Chapter 43: Sommer 1977: Teil 2
Sweet handsome friend, I can tell you truly
that I've never been without desire
since it pleased you that I have you as my lover;
nor did a time ever arrive, sweet handsome friend,
when I didn't want to see you often;
nor did I ever feel regret,
nor did it ever come to pass, if you went off angry,
that I felt joy until you had come back;
nor [ever].
- Tibors de Sarenom
Zwei Stunden später...
Peter und Dorcas rollten knutschend im Gras herum. Alle waren betrunken, aber die beiden wahrscheinlich am meisten.
„Geht in euer Zelt, wenn ihr das unbedingt machen müsst!", James warf eine leere Cider-Dose nach ihnen.
„Ist das okay für dich, Moony?", Peter tauchte mit rotem Gesicht und trüben Augen auf, „wenn wir in unser Zelt gehen? Du kannst ja bei Prongs und Padfoot schlafen, oder?"
„Ach, keine Sorge," Remus winkte ab, „ich finde schon was." Sirius hatte ihn immer noch nicht angesehen und er hatte das Gefühl, dass er nach den abendlichen Ereignissen nicht besonders willkommen wäre.
Peter und Dorcas verschwanden, man hörte ein unterdrücktes Kichern aus dem Inneren des Zeltes und dann die geisterhafte Stille eines Schweigezaubers.
„Du kannst mit bei uns schlafen, wenn du willst, Remus", sagte Mary und stand auf, um zu ihrem Zelt zu gehen. Lily nickte, „Ja, unser Zelt ist viel größer – komm mit zu uns."
„Danke, Mädels," lächelte er dankbar. „Geht schon vor – ich bin noch nicht müde. Ich denke, ich gehe nochmal spazieren."
Er erhob sich mit steifen, schmerzenden Gliedern und ging zum Meer hinunter. So weit weg vom Feuer war es mittlerweile ziemlich dunkel, aber Remus Nachtsicht war so gut wie schon immer. Die Flut nahte heran, lauter als zuvor. Eine kalte Brise wehte über ihn hinweg und er kramte in seiner Tasche nach einer Zigarette. Er zündete sie an und atmete tief ein, schloss die Augen und hatte das Gefühl, endlich richtig denken zu können.
Er war froh, es ausgesprochen zu haben, egal wie es angekommen war, doch er zog immer noch in Betracht, zu gehen. Na gut, sie rissen ihm nicht gleich den Kopf ab, doch wer wusste schon, wie sie im klaren Morgenlicht mit nüchternem Verstand darüber denken würden. War es besser oder schlimmer, als ein Werwolf zu sein?
Er könnte immer noch disapparieren, wenn er wollte und vielleicht sogar nach Grant suchen. Remus spürte eine Woge von Schuldgefühlen. Er hatte seit einer ganzen Weile nicht mehr an Grant gedacht – vielleicht das ganze Jahr nicht. Der andere Junge war so freundlich zu ihm gewesen; hatte ihn aufgenommen und war bereit gewesen, ihn auf unbestimmte Zeit zu empfangen. Auch hatte er Remus großartige Ratschläge gegeben, wenn Remus sie nur angenommen hätte. Halt dich fern von reichen Jungs.
„Alles klar, Moony?", James näherte sich ihm. Remus drehte sich um. Sirius war bei ihm und sah belämmert drein. Es sah ganz so aus, als hätte James ihn gegen seinen Willen mitgeschleift. Das überraschte Remus nicht.
„Alles klar," nickte er. Er bot James eine Zigarette an. James schüttelte den Kopf.
„Wollte...nur sehen, ob du okay bist."
„Mir geht's gut, danke."
„Gut."
„Tut mir leid, wenn ich die Stimmung verdorben hab."
„Hast du nicht!", sagte James, ein wenig zu eifrig, als hätte er gehofft, dass Remus es zuerst ansprechen würde. Sirius zuckte zusammen, doch nur Remus merkte es. „Ganz ehrlich, Kumpel, wir sind echt froh, dass du es uns erzählt hast."
Remus nickte schlicht und starrte wieder hinaus aufs Meer, während er noch einen Zug von der Zigarette nahm. Hinter ihm hörte er, wie James Sirius anstupste, offensichtlich im Versuch, ihn dazu zu bringen etwas freundliches oder bestätigendes zu sagen, doch es führte zu nichts.
James meldete sich noch einmal zu Wort: „Lauf nicht weg, okay, Moony?"
Remus drehte sich um und zog eine Braue hoch. James grinste, „wir kennen dich. Bleib hier, ok? Alles ist gut. Selbst Pete hat es nichts ausgemacht."
