Gerettet
"Du!" schreie ich erregt los, als ich in Emmas erstauntes Gesicht sehe. "Was hast du hier zu suchen!"
"Was... aber... du..." stottert sie und weicht einen Schritt zurück. "Du solltest doch..."
"Was?! Tot sein? Im Keller verrotten! Das du dich überhaupt noch hier her wagst, du falsche Schlange!" schreie ich sie an und springe aus dem Bett.
"Mach dass du wegkommst, sonst rufe ich die Polizei!"
"Aber wo... wo ist...?" stammelt sie weiter.
"Wage es ja nicht seinen Namen zu sagen! UND lass ihn endlich in RUHE! Wann kapierst du endlich, dass er nichts mit dir zu tun haben will, Emma!" mit vor Wut geballten Fäusten gehe ich energisch auf sie zu, dann stoße ich ihr mit der Hand vor die Brust.
"HAU ENDLICH AB!" bei jedem Wort schubse ich sie weiter Richtung Tür, doch scheinbar scheint sie ihren Schock, mich hier zu sehen, langsam zu überwinden.
"Du hast mir gar nichts zu sagen." zickt sie los. "Nur Ian kann mir sagen, dass ich gehen soll. Aber das hat er nicht. Und das wird er auch nicht." ein gehässiges grinsen erscheint auf ihren Zügen, bevor sie sagt. "Dafür mag er unseren Sex viel zu sehr!"
"Und du glaubst, das ich dir glaube, dass du mit ihm geschlafen hast, du Schlampe!" fahre ich sie an.
"Das wirst du wohl, oder woher sollte ich sonst wissen, dass er ein Tattoo auf der Schulter hat." sagt sie arrogant. Doch das Tattoo auf seiner Schulter habe selbst ich schon gesehen, obwohl ich nicht mit ihm geschlafen habe.
"Pfff..." mache ich abwinkend. "Das Tattoo kennt doch jeder, der schon mal mit ihm Schwimmen war, oder ihn beim Sonnenbaden gesehen hat." gebe ich gleichgültig von mir.
"Ach ja, dann kennst du sicher auch schon dass kleine Herzförmige Muttermal, das er auf dem Po hat oder? Du kennst ihn doch so gut, dann weißt du sicher auch davon." sagt sie gehässig. Doch als sie meinen verwirrten Gesichtsausdruck sieht, erscheint ein siegessicheres Grinsen in ihrem Gesicht.
"Was, das kennst du nicht?" fragt sie mit gespieltem Erstaunten, "Aber ich dachte, du bist seine Freundin, Mia? Da müsstest du das doch kennen."
Nachdenklich starre ich sie an. Stimmt es was sie sagt? Hat er wirklich dieses Muttermal? Oder will sie mich nur auf die Probe stellen. Aber wenn es stimmt, woher kennt sie es dann? Hat er doch mit ihr geschlafen, obwohl er behauptet hat, dass es nicht so war?
Nein! Ich darf ihr nicht glauben, sie will mir nur wehtun. Und selbst wenn es dieses Muttermal gibt, könnte es noch immer eine logische Erklärung dafür geben, warum sie es kennt.
Schnell reiße ich mich zusammen und lächel sie sarkastisch an. "Weißt du was Emma, du tust mir wirklich leid! Dann hast du halt mit ihm geschlafen, Ja und? Das haben auch schon andere. ABER ich werde die letzte sein, mit der er jemals schläft!"
Wie ein Fisch auf dem Trockenen steht sie da, öffnet und schließt den Mund und weiß nicht was sie sagen soll, als plötzlich die Tür aufgeht und ein wütender Ian ins Zimmer stürmt.
"Was hast du hier zu suchen? Du Miststück!" fährt er Emma an und packt sie fest am Arm, dann schubst er sie auf den Flur. "Wenn ich dich noch einmal in Mias nähe sehe, dann vergesse ich mich! Mach das du wegkommst und lass uns endlich in Ruhe!" brüllt er sie wütend an, dann schlägt er ihr die Tür vor der Nase zu.
