Kapitel Einunddreißig
"Wieso sprechen wir nicht mehr über das, was in deinem Liebesleben passiert?", fragte ich Amalia, während wir beide, wie junge Teenager, Kopfüber von meiner Bettkante hingen und uns über meine letzte Nacht mit Louis unterhielten.
"Weil es da nichts gibt, worüber man sprechen könnte, schätze ich."
Sie konnte gut schauspielern. Konnte sie immer, selbst ich war manchmal nicht in der Lage, ihre wahren Gefühle zu sehen und doch, war es gerade jetzt kaum möglich, den verletzten Ton in ihrer Stimme zu überhören. Wahrscheinlich verzog sie gerade wütend ihr Gesicht, wobei sich immer diese senkrechte Falte auf ihrer Stirn bildet, über die ich mich immer lustig machte, weil ich behauptete, dass sie nun in ihrem Alter bereits faltig wäre.
"Du hast mir nie erzählt, wieso das mit Toni geendet hat", sprach ich vorsichtig an und hörte nur ein seufzen neben mir, ehe sie ihren Kopf hoch zog und nun wahrscheinlich kerzengerade auf meinem Bett saß. Deswegen tat ich es ihr auch nach, setzte mich ebenfalls auf und schaute kurz aus dem Fenster, ehe ich mich räusperte und sie wieder ansah. "Du hast einfach von jetzt auf gleich nichts mehr von ihr erzählt. Und ich habe das so hingenommen, weil ich dachte, dass du schon irgendwann mit mir darüber reden würdest, aber...warum hast du nicht?"
"Habe ich dir schon mal gesagt, wie verkorkst ich eigentlich bin?", fragte sie und ihre Stimme hörte sich so trotzig an, das ich fast zurückgezuckt wäre. "Damit meine ich nicht das.. das Selbstverletzende Verhalten oder meinen Alkoholiker-Vater oder die angebliche beste Freundin. Ich meine, das ich mich nicht auf Beziehungen einlassen kann. Niemals."
Sie schüttelte den Kopf und spielte mit ihren Händen, ehe sie erneut seufzte.
"Was genau meinst du damit?"
"Ich meine damit, dass ich Personen abblocke, sobald sie mir Liebestechnisch zu nahe kommen. Wenn ich auch nur das Gefühl habe, dass sich eine Person vielleicht in dieser Art und Weise annähert, bekomme ich Panik und ziehe mich zurück. Werde ausfällig und mache abfällige Bemerkungen. Das war selbst bei Toni irgendwann so und ich habe sie wirklich gemocht. Trotzdem war da dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust, wenn sie mir sagte, wie sehr sie mich mag und ich musste einfach abblocken."
"Sie schien kein Mädchen zu sein, dass dann so schnell aufgibt", hakte ich weiter nach und tatsächlich, erschien ein lächeln auf den Lippen meiner besten Freundin und sie schüttelte traurig den Kopf.
"Hat sie auch nicht. Sie meinte, sie würde warten. Aber irgendwann, war auch ihre Geduld vorbei und sie hat ein Mädchen kennengelernt, welches ihr das geben konnte, was sie brauchte. Und dann war trotzdem sie diejenige, die sich schuldig gefühlt hat. Ist das nicht absurd?" Amalia lachte kurz einmal auf und wischte sich die Träne von der Wange, die eben aus ihrem Auge gekrochen war und über welche ich kein Wort verlieren würde. "Ich habe sie abgewiesen und trotzdem, hat sie sich schuldig gefühlt."
"Weil sie warten wollte."
"Aber ich kann es verstehen. Ich kann es wirklich verstehen und das sie sich schuldig gefühlt hat, hat mich dazu veranlagt, mich noch mehr von solchen Menschen zu entfernen, damit ich sie gar nicht mehr verletzen kann." Sie machte eine kurze Pause und zuckte mit den Schultern. "Deswegen sprechen wir nicht über das, was in meinem Liebesleben passiert. Weil eben... nichts passiert."
