Kapitel Dreiundzwanzig
Sorry für die lange Wartezeit, dafür ein langes Kapitel ❤️
"Du wirst also wirklich weggehen, hm?"
Ich sah Luke nicht an, als er mich das fragte, sondern mein Blick war geradeaus gerichtet. Wir saßen gerade auf dem Fußballplatz, die Sonne ging unter und alles um uns herum war still. Irgendwie, fand ich diesen Moment richtig, um mit ihm darüber zu sprechen. Obwohl unser Kontakt schlechter geworden war, war er eben doch noch mein bester Freund, der mir nie etwas schlimmes getan hatte und ohne den ich nie leben wollte.
"Ja." Meine Antwort fiel so kurz aus, wie sein seufzen und kurz herrschte wieder eine Stille zwischen uns beiden. Ich bemerkte selbst, wie schwer es mir fiel, jetzt, nachdem es fest stand. Nachdem ich das Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Agentur geführt hatte, die mich vermittelte und nachdem ich nun bereits eine feste Familie hatte.
Denn die Nacht, die Louis und ich miteinander verbracht hatten, war nun schon drei Monate her. Wir hatten unseren Abschluss hinter uns und nächste Woche wäre unsere Zeugnisvergabe und unsere Abschlussfeier der Klasse.
Louis und ich hatten in den drei Monaten kaum Zeit miteinander verbracht und sobald wir uns als Gruppe trafen, war die Stimmung so angespannt, das Amalia die ganze Zeit versuchte mich abzulenken, damit es den anderen nicht so auffiel. Es war zum kotzen. Vor allem, da ich immer diese schrecklichen Schuldgefühle hatte, sobald ich in Luke's Nähe war. Ich hatte ihn auf die übelste Art und Weise betrogen, wie es der beste Freund nur tun konnte und trotzdem, saß ich noch neben ihm.
"Ich glaube, die Zeit wird verdammt hart", schnaubte er und ich sah zu ihm, wie er den Ball auf dem Boden herum drehte ohne zu mir zu sehen. "Ich meine, wir beide waren immer zusammen. Unsere Mütter sind sogar mit uns gemeinsam in den Urlaub gefahren. Wir waren nie länger als zwei Stunden Autofahrt voneinander entfernt, wenn wir mal unsere Großeltern besuchen waren. Nun bist du einen fünfundzwanzig-Stunden Flug von mir entfernt." Er schüttelte verächtlich den Kopf und ich konnte tatsächlich hören, wie sehr ihm das missfiel.
"Aber ich bin ja immer noch erreichbar. Jetzt flenn du nicht auch noch rum, ich musste Amalia schon trösten", versuchte ich das Ganze mit Humor zu nehmen und brachte ein kleines lachen auf, was ihn jedoch nur noch trauriger aussehen ließ.
"Ihr beide seid echt gute Freunde geworden.."
"Ja, sie ist für mich da und ich auch für sie."
"Das waren wir beide auch mal." Nun sah er mich an und ich bemerkte, wie ernst dieses Gespräch tatsächlich war. Es ging nicht nur um mein Au-Pair und das ich für ein Jahr weggehen würde, sondern auch darum, wie sehr sich unsere Freundschaft zueinander in den letzten Monaten verändert hatte. "Nicht, dass ich nicht wüsste, dass wir noch füreinander da wären, aber momentan..", er machte eine Pause und zuckte mit den Schultern, "Momentan bist du zwar immer noch für mich da, aber ich nicht für dich. Du scheinst mir nichts mehr zu erzählen, aber stattdessen scheint Amalia über alles Bescheid zu wissen. Bitte versteh das nicht falsch, ich liebe Amalia, sie ist toll! Aber.. ich habe das Gefühl. irgendwas falsch gemacht zu haben aber ich weiß nicht was."
Ich hatte das Gefühl, mein Herz sacken zu hören, als ich den Schmerz in seiner Stimme hören konnte. Es wurde schwer und ich wollte am liebsten weinen, vor lauter Schuldgefühlen, die meinen Bauch mit Steinen zu füllen schienen. Er hatte ja überhaupt nichts falsch gemacht, aber ich konnte ihm nichts über meine Probleme erzählen, da es ihn nur noch mehr verletzen würde.
