Chapter 3: Fünftes Jahr: Die Überraschung
CW für Rauchen und Erwähnung von Drogen, Sexualität - Remus denkt in diesem Kapitel über viele Dinge nach, meistens unschuldige, pubertäre Dinge, aber an ein paar Stellen wird es etwas detailreicher und es könnte sein, dass manche Leute es unangenehm finden. Für diejenigen, die die Stelle überspringen wollen habe ich zwei Sätze markiert. Beim ersten sollte man aufhören und ab dem zweiten ist es "sicher" weiterzulesen.----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
I could play the wild mutation
as a rock 'n' roll star
I could do with the money (y'know that I could...)
I'm so wiped out with things as they are (y'know that I should...)
I'd send my photograph to my honey
- and I'd come on like a regular superstar.
Samstag, 20. September 1975
In den nächsten drei Wochen gelang es Remus, in eine etwas angenehmere Routine zu fallen, während er lernte, mit seinen neu entdeckten Gefühlen umzugehen. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der er einfach versucht hätte Sirius auszuweichen, sich zurückzuziehen und in der Bibliothek oder einer seiner kleinen Ecken zu verstecken. Aber er hatte mittlerweile bemerkt, dass dies am Ende nie funktionierte, besonders da sie sich ein Schlafzimmer teilten. Und außerdem war er jetzt viel zu groß für die meisten seiner alten Verstecke.
Also versuchte er einfach damit umzugehen und stellte beim Versuch fest, dass er es ihm tatsächlich gelang. Nicht, dass es einfach gewesen wäre – aber er hatte noch so viele andere Dinge, um die er sich Sorgen machen musste. Neben den Aufgaben der Vertrauensschüler, weswegen Remus bereits für Patrouillengänge und Versammlungen ständig im Schloss unterwegs war, war es auch ein wichtiges Jahr für ihre Studien.
Mit den bevorstehenden OWLs luden die Lehrer sie mit mehr Arbeit voll als je zuvor - und es hatte eine merkliche Verschiebung im Lehrplan gegeben. In der Verwandlung lernten sie das Verbergen; in Zauberkunst übten sie Entwaffnung; ihre Zaubertränke konzentrierten sich hauptsächlich darauf, Gifte zu identifizieren und ihnen entgegenzuwirken und Verteidigung gegen die dunklen Künste schien nichts anderes zu sein als Übungen für Angriffs- und Verteidigungszauber. Sie trainierten für den Krieg und jeder wusste es.
Pflege magischer Geschöpfe war eine düstere Angelegenheit. Professor Kesselbrand war ein mürrischer, kläffender alter Mann mit fehlenden Gliedmaßen und einer Augenklappe. Er brachte ihnen nichts zum Anschauen mit und erzählte ihnen keine Geschichten über seine Begegnungen mit fantastischen Tierwesen. Er erzählte lieber, wie er all seine verschiedenen Verletzungen erlitten hatte und es war immer schrecklich.
Remus versuchte es positiv zu sehen - ohne Ferox gab es zumindest eine Ablenkung weniger. Auf keinen Fall würde er sich in den faltigen alten Kesselbrand verlieben. Sirius war genug, um ihn zu beschäftigen.
Obwohl er es die meiste Zeit schaffte, einfach durch seine Gefühle zu lächeln, schienen sie in den ungünstigsten Momenten aufzutauchen. Er las einfach ein Buch und da war es. Oder ganz allein in der Bibliothek, und eine Erinnerung tauchte auf und rührte sein Inneres auf. Es ließ ihn oft erschüttert, zu heiß und verwirrt zurück. Wenn James und Mary und Marlene und Peter und alle, die mit dem dummen Knutschen zu tun hatten, sich in den letzten zwei Jahren so gefühlt hatten, dann wusste Remus einfach nicht, wie einer von ihnen irgendetwas getan hatte. Es schien, als ob sein Geist und sein Körper ständig im Krieg waren.
