Chapter 34: Sechstes Jahr: Die lange Nacht

Dieses Kapitel ist ein wenig düster. Was die Themen und das „angsty" und emotionale Zeug betrifft.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Sie war nicht, was er erwartet hatte. Nun, er hatte nicht gewusst, was er erwarten sollte – aber es war sicher nicht das. Sie war gedrungen aber gab sich wie jemand, der größer war. Ihr scharfes, kantiges Aussehen wurde nur noch durch ihren rasierten Kopf und den Blick verstärkt, der ihn wie ein Raubtier fixierte. Ihr Mund war breit und ihre Lippe war gerissen und unschön wieder zugeheilt. Auch sie hatte Narben, genauso viele wie er, aber sie waren beinahe unsichtbar, unter einem filigranen Netz aus Tattoos, die sich in nicht nachvollziehbaren Spiralen über ihre wettergegerbte Haut ergossen.

„Remus Lupin," sagte sie mit tiefer, rasselnder Stimme. Sie hatte ein schrecklich bedrohliches Lächeln. Sie zeigte die Zähne – die in schlechter Verfassung waren, verfärbt und uneben. „Ich hab auf dich gewartet, mein Liebes."

Er zog sofort seinen Zauberstab und begab sich in Duellierposition.

„Lass das!" knurrte sie und hob die Hand – ihre Nägel waren lang, gelb und krallenartig, vollkommen verschmutzt.

Sein Zauberstab fiel klappernd zu Boden und er keuchte. Remus war wie festgefroren. Sie stand nur ein paar Meter entfernt, und sein Stab war in Reichweite, aber seine Muskeln versagten. Sie lachte, ihr Atem war dicht und weiß in der Winterluft, „Ich hab dich mit dem Menschen gesehen. Ich bin euch gefolgt."

"Was wollen Sie?" fragte er stetig, während er sie anstarrte. Sie war abstoßend, unsauber – ihr Mantel war ein schweres, verfilztes Tierfell, in dem es vor Flöhen und anderem Getier wimmelte. Sie stank nach dem Wald und Verwesung und Blut. Trotz allem zog ihn etwas in ihren Bann – etwas Vertrautes, Sicheres und Einladendes. Rudel, sagte der Wolf in ihm, ein tiefes Knurren, das aus seinem Innersten drang. Rudel.

„Wir wollen dich, Bruder", sagte sie und trat vor.

Sie senkte die Hand, er spürte eine Art einrasten in seinen Muskeln und er trat automatisch zurück.

„Wir?" fragte er und fand den Mut, sich wieder zu rühren. Er schnappte sich seinen Zauberstab und sie ließ ihn.

„Wir" sagte sie und trat weiter vor. Sie schritt mit einem Fuß vor dem anderen, wie ein Tier. Ihre Füße waren nackt auf dem Pflaster und schwarz vor Dreck.

„Wer ist ‚wir'?", fragte er und warf einen schnellen Blick zurück. Er war fast bei der Tür. Wenn er weit genug zurücktrat, würde man ihn durch die Fenster des Pubs von innen sehen können.

„Deine Familie, Remus Lupin."

"Oh, tatsächlich?" fragte er, immer noch abgelenkt, von seinem Fortschreiten in Richtung Pub. Er musste näher an andere Menschen. „Nun," er versuchte zu lächeln, „wenn wir eine Familie sind, dann gebe ich Ihnen besser einen aus..."

„Du stinkst nach menschlicher Angst, Remus Lupin", sagte sie und neigte den Kopf zur Seite.

„Sorry," sagte er mit einem Schulterzucken. „Wollen Sie jetzt einen Drink, oder nicht?"

„Wenn dir das zusagt."

