22. Kapitel

"Wollen wir trotzdem fahren?", fragt Hyunjin, während ich vor dem Laptop hocke, auf den Bildschirm sehe, für Gyu die Tickets holen möchte, welche jede Sekunde online kommen.
"Du willst trotzdem fahren? Auch wenn ich so aussehe?", dabei deute ich auf meine geschwollene Wange.
Wieso nicht? Du bist trotzdem wunderschön."
"Das ist totaler Schwachsinn, Hyunjin.", seufze ich, sehe kurz zu ihm.
"Du solltest deine Tochter abholen..du bist eh schon zu spät."
Er verdreht die Augen, drückt mir ein Kuss auf den Kopf, eh er sich richtig hinstellt und in den Flur geht.
Ich schüttle den Kopf, blicke zu Beomgyu, welcher noch friedlich schläft, seinen Kopf auf meinem Oberschenkel hat.
Vorsichtig streiche ich durch seine Haare, sehe wieder auf dem Laptop.
Er wird sich nachher in den Hintern beißen, wenn er merkt das er den Ticketverkauf verschlafen hat.
Bei dem Gedanken, wie ein angepisster und trauriger Beomgyu durch die Wohnung hüpft, sich über sich selbst ärgert, rutscht mir ein grinsen auf die Lippen.
"Was machst du?", fragt Jisung, setzt sich neben mich, blickt auf dem Laptop.
"Du magst TXT?"
"Ich nicht, aber der Trottel neben mir.", schmunzle ich.
"Er verschläft den Ticketverkauf, weshalb ich jetzt für ihn versuche Tickets zu bekommen...", murmle ich, nehme das Kühlakku wieder, lege es auf meine Wange.
Die nächsten zwei Wochen kann ich doch nicht raus gehen...
Wie dumm würde das bitte aussehen?
"Dann drücke ich dir die Daumen. Geht's dir gut? Gestern scheint dir ziemlich zugesetzt zu haben."
"Dir denn nicht?"
"Felix hatte einen kleinen Schock, aber ich denke das geht schon. Changbin wird ihm helfen."
"Jisung..Lenk nicht ab. Ich rede von dir und nicht von Felix."
Er seufzt, sieht auf dem Bildschirm, was ich ihm gleich tue.
"Erst beantwortest du mir meine Frage, Jeongin."
"Mir geht's gut. Ich war nur etwas unter Schock und unter schmerzen.", sage ich. "Minho-Hyung hat mir geholfen wieder runter zu kommen."
"Das kann er gut.." murmelt Jisung, lächelt sanft.
"Also? Geht's dir gut?", widerhole ich meine Frage.
"Ja...Minho hat mir in der Nacht bei der Panikattacke geholfen und mich wieder aufgepeppt. Ich meine, es liegt nicht nur an gestern. Es liegt zur Zeit an allem. Ich habe das Gefühl durch zu drehen, Innie...und dazu diese ständigen Gedanken, dass es besser wäre Minho zu verlassen, damit er jemand besseres bekommt..."
"Er hat doch schon das beste, Sungie. Er hat dich und mehr will er doch gar nicht."
"Ich weiß, aber es kommt oft trotzdem noch nicht in meinem Kopf an, aber egal. Dann viel Glück beim Tickets bekommen. Ich muss zur Arbeit."
Er haucht mir ein Kuss auf die Wange, verschwindet.
Alle anderen sind auch schon weg.
Jetzt sind nur noch Gyu und ich wieder in unserer Wohnung.

"Scheiße! Scheiße! Scheiße... ich habe verschlafen! Scheiße" frustriert springt Beomgyu auf, sieht geschockt auf seinem Handy.
"Die Tickets sind ausverkauft?!"
Schmunzelnd beobachte ich meinen besten Freund, drehe mein Laptop, mit der Bestätigungsemail, dass ich zwei Tickets gekauft habe, zu ihm um.
Mal sehen wann er es mitbekommt.
"Innie...wieso hast du mich nicht geweckt? Ich wollte Txt sehen...okay ich wollte Taehyun sehen, aber..."
Er sieht zu mir, verstummt als er mein grinsen sieht.
"Was grinst du so? Ich habe gerade eine Midlife-Crisis und du..."
"Ließ die E-Mail du Nervensäge!"
Bockig macht er es, bekommt von Sekunde zu Sekunde immer größere Augen.
"Du hast Tickets gekauft?! Ich habe Tickets bekommen?!", ruft er, quiekt glücklich auf.
"Ich werde TXT sehen!"
Und der Typ wird dreiundzwanzig?
Okay, ich werde vor ihm dreiundzwanzig, aber trotzdem.
Er wird dreiundzwanzig?
Kichernd blicke ich auf mein Handy.

