Chapter 23: Sommer 1976: Teil drei (Friedensgespräche)

Es war nicht leicht für Remus Abstand zu Sirius zu halten, während er bei den Potters wohnte. Das Haus war groß genug, aber das spielte keine Rolle in einem Familienhaushalt, wie Remus feststellen musste. Mrs Potter gab Remus die ersten paar Tage Zeit, aber dann wurde klar, dass sie keine Ahnung von dem Vorfall zwischen den Rumtreibern hatte und erwartete, dass sie ihre ganze Zeit miteinander verbrachten so wie sonst.

Egal, wie unangenehm die Situation zwischen ihnen war, keiner wollte Euphemia beunruhigen oder enttäuschen. Also wurde ein einfacher Waffenstillstand geschlossen und Remus verbrachte die meiste Zeit damit, sein Buch zu lesen. Er saß nah genug bei James und Sirius damit es nicht verdächtig wirkte.

Grant hatte gesagt es würde nicht immer wehtun – und obwohl er nicht die ganze Wahrheit über die Situation wusste, fing Remus an ihm zu glauben. Er war immer noch sehr wütend auf Sirius, aber es tat nun, als in den letzten Wochen des Sommers in einer Flut aus Sonnenschein und blauen Himmeln rumgingen, weniger weh. Er war zumindest in der Lage sich normal zu verhalten und Sirius schien dankbar dafür zu sein. Wenigstens hatte aufgehört, Remus alle 5 Minuten für ein Gespräch in eine Ecke zu drängen.

Außerdem, nach seiner Unterhaltung mit Moody hatte Remus andere Dinge die ihn seinem Kopf rumschwirrten. Jahrelang dachte er Greyback würde ihn nicht kennen, dass er den Überraschungseffekt auf seiner Seite hatte. Doch nun sah es so aus als würde Greyback ihn vielleicht ebenfalls suchen. Er würde das nicht den Rumtreibern erzählen, nicht solange er nicht mehr wusste. Es nutzte nichts wenn sie besorgt waren, wenn Moody sagte dass Hogwarts sicher war, dann war Remus gezwungen, ihm zu glauben. Die Potters vertrauten ihm eindeutig und das war genug. Und außerdem kannte er Ferox.

Remus dachte auch an Ferox. Wieder mal schien sein ehemaliger Professor die sicherste Option zu sein, wenn es darum ging, Fragen zu stellen. Er verstand dass Remus mehr wissen musste – auch wenn er nicht wusste, warum genau. Und Remus wollte nicht Mr Potter belästigen, der so aussah als würde er schon alle Last der Welt auf den Schultern tragen. Er würde Ferox eine Eule schicken sobald er zurück in der Schule war – und sobald ein bisschen Gras über seine neueste Entdeckung gewachsen war.

In der Zwischenzeit kam Peter jeden Tag vorbei und sie flogen auf ihren Besen oder lungerten auf dem Rasen herum, rauchten, hörten Sirius' Schallplattenspieler zu und badeten in der Sonne. Remus wurde überall haselnussbraun, was ihn gesünder aussehen ließ als je zuvor, und seine Haare wurden eine Nuance heller.

Am letzten Tag der Ferien machten sie nur das – es war zu heiß um sich zu bewegen und alle vier lagen einfach nur auf dem Rücken und ließen sich bräunen. Remus hatte sich ein bisschen weiter weg von den anderen gelegt, nur um Sirius zu zeigen dass noch nicht alles wieder gut war. (Und auch, weil Sirius die nervige Angewohnheit hatte sein Shirt auszuziehen und Remus versuchte das nicht zu bemerken.)

„Erzählts mir noch mal", gähnte Peter die Sonne an, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. „Wie war der Fahrende Ritter? Ich wollte schon immer mal damit fahren."

„Große Träume, Petey", frotzelte Sirius.

„Es war nicht so toll", erwiderte James. „Kann's nicht abwarten bis wir alle apparieren können – der Unterricht fängt im Januar an."