*****
"Ich weiß wirklich nicht, ob er mit dir sprechen möchte", seufzte Zayn und versuchte noch mehr Minuten verstreichen zu lassen, wo ich vor seiner Haustür stand und er mich nicht zu Luke lassen wollte. Es dauerte nun bestimmt schon über fünf Minuten, dabei wollte ich doch einfach nur sehen, ob mein bester Freund in Ordnung ist und wie es ihm geht.
"Zayn, ich bin sein bester Freund-"
"Das bestreite ich ja auch gar nicht", unterbrach er mich, "Aber Fakt ist nunmal, dass er gestern mitbekommen hat, dass du um Ein Uhr morgens bei Louis Zuhause bist, welches wohlgemerkt, auch noch Luke's Zuhause ist. Und das bedeutete für ihn direkt, das ihr beide miteinander geschlafen habt."
"Haben wir nicht!"
"Nicht, das es mich interessieren würde oder ich irgendwelche Details erfahren möchte", sprach Zayn schnell ermahnend weiter, hob seine Hand um mich am sprechen zu hindern und fuhr dann fort, "Deswegen halte ich es für alles andere als eine gute Idee, das du mit ihm sprichst und er wieder vor sich her murmelt, was für ein Loser er ist, weil er seinen Verlobten nicht bei sich halten konnte."
"Ich möchte doch wirklich nur wissen, wie es ihm geht. Ich mache mir Sorgen, er hat noch nie so viel getrunken, das er am Ende betrunken war."
"Da hatte er auch noch eine, für ihn funktionierende Beziehung mit dem Jungen, den er liebt. Eine gemeinsame Wohnung und einen Verlobungsring um seinen Finger. Nicht zu vergessen einen besten Freund, auf den er sich immer verlassen kann und der alles tun würde, damit es ihm gut geht."
Ich wusste, dass Zayn mit dieser kleinen Rede nichts böses sagen wollte und vor allem, niemandem irgendwelche Sachen vorwirft, doch jetzt wo mir alles so vor Augen geführt wurde, fiel mir erst auf, das Luke derjenige war, der nun gefühlt alles verloren hatte.
Ja, ich war damals verliebt in Louis gewesen und konnte nicht darüber reden, aber Luke hatte von einen auf den nächsten Moment alles verloren, was er sich in drei Jahren aufgebaut hatte. Und anstatt das ich als sein bester Freund dabei an seiner Seite stehe, bin ich einer der Gründe dafür, dass sich sein Leben so verändert hat.
"Lass mich zu ihm." Meine Stimme klang fester, als ich vermutet hatte, immerhin war mein Herz gerade so schwer und ich bekam so schlecht Luft, das ich für einen Moment dachte, ich würde hyperventilieren.
Trotzdem gab sich Zayn nun geschlagen, nickte und machte die Tür einen Spalt mehr auf, sodass ich eintreten konnte und meine Schuhe zu den anderen stellte, die auf der Matte standen. Dann ging ich direkt zum Gästezimmer, wusste, dass Zayn mir folgte und direkt als ich die Tür öffnete, kam mir dieser typische Gestank von abgestandenem Alkohol in die Nase, von dem ich fast jedes Mal würgen könnte.
Zayn blieb an der Zimmertür stehen, ich öffnete das Fenster und machte die Rollläden ein wenig hoch, nicht zu viel, damit Luke nicht vor Kopfschmerzen aufgrund des Katers sterben würde. Doch dieser lag bereits mit offenen Augen im Bett, starrte jedoch an die Decke und schien so tun zu wollen, als sei ich gar nicht da oder wollte mit ihm sprechen.
Ich wechselte einen Blick mit Zayn, woraufhin dieser seufzte und dann endlich aus der Tür verschwand und uns alleine ließ. Ich zog mir den Stuhl vor das Bett und ließ mich darauf nieder, ehe ich das erste Mal darüber nachdachte, was ich ihm nun eigentlich sagen wollte, jetzt, wo ich hier war.
[...]
Ja.. was sollte Harry nun sagen? Gibt es überhaupt was zu sagen?
Tut mir leid das es so kurz ist und so lange gedauert hat, aber die Hitze macht mir echt zu schaffen ._.
Lasst mir was kleines da ❤️
xoxo Michelle
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