Schlimm

Als ich die Augen wieder öffne, scheint die Welt ein wenig aus den Fugen geraten und es dauert einen Moment, bis mir bewusst wird wo ich bin und warum alles so seltsam aussieht.

Ich bin noch immer vor Ians Zimmertür, doch der Grund dafür, dass alles so anders aussieht, ist der, dass ich nicht mehr sitze sondern im Gang liege. Mit schmerzenden Gliedern richte ich mich auf und werfe einen Blick auf mein Handy.

Es ist schon zwei Uhr morgens. Und wenn Ian nicht einfach über mich hinweg gestiegen ist, dann ist er noch immer nicht in sein Zimmer zurückgekehrt.

Verwirrt stehe ich auf und versuche erneut die Tür zu öffnen, doch sie ist noch immer verschlossen.

Leise, um niemanden außer Ian zu wecken, klopfe ich zur Sicherheit noch mal an die Tür, aber wie zu erwarten war rührt sich nichts.

Bedrückt gebe ich die Suche für den Rest der Nacht auf. Was hat es auch für einen Sinn, die Nacht auf dem Boden vor seiner Tür zu verbringen, wenn er gar nicht da ist. Er wird wohl woanders schlafen.

Doch ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Schläft er bei einem Jungen? Oder was mir viel plausibler erscheint bei einem Mädchen? Sicher ist er bei Emma. Das hätte ich wirklich nicht gedacht.

Den Tränen nahe, gehe ich die Treppe nach unten zu meinem Zimmer und ziehe mich leise aus, dann lege ich mich in mein Bett.

Doch obwohl ich ziemlich müde bin, kann ich nicht einschlafen. Stundenlang wälze ich mich hin und her, weil mich die Bilder in meinem Kopf nicht zur Ruhe kommen lassen.

Wie konnte ich nur glauben, dass er mir so einfach verzeiht? Verzeiht, das ich mich nicht zwischen ihm und Mike entscheiden konnte.

Und jetzt ist es scheinbar zu spät. Er will mich wohl tatsächlich lieber vergessen, als mit mir zusammen zu sein. Und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Auch die Nacht woanders zu verbringen.

Fast schon hatte ich es geahnt. Das meine Entscheidung mich von Mike zu trennen falsch war, aber ich liebe ihn nicht! Ich liebe Ian! Da wäre ich mit Mike niemals wirklich glücklich geworden. Aber jetzt habe ich niemanden mehr und es ist völlig egal, was Felix gesagt hat. Das Ian sich freuen würde mich zu sehen, wenn er doch versucht es nicht zu tun.

Verzweifelt schluchze ich leise auf, dabei versuche ich den Laut soweit es geht zu unterdrücken um June nicht zu wecken.

Doch als meine Schluchzer immer verzweifelter werden, vergrabe ich mein Gesicht im Kissen um die Geräusche zu ersticken.

Noch lange liege ich weinend wach und jeglicher Funken Hoffnung, den Felix gestern in mir entfacht hat, erlischt in einer nicht enden wollenden Tränenflut.

Und als endlich der Morgen heraufdämmert stehe ich leise auf um zu Duschen. Ich bin heute einfach nicht in der Lage zu laufen, dafür fühle ich mich viel zu kraftlos und erschöpft.

Nach der Dusche geht es mir noch immer nicht besser und auch der Blick in den Spiegel bestätigt nur meinen Verdacht.

Ich seh scheiße aus!

Meine dunklen Augenringe verstecke ich unter einer dicken Schicht Make Up und auch die geröteten Augen versuche ich mit viel Farbe zu vertuschen. Als ich dann auch noch Rouge auf die Wangen aufgetragen habe sehe fast wieder lebendig aus, doch ich erkenne mich kaum wieder.

Mein Äußeres strahlt aber meine Augen haben jeden Glanz verloren. Und so wie meine Augen aussehen, so fühle ich mich auch. Erschöpft, müde, kraftlos und vor allem leblos. Tot.

Jeder Schritt kostet mich eine Menge Kraft als hätte mir jemand Blei an Arme und Beine gebunden. Jetzt müsste ich nur noch von einer Brücke springen und ich würde in den tiefen Wellen versinken.

Doch wozu brauche ich eine Brücke? Die Leere in mir drin ist so tief, dass sie allein ausreicht um mich mit ihrem Gewicht zu erdrücken und obwohl ich die ganze Nacht geweint habe, scheinen mich die Tränen, von denen ich geglaubt habe, das ich sie gar nicht mehr habe, zu ertränken.

Als ich in unser Zimmer zurückkehre schläft June noch immer und so gehe ich ohne sie zu wecken Richtung Mensa.

Doch da ich ohnehin keinen Bissen hinunter bekommen würde, schwenke ich auf halbem Weg in den Gang ein, in dem auch das Zimmer mit den Flügel steht und schlüpfe, als gerade niemand hinsieht in den Raum.

Ich bin nicht hier her gekommen um zu spielen, aber ich weiß, dass hier sonst niemand herkommt und somit habe ich meine Ruhe.