„Ich werde total schlecht darin sein", sagte Peter trostlos. „Dezzie hat darüber in den Theoriebüchern gelesen, ich kann das nicht in meinen Kopf kriegen."

„Naja es ist besser als immer auf den blöden Bus zurückgreifen zu müssen." James nahm seine Brille ab und rubbelte die Augen. „Es ist okay für magische Orte, aber der Fahrer hat sich die ganze Zeit auf dem Weg zu St. Edmunds verfahren."

Remus Magen verkrampfte sich. Er hasste, wirklich hasste den Gedanken, dass James und Sirius da gewesen waren. Er fühlte sich als hätten sie einen wirklich privaten Teil von ihm gesehen den er lieber verstecken wollte. Wie das erste Mal, als er sich vor ihnen verwandelt hatte.

„Ich kann nicht glauben dass ich das auch verpasst habe", seufzte Peter. „Waren da viele Muggel? Wie war es?"

„Komm schon, Pete", sagte James. „Du sprichst über Moonys Zuhause."

„Schon okay", sagte Remus.

„Ich wette es ist großartig, mit vielen anderen in deinem Alter zusammen zu wohnen", sagte James enthusiastisch. Es war James' größtes Bedauern, dass er als Einzelkind aufgewachsen war.

„Es...es ist", Remus suchte nach dem richtigen Wort. „...laut. Seid ihr reingegangen?"

„Padfoot ja, er ist durch ein Loch unter dem hinteren Zaun gekrochen."

„Bin aber nicht ins Gebäude rein", sagte Sirius und rollte sich auf den Bauch. Die Muskeln auf seinem Rücken bewegten sich leicht unter seiner Haut und Remus musste sich zusammenreißen, um nicht auf seine Lippe zu beißen. „So ne Schlampe hat angefangen, Steine nach mir zu werfen."

„Die Hausmutter", bestätigte Remus.

„Muss sie gewesen sein", nickte Sirius, offen erfreut über die Aufmerksamkeit. „Wenn sie Leute behandelt wie sie Hunde behandelt, dann kann ich versteh warum du weg gerannt bist."

„Es war nicht wirklich wegen ihr", stellte Remus klar.

„Gott sei Dank haben Prongs und Padfoot dich gefunden, hm, Moony?", lächelte Peter unwissend. „Sonst hättest du dich verlaufen in Muggel London!"

„Ich hab mich nicht verlaufen", sagte Remus eisig und legte endlich sein Buch hin. „Ich war bei einem Freund."

„Aber James sagte—"

„Ich sagte, er war in einem Haus, Pete, nicht allein. Er war bei diesem Muggel Typ – sorry Remus, ich habe seinen Namen vergessen..."

„Er hat uns seinen Namen gar nicht gesagt", meldete Sirius sich aus dem Nichts. Remus setzte sich auf und blinzelte ihn an. Sirius starrte in einem seltsamen Weg zurück, aber das machte Remus nur wieder wütend.

„Nein", erwiderte er. „Hab ich nicht." Er stand auf. „Ich gehe rein, es ist zu heiß."

James, der begriffen hatte, dass die Unterhaltung auf dem besten Weg war eine unschöne Kehrtwende zu machen, sprang auch auf.

„Ja du hast Recht, Moony. Sollen wir alle reingehen für ein bisschen? Lass uns was trinken und das Geschirr spülen was Mum gesagt hatte. Sie wird bald zurück sein."

Mrs Potter war heute Nachmittag gegangen um ein paar Besorgungen zu machen und Mr Potter war arbeiten. Gully war natürlich irgendwo im Haus, aber er ließ sich nie blicken, außer man rief ihn. Die Jungs waren alleine.

„Wenn ihr Hausarbeit macht, gehe ich nach Hause", grummelte Peter während er versuchte auf die Beine zu kommen. „Hausarbeit kann ich auch zuhause machen."

