Wieder vereint

Lange stehen wir einfach nur da und halten uns fest. Ich kann es noch immer nicht ganz glauben, dass ich wach bin und nicht träume.

Doch seine Hand, die über meinen Rücken streicht, sein Körper, der sich an meinen schmiegt und sein Duft, der mir verführerisch in die Nase steigt und meinen Puls in die Höhe treibt, vertreiben das Gefühl der Unwirklichkeit.

Genießerisch schließe ich die Augen und atme tief ein, genieße seinen Geruch und seine Nähe, bis wir unsanft gestört werden.

"Hey, Alter! Vielleicht solltet ihr euch ein Zimmer nehmen, man. Das ist ja nicht mehr jugendfrei!" ertönt eine feixende Stimme hinter Ian.

Verlegen werfe ich einen Blick an ihm vorbei und vergrabe mein gerötetes Gesicht in Ians Jacke, als ich sehe, wie Aiden und Felix auf uns zu kommen.

Gott, wie peinlich!

Doch Ian scheint nicht im Mindesten vom Auftauchen der beiden beeindruckt zu sein, denn anstatt mich loszulassen, zieht er mich besitzergreifend an sich und drückt mir noch einen Kuss auf die Mütze.

"Bist doch bloß neidisch, Aiden!" sagt er gelassen und lockert ein wenig seinen griff.

"Du weißt nicht was du verpasst, Mia. Du solltest den Hanswurst da links liegen lassen und lieber mich nehmen." wendet Aiden sich an mich, ohne Ians Anspielung zu beachten.

"Kein Interesse Aiden. Sorry." sage ich grinsend und ziehe Ian zu mir herunter, um ihn zu küssen, was mir einen erstaunten Blick von Aiden einbringt, den ich allerdings nicht weiter beachte.

"Tja, Dicker. Sieht so aus, als hättest du keine Chance." sagt Ian mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

"Ach, das sagst du jetzt. Wart mal ab, bis Mia mich erst mal besser kennen gelernt hat, dann wird sie dich aber sowas von schnell fallen lassen. Wirst sehen." Aiden zwinkert mir verspielt zu und wackelt vielsagend mit den Augenbrauen, was dermaßen komisch aussieht, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen kann.

"Ist klar. Komm Mia." Ian hält mir mit belustigter Mine die Skier entgegen. "Wir sollten nicht vergessen, das wir eigentlich Sport machen sollen."

"Umphf!" stöhne ich genervt auf, doch dann stecke ich grummelnd meine Schuhe in die Bindung und lasse sie einrasten.

Während wir gemütlich den See umrunden, fällt mir plötzlich etwas auf.

"Sag mal was macht ihr eigentlich hier?" frage ich erstaunt. "Habt ihr gar keinen Unterricht?"

"Doch. Aber unser Lehrer ist krank und so wurde unsere Sportstunde vorverlegt. Praktisch oder?" beglückt lächelt Ian mich an.

"Ja, sehr!" stimme ich ihm strahlend zu.

Doch als wir kurze Zeit später an unseren Ausgangspunkt zurückkehren, bekommt meine gute Laune einen schmerzhaften Dämpfer verpasst, als ich den bösartigen Blick von Emma sehe, den sie mir zu wirft.

Ach herrje, dass gibt sicher noch Ärger.

Auch Ian entgeht ihr Blick nicht und so legt er mir demonstrativ einen Arm um die Hüften und zieht mich an sich, kaum dass wir unsere Skier losgeworden sind.

Die Aufmerksamkeit der Umstehenden ist uns gewiss, denn von den meisten werden wir mit großen Augen angestarrt. Auch Alex staunt nicht schlecht, als sie sich zu uns stellt.

Grinsend wackelt sie mit den Augenbrauen. Ihre Neugier steht ihr ins Gesicht geschrieben, aber noch hält sie sich zurück. Was sich sicher ändert, sobald wir Mädels unter uns sind.

Den Rest der Stunde belästigt Matti uns mit einer Menge Übungen, rund um das Thema richtiges Fahren. Doch da die Jungs die ganze Zeit herumalbern, vergeht die Stunde wie im Flug. Sonst wäre ich vor Langeweile sicher eingeschlafen.

"Wir sehen uns nachher zum Essen." verabschiede ich mich von Ian, nachdem wir unsere Sachen weggebracht haben.

