Chapter 38: Sechstes Jahr: Siebzehn

Donnerstag, 10. März 1977

„HAPPY BIRTHDAY, REMU!"

Drei schlaksige, laute, extrem aufgeregte Teenager sprangen in der Morgendämmerung auf Remus' Bett. Es war nicht dasselbe wie damals, als sie elf waren. Erstens waren Remus' Beine viel länger und zweitens waren sie alle viel schwerer.

Geht runter ihr Wichser", grummelte Remus. „Wie viel Uhr ist es?"

„Zeit ist nicht materiell", sagte James, der einen grell gefärbten Partyhut trug. „Es ist dein Geburtstag."

„Dein siebzehnter Geburtstag!", fügte Sirius hinzu, der selbst einen gepunkteten Partyhut in einem steilen Winkel auf seinem Kopf trug.

„Du bist erwachsen!", sagte Peter, setzte einen der Hüte auf Remus' Kopf und ließ dabei das Gummi an sein Kinn schnalzen.

Remus starrte sie alle an, die Miene hart wie ein Stein.

„Ihr werdet mich zwingen, das Ding den ganzen Tag zu tragen, oder?"

Sie nickten alle perfekt gleichzeitig, die grellen Farben reflektieren im Morgenlicht.

„Der Hut ist wasserdicht", erklärte Sirius freudestrahlend. „Also kannst du sogar damit duschen." Er zwinkerte und Remus hoffte, dass er nicht rot wurde. Sirius war nur Stunden zuvor in seinem Bett gewesen, aus einem ganz anderen Grund, und Remus fand es schwieriger und schwieriger mit den schnellen Umstellungen umzugehen.

Nur eine halbe Stunde später hatte Remus geduscht (den Hut fest auf dem Kopf), ungefähr 50 Geburtstagskarten, die ihm alles Gute wünschten, geöffnet („Ich dachte nicht, dass ich 50 Leute kenne!") und ein großes Stück von Mrs. Potters Schokoladenkuchen gegessen.

„Und du bekommst dein richtiges Geschenk später", sagte James kryptisch. „Auf der Party."

„Ihr seid verrückt", sagte Remus, als sie in den Gemeinschaftsraum gingen. „Ihr solltet euch nicht so viel Arbeit aufhalsen."

„Halt die Klappe, Moony", sagte Peter unumwunden.

„Happy Birthday, Remus", sagten die Mädchen im Chor in der großen Halle. Sie trugen auch alle Partyhüte, die anscheinend Lilys Sturheit zu verdanken waren.

„Gut gemacht, Evans", zwinkerte James ihr zu und gab ihr einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen. „Wusste, du würdest die gute Seite nicht im Stich lassen."

„Ach, hau ab, Potter", sie schubste ihn zurück, aber sah sehr erfreut aus und errötete ein bisschen.

Die üblichen drei Runden „Happy Birthday" begleiteten Remus' Geburtstagsfrühstück und mittlerweile war er so daran gewöhnt, dass er sogar aufstand und sich verbeugte, als sie geendet hatten. Dann kamen die Eulen.

Eine Karte von Ferox, die unerwartet kam – Remus war sich nicht sicher gewesen, ob sie nach dem letzten Treffen noch gut aufeinander zu sprechen waren. Und eine Nachricht von Dumbledore.

Er brach das rote Siegel schnell unter dem Tisch und las so schnell wie möglich.

Mr. Lupin,

herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

Ich verstehe, dass wir einige Dinge zu besprechen haben. Bitte finde dich heute um 16:00 im Schulleiterbüro ein.

Herzlichst,

Albus Dumbledore.

„Jetzt geht's los", seufzte er flüsternd. Sirius, der die nervige Angewohnheit hatte, über seine Schulter mitzulesen, lehnte sich näher zu ihm.

„Willst du, dass jemand mit dir kommt?"

Remus schüttelte den Kopf, lächelte Sirius aber an und versuchte freundlich zu sein.

„Nein. Danke für das Angebot, aber ich denke, es ist besser, wenn ich alleine hingehe."

Sirius nickte und sah besorgt aus.