„Komm schon Wormy." James schlug ihm auf die verschwitzte Schulter. „In der Küche sind Törtchen, du kannst das mit Marmelade haben wenn du willst."

Die vier trollten sich über den Rasen zum Haus und stoppten kurz bei der Gartenhütte, damit James und Sirius erst ihre Besen wegbringen konnten. Peter ging direkt nach drinnen zu den Törtchen und Remus blieb auf der Terrasse zwischen ihnen allen, er fühlte sich ziemlich ausgeschlossen. Er saß erneut auf der niedrigen Mauer und hörte James und Sirius fröhlichem Geplapper aus dem Inneren der Hütte zu.

„Ich muss den Stiel polieren bevor ich ihn wegpacke..."

„Verdammt, Prongs, du polierst ihn sowieso schon zweimal am Tag!"

„Es nennt sich ‚Sich um seine Sachen kümmern', Black."

„Ich nenne es sexuelle Frustration."

„Verpiss dich!"

Es rumpelte und Remus konnte Sirius ausgelassenes Gackern hören, als die zwei miteinander kämpften.

„Warte nur bis wir zurück in der Schule sind und ich deine Eier abhexen kann", lachte James.

„Wag es ja nicht – manche von uns benutzen ihre Eier!"

„Du Wichser! Ich sollte dir...oh scheiße, pass auf!"

„Ah!", stieß Sirius hervor. „Mist! Das hat weh getan!"

Die beiden stolperten zurück ins Tageslicht, Sirius hielt seine Hand umklammert.

„Was hast du gemacht?", fragte James und schaute über seine Brille hinweg. Als er Sirius Hand sah wurde er blass und trat hastig rückwärts. „Sorry Kumpel, du weißt wie ich mit dem Blut..."

„Urgh, es blutet auch..."

„Ey, geh weg von mir!"

„Was soll ich machen? Warten bis deine Mum heimkommt?"

„Keine andere Wahl – ich kenne keine Heilungszauber..."

„Ah, es tut verdammt weh...

„Oh in Gottes Namen!" Remus stand auf und blinzelte. „Lass mich mal sehen."

Sirius und James drehten sich beide um, um ihn anzuschauen. Sirius Augen flackerten zu James, dann zurück zu Remus bevor er zu ihm kam, die Hand ausgestreckt. Der Schnitt war ziemlich tief, Blut floss in Rinnsalen über Sirius weiße Handgelenke.

Remus schluckte. „Das muss gesäubert werden, sonst entzündet es sich...warte, ich habe ein bisschen Zeug in meinem Koffer."

Er führte Sirius durch die Küche, nach oben ins Badezimmer des ersten Stocks und drehte das Wasser auf kalt. Er hatte noch etwas Desinfektionsmittel in seinem Koffer von St. Edmunds, wo er oft nach seinen Kratzern selbst schauen musste wenn Madam Pomfrey nicht da war. Er holte es, zusammen mit einigen Tupfern und Mullverband.

„Komm hier her", sagte er, setzte sich auf die Ecke der Badewanne und bedeutete Sirius, sich auf die geschlossene Toilette zu setzen. Er gehorchte, die Hand immer noch ausgestreckt.

Es war viel kühler im Badezimmer, sichernd steril, wie im Krankenflügel. Remus fand das sehr beruhigend. Sirius war sehr friedlich und ruhig, vertraute Remus komplett und beobachtete ihn wie ein Tier.

„Was ist das?", fragte er als Remus einen Tupfer in das Desinfektionsmittel tunkte.

„Desinfektionsmittel", sagte er. „Es säubert die Wunde."

„Ist es Muggelzeug?"

„Ich bin mir sicher, es funktioniert genauso gut." Remus zog eine Augenbraue hoch. Er nahm Sirius Handgelenk, griff es schroffer als nötig. Seine Haut war heiß von der Sonne. Remus konnte seinen Puls fühlen.