"Schön..." Er schob mit einiger Erleichterung die Tür auf und betrat den schmuddeligen Pub. Nie hatte er sich im Eberkopf wirklich ‚sicher' gefühlt, aber er war auch noch nie so erleichtert gewesen, von anderen Zauberern umgeben zu sein; dunkel oder nicht. Da waren vielleicht fünf oder sechs von ihnen, zusammen mit dem alten, weiß-bärtigen Barmann. Einige Stammkunden blickten unter ihren Kapuzen hervor, als die beiden Werwölfe eintraten – und wenn sie die Situation irgendwie durchschauten, dann ließen sie es sich nicht anmerken.

Sie setzte sich an einen Tisch, ohne ihre Augen auch nur einmal von Remus abzuwenden. Er bestellte nichts, sondern saß ihr einfach gegenüber. Er legte beide Hände auf den Tisch, im Gefühl, das dies die sicherste Option war, ihr hoffentlich zu zeigen, dass er nicht angreifen würde.

„Also. Sie kennen meinen Namen. Wie heißen Sie?" Er hatte keine Ahnung, woher diese nonchalante Einstellung gekommen war – ob es eine momentane Tollheit oder das Resultat seiner eigenen Dummheit war, aber für jetzt gab es ihm Sicherheit.

„Livia."

„Livia...?"

„Wir brauchen keine anderen Namen. Wir sind Teil des Rudels."

„Richtig, ok. Also... das Rudel hat Sie geschickt?"

„Mein Vater hat mich geschickt."

„Greyback."

Sie antwortete nicht, sondern starrte ihn nur weiter mit ihren sonderbaren, violetten Augen an. Er hatte das Gefühl, dass sie nicht ins Haus gehörte. Die Schleppe ihres Mantels war schlammverkrustet und die Stellen ihrer Haut, die sichtbar waren, waren von Schmutz verschmiert. Von Nahem konnte er erkennen, dass ihre Tattoos nicht einfach Kreise waren- es waren Mondphasen. „Ist Greyback wirklich Ihr Vater?", fragte Remus mit leiser Stimme.

„Er ist unser Vater", gab sie zurück.

„Bestellt oder zischt ab." Der große, steinalte Barmann erschien an ihrer Seite. Remus sah zu ihm auf und wünschte, er wüsste, wie man Gedanken überträgt.

„Äh...Butterbier, bitte."

Livia sagte nichts und der Barmann fragte sie auch nicht, er schnippte nur mit den Fingern und die Flasche erschien. Er schlurfte davon, wieder hinter seine Bar. Remus wischte verhalten über den Flaschenrand und nahm einen Schluck. Es war viel zu süß und nicht kalt genug. „Ok," sagte er wieder zu Livia, „Sie sind in Greybacks Rudel. Das muss... nett sein? Sind Sie—"

„Ich habe nach dir gerufen, Remus Lupin", unterbrach ihn Livia und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Remus war fest davon überzeugt, dass er sie noch kein einziges Mal hatte blinzeln sehen. „Du hast mich gerufen, du hast so schön gesungen."

„Sie meinen den Mond..."

"Ich habe gewartet, solange ich konnte, aber die Jagd war so wundervoll und ich war so hungrig..." Ihre Augen schimmerten hell, so als ob die Erinnerung noch sehr frisch wäre, „warum bist du nicht zu mir gekommen? Sie haben dich nicht eingesperrt; tagelang bin ich deinem Geruch gefolgt."

„Ich bin kein Mörder", sagte er. „Ich jage nicht."

Sie lachte,

„Wahnsinn. Was haben sie dir angetan, mein armer Bruder? Vater sagte mir, dass du durch Menschenhand gelitten hast, aber ich ahnte nicht wie sehr."

„Ich leide nicht", antwortete Remus ungehalten. „Ich hatte großes Glück. Sie kümmern sich um mich."

„Armer Junge," sagte sie traurig, „Du weißt nicht. Aber natürlich ist das nicht deine Schuld. "Wie sollten sie jemals etwas anderes als die Schatten sehen, wenn sie gezwungen sind, zeitlebens den Kopf unbeweglich zu halten?"