Der Tag verging langsam, das Treffen mit Dumbledore am Ende des Tages lungerte wie eine giftige Spinne in der Ecke. Remus versuchte, sich das Szenario vorzustellen, versuchte sich ein Skript zu erstellen, oder irgendetwas Kompatibles, das er zu seiner Verteidigung sagen konnte. Nichts fiel ihm ein und um 15:45 begann er sich sehr langsam auf den Weg zum Schulleiterbüro zu machen.

Er war verrückt gewesen, es überhaupt erst vorzuschlagen. Niemand sonst brauchte einen Grund, um im Krieg zu helfen – James würde es sofort tun. Aber, so vermutete Remus, Dumbledore hatte nichts, was James haben wollen würde. Außer Dumbledore hatte den Schlüssel zu Lily Evans widerstandsloser Liebe.

Der Eingang zur Treppe war bereits offen und er trat ein, erinnerte sich in letzter Minute daran, den Partyhut von seinem Kopf zu reißen.

„Guten Tag, Mr. Lupin. Happy Birthday."

Dumbledore saß wie immer an seinem Schreibtisch. Dieses Mal schrieb er keine Briefe, sondern wartete geduldig, ein gütiges Lächeln auf seinem Gesicht.

„Danke", erwiderte Remus vorsichtig und setzte sich auf den Stuhl gegenüber. Er dachte einen Moment nach, bevor er weitersprach. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich Remus zu nennen?"

„Wie du wünscht", nickte Dumbledore. Er schien in guter Laune zu sein. „Wie fühlt es sich an, erwachsen zu werden?"

„Es ist okay."

„Ich habe ein paar Dinge für dich, sie wurden mir von Mrs. Orwell geschickt."

„Die Hausmutter?"

„In der Tat." Dumbledore deutete auf einen Schuhkarton, der wie aus dem Nichts auf dem Mahagonitisch erschien. „Ich glaube, da sind ein paar Sachen drin, die dir gehören, die in St. Edmunds aufbewahrt wurden."

„Oh, wow...", Remus berührte den Deckel der Kiste, öffnete sie aber nicht. Er wollte dafür alleine sein.

„Da ist auch noch die Sache mit deinem Erbe."

„Meinem was?!"

„Dein Vater hat einen letzten Willen hinterlassen. Er hinterließ eine finanzielle Vorkehrung für deine Mutter und den Rest für dich. Er war kein reicher Mann, muss ich sagen, aber trotzdem, sein Verlies in Gringotts gehört jetzt dir." Dumbledore zog einen Schlüssel aus seiner Tasche und schob ihn über den Tisch.

Remus hielt ihn in seiner Hand und dachte an Lyall – der die letzten paar Monate nicht in seinem Kopf gewesen war.

„Danke", sagte er, als er sich an seine Manieren erinnerte.

„Und andere rechtliche Dinge, wie du weißt." Dumbledore verschränkte seine Hände vor ihm, die langen Finger ineinander verhakt. Er wartete auf eine Antwort.

„Die Registrierung", sagte Remus.

„Die Registrierung", bestätigte der Schulleiter. Er zog ein Stück Pergament hervor und schob es über den Tisch. Es war ein Formular.

Ministerium für Zauberei und Hexerei: Bestätigung eines lykanthropischen Infekts

Remus fühlte sich seltsam. Ganz unten war eine gepunktete Linie, auf die seine Unterschrift sollte. Er saß auf seinen Händen und schaute Dumbledore an.

„Was soll ich Ihrer Meinung nach damit machen?"

„Leo Ferox ließ mich glauben, dass du schon eine sehr gute Idee hast, was du damit machen willst, Remus", erwiderte der alte Mann mit ernsten Augen. „Du bist ein Erwachsener, ich lasse es in deinen Händen."

Remus nahm das Pergament sofort, hob es auf Augenhöhe und zerriss es in zwei Stücke. Dumbledore lächelte wieder.

„Wunderbar gemacht."

„Ferox hat Ihnen trotzdem noch was anderes erzählt", sagte Remus und versuchte Augenkontakt zu halten, was er extrem schwierig fand. Dumbledore war nicht jeder andere – er roch genauso stark nach Magie wie jede andere Hexe oder Zauberer auch, aber nach nichts anderem. Er hatte überhaupt kein signifikantes Merkmal.

