannst nicht so viel Hausaufgaben nach der ersten Woche haben?!"

„Ich lese mich in meine Themen ein", antwortete Remus, wieder genervt.

„Hier, Remus", Christopher tauchte wieder unter dem Tisch auf und präsentierte einen Stift."

„Danke!", Remus nahm ihn und begann, auf seinem Pergament zu kritzeln.

„Oh, hallo Black", Christopher nickte ihm höflich zu und zog den Kopf ein.

Remus unterbrach sein Kritzeln für einen Moment und sah auf. Sirius musterte Christopher mit einem Ausdruck gelangweilter Geringschätzung.

„Hallo", nickte er. Er sah Remus an. „Lerngruppe, ja?"

„Nein, nur normales Lernen heute", erklärte Remus. „Aber ich meinte gerade, dass wir bald wieder ein Treffen planen sollten – wenn noch Interesse besteht."

„Natürlich tut es das!", sagte Christopher begierig, „Du hast die Hälfte von uns letztes Jahr durch die OWLs gebracht."

„Ja", sagte Sirius aus dem Blauen heraus. Er sah gedankenverloren aus, was gefährlich war. „Ja, ich mache vielleicht dieses Jahr mit. Was ist mir dir, Prongs?"

James sah von seinem Platz auf dem Sofa auf, wo er seinen Besen reinigte.

„Kumpel, ich habe schon genug zu tun! Sorry, Remus."

Remus zuckte mit den Schultern. Er schaute Sirius an.

„Du würdest Lerngruppen hassen."

„Naja Ich werd's nicht wissen bis ich es nicht versucht habe, oder? Und du sagst immer, es ist so ein wichtiges Jahr."

„Mh, das sage ich eigentlich bereits seit drei Jahren..."

„Und es hat endlich gezogen!", grinste Sirius. Dieses Sirius Black Grinsen. Sogar mit allem was zwischen ihnen war, war es komplett entwaffnend.

„Außerdem", fuhr Sirius fort und warf nun Christopher einen Blick zu, „wäre ich in der Lage etwas von meiner Weisheit zu teilen."

Remus diskutierte nicht weiter. Er hatte seine Lektion gelernt – du konntest Sirius von nichts abbringen; er musste von selbst darauf kommen.

Und ja, er wollte vermutlich der Lerngruppe beitreten weil Christopher dabei war. Aber am Ende des Tages war Sirius derjenige, der entschieden hatte die Beziehung geheim zu halten; Sirius war derjenige der so tat, als wollte er nur Hausaufgaben machen. Remus würde einfach mitspielen.

In der Zwischenzeit fühlte Remus sich als ob er regelrecht durch die erste Hälfte des Semesters stolperte. Er hatte sich seit seinem ersten Jahr nicht mehr so vom Stundenplan überfordert gefühlt. Alles erschien zehnmal schwieriger als im letzten Jahr, die Aufsätze mussten zehnmal länger sein. Er fühlte sich plötzlich sehr schuldig, weil er den ganzen Sommer mit Entspannung und Spaß verbracht hatte, während die Zeit vorangeschritten war.

Obwohl er Zaubertränke, Astronomie und Kräuterkunde abgewählt hatte, hatte er immer noch Arithmantik, Geschichte, Zauberkunst, Verwandlungen, Verteidigung gegen die dunklen Künste und Pflege magischer Geschöpfe, und alle schienen viel komplexer, jetzt wo das letzte Jahr so richtig anlief. Nicht zu vergessen seine extra Stunden mit Madam Pomfrey.

Nicht zum ersten Mal war Remus extrem froh, dass er kein Vertrauensschüler mehr war, als er die meiste seiner Zeit in den Tiefen der Bibliothek verbrachte, über alten Texten brütend und Staub in seinen Haaren. Er blieb dort während seiner Freistunden, in der Hälfte seiner Mittagspause und blieb häufig so lange dort, bis Madam Pince ihn hinauswarf.

Am Ende war er wirklich froh, seine Lerngruppe wieder zu treffen, nur um etwas menschliche Gesellschaft zu haben.

„Da bist du ja!" Christopher traf ihn nach dem Unterricht an einem Donnerstag vor dem Zauberkunst-Klassenzimmer. Professor Flitwick war so freundlich gewesen, ihnen für ein weiteres Jahr sein Klassenzimmer zu überlassen.