Ziellos tigere ich eine Zeit lang von einem Ende des Raums zum anderen. Dann bleibe ich an einem der Fenster stehen und schaue mir die weißen Flocken an, die in dicken Schwaden vom Himmel fallen.

Langsam wird es heller doch da die dunklen Wolken den Himmel verdecken, bleibt es trist und grau.

Als die ersten Schüler den Raum betreten, verlasse ich ihn und gehe zum Unterricht in den Ersten Stock. Dabei schließt sich fest eine Faust um meinen Magen, als ich die Treppe nach oben steige.

Noch gestern war ich so aufgeregt, hatte gedacht, dass ganz gleich, was zwischen mir und Ian steht, ließe sich einfach aus der Welt schaffen, doch scheinbar ist es nicht so einfach, wie ich gehofft hatte, denn wie es aussieht, will er mich einfach nicht mehr.

Ich meine, er war heute Nacht bei Emma, denn davon bin ich inzwischen überzeugt, wo soll er auch sonst gewesen sein und das obwohl er wusste, dass ich mich von Mike getrennt habe. Obwohl er wusste, dass ich ihn liebe.

Da kann mir Felix auch noch so glaubhaft versichern, dass Ian sich freut, wenn er mich sieht.

Was kann ich denn schon tun, wenn Ian mich einfach nicht will. Ich kann ihn schließlich nicht zwingen mich zu lieben.

Ohne auf meinen Weg zu achten betrete ich das Klassenzimmer und setzte mich auf meinen Platz neben Felix, der mich mit großen Augen anschaut.

"Was ist denn mit dir passiert?" fragt er besorgt

"Nichts." sage ich tonlos. "Ich hab nur nicht geschlafen und mir ist schlecht."

"Du siehst echt nicht gut aus. Vielleicht solltest du wieder ins Bett gehen."

"Bitte, Felix, lass mich. Mir ist nicht nach reden zumute, okay." erschlagen lege ich meinen Kopf auf den Tisch und vergrabe ihn in meinem Armen, dann warte ich darauf, dass unsere Lehrerin kommt.

So gut es geht verfolge ich den Unterricht und bin beinahe froh, dass er mich ein wenig von meinen Problemen ablenkt, doch so sehr ich mich auch bemühe, ich kann nicht verhindern, dass meine Gedanken immer zu der Nacht, die hinter mir liegt zurückkehren.

Als es zur Pause klingelt packe ich langsam meine Sachen ein, doch bevor ich gehen kann hält mich Frau Berger, unsere Englischlehrerin auf.

"Mia, gehts dir nicht gut?" fragt sie mich.

"Nein." sage ich kurz.

"Vielleicht solltest du mal zur Krankenschwester gehen." schlägt sie vor.

"Nein." sage ich erneut.

"Wie du meinst. Aber wenn es dir morgen nicht besser geht, dann solltest du dich mal durchchecken lassen." sagt sie bestimmt.

"Mir ist nur schlecht Frau Berger, das geht wieder vorbei." versichere ich ihr.

"Na gut, aber für heute bist du beurlaubt. Ist June Baumgarten nicht auch Krank? Du wohnst doch mit ihr in einem Zimmer. Vielleicht hast du dich ja bei ihr angesteckt." mutmaßt meine Lehrererin.

"Kann ich jetzt gehen?" will ich wissen.

"Ja, ich sag im Lehrerzimmer Bescheid. Gute Besserrung." sagt sie noch, bevor ich den Raum verlassen.

Na toll, jetzt habe ich noch mehr freie Zeit, mit der ich nicht weiß, was ich mit ihr anfangen soll. Dabei bin ich echt müde, weil ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe, aber ich weiß auch, dass selbst wenn ich versuchen würde zu schlafen ich kein Auge zumachen würde.

Und so wandere ich Ziellos in der Schule herum. Setze mich im Aufenthaltsraum in den Sessel, schaue etwas Fern, lege mich aufs Sofa und breche erneut in Tränen aus, weil mir plötzlich Ians Duft in die Nase steigt, dabei ist er gar nicht hier.

Eilig verlasse ich den Raum und kehre in mein Zimmer zurück, wo ich auf June treffe, der es auch nicht besonders gut geht.

"Was machst du denn hier?" fragt sie erstaunt, als ich ins Zimmer komme.

"Ich dachte ich leiste dir ein bisschen Gesellschaft." sage ich trostlos.

"Mensch Mia, was ist denn mit dir passiert?" fragt sie geschockt, als sie meinen lädierten Zustand bemerkt. Dabei hatte ich eigentlich gedacht, dass ich mich ganz gut hinter dem Make Up versteckt habe, doch da habe ich mich wohl geirrt.

"Nichts." wiederhole ich meine Worte, die ich auch schon zu Felix gesagt habe.

"Lüg mich nicht an." sagt sie energisch, doch die Anstrengung bringt sie zum Husten.

"Gehts wieder?" frage ich sie, um von mir abzulenken und reiche ihr einen Becher lauwarmen Tee, als sie sich schnaufend beruhigt.

