Partytime II

Langsam schlängele ich mich durch die Menschenmassen. Es ist schon ganzschön voll. Und weil es so voll ist, ist es auch ganzschön warm, deshalb gebe ich meine Jacke an der Garderobe ab. Als ich mich anschließend die Treppe ins Untergeschoss hinunter schieben lasse, drehen sich immer wieder einige Männer nach mir um und sogar ein paar Frauen.

Gott! Ich muss schlimmer aussehen, als ich gedacht habe. Vielleicht sollte ich meine Jacke doch wieder anziehen. Dann bin ich wenigstens etwas vor ihren Blicken geschützt. Ein Blick zurück, die Treppe hinauf, zeigt mir allerdings, dass es dafür zu spät ist. Erstens ist es echt voll und die ganze Treppe ist mit in die tiefe strebenden blockiert und Zweitens habe ich möglicherweise Mikes Blondschopf oben an der Treppe gesichtet. Schnell ziehe ich den Kopf ein, damit ich schwerer zu sehen bin und schiebe mich an einem Mädchen vor mir vorbei, damit ich schneller vorwärtskomme.

>>Hey! << schimpft sie >>Jetzt drängle doch nicht so. Dadurch geht es auch nicht schneller!<<

>>Entschuldigung. << rufe ich gegen den Lärm an, aber ich weiß nicht, ob zu dem Mädchen, das jetzt hinter mir ist, oder eher zu dem Jungen der vor mir steht.

>>Kann ich mal vorbei?<< frage ich den Kerl vor mir.

Er schaut mich erstaunt an, dann lässt er mich passieren. >>Sicher!<< sagt er laut und lächelt. >>Den Anblick will ich unter keinen Umständen verpassen. <<

Gott, wie peinlich! Ich merke, wie mir das Blut in den Kopf steigt und meine Wangen ganz warm werden. Was für ein Glück, das es hier so dunkel ist.

Endlich haben wir den zweiten Treppenabsatz erreicht, hier gehe ich durch eine breite Flügeltür in einen der Säle. Alle Räume sind mit Türen verbunden, so dass man quasi einmal im Kreisgehen kann. Und trotzdem hat man die Möglichkeit unterschiedliche Musik zu hören.

Hier dröhnen mir rhythmische Technobeats entgegen und so schnell ich kann drängle ich mich weiter, bis ich diesen Bereich verlassen habe.

Die Türen zwischen den Räumen stehen offen und ich wundere mich immer wieder, warum ich im Nebenraum trotzdem nur die mir viel angenehmere Pop Musik hören kann, ohne dass sich die verschiedenen Stile mischen.

Fast bin ich an unserem Stammplatz angekommen. Doch schon von hier aus kann ich sehen, das Mel noch nicht da ist.

Stattdessen sehe ich Kathy, Luke und Ossi.

Es steht eine große Kanne Bier auf dem Tisch und drum herum stehen Gläser, so dass jeder sich jederzeit nachnehmen kann.

Als ich bei ihnen Ankomme, begrüßen sie mich freudig.

>>Hey, Mia! Heiß siehst du aus. Echt wow.<< sagt Luke und kassiert prompt von Kathy einen Stoß mit dem Ellenbogen.

Kurz denke ich, dass sie das gemacht hat, weil er mich so offen vor ihren Augen an flirtet, aber dann kommt mir der viel wahrscheinlichere Gedanke, dass sie ihm zu verstehen geben wollte, dass er mich nicht ärgern soll, weil ich in die Modische Mülltonne gegriffen habe.

>>Hallo Mia. << sagt Kathy und drückt mich kurz an sich, sie lächelt. >>Wo hast du denn Mike gelassen?<< ruft sie mir über die Musik hinweg zu.

>>Der kommt gleich!<< brülle ich ihr, wegen dem Lärm zu.

>>Er hat dich echt allein gelassen? In dem Outfit? << fragt sie und lacht auf. >>Man, der hat nerven. Gott sei Dank, bist du unbeschadet hier angekommen.<<

Verwirrt schaue ich sie an, doch schon zeiht Ossi mich in eine seiner Monster Umarmungen.

>>Coole Frisur. Die ist neu oder? << schreit er mir ins Ohr.

