Chapter 27: Sechstes Jahr: Partys und Pusteln

He's in love with rock'n'roll, woah

He's in love with gettin' stoned, woah

He's in love with Janie Jones, woah

He don't like his boring job, no

And he knows what he like to do

He knows he's gonna have fun with you

You lucky lady!

Sonntag, 31. Oktober 1976

Das Hogwarts Halloween Festessen 1976 war so schrecklich, dass Remus plante, sich direkt danach so sehr zu betrinken, wie es einem Menschen nur möglich war.

Es war natürlich nicht schrecklich nach außen hin. Das Essen war wie immer köstlich – ein herrlicher, goldener Schweinebraten und ein mit dicker, gelber Soße gedeckter Apfelstreuselkuchen als Nachspeise. Es war nur für Remus schrecklich. Sirius war nicht etwa gemein oder kalt – er versuchte nicht einmal, Remus zu ignorieren. Es war genau dieses furchtbare Streben nach Normalität, das alles so schrecklich machte. Er lächelte. Er lachte. Er machte Witze. Er nannte Remus ‚ Moony ' ohne eine Spur von Scham. Remus hatte keine andere Wahl als es ihm nachzutun – er hatte schließlich versprochen, niemandem etwas zu erzählen.

Wohlgemerkt, er hatte nicht die leiseste Ahnung wie man so etwas überhaupt jemandem sagen würde.

Hey, James, ist Sirius zufällig mal mit dir im Bett gelandet und dann habt ihr angefangen, euch irgendwie ein wenig zu berühren?"

Oh Gott, was wenn ja?! Es gab natürlich noch Lily, die einfühlsamste Person die Remus nach James kannte, aber der Gedanke mit einem Mädchen über so etwas zu reden war demütigend. Mary war die Person mit der meisten sexuellen Erfahrung, die Remus kannte, aber er konnte absolut, einhundert Prozent nicht mit ihr über Sirius reden.

Nicht, dass sie verärgert gewesen wäre. Als die Party so richtig in Schwung gekommen war (Remus hatte drei Shots Whiskey geext, sobald er die Möglichkeit zu hatte), kam Mary vom Mädchenschlafraum hinunter, gekleidet in einem sehr engen, roten Kleid, das sogar Remus für ein paar Sekunden starren ließ. Roman Rotherhide aus Ravenclaw war der Erste, der ihr einen Drink spendierte und die zwei verbrachten den restlichen Abend zusammen, ineinander vertieft, auf mehrere Weise.

Remus schmollte ein wenig in der Nähe des Plattenspielers und legte absichtlich die rausten, am schlechtesten tanzbaren Lieder auf, die er finden konnte. The Stooges' We Will Fall, gefolgt von Sister Ray, dann ein wenig Captain Beefheart, um das ganze abzurunden. Schließlich wurde er von einer Gruppe Viertklässler-Mädchen überstimmt, die ihn mit David Cassidy und Bay City Rollers LPs überhäuften. Danach widmete er sich der Punschschüssel.

Sirius hatte natürlich Riesenspaß. Er und James waren wie immer ganz die geselligen Gastgeber und drehten als die perfekten, reinblütigen Erben, die sie waren, ihre Runden. Der Gemeinschaftsraum füllte sich stetig, als Schüler von überall im Schloss ankamen und es wurde so warm, dass Remus sich schließlich eine Flasche Hexengebräu nahm, sie mit Whiskey auffüllte und sich ans offene Fenster setzte, um zu rauchen.

Marlene kam irgendwann auf ihn zu, um zu sehen, ob er in Ordnung war und um zu fragen, ob Sirius jetzt jemand anderen datete, nun wo es mit Mary vorbei war. Remus Blick verfinsterte sich bei dem hoffnungsvollen Schimmern in ihren Augen und er sagte ihr, dass es ihn einen Scheiß interessierte. Sie zog eine Schnute, ließ ihn aber allein.

Ab ungefähr neun Uhr fingen die Dinge an, wirklich zu verschwimmen. Das letzte, an das er sich erinnerte, war Peter und Desdemonas perfekt gesungene Performance von Paradise by the Dashboard Light (natürlich musste Peter von all der Muggelmusik auf der Welt Meatloaf mögen). Remus erinnerte sich vage daran, wie blöd zu grinsen, während das Paar rot und verschwitzt, aber überglücklich durch den Raum wirbelte und sie so laut sie konnten das Duett grölten.

You gotta do what you can

And let mother nature do the rest

Ain't no doubt about it

We were doubly blessed

'Cause we were barely seventeen

And we were barely dressed...