"Ich halte dir einen Platz frei." sagt Ian und schließt mich in die Arme. Dann küsst er mich nochmal auf die Stirn. "Du fehlst mir jetzt schon." flüstert er mir zu

"Du mir auch. Bis gleich." zögernd lässt er mich los, doch da es bereits zur nächsten Stunde geläutet hat, bleibt uns nichts übrig, als uns zu trennen.

Die restlichen Stunden vergehen wie im Flug und auch die Mathearbeit bringe ich ohne größere Schwierigkeiten hinter mich, was ich zwar verwunderlich finde, aber dank der mir bevorstehenden Mittagspause nicht ansatzweise wichtig genug erscheint als das ich mir lange darüber Gedanken machen könnte.

Doch bevor ich vollkommen kopflos und grinsend zum Essen stürzen kann, passt mich Alex ab und will wissen was passiert ist.

Auf dem Weg zur Mensa, erzähle ich ihr alles.

"Dann seid ihr jetzt also wieder zusammen?" fragt sie begeistert.

"Ich denke schon." sage ich beglückt. "Aber irgendwie kann ich es noch gar nicht ganz glauben."

"Kann ich mir vorstellen, aber warts ab, dass kommt schon noch." versichert sie mir.

Ich hoffe sie hat recht, nicht, das wieder irgendwas dazwischenkommt, was uns auseinandertreibt.

Dümmlich vor uns hin grinsend, gehen wir weiter, doch noch bevor wir die Mensa erreichen, legen sich zwei starke Arme von hinten um meine Taille und eine weiche, tiefe Stimme flüstert mir. "Hey, Engelchen." ins Ohr.

Sein warmer Atem streicht sanft an meinem Hals entlang und verursacht mir eine Gänsehaut, die mich erschauern lässt.

"Hi." hauche ich zurück und drehe mich in seinen Armen um, stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe ihm einen Kuss.

Ian wirkt kurz ein klein wenig erstaunt, doch das legt sich schnell wieder.

"Geh schon mal vor, Alex. Wir kommen gleich nach." wende ich mich kurzerhand an meine Freundin und nehme Ian an der Hand, dann drehe ich mich um und ziehe den verdutzten Ian hinter mir her.

"Was hast du denn vor?" fragt er grinsend.

"Das siehst du gleich." ich steuere auf eines der Klassenzimmer zu, die sich in diesem Gang befinden und öffne die Tür.

Kaum schließt Ian die Tür hinter uns drehe ich mich um und lege ihm die Arme um den Hals und küsse ihn.

Oh, ja, dass wollte ich schon immer mal machen. Also nicht ihn küssen, wobei ich das auch wollte, aber ihn in einen Raum zerren und über ihn herfallen. Ja!

Als Ian endlich kapiert, woher der Wind weht, packt er mich fest an den Hüften und hebt mich hoch.

Mit den Beinen klammere ich mich an ihn und halte mich fest.

"Oh, süße! Wie ich das vermisst habe." murmelt Ian seufzend in unseren Kuss. "Dich zu küssen, dich zu spüren, deinen geilen Geruch. Du riechst so gut." seufzend vergräbt er seine Nase in meiner Halsbeuge und atmet tief ein. Dann haucht er federleichte Küsse auf meine Haut, die mich erschaudern lassen.

"Und ich erst." stimme ich ihm zu und vergrabe meine Nase und meine Hände in seinen Haaren.

Sanft zwinge ich ihn dazu mich wieder anzusehen, nur um erneut meine Lippen auf seine zu drücken. Ich küsse jeden Zentimeter seiner Haut, den ich erreichen kann und spüre, wie sich unter meinen Berührungen sein Puls beschleunigt und sein Atem heftiger wird, genau wie meiner.

Langsam geht Ian rückwärts, bis zu einem Tisch, auf den er sich setzt, um die Hände frei zu haben, dann streichelt er meinen Rücken, meine Arme und Beine.

Ich lasse meine Hände unter seinen Pulli gleiten und bin beinahe enttäuscht, nicht wie erwartet auf seine warme Haut zu treffen, sondern auf eine weitere Schicht Stoff, doch vielleicht ist es sogar besser so.

So dicht ich kann schmiege ich mich an ihn und versuche mich zu beherrschen, dabei will ich nur eins. Ihm so nah wie möglich sein.

Unsere Küsse werden immer leidenschaftlicher und ich spüre, wie das Verlangen nach ihm wächst, doch als ich noch etwas ganz anderes Spüre, wird mir unsere Intimität ein kleines bisschen peinlich. Und so rutsche ich verlegen von seinem Schoß und stelle mich zwischen seine Beine.