>>Danke. << brülle ich zurück, und boxe ihm fest auf den Arm, ich weiß dass er mich aufzieht, ist ja nicht zu übersehen, dass meine Dreads weg sind. Dann bestätige ich seine Entdeckung sarkastisch. >>Nee, nicht neu, nur anderes Shampoo benutzt. <<

>>Sieht toll aus. << sagt er ehrlich.

>>Danke!<< sage ich nochmal und diesmal meine ich es auch so.

>>Sag mal, hast du Mel heute schon gesehen?<< frage ich ihn, als er mich loslässt.

>>Ja, die ist mit Rike in der Porzellanabteilung.<< erklärt er mir.

Ach so, das hätte ich mir denken können. Ich krame mein Handy heraus und schreibe ihr eine Nachricht.

"Bin auf dem Weg zu dir. Nicht weggehen!"

>>Bin gleich wieder da!<< rufe ich in die Runde und gehe in Richtung Klo.

Doch als ich dort bin sind Mel und Rike nicht da. Ich schaue auf meinem Handy, ob sie geschrieben hat, aber ich habe keine neuen Nachrichten.

Auf dem Rückweg zu unserem Tisch, hält mich ein junger Mann auf. Er beugt sich dicht zu mir um mir etwas zu sagen.

>>Darf ich dir einen Drink spendieren?<< fragt er mich, doch ich schüttele den Kopf.

>>Meine Freunde warten, vielleicht später. << erkläre ich ihm.

>>Okay. << sagt er hoffnungsvoll >>Ich halte nach dir Ausschau. <<

Ich lächle ihn an, dann gehe ich weiter.

Doch bevor ich bei unserem Tisch ankomme, fällt mir ein, wie dumm ich war. Das hier ist zwar die Nächstgelegene Toilette, aber es gibt auch noch eine Andere. Sie befindet sich ein Stockwerk tiefer, wo sie Schlagermusik oder Musik aus den 80gern spielen. Wir benutzen lieber diese Toiletten, wenn wir hier sind, weil es dort unten meistens nicht so voll ist. Also gehe ich zurück zum Treppenhaus und gehe ein Stockwerk tiefer.

Wie schon erwartet ist es hier etwas leerer und so komme ich zügig voran. Allerdings muss ich erneut die Einladung auf einen Drink ablehnen, als ich erneut von jemandem angesprochen werde.

Was ist heut nur los? Sonst quatschen mich nicht so viele Typen an. Das kann doch nicht alles nur an meiner neuen Frisur und dem Kleid liegen. Haben sie alle Mitleid, mit so einer verunfallten Krücke wie mir?

Als ich endlich bei den Toiletten ankomme, sind die beiden aber trotzdem nicht da. Pech gehabt.

Also wieder nach oben und doch nachschauen, ob sie wieder zurück an den Tisch gegangen sind, sonst bleibt mir nichts anderes Übrig, als die Tanzflächen nach ihnen abzusuchen.

Ich bin bestimmt schon mehr als zehn Minuten auf der Suche, als ich endlich wieder im ersten Untergeschoss bin und auf unseren Tisch zusteuere. Doch diesmal sind nicht nur Ossi, Kathy und Luke da, sondern auch Rike, Mel, Jason und... so ein Mist... Mike!

Ich hatte gehofft, ihm noch ein bisschen länger aus dem Weg gehen zu können, weil ich immer noch sauer auf ihn bin, wegen der Sache vorhin am Eingang.

Unschlüssig stehe ich einen Moment da und betrachte meine Freunde.

Luke sitzt mit Kathy auf dem Schoß in einem der Sessel. Rike zerrt erst an Ossi, der sie anlächelt, aber den Kopf schüttelt, dann an Mike, der irgendwie beunruhigt in der Gegend herum schaut und kaum auf sie achtet und zuletzt an Mel, die ganz dicht bei Jason steht und über irgendetwas lacht, was er gerade erzählt hat, dann gibt sie auf und verschwindet allein in Richtung Tanzfläche.

Ich folge ihr, obwohl Mel auch an unserem Stammplatz steht und nicht nur Mike, aber ich möchte jetzt nicht mit ihm reden. Da gehe ich lieber mit Rike Tanzen.

Eilig schlängele ich mich durch die Massen.

>>Rike!!<< schreie ich so laut ich kann, doch sie scheint mich nicht zu hören. Als ich noch dichter bin, versuche ich es nochmal.

>>Rike!!<< schreie ich wieder und diesmal bleibt sie stehen und schaut sich um.

