Ian wo bist du?
Und warum kommt er nicht und holt mich ab?
Er wird mich doch nicht vergessen haben?
Nein, das glaube ich nicht. Ian würde mich niemals vergessen!
Aber wo zum Henker ist er dann?!
Ob ihm etwas passiert ist? Nee, auch nicht sehr wahrscheinlich. Vielleicht ist er einfach im Auto eingeschlafen und hat die Zeit verpasst.
Das wird es sicher sein. Bestimmt schläft er seelenruhig im Auto.
Also versuche ich ihn mal zu wecken.
Erneut ziehe ich das Handy aus der Tasche und rufe ihn an. Dabei fällt mein Blick auf die Uhrzeit. Es ist bereits nach Zehn und langsam wird es kühl. Da kann mich auch mein schulterfreies Kleid nicht vor schützen.
Hoffentlich habe ich mit meiner Weckaktion Erfolg.
Ich lasse das Telefon so lange klingeln, bis die Mailbox rangeht, erst dann lege ich auf und versuche es erneut, doch weder beim zweiten noch beim dritten Mal geht er dran.
"Verdammt, Ian!" entfährt es mir, "Wo steckst du nur!"
Unschlüssig stehe ich auf. Ich könnte ihn ja suchen. So weit weg kann er ja eigentlich nicht sein. Hier muss es ganz in der Nähe doch einen Parkplatz geben, auf den die Opernbesucher ihre Autos stellen können. Wäre doch dumm, wenn es hier so etwas nicht geben würde.
Also mache ich mich auf die Suche und tatsächlich finde ich nach einer Viertelstunde einen Parkplatz, der allerdings so gut wie leer ist.
Ist ja eigentlich auch logisch, denn die Oper hat schon seit über einer Stunde geschlossen, wie eigentlich alles andere auch. Außer den Bars und Discotheken natürlich, denn für die geht das Geschäft gerade erst so richtig los.
Auf der Suche nach Ians kleinem Blauen Flitzer lasse ich meinen Blick über die geparkten Autos schweifen, doch hier steht definitiv kein Sportwagen.
Gerade will ich weitergehen, als mir wieder einfällt, das wir ja gar nicht mit seinem Auto da sind, sondern mit dem Mercedes von seinem Vater. Und tatsächlich stehen sieben dunkle Limousinen auf dem Parkplatz.
Nacheinander klappere ich die ersten zwei Autos ab, doch in keinem von ihnen sitzt jemand und schläft, dafür fällt mir beim dritten Wagen das Kennzeichen ins Auge "PJ" steht da drauf, was sowohl Page Jähn, als auch Peter Jähn heißen könnte.
Neugierig schaue ich ins Auto hinein und entdecke auf dem Rücksitz eine Pferdezeitschrift. Und das auch nur, weil direkt neben dem Auto eine Straßenlaterne leuchtet, doch das allein bedeutet ja nicht unbedingt zwingend, das dass das Auto ist, mit dem wir gekommen sind.
Und sollte es doch das Auto sein, so ist Ian definitiv nicht darin.
Um ganz sicher zu gehen schaue ich auch noch in die anderen in Frage kommenden Autos, doch zwei davon kann ich von vornherein ausschließen, denn die sind ziemlich unordentlich und das war Peters Auto definitiv nicht.
Doch selbst wenn eines der Übrigen das richtige gewesen wäre, so befindet sich Ian auf jeden Fall nicht darin, was meiner Hoffnung, er könnte einfach im Auto eingeschlafen sein einen empfindlichen Dämpfer verpasst.
Noch einmal versuche ich es auf seinem Handy, doch bis auf die Mailbox, geht niemand ran.
Was soll ich denn jetzt nur machen?
Ich würde ja Page anrufen, aber ich habe ihre Nummer nicht und außerdem mache ich mir langsam Sorgen.
Wenn Ian nicht ans Telefon geht, er nicht im Auto ist und mich auch nicht zu Fuß an der Oper abgeholt hat, dann kann ihm eigentlich nur etwas passiert sein!
Aber was?!
Unschlüssig verlasse ich den Parkplatz. Ob ich mir ein Taxi rufen soll? Aber es ist viel zu weit bis zu den Jähns und ob es in der Nähe einen Bahnhof gibt ist mir auch nicht bekannt.
Und was ist mit einem Hotel? Kann ich mir das leisten?
Verdammt! Ian, wo steckst du!?
Fröstelnd reibe ich mir die Arme und gehe Ziellos die Straße entlang, als mir ein paar Passanten entgegenkommen, die mich auffällig mustern, wechsele ich ängstlich die Straßenseite, und presse meine Handtasche fest an mich. Wer weiß, was die vorhaben. Um diese Uhrzeit sollte man besser nicht allein unterwegs sein, wenn man nicht überfallen und ausgeraubt werden will und was in meinem Fall noch erschwerend hinzu kommt, ist das teure Kleid und mein weibliches Geschlecht. Nicht umsonst bin ich immer mit Mel, Mike, Luke und den anderen unterwegs gewesen, aber niemals allein.