"Aber Ian!" kann ich ihre Stimme noch hören, bevor die Tür ins Schloss fällt.
Schwer atmend kommt er auf mich zu und schaut mich forschend an.
"Ist alles in Ordnung mit dir?" fragt er noch immer ziemlich aufgebracht.
"Ja, geht schon." geschafft lasse ich mich auf sein Bett sinken und raufe mir die Haare. Ich hab Emma zwar gesagt, dass es mir egal ist, wenn er mit ihr geschlafen hat, aber er hat mir gesagt, dass das nicht so ist und somit muss einer Lügen, ich kann nur hoffen, dass sie es ist.
Wenn er mir gesagt hätte, dass er mit ihr geschlafen hat, dann könnte ich vielleicht sogar damit leben, solange es vor der Zeit mit mir war, aber wenn er mich belogen hat, dann...
Ich weiß auch nicht... wäre es irgendwie noch schlimmer.
"Wolltest du mir nicht was zu essen mitbringen?" frage ich verwirrt und lasse die Hände in meinen Schoß sinken, als ich seine leeren Hände betrachte, die er fürsorglich um meine schließt. Kniend sitz er vor mir und sieht mich forschend an.
"Schon, aber als mir Aiden gesagt hat, dass er gesehen hat, wie Emma in mein Zimmer gegangen ist, da bin ich schnell zurückgekommen." erklärt er mir. "Er bringt uns gleich was hoch. Ist auch wirklich alles in Ordnung?" will er wissen. "Du siehst so... ich weiß auch nicht... so verwirrt aus."
"Hast du ein Muttermal?" will ich zusammenhanglos wissen. "Emma sagt du hast eines." erkläre ich, als ich seine geweiteten Augen sehe.
"Hat sie etwa schon wieder behauptet, dass wir miteinander geschlafen haben?" fragt er resigniert.
Bekümmert nicke ich. "Woher weiß sie von dem Muttermal?" will ich wissen, obwohl er noch gar nicht bestätigt hat, dass es das gibt.
"Keine Ahnung." verzweifelt rauft er sich die Haare.
"Dann gibt es das also? Du hast ein herzförmiges Muttermal auf dem Po?" frage ich erschöpft und traurig zu gleich.
"Ja Mia, das gibt es, aber ich weiß nicht, woher Emma es kennt. Soweit ich weiß, hat sie mich noch nie Nackt gesehen." versichert er mir. "Aber vielleicht hat ihr jemand davon erzählt." sagt er nachdenklich.
"Ian, über sowas spricht doch keiner. Wer sollte es ihr also erzählt haben?" sage ich zweifelnd.
"Du würdest dich wundern, über was Mädchen alles reden." sagt er mit einem abwertenden schnauben.
"Hey!" schimpfe ich. "Ich bin auch ein Mädchen, vergiss das nicht."
"Ja, mein Engel, aber du bist MEIN Mädchen, das ist etwas ganz anderes." sagt er ganz sanft und streicht mir eine Strähne aus der Stirn.
Unbehaglich schließe ich die Augen und entziehe mich ihm. Ich weiß einfach nicht, was ich denken soll. Könnte er recht haben? Könnte eine seiner Exfreundinnen es ihr gesagt haben und sie versucht es nun gegen uns zu verwenden? Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich würde nie mit jemandem darüber reden, wenn ich etwas so intimes wüsste.
"Bitte." fleht er leise. "Lass Emma nicht gewinnen! Ich liebe dich! Sie will uns doch nur auseinander bringen."
"Vielleicht hast du Recht." gebe ich seufzend nach und lege meine Stirn an seine. Wahrscheinlich hat er wirklich Recht. Ich darf Emma nicht glauben. Sie hasst mich und würde alles behaupten, um uns auseinander zu bringen, nur um Ian für sich allein zu haben. Trotzdem bleibt da dieser kleine Zweifel, den ich nicht abschütteln kann.