„Platon?" Remus setzte sich neugierig auf, „Greyback lässt euch Muggel-Philosophiebücher lesen?"

„Mein Vater schränkt mich in keiner Weise ein. Mein Vater wünscht, dass ich frei und stark und weise werde."

„Und eine Mörderin."

„Wölfe können nicht morden. Das weißt du, Remus Lupin."

„Aber wir sind nicht wirklich Wölfe, oder?" flüsterte er. „Nicht immer."

"Wir sind, was wir sind", antwortete sie. Sie genoss dieses Gespräch, das konnte er spüren. „Du kannst diese Uniform tragen und dein albernes kleines Stöckchen schwenken, aber du weißt, dass du mit mir viel mehr gemeinsam hast, als mit irgendjemandem in diesem Schloss." Sie leckte sich die Lippen, „Ich bin gekommen um dich nach Hause zu bringen, Remus Lupin."

„Warum jetzt?"

„Es ist Zeit," Sie legte den Kopf schief, „Vater zieht vor zu warten, bis wir erwachsen sind – damit wir zu ihm kommen, wenn wir verstehen, was unser Platz in dieser Welt ist; der Platz, den der menschliche Abschaum uns auferlegt hat. Doch in jenen Tagen ist Zeit uns allen knapp bemessen."

„Ich werde nicht mit Ihnen gehen", sagte er. „Ich gehöre hierher. Ich bin ein Zauberer."

Wieder lachte sie, ein kehliges, tiefes Lachen, das ihre Brust erzittern ließ und von langen, harten Wintern in erbarmungslosen Gegenden erzählte.

„Ein Zauberer," spuckte sie reumütig. „Nicht auszudenken, dass ein prachtvolles Wesen wie du zu solch einer Kreatur aufstreben würde! Du kennst nicht mal die Hälfte deiner wahren Kräfte, Remus Lupin. Und Dumbledore auch nicht."

„Ich gehe trotzdem nirgendwo hin."

„Vater ahnte, du würdest Schwierigkeiten machen. Er ist sehr gespannt, dich zu treffen."

Darauf lief Remus ein kalter Schauer über den Rücken. Sie lächelte wieder und las ihn wie ein Buch. Remus schluckte trocken, sein Butterbier jetzt ignorierend,

„Ich würde ihn gern treffen", gab er steif zurück.

„Mit der Zeit," nickte sie, „wenn du deinen Platz kennst."

„Wie ist er?" Remus hauchte die Frage fast nur. Livia's Augen leuchteten und gaben ihm den Eindruck, dass sie ihn nicht mehr sah; sie stellte sich etwas Wundervolles vor.

„Er ist überwältigend."

"Sie glauben das...?!" Remus konnte kaum die Emotion in seiner Stimme unter Kontrolle halten. "Sie nennen ihn Ihren Vater, nach allem, was er Ihnen angetan hat?"

„Er hat mich erhöht", fauchte sie, ihre Augen jetzt wieder fokussiert, die Augenbrauen zogen sich finster zusammen, „er gab mir das größte Geschenk. Und er hat es auch dir gegeben, Remus Lupin. Dein Vater ruft dich nach Hause."

„Und darum sind Sie hier, nicht wahr?" Er musterte sie von oben bis unten. Sie zuckte die Schultern,

„Mein Vater hat gehofft, ich wäre die Richtige, um dich zu überzeugen. Am Weihnachtsabend wurde mir klar, dass er falsch lag – wir wussten nicht, dass deine Begehren anderswo liegen." Sie leckte sich wieder die Lippen, ihre Augen prüften ihn. „Ich sollte dich wissen lassen, dass dies kein Problem darstellt. Das Rudel diskriminiert niemanden. Du wirst dort jemanden nach deinem Geschmack finden."

„Ich gehe nirgendwo hin", wiederholte er. „Das können Sie ihm sagen. Und ich will, dass Sie vor dem nächsten Mond verschwinden."