„Hat er. Ich denke, du kannst dir meine Antwort sicherlich denken."

Remus spürte, dass etwas in ihm entwich, das Platz für die kommende Rage machte.

„Es ist also ein Nein", sagte er flach.

Dumbledore wog sanft seinen Kopf. „Nicht ganz. Vielmehr eine Anfrage nach Geduld."

„Bei allem Respekt", Remus hörte die Härte in seiner eigenen Stimme und sie überraschte ihn, machte ihn stärker, „wir haben keine Zeit für Geduld."

„Man hat nie Zeit, wenn man jung ist", erwiderte Dumbledore sanft. „Remus, ich weiß, wie es für dich aussieht, glaub mir."

„Sie haben sie nicht gesehen. Sie leiden. Jetzt."

„Viele Leute leiden, Remus. Du hast so wenig Zeit in der Zaubererwelt bis jetzt verbracht–"

„Und wessen Schuld ist das?!", murmelte Remus entzürnt. Dumbledore warf ihm einen Blick zu, der ihn zum Schweigen brachte.

„Aber wenn du erst mal genug Zeit darin verbracht hast, wirst du sehen, warum Einstellungen lange brauchen, um sich zu verändern. Was du verlangst..."

„Was verlangen SIE denn?", schrie Remus, weiß vor Zorn. „Von Ferox und Moody und den Potters und–"

„Ich verlange einen großen Batzen Glauben!", sagte Dumbledore sehr laut – er schrie nicht, man konnte es nicht schreien nennen – aber es war nicht länger freundlich. „Von vielen Leuten. Und ich werde das weiter verlangen, bis der Krieg gewonnen ist. Darauf liegt momentan unser Fokus."

„Ich will den Krieg gewinnen", sagte Remus, während er versuchte seine Wut zu bändigen. „So sehr wie jeder andere auch. Aber ich will, dass es etwas wert ist, dass wir gewinnen."

„Das braucht Zeit. Wenn wir die Energiequellen haben. Wenn wir die Kraft haben, einen anderen Krieg zu gewinnen."

„Ich will ein Versprechen."

„Ich weiß, dass du das willst", sagte Dumbledore, seine Stimme veränderte sich kaum, aber eine tiefe Falte zog sich über seine Stirn. „Ich kann dir keines geben."

„Gut", Remus stand auf. „Dann verspreche ich Ihnen etwas. Ich werde nicht aufgeben."

Er war wütend und Dumbledore hatte den Nerv ihn anzulächeln.

„Ich hätte nichts anderes von Lyall Lupins Sohn erwartet."

Remus wollte „Fick dich" schreien, aber entschied, dass es genug für heute war, von einer Anstalt verstoßen zu werden. Es war wahrscheinlich das Beste, eine andere Explosion zu vermeiden. Er nahm den Schuhkarton, drehte sich um und marschierte hinaus.

Remus war praktisch blind vor Wut, als er die spiralförmige Treppe aus Dumbledores Büro hinunterrannte, den Schuhkarton unter dem Arm, Kopf gesenkt, sodass er direkt in Sirius hinein rannte, der am Ende wartete.

„Woah!", sagte Sirius und presste beide Hände auf Remus' Brust, um ihn zu beruhigen. „Was ist los, Moony?"

„Was machst du hier?", knurrte Remus.

„Ich warte nur auf dich – ich weiß, du wolltest keine Gesellschaft, ich dachte nur–"

„Du hörst verdammt nochmal nie zu!", machte Remus weiter und ging einen Schritt zurück. Sirius griff nach seinem Arm und ließ ihn nicht los, ließ sich von Remus durch den Korridor ziehen.

„Ich weiß, ich bin furchtbar", sagte er und joggte leicht, um mit Remus Schritt halten zu können. „Ich mache nie das, was mir gesagt wird, stimmt's? Schrei mich weiter an, ich verdiene es – hey, willst du mich schlagen?"

Remus stoppte und sah ihn an, das gewinnende Grinsen auf seinem Gesicht. Das Sirius-Black-Grinsen.

„Nein. Ich will dich nicht schlagen."

