Kapitel Sieben

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war die Seite neben mir leer. Dies machte es mir unglaublich schwer, aufzustehen und nicht einfach betrübt liegenzubleiben, um mich in Selbstmitleid zu baden. Trotzdem schaffte ich es irgendwie, mich aufzurappeln und hievte mich nach oben, um mich kurz darauf seitlich auf mein Bett zu setzen und mir durchs Gesicht zu reiben, ehe ich meinen Blick durch mein Zimmer gleiten ließ, wo sogar, durch die leicht geöffneten Rolladen, Umrisse zu erkennen waren. Dies bewies mir, dass ich mich nicht getäuscht hatte und Louis tatsächlich nicht mehr hier war.

Seufzend stand ich auf und schnappte mir ein paar gemütliche Klamotten, ehe ich ins Badezimmer ging und mich frisch machte. Ich kämmte einmal durch meine Haare und rasierte mich etwas, ehe ich in Joggingklamotten die Treppe herunter wandelte und lustlos die Küchentür öffnete.

Was mich dort erwartete, ließ meine schlechte Laune von heute Morgen einfrieren und stattdessen die Schmetterlinge in meinem Bauch erfreut flattern.

Louis und meine Mum saßen beide am Esstisch und spielten eine Runde UNO, wo meine Mum anscheinend erneut zu gewinnen schien, denn Louis zog eine Schnute und schmiss seine restlichen Karten auf den Tisch. Das lächeln auf meinen Lippen wurde größer und ich schloss die Tür, woraufhin die beiden zu mir aufsahen und sich auf Louis' Gesicht ebenfalls ein lächeln breit machte.

"Guten morgen Haz", es war aufrichtig und ich hätte ihm ja wirklich gerne geantwortet, wäre ich nicht so gefangen von seinem Anblick gewesen. Seine Haare, die noch wuscheliger als sonst auf seinem Kopf lagen und seine, noch etwas müden Augen, die trotzdem so viel mehr Glück ausstrahlten, als sie es gestern taten.

"Guten morgen Lou", schaffte ich es dann doch, ihm zu antworten, nachdem ich mich innerlich gekniffen hatte. Dann ging ich auf meine Mum zu und gab ihr einen Kuss auf den Kopf, ehe ich auch ihr einen Guten Morgen wünschte und mich neben Louis setzte. "Wie kamt ihr darauf, UNO zu spielen?", fragte ich lachend und zeigte auf die Karten, die durch Louis' Aktion vorhin, nun komplett über dem Tisch verstreut lagen.

"Ich kam vor ungefähr einer Stunde runter, weil ich nicht wusste, was ich noch machen sollte und Anne war schon wach. Dann haben wir zusammen gefrühstückt und kamen dann darauf, das wir noch etwas spielen könnten, ehe du aus deinem Tiefschlaf erwachst. Wir haben die Tür zu gemacht, damit du nicht durch irgendein Geräusch wach wirst. Anne meinte, du würdest sowieso nicht so viel Schlaf bekommen, da du am Wochenende arbeiten musst", bei seinem letzten Satz klang Louis leicht besorgt, weswegen ich ihm kurz über den Rücken strich und ihn anlächelte.

"Danke. Aber du hättest mich wirklich wecken können. Ich dachte schon, du wärst einfach so abgehauen."

Nachdem ich diesen Satz geäußert hatte, stockte mir der Atem. War das jetzt zu offensichtlich gewesen? War meine Enttäuschung zu präsent gewesen? Louis Blick wurde nämlich ebenfalls etwas skeptisch, doch meine Mum schien die Situation zu verstehen und stand auf.

"Na, du musst jetzt aber auch noch etwas essen, Harry. Nicht das du uns hier verhungerst." Sie wollte mir ein Brötchen geben, doch stattdessen griff ich nach den Cornflakes und der Milch.

Ich brauchte gerade nur etwas leichtes im Magen, da mir meine Aktion eben echt schnell auf den Magen geschlagen hatte. Wie konnte ich nur so doof sein und nicht über das nachdenken, was ich sagte?

Trotz des Versuches meiner Mum, hatte die Stimmung einen seltsamen Beigeschmack bekommen und keiner wusste, wie er das irgendwie ändern sollte. Louis' Blick war auf seine leere Cornflakes-Schale gepinnt und ich sah seine Seitenansicht an, die mich schon wieder nicht losließ. Ein räuspern meiner Mum und eine hochgezogene Augenbraue von ihr später, und ich wusste, sie würde mich, sobald Louis weg war, auf das hier ansprechen. Und dies war eigentlich genau das gewesen, was ich verhindern wollte.

"Louis ist ein toller Spielpartner. Ein schlechter Verlierer, aber er gibt nicht auf", begann meine Mum weiterhin damit, ein Gespräch aufzubauen und ich verdrehte die Augen, da sie damit auf meinen letzten festen Freund anspielte.

"Felix war es sonst einfach nur gewohnt, zu gewinnen", lachte ich und war froh über den Themenwechsel, vor allem, da Louis nun auch endlich den Blick von der Schale nahm.

"Wer ist Felix?" Er sah total süß aus, wie er verwirrt drein blickte und wahrscheinlich vergeblich in seinem Kopf nach diesem Namen und dem passenden Gesicht suchte, dabei kannte er ihn gar nicht.

"Harry's Ex-Freund. Die beiden waren drei Jahre zusammen, ehe er wegziehen musste und die beiden es dann für besser hielten, getrennte Wege zu gehen", antwortete meine Mum für mich und ich verdrehte nur die Augen.