Aber fürs erste will ich nicht mehr darüber nachdenken und so krieche ich unter die Decke, weil ich nur in Slip und T-Shirt nicht vor Aiden stehen möchte. Auch wenn Ians T-Shirt mir fast bis zu den Knien reicht.
Ian legt sich neben mich auf die Decke und streichelt sanft meinen Arm. Doch während wir warten fallen mir die Augen zu, bevor Aiden mit dem Essen zu uns kommt.
Als ich wieder aufwache, liegt Ian tief schlafend neben mir und gibt leise grunzende Geräusche von sich, doch als ich mich leise aus dem Bett bewege, fährt seine Hand suchend über das Laken, doch als er mich nicht findet, setzt er sich ruckartig auf und sieht sich panisch um.
"Mia!" ruft er erschreckt aus und schon bin ich bei ihm.
"Ich bin hier!" versichere ich ihm schnell und nehme ihn in den Arm.
"Gott! Ich dachte, du wärst weg!" sagt er angespannt und zieht mich ins Bett zurück, dann legt er sich über mich und küsst mich verzweifelt.
"Ich hatte solche Angst um dich." sagt er verzweifelt. "Als mich Page am Samstag gefragt hat, wo du bist, da wurde mir ganz komisch. Sie hatte mit deiner Mutter Telefoniert und hat gefragt, ob alles in Ordnung ist. Aber Mara war ganz erstaunt und fragte nach dir. Und erst da wurde uns klar, das irgendwas nicht stimmt."
"Moment Ian. Ich komm nicht ganz mit. Was ist mit Mara?" frage ich verwirrt.
"Nichts. Es geht ihr gut. Aber am Freitag, kam ein Mädchen zu uns in den Aufenthaltsraum und hat gesagt, dass du mit Herrn Müller zum Bahnhofgefahren wärst, weil du ganz schnell zu deiner Mutter müsstest. Genaues wusste sie nicht. Ich hab versucht dich anzurufen, aber dein Handy ging nicht. Und am Samstag hat Page dann Mara angerufen. Da ist dann rausgekommen, dass du gar nicht nach Hause gefahren bist. Und das mit Mara alles in Ordnung ist. Nur du warst verschwunden. Ich bin am Samstagnachmittag dann gleich hier her gefahren, aber ich wusste ja nicht, wo ich nach dir suchen sollte. Mein einziger Anhaltspunkt war dieses Mädchen, aber sie war nicht hier." verzweifelt vergräbt er seinen Kopf an meinem Hals und atmet tief ein. Beruhigend streichele ich ihm über den Kopf.
"Ich bin ja wieder da." versichere ich ihm.
"Ja, aber das hätte auch anders ausgehen können. Stell dir nur mal vor, ich hätte das Mädchen heute Mittag nicht gefunden oder sie hätte nicht mit der Sprache raus gerückt, dazu meinte Herr Blumentritt noch, dass seit Freitag ständig so ein Klopfen durchs Haus gehallt sei, von dem keiner Wusste, wo es her kommt. Selbst im Heizungsraum haben sie nach dem Ursprung gesucht, aber nichts. Weder von dir, noch von der Heizungsstörung."
"Was wohl daran lag, dass ich die Heizungsstörung war." sage ich leise und kann ein Grinsen nicht unterdrücken.
"Was?" fragt Ian verwirrt. "Was hast du denn mit der Heizung zu tun?"
"Ich habe da unten die ganze Zeit an ein Rohr geklopft, weil ich gehofft hatte, jemand würde es hören. Na ja... hat wohl nicht ganz so funktioniert, wie ich wollte." sage ich verlegen.
"Dann hast du also echt seit Freitag in diesem Loch gesteckt?" fragt Ian geschockt.
"Sieht so aus." sage ich achselzuckend. "Aber du hast mich mal wieder gerettet." füge ich leise hinzu und gebe ihm einen Kuss. "Danke."
