Kapitel Zwei
Laute Musik und bebende Körper waren das, was einen Abend im Club am besten beschrieb. Wir waren nunmal in dem Alter, in dem diese Art von Freizeit dazu gehörte und man als Außenseiter galt, wenn man kein Freund davon war. Deswegen spielte auch ich mit; hatte mein erstes und einziges Bier für diesen Abend in der Hand und versuchte, Louis nicht allzu offensichtlich anzusehen. Was heute extrem schwierig war, da er wirklich super aussah und dazu noch getrunken hatte, was ihn unfassbar niedlich machte.
Ich wand meinen Blick ab und lächelte Kim zu, die anscheinend darauf wartete, dass Luke von Louis abließ, damit sie mit ihm tanzen konnte. Ich wusste nicht Recht, in welchem Verhältnis die beiden zueinander standen, nur, das sie mal in ihn verliebt gewesen war und knallhart getroffen wurde, als sie erfuhr, dass er Schwul ist. Ob sie einfach nicht aufgab oder lediglich auf freundschaftlicher Basis mit ihm in Kontakt bleiben wollte, blieb für mich eine offene Frage.
Ich stellte die leere Flasche auf den Tresen und seufzte, ehe ich den Club verließ und mich draußen auf eine Bank setzte. Das schöne war, dass dieser Club nicht mitten in der Stadt lag, sondern auf der Spitze eines 'Berges', auch wenn man es nicht wirklich so nennen konnte. Doch vor diesem Club standen einige Bänke, von denen man auf die ganze Stadt herunter blicken konnte. Ich wollte ein paar freie Minuten haben und einfach mal tief durchatmen, mein Gesicht in meinen Händen vergraben und nicht über Louis nachdenken.
Doch ich hätte wissen können, dass Karma mir nicht in die Hände spielen würde und so, hörte ich bereits wenig später die Stimme, die ich gerade aus meinem Kopf zu verbannen versuchte.
"Was machst du hier draußen?", fragte Louis so leise, dass ich mich anstrengen musste, ihn überhaupt zu verstehen. Wenig später nahm er neben mir Platz, ließ einen höflichen Abstand und umklammerte mit seinen Händen die Bank.
"Ich stehe nicht so auf feiern gehen."
"Ich weiß", murmelte er und ich konnte ein leichtes grinsen auf seinen Lippen erkennen, "man sieht es dir an. Luke weiß es zu schätzen, dass du trotzdem mitkommst. Er hat aber immer ein schlechtes Gewissen, sobald er dich dann am Rand herumstehen sieht."
"Was soll ich auch sonst machen?"
"Na, mit jemandem tanzen." Er zuckte mit den Schultern, als wäre dies so einfach. Doch was konnte ich schon dagegen machen, dass die einzige Person mit der ich tanzen Wollte, nunmal er war? Und er hing die ganze Zeit an Luke, was natürlich auch nicht falsch ist, immerhin waren die beiden zusammen, aber das war nunmal der Grund für mein herumstehen.
Ich seufzte nur und sah nach oben in den Himmel, wo gerade zwischen den vielen Sternen, ein Flugzeug seinen Weg zu irgendeinem Ort weit weg bahnte.
"Worüber denkst du nach?", fragte Louis unschuldig und mein Blick ging wieder zu ihm. Seine Wangen leuchteten Rot, wahrscheinlich durch den Alkohol und das tanzen. Das ganze ließ ihn noch unschuldiger aussehen, als er es sowieso schon tat und es kostete all meine Willenskraft, ihm keinen Kuss auf diese roten Wangen zu drücken.
"Ich wünschte einfach, dass dieses Flugzeug eine Sternschnuppe wäre."
"Wieso?"
"Ich könnte einen Wunsch gerade echt gut gebrauchen", gab ich leise zu und lächelte etwas, um Louis kein schlechtes Gefühl zu vermitteln. Sein Blick wurde sogleich fragend und er rückte etwas näher an mich heran, was ganz offensichtlich damit zusammenhing, dass ihm kalt war. Dies zeigte die Gänsehaut auf seinen Armen und die Tatsache, dass er leicht fröstelte. Wenn er jetzt mein Freund wäre, würde ich ihm meine Jacke umlegen und ihn in meinen Armen vergraben, damit er nicht frieren musste. Ich würde alles mir mögliche tun, damit er in keiner Form leiden musste.
"Was wünschst du dir denn so sehr?", fragte er flüsternd und sah mich interessiert an.
"Wenn ich es dir verraten würde, würde es ja niemals in Erfüllung gehen", gab ich in der selben Lautstärke zurück und bemerkte erst, wie Nahe wir uns gekommen waren, als Luke aus der Ferne nach dem kleinen Wuschelkopf neben mir rief.