„Pete," schnaubte Remus, „der ist zu sehr damit beschäftigt sich flachlegen zu lassen."
„Man kann's ihm nicht verübeln", lachte James. Er berührte Remus Schulter, „willst du drüber reden?"
Remus schüttelte den Kopf und sah nach unten. Er drückte die Zigarette aus und zündete sich sofort noch eine an. Sirius wollte auch eine, das merkte er. Aber Remus war streitlustig und solange Black nicht nachfragte, wie ein normaler Mensch, würde er auch keine bekommen.
„Danke, James", sagte Remus eindringlich und atmete Rauch aus. „Du bist ein echter Freund."
„Immer noch Rumtreiber", lächelte James müde. Er gähnte, „ich denke, ich hau mich hin. Kommt ihr mit?"
„Ich rauche noch eine." Remus hob seine zweite Zigarette.
„Ich nehm' auch eine", sagte Sirius schroff. James nickte, unterdrückte noch ein Gähnen und drehte sich um.
„Kommt nicht zurück, solange ihr nach Zigarettenqualm stinkt, ihr zwei", warf er über die Schulter, als er zum Lagerfeuer zurück lief.
Remus richtete seinen Blick wieder aufs Meer, aber reichte Sirius die Schachtel. Er hörte, wie er sich eine Zigarette nahm, sie entzündete und einatmete. Er wartete nur darauf.
„...Warum hast du es gesagt?", fragte Sirius.
Remus schloss die Augen und lächelte sanft. Er wollte nicht streiten, doch er war bereit – er war immer bereit.
„Weil ich es wollte. Ich musste einfach wissen, was sie denken, so oder so."
„Es ist, als würdest du auf einmal alles um mich herum verändern." Er klang nicht anklagend. Er klang verletzt.
„Das wollte ich nicht."
„Hast du erwartet, dass ich auch etwas sage?"
„Nein, ich habe gar nichts erwartet", erwiderte Remus gereizt. „Eigentlich hatte es rein gar nichts mit dir zu tun."
„Ok, ok." Sirius hob geschlagen die Hände, immer noch unbehaglich wirkend. „Es ist nur... ich hätte gedacht du würdest es mir zuerst sagen, das ist alles. Unter gegebenen... Umständen."
Das überrumpelte Remus vollkommen und er sah Sirius endlich an. „Du meinst, du wusstest es noch nicht?! Wie konntest du es nicht wissen?!"
„Du hast gesagt du wärst nicht...", Sirius zuckte die Schultern. „Genauso wie ich es nicht bin. Ich dachte nur, wir wären uns einig, das ist alles."
Remus spürte Ärger in sich aufkochen. Typisch Sirius, er dachte nie über etwas anderes nach, als seine eigene Erfüllung, nicht mal für einen Moment kam ihm in den Sinn, dass andere auch Gefühle und Gedanken hatten.
„Das waren wir offenbar nicht", sagte er kalt. „Wie auch immer, ich sehe nicht wirklich, was das jetzt noch ändert. Wenn das alles ist was dir Sorgen bereitet, dann entspann dich. Du bist sicher", sagte Remus steinern. „Ich werde keinem von uns beiden erzählen und ich bezweifle, dass irgendwer dich verdächtigt, bei deiner beträchtlichen Vergangenheit mit Mädchen. Ich verstehe nicht, warum es dir so wichtig ist, was ich den Leuten erzähle."
„Es ist mir wichtig", protestierte Sirius.
Remus schloss die Augen. Noch ein paar Monate zuvor, hätte das wundervoll geklungen. Aber, Gott , er war so müde.
„Remus?!", Sirius klang halb genervt, halb verängstigt, „Ich kann mich um dich scheren und es nicht... du weißt schon, von den Dächern schreien."
„Mich flachlegen zu wollen ist nicht dasselbe, wie sich um mich scheren."
„Remus! Verdammt nochmal, nur weil ich nicht...ich bin noch nicht da, wo du bist. Das heißt aber nicht, dass ich nicht dieselben... ugh, verfickt nochmal." Sirius verfluchte seine eigene Undeutlichkeit.
„Und all die Mädchen?", fragte Remus schnippisch.
„Das... das ist was anderes."
„Ok" seufzte Remus mit leerer Stimme. Er war bereit, es dabei zu lassen. Sirius nicht.
„Du verstehst das nicht."
Remus sagte nichts. Er sah nicht ein, dass er es verstehen musste . Er musste jetzt einfach der Stärkere sein.