"Ja, geht schon. Komm setzt dich zu mir und dann erzählst du mir, was passiert ist." dabei klopft sie einladend auf ihr Bett.

"Es ist nichts passiert." sage ich ausweichend, während ich zögernd ihrem Befehl folge und mich neben sie aufs Bett setzte, denn nichts anderes war es.

"Gut, dann erzähl mir eben, was nicht passiert ist. Ich weiß sowieso, das es mit Ian zu tun hat, denn gestern Abend warst du doch auf der Suche nach ihm, wenn ich mich recht erinnere. Und da warst du noch richtig Euphorisch. Also was hat er angestellt, dass es dir jetzt so schlecht geht?" will sie wissen und sieht mich auffordernd an.

"Er hat nichts angestellt. Ich hab ihn ja nicht mal gefunden." sage ich mal wieder den Tränen nahe.

"Und wo warst du dann so lange?" sie macht einen verwirrten Eindruck. "Ich bin heute Nacht irgendwann mal wach geworden und da warst du noch nicht wieder da."

"Ich hab ihn gesucht."

"Und da bist du nicht auf den Gedanken gekommen, er könnte einfach mal zu Bett gegangen sein?" fragt sie erst kopfschüttelnd, bevor sie sich geräuschvoll die Nase putzt.

"Doch, bin ich." flüstere ich beinahe verzweifelt.

June schaut mich verwirrt an. "Und du hast ihn trotzdem nicht gefunden?" will sie wissen.

"Nein."

"Oh." sagt sie erstaunt.

"Ja, genau. Oh! Das habe ich mir auch gedacht. Ich habe ihn erst draußen gesucht, weil Felix mir gesagt hat, dass er nach draußen gegangen ist, da habe ich ihn aber nicht gefunden. Dann habe ich mir gedacht, er könnte schon in seinem Zimmer sein, aber da war er auch nicht. Ich habe mich vor seine Tür gesetzt um auf ihn zu warten, aber er ist nicht gekommen. Bis um zwei oder so habe ich gewartet, dann bin ich hier her gekommen." während ich June die Kurzfassung dessen erzähle, was passiert ist, bin ich seltsamerweise ziemlich gefasst, doch als ich ihr von meinen Schlussfolgerungen erzähle löse ich mich immer mehr in Tränen auf.

"Meinst du echt, dass er bei Emma war?" fragt sie zweifelnd und reicht mir ein Taschentuch.

"Ja." schluchze ich verzweifelt auf, "Wo soll er denn sonst gewesen sein?"

"Vielleicht bei einem seiner Freunde." sagt sie, klingt selbst aber nicht von ihren Worten überzeugt.

"Ach June. Du meinst es sicher gut, aber ich kann mir das Ganze noch so schön reden. Es bleibt doch wie es ist. Selbst wenn er nicht bei Emma war, sondern bei einem anderen Mädchen, heißt es doch nur, dass ich ihn verloren habe. Er liebt mich nicht mehr. Oder er will mich nicht mehr lieben. Dabei läuft es allerdings auf das Selbe hinaus." sage ich verzweifelt.

"Ach, man! Mia. Das tut mir so leid. Ian ist echt ein Idiot!" mitfühlend nimmt sie mich in den Arm und streichelt mir tröstend über den Rücken, während ich verzweifelt vor mich hinschluchze.

"Der kann echt was erleben, wenn ich ihn in die Finger bekomme!" schimpft sie. "Sei nicht traurig Mia, so ein Arschloch brauchst du nicht. Du hast was besseres verdient. Jemanden, der weiß, was er an dir hat."

"Aber ich will keinen Anderen, June. Ich will ihn. Ich liebe ihn!" verzweifelt vergrabe ich mein Gesicht in den Händen.

"Sch... ist ja gut." tröstend nimmt June mich in den Arm und hält mich eine Weile einfach nur fest. Was soll sie auch machen, ganz gleich aus welcher Richtung ich es auch betrachte, die Situation ist und bleibt aussichtslos.

Und was das Schlimmste ist; Ich bin an allem selbst schuld!

Hätte ich mich nicht von ihm zurückgezogen, hätte alles noch so sein können, wie es war. Warum habe ich denn auch nicht von Anfang an kapiert, wie sehr ich ihn liebe. Dann hätte ich mir all den Schmerz ersparen können, aber jetzt ist es zu spät.

Er liebt mich nicht mehr und ganz gleich, was ich auch vorhatte zu tun, ist und bleibt Zwecklos.

Ich wollte ihn zur Rede stellen und ihn notfalls sogar in einen Raum einsperren oder zu ihm nach Hause fahren, aber wozu soll das denn noch gut sein, wenn er selbst zu so drastischen Mitteln greift, um mich zu vergessen.

Ich kann tun was ich will, wenn er nicht das selbe will wie ich, dann habe ich keine Chance.

Es dauert eine ganze Zeit, bis ich mich endlich beruhigt habe und mich erschöpft auf Junes Bett zusammenrolle.