Er war nicht dumm; er wusste, dass er so etwas wie ein Spätzünder war, wenn es um solche Dinge ging. Im Sommer, nachdem er dreizehn geworden war, hatte die Hausmutter ihn in ihr Büro gerufen und ihn so vage wie möglich gefragt, wie viel er über "eheliche Beziehungen" wisse. Er war sich nicht sicher, wie viel er wissen sollte und wollte nicht dumm aussehen, also sagte er nur, er wisse "alles". Sie nickte und sagte ihm, er solle einen männlichen Mitarbeiter fragen, wenn er irgendwelche Fragen habe. Natürlich hatte er es nie getan. Sie hatten auch einmal ein Gespräch des örtlichen Pfarrers über die Heiligkeit der Ehe und die sündige Natur des „Handelns zur Befriedigung seiner niedere Triebe" – aber Remus war so beschämt gewesen, dass er das meiste davon ausgeblockt hatte.
'Niedere Triebe'. Es war nichts, worüber du ernsthaft sprechen solltest – zumindest nicht mit anderen Jungen, das wusste er. Witze waren ok. Zumindest befand man sich in einem sicheren Gebiet, wenn man sich nur gegenseitig neckte. Aber man konnte sicherlich keine Fragen stellen.
Die anderen Rumtreiber waren weiter als er; in manchen Nächten kurz vor dem Vollmond hatte er den Geruch ihrer Lust wahrgenommen und ihre leisen, brennenden Momente der Frustration und des Scham gehört, als sie im Dunkeln unter den Bettlaken herum fummelten. Es war ihm nur peinlich. Natürlich tat Remus...natürlich hatte er ... aber das hatte sich einfach wie eine Notwendigkeit angefühlt, der nicht mehr Bedeutung beigemessen wurde als Zähneputzen.
Seit dem vergangenen Sommer hatten sich die Dinge in dieser Abteilung jedoch geändert – waren dringender geworden. Als hätte das Knutschen mit Grant ihn irgendwie aktiviert und eine große Flut entfesselt aus... Gefühlen. Remus dachte selten an etwas anderes, er war ständig gereizt. Zum ersten Mal war er dankbar für die weiten schwarzen Roben, die sie in Hogwarts tragen mussten, aber trotzdem musste er oft länger sitzen als alle anderen und versuchen, neutrale Gedanken zu denken. Einmal musste er seinen Schoß mit einem besonders schweren Buch bedecken, einfach weil McGonagall zu oft „Zauberstabarbeit" sagte.
Er fühlte sich innerlich verändert; es war in jedem Moment präsent – ob er allein oder in Gesellschaft war. Und Sirius. Warum musste es ausgerechnet Sirius sein?
Ok, er wusste warum. Die Art wie sich sein dünnes weißes Schulhemd über seinen Rücken spannte, wie ihm die Haare in die Augen fielen, so dass er es zurückschieben musste, obwohl er es nie hinter sein Ohr gesteckt hatte. Seine Hände. Seine verdammten Augen ...
Es waren drei sehr anstrengende Wochen gewesen.
Remus war dankbar, dass der erste Vollmond des Semesters auf ein Wochenende gefallen war. Es bedeutete, dass er schlafen und friedlich herumlungern und auf den Einbruch der Dunkelheit warten konnte, anstatt stundenlang mit schmerzenden Knochen im Unterricht zu sitzen. Der Samstag war auch ein Quidditch-Trainingstag (seit James Kapitän war, fand das Training eigentlich fast täglich statt) und sie ließen Remus somit völlig ungestört zurück.
Er hatte den größten Teil des Morgens geschlafen und war dann zum Mittagessen die Treppe hinuntergegangen, bevor er in die Stille eines leeren Schlafzimmers zurückkehrte. Er las eine Weile sein Buch, aber seine Kopfschmerzen und Unruhe sorgten dafür, dass er bald wieder aufgab. Er wünschte, der Mond würde sich beeilen und kommen, damit er es hinter sich bringen könnte. Zu warten war das Schlimmste. Er schloss die Augen, streckte sich aus und entschied dann, dass er es satt hatte, herumzuliegen. Er stieg aus seinem Bett und setzte sich mit einer Schachtel Zigaretten auf die Fensterbank. Es war die letzte Schachtel, die er aus dem Sommer hatte – ein Abschiedsgeschenk von Grant.
