Zeit für Gespräche
>>Hey! << grüßt er lässig und lässt sich auf den Stuhl neben mich fallen. >>Ich hoffe ich störe nicht.<<
Felix mustert ihn neugierig , dann lächelt er >>Tust du nicht. Ähm, kennst du schon Alex?<< sagt er und deutet in ihre Richtung, als diese ihm einen flehenden Blick zu wirft.
>>Hallo. << sagt Ian nicht unfreundlich und schenkt ihr ein kurzes Lächeln, doch dann fixiert er mich wieder mit seinen grünen Augen.
Sein blick wird dunkler, als ich mein Tablett ein Stück von mir weg schiebe, allerdings nur kurz, dann verbirgt er seine Sorgen hinter einem aufgesetzten Lächeln.
>>Bist du schon fertig mit dem Essen?<< fragt er mich grummelig.
>>Ja. << nicke ich.
Ungehalten kneift er die Lippen zusammen, sagt aber nichts.
>>Kann ich kurz mit dir reden? << fragt er. >>Allein?<< fügt er mit einem Blick auf Felix und Alex hinzu.
>>Ähm... Ja, klar<< sage ich, unsicher ob das wirklich eine so gute Idee ist. Aber ich bin auch neugierig, was er von mir will.
Felix wirft mir einen fragenden Blick zu, ganz nach dem Motto, soll ich lieber mitkommen oder schaffst du das allein und Alex starrt mich neidisch an.
Ich erwidere seinen Blick und zucke ratlos mit den Schultern. Mal sehen, was er will.
>>Wir sehen uns dann nachher. << verabschiede ich mich von den beiden und stehe auf. Auch Alex steht auf und nimmt mich kurz in den Arm. >>Tu nichts, was ich nicht auch tun würde. << flüstert sie mir leise ins Ohr, dann setzt sie sich grinsend wieder hin. Ich werfe ihr schnell einen bösen Blick zu, was denkt sie eigentlich von mir!
>>War nett dich kennengelernt zu haben. >> Verabschiedet Ian sich von Alex, was sie prompt rot werden lässt. >>Ja, fand ich auch. << sagt sie verzückt.
Nachdem ich mein Tablett weggestellt habe, folge ich Ian nach draußen.
Was er wohl von mir will? Frage ich mich unsicher, als ich durch die Tür gehe, die er mir aufhält.
Als ich an ihm vorbei gehe werfe ich ihm schnell einen forschenden Blick zu, doch an seinem Gesicht kann ich nicht ablesen, worum es wohl gehen könnte.
Langsam gehen wir den Korridor entlang, welcher zum Kaminzimmer führt zu.
Noch hat er kein Wort gesagt, aber er fährt sich immer wieder Ratlos mit der Hand über den Nacken.
>>Es tut mir leid. << sagt er schließlich.
Verwirrt schaue ich ihn an, sage aber nichts.
>>Das ich letztes Wochenende so...<< setzt er an zu erklären. >>so... unfreundlich war. << mildert er seine harschen Worte vom Freitag ab. >>Ich hätte nicht so ausrasten dürfen.<<
>>Ist schon okay. << versichere ich ihm. >>Du wirst deine Gründe gehabt haben. <<
Wir sind kurz vor der Tür, die ins Kaminzimmer führt, als er plötzlich meine Hand nimmt und mich zu sich herum dreht, so dass ich ihn anschauen muss. Erschreckt schnappe ich nach Luft. Was kommt denn jetzt?!
>>Du bist doch das Mädchen aus dem Wald, oder? << stößt er unsicher hervor.
>>Ja.<< sage ich leise, während mein Herz unangenehm heftig in meiner Brust herumspringt.
>>Ich war mir bis zuletzt nicht sicher. << gesteht er mir seufzend. >>Du hast dich so verändert und es war dunkel in der Nacht.<<
>>Ich hab mir die Haare geschnitten. << erkläre ich das offensichtliche.
>>Ja. << sagt er leise und hebt seine Hand. Langsam fährt er mir damit durch meine kurzen Haare und zieht ein wenig daran, dann lässt er mich wieder los.
>>Sieht hübsch aus. << sagt er leise und schließt die Hand zur Faust, als wollte er das Gefühl meiner Haare in ihr einschließen
Noch immer flattern mein Herz vor Aufregung in meiner Brust. Mein Atem beschleunigt sich und meine Hände werden feucht. Meine Kopfhaut prickelt an der Stelle,wo er mich berührt hat. Ich spüre, wie ich rot anlaufe. Was macht er nur mit mir? Wie kann eine einfache Berührung mich so aus der Bahn werfen.