Sirius fuhr fort, mit einer Hand auf Remus Arm. „Wenn ich an mich mit ihnen zusammen denke, kann ich mir es einfach...vorstellen, verstehst du? Ich weiß, wohin es führt. Ich weiß, was ich tun muss. Wenn ich an dich und mich denke... du weißt schon, das echte du und ich. Es ist nur...ich kann nicht sehen, wie es ausgeht. Ich habe einfach versucht, es zu verdrängen. Ich weiß, dass ich ein ziemlicher Idiot war, ich hätte damit besser umgehen sollen, aber ich schwöre dir, ich wollte nicht, dass es so endet." Er atmete jetzt sehr flach und Remus konnte hören, wie sich sein Herzschlag verdoppelte. „Ehrlich gesagt wollte ich überhaupt nicht, dass es endet."
Remus nickte. Er drückte sanft Sirius Hand weg und schaute wieder aufs Meer. Er wusste, dass Sirius ihn anstarrte, doch er sah weiter geradeaus.
„Schau mal, Sirius, ich will nicht herzlos sein, ich verstehe das alles." Das tat er wirklich – hatte er das alles nicht schon für sich selbst durchgekaut? „Ich weiß, es ist nicht leicht für dich."
Sirius gab ein Geräusch der Erleichterung von sich und entspannte sich merklich. Vielleicht kamen sie zur Abwechslung mal zu etwas.
Remus machte weiter, „Aber... für mich ist es leicht. Ich bin queer, okay? Ich weiß, als wir angefangen haben, habe ich gesagt, ich wäre es nicht und... naja, das hätte ich nicht sagen sollen, denn es stimmt nicht. Und ich sage auch nicht, dass du ebenfalls queer bist, oder dass du es sein musst, oder so, aber ich könnte einfach nicht so weiter machen, ohne dass du es, ich weiß nicht.. zumindest anerkennst ."
Sirius betrachtete ihn sehr genau als er dies sagte und konzentrierte sich fest. Remus kannte seinen Blick, wenn er nachdachte. Wenn er ein Problem verarbeitete. Er war nicht verschmitzt oder frech oder sarkastisch, er war todernst und bedenklich. Es war eigentlich verdammt sexy, aber Remus schob diesen Gedanken beiseite.
Als er schließlich mit Nachdenken fertig war, nickte Sirius kurz.
„Na schön", sagte er schlicht.
„Was?!", fragte Remus stirnrunzelnd.
„Ich hab's verdammt nochmal verstanden. Ist angekommen." Sirius drückte seine Zigarette im nassen Sand aus.
„Also...was?", fragte Remus fassungslos. „Belassen wir es einfach dabei?"
Sirius kratzte sich hinterm Ohr und sah zu Boden, eine seltsame, schüchterne Geste.
„Das würde ich lieber nicht."
„Das würdest du lieber nicht", wiederholte Remus dümmlich.
„Nein. Ich meine, wenn du willst, dass ich es gleich allem und jedem erzähle, dann tut's mir leid, aber wir sind nicht alle so mutig wie du. Ich brauche mehr Zeit. Aber... ich kann es versuchen ."
„Du kannst es versuchen." Das war nicht der Ausgang des Gesprächs, den Remus erwartet hatte, als es begann. „Was soll das h—"
Sirius unterbrach ihn, legte seine Hand an Remus Wange, drehte ihn zu sich und küsste ihn zärtlich auf die Lippen.
„Ich meine, ich werde es versuchen", sagte er, als er sich von ihm löste. „Ich vermiss' dich, Moony."
Oh, warum musst du solche Dinge sagen... Remus ergriff ihn und zog ihn zurück. Es fühlte sich an, wie Regen nach einer Dürre, wie ein Haus im Sturm – die Welt stand um sie herum still und alle anderen blöden, kitschigen Klischees, die einem einfielen, trafen zu. Sie küssten sich sehr lange und als sie sich voneinander lösten, keuchten sie praktisch vor Erleichterung.
„Keine Mädchen mehr?", fragte Remus, der Sirius noch immer festhielt, als ob er gleich wegrennen würde.
„Keine Mädchen mehr", stimmte Sirius zu. „Erstmal sehen, wo das hier hinführt."
„Oh, wie charmant." Remus ließ ihn zufrieden wieder los.
„Halt die Klappe," Sirius knuffte ihn mit der Schulter, die Hände tief in den Taschen.
„Komm schon, lass uns zurück zu den Zelten gehen, hm? Ich erfriere noch."
Sie liefen zurück zu den Zelten und dem sterbenden Feuer, mit dem Wind im Rücken.