"Du bist und bleibst mein bester Freund. Amalia macht manchmal Probleme an Stellen, an denen gar keine sind. Glaub mir, bei mir ist alles gut. Ich würde es dir erzählen, wenn etwas wäre. So wie immer." Meine Stimme klang fester, als ich sie erwartet hatte und das machte mich stolz. Es war nötig, dass er mir Glauben schenkte und nicht noch tiefer grub, denn ich wusste wirklich nicht, wie lange ich noch dicht halten könnte.
"Weißt du noch, wie wir damals unbedingt im Regen auf diesem Platz Fußball spielen mussten und am Ende so dreckig waren, dass meine Mum uns mit den Klamotten baden geschickt hat?", wechselte Luke das Thema und bei dem Gedanken musste ich grinsen.
"Oder wo wir Abends so lange zusammen draußen waren, das unsere Mütter die Polizei gerufen haben und die uns gesucht haben?"
"Wir hatten beide zwei Wochen Hausarrest, wie könnte ich das vergessen", grinste Luke vorsichtig und danach schwelgten wir noch gemeinsam in den Erinnerungen, bis die Sonne komplett untergegangen war und wir uns auf den Weg nach Hause machten.
Trotz des schwierigen Gesprächs, schien es mir irgendwie besser zu gehen und ich war der festen Überzeugung, dass es mir nun leichter fallen würde, wegzugehen.
*****
"Ich kann es einfach nicht fassen, dass du morgen fliegst...", seufzte meine Mum neben mir und ich sah zu ihr. Ihr Blick war auf ihre ineinander verknoteten Hände gerichtet und anhand dessen, was ich sehen konnte, wusste ich, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen.
"Mum.."
Meine Stimme war leise und ich rückte neben sie, nahm sie in den Arm und schloss kurz meine Augen. Ja, ich würde morgen fliegen. Ich wäre dann für ein Jahr weg, würde meine Mum und meine Freunde nicht sehen, außer ich 'opfere' meinen zweiwöchigen Urlaub dafür, hier her zu kommen. Ich wusste, dass es für uns alle schwer sein würde, aber gerade jetzt dachte ich erst darüber nach, das meine Mum dann ganz alleine in diesem Haus war und niemandem mehr hatte, über den sie sich Sorgen machen konnte. Naja, könnte sie schon, aber ich war in Neuseeland definitiv nicht so leicht zu erreichen, wie ich es hier war.
"Ich brauche diese Zeit", murmelte ich vorsichtig in ihre Haare und setzte einen Kuss darauf.
"Ich weiß.."
"Ich meine, wann bekomme ich nochmal die Chance?"
"Ich weiß doch mein Schatz", sie befreite sich aus meinen Armen und sah mich mit verweinten Augen an. "Es wird nur so schwer sein, dich so lange nicht zu sehen. Ich weiß, dass du etwas wundervolles erleben wirst, über das du dein ganzes Leben lang erzählen wirst und dein Vater wäre ebenfalls so stolz auf dich gewesen. Es fällt mir nur trotzdem so schwer, dich gehen zu lassen."
"Es fällt mir auch schwer, zu gehen, Mum." Wir umarmten uns noch einmal und ich erzählte davon, was ich bei unserem zehnstündigen Aufenthalt in HongKong vorhatte, als plötzlich mein Handy klingelte und ich auf eine WhatsApp Nachricht von Louis schaute.
>>Kannst du kurz nach draußen kommen?<<
"Mum, ich gehe kurz vor die Tür, okay?"
"Was ist denn da?", fragte sie verwundert, da war ich bereits aufgesprungen und fast aus der Tür raus.
"Louis." Meine Antwort fiel knapp aus und es war wirklich schwer, das riesige grinsen nicht zuzulassen, was sich eigentlich unbedingt auf meine Lippen schleichen wollte.
Stattdessen versuchte ich meine Miene so hart wie möglich zu lassen, als ich die Tür aufmachte und Louis vor mir stand, mit einer etwas dickeren Jacke, in dessen Taschen seine Hände vergraben waren.