Wie gebannt schaue ich ihn an. Seine grünen Augen fixieren meine Braunen und ich kann sehen, das seine nicht nur grün sind, sondern auch ein bisschen blau, mit einem dunklen Rand außen herum. Das Farbenspiel ist atemberaubend, und zieht mich in seinen Bann. Unbewusst lehne ich mich einige Zentimeter vor, um sie noch genauer betrachten zu können und höre, wie er überrascht Luft holt. In seinem Gesicht sehe ich, wie er mit sich ringt .
Er runzelt die Stirn und beißt die Zähne zusammen. Dann entspannt er sich wieder und sein Blick wird weicher.
Als mir endlich klar wird, was ich hier eigentlich mache, weiche ich verlegen einen Schritt vor ihm zurück, um mich zu sammeln.
>>Ich hab deine Jacke noch. << flüstere ich heiser, um zu einem unverfänglichen Thema zurückzufinden.
>>Ich weiß. << sagt er lächelnd.
>>Warum hast du sie nicht mitgenommen?<< will ich wissen.
Unschlüssig zuckt er mit den Achseln. >>Ich wollte nicht, das du frierst.<< erklärt er mir.
>>Aber ich hatte doch den Schlafsack. << wiederspreche ich ihm. >>Du hättest sie ruhig mitnehmen können.<<
>>Ja, vielleicht hätte ich das tun können, aber ich ...<< er unterbricht sich.>>Ist doch auch nicht so wichtig, ich hab noch andere Jacken. >>sagt er ausweichend. >>Und du kannst sie mir ja irgendwann zurück geben. <<
>>Ähm... ja, aber...<< sage ich verlegen, >>ich hab sie nicht hier. Sie ist bei mir zuhause und da komme ich erst im Oktober wieder hin. <<
>>Hey, mach dir deswegen mal keinen Kopf, okay. Ich sagte doch schon, ich habe noch andere Jacken.<< sagt er lächelnd.
>>Oh, na gut, Danke.<< sage ich mit gesengtem blick und ich weiß nicht, ob ich danke, dass du sie mir geliehen hast meine oder danke, das ich sie behalten durfte.
Und dann fällt mir noch etwas anderes ein, wofür ich mich noch nicht bei ihm bedankt habe.
>>Ian?<< frage ich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, obwohl er mich ohnehin die ganze Zeit anschaut.
>>Ja?<<
>>Wie hast du mich im Wald eigentlich gefunden?<< will ich wissen.
>>Purer Zufall würde ich sagen. Wir haben uns aufgeteilt und sind in verschiedene Richtungen losgegangen. Die meisten sind dort rein, wo Mel gesagt hat, das sie dich zuletzt gesehen hatte, aber ich... << er zuckt verlegen mit den Achseln. >>hab mir gedacht, wenn du dich verlaufen hättest, könntest du genauso gut auch in der anderen Richtung sein. Ich hatte halt Glück. << dabei lächelt er mich an.
>>Wenn du nicht gewesen wärst... << beginne ich verlegen, doch er lässt mich nicht aussprechen, sondern legt mir einen Finger auf die Lippen.
>>Dann hätte dich jemand anderes gefunden.<< beendet er meinen Satz.
Ich greife nach seiner Hand und nehme seinen Finger von meinem Mund. >>Ich bin trotzdem froh, dass du mich gefunden hast.<< sage ich leise. Meine Hand, die, die seine immer noch fest hält wird von Sekunde zu Sekunde wärmer und sie kribbelt wie verrückt, als wären tausende kleiner blitze zwischen unseren Händen gefangen, die munter dazwischen hin und her springen. Bedauernd lasse ich ihn los und streiche mir durch die Haare, um das verwirrende Gefühl zu verteiben.
Was ist das nur? Warum bringt eine kleine Berührung von ihm mich so zum glühen, mich so aus dem Gelichgewicht!
Sogar meine Lippe scheint noch immer in Flammen zu stehen, dort wo eben noch sein Finger gelegen hat. Leicht beiße ich mit den Zähnen darauf, damit das nennen nachlässt.
Krampfhaft versuche ich meine Aufregung unter Kontrolle zu bringen, meinen Puls zu beruhigen, aber ich glaube nicht, das mir das sonderlich gut gelingt. denn er lächelt mich wissend an. Gott ist mir das peinlich.
