Chapter 28: Sechstes Jahr: Grenzen

 can't help from crying

Oh no, boy, you ain't done nothing wrong

You just make me feel so good it hurts me

Cuz I've been without you so long

And now I got a good kinda hurt

I got a good kinda hurt

Oh boy, you make me, you really make me come alive

Freitag, 12. November 1976

Sie wurden erwischt, natürlich – nur Sirius und Remus. Peters schnelles Denken hatte ihn aus der Sache herausgeholt und James war rechtzeitig schnell genug weggelaufen. Er wollte McGonagall erzählen, dass das ganze Ding seine Idee gewesen war, aber Sirius ließ ihn nicht.

Ihre Hauslehrerin hatte ihnen eine der schlimmsten Strafpredigten seit Jahren gegeben – noch schlimmer durch die Tatsache, dass sie ihn ihrem schottengemusterten Nachthemd gekleidet war, was nicht im Geringsten amüsierend war, sondern extrem grauenvoll. Sie standen in ihrem Büro, mit hängenden Köpfen, vor eitriger Flüssigkeit tropfend, bis sie sie entließ und ins Bett schickte. Zwanzig Hauspunkte verloren und Nachsitzen bis Weihnachten. Oh, wundervoll.

„Ihr habt beide eine Freistunde vor dem Mittagessen morgen", sagte sie als Abschlussbemerkung. „Ich erwarte von euch beiden, in den Kerkern anzutreten, um eure Sauerei wegzuputzen. Ohne Magie."

Sirius kochte vor Wut und nachdem er sich gewaschen hatte, ging er ohne ein weiteres Wort ins Bett. Pete saß am Ende seines eigenen Bettes und sah blass und besorgt aus.

„Es tut mir wirklich leid!", flüsterte er Remus verzweifelt zu. „Ich bin in Panik geraten, manchmal verliere ich einfach die Kontrolle, wenn ich Angst habe..."

„Is' okay", erwiderte Remus müde. „Es ist nur Nachsitzen."

„Immerhin", meldete sich James von seinem Bett zu Wort, „haben sie noch keine der Puffbälle gefunden, die wir versteckt haben..."

James hatte Recht und in einer überragenden Wendung des Schicksals explodierten die Bubotubler-Puffbälle früh am nächsten Morgen, gerade als die meisten Slytherinschüler auf ihrem Weg von den Kerkern zur großen Halle zum Frühstück waren. Also war der Abend zumindest keine komplette Zeitverschwendung gewesen.

„Es wart ihr zwei?!" Lily starrte Remus erstaunt an, als er ihr erzählte, warum er sie nicht vor dem Mittagessen in der Bibliothek treffen konnte. „Nicht Black und Potter, Black und du?!"

„Du musst nicht so überrascht tun." Er zog die Stirn in Falten. „Ich bin durchaus in der Lage, ein Idiot zu sein, wie jeder andere auch."

„Nein, aber ich dachte, du und Sirius seid schlecht aufeinander zu sprechen."

„Warum würdest du sowas denken?!"

„Oh, wegen etwas, das Mary gesagt hat, schätze ich..."

„Was hat Mary gesagt?" Remus spürte, wie ihm Hitze in den Nacken schoss – hatte Sirius Mary etwas erzählt? Irgendein dummer Ausrutscher, während sie miteinander gekuschelt hatten?

„Keine Ahnung." Lily sah leicht überrascht aus. „Frag sie, ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, ich habe nur gedacht, sie hätte etwas davon gesagt, dass ihr beide nicht miteinander redet. Egal, könntest du bitte versuchen, dieses Jahr keine Badezimmer mehr zu zerstören? Gryffindor hat jetzt schon die niedrigsten Hauspunkte und es ist noch nicht einmal Weihnachten."

Die überraschenden Attacken in den Gängen hatten Gryffindor weitere zwanzig Hauspunkte gekostet und eine zusätzliche Nacht Nachsitzen für Remus und Sirius. James fühlte sich unglaublich schuldig, aber Sirius' Sinn für Ritterlichkeit und Ehre standen im Weg und würde ihn nicht gestehen lassen.

Natürlich war das eine ganz andere Geschichte später an dem Tag, als er und Remus vor dem abgesperrten Badezimmer standen und auf Filchs Ankunft mit Eimern und Wischmopps warteten.