Ununterbrochen streichelt sie tröstend meinen Rücken und schimpft fluchend vor sich hin, doch irgendwann bekomme ich es nicht mehr mit, denn nach der schlaflosen Nacht und den ganzen aufwühlenden Emotionen schlafe ich erschöpft auf ihrem Bett ein.

"So kann das nicht weitergehen, Felix!" weckt mich einige Stunden später Alex aufgebrachte Stimme.

"Ja, das seh ich auch so! Ich hab mir die Scheiße jetzt lange genug mit angesehen! Es reicht!"

"Schhht... nicht so laut. Ihr weckt sie sonst noch auf."

"Schon gut June, bin schon wach." sage ich gähnend und setze mich in ihrem Bett auf. "Hey ihr beiden, was macht ihr denn hier? Und wie spät ist es überhaupt?"

"Hey Süße." sagt Alex "Tut mir leid, wir wollten dich nicht wecken." bedauernd sieht sie mich an.

"Wir haben Mittagspause." fügt Felix hinzu "Und wollten fragen, ob ihr mit essen kommt."

"Nein, ich möchte nichts. Danke Felix." sage ich mit schmerzendem Magen, doch als ich Alex besorgten Blick sehe, füge ich schnell hinzu. "Aber wenn noch Tee da ist, würde ich eine Tasse nehmen."

Es dauert keine Minute und ich habe einen dampfenden Becher in der Hand. Vorsichtig halte ich die heiße Tasse mit spitzen Fingern fest und puste in die Flüssigkeit.

"Aber du kommst doch mit? Oder June?" wendet Felix sich an sie.

"Ja. Ich sterbe vor Hunger. Und ich fühl mich auch schon wieder ganz gut." nachdenklich sieht sie mich an. "Bist du sicher, dass du nicht mitkommen möchtest?" will sie wissen.

"Ja. Ich Komm schon klar." versichere ich ihr. "Ich leg mich einfach noch ein bisschen hin, heute Abend gehts mir bestimmt besser."

"Na gut." sagt June zweifelnd, während sie ihre Schuhe anzieht und ich von ihrem Bett in meins wechsle.

"Ich bin in einer Stunde wieder da." sagt sie noch, bevor sie mit Alex und Felix das Zimmer verlässt und mich allein lässt.

Obwohl ich inzwischen ein paar Stunden geschlafen habe, bin ich noch immer ganz schön müde, doch die Stille im Zimmer und der Lärm in meinem Kopf lassen mich einfach nicht zur Ruhe kommen und so nehme ich mein Handy zur Hand und mache Musik an.

Doch egal, welches Lied ich auch höre, schaffe ich es nur selten dem Text zu lauschen und meine Gedanken zum Schweigen zu bringen.

Auf dem Rücken liegend, schreibe ich Mel eine Nachricht. Ich habe ihr noch gar nicht erzählt, was mit Mike ist. Vielleicht weiß sie ja, wie es ihm geht.

Unsere "Trennung" ist jetzt erst drei Tage her und hätte ich gewusst, wie sich alles entwickelt, hätte ich diesen Schritt bestimmt nicht getan.

Nein. Das stimmt nicht. Muss ich mir eingestehen, denn irgendwann wäre es bestimmt auch so soweit gekommen. Ganz gleich, ob es Ian nun gibt oder nicht. Nur hätte ich vielleicht länger gebraucht, um zu merken, dass Mike nicht der Richtige für mich ist.

Leider kommt von Mel keine Antwort. Bestimmt ist sie gerade im Unterricht und kann nicht schreiben.

Wie schade.

Während ich weiter auf eine Nachricht von ihr warte, tippe ich wahllos auf meinem Handy herum und lande schließlich in meiner Galerie.

Desinteressiert schaue ich mir die Bilder an, die ich von Mel, Rike und Mike beim Schlittschuhlaufen gemacht habe und auch welche aus den Herbstferien sind dabei, als ich mit Felix, Alex und Mike essen war. Doch als ich auf eines stoße, das mir Ian vor so langer Zeit geschickt hat, stürzt die zarte Mauer, die sich begonnen hat um mein Herz zu bilden augenblicklich ein. Und mir laufen erneut die Tränen über die Wangen. Damals, als er nach Frankreich gefahren ist, war noch alles gut. Da war ich zwar noch etwas traurig, wegen Mike, aber dafür war ich drauf und dran mich in Ian zu verlieben und daher ging es mir ziemlich gut.

Doch dann kam die Sache mit Ians Unfall und mein Treffen mit Mel im Krankenhaus, das alles durcheinander gebracht hat. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre zwischen Ian und mir heute vielleicht noch alles in Ordnung.

Leider kann ich die Zeit nicht zurückdrehen, kann nicht verhindern, was ich erfahren und getan habe und so muss ich nun damit Leben, wie sich alles entwickelt hat.

Damit, dass ich Ian von mir gestoßen habe und das er mich nun von sich stößt. Ich habe es darauf ankommen lassen und deshalb ist jetzt alles so, wie es ist.

Deshalb bin ich allein.

Mit einem mehrfach gebrochenen Herzen, mit schmerzendem Bauch und dem Gefühl, das ich nie wieder glücklich werde.