Ob sie mich gehört hat? Ich winke ihr zu. Und jetzt reißt sie Überrascht die Augen auf, als sie mich erkennt, dann lächelt sie. Sie winkt zurück und wartet, bis ich bei ihr bin.

>>Ich hätte dich fast nicht erkannt, mit deinem Neuen Haarschnitt. <<sagt sie anerkennend. Sieht super aus. Und der Kleid ist der Hammer! So eines hätte ich auch gern, aber dafür sind meine Beine eindeutig zu kurz. sagt sie neidisch.

>>Meinst du das im Ernst?>> frage ich betreten. >>Du kannst es ruhig haben, ich glaub, ich hätte es nicht anziehen sollen, irgendwie sind die Männer heute alle so komisch. Mike eingeschlossen. Ich fühle mich voll mies!<< Irritiert schaut Rike mich an.

>>Mia, bist du denn total übergeschnappt? << fragt sie erstaunt. >>Ist doch kein Wunder, das dir die Männer reihenweise hinter herschauen und dir nachlaufen, weißt du eigentlich, wie hammergeil du aussiehst! Kein Wunder, das Mike sich sorgen macht, du könntest verschütt gehen. Für das Kleid brauchst du eindeutig einen Waffenschein!<< Sie strahlt mich an, und langsam schwinden meine Zweifel, das ich mit dem Kleid danebengelegen habe. Vielleicht sehe ich doch nicht so dämlich aus, wie ich dachte. >>Kommst du mit mir Tanzen? << fragt Rike als ich einen Blick zurück zu unserem Tisch werfe.

>>Ja. << sage ich dicht an ihrem Ohr, dann nehme ich sie an der Hand und ziehe sie Richtung Tanzfläche.

>>Warst du schon, bei den Anderen?<< ruft sie mir zu.

>>Ja, vorhin.<< berichte ich ihr >>aber du und Mel, wart nicht da. Ich habe Mel geschrieben, das ihr bei den Toiletten auf mich warten sollt, aber ich glaube, sie hat meine Nachricht nicht bekommen.<<

>>Ne, wir haben erst erfahren, das ihr da seid, als wir Mike und Jason auf dem Weg, zurück zum Tisch, getroffen haben. >> erklärt mir Rike.

>>Übrigens Mike sucht dich.<< fährt sie fort.

Ich zucke gleichgültig mit den Achseln. Der kann ruhig noch ein Bisschen länger warten, immerhin hat er sich wie ein eifersüchtiger Idiot aufgeführt, als wir hier angekommen sind.

Nur das er nicht eifersüchtig ist, sondern einfach nur besitzergreifend. Warum kann er mich nicht einfach Spaß haben lassen!

Als ich nichts sage schaut Rike mich nachdenklich an, doch ich habe keine Lust an Mike zu denken, deshalb ziehe ich sie weiter zur Tanzfläche. Ich will jetzt Tanzen!

Als wir uns eine Lücke in den Massen gesucht haben beginne ich mich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Erst langsam, dann etwas schneller. Wir müssen nicht lange warten und schon bekommen wir männliche Gesellschaft. Ich tanze mal mit dem Einen, dann mit einem Anderen. Dann wieder allein oder mit Rike. Egal in welche Richtung ich mich drehe, überall sind Menschen. Männer, und Frauen. Es sind junge Mädchen darunter, genau wie ich eines bin, aber es gibt auch Ältere. Bei den Männern ist es ähnlich. Die Jungen tanzen meist ziemlich schüchtern irgendwo am Rand und die Mittdreißiger drängen sich oft unangenehm dich an den Mädchen vorbei, oder tanzen sie anzüglich an.

Auch mich, doch bisher konnte ich sie alle abwehren. Gerade habe ich etwas Luft, als mich jemand von hinten an der Hüfte fasst und sich an mich schmiegt.

>>Du siehst heute wirklich umwerfend aus, Babe. << flüstert er mir ins Ohr.

Wow, was für ein Déjà-vu. Nur diesmal ist es nicht Ian, sondern Mike.

Abrupt mache ich mich von ihm los.

>>Lass dass!<< schreie ich ihm zu, dann möchte ich weiter Tanzen, aber er lässt nicht locker.

>>Mia, was ist los?<< will er wissen? >>Was habe ich falsch gemacht?<<

>>Ich entscheide selbst mit wem ich Tanze und mit wem nicht!<< sage ich gereizt.