Grant. Wenn Grant hier in Hogwarts wäre, würde Remus Sirius gegenüber genauso denken? Wahrscheinlich, seufzte er vor sich hin. Und Grant war so einfühlsam, wenn es um solche Dinge ging, dass er es sofort herausfinden würde. Vielleicht würde er einen Rat haben. Wenn er ihn nur anrufen oder auch nur einen Brief schreiben könnte - aber er durfte Eulen nur an die Hausmutter schicken, und was wäre, wenn sie ihn lesen würde?! Remus wünschte, er hätte die magischen Spiegel, die James und Sirius hatten. Obwohl er keine Ahnung hatte, wie um alles in der Welt er sie Grant erklären könnte.
Er beendete seine erste Zigarette und begann mit einer anderen. Es war beruhigend. Gras war besser. Er hatte nach seinem letzten Vollmond etwas gehabt, aber er hatte noch niemanden in Hogwarts gesehen, der kiffte. Er hatte sowieso nicht mehr viel mit den Rauchenden zu tun, jetzt wo er sie nicht länger versorgte. Die Ablenkungen des vergangenen Sommers hatten ihn in mehrfacher Hinsicht gekostet.
Der Abend brach an und Remus' Magen begann zu knurren. Er versuchte an Vollmonden nur wenig zu essen, in Erwartung auf den Schmerz, von dem ihm manchmal übel wurde. In den Tagen danach würde er ausgehungert sein und leicht drei oder vier Teller pro Mahlzeit vertragen können. Er wollte gerade aufstehen und hinuntergehen, als sich die Tür öffnete.
Peter, James und Sirius kamen mit gespannten Blicken herein. James sah sehr ernst und ziemlich vorsichtig aus, als müsste er eine Neuigkeit überbringen von der er sich nicht sicher war, wie Remus sie aufnehmen würde. Remus wusste jedoch, dass es keine schlechte Nachricht sein konnte, da Sirius von einem Ohr zum anderen grinste und jeden seiner perfekten, perlweißen Zähne zeigte. Peter rang wie gewöhnlich seine Hände, aber auch er trug ein kleines, schelmisches Lächeln - das Gleiche, das er hatte, wenn sie sich mitten in einem besonders verschlagenen Streich befanden.
„Oh Gott", sagte Remus, bevor James sprechen konnte, „Was ist los? Warum seid ihr nicht beim Quidditch?"
„Kein Quidditch heute!", sagte Sirius und grinste immer noch wie ein Verrückter. Die Energie, die er ausstrahlte, war elektrisch und brennend heiß – er war offensichtlich wegen irgendetwas sehr aufgeregt.
„Wo wart ihr dann?", fragte Remus und entschied sich stattdessen, James anzusehen, um seine Stimme ruhig zu halten.
„Wir haben etwas anderes geübt!", platzte Peter heraus und biss sich auf die Unterlippe.
Remus lehnte sich auf der Fensterbank zurück, sah James erneut an und hob eine fragende Augenbraue. James schluckte, seine Adamsapfel schaukelte und er räusperte sich dann.
„Moony", sagte er, „Du erinnerst dich vielleicht, dass wir im dritten Jahr eine Idee hatten ..."
„Du hast die ganze Zeit Ideen, Potter, sei genauer", sagte Remus gereizt und zündete sich seine dritte Zigarette an. Seine Schultern taten weh, und sein Nacken. Er war nicht in der Stimmung für Spielchen bei Vollmond, das sollten sie mittlerweile wissen.
„Die ... um dir bei der ... zu helfen ... ich weiß, dass du gesagt hast, wir sollten nicht, ähm ..." James fuhr sich mit der Hand durch die Haare, „entschuldigung, es tut uns leid ... aber ... "
„Spuck es aus!", seufzte Remus und atmete Rauch aus. James sah panisch aus. Er warf Sirius einen Blick zu, sah dann auf seine Füße und murmelte: „Wir sind Animagi geworden ..."
„Was?!"
„Oh um Merlins willen!", sagte Sirius und trat vor, „Schau, Remus!"
Und damit verwandelte sich Sirius in einen sehr großen schwarzen Hund. Remus fiel geschockt von der Fensterbank.
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Das Lied vom Anfang ist 'Star' von David Bowie aus 'The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders From Mars'. Das die Jungs Animagi werden wollen, kam zum ersten Mal in dem Kapitel "Drittes Jahr: Philomena Pettigrew" vor.
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