„Verdammter Wormtail, das ist alles seine Schuld."

„Nein, ist es nicht." Remus gähnte und lehnte sich gegen die Wand. Er hatte nicht genug Schlaf bekommen.

„Der kleine Dummkopf ist weggerannt wie das Ungeziefer, das er ist!"

„Hey, sei nett." Remus runzelte verärgert die Stirn. „Er hat das nur getan, weil jemand zu aufgeregt gewesen ist und all diese Pilze hochgehen lassen hat."

„Ich habe schnell nachdenken müssen." Sirius hob trotzig sein Kinn.

„Du hast überhaupt nicht nachgedacht."

„Naja, du hast gar nichts getan."

„Ich habe versucht, sie zu verstecken! Wenn wir die Box versteckt hätten und unter den Umhang geschlüpft wären, wäre niemand erst in Schwierigkeiten gekommen!"

„Nun, das hast du zu dem Zeitpunkt nicht gesagt!", schnappte Sirius.

„Du hast mir keine Chance dazu gegeben!"

„Er hätte trotzdem nicht wegrennen müssen." Sirius verschränkte seine Arme und lehnte sich an die gegenüberliegende Mauer.

Müde und mürrisch fauchte Remus zurück,

„James ist auch weggerannt. Aber ich sehe nicht, wie du seinen Namen verfluchst."

Sirius blitze ihn wütend an. Wie konnte jemand es wagen, schlecht über James Potter in der Anwesenheit von Sirius Black zu reden. Remus verdrehte seine Augen und starrte an die Decke bis Filch ankam.

Argus Filch war einer der unangenehmsten Erwachsenen, die Remus je getroffen hatte. Die Hausmutter hätte ihn gemocht. Ein bitterer, gehässiger, schleichender Mann auf der falschen Seite von mittlerem Alter war Filch, ein Hausmeister und eine Petze, der die Schüler mehr zu hassen schien, als jemand, der in einer Schule arbeitete, eigentlich sollte. Das war besonders offensichtlich, wenn ihm erlaubt war, Nachsitzen zu erteilen.

Er ließ zwei große Holzkübel vor ihre Füßen fallen, mit einem boshaften Grinsen im Gesicht, und drückte die Tür auf. Über Nacht schien der Eiter getrocknet zu sein und hatte eine dicke, gelbliche Kruste auf die meisten Oberflächen, die er getroffen hatte, hinterlassen. Remus rümpfte seine Nase. Filch gab ihnen Mopps und Scheuerbürsten.

„Ich werde in zwei Stunden zurück sein, um nach euch zu sehen", sagte er. „Ihr solltet bis dahin fertig sein. Keine Zauberstäbe und keine Dummheiten." Er grinste höhnisch, als er sie verließ.
Remus sah Sirius an, der offensichtlich immer noch auf ihn sauer war. Er richtete seinen Rücken gerade.

„Ich fange hier an." Er nickte zum hinteren Ende des Badezimmers. „Du gehst da hinüber." Er zeigte auf das gegenüberliegende Ende.

„In Ordnung." Remus zuckte mit den Schultern, hob seinen Eimer und füllte ihn im Waschbecken. Ja, eigentlich war das perfekt. Sie würden sich an ihre eigenen Seiten halten und diese dumme Sache hinter sich bringen.

Sirius redete noch immer nicht mit ihm, drehte sich mit dem Rücken zu ihm und arbeitete im Stillen. Remus folgte seinem Beispiel. Zwei konnten dieses Spiel spielen. Sirius machte es viel einfacher.

Remus würde es nie zugegeben, aber ihm machte Putzen nichts aus und er fand es eigentlich sogar ziemlich zufriedenstellend. So ekelhaft der Eiter auch aussah, er ging mit ein bisschen Seife und Wasser leicht von den weißen Fliesen ab, also war die Arbeit nicht zu körperlich anstrengend, bis er dazu kam, die Wände zu putzen. Das war schwieriger, einfach nur wegen all dem Hinaufgreifen und Strecken, was ihn ermüdete und seine Schultern schmerzen ließ.