LovelyDramaqueen: Du hast mir keine Antwort gegeben, süßer

'Du willst wirklich immer noch fahren?'

LovelyDramaqueen: Jop...wenn du nicht willst, frage ich Changlix oder Chanmin ob sie für uns fahren wollen.

'wo geht's hin?'

LovelyDramaqueen: Daegu

'ist okay. Ich versuche das alles zu Überschminken und dann treffen wir uns in einer oder zwei Stunden am Bahnhof?'

LovelyDramaqueen: in zwei Stunden.

Ich sehe von meinem Handy auf.
"Kann ich dich das Wochenende alleine lassen?"
"Natürlich. Du wolltest doch eh mit Hyunjin weg. Also Bye."
"Sicher?"
"Jaha! Ich verlasse die Wohnung das Wochenende über eh nicht, also mach dir keinen Kopf. Ich mach mir eher Sorgen, dass das zwischen Hyunjin und dir schief laufen wird."
"Was soll schon schief laufen?"
"Ich nenne jetzt nur ein Wort, welches deine Frage perfekt beantwortet: 'Hyunjin'."
Ich kichere etwas, nicke leicht.
"Ist okay. Ich hab's verstanden?"
"Hast du es wirklich oder willst du es nur glauben verstanden zu haben? Er wird dich noch richtig auf dem Boden werfen mit seinen Stimmungsschwankungen und allem möglichen. Du bist derjenige der leidet. Nicht er sondern du."
Ich weiß...
"Ich mach mich dann fertig."

"Hay"
Erschrocken springe ich zurück, sehe meinen kleinen Bruder an, welcher größer ist als ich.
"Was machst du hier?"
"Das könnte ich dich auch fragen. Du bist doch einfach abgehauen. Eigentlich dachte ich das du Tod bist, aber dann sehe ich dich gestern Abend."
Er zuckt mit den Schultern, lehnt sich an sein Motorbike.
"Wie lange stehst du jetzt vor meinem Wohnhaus?"
"Keine Ahnung."
Wieder zuckt er mit den Schultern, grinst mich etwas an.
"Du hast mich alleine gelassen, Jeongin."
"Ich weiß..es tut mir so leid und.."
Er zieht seine Augenbraue hoch, steckt seine Hände in die Hosentaschen.
"Gib es zu, du hattest keinen einzigen Gedanken an mich verschwendet, als du abgehauen bist, richtig?"
Stumm nicke ich, sehe auf dem Boden, bekomme Tränen in den Augen.
"Ich wollte einfach nur weg..."
"Du hast unseren Erzeuger und seine Freunde so unglaublich wütend gemacht, Jeongin. Zum Glück war ich nicht da, sondern bei einem Kumpel."
"Hat er dir jemals weh getan?"
"Nein..."
"Was hätte ich tun sollen? Hätte ich weiterhin zu lassen sollen, dass ich Tag und Nacht misshandelt werde? Sollte ich weiterhin alles über mich ergehen lassen? Niemand hat sich interessiert wie es mir geht, abgesehen von Beomgyu. Ich wäre gestorben, wenn ich nicht abgehauen wäre. Verstehst du mich? Er hat dich geliebt, mich hat er gehasst und weißt du wieso? Weil ich so aussehe wie Mom. Er hat es gehasst, mich an sehen zu müssen und an sie zu denken... aus diesem Grund hat er angefangen mich an seinen Freunden zu 'verschenken'...und weißt du was das schlimmste war? Ich war ganze sieben Jahre alt...ich war sieben Jahre alt, als das alles angefangen hat...ich habe Berührungen gehasst, muss mich ständig duschen bis meine Haut aufreizt und extrem rot ist...ich habe am Rücken überall Narben, also es tut mir leid, dass dich alleine gelassen habe, aber zwei Wochen länger und ich hätte mich umgebracht. Beomgyu und Seoul haben mich gerettet, okay? Ich habe ein Leben aufgebaut und auch Freunde...ich habe endlich ein normales Leben..", schniefe ich, sehe zu ihm.
"Ich weiß. Ich bin schon mit fünfzehn, also vor zwei Jahren, geflohen, wollte nicht länger bei dem Säufer und Schläger und Vergewaltiger sein..Ich bin hier mit nichts aufgekreuzt, war eine Zeit in einem Jugendheim, war ganz okay dort, aber diese wollten dann tatsächlich mit unserem Erzeuger reden, also bin ich abgehauen, eine Weile hab ich auf der Straße gelebt, habe dort Freunde gefunden, mich in ein Mädchen verliebt. Sie ist perfekt, Jeongin. Du wirst sie lieben...ich wohne bei ihr, mache Leiharbeiten und arbeiten die sonst keiner macht, um später ein gutes leben zu führen, spare das Geld.."
Ich lächle sanft, gehe zu ihm, umarme ihn fest.
"Ich bin stolz auf dich...so unendlich stolz..."
Er lacht leise, legt seine Arme um mich.
"Danke Hyung..ich bin auch stolz auf dich..sehr sogar. Du hast trotz allem ein normales Leben und du machst weiter...und jetzt hör auf zu heulen."
Ich lache leise, drücke mich von ihm weg.
"Hast du ein Handy?"
"Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Jeongin. Natürlich habe ich ein Handy."
Er holt es hervor, hält es mir hin.
Ich speichere meine Nummer ein, gebe es ihm zurück.
"Melde dich bei mir, okay? Ich muss mich jetzt beeilen. Tut mir leid.."
"Ich kann dich fahren.", sagt er, deutet auf sein Motorbike.
"Ich weiß nicht..."
"Hast du Angst?"
"Vergiss es!"