„Bilde dir nichts ein, mein lieber Bruder," sie zog eine Braue hoch, „ich bin hier, auf den Wunsch meines Vaters. Ich kam um mit dir zu sprechen, und nichts weiter."

„Sie haben eine Frau ermordet!"

„Wölfe können nicht morden, Remus Lupin. Ich habe auf dich gewartet. Als du nicht kamst, bin ich meiner Natur gefolgt. Es ist nicht einfach, das weiß ich. Zu lernen, dass die Welt nicht so ist, wie sie scheint, ist sehr schmerzvoll. Doch du wirst lernen. Und du wirst zu uns kommen."

Sie tippte mit ihren widerlichen Fingernägeln einen Rhythmus auf dem bierdurchtränkten Tisch und ein weiteres Mal war Remus auf der Stelle festgefroren. Sie lächelte und strich eine ihrer schwarzen Klauen langsam über seinen Arm. Es war abscheulich, ekelhaft, abstoßend und gab ihm eine Gänsehaut, aber er konnte sich nicht rühren.

„So halten sie dich fest," flüsterte sie, „sie werden dich einsperren, dich anketten und festbinden, bis du wild bist vor Hunger. Du wirst gebrochen und verraten. Du wirst allein sein und in Angst leben. Das verspreche ich, Remus Lupin."

Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen, ihm war übel vor Schrecken und er konnte sich doch nicht bewegen, nicht sprechen oder reagieren. Sie grub ihre Nägel in seinen Arm und er konnte nicht schreien, aber Schmerzestränen stiegen ihm in die Augen, als dunkle Blutstropfen durch seine verletzte Haut traten. „Und dann kommst du zu uns gekrochen, und dein Vater heißt dich mit offenen Armen und der Liebe des Rudels willkommen. Dann wirst du nie mehr alleine sein."

*KNACK*

Jemand war in den Pub appariert und zog Livias Aufmerksamkeit auf sich. Remus konnte sich nicht umdrehen, aber sie tat es und während sie seinen Arm noch mit all ihrer Stärke umklammert hielt, trat ihr ein bitterer, zorniger Ausdruck ins Gesicht.

Argentum creo!", rief eine schroffe Stimme und Livia kreischte, ließ Remus' Arm los und bedeckte ihr Gesicht, als silberne Ketten aus der Beschwörung hervorgingen und sich um ihren Nacken und ihre Arme schlangen. Stöhnend vor Schmerzen, zischte sie Remus zu,

„Wir sehen uns bald, Bruder!", bevor sie mit einem glühenden *KNACK* davonapparierte.

Die Silberketten fielen wie eine glitzernde Schlange auf den mit Sägespänen bedeckten Fußboden und Remus fiel nach vorne, endlich befreit. Er wandte sich von seinem Retter ab und übergab sich, sein Arm immernoch schmerzend und benommen vom Silber.

Finite" sagte die gleiche, barsche Stimme und die Ketten (samt seinem Erbrochenem) verschwanden sofort. „Das tut mir leid, Remus."

Leo Ferox nahm ihm gegenüber Platz, wo Livia noch Sekunden zuvor gesessen hatte. Remus blinzelte ihn durch tränende Augen an und schüttelte den Kopf, während er sich schnell über den Mund wischte.

„Geht schon...", krächzte er, schwach und erschüttert. „Danke."

„Geht es dir gut?", fragte Ferox, seine blauen Augen voll elterlicher Sorge.

„Ich denke schon, es ist nur das Silber...", nickte Remus, hielt sich den Arm und nahm zügig einen Schluck Butterbier, um den bitteren Geschmack los zu werden. „Ja." Er nickte noch einmal.

„Gut." Ferox' Gesicht wurde ernst. Er langte über den Tisch und gab Remus einen Klaps auf den Hinterkopf. Remus schrie auf und duckte sich weg, mehr aus Schock als aus Schmerz. Er starrte Ferox verletzt an. Sein alter Lehrer funkelte zurück. "Dann kannst du mir ja erklären, was zum Teufel du hier machst!"