>>Und jetzt will ich nicht mit dir Tanzen!<<

Ich drehe mich von ihm weg und beginne mich wieder im Takt der Musik zu bewegen. Ich weiß das er noch immer hinter mir steht, ich kann seine Nähe spüren, sein Parfüm riechen. Warum kann er nicht einfach gehen und mich in Ruhe lassen.

Er will doch eigentlich sowieso nichts mit mir zu tun haben.

Ich versuche ihn zu nicht zu beachten, aber es gelingt mir nicht. Verzweifelt schaue ich mich nach einer Fluchtmöglichkeit um und dann sehe ich ihn.

Den Typ vom Eingang, der mir angeboten hat, mir einen Drink zu spendieren. Entschlossenen schrittes gehe ich auf ihn zu.

>>Hey!<< rufe ich ihm zu.

Der Typ lächelt mich an und ruft mir zu. >>Wollen wir tanzen? <<

Ich nicke und beginne mich zu bewegen. Er kommt etwas dichter und fasst mich an der Taille. Ich lege meine Arme an seine Schultern und wir bewegen uns gemeinsam.

Wir Tanzen, bis das Lied zu Ende ist. Der Typ tanzt gar nicht mal schlecht, aber irgendwie fühle ich mich nicht wohl mit ihm, was wohl auch daran liegen könnte, dass Immer wenn ich mich umgedreht habe, ich gesehen habe, wie Mike mich beobachtet und das finde ziemlich nervig.

Und deshalb bin ich froh, als mein Tanzpartner >>Wollen wir was trinken gehen?<< fragt.

>>Ja, gern. Ich sag nur kurz meiner Freundin Bescheid. << erkläre ich ihm.

Suchend schaue ich mich nach Rike um, dann entdecke ich sie gleich hinter Mike mit Kathy und Luke tanzen.

Fest entschlossen Mike nicht zu beachten gehe ich auf sie zu.

Aber als ich kurz davor bin wortlos an ihm vorbeizugehen, muss ich ihm doch einen Blick zu werfen. Er lächelt mich an. Irgendwie sieht er erleichtert aus, doch das bilde ich mir sicher nur ein. Worüber sollte er denn froh sein? Ich brauche einen Moment, aber dann kommt mir so eine Idee. Und die macht mich nicht gerade froh.

Immer hin komme ich gerade scheinbar zu ihm und lasse den anderen Kerl allein. Mike mit seiner Kontrollsucht ist heute nicht zum aushalten. Enschlossen straffe ich die Schulter, richte meinen Blick an ihm vorbei auf Rike und gehe zu ihr.

>>Rike!<< schreie ich ihr zu. >>Ich geh was trinken! <<

>>Ja, Okay, wir sehen uns dann später.<< sagt sie und tanzt weiter.

Ich kehre zu meiner Bekanntschaft zurück und wir verlassen die Tanzfläche.

>>Was möchtest du denn trinken?<< fragt er mich.

>>Bier, Wodka O oder lieber Baccardi Cola?<<

>>Ich nehme eine Cola, Danke. <<

Während er die Getränke besorgt, blicke ich mich vorsichtig um. Von Mike kann ich aber Gott sei Dank nichts sehen.

Dann kommt mein Gastgeber mit den Getränken zurück.

>>Hier. << sagt er und hält mir die Cola hin. >>Prost. Ich bin ubrigens Thomas. << stellt er sich vor.

>>Mia. << sage ich und nehme einen Schluck.

Oh! Es ist gar nicht nur Cola. Sondern es ist Rum drin. Skeptisch mustere ich den Drink und denke daran, was ich Mara und Pascal versprochen habe. nämlich dass ich mich nicht betrinke, aber bei einem Drink kann man ja nicht von betrinken sprechen, oder? Unsicher nehme ich noch einen Schluck. Durch die Cola ist der Alkohol kaum zu merken und während ich mein Getränk leere unterhalte ich mich mit Thomas, der mir erzählt, das er in einer Autowerkstatt arbeitet und das der Motor von nem Porsche mehr Zylinder hat als der von nem BMW oder war es andersrum, keine Ahnung, denn das Thema langweilt mich langsam zu Tode. Er quatscht bestimmt schon eine halbe Stunde über nichts anderes.