„Oh, gut. Willst du gegen eine Wand schlagen?"

„Nein." Remus lief weiter, jedoch ein bisschen langsamer.

„Willst du dich bekiffen?"

„Nein."

„Betrinken?"

„...Vielleicht."

„Perfekt!", sagte Sirius. Sie liefen jetzt in einem normalen Gang Richtung große Halle. „Denn ich glaube, das hat die halbe Schule nach dem Abendessen vor. Was ist in der Schachtel?"

„Es ist..." Remus hielt sie jetzt in beiden Händen. Sie war nicht wirklich schwer, es konnte nicht viel drin sein. Er konnte Papier im Inneren herumrutschen spüren. „Nur ein paar Dinge, die mein Dad mir hinterlassen hat, glaube ich. Ich mache sie erst später auf."

Sirius zuckte leicht mit den Schultern. „Gut genug."

* * *

Sirius' Lieblichkeit hielt während des Abendessens – Würstchen mit Kartoffelbrei und pürierten Zwiebeln – an, bis zum Dessert, als Emmeline auftauchte. Remus hatte es gerade zu einer halbwegs guten Laune geschafft, als sie an ihren Tisch kam und sich auf Sirius' Schoß quetschte. Sie küsste ihn auf den Mund, für eine lange Zeit.

„Happy Birthday, Remus", lächelte sie höflich, als sie fertig waren.

Er nickte als Antwort und legte seinen Löffel nieder. Sie schien es nicht zu bemerken. „Ich bin so gespannt auf die Party", sagte sie, allgemein zum ganzen Tisch.

„Sollte gut werden", sagte James freundlich. „Moonys Geburtstage sind immer gut."

„Warum nennt dich eigentlich jeder Moony?", fragte Emmeline und sah Remus an. Er schaute mürrisch zurück.

„Nicht jeder. Nur meine Freunde."

Sie blinzelte und runzelte die Stirn, die Falten ruinierten ihre Schönheit einen Moment. Sirius drückte ihr Handgelenk.

„Hey, Em, warum sehen wir uns nicht später? Wir müssen noch einige Dinge fertig machen."

„Okay", sie lächelte wieder. „Erinner dich an dein Versprechen..." Sie knutschte ihn erneut.

„Versprechen?", fragte Remus fünfzehn Minuten später in ihrem Schlafsaal. James und Peter überprüften die Dekorationen im Gemeinschaftsraum und Sirius hatte sich eine Ausrede einfallen lassen, um ihnen nicht helfen zu müssen. „Was hast du ihr versprochen?"

„Oh, nur dass ich sie nach der Party in ihren Gemeinschaftsraum bringe."

Remus zog eine Augenbraue hoch. „Über den Astronomieturm?"

Sirius lachte und öffnete sein Hemd, um sich umzuziehen.

„Vielleicht. Warum?"

„Nur so." Remus setzte sich auf sein Bett. Die Schuhschachtel war immer noch ungeöffnet auf seinem Nachttisch. Er würde sie heute nicht öffnen. Vielleicht nicht mal morgen.

„Was ist mit dir und Mary?", fragte Sirius und suchte ein schwarzes Hemd in der unordentlichen Schublade. „Die Sache ist erledigt, oder was?"

„Ja", nickte Remus und beobachtete ihn. Das ist der Moment, dachte er, das ist der Moment, in dem du es ihm sagst. „Es war nur eine Art Experiment... Weißt du was ich meine?"

„Hm?", nuschelte Sirius, mehr auf das Zuknöpfen des Hemdes fokussiert. „Warum, war es nicht gut?"

„Es war okay. Nicht so gut wie...", er schluckte und sprach schnell weiter. „Nicht so gut wie wenn es nur du und ich sind."

Sirius schaute von seinen Knöpfen auf und starrte Remus durch den Raum an. Remus war dankbar für die Distanz. Sirius' Gesichtsausdruck war schwer zu lesen, also ging Remus noch ein wenig weiter. „Ist es auch so für dich?"

Sirius drehte sich zurück zu seinem Schrank, suchte jetzt nach einer Jeans. Mit dem Rücken zu Remus sagte er leise: „Ja."

„Wie bitte?", sagte Remus lauter.