(„Ich habe keine Zweifel daran, dass du eines Tages ein eigenes Klassenzimmer haben wirst, junger Lupin!", hatte der kleine Lehrer entzückt gequiekt. Remus war rot angelaufen und hatte nichts erwidert. Eines Tages würde sein Geheimnis gelüftet sein; jeder würde wissen dass er nicht zum Unterrichten geschaffen war, oder überhaupt in einer Schule sein sollte, und was dann?)

„Hier bin ich", antwortete Remus Christopher mit einem Lächeln. „Hast du nach mir gesucht?"

„Nicht wirklich, habe dich nur nicht viel gesehen in der letzten Woche. Nicht mal im Gemeinschaftsraum."

„Ich habe dort abends immer eine Stunde gelesen", sagte Remus, „aber erst nachdem die Bibliothek geschlossen war." Und bevor Sirius gähnend um ein Uhr morgens herunter kam und ihm befahl zu Bett zu gehen.

„Bewundernswerte Hingabe", nickte Christopher, als sie den Raum betraten und anfingen, die Stühle und Tische für ihren Zweck umzustellen.

„Aber übertreib es nicht zu sehr, ja? Versuch, dein letztes Jahr noch etwas zu genießen!"

„Ich genieße es zu lernen", sagte Remus bestimmt und packte seine Bücher aus. Das war nicht wirklich gelogen, aber er wusste, dass er abwehrend klang.

Die Wahrheit war, dass er wusste, dass er härter und länger als nötig arbeitete. Aber es war besser als nachts wach zu liegen und sich über die vielen anderen Probleme zu sorgen, die ihn plagten. Er hatte noch nichts von Grant gehört – doch das lag hoffentlich nur an der Muggelpost. Er hatte noch keinen vernünftigen Gedanken an seine Mutter verschwendet, obwohl er wusste, dass er es sollte. Es hatte drei Berichte von Werwolf-Attacken über den Sommer gegeben, und eine Verhaftung. Wenn man so darüber nachdachte, waren die NEWTs das einzige, was Remus momentan bewältigen konnte.

Und er dachte auch nicht, dass ihn wirklich irgendwer vermisst hatte – immerhin waren alle ziemlich beschäftigt. Lily und James hatten viele neue Verantwortungen, neben den NEWTs. Lily belegte Zaubertränke für Fortgeschrittene, James hatte Quidditch. Peter und Dorcas waren in ihrer On-Off-Beziehung, aber es schien ihn ziemlich zu beschäftigen, und Marlene arbeitete härter denn je in diesem Jahr, um sich auf ihre Heiler-Einstiegsprüfung vorzubereiten. Mary hatte natürlich einen neuen Freund, der sie beschäftigte.

„Du brauchst eine Pause", sagte Christopher und setzte sich neben Remus, wie sein Stellvertreter. „Das ist alles, was ich sagen will."

„Ok", nickte Remus, als ob er sich es wirklich zu Herzen nahm.

Es war in Ordnung für Christopher; er war ein Reinblüter. Selbst wenn er nicht so hart arbeiten würde, wie er es tat, gab es vermutlich einen bequemen Job im Ministerium für ihn, sobald er die Schule abschloss. Wenn Remus jede Stunde jedes Tages lernte und ein O in jedem NEWT bekam, sah er trotzdem keine Zukunft für sich, außer einen Teilzeitjob und die Abhängigkeit von seinen Freunden. Und das nur, falls Greyback ihn nicht zuerst schnappte oder das Ministerium ihn einsperrte.

Die anderen Schüler kamen allmählich in das Klassenzimmer, also konnten sie aufhören darüber zu reden. Es war eine kleinere Gruppe als letztes Jahr, aber immer noch ein gutes rundes Dutzend. Man konnte auch nicht erwarten, dass alle in der ersten Woche auftauchten. Sirius stieß zu ihnen, zu Remus' Überraschung und zur Freude der Mädchen.

„Setz dich hierhin, Sirius!" Martha Eriksson, eine Hufflepuff aus dem 5. Jahrgang winkte ihm zu.

Sirius lächelte höflich und kam der Aufforderung nach, sein Platz war genau gegenüber von Remus. Remus nickte ihm zu und versuchte nicht zu lange Augenkontakt zu halten, bevor er sich leicht räusperte und die Gruppe ansprach.