„Ich war... sie war..."

„Ich weiß ganz genau, was sie war. Wir stellen ihr schon seit Wochen nach."

„Wir?"

„Ich und Moody," sagte Ferox ungeduldig, als ob das nicht der Punkt war, „Habe ich dir nicht erzählt, wie gefährlich Greyback ist? Habe ich mich nicht klar ausgedrückt!?"

„Das haben Sie", meinte Remus finster. „Aber ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen."

„Offensichtlich" knurrte Ferox.

Der große, weißbärtige Barmann erschien an Ferox' Schulter, mit einem Glas Feuerwhiskey. Ferox nahm es und leerte es in einem Zug. „Danke, Aberforth." Er nickte dem Barmann zu, der wiederum davonschlurfte. Ferox schüttelte immer noch wütend den Kopf. „Du hast Glück, dass er dich erkannt hat. Du hast Glück, dass er genug wusste um Moody vor irgendwem anders Bescheid zu geben!"

„Warum, wer ist er?", Remus sah sich um.

„Das ist nicht wichtig", schnappte Ferox und gewann Remus' Aufmerksamkeit zurück. „Aber du hattest verdammt Glück."

„Ok, ok!" Remus sah auf seine Hände. Sein Arm hatte aufgehört zu bluten, aber er stach sehr unangenehm. Wer wusste, was sie für Dreck unter den Nägeln hatte. „Es tut mir leid."

„Das ist nicht gut genug, Remus!" Ferox seufzte tief. „Du warst dumm und leichtsinnig und du hättest getötet werden können! Weißt du, was sie von dir wollen? Weißt du, warum sie auf dich gewartet hat?"

„Ja" antwortete er flegelhaft und verschränkte die Arme, bedacht darauf, den Verletzten nicht zu berühren. "Sie hat es mir gesagt."

Ferox schnaubte wütend.

"Sie wollen dich zu einem von ihnen machen!"

„Ich bin schon einer von ihnen!", schrie Remus und stand so schnell auf, dass sein Hocker zurückflog und polternd auf dem dreckigen Boden landete, sodass alle ihn ansahen. Remus war es egal. Er ging zur Tür. Ferox folgte ihm nach draußen. Remus lief schneller in Richtung Honigtopf, „Sie sind nicht mein Vater. Sie sind noch nicht mal mehr mein Lehrer, also verpissen Sie sich und lassen Sie mich in Ruhe!"

Seine Angst hatte sich so schnell in Wut verwandelt, sein Kopf immer noch pochend vom Silber und davon, geschlagen worden zu sein (genau wie die verdammte Hausmutter; bescheuerte Erwachsene sind alle verdammt noch mal gleich), sein Arm schmerzte und juckte noch mehr als vorher. Und Remus war natürlich nicht der Schnellste. Ferox holte ihn schnell ein. Er griff nach seiner Schulter, „Ey! Hör zu, vielleicht war ich etwas harsch, aber... um Himmels Willen, Lupin! Du hast uns allen so einen Schrecken eingejagt."

Remus hielt darauf hin inne.

„Allen?"

Ferox seufzte wieder.

"Komm mit. Ich bringe dich besser zurück zum Schloss. Du wirst dort erwartet."

Bevor sie losliefen, beschwor Ferox einen Patronus, einen riesigen, hochbeinigen Vogel, der die Nachricht nach Hogwarts brachte, dass es ihnen beiden gut ging.

„Dann weiß Dumbledore also davon", seufzte Remus.

„Ich fürchte, ja."

"Und McGonagall, schätze ich."

"Ich will nicht lügen, Remus, dir stehen eine Menge Strafarbeiten bevor."