Zitternd atmet Ian ein und vergräbt seinen Kopf erneut an meinem Hals. Zärtlich haucht er mir kleine Küsse unters Ohr und aufs Schlüsselbein, was mir kleine Schauer über die Haut jagt.
"Mir ist ja nichts passiert, Ian. Es geht mir gut. Das war nur ein Dummer streich, der sich hoffentlich nicht wiederholen wird. Aber ich hoffe Emma wird um eine Strafe nicht herumkommen, wenn ich morgen Freu Wolf alles erzähle. Auch wenn ich dann wie eine Petzte dastehe, diesmal ist sie wirklich zu weit gegangen."
Zustimmend nickt er, dann sieht er mich fragend an.
"Was?" frage ich lachend.
"Wo wolltest du denn gerade hin, als ich aufgewacht bin?" fragt er lächelnd.
"Ich hab Hunger und wollte gucken ob noch was da ist. Oder hat Aiden doch nichts her gebracht?" frage ich neugierig.
"Doch. Es steht auf dem Schreibtisch. Warte ich hol es." Langsam stemmt sich Ian auf die Arme, aber bevor er ganz aufsteht küsst er mich noch mal. "Geh nicht weg." fordert er grinsend, doch ich höre den Ernst in seiner Stimme, der mich tief in meinem Innersten berührt. Er muss sich wirklich große Sorgen gemacht haben die letzten Tage. Was mich darauf bringt, dass, das auch auf Mara und Pascal, Page und Peter, sowie Felix zutreffen müsste.
"Weißt du wo meine Jacke ist?" frage ich und schaue mich suchend im Zimmer um, als Ian mit dem Essen zu mir kommt.
"Sie hängt auf dem Stuhl. Wieso?" fragt Ian stirnrunzelnd.
"Ich wollte Mara kurz schreiben, dass es mir gut geht." sage ich leise.
"Das weiß sie schon. Ich hab sie angerufen, als du geschlafen hast. Sie hat sich große Sorgen um dich gemacht." erklärt Ian nachsichtig und hält mir ein Brötchen hin. "Möchtest du das, oder lieber Schwarzbrot mit Käse?" will er wissen.
"Ich nehm das Käsebrot. Nach Leberwurst ist mir gerade nicht so." sage ich dankbar und nehme das Brot entgegen, dann frage ich mit vollem Mund. "Kann ich bitte auch noch was zu trinken haben? Ich verdurste gleich." Eigentlich war er eher scherzhaft gemeint, das mit dem Verdursten, aber als Ian mich besorgt anschaut, verschlucke ich mich fast an meinem Brot. "So war das nicht gemeint." versichere ich ihm schnell. "Ich hab nur Durst. Mehr nicht. Na los, komm her." füge ich auffordern hinzu, als er mir beim Essen zusieht. Dann klopfe ich einladend auf das Bett. Während ich Esse und trinke sagt Ian kein Wort, doch als ich das Brot hinhalte beißt er zögernd davon ab.
"Los, iss das Brötchen. Du hast doch bestimmt auch seit zwei Tagen nichts gegessen." missbilligend verziehe ich den Mund als er den Kopf schüttelt.
"Ne, das ist für dich."
"Aber ich schaff gar nicht so viel, also iss schon. Außerdem gibt es in ein paar Stunden sowieso wieder was leckeres." füge ich mit Blick auf den Radiowecker hinzu. Dann trinke ich einen großen Schluck aus meinem Glas.
Abschätzend sieht er mich an, doch dann nimmt er sich das Brötchen und beißt rein.
"Na siehst du. Ist doch gar nicht so schwer." lobe ich lächelnd und gebe ihm einen Kuss auf den Mundwinkel.
Als wir das Tablett restlos geleert haben, auf dem auch eine Banane und ein Joghurt lagen, legen wir uns ins Bett zurück und kuscheln uns eng aneinander. Eine Weile reden wir noch, doch dann fallen mir die Augen zu.