Aber eigentlich ist mir fast egal, was mit mir ist, solange es meinen Freunden gut geht.

Nur leider bin ich mir nur allzu bewusst, dass es zumindest Mike nicht besonders gut geht und daran bin ich schuld. Aber das kann ich jetzt nicht mehr ändern. Er muss über mich hinwegkommen, so wie ich über Ian hinwegkommen muss, denn wenigstens er scheint mit Emma glücklich zu sein.

Und ist es nicht das, was ich will? Das er glücklich ist? Auch wenn ich gehofft hatte, dass er mit mir glücklich werden würde und nicht mit Emma?

Bedrückt rolle ich mich in meinem Bett zusammen und versuche den Gedanken an Emma zu verdrängen. Egal mit wem Ian glücklich wird, Hauptsache er ist glücklich, das allein ist wichtig.

Ich darf nicht aufgeben. Muss mich zusammen reißen, egal, wie schwer es mir auch fällt. Ich sollte gute Miene zum bösen Spiel machen, darf mich nicht unterkriegen lassen.

Das Handy, auf dessen Display noch immer das Bild von Ian zu sehen ist drücke ich verzweifelt an die Brust, doch ich bemühe mich redlich nicht völlig die Fassung zu verlieren. Ich liebe ihn, daran wird sich nichts ändern, aber ich will versuchen, mich von dem Schmerz, der mich zu überwältigen droht, nicht unterkriegen zu lassen. Und so schließe ich die Augen und mein Herz. Ziehe eine feste Mauer um mich herum und nehme mir vor, wenn ich heute Nachmittag wieder aufstehe eine fröhliche und gefasste Mia zu sein. Eine Mia, die mit ihren Entscheidungen lebt und sich nicht unterkriegen lässt.

Außerdem muss ich die neuen Klavierstücke für Herrn Müller üben und mich auf das Konzert in fünf Wochen vorbereiten, nur für den Fall, das klein Charly, wie meine Schwester nun heißen soll, vor diesem Termin zur Welt kommen sollte, denn dann muss ich ja an der Veranstaltung Teilnehmen. Vielleicht habe ich aber auch Glück und sie lässt sich ein wenig Zeit, so dass mir diese erneute Folter erspart bleibt.

Und tatsächlich schaffe ich es noch mal einzuschlafen. Und auch als ich am Nachmittag von June geweckt werde, steht mein Entschluss noch immer.

Ich muss Ian vergessen. Ich nehme mir fest vor, mich für ihn zu freuen, dass es ihm gut geht, ganz gleich ob er mit oder ohne mich glücklich ist.

"Hey du." sagt June sanft. "Bist du wach?"

"Ja." sage ich bemüht locker "Ich bin wach. Was machst du denn gerade?" gähnend strecke ich mich und schlage die Decke zurück, unter der mein Handy zum Vorschein kommt. Als ich es auf meinen Nachttisch lege erscheint kurz das Bild von Ian, das ich mir zuletzt angeschaut habe, auf dem Display, doch nachdem sich mein Herz krampfhaft zusammen gezogen hat, drücke ich es schnell weg und verschließe das Loch in meiner Barriere, so schnell ich kann. Ich werde mich nicht mehr davon herunterziehen lassen.

Tief atme ich durch, dann schenke ich June ein aufmunterndes Lächeln.

"Ich wollte dich fragen, ob du nicht ein Bisschen mit mir spazieren gehen willst?" fragt sie verwirrt, als sie mein Lächeln sieht.

"Ja, warum nicht. Wolltest du nach draußen oder nur hier drin?"

"Ich dachte an drin. Draußen schneit es schon wieder und ich möchte nicht noch kränker werden."

"Meinet wegen. Ich muss sowieso noch üben gehen, wenn du willst kannst du ja mitkommen." schlage ich vor.

"Mia gehts dir gut?" fragt June verwirrt.

"Ja, wieso?" ebenso verwirrt wie sie schaue ich sie an.

"Na du fragst doch sonst nicht, ob wir mitkommen wollen, wenn du Klavier spielst?!"

"Oh, stimmt. Aber irgendwie war mir grad danach. Also? Hast du Lust?" frage ich nochmal.

"Sicher, wenn ich darf." freut sich June

"Klar, sonst würde ich ja nicht fragen." sage ich Stirnrunzelnd. Habe ich sie wirklich noch nie gefragt, ob sie mitkommen wollen? Frage ich mich nachdenklich, als ich mir schnell etwas frisches anziehe. Doch ich muss June wohl zustimmen, denn ich habe es bisher eigentlich immer vermieden ihnen vorzuspielen, wenn ich es denn vermeiden konnte.

Gemütlich schlendern wir den Gang entlang und unterhalten uns, doch als June auf Ian zu sprechen kommen will, bitte ich sie das Thema zu wechseln.

"June, ich möchte nicht mehr darüber reden. Okay. Ich muss damit klarkommen, was passiert ist, aber ich kann nichts daran ändern. Auch nicht, wenn ich immer wieder darüber rede. Es reißt nur die Wunde immer wieder auf. Also lass es bitte." sage ich mit einem schmerzenden Knoten im Hals, der mir fast die Tränen in die Augen treibt.