Sirius seufzte, drehte sich aber nicht um. Er schloss den Schrank, anscheinend war die Jeans, die er trug, gut genug.

„Ich sagte ja. Es ist besser mit dir."

„Gut." Remus war so überrascht von dieser Antwort dass ihm nichts Besseres einfiel. Leider gab das Sirius eine Möglichkeit zu sprechen. Er drehte sich um und warf sein langes Haar nach hinten.

„Ich denke, weil wir uns so gut kennen, hm? Okay, ich geh besser runter, bevor Prongs mich mit einem Wabbelbein-Fluch jagt! Wir schicken Peter um dich zu holen, wenn alles fertig ist."

Damit verschwand er die Stufen runter.

* * *

Vier Stunden später war Remus wirklich gut drauf und wahrhaftig betrunken. Nicht betrunken, besoffen. Voll. Blau. Dicht. Er konnte sich nicht erinnern, wie viel er getrunken hatte, aber es war ihm egal. Er würde eine gute Zeit haben, auch wenn es ihn umbringen würde. Fuck Dumbledore. Fuck Greyback, Ferox, Livia, Emmeline und Sirius fucking Black. Die Party war in vollem Gange, jeder trug nun einen schimmernden Partyhut und alle tanzten zur Musik. Remus machten nicht mal die Disco-Songs etwas aus.

Er stolperte zu seinem Lehnsessel und versank darin mit einer weiteren Flasche von etwas wundervoll Starkem. Er fühlte sich sehr warm und schläfrig. Träge erlaubte er seinem Blick zu Sirius zu wandern, der quatschend beim Plattenspieler stand, die Hüften leicht nach vorne gekippt. Remus ließ sich ihn eine Weile anstarren. Er war berechtigt dazu. Ihr erster Kuss war genau vor einem Jahr gewesen. Es war ein dummer kleiner Jahrestag, nach allem was zwischen ihnen passiert war, aber Remus spürte ein kleines bisschen Zufriedenheit. Verdammter Wichser.

„Emmeline und er sind schon eine Weile zusammen", sagte Lily zu Remus, die sich auf seine Armlehne setzte. Ihre Augen waren weit und nicht fokussiert, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Remus versuchte seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu bringen und lächelte zurück, als hätte er keine andere Sorge auf dieser Welt.

„Du klingst überrascht."

„Naja, ich bin es schon ein bisschen. Ich dachte nicht, dass er so ein Typ ist, der ein normales Mädchen datet."

Remus zuckte mit den Schultern, weil er nicht so viel sagen konnte. Lily fuhr nichtsahnend fort: „Und ich weiß, es hört sich schlimm an und er ist dein Freund, also sag mir einfach, wenn ich die Klappe halten soll. Aber ich hab mir gedacht... du weißt schon. Er geht nur aus mit ihr, um seine Familie aufzuregen."

„Was meinst du?", fragte Remus und nahm einen großen Schluck von seinem Feuerwhiskey.

„Oh, du weißt schon", murmelte Lily, die vielleicht sogar betrunkener war als er. „Jeder weiß, dass Black auf einem Angriffskurs gegen seine Mutter ist... er geht nie mit reinblütigen Mädchen aus. Da gab es Mary..." sie fing an, Sirius' Erfolge an ihren Fingern abzuzählen, „...sie ist muggelstämmig. Evangelina, Florence, Avni... jetzt Emmeline."

„Kann auch ein Zufall sein." Remus war besorgt, dass er seine Stimme nicht mehr lange kontrollieren konnte, denn sie wurde schrecklich schrill und nervös.

„Pfff", lachte Lily und verschüttete ein bisschen von ihrem Drink. „Sssssssirus Black macht nichts aus Zufall. Es berechneeeet es alles." Sie lachte über sich selbst, hob den Kelch zu ihren Lippen. „Er würde einen Vampir vögeln, wenn es hier einen gäbe."

Remus stand sehr entschlossen auf und seine Gelenke knackten. Lily fiel vor Schreck fast von der Armlehne.

„Wasslos?", fragte sie verwirrt und schaute schläfrig zu ihm auf.