Als ich meinen Drink geleert habe gibt er mir noch einen Zweiten, den ich eigentlich nicht mehr Trinken sollte, doch ich möchte nicht unhöflich sein.

Zügig leere ich mein Glas und hindere ihn daran mir einen dritten Drink zu spendieren, in dem ich ihn frage, ob er wieder mit mir Tanzen will.

Er folgt mir lächelnd.

Meine Lippen kribbeln schon von dem Alkohol und fühlen sich ein klein wenig taub an, doch betrunken bin ich nicht, dafür bessert sich meine Laune.

Ausgelassen tanzen Thomas und ich zu jedem Lied, was der DJ spielt. Unser Körperkontakt wird immer enger. Aber bisher stört es mich nicht. Erst als Thomas anfängt meinen Rock hochzuschieben und meinen Hintern gegrapscht wird mir etwas mulmig.

Ich schieb seine Hände von mir, aber wird immer zudringlicher.

>>Lass das!<< schreie ich und schiebe ihn von mir.

>>Was ist denn? Ich mach doch gar nichts. << er grinst mich an. >>Stell dich doch nicht so an. Du willst es doch auch.<<

>>Nein!<< sage ich energisch. >>Das will ich sicher nicht! Ich werde jetzt gehen.<<

Ich mache mich von ihm los und flüchte von der Tanzfläche.

Na toll! Das hast du ja super hinbekommen Mia. Schimpfe ich mit mir selbst. Warum musste Mike wiederaml recht behalten mit dem Kerl?

Wütend gehe ich zu unserem Stammtisch.

Und endlich treffe ich mit Mel zusammen, die gerade ein Bier trinkt.

>>Hey Mia!<< freut sie sich. >>Wer war denn der Kerl eben? << will sie wissen.

>>Ach irgend so ein Idiot! Er hat mir was zu trinken ausgegeben aber dann ... hat er wohl gedacht er könne mit mir machen was er will. Dieser Perversling!<<

Angewidert nehme ich einen Schluck von Mels Bier.

>>Dann ist es ja gut, das du ihn losgeworden bist. << erklärt sie gutgelaunt.

>>Aber du solltest dich nicht wundern, das dich jeder Mann anziehend findet. << bewundernd schaut sie mich an . >>Du siehst einfach Klasse in diesem Kleid aus!<<

Beschämt schaue ich zu Boden.

>>Ich weiß nicht. << gestehe ich >> Ich glaube Mike findet es nicht so Toll. Er hat gar nichts dazu gesagt, nicht mal zu meinen Haaren.<< erkläre ich ihr betrübt.

>>Ach Mia, das glaube ich nicht. Die ganze Zeit, als du vorhin getanzt hast, hat er dich nicht einmal aus den Augen gelassen. << versucht sie mich aufzumuntern.

>>Er war blos sauer auf mich, weil wir uns vorhin gestritten habe und ich einfach abgehauen bin. << sage ich betrübt.

>>Worum ging es denn?<< will sie wissen.

Ich erzähle ihr von dem Vorfall

>>Ach Mia.<< sagt sie betrübt. >>Du verstehst ihn wirklich nicht oder? <<

>>Was meinst du denn?<< will ich wissen.

>>Man, das sieht doch ein Blinder mit nem Krückstock. << Mel schüttelt ungläubig den Kopf. >>Mike mag dich! << wirft sie mir entgegen, als wäre das eine Tatsache.

>>Quatsch, Mel. Ich bin doch viel zu jung! << werfe ich ein. >>Ich bin doch gerade mal sechszehn und er ist Zwanzig! <<

>>Na und? Ist doch völlig egal. Sind doch nur vier Jahre. << sagt sie bestimmt. >> Zwischen meinen Eltern sind es acht und auch die Freundin von meinem Bruder ist fünf Jahre jünger als er. Das ist doch heutzutage ganz normal.<<

>>Du musst dich irren Mel. Mike war bloß sauer, weil mich der Typ vorhin angemacht hat. Das hat ihm nicht gepasst diesem Macho! Dabei ist er doch nur ein Freund, er hat nicht zu entscheiden, mit wem ich mich treffe, oder wer mir etwas zu Trinken spendiert.<<

Ärgerlich nehme ich mir ein Glas Bier. Ob wohl mir schon schwindelig ist und ich eigentlich lieber aufhören sollte zu trinken, wenn ich nicht schon wieder Ärger bekommen will.