Als wir am Morgen aufstehen, fällt es Ian sichtlich schwer mich gehen zu lassen, aber wir müssen uns beide fertig machen und dafür muss ich nach unten in mein Zimmer gehen. Und so bleibt mir nichts anderes übrig als ihn allein zu lassen.
Als ich in unser Zimmer komme ist von June weit und breit nichts zu sehen. Ob sie Laufen ist? Frage ich mich verwundert. Möglich wäre es. Die Wege sollten inzwischen ausreichend Platt getrampelt sein, so dass man nicht mehr Zentimetertief im Schnee versinkt.
Bestimmt wird sie sich gewundert haben, wo ich bin. Oder ob sie gar nichts von meinem Verschwinden mitbekommen hat?
Wie dem auch sei, dass ich nicht hier geschlafen habe, das hat sie sicherlich bemerkt.
Schnell sammle ich meine Sachen zusammen und schlüpfe unter die Dusche.
Seufzend genieße ich das warme Wasser, das sanft auf meinen Kopf prasselt. Man, tut das gut. Ich wusste gar nicht, dass einem sowas fehlen kann. Aber seit Freitagmorgen habe ich nicht mehr geduscht und ich fühlte mich schon wirklich schmutzig, um so peinlicher war mir die Nähe zu Ian in der letzten Nacht.
Hoffentlich habe ich nicht allzu sehr gemüffelt.
Nach dem ich mir gründlich die Zähne geputzt und etwas Wimperntusche aufgetragen habe, fühle ich mich fast wieder wie neu. Und Hungrig bin ich wie zehn.
Auf dem Weg zu unserem Zimmer kommt mir June entgegen, die auf dem Weg zur Dusche ist.
"Mia!" sagt sie erleichtert. "Bin ich froh, dass es dir gut geht. Ian hat uns alles erzählt." fügt sie hinzu, als sie meine Verwirrung bemerkt.
"Hat er?" frage ich erstaunt und sie nickt bestätigend.
"Ach so, er wartet übrigens auf dich." ergänzt sie grinsend. "Lass ihn also besser nicht warten. Wir sehen uns dann gleich beim Frühstück."
Glücklich vor mich hin lächelnd eile ich in unser Zimmer, wo Ian nachdenklich an meinem Schreibtisch sitzt und in meinen Zeichnungen blättert.
"Na du." sage ich lächelnd und lege ihm die Arme um den Hals, dann schaue ich auf das Bild in seiner Hand.
"Bin ich das?" fragt er neugierig.
"Ja." stimme ich zu. Es ist das Bild aus meinen Anfangstagen, als ich ihn das eine Mal am Klavier beobachtet habe vor so langer Zeit. Es ist eine einfache Silhouette, weshalb man die Person auf dem Bild nicht eindeutig erkennen kann. Trotzdem hat es eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm.
"Wollen wir zum Frühstück gehen?" will ich wissen und nehme ihm die Zeichenmappe aus der Hand, dann drehe ich ihn auf dem Schreibtischstuhl zu mir herum. "Oder möchtest du dich lieber am Papier "sattsehen"?" frage ich grinsend.
Die Hände auf die Armlehnen gestützt stehe ich zwischen seinen Beinen. Aug in Aug ihm gegenüber.
"Ich würde mich lieber an dir sattsehen." sagt er grinsend und küsst mich, doch als ich mich aufrichte und ihm auffordernd die Hände hinhalte, ignoriert er sie und legt mir stattdessen die Arme um die Hüften, dann zieht er mich zu sich heran und lehnt die Stirn gegen meinen Bauch.
Verwirrt streichle ich ihm über den Kopf, dann beuge ich mich zu ihm hinunter und lasse meiner Hand meine Lippen folgen.
Ich höre Ian gequält aufseufzen, doch als er mich anschaut lächelt er verschmitzt.
Und plötzlich verliere ich den Boden unter den Füßen, als er fest seine Arme unterhalb meines Pos um meine Beine schlingt und mich beim Aufstehen über die Schulter wirft.