„Hallo ihr", er lächelte als er sie ansah, „schön, euch alle wieder zu sehen. Ähm. Sollen wir erst mal ein Fach aussuchen? Hat jemand ein Problem mit einem?"

Die Fünftklässler hatten alle Probleme mit Astronomie und Christopher meldete sich freiwillig um mit ihnen die Eudoxus-Theorie der Planetenbewegungen durchzugehen. Drei der Sechstklässler kamen mit einem Geschichtsaufsatz nicht weiter und die Zweitklässler brauchten Hilfe mit Verwandlung.

„Ok", sagte Remus zu den Sechstklässlern, „Wenn ihr etwas warten könnt, Ich kümmere mich zuerst um die zwei mit ihren Verwandlungen..."

„Das kann ich machen", sagte Sirius plötzlich.

„Wirklich?", Remus blinzelte und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Wirklich", antwortete Sirius cool, „Ich bin eh besser als du in Verwandlungen."

„Oh, na dann..."

Die zwei Zweitklässler sahen sehr froh darüber aus, Sirius Black abzukriegen, dessen Ruf als Schulrebell und Herzensbrecher ihm voraus eilte. Martha Eriksson sah etwas angesäuert aus.

Die Lernsitzung, angesetzt für zwei Stunden, lief, wie Remus fand, sehr gut.

Er versuchte nicht zu sehr auf Sirius zu achten, obwohl eine Menge Lärm und Gelächter aus ihrer Ecke des Raums kam. Am Ende schienen alle das erreicht zu haben, was sie erreichen wollten, und Sirius blieb zurück, um ihm dabei zu helfen, den Raum aufzuräumen.

„Bei dir alles okay?" fragte Christopher Remus, „Ich muss mit Lily auf Patrouille gehen."

„Bei uns ist alles gut", sagte Sirius mit einem, seiner Meinung nach vielleicht nettem Lächeln, doch es grenzte ein bisschen an Wahnsinn.

„Ok, gut", Christopher warf ihm einen hochmütigen Blick zu bevor er sich zu Remus umdrehte. „Ich seh' dich Samstag beim Einkaufen?"

„Gut, ja, wir treffen uns im Gemeinschaftsraum nach dem Frühstück", nickte Remus und half Sirius einen Tisch zurück zu stellen.

„Bis dann!"

Sobald die Tür geschlossen war, hielt Sirius in seiner Bewegung inne und stemmte die Hände in die Hüften, ihn finster anblickend.

„Du gehst mit ihm nach Hogsmeade?!"

„Ja, das habe ich gesagt." Remus runzelte die Stirn, etwas verwirrt. „Ich brauche eine neue Feder. Was ist das Problem? Ich kann euch ja treffen, nachdem ich mit dem Einkauf fertig bin oder nicht?"

„Aber ich dachte wir beide würden...Ich habe dich die Woche kaum gesehen."

„Wir wären nicht alleine, James und Peter wären da. Es ist nicht so, als würde ich dir irgendetwas wegnehmen."

„Lily und James werden sich abkapseln, und Peter und Dorcas vermutlich auch."

Sirius war jetzt nah dran zu schmollen. Remus wusste, dass er versuchen musste, zu verhindern, dass Sirius eingeschnappt war.

„Du kannst mit mir und Christopher kommen, wenn du willst", sagte er. Sirius zog eine Grimasse.

„Einkaufen."

„Du brauchst auch Federkiele. Der einzige Grund warum ich andauernd keine habe ist weil du meine klaust."

„Aber Moony..."

„Du bist nicht eifersüchtig, oder?"

„Natürlich nicht." Sirius schüttelte seinen Kopf und widmete sich wieder den Tischen, indem er mit seinem Zauberstab wieder Ordnung herstellte. Er seufzte tief. „Dann komme ich eben mit einkaufen."

Remus fühlte sich etwas schuldig.

„Ich werde schauen, dass ich Chris danach loswerde. Oder wir könnten nach den anderen schauen und etwas trinken gehen?"

„Ich werde nicht zu Madam Puddifoots gehen", sagte Sirius ernst, eine Spur Humor kehrte in sein Gesicht zurück. Remus lächelte und haute ihm auf die Schulter.

„Gut. Sonst müsste ich aufhören, dich gut zu finden."