Inzwischen bin ich mit den Nerven ziemlich am Ende und tatsächlich kurz davor bei Mara anzurufen, denn sonst fällt mir außer Mel und Mike niemand mehr ein, aber die sind alle ziemlich weit weg und können mir irgendwie auch nicht weiterhelfen.
Oder aber ich könnte die Polizei anrufen, doch ganz so verzweifelt bin ich dann auch wieder nicht.
Ratlos gehe ich die Straße immer weiter, ich weiß schon nicht einmal mehr, wo ich bin.
Typisch!
Ich verlaufe mich nicht nur in Wäldern! Nein! Auch fremde Städte können mich durchaus in Bedrängnis bringen. Noch nie habe ich verstanden, wie man sich an unbekannten Orten zurecht finden kann.
Die Gegend hier ist auch nicht sehr vertrauenserweckend. Es gibt nur wenig funktionierende Straßenlaternen und an dem Haus, an dem ich gerade vorbei gehe, sind die Fenster mit Brettern vernagelt. Was wohl darauf hindeuten dürfte, das es nicht bewohnt ist.
Eilig mache ich, dass ich weiter komme, doch als mir aus der nächsten dunklen Gasse, an der ich vorbei muss seltsame Geräusche entgegen tönen, hätte ich am liebsten kehrt gemacht. Doch irgendetwas an den Geräuschen lässt mich genauer hinhören.
Hat da nicht jemand gestöhnt?
Mit laut klopfendem Herzen lausche ich angestrengt. Doch! Da ist es wieder. Da stöhnt doch einer. Und ich meine jetzt nicht Zombiemäßig, sondern eher so, als hätte sich jemand verletzt!
Ob ich mich lieber aus dem Staub machen soll? Aber wenn da wirklich jemand verletzt ist, dann ist das unterlassene Hilfeleistung und ich möchte nicht, das da nur wegen mir jemand leidet, weil ich zu feige war, zu helfen.
"Hallo?" flüstere ich ängstlich in die dunkle Gasse "Ist da jemand?"
Ein lautes rumpeln ertönt, was mein Herz zum Stillstand bringt, nur damit es dann mit zehnfacher Geschwindigkeit, ach was mit tausendfacher Geschwindigkeit weiter schlagen kann.
Ich mache auf dem Absatz kehrt und will schon losrennen, als mein Name mich augenblicklich zur Reglosigkeit erstarren lässt.
"Mia?" dringt es kraftlos an mein Ohr, dann poltert es erneut, bevor Ruhe einkehrt.
Doch was ich gehört habe, lässt mich zittern.
"Ian!" rufe ich aufgebracht in die Finsternis.
"Ian!" als ich angespannt lausche höre ich lediglich ein Stöhnen, dann ist es still.
Ich hole mein Handy hervor und schalte die Taschenlampe ein.
Ich bin so froh, dass diese Funktion jemand erfunden hat, denn als ich mich vorsichtig in die Gasse hinein wage, muss ich über einen ganzen Haufen Müll hinweg steigen, bis ich fast im hintersten Winkel ein paar schwarze, ziemlich elegante Herrenschuhe unter einem Karton entdecke.
Vorsichtig schiebe ich die Pappe beiseite und wäre fast vor Schreck gestorben, als darunter Ians Blutüberströmten Körper zum Vorschein kommt. Oh Gott, Ian!" rufe ich entsetzt aus und lasse mich neben ihn auf den Boden sinken. Er gibt einen erstickten Laut von sich, dann bleibt er reglos liegen.
"Ian! Sag doch was!" flehe ich ihn an, doch außer einem stöhnen kommt kein Geräusch von ihm.
Vorsichtig wische ich ihm mit dem Kleid, das Blut vom Gesicht, doch das hilft mir nicht weiter, denn schon einige Augenblicke später läuft ein neues Rinnsal an seiner Schläfe hinunter.
Mit dem Handy leuchte ich in sein Gesicht, doch als ein durchdringender Piepton ertönt, wäre es mir beinahe aus der Hand gerutscht.
Warum muss dieser beschissene Akku immer dann alle sein, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann!
"Scheiße!" stoße ich aus und schalte eilig des Licht aus.
Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll, doch da Ian nicht ansprechbar ist, oder er besser gesagt nicht auf mich reagiert, bleibt mir nichts übrig, als einen Krankenwagen zu rufen, denn um ihn hier rauszutragen ist er viel zu schwer und selbst wenn ich ihn tragen könnte... wo sollte ich ihn denn hinbringen.