„Es wird brennen", sagte er als er den Tupfer auf die Wunde presste. Sirius' zuckte und Remus erinnerte sich an die Zeit nach Weihnachten, als sie im Badezimmer der Potters Sirius ein Ohrloch gestochen hatten.

„Wird es weh tun?" Sirius schob in letzter Minute Panik, als Remus sich mit der Nadel positionierte.

„Naja, wir haben es ein bisschen betäubt, aber ja, wahrscheinlich", sagte Remus sachlich. „Sei nicht so ein Mädchen."

„Sei sanft mit mir, Moony!"

Sie lachten und Remus schüttelte ihn sanft. „Jetzt halt still, du Weichei."

Er beendete das Reinigen der Wunde und wickelte den Mullverband eng drum herum.

„Drückt wahrscheinlich ein bisschen, aber es soll so sein", erklärte er. „Stoppt die Blutung."

„Danke, Moony."

„Jederzeit." Remus wollte aufstehen und gehen, platzierte beiden Hände auf dem kalten Porzellan der Badewanne. Plötzlich reichte Sirius nach vorne und berührte seinen Arm.

„Es tut mir leid."

„Ich weiß", erwiderte Remus. „Hast du schon gesagt."

„Was ich gemacht habe..." Sirius leckte sich nervös über die Lippen, hielt Remus Arm immer noch fest, als wäre es das einzige was ihn an Ort und Stelle halten würde.

„Nicht..."Remus runzelte die Stirn, sein Widerstand erwachte.

„Aber wir sollten reden-"

„Wir können nicht", sagte Remus einfach. „Ich kann auf jeden Fall nicht. Es gibt keine Worte für das, was du mir angetan hast."

„Nein." Sirius ließ den Kopf hängen. „Du hast Recht." Er ließ ihn los, aber Remus ging nicht weg, obwohl er wusste dass es besser wäre. Sirius fuhr mit seiner unverletzten Hand frustriert durch seine Haare. „Ich bin so ein Idiot."

Remus widersprach nicht, also sprach Sirius weiter.

„Es war so ein gutes Jahr, das fünfte Jahr, stimmt's? Die Monde zusammen zu verbringen, und die Partys...und dann hab ich alles kaputt gemacht."

„Naja", gab Remus zu. „Ich habe auch ein paar Fehler gemacht. Ich habe Sachen...es war anders, nach meinem Geburtstag."

„Was? Moony, nein!" Sirius' Augen weiteten sich. Er sah so ernst und aufrichtig aus dass Remus ihm auf der Stelle vergeben wollte. „Ich weiß ich war nicht...du hast nichts falsch gemacht. Das, was an deinem Geburtstag passiert ist, es war..."

Remus hielt die Luft an, während Sirius nach dem richtigen Wort suchte.

„...es war wirklich mutig", beendete er seinen Satz.

Remus blinzelte. Mutig?! Was sollte das denn heißen? Sirius sah seine Reaktion und versuchte sich rauszureden.

„Ich meine nur, dass du dich darum nicht sorgen musst. Es hat nichts... das hat nichts geändert, okay?"

„Okay." Remus schaute nach unten, dann – sich tapferer fühlend, schaute er wieder hoch. „Wir haben nie darüber gesprochen."

„Du bist mein bester Freund, Remus."

„Sirius, bitte..."

„Und ich weiß was ich getan habe. Es gibt keine Worte dafür, nein, also werde ich still sein und ich werde...ich werde Sachen machen, stattdessen, okay? Ich werde dir beweisen dass es mir leid tut, jeden Tag. Ich schwöre dir, ich werde nie wieder was dummes machen, ohne vorher nach zu denken."

Remus gab ihm ein kleines Lächeln. „Als ob."

Sirius lächelte auch, sehr erleichtert aussehend. „Ja, okay, vielleicht ein bisschen zu viel. Ich werde nie wieder was tun was meinen Freunden wehtut, wie klingt das?"

Remus atmete tief ein. Vergebung wäre so eine Erleichterung.

„Es ist ein Anfang."

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