"So war das nicht ganz", widersprach ich meiner Mum und sah zu Louis. "Wir haben uns zwar auch getrennt, weil er weggezogen ist, aber der Hauptgrund war einfach, dass auch die Gefühle nicht mehr so stark waren und wir wussten, dass einer von uns beiden Mist bauen würde, wenn er weg ist."

"A-aber ist das nicht normal? Das die Gefühle im Laufe der Beziehung weniger werden?", fragte Louis vorsichtig und sah plötzlich nicht mehr so aus, als würden wir über Felix und mich sprechen. Ging es ihm etwa mit Luke so? Ich konnte den Hüpfer den mein Herz bei diesem Gedanken machte, wirklich nicht verhindern.

"Nein, wenn es die richtige Person ist, verschwinden die Gefühle nicht", sagte meine Mum und deutete damit wahrscheinlich auf meinen Vater, welcher leider vor fünf Jahren verstorben war. Die beiden hatten sich bis zu seinem letzten Atemzug geliebt und wahrscheinlich glaubte ich deswegen noch so sehr an die wahre Liebe. "Du solltest dir einen Freund wie Louis suchen, Harry. Dann säßen wir beide nicht mehr nur zu zweit am Esstisch", seufzte meine Mum und ich biss mir gequält auf die Lippe, hoffte, dass mein Gesichtsausdruck nichts verriet.

Das tat ich doch, Mum. Ich wollte jedoch keinen Freund wie Louis, sondern ich wollte Louis. Louis, bei dem es dann üblich sein sollte, dass er genau auf dem Platz saß, auf welchem er nun saß. Der mit meiner Mum immer UNO spielte, wenn er hier war und er mich anstatt mit lediglich einem lächeln, mit einem Kuss begrüßte, wenn ich zu spät zum Frühstück kam. Dann würde er meine Hand unter dem Tisch halten und ich könnte ihn so offensichtlich anschmachten, wie ich wollte, da er über meine Gefühle ihm gegenüber bescheid wüsste.

"Ich geb mir Mühe", murmelte ich also mühselig und schob mir den letzten Rest meiner Cornflakes in den Mund, ehe ich die leere Schüssel in die Spülmaschine stellte und Louis ansah. "Wollen wir gleich einen Spaziergang machen? Dann bringe ich dich nach Hause?"

"Ehm.. Das ist wirklich nett gemeint, aber Luke hat sich gemeldet und hat gefragt, ob wir reden können."

Natürlich. Den Schmerz in meiner linken Brust ignorierend, setzte ich mein Fake-lächeln auf, was meine Mum natürlich sofort erkannte. Doch, wie konnte er es mir auch so unter die Nase reiben? Nachdem, was gestern fast zwischen uns beiden passiert wäre? Er konnte mir nun nicht mehr erzählen, dass er nicht auch diese Spannung zwischen uns gefühlt hatte. Das wäre eine glatte Lüge.

"Okay, ja. Kein Problem." Natürlich nicht, wieso sollte es auch ein Problem darstellen? Immerhin hast du ja nicht die Nacht hier bei mir geschlafen und mit meiner Mutter UNO gespielt und hast noch meine Klamotten an, die an dir so unglaublich perfekt aussehen, dass alleine das mir Schmetterlinge im Bauch machte.

"Danke für das Essen und das Spiel, Anne. Wir sehen uns bestimmt bald wieder", lächelte Louis und stand vom Esstisch auf, stellte seinen Stuhl ran und ging die Treppe nach oben, um wahrscheinlich seine Sachen von der Heizung zu nehmen und diese anzuziehen.

"Harry-"

"Wenn er weg ist, okay?", unterbrach ich sie bittend, da ich natürlich wusste, über was sie mit mir reden wollte.

Sie nickte daraufhin nur und es blieb still in der Küche, bis Louis die Treppe herunter kam, meine Mum noch schnell umarmte und wir beide alleine zur Tür gingen, an welcher er seine Schuhe anzog und unschlüssig im Türrahmen stehen blieb. Wir beide wussten nicht Recht, was wir sagen wollten und ich fragte mich, wo die ganze Unbeschwertheit von gestern Abend hingeflogen war. Doch sie war wahrscheinlich mit unserem Fast-Kuss nach Kanada gezogen und würde nie wieder zurückkehren.

"Ich..ich bin dann mal weg", murmelte er vorsichtig, die Hand an der Klinke.

"Ja", gab ich in der selben Tonlage zurück und seufzte. "Ich schätze, ich wünsche euch beiden jetzt viel Glück. Das wird sich bestimmt klären."

"Ich hoffe es. Ich liebe ihn wirklich."

Machte er das absichtlich? War es nötig, mir jetzt noch diesen dicken Speer in mein Herz zu rammen?

"Ich weiß. Wir sehen uns."

Noch bevor er antworten konnte, hatte ich ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen und konnte einmal tief durchatmen. Durch das Glas der Tür konnte ich sehen, dass Louis noch eine Zeit davor stand, ohne sich zu bewegen und ich wusste, dass er ebenfalls sehen konnte, dass ich noch hier stand.

Was hatte ich getan? Womit verdiente ich den Schmerz?

[...]

Jetzt hat Louis aber Mist gebaut. Ob die das wieder hinkriegen?

Ich wollte euch schon morgens ein Kapitel geben, weil ich später arbeiten muss und durch eure Kommentare vielleicht mehr Motivation habe. Also; schenkt mir was zur Motivation!

Andra, die mit mir diesen Account bewirtet, und ich, haben uns gestern gesehen und heute wieder, nach über einem Jahr! Krass wie schnell 2017 vorbei gegangen ist.

Wie geht's euch? Alles gut?

Danke für die votes und die Kommentare :)

xoxo Michelle

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top