Mit geballten Fäusten versuche ich den Schmerz zu verdrängen, was mir nach einigen Tiefen Atemzügen auch gelingt. So, dass ich nicht erneut zu weinen beginne.

Im Aufenthaltsraum setzten wir uns einen Moment vor das prasselnde Kaminfeuer und genießen die Hitze, während wir dem dichten Schneetreiben draußen zusehen.

Doch als nach zehn Minuten das letzte Mal für heute die Schulglocke läutet, füllt sich der Raum nach und nach mit immer mehr Schülern. Was bedeutet, dass der Musikraum inzwischen wohl leer sein sollte.

"Wollen wir gehen?" frage ich June und wedele mit den Notenblättern vor ihrer Nase herum.

Als ihre Augen erfreut zu leuchten beginnen stehe ich auf und ziehe auch sie aus dem Sessel.

"Dann komm!"

Der Weg von hier zum Klavier ist nicht weit, doch schon als die Tür zum Kaminzimmer hinter uns zufällt und die lauten Stimmen der Schüler abschneidet, höre ich andere laute Stimmen, die uns entgegen hallen.

"Was bist du nur für ein Idiot!" höre ich Felix wutentbrannt schreien. "Weißt du eigentlich, was du ihr damit antust?!"

"Wem tue ich was an?! Und womit überhaupt?" höre ich Ians aufgebrachte Stimme.

"Na, Mia! Du Arsch! Wie konntest du nur mit Emma schlafen?!"

"Aber..."

"June, bitte komm schnell! Ich muss hier weg!" hektisch greife ich nach ihrer Hand. Ich will dieses Gespräch nicht mit anhören, will nicht hören, wie Ian bestätigt, was ich schon weiß. Deshalb zerre ich meine Freundin schnell die wenigen Meter zu der Tür, hinter der der Flügel steht und sperre die lauten Stimmen aus.

Den Tränen nahe und mit wild klopfendem Herzen stehe ich einen Moment da und versuche mich zusammen zu reißen und nachdem ich mehrmals tief ein und aus geatmet habe gelingt es mir sogar.

"Tut mir leid, das... " setzt sie an, doch ich bringe sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.

"Nicht." flüstere ich mit schmerzverzerrtem Gesicht "Ich will nicht darüber reden."

Mit geballten Händen gehe ich zum Flügel und ziehe mit einem Ruck das Tuch herunter, dann setzte ich mich ohne weiter auf June zu achten ans Klavier. Lege die Noten von Herrn Müller zurecht und beginne zu spielen.

Ich höre, wie June hinter mir auf einem der Stühle Platz nimmt, ansonsten aber keinen Laut von sich gibt.

Wie immer bin ich anfangs etwas verkrampft, vor allem, da ich die neuen Stücke noch nicht so gut beherrsche, doch als ich zwischen alten und neuen Stücken wechsle entspanne ich mich nach und nach immer mehr, bis ich endlich ein wenig Ruhe finde und Ian tatsächlich für eine Weile vergessen kann.

Doch als ich ganz in Gedanken versunken Ians Geburtstagslied zu spielen beginne, bricht der Schutzpanzer für einen Moment in sich zusammen und mir rollen still die Tränen übers Gesicht und ich beende meine Übungsstunde.

Verstohlen wische ich mir die Tränen aus den Augen und räuspere mich.

"So, genug für heute. Wollen wir was Essen gehen?" schlage ich tapfer vor, dabei ist mir alles andere als nach essen zu mute.

"Ja, gern. Danke das ich zuhören durfte." June hilft mir das Tuch wieder über den Flügel zu legen, dann gehen wir in die Cafeteria.

Entschlossen nicht zu Ians Tisch zu schauen betrete ich den Raum und konzentriere mich auf die Auswahl.

Erst will ich mir wie immer nur eine Scheibe trockenes Knäckebrot nehmen, doch dann lege ich noch eine Banane, eine Scheibe Schwarzbrot und meinen Lieblingskäse dazu, sowie Butter. Ich weiß zwar nicht, ob ich das alles essen kann, aber ich will es wenigstens versuchen.

Du hast dir die Suppe selbst eingebrockt Mia, jetzt sie zu, wie du damit fertig wirst. Werfe ich mir vor, bevor ich, den Blick fest auf unseren Tisch gerichtet zu Felix, Joris und Alex hinüber gehe und mich mit dem Rücken zu Ians Tisch an den unsrigen setzte.

June setzt sich neben Joris und küsst ihn zur Begrüßung.

"Hey, mein Schatz, da bist du ja wieder. Wo warst du denn so lange?" will er wissen und streicht ihr zärtlich über die Wange. Schnell senke ich meinen Blick auf mein Essen und beginne energisch das Brot mit Butter zu bestreichen.

Diese Zuneigung zwischen den Beiden ist fast zu viel für mich.

"Ich durfte Mia beim Üben zuhören." sagt sie erklärend.