"Können wir einen Spaziergang machen?", fragte er vorsichtig und ich griff nach meiner Jacke.
Eine Ganze Weile gingen wir nur so nebeneinander her, jeder in seinen eigenen Gedanken, während die Sterne und der Mond auf uns herunter schienen. Die Distanz die sich in den letzten Monaten zwischen uns aufgebaut hatte, war gerade präsenter als jemals zuvor und es brachte mich dazu, einmal laut zu seufzen und somit Louis' Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
"Du wirst also wirklich fliegen.."
"Ja, in ", ich machte eine kurze Pause und sah auf mein Handy. 23:41 Uhr, "knapp elf Stunden sitze ich im Flieger."
"Wie fühlt sich das an?", fragte er vorsichtig. "Einfach bald weg zu sein, den Problemen aus dem Weg zu gehen und-"
"Du weißt, dass das nicht alleine meine Schuld ist. Du wolltest ihm genauso wenig davon erzählen, wie ich es wollte. Also kann ich nichts dafür, dass du weiterhin mit dieser Schuld leben musst."
"Das musst du auch, du musst ihn nur nicht täglich sehen", murmelte er vorsichtig, kickte einen Stein weg und wirkte plötzlich seltsam wütend; so, als hätte sich ein Schalter umgelegt. "Ich hatte ja gesagt, dass ich dich so oder so verliere."
"Wir haben uns beide voneinander fern gehalten, das kam nicht alleine von mir", rechtfertigte ich mich und Louis nickte.
"Aber du hättest mich vom Gegenteil überzeugen können. Wieso... wieso hast du nicht? Wieso gehst du jetzt einfach und lässt mich hier alleine? Mit all dem.. Gefühlschaos und den Schuldgefühlen und was ist, wenn es doch plötzlich raus kommt und Luke mich hasst und mich dann alle hassen, weil ich diese Schreckliche-"
"Louis hör auf", unterbrach ich ihn, hielt ihm am Arm zurück und schnappte seinen anderen ebenfalls, damit er damit aufhörte, wild in der Weltgeschichte herum zu gestikulieren. "Ich habe da ebenfalls mitgemacht, es ist nicht alleine deine Schuld und niemand wird dich hassen. Niemand wird mich hassen. Es wird nicht raus kommen, okay?"
"Okay.."
"Ich liebe dich, Louis. Und deswegen muss ich weg gehen, damit es für uns beide leichter wird. Deine Gefühle für Luke wieder klarer werden, dein Herz sich endlich entscheiden kann. Und das ist alles was ich möchte, nur, dass es dir gut geht."
"Ich möchte nicht, dass du gehst." Seine Augen schienen seltsam nass zu werden und ohne das mein Gehirn darüber nachdachte, hatte mein Herz bereits gehandelt und Louis in meine Arme gezogen. "Du sollst einfach hier bleiben und wir werden das ganze regeln. Wer hilft mir denn jetzt bei meinen Abschlussklausuren? Wen kann ich nachts anrufen, wenn ich einfach nur mal reden will? Wer ist denn dann immer für mich da?" Louis redete sich komplett in Rage und ich drückte ihn noch etwas fester.
"Luke. Denn er liebt dich und würde alles für dich tun, ganz genau, wie ich auch. Und ich muss gehen, Lou. Ich muss, es tut mir Leid."
Ich musste wirklich gehen.
[...]
DIESES BUCH IST NOCH NICHT VORBEI!
Gut, da das jetzt geklärt ist, kann ich ja normal weitermachen :D
Ich hatte diese Woche zwei abiklausuren und muss nebenbei noch alles für mein Au-Pair fertig stellen, deswegen hat das Kapitel leider so auf sich warten lassen...
Was denkt ihr, wie es jetzt weiter geht? Ein paar Vermutungen wären cool, dann sehe ich, wer von euch so denkt wie ich :3
Ich wünsche euch einen tollen Sonntag, ich muss leider gleich arbeiten. Und Danke für die vielen votes und Kommentare.. ich hätte niemals damals gerechnet und es bedeutet mir eine Menge.. Dankeschön ❤️
xoxo Michelle
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