Nur wo sind wir hier?!
"Ian? Hörst du mich? Ich komm gleich wieder. Ja! Ich muss nur gucken wo wir sind. Okay?" Bleib hier, möchte ich sagen, geh nicht weg, aber so dumm wie mir die Worte erscheinen, so wahr sind sie. Er wird sicher nicht weggehen und hier bleiben wird er ganz sicher, denn er ist nicht in der Lage allein irgendwo hin zu gehen.
Hilflose Tränen rollen meine Wangen hinunter und ein Schluchzer entfährt mir. Dann streiche ich ihm noch mal über den Kopf, bevor ich über den Müll hinweg zur Straßenecke eile, an der ich Gottseidank ein Straßenschild entdecke.
Wenigstens dieses eine Mal habe ich Glück!
So schnell ich kann wähle ich die Nummer des Notruf.
"Notrufzentrale, was kann ich für sie tun?" höre ich eine hilfsbereite Stimme.
"Ja, Hallo." bringe ich gepresst hervor.
"Mein Freund ist verletzt und wir brauchen Hilfe!"
"Wer spricht denn da?" Will die freundliche Stimme am anderen Ende wissen.
"Mia. Mein Akku ist fast leer." Erkläre ich schnell, als mein Handy erneut piept.
"Wo bist du Mia?" fragt der Mann jetzt eilig.
"Prinzenweg Ecke Rosengarten." gebe ich die Namen, die ich auf den Straßenschildern gelesen habe an den Mann weiter. "Bitte kommen sie schnell, mein Freund Blutet und er ist bewusstlos." erneut schluchze ich hilflos auf.
"Bleib am ..."
"Hallo? Sind sie noch dran? Hallo!" rufe ich laut ins Telefon, doch als ich auf das Display schaue ist es schwarz.
Verzweifelt stopfe ich es in die Tasche zurück, dann suche ich mir erneut einen Weg in die dunkle Gasse, aus der mir nichts als unheimliche Still entgegen dröhnt.
"Ian!" schluchze ich, doch nichts rührt sich. "Ian! Sag doch was! Bitte!" füge ich leise flehend hinzu, aber er gibt keinen Laut von sich.
Fast auf Händen und Knien kriechend suche ich mir einen Weg zu ihm und nach einen gefühlten Ewigkeit treffen meine Hände auf etwas weiches, das ich kurze Zeit später als ein Hosenbein Identifiziere.
Ich taste mich von seinem Bein hinauf, bis zu seinem Kopf. Vorsichtig drehe ich ihn auf die Seite, weil es das einzige ist, was mir zu tun einfällt. Stabile Seitenlage, damit er nicht erstickt, für den Fall, dass er sich erbricht, aber sonst!
Ich hätte wirklich besser im Unterricht aufpassen sollen, als wir die Ersthelfer Maßnahmen durchgenommen haben, doch jetzt ist es dafür zu spät.
Vorsichtig taste ich an seinem Hals nach dem Puls, den ich Gottseidank auch finde!
Ein erleichtertes Schluchzen entfährt mir. Gott! Wenn er jetzt stirbt! Bitte nicht!
"Halt durch Ian. Bitte, Gib nicht auf." flehe ich ihn an."Hilfe ist unterwegs." verspreche ich ihm und ich hoffe, dass es auch stimmt, denn mein Gespräch wurde so abrupt unterbrochen, das ich die erlösende Bestätigung leider nicht mehr gehört habe.
Doch da kommt mir eine Idee. Vielleicht hat Ian ja sein Handy noch irgendwo in der Tasche, dann könnte ich nochmal bei der Notrufzentrale anrufen. Vorsichtig taste ich seine Taschen ab, doch sie sind alle leer.
Kein Handy, kein Autoschlüsse, nicht einmal eine Brieftasche befindet sich mehr in seinem Besitz.
Die leise Hoffnung, die es gewagt hat sich in meinem Inneren zu regen verpufft zu einen Häuflein nichts. Was hatte ich denn auch erwartet?
Ein Schild mit der Aufschrift Glückspilze bitte hier abbiegen? Hier findet ihr alles was ihr braucht? Geld, Telefone, Krankenwagen....
Moment Krankenwagen? War da nicht gerade eine Sirene zu hören?
"Ich komm gleich wieder!" flüstere ich Ian hoffnungsvoll zu. "Gleich kommt Hilfe!"
Wieder kämpfe ich mich durch den Müll, bis zum Straßenrand vor wo mir tatsächlich das Blinklicht eines Rettungswagens entgegen kommt.
Ich war noch nie so froh, diese blauen Lichter zu sehen, wie heute.
Wild mit den Armen wedelnd hüpfe ich auf der Straße herum, bis der Rettungswagen ganz in der Nähe zum Stehen kommt.
Einer der Insassen steigt aus.