>>Er ist eifersüchtig Mia, kapier das doch!<< sagt Mel aufgebracht.

>>Und wenn schon. Er hat mir trotzdem nichts vorzuschreiben!<< sage ich stur.

Mel schüttelt ärgerlich den Kopf >>Wie lange kennt ihr euch jetzt Mia? Ein Jahr oder zwei? <<

>>Vor zwei Jahren haben wir uns das erste Mal getroffen, aber eigentlich kennen wir uns erst so richtig seit etwas mehr als eineinhalb Jahren. << korrigiere ich sie.

>>Und da ist dir noch nie die Idee gekommen, das Mike mehr für dich empfindet, als bloße Freundschaft?<<

Verneinend schüttele ich den Kopf. >>Ich dachte er ist nur aus Mitleid mit mir zusammen. << gestehe ich leise ein. Beinahe zu leise denn Mel braucht einen Moment, bis meine Worte zu ihr durchgedrungen sind.

Erstaunt reißt sie die Augen auf. >>Man, ihr solltet echt mal Reden!<< sagt sie aufgebracht.

Nachdenklich nippe ich an meinem Bier. Hat sie recht?

Kann es tatsächlich sein, das Mike mich mehr mag als ich dachte und das er Zeit mit mir verbringt, weil er das Tatsächlich will und nicht weil er sich dazu verpflichtet fühlt.

Aber was ist denn mit all den Mädchen, mit denen er flirtet. Wie kann er mich gern habe und dann trotzdem mit den Mädels rummachen. Mir ist zwar schon aufgefallen, das er selten wirklich eins mit nach Hause nimmt, aber wenn er mich mögen würde und ich wage nicht einmal an das andere Wort zu denken, an das man denkt, wenn man von den Gefühlen zwischen Mann und Frau spricht, also wie kann er dann mit all diesen Frauen Knutschen.

Während ich über diese Dinge nachdenke nehme ich immer mal wieder einen Schluck aus meinem Glas.

Es ist schon mehr als halb leer, als wir Gesellschaft bekommen. Jason kommt auf uns zu. Innerlich mache ich mich darauf gefasst, dass er mal wieder irgendeinen dummen Spruch loslässt, aber er tut es nicht.

>>Hi, Mädels. Amüsiert ihr euch gut? << will er wissen.

Mel lächelt ihn warmherzig an. >>Klar, Macho. Und du?<< will sie wissen. >>Wie kommt's das du noch immer allein unterwegs bist?<<

>>Ach weißt du, mir ist bisher noch nichts brauchbares über den Weg gelaufen. << sagt er verschmitzt grinsend. >>Bis jetzt.<<

Äh, Hallooo. Wer ist der Typ und wo hat er dieses Ekel Jason gelassen? Frage ich mich verwundert.

Doch Mel scheint nicht überrascht, sie schubs Jason mit der Hand ein Stück zurück.

>>Möchtet ihr was zu trinken?<< fragt Jason, >> ich schmeiß ne Runde. <<

>>Ja gern, << sagt Mel, >>Ich nehm einen O- Saft mit schuß. << sie Zwinkert ihm grinsend zu.

>>Und du Mia. << fragt er mich.

Doch da ich gerade nicht klar denken kann, weil ich von dieser neuen, anderen Version von Jason völlig Irritiert bin sage ich nur. >>Das selbe bitte.<<

>>Okay, dann zwei mal O mit Schuss, kommt sofort.<< sagt er lachend, dann zieht er los, die Getränke holen.

Als er weg ist starre ich Mel entgeistert an. Im Wagen, als Mike und er mich abgeholt habe, kam er mir ja schon anders vor, als er mich so freundlich begrüßt hat aber das hier! Das macht mir beinahe Angst!

>>Was ist denn mit Jason los? << frage ich erstaunt. >>Ist der auf drogen oder so?<<

Mel schaut ihm verträumt hinterher, doch als sie hört, was ich sage lacht sie auf.

>>Wieso? Er ist doch ganz normal. << sagt sie um Ernsthaftigkeit bemüht. Aber ich sehe wie schwer es ihr fällt nicht wie verrückt zu grinsen.

>>Mel!<< schimpfe ich. >>Raus mit der Sprache. Hier ist doch was im Busch!<<

>>Also gut, ich sag's dir ja schon! Das wollte ich sowieso schon die ganze Zeit.<< strahlt sie.