"Frühstück!" sagt er bestimmt und schlägt mir kräftig auf den Hintern, was mich verzückt kichern lässt, diese verspielte Seite an Ian sehe ich so selten, dabei gefällt sie mir ganz besonders.
"Ian lass mich runter!" schimpfe ich kichernd, doch erst als wir schon fast in der Mensa sind kommt er meiner Aufforderung nach.
Verspielt schlage ich nach ihm, doch er fängt meine Hand ab und drückt einen Kuss auf meine Handfläche, dann legt er einen Arm um mich und küsst auch meine Wange, bevor wir den überfüllten Raum betreten.
Irgendwie habe ich heute einen riesen Hunger und so lege ich mir alles Mögliche auf meinen Teller.
Ian sieht mich erstaunt an. "Hungrig?" fragt er leise lachend.
"Und wie!" stimme ich ihm grinsend zu und lege noch eine Banane und einen Apfel neben die Schüssel mit Müsli und das Knäckebrot. "Du nicht?" frage ich mit Blick auf sein nur mäßig gefülltes Tablett.
"Doch, aber ich würde lieber dich vernaschen." sagt er anzüglich, was mir die Röte ins Gesicht treibt.
"Ian." tadele ich leise, kann mir ein Grinsen aber nicht verkneifen. "Nimm dir lieber was zu essen, denn von mir wirst du nicht satt." flüstere ich ihm zu.
Doch da Ian scheinbar nicht weiß, was er möchte lege ich ihm kurzerhand ein Kürbisbrötchen und Salami auf den Teller, sowie eine Banane, denn ich weiß wie gern er die isst. Dann ziehe ich ihn an der Hand hinter mir her zu seinem Bruder und Alex, die schon an unserem Tisch sitzen. Kurz darauf kommt auch June zu uns und auch Aiden leistet uns heute mal wieder Gesellschaft.
"Guten Morgen die Damen." grüßt er galant, nur um dann an Alex "Ist hier noch frei, Süße." hinzuzufügen, was diese mit einem schmunzeln quittiert. Dennoch zieht sie den Stuhl neben sich etwas hervor und sagt.
"Sicher, ich hoffe nur mein Imaginärer Freund hat nichts dagegen."
Nachdenklich schaut Aiden auf den leeren Stuhl, dann sagt er spaßig. "Nö, hat er nicht und er meint ich soll dich mal auf einen Kaffee einladen." achselzuckend setzt er sich auf den Stuhl.
"Und du weißt doch, auf Imaginäre Freunde sollte man hören." fügt er zwinkernd hinzu.
"So, so." sagt Alex lachend und wird ein wenig Rot.
"Aiden du Spinner, musst du eigentlich mit jedem Mädchen flirten, was dir unter die Augen kommt?" fragt Ian kopfschüttelnd. "Man du bist echt nicht zum aushalten." sagt er ernst, aber ich sehe das er die ganze Sache eher Lustig findet.
"Was denn! Lass mich doch auch mal meinen Spaß haben. Wenn ich Mia schon nicht kriege, dann gönn mir doch wenigstens eine von den Anderen." Aiden macht große Augen und tut schockiert. Doch als Ian genervt die Augen verdreht beginnt er zu lachen.
Hungrig wie ich bin leere ich in Windeseile mein Tablett und trinke dann noch haufenweise Wasser, O-Saft und Kaffee, bis ich beinahe platze.
June und Alex sehen mich mit großen Augen an und Ian lächelt zufrieden, während er seinen eigenen Teller leert.
Unterdessen lege ich unter dem Tisch meine Hand auf sein Bein und beginne ihn zu streicheln. Verschmitzt lächelt Ian mich an und legt dann seine Hand auf meine, langsam schiebt er meine immer höher, bis ganz nach oben. Dort hält er sie fest. Vor Verlegenheit, werde ich wiedermal rot und versuche meine Hand von seinem Bein zu nehmen, doch er lässt mich nicht, sondern beugt sich zu mir.