Unsere Köpfe gingen langsamer auseinander, als man es erwarten würde, ehe wir beide zu meinem besten Freund blickten, der seltsam gequält aussah. Ich nahm mir vor, ihn morgen mal deswegen anzusprechen, doch nun war Louis schon aufgesprungen und ging auf Luke zu, hielt jedoch nach ein paar Schritten an und drehte sich noch einmal zu mir.
"Manchmal reicht es auch, den Wunsch einfach so zu äußern. Man braucht nicht immer unbedingt eine Sternschnuppe."
Ich schmunzelte und bedankte mich, ehe mein Blick wieder zu Luke ging.
"Kommst du noch mit rein?" Gerade in dem Moment, war Louis bei ihm angekommen und wurde sofort von Luke's Armen umschlungen. Louis' Kopf befand sich auf der Brust meines besten Freundes und er umgriff dessen Taille, weswegen mein Herz unangenehm schmerzte und lediglich mein gefaktes lächeln, mich nicht an irgendwen verriet.
"Nein, ich werde nach Hause gehen. Ich muss morgen früh aufstehen und Arbeiten. Aber ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Wir sehen uns dann."
Sie verabschiedeten mich ebenfalls und sobald sie wieder im Club verschwunden waren, blieb ich noch wenige Minuten sitzen, ehe ich mich auf den Weg zum Bahnhof machte, an denen zum Glück noch Straßenbahnen fuhren. Das bedeutete, ich musste lediglich drei Minuten warten und hier war kaum ein Mensch, da die meisten noch feiern waren, oder erst später gehen würden. Somit wurde ich weder durch irgendwelche betrunkenen Menschen belästigt oder von Jungs, die Stress suchten, genervt. Dadurch waren es entspannte zwölf Minuten fahrt, bis ich an meiner Haltestelle ankam und noch die letzten fünf Minuten nach Hause lief.
Währenddessen ließ ich das Gespräch mit Louis Revue passieren und konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen. Wusste er denn gar nicht, was er da mit mir tat? Wie sehr es mich verwirrte, wenn er mir so nahe kam und so viel Interesse zeigte? Das Problem war, dass ich sehr wohl wusste, dass all seine Taten freundschaftlich bedingt sind und er keinerlei Hintergedanken dabei hat. Er wollte einfach nur Nett sein und seinen Mitmenschen gegenüber Respekt zeigen, was an sich ja auch kein Problematischer Punkt ist; würde es mir nicht so viel mehr bedeuten.
Ich schloss die Haustür leise auf und wurde von dem flackernden Licht überrascht, welches der Fernseher im Wohnzimmer erzeugte. Leise ließ ich den Schlüssel auf der Garderobe liegen und schälte mich aus meiner Jacke, ehe ich meine Schuhe auszog und mich dann auf leisen Sohlen in das Wohnzimmer bewegte.
Meine Mum lag auf dem Sofa, ein Fuß hing unter der Decke hervor und ihre Haare lagen irgendwo verstreut auf Kissen und Kopfstütze des Sofas. Als ich herein trat, hob sie ihren Kopf etwas und ich setzte mich vorsichtig neben sie, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken.
"Mum, ich bin neunzehn. Du musst nicht mehr wach bleiben, bis ich Zuhause bin", flüsterte ich schmunzelnd und griff nach der Fernbedienung, um im nächsten Schritt den Fernseher auszustellen.
"Habe ich doch gar nicht. Da lief noch eine Serie, die mich sehr interessiert hat und ich wollte-"
"Ja ja", unterbrach ich sie lachend, "Du solltest jetzt ins Bett gehen. Ich komm mit nach oben."
Sie nickte, gähnte noch einmal und schaltete die Stehlampe aus, ehe wir beide nebeneinander die Treppe nach oben gingen und uns dort eine gute Nacht wünschten.
"Harry Schatz, ist alles okay?"
Sie sprach auf meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck an und ich nickte nur.
"Nichts, was ich nicht irgendwie auf die Reihe bekommen würde."
"Okay. Ich hab dich lieb."
Ich erwiderte ihre Worte und schloss meine Zimmertür hinter mir, ehe ich seufzte und mich für das Bett fertig machte, immerhin musste ich in fünf Stunden aufstehen, um pünktlich auf der Arbeit zu sein.
Kurz dachte ich noch über Louis' Worte nach, dass ich einfach meinen Wunsch äußern sollte, doch befand dies als ziemlich ungünstig, wenn man meine Situation betrachtete. Ich wusste wirklich nicht, wie lange ich diese Gefühle noch runter schlucken könnte. Vor allem, da sie nicht weniger, sondern immer mehr wurden.
[...]
Danke für die likes beim letzten Kapitel, ich hätte nicht damit gerechnet! Es freut mich, das euch der Anfang gefällt und ihr so viel Empathie für Harry empfindet :)
Lasst doch noch einen Mini Kommentar für mich da, die bringen mich immer dazu, motiviert zu bleiben. Dankeee :)
xoxo Michelle
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