Ich habe dir doch von unserm Kuss erzählt, als wir im Osiris waren? <<

Ich nicke.

>>Ja...also...Nach dem letzten Wochenende wollte er sich mit mir treffen, wollte mit mir essen gehen, aber ich habe ihn Abblitzen lassen.<< erklärt sie mir gelassen, aber ich kann sehen, wie kribbelig sie ist.

>> Ich habe ihn angeschrien und ihm gesagt, das ich niemals mit einem beschissenen Arschloch wie ihm Essen gehen würde.

Ich glaube er war ganzschön beeindruckt, auf jeden Fall, hat er mich gefragt, ob ich ihm noch eine Chance geben würde, wenn er sich bessert. Und da habe ich ihm gesagt, das er damit gleich bei dir anfangen kann, denn wenn er meine Freundin nicht akzeptiert, dann bräuchte er gar nicht erst an meine Tür zu klopfen. << verlegen versteckt sie ihr Gesicht in Händen, dann fährt sie fort. >>Gott, ich kann immer noch nicht glauben, dass ich das gemacht habe. << sagt sie geschockt. >>Ich dachte ich sehe ihn nie wieder, aber siehe da... Und er scheint sich wirklich zu bemühen, oder war er heute schon gemein zu dir? Denn wenn, dann....<<

Schnell lege ich ihr eine Hand auf den Arm, bevor sie sich zu sehr in Rage bringt.

>>Nein, er war heute von Anfang an Nett. Ich mein, ich habe ihn zwar kaum gesehen, aber als wir zusammen waren, da war er nett.<<

Erleichtert atmet sie auf. >>Dann spricht nichts dagegen, wenn ich mit ihm Essengehe oder?<< fragt sie mich flehend.

>>Nein, aber vergiss nicht, mit wem du dich da einlässt, ich mein Halloooo, wir reden hier von Jason, vergiss das nicht!<<

>>Ich weiß! << sagt sie und strahlt dabei. >>Unglaublich oder?<<

>>Ja. << nicke ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht >>Aber ich freu mich für dich. Vielleicht bist du genau die richtige für ihn. <<

>>Das hoffe ich, ich mag ihn nämlich wirklich gern. << verlegen schaut Mel zu Boden.

Doch ehe ich noch etwas erwidern kann kommt Mr. Macho mit unseren Getränken wieder.

>>Ladys. << sagt er und überreicht uns die Drinks.

>>Danke. << Mel strahlt und auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich ihm dankend zunicke.

Noch mehr Alkohol. So ein Mist. Ich weiß längst, dass ich zu viel davon hatte, meine Zunge ist schon ganz schwer und ab und zu dreht sich alles vor meinen Augen. Das ich heute kaum mehr als einen Apfel gegessen habe, macht die Sache auch nicht besser.

Mel und Jason unterhalten sich angeregt, über die Musik und welches der Lider, die der DJ spielt ihnen am besten gefällt.

Ich sitze auf meinem Sessel und wippe im Takt zur Musik, während ich den Tänzern auf der Tanzfläche zuschaue.

Ich sehe Luke mit einem Anderen Mädchen tanzen, aber Kathy steht gleich daneben und tanzt mit einem anderen Jungen, immer wieder werfen sie sich verliebte Blicke zu. Ganz in ihrer Nähe lässt Rike die Fetzen fliegen. Auch Ossi tanzt ausnahmsweise mal. Scheinbar hat er Mädchen kennengelernt, denn er beugt sich immer wieder zu ihr runter und "flüstert" (Ist bei dieser Lautstärke eher unwahrscheinlich, aber naja) ihr was ins Ohr.

Ich schaue mir noch immer die Tänzer auf der Tanzfläche an, als mir auffällt, das ich Mike schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen habe.

Vielleicht sollte ich ihn suchen und mich bei ihm entschuldigen, denn wenn es stimmt, was Mel sagt, dann ist er tatsächlich eifersüchtig gewesen und irgendwie finde ich das schön. Denn es bedeutet, das er mich wirklich mag und das er nicht nur mit mir Zeit verbringt, weil er sich dazu verpflichtet fühlt.