"Weißt du, ich sollte dich öfter in Verlegenheit bringen." flüstert er mir leise ins Ohr. "Du bist so süß, wenn du rot wirst." dann lässt er meine Hand los, legt seine stattdessen aber auf mein Bein und beginnt mich zu streicheln, was mich ganz durcheinander bringt.
Gott, wie peinlich. Hoffentlich merkt keiner von den Anderen, wie sehr mich seine Berührung durcheinander bringt. Doch die sind alle mit anderen Dingen beschäftigt und achten nicht auf uns.
Als es zur Stunde klingelt, räumen wir unsere Sachen weg und ich will mit June meine Schulsachen holen gehen, als Ian mich aufhält.
"Wo willst du denn hin?" fragt er Stirnrunzelnd.
"Meine Sachen holen? Wieso?" verwirrt schaue ich ihn an.
"Weil wir noch einen Termin mit Frau Wolf haben. Schon vergessen?"
"Ach, verdammt! Das habe ich tatsächlich vergessen." sage ich zerknirscht. "Joris, sagst du Matti Bescheid, das ich später komme. Ich muss noch zur Direktorin." bitte ich ihn und gehe mit Ian und den anderen Richtung Ausgang.
"Klar, kann ich machen, Mia. Wir sehen uns ja dann gleich." verabschiedet sich Joris von mir, und geht mit June und Alex weiter, während ich mit Ian die Treppe hinauf zum Büro der Rektorin gehe.
Ein wenig Angst habe ich schon vor dem Gespräch, aber eigentlich habe ich ja nichts zu befürchten. Nicht ich habe diesmal etwas angestellt, sondern Emma ist diejenige, die Ärger zu erwarten hat, aber ich weiß nicht, wie schlimm ihre Strafe aussehen wird.
Doch das kümmert mich auch nicht. Diesmal ist sie eindeutig zu weit gegangen. Und das sie dann gestern Abend auch noch in Ians Zimmer aufgetaucht ist, macht die Sache auch nicht gerade besser.
Das Gespräch mit Frau Wolf dauert nicht sehr lange. Sie will nur wissen, was vorgefallen ist und ob es mir soweit gut geht. Aber als ich wissen will, was jetzt mit Emma passiert, erklärt sie mir zurückhaltend, dass sie das so nicht einfach entscheiden kann, dass es aber eine Konferenz geben wird, die sich mit ihr befassen wir.
"Fürs erste sind Emma und auch ihre Freundin vom Unterricht suspendiert und werden nach Hause geschickt. Wann und ob sie an die Schule zurückkehren, muss allerdings noch geklärt werden. Du musst dir also keine Sorgen machen, Marie." versichert sie mir. "Aber, wenn dich irgendwas bedrückt, dann kannst du jeder Zeit zu mir kommen. Das weißt du doch, oder?"
"Ja. Danke. Aber mir gehts gut Frau Wolf." sage ich bestimmt. "Ich hab keine Angst oder so, falls sie das meinen."
"Dann ist ja gut. Nicht alle Mädchen sind so stark, dass sie es einfach so wegstecken fast zwei Tage lang in einem dunklen Kellerraum eingesperrt zu sein. Deshalb... solltest du dich in der nächsten Zeit etwas seltsam fühlen, dann sag mir bitte Bescheid. Ja?" bittet sie mich einfühlsam und tippt sich nachdenklich mit ihrem Stift an die Lippe.
"Das mach ich."
"Gut, dann dürfen sie jetzt wieder in den Unterricht gehen. Auf Wiedersehen Marie."
"Auf Wiedersehen, Frau Wolf." verabschiede ich mich und gehe gefolgt von Ian zu meiner Klasse.
"Musst du nicht auch in den Unterricht?" frage ich und schaue ihn nachdenklich an, als wir vor dem Raum stehen.
"Doch. Ich wollte nur sichergehen, dass du heil hier ankommst." sagt er ein wenig besorgt, doch dann lächelt er.