"Haben sie uns angerufen?" fragt er erstaunt und mustert mich neugierig, was ich ihm nicht verübeln kann, denn ich trage ein Abendkleid, das ziemlich ramponiert und mit Blutflecken übersät ist, doch das ist mir gerade vollkommen egal.
"Ja!" presse ich schluchzend hervor und wische mir die Tränen vom Gesicht. "Bitte kommen sie schnell. Mein Freund..." weiter komme ich nicht, denn schon versagt meine Stimme, als ich an Ian denke, von dem ich nicht weiß, ob er überhaupt noch lebt.
"Bitte!" flüstere ich verzweifelt. "Helfen sie ihm."
Der Rettungsassistent gib seinem Kollegen ein Zeichen, dann holt er aus dem Wagen eine Tasche.
"Bringst du mich zu deinem Freund." fordert er mich mitfühlend auf, als ich wie festgenagelt stehen bleibe, doch bei seinen Worten erwache ich aus meiner Starre und eile zurück in die Gasse.
Als der Sanitäter sieht, wo ich hingehe, zieht er eine Taschenlampe hervor und leuchtet uns den Weg.
"Hier lang." fordere ich ihn schniefend auf. "Er liegt ganz am Ende."
Der Mann folgt mir vorsichtig, bis wir Ian erreichen. Dann kniet er sich neben ihn und reicht mir die Lampe.
"Würden du bitte mal halten."
Ich nehme ihm die Lampe ab und leuchte dorthin, wo der Sanitäter es möchte. Er leuchtet ihm mit einer zweiten, kleineren Lampe in die Augen, fühlt den Puls und hört kurz das Herz ab. Als er gerade an der Hand eine Braunüle legen will, kommt sein Kollege hinzu.
"Ich hab mal geschaut, ob wir hier mit der Krankentrage durchkommen, aber das sieht schlecht aus, oder was meinst du?"
"Ja, da geb ich dir recht. Die Schaufeltrage ist sicher besser geeignet."
"Na, dann hol ich die mal." zügigen schrittest entfernt sich der zweite Rettungsassistent wieder, während mir der Erste eine Infusionsflasche in die Hand drückt.
" Wie heißt du?" fragt er mich.
"Mia." presse ich hervor.
"Ich bin Kyle." Stellt er sich vor. "Weißt du was mit deinem Freund passiert ist?"
"Nein! Ich habe ihn hier so gefunden!" schaffe ich gerade noch zu sagen, bevor ich mich wieder in Tränen auflöse.
"Du hast alles richtig gemacht Mia." versichert mir der Mann. "Wir bringen..."
"Ian. " ergänze ich seinen Satz, als er mich fragend ansieht.
"Also, wir bringen Ian jetzt ins Krankenhaus, dann sehen wir weiter."
Der andere Mann kommt mit einer komischen Trage zurück, mit der sie Ian dann vorsichtig hochheben und in den RTW bringen. Im inneren des Notarztwagens sehen Ians Verletzungen noch schlimmer aus als in der Dunkelheit, doch jetzt können die Männer seine wunde am Kopf verbinde, die inzwischen aber aufgehört hat zu bluten.
"Kann ich mitfahren?" frage ich unsicher, als der Mann, der nicht Kyle ist, aussteigt und die Türen schließt.
"Natürlich." stimmt Kyle zu."Aber vorne."
"Okay." sage ich erleichtert, dann streiche ich Ian behutsam über den Kopf. "Ich bin nicht weit weg." versichere ich ihm, als könnte er mich hören, was er tatsächlich zu tun scheint, denn kurz gibt er ein Stöhnen von sich, was mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht Zaubert, denn das ist das erste Lebenszeichen von ihm, was er seit einer Gefühlten Ewigkeit von sich gibt. Doch dann ist er wieder genauso leblos wie zuvor.
Schnell klettere ich auf den Beifahrersitz des Autos, während der Mann, dessen Namen ich nicht weiß auf dem Fahrersitz Platz nimmt. Dann fahren wir endlich los, nachdem er eine Durchsage ans Krankenhaus gefunkt hat.
Erleichtert, aber auch völlig aufgelöst, lehne ich mich im Sitz zurück und breche vor Erschöpfung hilflos Weinend zusammen.
Der Mann neben mir reicht mir ein Taschentuch, das ich dankbar entgegen nehme.
Wir fahren nicht mit rasender Geschwindigkeit, aber als eine Ampel auf Rot springt schaltet der Mann die Sirene ein und fährt einfach drüber.
Noch nie bin ich mit einem Krankenwagen gefahren und wenn ich ehrlich bin hätte ich unter den gegebenen Umständen dankend darauf verzichten können. Viel lieber würde ich mit Ian in Peters Auto sitzen und mich von ihm nach Hause fahren lassen, als hier im Krankenwagen zu sitzen, mit ihm als Patienten. Trotzdem bin ich froh, dass die Männer da sind und uns helfen.