"Wirklich?" Joris klingt erstaunt. Auch ich bin irgendwie über mich selbst erstaunt. Schon seltsam, wie sich manche Dinge ändern. Dabei fand ich es gar nicht schlimm zu wissen, dass sie da war.

Aber vielleicht lag es ja auch nur daran, dass sie es war und nicht irgendwer anders, denn in letzter Zeit ist sie mir immer mehr ans Herz gewachsen.

Während ich ziemlich schweigsam mein Brot esse, kann ich die forschenden Blicke auf mir spüren, aber seltsamerweise spricht mich niemand an, doch als ich den Blick hebe, sehe ich noch wie June Felix einen bedeutungsschweren Blick zu wirft.

"Schön das du mit zum Essen gekommen bist." sagt er und lächelt mich erleichtert an.

"Hmm. Ich hatte echt Hunger." lüge ich und stecke den Rest des Brotes demonstrativ in den Mund, dabei fällt es mir schon schwer, den Teil im Magen zu behalten, der schon drin ist.

Zuversichtlich lächel ich in an. Hey! Mir gehts gut. Versuche ich ihm zu sagen, auch wenn ich davon ziemlich weit entfernt bin.

Aber ich will mich bemühen. Mein Leben geht weiter. Auch ohne... nicht daran denken, sonst fange ich nur wieder an zu weinen.

Mühsam schlucke ich das Brot hinunter, doch da es sich weigert, helfe ich mit einem Schluck Saft nach und oh Wunder, es kommt nicht wieder hoch.

Fürs erste höre ich zu essen auf, ich will mein Glück nicht überstrapazieren. Die Banane und das Knäckebrot kann ich auch später noch essen.

Doch schon wenige Augenblicke später, wird meine Mühsam aufrecht erhaltene Gelassenheit auf eine harte Probe gestellt, als ich eine mir wohl vertraute tiefe und sanfte Stimme durch den Raum hallen höre.

Fest beiße ich die Zähne zusammen und kralle die Finger um mein Glas, dann lache ich verkrampft über etwas, was Alex sagt, nur um diese Stimme nicht hören zu müssen.

"Schade dass ich nicht dabei war, das hätte ich wirklich gern gesehen." sage ich noch immer lächelnd.

Alex sieht mich nachdenklich an, doch dann lächelt sie freundlich. "Schön, dich wieder lachen zu sehen." sagt sie erleichtert.

"Na ja, ich kann ja nicht immer nur Trübsal blasen." sage ich leichthin, doch eigentlich ist mir genau danach zumute.

Doch Felix kann ich scheinbar nicht täuschen, denn er knirscht fast hörbar mit den Zähnen und schüttelt missbilligend den Kopf. Sagt aber nichts zu meiner aufgesetzten Heiterkeit.

Aber auch wenn ich noch so unbekümmert tue, mit meinen Freunden scherze und plaudere, halte ich es nicht mehr lange aus mit Ian in einem Raum zu sein, denn wie sehr ich auch versuche seine Stimme nicht zu beachten, will es mir nicht mehr so recht gelingen und so gehe ich mit Alex nach draußen, als sie zur Toilette will.

"Ich komm mit." eilig packe ich meine Sachen zusammen und bringe mein Tablett weg, dann gehen wir nach draußen.

"Bis gleich. Kommt ihr noch zu uns?" will ich von den Jungs wissen, doch Felix schüttelt den Kopf.

"Ich nicht, ich muss noch für die Mathearbeit lernen, die wir morgen schreiben."

"Morgen schon?" frage ich erstaunt. "Oh, dann sollte ich mir das wohl auch noch mal anschauen." wie gut, dass ich jetzt eine Ausrede habe etwas allein zu sein, denn ich bin inzwischen ziemlich kaputt. Diese verkrampfte Fröhlichkeit ist ganzschön anstrengend.

Nachdem wir vom Klo wieder kommen, gehe ich direkt in mein Zimmer und setzte mich an den Schreibtisch, doch so recht kann ich mich nicht auf die Aufgaben konzentrieren, immer wieder wandern meine Gedanken woanders hin, dabei versuche ich genau diese Gedanken zu vermeiden.

Genervt schiebe ich nach einer Stunde mein Buch beiseite und verkrieche mich mit meinem Handy im Bett.

Endlich habe ich von Mel eine Nachricht.

"Hey du, hoffe, du weißt was du tust. Aber jetzt versteh ich wenigstens, warum Mike so niedergeschlagen ist. Ruf mal an, wenn du Zeit hast. Mel"

"Hast du grad Zeit?"

Schreibe ich ihr zurück, dabei bin ich mir nicht sicher, ob ich ein Gespräch mit ihr durchstehe. Doch als kurz darauf mein Telefon klingelt, hab ich keine andere Wahl als dranzugehen.

"Hi." sage ich unsicher. Keine Ahnung, was ich von ihr zu erwarten habe. Immerhin ist Mike auch ihr Freund und bestimmt ist sie sauer auf mich, weil ich ihn verlassen habe. Doch ihr verständnisvolles

"Hey, Süße, wie gehts dir?" lässt mich kurz die Fassung verlieren.