"Danke fürs fahren.", sage ich, gebe ihm den Helm wieder.
"Kein Problem..dir viel Spaß."
Er grinst mich an, setzt sein Helm auf und fährt weg.
"Wer war das?"
Ich drehe mein Kopf etwas zu Hyunjin.
"Mein kleiner Bruder...", murmle ich, lächle ihn an.
"Du hast einen Bruder?"
"Ja..wie wäre es, wenn ich dir nachher, oder die nächsten Tage, versuche zu erklären?"
Er nickt nur, lächelt mich an.
Yuri quängelt, bekommt sofort unsere Aufmerksamkeit.
"Hay meine kleine Hexe.", grinse ich, hocke mich vor dem Kinderwagen.
Quängelig strampelt sie, sieht mich an.
"Sie ist schon die ganze Zeit so quängelig. Egal was ich gemacht habe, es hat sich nicht gebessert."
Ich hebe Yuri aus dem Kinderwagen.
"Was ist denn dein Problem kleine Hexe?", frage ich, wiege sie ein wenig.
Sofort fängt sie an zu brabbeln, versucht es mir wahrscheinlich zu erzählen.
Gott...sie ist so süß..
"Beschwerst du dich grade über deinen Papa? Das kann ich natürlich verstehen."
Sie fängt an zu kichern, jedoch nur kurz, greift nach meinen Shirt, nimmt dieses in den Mund.
"Schmeckts?"
Sie nuckelt an meinem Shirt, schließt die Augen.
"Wahrscheinlich wollte sie nur ihren Nuckel, Jinnie."
Hyunjin nickt, streicht über ihren Kopf, haucht ein Kuss auf diesem.
"Der Zug fährt gleich auf dem Gleis ein.", sagt er, nimmt die Sachen und läuft zum Bahnsteig, dicht gefolgt von mir, mit seiner Tochter auf dem Arm.
Keine fünf Minuten später sitzen wir im Zug.
"Auf nach Daegu...", lächle ich, lehne mich an Hyunjin und gähne.
"Schlaf ruhig etwas, Innie. Ich halte euch beide fest."
Leicht lächelnd schließe ich die Augen, versuche meinen, viel zu schnellen, Herzschlag zu ignorieren, einfach seine Nähe zu genießen und dann einzuschlafen..
Hoffentlich wird dieser Kurztrip besser als der andere.

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Man bringe mir meine Motivation bitte wieder zurück...xD

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