Die Fahrt dauert nicht sehr lange und doch kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Immer wieder drehe ich mich auf dem Sitz um und schaue durch ein kleines Fenster in den hinteren Teil des Wagens, in dem Ian noch immer bewusstlos liegt.
Kyle sitzt auf einem Sitz neben ihm und kontrolliert hin und wieder seine Vitalfunktionen auf einem Monitor, an den sie Ian angeschlossen haben, nachdem sie in auf die Transportliege umgebettet haben.
Ich kann die Anzeigen auf dem Bildschirm nicht sehen, doch da Kyle keinen allzu besorgten Eindruck macht und nur hin und wieder an der Infusion herumhantiert beruhige ich mich langsam.
"Wird er wieder gesund?" frage ich den Fahrer unsicher, als wir an einer Schranke vor dem Krankenhausgelände halten.
"Das kann ich dir nicht sagen, wir müssen abwarten, was die weiteren Untersuchungen ergeben." sagt er ausweichend.
Na toll, wenn ich gehofft hatte, er würde mir meine Sorgen ein wenig nehmen, dann habe ich mich getäuscht.
Erneut beginnen meine Tränen zu fließen, die ich schnell mit dem Taschentuch wegwische.
Ein Blick auf das Rot verschmierte Tuch lässt mich stutzen. Woher kommt denn das Blut?!
Auch meine Hände sind ganz rot. Habe ich mich etwa verletzt? Nein, ich denke nicht. Es muss Ians Blut sein, das an meinen Händen klebt. Und von dort muss es auch in mein Gesicht gekommen sein, schlussfolgere ich.
Vor der Notaufnahme hält der Wagen an und wir steigen aus. Der Fahrer öffnet Kyle die Türen, denn laden sie gemeinsam die Trage mit Ian aus.
Hilflos stehe ich daneben. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, doch als die beiden Männer das Krankenhaus betreten folge ich ihnen.
Ein Mann in einem weißen Kittel kommt uns entgegen und Kyle erläutert ihm die bisherigen Erkenntnisse.
Doch ich kann mich nicht auf seine Worte konzentrieren, so viele Fachbegriffe verwendet er. Vitalfunktionen, Platzwunde und stabil, sind die einzigen Worte, mit denen ich gerade so noch etwas anfangen kann.
"Wie fühlen sie sich?" spricht mich eine Krankenschwester an. "Sind sie auch verletzt?" will sie wissen, doch ich schüttele nur abwehrend den Kopf.
"Nein. Wo bringen sie ihn hin?" frage ich ängstlich, als die Männer die Trage in einen anderen Raum schieben.
"Das ist nur ein Untersuchungszimmer." erklärt mir die Frau. "Sie können ruhig mit reingehen." fordert bietet sie mir an.
Davon hätte ich mich sowiso nicht abhalten lassen, denn jetzt, wo ich ihn endlich wieder habe, werde ich ihn unter keinen Umständen wieder aus den Augen lassen.
Ich schaue zu wie Kyle und der andere Rettungsmann Ian von ihrer Trage auf ein Krankenhausbett heben und dann den Raum verlassen.
"Das wird schon wieder." versucht Kyle mich beim hinausgehen noch aufzumuntern, dann sind sie weg, ohne das ich mich noch bei ihnen für die Hilfe bedanken könnte.
Ich habe aber auch ganz andere Sachen im Kopf. Ian liegt kreide bleich und gleichzeitig Blutüberströmt auf dem Bett und rührt sich nicht. Mit einer Schere befreit der Arzt Ian von seinem Anzug, der ihm mehr oder weniger in Fetzen am Körper hängt.
Darunter kommen eine Menge Blutergüsse zum Vorschein.
Seine Beine sind übersät davon und auch seine Arme. Doch was mich am meisten entsetzt, ist der dunkle Abdruck auf seinem Oberkörper, der ganz eindeutig das Profil eines Schuhs erkennen lässt.
Bestürzt schlage ich eine Hand vor den Mund und unterdrücke ein Schluchzen.
Der Arzt scheint mich dennoch gehört zu haben, denn er wirft mir einen kurzen Blick zu, dann drückt er einen Knopf am Kopfende von Ians Bett.
Als eine Krankenschwester den Raum betritt, ordnet er erst Röntgenuntersuchungen und Ultraschall an, bevor er ihr aufträgt mich aus dem Raum zu bringen.
"Kommen sie." fordert sie mich auf. "Ich hab da noch ein paar Fragen an sie und sie müssen auch noch einige Formulare ausfüllen." versucht sie meine AUfmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch ich bin viel zu sehr auf Ian fixiert.