>>Weißt du Engelchen, << beginnt er, >>wenn du dich unbedingt dafür bei mir bedanken willst, das ich dich zufällig aus dem Wald gefischt habe, dann könntest du mir einen Gefallen tun. <<
>>Was denn? <<frage ich mit belegter Stimme und räuspere mich.
>>Du könntest uns am Wochenende wieder besuchen kommen, damit Page nicht mehr böse auf mich ist. << sagt er leise, in hoffnungsvollem Ton.
>>Für Page, ja?<< frage ich nach.
>>Ja. << stimmt er zu. >>Und weil ich es möchte. << fügt er sanft hinzu und schaut mir tief in die Augen.
Verdammt! Verdammt!
Auf einmal spüre ich ein wildes hämmern in meiner Brust und meine Beine werden weich. Haltsuchend lehne ich mich an die Wand, was mich ein Stückchen weiter von ihm abrücken lässt. >>Okay. << stimme ich zu, doch damit er sich nicht für zu unwiderstehlich hält füge ich noch. >>für Page. << hinzu.
>>Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. << sagt er lächelnd. >>Page ist zwar nur meine Stiefmutter, aber ich mag es trotzdem nicht, wenn sie böse auf mich ist.<<
>>Kann ich verstehen, Page ist wirklich nett. << sage ich bestimmt.
>>Ja, das ist sie. << stimmt er mir zu. >>Sie möchte immer nur, dass alle Glücklich sind.<<
Sein Blick trübt sich ein bisschen, als wäre er traurig, das er ihr Kummer gemacht hätte, doch der Ausdruck ist schnell wieder verschwunden.
Wir schweigen einen Moment und ich denke darüber nach, was er gesagt hat. Das sie immer versucht alle glücklich zu machen. Auch ich war glücklicher dort, obwohl nicht alles perfekt war. Und dann fällt mir mein Bild ein, was ich ja sowieso für sie male und das ich es ihr zum Geburtstag schenken wollte.
>>Ian, weißt du wann Sie Geburtstag hat?<< durchbreche ich die stille.
>>Sicher, im Januar. << sagt er.
>>Ach, das ist schade. << bedauere ich.
>>Wieso denn?<<
Ich zucke ausweichend mit den Schultern. >>Ich wollte ihr was schenken, aber...naja. <<
>>Du musst ihr doch nichts schenken.<< sagt er und schaut mich nachdenklich an.
>>Ich weiß. aber ich möchte gern. << sage ich achselzuckend.
>>Warum?<< will er neugierig wissen. >>In gewisser Weise kennst du sie doch gar nicht.<<
>>Na, ja, sagen wir einfach, weil sie ist, wer sie ist und weil sie tut, was sie tut. << sage ich rätselhaft.
Lächelnd schüttelt Ian den Kopf. >>Du bist seltsam, weißt du das?<<
>>Kann schon sein.<< sage ich lächelnd. >>Genau wie du. <<
>>Warum findest du mich denn seltsam?<< fragt er amüsiert.
>>Vielleicht, weil du mir letzte Woche den Kopf abreißen wolltest und jetzt stehst du hier, als wäre nichts passiert.<< erkläre ich nachdenklich.
Ians Blick wird dunkler und das Lächeln verschwindet von seinem Gesicht.
>>Das hatte seine Gründe. << sagt er finster.
>>Erklär's mir. << bitte ich ihn.
>>Ein ander Mal vielleicht. << sagt er ausweichend. >>Ich werd jetzt gehen. Man sieht sich.<< sagt er kurz angebunden. Dann dreht er sich auf dem Absatz um und geht.
>>Ian!<< rufe ich ihm verwirrt hinterher, doch er reagiert nicht darauf. Er lässt mich einfach stehen. Kopfschüttelnd sehe ich ihm nach. Sehe, wie er die Fäuste ballt, den Kopf hat er gesenkt und die Schultern nach vorn gebeugt.
Was hat er nur? Frage ich mich. Ob das wieder mit seiner leiblichen Mutter zu tun hat?
Im Grunde weiß ich ja, warum er mich so angefahren hat, Page hat mir ja von seiner Mutter erzählt, aber ob das wirklich alles ist?
Ian ist mir wirklich ein Rätsel. Ein Rätsel, das ich gern lösen würde.
Denn obwohl ich nicht viel über ihn weiß, hat er mich längst in seinen Bann gezogen.