„Als ob du das könntest."

Sirius nahm sein Handgelenk und zog ihn näher an sich, dann küsste er ihn heftig auf die Lippen. Oh, dachte Remus, das haben wir eine Weile nicht gemacht. Dann fühlte er sich wieder schuldig. Vielleicht hatte Sirius Recht – er war so beschäftigt mit allem anderen gewesen, dass er die eine Sache vernachlässigt hatte, die vermutlich alles erträglicher gemacht hätte.

Sie lösten sich voneinander und Sirius beäugte die Tür und leckte sich über die Lippen. „Musst du in die Bibliothek oder sonst wo hin?"

Remus schüttelte den Kopf. Sirius grinste. „Gut. Colloportus."

Das Türschloss klickte, als es sich verriegelte.

* * *

Samstag, 17. September 1977

„Hast du deine verdammten Vorhänge zugehext, du Spinner?" James' Stimme weckte Remus und Sirius am Samstag des Hogsmeade Ausfluges.

Remus setzte sich kerzengerade hin, die Augen geweitet. Er starrte die Vorhänge an, die sich schüttelten, als James versuchte, hineinzugelangen. Sirius ging die Sache etwas entspannter an, rollte sich langsam herum und stöhnte.

„Hau ab, Potter."

„Du verpasst das Frühstück!"

„Komme gleich runter."

„Hogsmeade ist heute, vergiss es nicht! Gemeinschaftsraum, um genau 10 Uhr."

Verpiss dich, Prongs!"

„Charmant.", murmelte James, aber die Vorhänge hörten auf zu rütteln und ein paar Momente später konnte man seine Schritte die Treppe hinunter hören.

Remus atmete auf. Er presste eine Hand auf seine Brust, wo sein Herz heftig schlug und befahl ihm, sich zu beruhigen.

Mein Gott", atmete er schwer aus.

„Ein bisschen schreckhaft, Moony?" Sirius grinste, rollte sich auf seinen Rücken und streckte seine Arme über seinen Kopf.

„Ich muss wirklich aufhören, hier einzuschlafen."

„Es ist alles gut. Der Zauber hat doch gehalten, oder nicht?"

„Du und James haben Probleme mit Grenzen." Remus zog die schwere Decke zurück.

„Vermutlich. Hey, nicht weggehen!" Sirius streckte seinen Arm nach ihm aus.

„Frühstück!", sagte Remus bestimmt und suchte nach seiner Unterwäsche.

Sie wuschen sich, zogen sich an und eilten dann nach unten in die große Halle, gerade rechtzeitig für die letzten Reste Toast und Haferbrei.

„Ich würde es von Black erwarten, aber es sieht dir nicht ähnlich eine Mahlzeit zu verpassen, Remus", sagte Lily, die durch eine Ausgabe von Der Tagesprophet blätterte.

„Ich war lange wach und habe gelesen", sagte Remus, „Ich kann Samstags auch mal länger schlafen, wenn ich will..."

„Habe nichts dagegen gesagt", rügte sie ihn, als ob er besonders empfindlich wäre.

Sie senkte ihre Zeitung. „Ich habe gestern Abend mit Christopher Barley patrouilliert. Er hat erwähnt, dass ihr heute zusammen nach Hogsmeade geht.

„Mhh?" Remus sah sie verdutzt an, sein Mund voll Toast und Honig.

Was ging hier vor? Alle sahen ihn plötzlich an, mit unterschiedlichen Graden der amüsierten Neugier. Er schluckte.

„Ja. Nur zu Scrivenshafts, ich brauche eine neue Feder."

„Ihr versteht euch ganz gut, oder nicht?", fragte Lily in Unschuldsmanier.

„Wir leiten die Lerngruppe zusammen..."

„Hat er dich gefragt, Remus?", mischte sich nun Mary ein.

„Was hat das denn damit zu tun?"

„Oh, komm schon", sie grinste. „Chris ist definitiv...du weißt schon, so wie du. Er ist so camp."

„Ist er?" fragte Remus unbehaglich. „Ist mir nicht aufgefallen. Wir kaufen nur Federkiele, sonst nichts."