"Nein, ich muss hier bleiben." stoße ich verzweifelt aus. "Ich darf ihn nicht allein lassen."
"Sie können hier nichts für ihn tun und zum Röntgen können isie auch nihct mit." versichert sie mir ruhig.
"Aber... aber..." will ich wieder sprechen, doch sie nimmt mich schon am Arm und schiebt mich sanft aus dem Raum. Doch so leicht mache ich es ihr nicht. Ich entwinde mich ihr und kehre nochmal ans Bett zurück.
"Ich liebe dich!" flüstere ich Ian ins Ohr und gebe ihm einen ganz leichten Kuss auf die Lippen. Ich möchte ihm nicht weh tun.
Doch dann steht die Frau wieder neben mir. "Na komm." sagt sie sanft "Du hilfst ihm am ehesten, wenn du jetzt mit mir kommst."
Zweifelnd schaue ich sie an, doch da Ian nachwievor reglos im Bett liegt folge ich ihr hinaus auf den Gang.
"Möchtest du vielleicht etwas zu trinken?" fragt sie höflich, doch mir ist nicht danach, also schüttel ich mit dem Kopf.
"Ist dir kalt?" fragt sie weiter. "Du zitterst ja."
"Kordula, bringt du uns bitte eine Decke und eine Tasse Tee?" fordert sie eine junge Krankenschwester auf, die gerade an uns vorbeigeht, dann schiebt sie mich bestimmt, aber sanft zu einem Stuhl, auf den sie mich drückt.
"Ich bin gleich wieder da." versichert sie mir, bevor sie kurz im Schwesternzimmer verschwindet und gleich darauf mit einem Klemmbrett wieder auftaucht.
"Kannst du das für mich ausfüllen?" sie hält mir das Brett entgegen, auf dem sich ein Paar Zettel befinden.
Unschlüssig strecke ich die Hand danach aus und versuche die Worte, die darauf stehen zu verstehen, doch alles scheint vor meinen Augen zu verschwimmen.
Verzweifelt starre ich darauf, dann krächze ich "Nein." und schüttele hilflos den Kopf.
"Ist nicht schlimm." versichert mir die Frau. "Wir können das auch zusammen machen."
Und dann beginnt sie mir eine Unmengen Fragen zu stellen.
Wie ich heiße, wie Ian heißt, wie alt wir sind, was passiert ist, wen sie benachrichtigen sollen und so weiter und so fort.
Im Laufe der Befragung kommt Kordula mit einer Decke und einer Tasse Tee zurück, die Decke legt sie mir um die Schultern und den Tee drückt sie mir in die Hand, doch bis auf das ich mir die Finger daran verbrenne, nehme ich die Tasse kaum wahr und trinken tue ich auch nicht.
Immer wieder wandert mein Blick zu der Tür, hinter der Ian liegt.
"Wann kann ich wieder zu ihm?" will ich nach einer gefühlten Ewigkeit wissen.
"Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, aber das dauert noch eine Weile." teilt mir die Frau, die den Fragebogen für mich ausgefüllt hat und auf dessen Namensschild Schwester Melanie steht, bedauernd mit.
Melanie, wie meine Mel, kommt es mir in den Sinn und schon habe ich das bedürfnis mit ihr zu sprechen, mich bei ihr auszuheulen und mich von ihr trösten zu lassen, aber mein Handy ist alle und auch sonst habe ich keine Möglichkeit mit ihr zu sprechen, oder mich von ihr trösten zu lassen, denn dafür ist sie viel zu weit weg.
Erneut beginnen meine Tränen zu fließen und ich vergrabe verzweifelt mein Gesicht in den Händen.
Melanie drückt tröstend meine Schulter. "Das wird schon wieder Mia." versichert sie mir. "Dr. Brenner kümmert sich um deinen Freund."
"Aber es ist alles meine Schuld." bringe ich unter Schluchzern heraus.
"Wie kommst du denn darauf?" will sie verwirrt wissen.
"Wenn ich nicht mit dem Klavierspielen angefangen hätte, dann wäre das alles nicht passiert. Wenn ich heute nicht gespielt hätte, wenn er mich nicht hätte fahren müssen..." zähle ich auf, denn wenn all das nicht gewesen wäre, dann wären wir jetzt nicht hier und Ian würde es gut gehen. Und er würde jetzt nicht hier in diesem Krankenhausliegen, mit Kopfverletzungen, die ihn daran hindern mit mir zu sprechen.
"Ach, Mädchen. Das Leben ist manchmal einfach nicht Fair" sagt sie trösten, "Das irgendein Wahnsinniger deinen Freund zusammen geschlagen hat und danach sehen seine Verletzungen aus, dafür kannst du doch nichts. Das hätte doch überall passieren können."
"Warum wacht er denn nicht wieder auf?!" frage ich Melanie verzweifelt. "Warum ist er immer noch Bewusstlos."
"Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn man nicht alles mitbekommt, denn solange er nicht bei Bewusstsein ist, so lange verspürt er auch keine Schmerzen und das ist doch schon etwas oder nicht?" versucht sie mich aufzumuntern. Sie legt einen Arm um mich und drückt mich tröstend an sich.
"Meinen sie wirklich?" frage ich hoffnungsvoll. "Das er keine Schmerzen hat?"
"Ganz bestimmt." versichert sie mir, aber ganz kann ich ihren Worten nicht glauben. Bestimmt sagt sie das nur um mich zu trösten, doch immerhin bleibt ein winziger funke der Hoffnung in meinem Herzen hängen.
Vielleicht sagt sie es ja doch nicht nur um mich zu trösten, vielleicht hat sie ja wirklich recht und ihm tut wenigstens nichts weh.
"Danke!" flüstere ich leise und ein kleines Lächeln hebt für einen Moment meine Mundwinkel an.
"Ich schau mal, wie weit sie sind, ja?" erklärt sie mir und steht auf. "Tust du mir einen Gefallen?"
"Was denn?" frage ich verwirrt.
"Trink ein bisschen was. Ich möchte nicht, das du mir auch noch zusammen brichst." bittet sie.
Erst jetzt bemerke ich den Becher, den ich noch immer in Händen halte und nehme einen kleinen schluck des fast kalten Getränks.
"Ich bin gleich wieder da." sagt Schwester Melanie, dann verschwindet sie durch die Tür in Ians Zimmer. Minuten verstreichen. Erst eine, dann Zehn, dann fünfzehn, wie mir die große runde Uhr gegenüber vom Schwesternzimmer verrät. Und langsam werde ich unsicher.
Was dauert denn da so lange?
Ob Ians Verletzungen doch schwerwiegender sind als Gedacht? Oder hat sich sein Zustand vielleicht so verschlechtert, das Melanie nicht zu mir zurückkommen will, bevor sie mir etwas genaueres sagen kann.
Ob er vielleicht im Sterben liegt!?
Hektisch springe ich auf und gehe auf die Tür zu, hinter der ich Ian zuletzt gesehen habe.
Schon will ich die Klinke herunter drücken, doch dann halte ich inne.
Was wenn sie ihn gerade reanimieren, oder er gar nicht mehr da drin ist, sondern sie ihn durch die Zweite Tür, die ich vorhin in diesem Raum gesehen habe woanders hingebracht haben. Was ist, wenn sie Operieren müssen, weil seine Verletzungen doch schlimmer sind als sie dachten!
Unsicher weiche ich vor der Tür zurück und wende mich ab. Ich mache einige Schritte von der Tür weg und bleibe erschreckt stehen, als ich ein poltern aus dem Raum vernehme.
Hastig drehe ich mich um, als die Tür aufgeht und mit ein schwankender Ian gegenüber steht.
Ich renne auf ihn zu und werfe mich in seine Arme, wobei ich mehr stütze, als das er sich selbst auf den Beinen hält.
"Mia!" stößt er erleichtert aus, dann sackt er etwas zusammen, doch bevor er zusammenbricht taucht Melanie auf und hilft mir ihn ins Bett zurück zu schieben.
"Junger Mann!" sagt sie tadelnd. "Ich habe ihnen doch gesagt, das es ihrer Freundin gut geht!" schimpft sie mit ihm, doch er achtet gar nicht auf sie, ebenso wenig wie ich.
Ich bin viel zu erleichtert ihn bei Bewusstsein zu sehen, obwohl das nicht so ganz stimmt, denn als wir ihn ins Bett zurückgebracht haben fallen ihm die Augen zu.
Doch ich bin so erleichtert, dass es ihm scheinbar wieder etwas besser geht, dass ich vor lauter Erleichterung erneut zu schluchzen beginne.
Weinend stehe ich an seinem Bett und Halte seine Hand.
Er war wach, er hat mit mir gesprochen. Er konnte sogar ein wenig laufen!
Das ist alles mehr, als ich gehofft hatte. Ich hatte mir die schlimmsten Dinge ausgemalt, von Amnesie über ein Haufen Knochenbrüche, bis hin zu Querschnittslähmung, war eigentlich alles dabei.
Doch das er mir entgegenkommt, das hätte ich nicht mal zu träumen gewagt.
Schwester Melanie schiebt mir einen Stuhl hin, auf den ich mich setzten kann, dann lässt sie uns mit den Worten. "Ist wohl besser, wenn sie hier bleiben." allein.
Ja, da hat sie recht. Ich würde auch nirgens anders mehr hinwollen, jetzt wo Ian kurt wach war. Nicht das ich jemals woanders hin wollte, doch ich sehe auch ein, das ich während der Untersuchungen nur im Weg gewesen wäre.