"Nicht so gut." gebe ich zu, als ich meine Stimme wieder im Griff habe "Und dir?"

"Mir gehts gut, aber das ist jetzt unwichtig. Warum geht es dir denn nicht so gut?" will sie wissen. "Ich dachte, du hast dich wegen Ian von Mike getrennt? Da musst du doch glücklich sein." sie klingt ein wenig verwirrt, was ich ihr nicht verübeln kann.

"Ich wünschte, das wäre so einfach." sage ich traurig. "Aber leider, hab ich dabei nicht bedacht, das Ian da auch noch mitzureden hat."

"Aber ich dachte er liebt dich. Zumindest sah das damals im Krankenhaus so aus."

"Ja, das dachte ich auch." verzweifelt versuche ich meine mühsam aufrecht erhaltene Fassung zu bewahren, was bei Mels einfühlsamen Worten aber gar nicht so einfach ist.

Stockend und unter Tränen berichte ich ihr von den Vorfällen der letzten Tage, während sie aufmerksam zuhört.

"Soll ich mal mit Mike reden?" fragt sie zweifelnd "Vieleicht verzeiht er dir ja."

"Was?! Nein! Mel, das ist doch Quatsch. Ich vermisse ihn zwar, aber nur als Freund. Vielleicht können wir eines Tages wieder Freunde sein, aber das dauert bestimmt noch." sage ich kopfschüttelnd. Mels Vorschlag irritiert mich doch etwas.

"Oh, ach so... ich dachte...ach ist nicht so wichtig. Und was machst du jetzt?" fragt sie mitleidig.

"Keine Ahnung. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Es ist alles noch viel zu frisch und tut so weh Mel. " geräuschvoll schluchze ich auf. "Mein Herz tut so weh. Ich vermisse Ian so. Warum liebt er mich denn nicht Mel?" frage ich meine Freundin verzweifelt. "Warum will er mich denn nicht lieben? Bin ich so schlecht? Ist das was ich getan habe so schlimm? Dabei wollte ich doch alles richtig machen. Ich wollte ihn nicht betrügen, sondern habe ihm das mit Mike gesagt und trotzdem bin ich jetzt allein. Dabei will ich doch nur ihn. Alles was ich will ist er Mel." erneut breche ich zusammen, weil ich zugelassen habe, das die Mauer, die ich um mein Herz gelegt habe zerfällt und mich schutzlos zurücklässt.

Verzweifelt schluchze ich ununterbrochen ins Telefon und höre, wie auch Mel zu weinen beginnt, weil sie mir nicht helfen kann, aber weil ich sie höre, ihre Hilflosigkeit spüre, gelingt es mir mich zu beruhigen.

"Warum weinst du denn jetzt?" will ich wissen.

"Ich weiß nicht." sagt sie schniefend. "Vielleicht, weil du mir so leid tust und ich nicht weiß, wie ich dir helfen kann. Ich kann dich ja nicht mal trösten, weil du so weit weg bist."

"Doch, du kannst mir helfen, Mel." versichere ich ihr.

"Ach ja und wie?" will sie zweifelnd wissen.

"Pass auf Mike auf." verlange ich von ihr. "Ihm darf nichts passieren. Er darf sich nicht wieder so gehen lassen, wie letztes Jahr. Versprich mir, dass du auf ihn aufpasst!"

"Natürlich verspreche ich dir das Mia. Ich will auch nicht, das ihm was passiert. Ich ruf nachher gleich mal Luke an. Vielleicht hat er gestern ja mit ihm geredet." versichert sie mir.

"Danke, das bedeutet mir wirklich viel!" sage ich erleichtert. "Aber nur für den Fall, dass er mal wieder verschwindet... du kennst doch den Park bei mir um die Ecke...also, da geht er öfter mal hin. Falls ihr ihn also nicht findet, schaut da mal nach." schlage ich vor.

"Mach ich Mia. Ich hab dich lieb. Und mach dir keine Sorgen. Wir lassen Mike nicht aus den Augen. Versprochen. Rufst du mich bald wieder an?" fragt sie bedrückt.

"Ja. Spätestens am Wochenende. Okay. Ich komm nämlich nicht nach Hause, sondern bleibe hier. Ich wollte ein bisschen Abstand kriegen. Wobei ich inzwischen auch von hier Abstand bräuchte." sage ich mit einem gequälten lachen.

"Ist gut Mia. Bis dann." verabschiedet sie sich und legt, nachdem ich ihren Gruß erwidert habe auf.

Bedrückt lege ich mein Telefon beiseite und mache mich bettfertig, dann gehe ich schlafen. Es dauert zwar etwas bis ich zur Ruhe komme, aber gottseidank liege ich nicht wieder die ganze Nacht wach. Ich merke noch, wie June ins Zimmer kommt und wünsche ihr eine gute Nacht, doch dann schlafe ich bald ein.

Wenigstens muss ich mir jetzt nicht auch noch ununterbrochen Sorgen um Mike machen, denn ich weiß, dass Mel und Luke auf ihn achtgeben werden.


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