„Mir... mir ist schlecht", sagte Remus, während er bemerkte, dass ihm wirklich schlecht war. Er taumelte die Stufen hoch, so schnell er konnte. Oben kam er gerade rechtzeitig im Badezimmer an und übergab sich in die Toilettenschüssel.

Er fiel zurück auf seine Füße, verschwitzt und kalt. Er hatte zu viel getrunken, er wollte sich jetzt nur hinlegen und schlafen und über nichts nachdenken. Remus wusch sein Gesicht und putzte sich die Zähne, war aber trotzdem nicht nüchterner. Er zog seine Schlafanzughose an und öffnete die Tür.

Sirius stand auf der anderen Seite, lehnte sich gegen den Bettpfosten, die Hände in den Taschen. Ihre Augen trafen sich. Sirius brach zuerst die Stille.

„Bin hergekommen, um zu gucken, ob's dir gut geht."

Remus schloss die Tür hinter sich und trat nach vorne.

„Ja", erwiderte er vage. „Bin nur zu besoffen, das ist alles. Ich geh jetzt ins Bett."

„Wegen dem Zeug was ich gesagt habe", fing Sirius an. Remus wappnete sich, nicht sicher was jetzt kommen würde.

„Es tut mir wirklich leid", sagte Sirius hilflos. „Ich weiß nicht mal warum, aber... es tut mir leid, okay?"

Er platzierte eine Hand auf Remus' Schulter, es sollte wohl eine entschuldigende Geste sein. Sie war heiß auf Remus' nackter Haut, aber er schüttelte sie nicht ab. Er hoffte nur, sie würden sich endlich hier trennen, sodass er ins Bett gehen konnte. Dass Sirius wieder runter zur Party gehen würde. Aber stattdessen küsste Sirius ihn. Er fühlte sich wie ein Idiot, aber Remus küsste ihn zurück, verlangend, Zahnpasta und Whisky.

Sirius drückte sich an ihn, stolperte leicht und lehnte schwer an Remus, hielt jetzt seine beiden Schultern fest. Remus wich zurück, als er sich plötzlich daran erinnerte, was falsch war.

„Du bist betrunken", sagte er.

„Ja", murmelte Sirius grinsend. „Du auch."

„Ja", stimmte Remus zu. Er trat noch einen Schritt zurück, ließ Sirius alleine sein Gleichgewicht halten. Er kratzte sich am Kopf. „Ich denke, wir sollten nicht... ich denke, du wirst es bereuen."

„Seit wann kümmert es dich?", schnurrte Sirius und lehnte sich erneut nach vorne. Remus trat energisch noch einen Schritt nach hinten, eine Hand gegen Sirius' Brust, um ihn fernzuhalten.

„Nein, Sirius. Was ist mit Emmeline?"

Sirius schüttelte verwirrt sein Kopf, die Stirn gerunzelt.

„Fuck Emmeline!", grunzte er. Remus verdrehte die Augen.

„Das machst du doch schon, oder, Black? Das ist das Problem."

„Also..." Sirius sprach sehr langsam, sein Gehirn vernebelt von dem Alkohol. „Also müssen wir unser... Ding aufhören wegen ihr?"

„Unser ‚Ding'?! Gott, Sirius, du bist unmöglich."

„Was?"

„Siiiiiiiiriuuuuuuuuuuus", echote Emmelines sanfte Stimme die Treppen hoch. „Wo bist duuuuu?"

Sie drehten sich beide herum und starrten in die Schatten des Treppenhauses.

„Du gehst besser zu ihr", sagte Remus und lief zu seinem Bett. Sirius folgte ihm wie ein verlorener Welpe, zog an dem Bund seiner Schlafanzughose.

„Komm schon, nur..."

„Nein!"

„Siiiiriuuuuuus... Ich komme dich holen!"

Remus schubste ihn ein letztes Mal weg.

„Geh schon, ich will sie nicht hier oben haben!"

Sirius starrte ihn für längere Zeit an, der Alkohol verzögerte seine Reaktionen immer noch, machte ihn langsam und blöd.

„Okay, aber ich komme zurück... wir können reden..."

„Nein", sagte Remus erneut. „Wir haben geredet. Es ist vorbei. Gute Nacht, Sirius."

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