Ein Bann der nicht von seinem umwerfenden Äußeren ausgeht, sondern von ihm selbst, seiner dunklen Seite, seiner Nachdenklichkeit, seinem Charme und seiner Sanftheit. Auch wenn er die nur sehr selten zeigt.
Und was mich auch an ihm fesselt, ist dieses magische Feuer, dieses knistern, das ich immer dann fühle, wenn wir uns berühren.
Er ist wie Feuer für mich, ich weiß, dass wenn ich ihn zu nahe an mich herankommen lasse ich verbrennen werde und doch kann ich mich auch nicht von ihm fernhalten. Wie ein Magnet zieht er meine Gedanken und meinen Körper an und die Flammen die ihn heiß züngelnd umgeben, beginnen schon jetzt den zu Eis erstarrten Panzer in meiner Brust zu schmelzen.
Einen Panzer, den ich mir zugelegt habe, um den Schmerz, den ich empfinde, seit ich von der Adoption weiß nicht zu spüren und der seit der Sache mit Mike nur noch an Stärke und kälte gewonnen hat. Einen Panzer, der von Tag zu Tag dicker wird und mich unter seiner Eisschicht zu ersticken droht.
Ich bin schon einige Male in Ians Nähe fast in Flammen aufgegangen und habe die Hitze gespürt, die er ausstrahlt, aber bisher konnten mich die Flammen, die mich mit Haut und Haaren verzehren wollen noch nicht endgültig erreichen.
Doch sie haben einen Funken in mir zum glühen gebracht, einen Funken, der mit jedem mal, wenn ich Ian treffe stärker wird und heißer brennt.
Ich weiß nicht, wie lange ich es noch schaffen werde, diesen Funken in Zaum zu halten und ob ich ihn überhaupt in Zaum halten will.
Vielleicht habe ich aber auch bereits verloren, denn schon jetzt, möchte ich am liebsten meine Hand ins Feuer halten. Die Hitze spüren, die leben verheißt, Wärme, Licht und Liebe.
Liebe, die mir fehlt.
Geborgenheit, die sie verheißt.
Eine Verheißung, die Wärme verspricht.
Eine Wärme, die mein innerstes erwärmt und die kalte Schale, die mein Herz umgibt zum Schmelzen bringt.
Ian ist das Feuer, das mit seinem Licht die Dunkelheit durchdringt, die mich seid so langer Zeit gefangen hält.
Eine Dunkelheit, die das Atmen erschwert und mich erdrückt.
Er ist mein Licht, das mich aus der Dunkelheit führt.
Als mich diese Erkenntnis trifft sacke ich kraftlos an der Wand zusammen.
Ich spüre eine ungeheure Angst in mir aufsteigen, denn wenn Ian all das für mich ist, was wird er denn erst sein, wenn er mein Interesse nicht erwidert.
Könnte ich damit Leben?
Würde ich das überhaut wollen?
Vielleicht gehe ich jetzt aber auch einen Schritt zu weit. Ich kenne ihn kaum und auch wenn ich mich jetzt in einem Maße zu ihm hingezogen fühle, das mir Angst macht, vielleicht ist er ja gar nicht der für den ich ihn halte.
Zittrig lehne ich an der Wand und atme tief ein und aus.
Ganz ruhig Mia. Du darfst dich da nicht hineinsteigern. Versuch ihn doch erst mal kennen zu lernen, dann wirst du vielleicht feststellen, dass...
dass...
Das er die Liebe deines Lebens ist.
Das er dein schlimmster Albtraum ist.
Das er der Mann deiner Träume ist.
Das er alles oder Nichts ist.
Alles oder Nichts sein könnte.
Langsam komme ich wieder zu mir. Tauche aus dem Wirrwarr meiner Gedanken auf und reiße mich zusammen. Was auch immer passieren soll, wird passieren. Mir bleibt ohnehin nichts anderes Übrig als dem Schicksal seinen Lauf zu lassen und wenn Ian ein Teil davon ist, dann ist es eben so.
Mühsam stehe ich auf und gehe langsam in mein Zimmer. Es ist niemand da.
Geschafft lasse ich mich auf mein Bett fallen und bin schon bald eingeschlafen, so erschöpft hat mich die Begegnung mit Ian und meine Eigenen Gedanken.
Doch selbst im Traum finde ich keine Ruhe, denn dort verfolgen mich noch immer seine Meergrünen Augen.
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