Es ist nicht so, dass ich mir nicht wünschen würde mit ihm zu schlafen, aber ich will mein erstes Mal sicher nicht in einem Klassenzimmer auf einem Tisch erleben.

Ians Seufzer, als ich mich von ihm löse klingt ein wenig erleichtert, doch sein Blick ist warm und es liegt so viel verlangen darin, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass auch er sich mehr wünscht.

"Lass uns gehen." schlägt er mit rauer Stimme vor und streicht mir die Haare aus der Stirn.

Ich nicke zustimmend, doch gerade als ich mich von ihm abwenden will, zieht er mich noch mal an seine breite Brust.

"Weißt du eigentlich wie gern ich dich jetzt auf diesem Tisch...Es fällt mir wirklich schwer mich zu beherrschen." flüstert er dicht an meinem Ohr. Dabei küsst er mich immer wieder sanft auf den Hals und den Nacken und reibt leicht seinen Unterleib an meinem Po.

Oh, man! Ist mir das peinlich, aber es fühlt sich auch unwiderstehlich gut an.

Seufzend und mit einem heftigen pochen zwischen meinen Beinen und in meiner Brust, lehne ich mich an ihn und schließe die Augen.

Doch viel zu schnell löst er sich von mir und atmet einige Male beherrscht ein und aus.

"Komm." auffordernd hält er mir die Hand hin. "Bevor ich noch etwas tue, was ich lieber lassen sollte."

Verlegen greife ich nach seiner Hand und lasse mich auf wackeligen Beinen von ihm mitziehen.

Doch an der Tür halte ich ihn noch mal auf. "Ian?"

Aufmerksam schaut er auf mich hinunter. "Ja, Engelchen."

"Ich möchte..." setzte ich schüchtern an, kann aber nicht weitersprechen, weil mir das ganze so peinlich ist. Doch das muss ich auch gar nicht, denn er versteht mich auch so.

"Ich auch, Mia. Aber nicht hier und nicht jetzt. Wir haben Zeit. Irgendwann wird der richtige Zeitpunkt kommen." sagt er und lächelt mich verständnisvoll an.

"Lass mich nicht zu lange warten." sage ich mutig und stupse ihm leicht in die Seite, was sein lächeln vertieft.

"Pass auf was du sagst, sonst geht das schneller als dir lieb ist." sagt er scherzend und öffnet die Tür. "Ich brauch jetzt erst mal was zu essen und du? Ich sterbe vor Hunger!"

"Ja, ich hab auch Hunger." stimme ich ihm zu und wie zur Bestätigung, erklingt ein dumpfes brummen aus meinem Magen. Dem scheinbar gerade eingefallen ist, dass er sein Frühstück in der Toilette entsorgt hat.

Verlegen lachend ziehe ich Ian aus dem Raum und dann gehen wir Arm in Arm zum Essen.

Die Mensa ist noch immer gut besucht, doch von Emma fehlt jede Spur, was für ein Glück.

Nach dem wir unsere Tabletts beladen haben stehe ich unschlüssig einen Moment da.

"Worauf wartest du?" fragt Ian grinsend.

"Ich weiß nicht wohin." sage ich mit gerunzelter Stirn und schaue zwischen den Tischen hin und her.

An dem Einen sitzen meine Freunde und sein Bruder, an dem Andren Aiden und noch ein anderer Junge aus Ians Klasse, wie ich annehme.

"Lass uns doch da hin gehen." schlägt Ian vor und deutet mit dem Kinn auf einen freien Tisch am Rand.

"Okay." stimme ich glücklich lächelnd zu.

Während wir essen plaudern wir ausgelassen über alles Mögliche und manchmal versinken wir auch in schweigen, nur um den Anblick des anderen zu genießen.

Lächelnd legt Ian seine Hand auf meine und streichelt mich leicht, was mein Herz mit einem unruhigen pochen quittiert.

"Was hast du denn da gemacht?" fragt Ian stirnrunzelnd, als er die Verletzungen an meiner Hand bemerkt.

"Sagen wir mal, ich hatte eine Auseinandersetzung mit einer Wand, einer Tür und noch ein Paar anderen Gegenständen, die nicht so leicht nachgeben wollten." sage ich grinsend.

"Und wer hat gewonnen?" fragt er grinsend und küsst eine Wunden nach der anderen, was mich etwas durcheinander bringt.

"Ich würde gern behaupten...Ich... aber wenn überhaupt, war es unentschieden." sage ich verlegen und stupse ihn unter dem Tisch mit dem Knie an, was mir die Röte ins Gesicht treibt, weil es mich daran erinnert, was wir vorhin getan haben.