„Ich glaub', ich bin betrunken", sagte Remus zittrig. Er war noch ganz aufgewühlt. „Ich treffe schlechte Entscheidungen, wenn ich betrunken bin."
Sirius lachte und drückte schnell seine Schulter, „Ich weiß. Ich verspreche dir, das hier ist keine davon."
„Ok." Ich vertraue dir...
Unglücklicherweise mussten sie feststellen, dass alle Zelte bereits voll waren. So wie es sich anhörte, war das Zelt, welches Remus mit Pete teilte, unwiderruflich belegt. Sirius verzog das Gesicht und belegte das Zelt mit einem frischen Schweigezauber.
„Amateure" murmelte er.
Auf James und Sirius Zelt lag ebenfalls ein Schweigezauber. Aus dem Nächsten streckte Mary den Kopf und kicherte, „es sind James und Lily!"
„Ernsthaft?!" Sirius starrte sie mit offenem Mund an. „Gottverdammt. Ich meine...wow, irgendwie will ich dort rein gehen und ihm die Hand schütteln."
„Ich habe das Gefühl, seine Hände sind beschäftigt," Remus zog eine Braue hoch.
„Willst du mit zu mir kommen, Remus?", fragte Mary beschwipst.
„Und was ist mit Sirius?"
„Oh, stimmt... ugh, na gut, ich gehe zu Marls. Nacht, Jungs." Damit kroch sie übers Gras in Marlenes Zelt.
Remus und Sirius sahen einander nur für einen Moment an, bevor Sirius zuerst hineinkletterte. Das Zelt der Mädchen war sehr viel gemütlicher als ihres, mit Kissen und Decken ausgekleidet und einer dicken Luftmatratze in der Mitte.
„Ich hab gleich gewusst, dass die Muggelstämmigen uns hätten ausstatten sollen", grummelte Sirius, während er es sich bequem machte. Die Matratze war alt und in der Mitte etwas eingesunken, sodass sie immer wieder zusammenrutschten. Am Ende war der einzige Weg, um gemütlich zu liegen, sich wie Löffel zusammen zu kuscheln.
„Geht es so?", fragte Remus, als er seinen Arm um Sirius Hüfte schlang.
„Natürlich" antwortete Sirius.
„Wir könnten einfach schlafen..."
„ Sonoro Quiescis ."
„Ah, okay..."
Nun, es war schon eine Weile her.
Hinterher fühlte sich Remus wacher, als er je gewesen war. Sein Verstand schwirrte vor lauter Fragen, Erklärungen, Gedanken, Worten . Es fühlte sich an, wie aus einem Versteck zu kriechen, als würde man eine Verkleidung ablegen, die man zu lange getragen hatte. Er wollte Sirius jede einzelne seiner Facetten offenbaren. Er wollte, dass Sirius ihn endlich sah .
„Sirius?"
„Mmhh?"
"Es gibt noch etwas, das du wissen musst."
„Oh, Merlin," stöhnte Sirius und rollte sich schläfrig auf den Rücken. „Was jetzt?"
„Ich ähm... naja, ich bin obdachlos."
„Was?!" Sirius öffnete die Augen und drehte sich sofort in seine Richtung, „was??"
„Seit ich siebzehn geworden bin. Du weißt schon, ich bin jetzt erwachsen, also..."
„Also haben sie dich einfach rausgeschmissen?"
Remus nickte, sehr froh, das Problem jemandem anvertrauen zu können.
„Ja, wenn Hogwarts nächsten Sommer endet, dann kann ich nirgendwo hin..."
„Bastarde" sagte Sirius wütend. Er sah Remus mit sehr ernster Miene an: „Du kannst mit mir und James bei den Potters bleiben. Denen wird das nichts ausmachen, das weiß ich. Und dann, wenn die Schule endet, suchen wir uns was Eigenes."
„Ehrlich?" Remus zog eine Braue hoch.
„Ja!" gab Sirius fröhlich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, „es wird genau wie in der Schule – du, ich, James und Pete, wir alle zusammen."
„Oh", Remus wurde klar, wovon er sprach. „Ja, klingt toll. Ich habe etwas Geld, das Lyall mir hinterlassen hat."
„Pfft" antwortete Sirius, „ich habe genug Geld für uns alle , mach dir deswegen keine Sorgen."
„Okay", sagte Remus. „Ich mache mir keine Sorgen."
„Schlaf jetzt", sagte Sirius, „sonst bist du morgen total fertig."
„Okay", wiederholte Remus und schloss die Augen.
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