Das nächste an das Remus sich erinnern konnte war, dass er in ihrem Badezimmer über der Toilettenschüssel hing und fast seine Eingeweide hervorwürgte. Er musste ein wenig zu spät gekommen sein, denn sein Hemd und seine Hose waren nass und stanken. Der ganze Raum drehte sich und er legte sich auf die beruhigend kalten Fliesen, als die letzten Töne von Rebel Rebel die Treppe hinaufklangen.

„Hey, Moony! Wach auf, Kumpel", dröhnte James Stimme ein paar Stunden später in seinem Kopf.

„Gnuuughh."

„Heilige Scheiße", seufzte James, „ Scourgify ! Komm, steh auf, jetzt ist Padfoot mit Kotzen dran..."

Remus blinzelte in das helle Licht und versuchte, sich aufzurappeln. Ihr Badezimmer war schon klein genug, es war nur Platz für ein Waschbecken, eine Toilette und eine Badewanne. Es war nicht wirklich Platz für drei schlaksige Sechzehnjährige, von denen zwei so betrunken waren, dass sie kaum stehen konnten. Remus lehnte sich an das Waschbecken und Sirius stürzte auf die Toilettenschüssel zu, wo er sich geräuschvoll übergab. Zum Glück waren seine Haare zurückgebunden.

Remus blinzelte wieder und starrte ihn eine Weile erschöpft an bevor James ihn sanft am Ellbogen zog,

„Komm, Moony, mein Lieber, Zeit fürs Bett, hm?"

„Mm", murmelte er und fühlte sich kindisch und hilflos. Er erlaubte James, ihn aus dem Badezimmer und zu seinem Bett zu leiten. Ugh . Die Bettdecke war noch immer zerknittert und Sirius Plattenspieler stand wackelig am Fußende. James räumte ihn weg, als Remus mitsamt Jeans und Socken unter die Decke krabbelte.

„Pfft, du solltest doch eigentlich der Vernünftige von uns sein", sagte James gespielt beleidigt, als er die Bettvorhänge zuzog. „Nacht, Nacht, Moony."

„Jaaaaames...", jammerte Sirius aus dem Bad. James seufzte und Remus schloss seine Augen.

Der Kater am nächsten Tag war so schrecklich, dass Remus sich vornahm nie wieder etwas zu trinken.

* * *

Mittwoch, 10. November 1976

In der nächsten Woche war Remus immer komplett unausgeglichen und nervös, wenn Sirius in der Nähe war. Sie waren nie zusammen allein – und es war schwer zu sagen, ob das von Sirius beabsichtigt war, oder ob es nur eine Folge des Lebens auf einem Internat war. Natürlich bemühte Remus sich auch nicht, ihn alleine anzutreffen – wer wusste, was vielleicht passieren würde?!

Es gab jede Menge Erklärungen dafür, da war er sich sicher. Er musste nur darüber nachdenken. Vielleicht war Sirius einfach neugierig – sie waren schließlich Teenager. Remus war einfach leicht zu haben gewesen; er hatte keinen Widerstand geleistet. Vielleicht waren das die Art von Dinge, die reiche Jungen auf Internaten taten. Ein wenig Härte und Reibung. Es könnte auch einfach Sirius tierische Seite sein, die zum Vorschein kam.

Das schlimmste war, dass es Remus nicht einmal kümmerte , was die Erklärung war. Er wollte nur, dass es wieder passierte. Auch wenn er wusste, wie schuldig er sich fühlen sollte, so verbrachte er doch jeden Abend in seinem Bett mit Wunschdenken. Er wünschte sich, dass Sirius sich zu ihm hinüberschleichen würde. Oder dass er, Remus, den Mut dazu hätte, aufzustehen und selbst zu Sirius zu gehen. Aber dieser Mut kam nie und nach einer Woche (die Sirius Geburtstag, ein Hogsmeade Wochenende, Bonfire Night und einen Vollmond beinhalteten hatte) musste Remus einfach versuchen, es zu vergessen.

Wie immer, wenn er in einer Krise steckte, hatte Remus eine vertrauenswürdige Liste zusammengestellt, die ihm dabei half, seine Gedanken zu ordnen. Diese trug den Namen: Gründe, um die Sirius-Situation zu vergessen.