Dabei ist ja eigentlich gar nichts passiert. Außer, dass ich seine Erektion an meinem Hintern gespürt habe und auch zwischen meinen Beinen, als ich auf seinem Schoß saß.

"Woran denkst du?" will Ian in genau diesem Moment wissen.

"Oh...ähm.. an nichts." sage ich verlegen und spüre, wie mein Gesicht noch heißer wird.

"Das muss ein tolles "nichts" sein, wenn es dich so verlegen macht." sagt Ian verschmitzt grinsend und stupst mich ebenfalls mit dem Knie an.

"Ich hoffe, wir können diesen Gedanken später noch mal aufgreifen, aber ich fürchte, jetzt müssen wir erst mal zurück in den Unterricht." fügt er ein klein wenig bedauernd hinzu.

Verblüfft schaue ich mich um und sehe, wie June auf uns zukommt.

"Hi, Ian." begrüßt sie ihn. "Kommst du Mia, wir müssen jetzt los. Sonst kommen wir noch zu spät."

"Oh, ja sicher. Wir sehen uns heute Abend, oder?" wende ich mich noch mal an meinen Freund, als ich mich daran mache mein leergefuttertes Tablett wegzubringen.

"Hast du heute Nachmittag noch irgendwelche Termine?" gemeinsam bringen wir die Sachen weg.

"Ja." sage ich und verdrehe die Augen. "Herr Müller."

"Dann warte ich im Kaminzimmer auf dich. Was meinst du, wann du fertig bist?" will er wissen, während er seinen Arm um meine Schulter legt und mich Richtung Ausgang dirigiert.

"Ich denke um sechs sollte ich fertig sein, wenn mir der Tyrann nicht wieder einen Haufen Hausaufgaben gibt." sage ich verstimmt. "Langsam geht er mir echt auf die Nerven."

"Jetzt tu mal nicht so, ich weiß genau, dass du dich freust, etwas neues zu lernen."

"Ja, stimmst auch. Aber ich weiß nicht, warum er alles immer so schlecht macht, was ich tue. Und mich dann trotzdem zu den Konzerten schleift."

"Ist doch ganz einfach. Herr Müller weiß wie gut du bist und will dich nur dazu anstiften noch besser zu werden. Deshalb ist er so streng."

"Pff." schnaube ich los. "Als ob. Du müsstest ihn mal hören. Der Nörgelt nur an mir rum. Das wird von Mal zu Mal schlimmer. Bestimmt weigert er sich bald mich überhaupt noch zu unterrichten."

"Kopf hoch Mia. Wenn du willst, kann ich ja mal mit ihm reden." schlägt Ian vor.

Doch der Gedanke, wie Ian mit ihm "redet", bringt mich beinahe zum Lachen.

"Ne, lass mal, ich schaff das schon." wehre ich seinen Vorschlag ab.

Zum Abschied gibt Ian mir noch einen Kuss, dann gehen June und ich die Treppe nach oben, während er in eines der Unteren Klassenzimmer geht.

Ungeduldig fiebere ich dem Unterrichtsschluss entgegen und da ist es dann auch kein Wunder, dass Herr Müller mal wieder besonders unzufrieden mit mir ist, weil ich die Stücke von Mozart, Bach und Beethoven allesamt etwas zu schnell spiele.

Doch als er mich fragt, ob ich es irgendwie eilig hätte, versuche ich mich dann doch etwas mehr zusammen zu reißen, damit er nicht an einem Herzinfarkt stirbt, was durchaus möglich wäre, so rot ist sein Kopf.

"Entschuldigung." sage ich zerknirscht und beginne noch mal von vorn. Fest darauf konzentriert das richtige Tempo zu halten.

Nach eineinhalb zermürbenden Stunden mit Herrn Müller und Einer allein, packe ich eilig meine Sachen zusammen und stürme aus dem Raum.

Vor dessen Tür ich mit einem Mädchen zusammen pralle.

"Oh, tut mir leid..." setzte ich bedauernd an, doch weiter komme ich nicht, denn schon schreit sie mich an.

"Du! Du kleine Schlampe! Hab ich dir nicht gesagt, du sollst die Finger von ihm lassen!" schreit Emma mich an und knallt mir die Hand ins Gesicht, bevor sie wutschnaubend das Weite sucht.