Remus schnaubte und sah zum ersten Mal richtig zu Ferox auf. Eigentlich – musste er garnicht aufsehen. In den letzten zwei Jahren, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten, war er ihm an Größe gleichgekommen. Sie waren jetzt auf Augenhöhe. Ferox hatte immer noch goldene Haare, rau und gutaussehend und vom Wetter gezeichnet, aber er war nicht mehr der Held, als den ihn Remus mit dreizehn angehimmelt hatte. Er war nur ein Mann – ein Soldat im Krieg, wie sie alle.

„Es tut mir wirklich leid", sagte Remus. „Ich weiß, dass ich töricht war, ich kann es nicht mal erklären."

„Ah, das musst du nicht, mein Junge," Ferox schlug ihm mit der Hand auf die Schulter, „es ist nur natürlich, bei allem, was du über ihn weißt."

„Ich habe noch nie einen anderen...Werwolf...getroffen", sagte er. „Sind sie alle so?"

Ferox sah ihn von der Seite an.

„Was glaubst du?"

Remus dachte darüber nach, während sie weitergingen und irgendwann schüttelte er den Kopf.

„Nein, ich glaube, das kann nicht sein", er seufzte, „es gibt gute und böse Menschen. Gute und böse Zauberer. Warum sollten Monster da anders sein?"

„Remus, mein alter Kumpel, wenn das alle so sehen würden, dann gäbe es glaube ich keinen Krieg."

* * *

Er wurde natürlich schnurstracks in Dumbledores Büro geführt. Remus war noch nie zuvor drinnen gewesen und es war fast so beklemmend wie Livia zu treffen. Es war ein hoher, luftiger Raum mit Porträts, die die Wände bedeckten und Schränken voller seltsamer Kuriositäten. Entsetzlicherweise, saß Dumbledore ganz allein an seinem Schreibtisch und beschrieb ein langes Stück Pergament. Remus stand bestimmt fünf Minuten still da.

"Mr. Lupin", sagte der Schulleiter endlich. „Wir begegnen uns immer unter den unerfreulichsten Umständen."

„Ja. Das stimmt wohl", nickte Remus. Seine Nacht war zu anstrengend gewesen, als dass er sich groß darum scherte, was Dumbledore zu sagen hatte. Ich sagte doch, ich kämpfe für Ihre verdammte Sache, alter Mann, was wollen Sie noch von mir?

Dumbledore betrachtete seine Nonchalance eingehend.

„Du hast heute etwas sehr Gefährliches unternommen."

„Jep," er hob den bandagierten Arm.

„Du weißt, dass ich nicht davon spreche."

„Ich weiß", antwortete Remus mit hängendem Kopf, im Versuch reumütig zu wirken. Wenn er sich nicht bei Ferox hätte abkühlen können, hätte er einiges mehr zu sagen. Ich weiß, Professor, dass Sie nicht von irgendeinem körperlichen Schaden sprechen, der mir widerfahren sein könnte. Das ist offensichtlich die kleinste Ihrer Sorgen, wenn man bedenkt, dass ich mich acht Jahre lang selbst zerfetzt habe, bevor irgendjemand es für nötig hielt, einzugreifen.

Dumbledore wusste natürlich nichts vom Geheimnis der Rumtreiber. Vielleicht wusste er von Madam Pomfreys Bemühungen, ihm zu helfen, doch wenn er es tat, zeigte er kein Interesse.

Also hielt Remus den Mund und nahm seine Bestrafung entgegen, in der Hoffnung, dass Dumbledore ihn bald zu Bett gehen lassen würde. Es gab einen Vortrag über Pflichten und Reife. Eine strenge Erinnerung daran, dass der Krieg größer war als er, und dass seine eigenen, persönlichen Motive keine Rolle spielten. „Wir alle müssen Opfer bringen..." (ja, spottete Remus innerlich, manche mehr als andere, schätze ich.)

„Verstehst du, Remus?"

„Ja, Schulleiter."