Außerdem war Bubotubler-Eiter nicht wirklich Eiter, laut dem Kräuterkundebuch, das Remus eilig überflogen hatte, bevor er hier aufgetaucht war, um es wegzuputzen – um sicherzugehen, dass es nicht schmutzig oder giftig war. Tatsächlich hatte es einige heilende Eigenschaften – und während dieser Dreck von einer unabsichtlich gekreuzten Sorte stammte, konnte er wahrscheinlich nicht mehr Schaden anrichten als Kürbissaft.

Das kleine Badezimmer war unheimlich ruhig mit den beiden still arbeitenden Jungs, und nur gelegentliche Spritzgeräusche waren zu hören, wenn sie ihre Eimer auffüllten oder den Boden schrubbten. Remus machte die kalte Atmosphäre nichts aus – sie half ihm eigentlich eher beim Konzentrieren. Er wusste schon seit langer Zeit, dass seine Gefühle für Sirius kaum seiner Fähigkeit, von Sirius genervt zu sein, im Weg standen.

Als die erste Stunde vergangen war, hatten sie es geschafft, alle Spuren der Sauerei zu beseitigen und es war nur noch ein letztes Herunterwaschen zu tun. Remus spülte seinen Kübel noch ein paar Male aus und ergriff die Gelegenheit, seine Hände und sein Gesicht zu waschen, das heiß von der Anstrengung geworden war. Sirius kam auch zum Waschbecken, aber sie redeten nicht.

„Fast fertig", versuchte Remus zögerlich.

Sirius schnaubte genervt.

„Nicht dank Wormt–"

„Hör auf mit Wormtail, okay?!", sagte Remus gereizt. „Werd erwachsen!"

Sirius blickte finster drein und sagte nichts. Er wusch seine Hände und sein Gesicht ebenfalls. Remus versuchte, nicht zuzusehen. Er ging zurück zu seiner eigenen Wand, begann klares Wasser darüber auszudrücken und wischte die Überreste der Seifenlauge weg.

Ein Schatten erschien an seiner Schulter und er stellte sich auf mehr Zankerei ein.

„Du hast da was vergessen", schnaubte Sirius mürrisch, stieß Remus mit dem Ellbogen aus dem Weg und schrubbte dort selbst. Beleidigt starrte Remus wütend zurück.

„Ich dachte, wir bleiben auf unseren eigenen Seiten."

„Ja, ich dachte, man könnte sich auf dich verlassen, ordentliche Arbeit zu leisten."

„Wenn du nicht die ganze Zeit in meinen Nacken atmen würdest!"

„Du bist so empfindlich", schnappte Sirius.

„Nein, du verhältst dich nur wie ein Arschloch." Remus stieß ihn mit dem Ellbogen an, härter als er beabsichtigt hatte.

Sirius drängte ihn gegen die Wand und Remus rutschte aus, griff nach Sirius, um sich zu stützen. Wütend schubste er ihn zurück. „Wichser", sagte er.

Sirius küsste ihn.

Sirius küsste wie niemand anderes; träge, fest und ohne Eile. Remus reagierte augenblicklich, Hände nahmen den Stoff von Sirius' Shirt in die Faust; er wollte mit seinen Finger durch die Haare des anderen Jungen fahren. Aber Sirius löste sich vor ihm, trat zurück und sah entsetzt von sich selbst aus. Seine Lippen waren pink und schimmerten, leicht geöffnet. Remus musste wegschauen.

„Remus, ich bin... scheiße, es tut mir leid. Keine Ahnung, was immer wieder mit mir passiert."

„Is' okay", sagte Remus und traf seine Augen nicht.

„Du weißt, ich bin kein– –"

„Ja", sagte Remus. „Ja, natürlich. Ich auch nicht." Er sagte es schnell und ohne nachzudenken. Er sagte es, um Sirius davon abzuhalten, dieses Wort zu sagen.

Sie waren wieder still für eine Weile. Remus' Herz raste, er konnte kaum klar denken. Er streckte die Hand aus und fasste den dünnen, weißen Stoff von Sirius' Hemd zwischen seinen Fingern, zog leicht daran und traf endlich Sirius' Blick.

„Niemand wird es herausfinden", sagte Remus leise und gab etwas wieder, das ihm einmal erzählt wurde.

Sirius starrte zu ihm zurück, seine Augen brannten.