„Aber falls er auf dich steht–"

„Merlin, lasst ihn in Ruhe, ja?!", sagte Sirius hitzig und starrte beide Mädchen an, „Nur weil Christopher...was auch immer ist, heißt das nicht, dass Moony automatisch mit ihm ausgehen muss. Er ist nicht so verzweifelt."

„Hey", sagte Remus, froh für die Unterbrechung, „Wer sagt, dass ich überhaupt verzweifelt bin?!"

„Genau", Sirius nickte, „Seht? Er ist nicht interessiert."

„Oh, aber Chris ist wirklich nett", sagte Lily, „Ich dachte ihr würdet ein gutes Paar abgeben. Mit gleichen Interessen und so."

„Vielleicht will Moony ja nicht mit jemandem ausgehen, der ähnlich wie er ist.", warf Sirius ein und setzte seine Kaffeetasse etwas heftiger als nötig ab.

Remus legte verstohlen unter dem Tisch seine Hand auf Sirius' Knie, in der Hoffnung ihn zu beruhigen. Sirius warf ihm einen Blick zu und schaute dann auf seinen Teller. Glücklicherweise verstand er die Botschaft.

„Du darfst dir so etwas nicht zu Herzen nehmen", flüsterte Remus ihm auf den Weg zum Gemeinschaftsraum zu, sobald die anderen außer Hörweite waren.

„Es sollte dich aber stören", entgegnete Sirius, immer noch gereizt.

„Ja, aber du musst lernen dich zusammenzureißen, wenn wir–"

„Oh, jetzt geht's wieder darum", Sirius stöhnte schwer, „Es tut mir leid, ich bin nicht so gut mit diesem ganzen Undercover-Bullshit wie du."

„Was?!", Remus starrte ihn an. Sirius steckte seine Hände in die Taschen und murmelte: „Nichts." Er beschleunigte seine Schritte und holte James ein, Remus blieb allein zurück.

„Ist alles okay?", Lily verlangsamte ihr Tempo, als James und Sirius anfingen sich angeregt vor ihnen zu unterhalten.

„Alles gut", erwiderte Remus.

Er war jetzt in einer schlechten Stimmung. Was dachte Sirius eigentlich wer er war, sich darüber zu beschweren wie schwierig es war, Geheimnisse für sich zu behalten, wenn es von Anfang an seine Idee gewesen war, die Beziehung geheim zu halten?! Er sollte einfach mit Chris allein gehen und Sirius für den Rest des Tages ignorieren, dass geschähe ihm Recht.

„Was hat er gesagt?", fragte Lily.

„Hm?"

„Sirius", Lily nickte zu den zwei schwarzhaarigen Jungen vor ihnen. „War er ein Arsch? Du weißt, ich würde James die Erlaubnis geben, ihn zu boxen, falls er sich komisch verhält weil du..."

„Oh, nein, nichts dergleichen", Remus winkte ab und zwang sich zu lächeln. „Es ging um etwas anderes. Dummes Zeug, mach dir keine Sorgen."

Christopher wartete im Gemeinschaftsraum und lächelte schüchtern. Remus lächelte zurück und ging mit großen Schritten auf ihn zu. „Bereit?", fragte er fröhlich.

„Ja", Chris nickte erfreut. „Ich habe eine Liste von Büchern, nach denen ich auch schauen will – falls das okay für dich ist? Ich meine, falls du Zeit hast, bevor du dich mit deinen Freunden treffen musst..."

„Du bist auch mein Freund, Chris", sagte Remus und hoffte, dass Sirius es hörte.

Es war ein schöner Tag draußen, sonnig dafür, dass es Ende September war, nur ein wenig Kälte in der Luft, was hieß dass die meisten Schüler als sie im Dorf angekommen waren bereits ihre schweren Umhänge abgelegt hatten. Remus behielt seinen an, weil er so gut wie nie eine Kleidungsschicht abnahm, aber Chris zog seinen aus sobald sie die erste Reihe von Einkaufsläden erreichten.

„Ohhhh, schau ihn dir an!" hörten sie einen scharfen Ruf hinter ihnen. Sie wirbelten herum und sahen Barty Crouch und Regulus Black nicht weit von ihnen, beide lachten gemein.

„Ignorier sie", murmelte Chris Remus zu. „Sie sind mit mir in Zaubertränke, sie sind Idioten."

„Komm", sagte Remus, „Zeig mal deine Liste..."