Mit wackligen Beinen stehe ich auf. Kurz halte ich mich an der Sessellehne fest, dann legt sich der Schwindel und ich gehe los. Mel und Jason sind so mit einander beschäftigt, das sie nicht merken, wie ich unsere Ecke verlasse. Fürs erste gehe ich rüber zu Luke und Kathy, die ihre Tanzpartner gewechselt haben und nun wieder miteinander Tanzen.

>>Hey, habt ihr Mike gesehen?<< schreie ich lallend .

Luke nickt und beugt sich dichter zu mir, irgendwie sieht er bedrückt aus.

>>Vor zehn Minuten war er noch unten. <<

>>Unten?<< das verwirrt mich. >>Was will er denn da?<<

Luke zuckt mit den Achseln und wirft Kathy einen betretenen Blick zu.

Läuft hier was, von dem ich nichts weiß? Ach auch egal. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn mich länger auf etwas konzentrieren.

>>Ich geh ihn mal suchen. << teile ich den beiden mit, dann wanke ich zwischen den Tänzern durch, bis zu den Treppen. Hey, ist mir noch nie aufgefallen, das diese Techno Mucke einem das Blut zum kochen Bringt.

>>Yeah!! <<Schreie ich gut gelaunt und hopse Tanzend über die Tanzfläche. Irgendwann bin ich ganzschön außer Atem und weil ich Durst habe nehme ich mir irgendein Glas und trinke einen Schluck.

Bääh ist das eklig. Schnell spucke ich das Zeug auf den Boden. Widerlich, es schmeckt, als hätte jemand seine Zigarette darin ertränkt, aber da hier drinnen rauchen verboten ist, ist das eher unwahrscheinlich.

Dann fällt mir wieder ein, das ich ja eigentlich nach Mike suchen wollte, wo war der gleich nochmal, ach ja richtig... Unten.

Ich gehe also weiter. Die Treppe nach unten, dann zuerst mal auf die Toilette.

Ah, tut das gut.

Als ich aufstehe ist mir so schwindelig, das mir schlecht wird, schnell drehe ich mich um und übergebe mich.

Na wie gut, dass ich gerade hier bin. Mit einem Stück Toilettenpapier wische ich mir den Mund ab, dann richte ich mein Kleid, drücke den Abzug und verlasse die Kabine. Im Spiegel checke ich noch schnell mein Aussehen... man, dieser Spiegel hat echt auch schon mal besser ausgesehen... da ist ein Fleck. Energisch reibe ich darüber, aber er geht nicht weg. Ich scheuere noch mal, dann gebe ich auf, versuche mich zu richten, aber mein Spiegelbild zappelt einfach zu viel herum.

Du siehst toll aus Mia. Denke ich, doch das Denken fällt mir schwer. Warum bin ich hier und wo ist hier überhaupt?

Ein Blick hinter mich teigt mir die Toiletten, dann fällt es mir wieder ein, Richtig... Toilette... Disco... Mike...

Ich verlasse das Klo und laufe durch die Räume. Scheinbar bin ich in der Schlager Abteilung gelandet, denn hier wird gerade ein Lied von Andrea Berg gespielt, es hat mit Gefühlen zu tun und das sie still sein sollen.

Ja! Berg, richtig so! Gefühle, wer braucht die schon! Haltet die Klappe! Denke ich,doch irgendwie reißt mich der Refrain mit und während ich den Raum verlasse Summe ich ununterbrochen vor mich hin, obwohl ich es vorher noch noe gehört habe.

Ich gehe weiter zu den Achtzigern und höre ein absolutes Schmuselied, keine Ahnung, wie es heißt, aber die Paare auf der Tanzfläche liegen sich engumschlungen in den Armen. An der Wand sehe ich einige Männer und Frauen, die sich gegenseitig sie Zunge in den Hals stecken.

Ein Pärchen zieht dabei besonders meine Aufmerksamkeit auf sich, denn die blonden Haare des Mannes lenken meine Aufmerksamkeit auf ihn.

Ich gehe dichter, um mir die Sache genauer anzuschauen. Ich sehe seinen breiten Rücken, die muskulösen Arme, mit denen er das Mädchen mit den kurzen, hellbraunen Haaren hält. Und alles an ihm erinnert mich an jemanden.

>>Mike?<< frage ich leise.

Doch die beiden beachten mich nicht.

>>Mike?<< sage ich noch einmal, lauter!

Und da lassen sie voneinander ab. Das Mädchen schaut mich verwirrt an, dann dreht sich der Junge zu mir um.



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