Eine Weile später, ich muss wohl eingeschlafen sein, schrecke ich unsanft aus dem schlaf, nur um festzustellen, das Ian mich aus seinen grünen Augen bekümmert anschaut und mir übers Haar streicht.
"Hey, Engelchen." flüstert er und atmet verkrampft ein. "Es tut mir so Leid..." beginnt er mit schmerzverzerrtem Gesicht, doch ich lasse ihn nicht ausreden und versiegele seine Lippen mit einem Kuss.
"Ruh dich aus." flehe ich ihn an, muss aber doch ein klein wenig lächeln, weil ich endlich wieder mit ihm reden kann.
"Du blutest!" stellt er entsetzt fest und will sich aufrichten, doch schnell drücke ich ihn aufs Bett zu rück.
"Beruhige dich, mir geht's gut. Das ist nicht mein Blut!" versichere ich ihm.
Aufstöhnend lässt er sich zurück in die Kissen sinken."Oh!" bringt er gerade noch heraus, bevor ihn seine Kräfte verlassen.
Doch dieses Mal ist die Ohnmacht nicht von langer Dauer. Schon nach wenigen Sekunden öffnen sich seine Augen wieder.
Er hebt seine freie Hand und ich stelle erschreckt fest, dass sie in einem Gips steckt. Auch er schaut verwundert auf seinen bandagierten Arm.
"Deshalb tut mir der Arm so weh." spricht er seine Gedanken aus, bevor er ihn vorsichtig aufs Bett zurücklegt.
"Was tut dir denn sonst noch weh?" frage ich ihn, nicht sicher, ob ich bei der Erinnerung an all die Blutergüsse auf seinem Körper, die Antwort überhaupt hören will.
Unschlüssig zuckt er mit den Schultern, was er vielleicht lieber nicht hätte tun sollen, denn schon stöht er schmerzvoll auf.
"So ziemlich alles." sagt er, doch dabei lächelt er mich Tapfer an. "Aber am meisten mein Kopf und die Rippen. Naja, und der Arm auch irgendwie, aber sonst geht es eigentlich." versichert er mir.
Hilflos schaue ich ihn an, am liebsten würde ich ihn Küssen, aber ich möchte ihm auch keine zusätzlichen Schmerzen verursachen und so verfärbt wie sein Ganzes Gesicht ist, muss ihm einfach jede Berührung weh tun.
Sein linkes Auge ist zugeschwollen, die Lippe ist aufgeplatzt und auch auf seiner rechten Wange prangt ein dunkler, großer Fleck.
Erneut überrollt mich eine Welle der Trauer, als ich in sein geschundenes Gesicht blicke und ich kann es nicht verhindern, dass ich erneut zu weinen beginne.
"Schschsch... nicht doch Engelchen." versucht er mich zu trösten. "Ich bin doch noch hier." versichert er mir und entwindet mir seine gesunde Hand, nur um sie an meine tränenfeuchte Wange zu legen.
"Es war so furchtbar." gestehe ich bedrückt ein. "Dich da in der Gasse zu finden und nicht zu wissen, ob du überlebst." doch als mir diese Worte über die Lippen kommen, bricht der Damm erneut und ich kann die Tränen einfach nicht mehr zurückhalten, dabei habe ich schon den ganzen Abend so viel geweint, das ich eigentlich gar keine Tränen mehr haben dürfte.
"Komm her." fordert Ian mich auf und klopft mit der Hand neben sich aufs Bett, dann rutsch er vorsichtig ein Stück zur Seite.
"Bist du sicher?" schniefe ich.
"Das ist alles was ich die ganze Zeit schon wollte!" versichert er mir. "Dich ganz nah bei mir haben."
"Okay." stimme ich erleichtert zu, bevor ich ganz vorsichtig zu ihm ins Bett klettere.
Er schließt die Arme vorsichtig um mich und zieht mich so gut es geht an sich, dann gibt er mir einen ganz leichten Kuss, der ihn zum stöhnen, aber auch zum lächeln bringt.
"Komm, ruh dich aus, du siehst müde aus." fordert er mich auf. "Weißt du wie spät es ist?"
"Als ich zuletzt auf die Uhr geschaut habe war es kurz vor fünf aber ich weiß nicht, wie spät es jetzt ist." erkläre ich hm gähnend.
Ich bin tatsächlich ganz schön fertig.
"Das war ein Langer Tag für dich und du hast das so toll gemacht." versichert er mir und streicht mir nochmal übers Haar. "Schlaf jetzt. Alles wird wieder gut."
Erschöpft kuschle ich mich an ihn und tatsächlich fallen mir schon bald die Augen zu. Es war wirklich ein langer Tag. Auch der Abend war nicht ohne und von der Nacht will ich gar nicht erst reden!
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