"Au." stöhne ich leise und reibe mir verwirrt die brennende Wange. Viel zu perplex um irgendwie auf ihren Angriff zu reagieren. Man hat die eine Kraft. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, die Hand noch immer an der Wange betrete ich das Kaminzimmer, wo Ian mit Alex, Felix und Aiden auf dem Sofa sitzt und Karten spielt.

"Hey! Da bist du ja!" begrüßt Ian mich mit leuchtenden Augen, doch als er meine gerötete Wange bemerkt fragt er erregt.

"Was ist denn mit dir passiert?"

"Ach nichts." sage ich ausweichend und runzel kurz die Stirn. Ich weiß ja, warum Emma mich angegriffen hat, aber richtig finde ich es trotzdem nicht. Ich kann sie sogar ein kleines bisschen verstehen. Aber wenn sie sich nicht bald wieder einkriegt, kann sie was erleben. Das lasse ich nicht auf mir sitzen.

"Mia." saget er streng, "Wer hat dich geschlagen!"

"Ian, beruhige dich. Mir gehts gut. Alles weitere kläre ich allein." sage ich bestimmt und kuschele mich in seine Arme, dann küsse ich seinen Hals, weil das die einzige Stelle ist, die ich gerade erreichen kann.

"Was macht ihr denn gerade?" wende ich mich an Alex, um das Thema zu wechseln und ziehe den noch immer ziemlich wütend aussehenden Ian hinter mir her zum Sofa. Doch da nur noch der Platz frei ist, von dem er aufgestanden ist, schubse ich ihn sanft ins Polster, bevor ich mich auf seinen Schoß setzte.

Besitzergreifend legt er die Arme um mich und nuschelt undeutlich. "Wenn ich herausfinde, wer das war...dann!"

Auch Alex schaut mich forschend an, doch sie lässt die Sache fürs erste auf sich beruhen und beginnt mir die Regeln zu erklären, als ich fast unmerklich den Kopf schüttel.

Doch da man dieses Spiel nur zu viert spielen kann, bilden Ian und ich ein Team und so bleibt mir die Peinlichkeit erspart ständig zu verlieren, doch auch so muss Ian mich immer wieder davon abhalten Fehler zu machen.

Nach dem Abendessen gehen wir am See spazieren und holen all das nach, was wir in den letzten Wochen verpasst haben.

Reden, Kuscheln, Händchenhalten und einfach nur zusammen sein. Es ist so leicht sich bei ihm wohl zu fühlen und auch wenn wir mal nichts sagen, denken wir meistens über das Selbe nach.

"Schön oder?" frage ich in die Stille hinein und ziehe seine Arme fester um mich.

"Ja, oder? Der Vollmond sieht aus, als würde er gleich auf die Erde fallen, so groß ist er." stimmt Ian zu.

"Wusstest du, das der Mann im Mond ununterbrochen auf der Suche nach seiner Freundin der Mondfrau ist und weil er sie nicht findet, gräbt er über all Löcher. Deshalb hat der Mond auch so viele Krater." sage ich grinsend.

"Und ich dachte immer, der Mann im Mond ist nur zu faul seine Arbeit zu tun und die Mäuse daran zu hindern weiter Löcher in den Käse zu graben." lacht er und dreht mich zu sich herum. "Aber weißt du was. Ich kann den Mondmann echt verstehen, wenn du weg wärst, würde ich auch jeden Stein umdrehen um dich zu finden."

"Ich geh aber nicht weg. Zumindest nicht ohne dich." sage ich zärtlich und stelle mich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen.

"Das will ich hoffen, Engelchen. Ich will dich nie wieder verlieren." sagt er bewegt und vergräbt seine Nase im Kragen meiner Jacke.

"Ich dich auch nicht. Dafür liebe ich dich viel zu sehr." flüstere ich bewegt und fahre mit meinen kalten Fingern durch seine Haare. Seufzend atme ich auf, dann lösen wir uns voneinander.

"Lass und rein gehen. Es ist schon spät." sagen wir fast zeitgleich und brechen in Gelächter aus. Dann gehen wir Hand in Hand zum Haus zurück.

"Ich liebe dich." sagt Ian und drückt meine Hand, dann küsst er mich.

Als wir das Internat über die Terrasse betreten, fällt mir etwas ein.

"Wo schläfst du heute Nacht eigentlich?" will ich wissen.

"Ich dachte ich versuch es mal wieder in meinem Zimmer." sagt er und verdreht die Augen. "Hier ist es zwar ganz schön, aber bequem ist was anderes."

"Soll ich mitkommen?" frage ich grinsend.