Sirius wollte offensichtlich so tun, als ob nichts passiert wäre. Ein guter Freund sollte diesen Wunsch respektieren. Remus wollte ein guter Freund sein, denn einen guten Freund zu verlieren war potenziell schlimmer als Sirius nie wieder zu berühren. Oder? Sirius tiefe und unvergängliche Anziehung zu Mädchen war nicht zu übersehen. Zu allen Mädchen. Jedem Mädchen.

Der letzte Punkt stach am meisten hervor. Ein beitragender Faktor zu Remus grausigen Absturz auf der Halloweenparty waren Sirius verbissene Versuche, mit jedem Mädchen über fünfzehn im Raum zu flirten gewesen. Extrem erfolgreiche Versuche. Als das nächste Wochenende näherkam war es allseits bekannt, dass er gerade etwas mit Avni Chaudry am Laufen hatte, diesem Hufflepuff-Mädchen, das die Kürbisse so verzaubert hatte, dass sie im Dunkeln leuchteten.

Das war mittlerweile eine bekannte Situation und Remus war wenigstens froh, dass er kein Vertrauensschüler mehr war und es somit nicht riskierte, Sirius und Avni beim Knutschen im Astronomieturm zu erwischen. Er fing aber an, die Gewächshäuser zu meiden.

Das Leben ging weiter. Remus Lerngruppe fand langsam wieder zusammen und die Mitglieder sprachen ihn einzeln im Gemeinschaftsraum oder in der Bibliothek an, um höflich zu fragen, ob der Platz neben ihm besetzt war und dann – sobald er seine Verfügbarkeit bestätigt hatte – setzten sie sich und fragten, ob es ihm etwas ausmachen würde, etwas Korrektur zu lesen, oder seine Meinung zu bestimmten Themen abzugeben. Remus machte es nichts aus. Es war eine gute Ablenkung und deutlich gesünder als high zu werden. Christopher setzte sich nie dazu, aber Remus nahm an, dass er einfach zu sehr mit seinen OWLs beschäftigt war.

Der dritte Vollmond des Jahres verlief genauso gut wie die zwei davor – James schwor er hätte dieses Mal wirklich wirklich ein Einhorn gesehen. Und die Stunden mit Madam Pomfrey wurden zu einem unerwarteten Vergnügen, sodass Remus jetzt kompetent genug war, um kleine Schürfwunden und Kratzer zu heilen. Kein TCP mehr.

Also, sagte er sich regelmäßig, hatte er, Remus John Lupin, überhaupt keinen Grund dazu, unglücklich zu sein. Alles war so, wie es sein sollte – sogar James und Lily vertrugen sich, ohne sich gegenseitig irgendwelche Zauber und Flüche aufzuhalsen. Die Leere war nur in ihm – sein Sozialleben war so voll wie noch nie.

In Anbetracht all dessen war er ziemlich überrascht, als er eines ruhigen Nachmittags in der Bibliothek einen Brief erhielt. Obwohl, eigentlich war ‚erhalten' ein wenig übertrieben. Ein Papierflieger stach ihn in seinen Hinterkopf, als er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, eine agrippinische arithmetische Gleichung in die chaldäische Form zu bringen. Er zischte vor Schmerz und schnappte ihn sich, während er seinen Blick bedrohlich schweifen ließ. Er war allein, aber er wusste genau, wer es gewesen war. James Bewegungszauber waren legendär. Er faltete das Blatt auf, glättete es und las.

Rumtreiber, versammelt euch! Wir haben schon zu lange Ruhe gegeben.

Heute Nacht. Mitternacht. Garten Tapete. Missetat.

Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie hatten schon Ewigkeiten keinen richtigen Streich mehr gespielt.

* * *

Donnerstag, 11. November 1976 (Mitternacht)

„Wer ist da?"

„Ich."

„Oh, hi Moony, du hast also den Umhang gefunden. Ist Sirius bei dir?"

„Ich dachte er sei bei dir!"

„Nein, ich war auf Patrouille."

"Was ist mit Wormtail?"

„Er ist auf meiner Schulter. Sonst hätten wir nicht drunter gepasst."

„Ihr zwei macht so viel Lärm."

„Padfoot!"

„Prongs."

„Wie bist du ohne den Umhang hierhergekommen?"

„Zu Fuß, du Trottel."

„Zum Glück hat Fich dich nicht gesehen."

„Ich wurde mit Glück geboren."

Die ‚Garten Tapete' war im Erdgeschoss, nur ein paar Meter vom Eingang zu den Katakomben entfernt. Folglich hatte Remus vermutet, dass der Streich gegen Slytherin gerichtet sein würde. Er lag nicht falsch. James hatte eine riesige Holzbox bei sich, die er mit einem Bewegungszauber neben sich her beförderte.