„Du wirst nichts sagen?"

Remus schüttelte seinen Kopf, als Sirius ein wenig näher kam. Remus fuhr fort, jetzt mutiger,

„Werde ich nicht. Wir... wir müssen nicht aufhören. Außer du willst–"

Sirius küsste ihn, wieder voll auf den Mund. Sie wussten beide, dass sie eine Linie überschritten hatten, aber es konnte jetzt nichts mehr dagegen getan werden und es war so, so gut, und ihre Körper waren hart gegeneinander, Hände fummelten mit Gürtelschnallen, als hätten sie gewusst, dass das die ganze Zeit der Plan war.

Als es vorbei war, klammerten sie sich für einige lange, erschöpfte Sekunden aneinander. Dann entzog Sirius sich vorsichtig und trat zurück. Remus sehnte sich danach, ihn wieder zu sich zu ziehen, nie aufzuhören. Er berührte Sirius' Haar ein letztes Mal, tat so, als würde er es zurück an seinen Platz streichen. Sie starrten sich gegenseitig in die Augen, verwegen und ungeniert, ein paar kurze Sekunden lang.

„Du bist wundervoll", sagte Sirius, so sanft.

Remus konnte nur sachte zurücklächeln, er wusste nicht, was er sagen sollte. Der Raum war kalt geworden. „Komm", Sirius begann seine Hose zuzuknöpfen und sah weg, endlich, „wir sollten besser mit dem Putzen fertig werden."

Remus nickte, noch immer stumm, nicht in der Lage mehr zu tun, als sich gegen die Wand zu lehnen, während er Sirius dabei zusah, wie er seine Hände noch einmal wusch und seinen Mopp aufhob. Die Ansicht von ihm, wie er wegging, war zu vertraut und Remus platzte heraus,

„Du bist nicht– – renn nicht weg dieses Mal."

Sirius blickte zurück, ein wenig überrascht und ein wenig etwas anderes.

„Ich gehe nirgendwo hin, Moony", sagte er sanft.

„Oh, okay. Gut, dann."

„Ich habe mich schlecht deswegen gefühlt. Letztes Mal. Sorry." Er war jetzt auf der anderen Seite des Raumes und vielleicht machte es das einfacher zu reden. „Aber ich dachte, du würdest wütend sein oder so. Keine Ahnung."

„Nein, war ich nicht."

„Wir sind noch immer Freunde, oder?"

„Natürlich! Wir werden immer Freunde sein, Padfoot."

Remus machte ein Versprechen, obwohl sein Gehirn zu benebelt war zu der Zeit, um es wirklich zu erkennen.

Sirius hatte zugegeben, wenn auch schüchtern, dass das, was immer wieder passierte, wahrscheinlich wieder passieren würde. Er hatte die Rolle eingenommen, die er immer einnahm – impulsiv, erwartungsvoll und verantwortungslos. Für seinen Teil nahm Remus seine eigene Position ein – derjenige, der verantwortungsbewusst sein würde. Er würde die Geheimnisse bewahren; er würde akzeptieren, was ihm gegeben worden war; er würde verantwortungsbewusst sein. Wenn das die Dinge sind, die er braucht, entschied Remus, dann sind das die Dinge, die ich ihm geben werde. Es war gar nichts.

Mutig, hatte Sirius ihn einmal genannt, in einem anderen Badezimmer vor nicht allzu langer Zeit. Remus hatte damals nicht wirklich gewusst, ob er es war oder nicht, aber er hatte den Klang davon zu dem Zeitpunkt gemocht und er mochte ihn jetzt sogar noch mehr. Jetzt, mit dem Geschmack von Sirius noch auf seinen Lippen und die Echos der Lust, die sich noch immer in seinem Körper festsetzten.

Als er Sirius dabei zusah, wie er die hintere Wand abwischte, das Wasser mit dem Mopp in den Abfluss beförderte und ab und zu hochblickte, um zu lächeln, erkannte Remus, dass er die ganze Zeit darauf gewartet hatte, dass Sirius mutig war. Was ihm jetzt in den Sinn kam, mit der Klarheit eines Blitzes, war, dass er, Remus, mutig für sie beide sein konnte.

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Der Song am Beginn ist ‚Good Kind of Hurt' von den Pleasure Seekers

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