Danach musste er Dumbledore einen detaillierten Bericht darüber erstatten, was er und Livia besprochen hatten. Es war nicht viel – Remus war ziemlich enttäuscht darüber, wie wenig er erfahren hatte. Dumbledore schien jedoch zufrieden – sofern Dumbledore je irgendetwas war. Mehrere der Uhren in den Glasschränken begannen zu schlagen und Remus fiel auf, dass es drei Uhr morgens war. Er unterdrückte ein gähnen.

"Ja." Dumbledore nickte, so als ob Remus gerade einen sehr interessanten Punkt bemerkt hatte. „Wahrscheinlich ist das genug für eine Nacht. Du darfst zu Bett gehen, Mr. Lupin."

Remus nickte schläfrig und stand auf, er rieb sich die Hüfte, welche von all den harten Sitzmöbeln dieses Abends steif geworden war.

„Professor?" fragte er, bevor er ging. Dumbledore war wieder seinem Brief zugewandt und gab kein Zeichen ihn gehört zu haben, also sprach Remus einfach weiter, „Livia hat gesagt, ich kenne nicht mal die Hälfte meiner Kräfte. Und sie konnte zauberstablose Magie und wortlose Magie, und—"

"Ihre Talente waren nichts besonderes, Mr. Lupin," antwortete Dumbledore, ohne aufzusehen, „Sie hat eindeutig die dunklen Künste studiert und mag in besonderem Maße begabt sein. Mach dir keine Gedanken darüber."

„Na gut", gab Remus zurück, noch enttäuschter als vorher. „Ist äh...ist Ferox noch hier?"

„Mr. Ferox bleibt für ein paar Tage in Hogsmeade. Gute Nacht, Remus."

„Ähm...gute Nacht, Schulleiter."

Professor McGonagall wartete vor dem Büro auf ihn. Sie sah aufgebracht aus, aber sie sagte nichts.

„Ich bin sicher du hattest genug Ansagen für eine Nacht", sagte sie steif.

„Oh," seufzte Remus, „ich kann noch etwas mehr vertragen, wenn es Ihnen dann besser geht."

Sie zog eine Braue nach oben, ging jedoch weiter. Als sie am Porträtloch ankamen, hielt sie an und sagte,

„Zwei Monate Nachsitzen, jede Nacht, außer bei Vollmond. Und sag den Jungs, sie sollen sofort zu Bett gehen."

Er kroch durch zum Gemeinschaftsraum und fand James, Sirius und Peter dort, in ihren Pyjamas auf ihn wartend. James ging beim Feuer auf und ab. Peter versuchte, auf seinen Ellbogen gelehnt, nicht einzuschlafen und Sirius, der kerzengerade in einem Sessel gesessen hatte, sprang auf, in dem Moment, als er Remus sah.

„Was zur Hölle denkst du dir eigentlich?!", schrie er, während er den Raum durchquerte, „Ganz alleine abzuhauen!"

„Bitte nicht, Padfoot, ich bin total fertig...", seufzte Remus. Er bekam Kopfschmerzen. Er wollte einfach nur schlafen – genug geredet für eine Nacht.

„Hast du eine Ahnung, wie es war, herauszufinden, dass du alleine weggeschlichen bist?!", schrie Sirius. Remus zog die Brauen hoch.

Sirius blinzelte, trat zurück und sah nach unten. „Für uns alle, mein ich."

„Kann ich mir vorstellen", sagte Remus, „und es tut mir leid, aber kann ich bitte einfach ins Bett gehen? Du kannst mich morgen früh zutexten."

„Genau, beruhig dich, Black." James kam herüber und legte eine Hand auf Sirius' Schulter. Sirius wehrte ihn aufgewühlt ab. James nahm seufzend seine Brille ab. „Es ist spät, wir sind alle müde. Dir geht es auch wirklich gut, Moony?"

„Bin in Ordnung", nickte Remus, so, so dankbar für James Potter.

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