"Schöne Idee, aber ich fürchte, das mit Emma muss ich ein für allemal klären. So geht das nicht weiter."

"Schade, aber wenn du Hilfe brauchst, dann sagst du mir Bescheid, ja?" bitte ich ihn betrübt. "Du brauchst dringend ein bisschen Schlaf."

"Du auch." sagt er auf dem Weg zu meinem Zimmer. "Deshalb gehst du jetzt schön in dein Bett und ich in meins und Morgenfrüh sehen wir uns wieder."

"Na gut." stimme ich schließlich enttäuscht zu. Vor meiner Zimmertür bleibe ich noch mal stehen und drehe mich zu ihm um, schiebe meine kalten Hände in seine Jacke und kuschele mich an ihn.

"Ich will dich nicht gehen lassen." sage ich genervt, von mir selbst, dann atme ich noch einmal tief ein und genieße, ein letztes Mal für heute, seinen berauschenden Duft.

"Schlaf gut, Engelchen." sagt er zum Abschied und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss, der meinen Puls in die Höhe treibt.

"Du auch." mit einem verträumten lächeln schaue ich ihm nach, bis er um die Ecke verschwunden ist, erst dann gehe ich in mein Zimmer, wo mich June und auch Alex schon mit neugierigen Blicken erwarten.

"Schieß los!" fordern sie mich gemeinsam auf, kaum dass ich das Zimmer betreten habe.

"Immer mit der Ruhe!" lache ich auf "Kann ich mich vielleicht erstmal ausziehen?!"

"Nein!" stößt Alex erregt aus und von June kommt ein bestimmendes. "Na gut, aber mach schnell!"

Und so beeile ich mich mit dem Ausziehen, während Alex mir eine Tasse Tee einschenkt, mit der ich mich neben sie auf Junes Sofa setzte. Dann muss ich ihnen alles Haarklein erzählen, was heute Morgen in der Sportstunde und auch nach dem Klavierunterricht passiert ist.

June ist wirkt etwas verlegen, als ich zu der Stelle mit Ian und Emma komme, als ich ihr sage, das er gar nicht mit ihr geschlafen hat und wird sogar ein wenig rot.

"Was ist denn?" frage ich verwirrt.

"Na ja, also... ich hab ihn heute Morgen ganz schön angepflaumt, weil er... na ja, deswegen halt. " sagt sie unsicher.

"Mach dir deswegen keinen Kopf, June. Ian wird das schon verkraften." muntere ich sie auf und stupse sie lächelnd mit dem Ellenbogen an, dann erzähle ich weiter, doch als ich erneut bei Emma ankomme, die mir eine Gescheuert hat, reißen June und Alex gleichermaßen vor Staunen die Augen auf.

"Das hat sie nicht getan!" sagt Alex aufgebracht. "Hast du wenigstens zurückgehauen?" will sie wissen.

"Ne... also... ich war irgendwie viel zu geschockt, als das ich viel hätte machen können." gebe ich verlegen zu.

"Man Mia!" schimpft sie "Du darfst Emma nicht so viel durchgehen lassen. Wer weiß auf was für komische Ideen sie sonst noch kommt."

"Ja, ich weiß. Falls es ein nächstes Mal gibt, kann sie was erleben." sage ich bestimmt. "Das lasse ich nicht auf mir sitzen!"

"Gut so." stimmt June energisch zu. "Und wenn du Hilfe brauchst, dann gibt es ja immer noch uns." sagt sie und deutet auf sich und Alex, die energisch mit dem Kopf nickt.

"Ihr seid die besten!" freue ich mich und nehme die beiden nacheinander in den Arm.

Noch eine Stunde lang schmieden wir lachend Pläne, wie wir Emma eines auswischen können, wobei die Vorschläge immer absurder und wahnwitziger werden. Doch als Alex gähnend vorschlägt sie draußen mit Wasser zu übergießen und als Eisstatur auf den See zu stellen, beenden wir unsere Rachefantasien für heute und gehen ins Bett.

Doch auch als Junes ruhiger Atem längst durchs Zimmer streicht, liege ich noch immer wach und mache mir noch immer Gedanken darüber, was ich wirklich machen soll, wenn Emma mich nicht in Ruhe lässt.

Aber auch als mir nach einer Ewigkeit die Augen zufallen, bin ich der Lösung keinen Schritt weiter gekommen.

Mir bleibt wohl nichts anderes übrig als abzuwarten, wie Emmas Pläne aussehen.

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