„Manche von den Bubotublern haben sich versehentlich mit den Puffball-Pilzen vermehrt", flüsterte er, als sie die Stufen hinunter in die Katakomben schlichen. „Professor Sprout hat mir aufgetragen, sie auf dem Komposthaufen zu entsorgen, aber ich dachte, das wäre Verschwendung..."

„Wo willst du sie hintun?", flüsterte Sirius aufgeregt zurück.

„Nun, ich weiß das Passwort von Slytherin dieses Jahr nicht – jemand von euch?"

Sie alle schüttelten die Köpfe, außer Peter, der – noch immer auf James Schulter platziert – ein negativ klingendes Quietschen von sich gab. James seufzte, nur ein kleines bisschen enttäuscht, „Dann könnten wir sie einfach ein wenig vorm Eingang verteilen – sie sind schon fast bereit auszutreiben, denke ich..."

Sobald sie die schmuddeligen, höhlenartigen Kellerräume des Schlosses erreicht hatten, verwandelte sich Peter zurück und James stellte seine Kiste ab. Er öffnete den Deckel und präsentierte den Inhalt: mindestens hundert große, gelbliche, leicht pulsierende Pilze.

„Eugh", sagte Peter.

„Jap", grinste James und nahm vorsichtig einen aus der Kiste. Er war ungefähr so groß wie ein Tennisball, „Zerquetscht sie nicht, sie sind voller Flüssigkeit und bereit zu platzen."

„Das wird exzellent ", grinste Sirius, beugte sich zur Kiste und nahm zwei heraus.

Sie begannen, die eigenartigen, pickeligen Pilze schnell und effektiv zu verteilen – hinter Wandleuchtern, über Türrahmen, unter Teppichen und in Ritterrüstungen. Die Puffball-Bubotubler Hybriden pulsierten unangenehm in ihren Händen und Remus dachte, dass James recht hatte; sie waren bereit, jede Minute hochzugehen und die Katakomben in faulig riechende, gelbe, eitrige Flüssigkeit zu tauchen.

Sie waren vielleicht mit der halben Kiste fertig, als Remus Ohren piksten – er hatte dieses komische Gefühl, beobachtet zu werden. Er wirbelte herum und entdeckte die leuchtenden, gelben Augen von Mrs. Norris, die um die Ecke lugten, mit diesem süffisanten, boshaften Blick in ihrem gequetschten Gesicht.

„Scheiße", flüsterte er, „Schnell, schaut!"

„Oh, verdammt!", sagte James, „Ihr drei, nehmt den Umhang und versteckt euch, ich—"

„Wer ist da?", schallte Filchs Stimme.

„Schnell!", zischte James und rannte in die entgegengesetzte Richtung.

Peter, Sirius und Remus sahen sich an, bevor sie sich telepathisch dazu entschieden, sich im nächsten offenen Raum zu verstecken – was zufällig der das Mädchenklo war.

„Diese verfickte Katze hat was gegen mich", murmelte Sirius, „seit ich ein Animagus geworden bin."

„Du hast leicht reden!", antwortete Peter gereizt und wrang seine Hände. Remus hatte die Box mit den Pilzen hinter sich hergezogen und war nun verzweifelt auf der Suche nach einem Versteck.

„Schieb sie vor die Tür!", sagte Sirius.

„Ich glaube nicht, dass das—"

Locomoto !"

„Nein!"

Sirius war nicht so gut wie James, wenn es um diesen Zauber ging. Er vollführte ihn immer mit ein wenig zu viel Druck. Alles was Remus tun konnte, war, sich zu ducken und seinen Kopf zu bedecken, als die Kiste mit empfindlichen Bubotubler-Puffbälle laut gegen die Badezimmertür krachte und jede einzelne Pustel mit einem widerlichen Schmatzen platzte.

Peter verschwand komplett, als er im letzten Moment auf Rattengröße schrumpfte und im nächsten Abfluss Schutz suchte. Sirius, immer auf seine Fähigkeiten vertrauend, stand nur da und sah perplex aus, als Liter um Liter eitrige Flüssigkeit in sein Gesicht platzen und das komplette Badezimmer befleckten.

Es war manchmal ziemlich einfach, Sirius Black nicht zu bewundern.

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Der Songtext am Anfang ist ‚Janie Jones' von The Clash.

Paradise by the Dashboard Light ist von Meatloaf (ignoriert Remus' Meinung, er ist ein Musiksnob – Meatloaf ist göttlich.)

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