Sie verbrachten einige schöne Stunden zusammen und wurden von niemandem gestört. Remus kaufte einen von den besonderen selbstauffüllenden Federkielen, und einen normalen als Ersatz. Sie gingen als nächstes zum Buchladen und Christopher kaufte so viel, dass er seine Tasche mit einem Leichtgewichts-Zauber verhexen musste, um alles zurück tragen zu können.

„Mein Koffer ist schon fast voll", er lachte. „So viele Muggel Bücher, die ich mitgebracht habe. Hast du Other Voices, Other Rooms gelesen?"

„Nein, ich habe diesen Sommer nicht viel gelesen..."

Es lief alles ganz gut, bis sie sich entschieden, noch einen letzten Halt bei Drei Besen einzulegen. Remus fühlte sich schon fast danach, Sirius zu verzeihen, jetzt wo er sich beruhigt hatte, allerdings war er etwas besorgt, wie die anderen auf ihn und Christopher reagieren würden.

„Lily hat gemeint, du hast ihr erzählt, dass wir gemeinsam nach Hogsmeade gehen...", sagte er beiläufig. Christopher zog seine Brauen zusammen.

„Ja, ich glaube das habe ich im Gespräch erwähnt."

„Du weißt, dass sie eine meiner besten Freundinnen ist", sagte Remus, in der Hoffnung er klang nicht all zu sehr danach als würde er Christopher wegen etwas beschuldigen, „Also...sie weiß dass ich schwul bin..."

„Mm, sie weiß es bei mir auch.", sagte Christopher. „Oder zumindest nehme ich es an. Die meisten wusste es, bevor ich es selbst wusste, glaube ich. Lily ist allerdings ein sehr nettes Mädchen."

„Ja, ist sie", nickte Remus. „Die Sache ist, ich glaube sie dachte, dass wir...ähm...naja, wir zusammen nach Hogsmeade gehen. Also...nur....falls wir meine Freunde treffen, sie benehmen sich vielleicht etwas merkwürdig."

„Oh", sagte Chris und sah verwirrt aus. „Ähm...ok? Meinst du es wäre besser, wenn wir nicht in den Pub gehen, falls sie da sind?"

„Nein", sagte Remus rasch – er wusste er machte sich selbst zum Affen in dem Versuch es zu erklären, „Ich meinte nur–"

„Hier sind sie ja!" Sie wurden erneut von dieser gemeinen Stimme unterbrochen.
Sie waren gerade um eine Ecke gebogen, als sie ihren Weg von zwei Slytherins aus dem sechsten Jahrgang versperrt sahen.

„Oh haut ab, okay?", seufzte Remus ungeduldig, „Geht und findet jemand anderen zum nerven."

„Pass auf, Loony Lupin", lachte Regulus, „Chrissy boy hier ist ein Schwanzlutscher!"

Chris lief rot an und sah auf seine Füße. Im Anflug seiner Wut zog Remus seinen Zauberstab und nahm eine Duellier-Pose ein.

„Verpiss dich, Black!", rief er, „Oder ich steck deiner Mami, dass du noch Quidditch spielst!"

Regulus machte ein finsteres Gesicht und zog seinen eigenen Zauberstab.

„Ja", fügte eine andere Stimme hinzu, „Und ich werde all deinen komischen Freunden erzählen, wie du, bis du zehn warst, noch ins Bett gemacht hast!"

Sirius erschien an Remus Seite. Remus lachte.

„Ist das wahr?"

„Jap."

„Halt den Mund!", rief Regulus wütend. Er wurde nicht rot, wenn er peinlich berührt war, sondern wurde noch blasser. „Flagrane!"

Protego!", rief Sirius und wandte den Zauber noch rechtzeitig ab.

„Warte nur!", knurrte Regulus und machte einen Schritt zurück.

„Was willst du machen, mir Strafarbeiten aufhalsen?", lachte Sirius. „Ich zittere schon vor Angst. Los, mach die Fliege, kleiner Bruder."

Regulus ballte die Fäuste.

„Du bist nicht mein Bruder!", spuckte er, als er sich umwandte und davon stolzierte; Barty folgte ihm und sah genervt aus, dass er keinen eigenen Spaß gehabt hatte.

„Ist mir Recht", sagte Sirius leise in sich hinein. Er drehte sich zu Remus und Chris um.

„Drei Besen?"

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