"Hey." sage ich sanft und lege meine Hand an seine Wange. "Mir passiert schon nichts. Okay? Ich denke nicht, dass Emma noch mal irgendwas versucht. Außerdem hat Frau Wolf doch gesagt, dass sie nach Hause geschickt wird." versuche ich seine Sorgen zu vertreiben.
Ob ihn das ganze wirklich so viel mehr belastet als mich? Ich mein, klar! Es war wirklich nicht so toll da unten in dem Raum zu sitzen, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich da unten wirklich nicht wieder rauskommen sollte. Auch wenn ich manchmal die Hoffnung verloren habe, tief in mir drin wusste ich, dass alles gut werden würde.
Aber was ist mit ihm? Er wusste nicht wo ich war und ob ich überhaupt noch am Leben war. Es muss wirklich schrecklich für ihn gewesen sein, als er von meinem Verschwinden erfahren hat.
Vielleicht braucht er einfach nur ein wenig Zeit um den Schrecken zu verarbeiten.
"Ich weiß Mia. Ich hätte nur nicht gedacht, dass Emma zu so etwas fähig ist." er klingt nachdenklich und scheint mit den Gedanken weit weg zu sein.
"Vielleicht hätte ich sie nicht so ermutigen sollen." sagt er in Gedanken versunken.
"Wie meinst du denn das?" verwirrt runzele ich die Stirn, und schaue ihn auffordernd an.
"Ach, nicht so wichtig." weicht Ian aus und fährt sich verlegen durch die Haare.
"Spucks aus Ian. Was meinst du mit "Ermutigen"? Hast du etwa doch...?" beginne ich erregt.
"Was! Nein! Ich hab nicht mit ihr geschlafen Mia! Glaub mir doch endlich!" sagt er erschreckt und auch ein klein wenig verletzt, bevor er verlegen sagt. "Aber..."
"Was "aber "?" frage ich bestürzt nach. "Ian, was hast du gemacht, das Emma meint, mich unbedingt aus dem Weg schaffen zu müssen." will ich verärgert wissen.
"Ich hab mit ihr geflirtet." gibt Ian schließlich leise zu.
"Wann?" frage ich erschreckt und lasse meine Hand sinken. "Wieso... ich meine, warum hast du...?" verletzt weiche ich einen Schritt von ihm zurück.
"Weil ich dumm war, Mia. Ich war ein Idiot." sagt er bedrückt und streckt die Hand nach mir aus, doch ich will nicht, dass er mich jetzt berührt und weiche ihm aus.
Bekümmert lässt er sie wieder sinken.
"Bitte, lass nicht zu, dass sie zwischen uns steht." fleht er mich beinahe an. "Ich empfinde nichts für sie, ich wollte nur..."
"Ja? Was wolltest du?" frage ich ziemlich kalt.
"Dich vergessen." sagt er traurig. "Du warst bei Mike und ich... ich... ich konnte an nichts anderes mehr denken, also habe ich versucht, mich abzulenken."
"Und da hast du ausgerechnet Emma als Ablenkung genommen?" will ich verletzt wissen. Ausgerechnet sie, die von Anfang an zwischen uns stand. Emma, die versucht hat, vom ersten Moment an einen Keil zwischen uns zu treiben, in dem sie sich ihm förmlich an den Hals geworfen hat.
"Du wusstest doch, dass sie in dich verliebt ist, warum hast du nicht einfach ein anderes Mädchen "benutzt"? will ich verärgert wissen.
"Es tut mir leid, ich weiß, dass ich scheiße gebaut habe. Es ist meine Schuld, dass Emma dich da unten eingesperrt hat." bedrückt senkt er den Kopf und schaut zu Boden. "Ich bin ein Schwein, Mia! Ein Schwein, das mit den Gefühlen der Mädchen spielt, nur, um mich besser zu fühlen. Felix hatte recht, als er dich vor mir gewarnt hat. Ohne mich bist du besser dran!" die letzten Worte spuckt er so verzweifelt aus, dass ich sofort Angst bekomme, als er sich plötzlich umdreht und weggeht.
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