Freunde treffen


Über eine Stunde liege ich auf meinem Bett und grübele vor mich hin.

Soll ich Mike anrufen?

Oder lieber nicht?

Vielleicht ist es ja besser ihn zu überraschen.

Oder doch nicht?

Sollte ich ihm vielleicht sagen, das ich wieder hier bin und ich heute Abend im "Black Angels" sein werde?

Ich weiß es einfach nicht.

Immer wieder nehme ich mein Handy zur Hand und tippe mit dem Finger auf seinen Namen, nur um dann doch keine Nachricht zu verfassen.

Ich weiß nicht, warum ich ihm nicht schreibe, aber irgendwie hab ich keine Ahnung, WAS ich schreiben soll.

Stattdessen schreibe ich Felix, das ich gut zu Hause angekommen bin und das er Page ganz lieb von Mara grüßen soll.

Irgendwie fehlt er mir schon jetzt. Dabei habe ich ihn erst gestern gesehen. Aber seine witzige Art und seine immerwährende gute Laune könnte ich jetzt gerade gut gebrauchen.

Aber meine Gedanken an Felix haben einen kleinen, bitteren Beigeschmack. Denn wenn ich an ihn denke, dann muss ich auch an Ian denken und die Gedanken an ihn sind mir zur Zeit nicht so willkommen, dabei vermisse ich ihn wirklich sehr.

Ärgerlich schmeiße ich mein Handy vor mich aufs Bett.

Ich werde Mike nicht schreiben!

So wie ich ihn kenne, hätte er das nicht gewollt. Er wird sich einfach freuen müssen, wenn ich da bin. Ganz ohne Vorwarnung.

Und dann kann ich auch viel besser beurteilen, ob seine Freude echt ist.

Immer hin besteht ja noch immer die Möglichkeit, dass das mit der Wette gar kein Scherz war und er gar nicht so begeistert darüber ist, das ich wieder da bin.

Als es endlich neun Uhr ist, gehe ich Duschen. Mache meine Haare zurecht und trage ein klein wenig Make Up auf.

Dann ziehe ich mir eine schlichte, schwarze Leggins an, darüber eine weinrote Bluse und knappe Hotpants.

Das muss reichen für einen Schlichten Abend in der Disco.

Dazu noch schlichte, ebenfalls schwarze Sneakers und die Lederjacke meiner Mutter, dann bin ich ausgehfertig.

Mein Outfit ist schlicht. Nicht zu Sexy, aber auch nicht zu underdressed. Ganz so, wie Mike mich kennt und wie er es mag.

Sicher er mochte auch das Kleid, das ich beim letzten Mal getragen habe, aber ich weiß auch, dass die Mädchen, die er sich normalerweise in der Disco aussucht meist eher etwas schlichter gekleidet sind, genau wie ich es jetzt bin.

Als ich nach unten ins Wohnzimmer komme, habe ich noch zehn Minuten, bis Mel mich abholt.

"Ich geh dann jetzt." verabschiede ich mich von Mara und Pascal, die gemeinsam auf dem Sofa sitzen. Mara hat die Nase in ein Buch gesteckt und liest, doch als sie mich bemerkt schaut sie auf.

"Viel spaß, mit deinen Freunden." wünscht sie mir lächelnd und legt das Buch auf den Wohnzimmertisch, dann steht sie auf und kommt zu mir.

"Ich bin um zwei spätestens wieder da." versichere ich Pascal, der mir einen gereizten Blick zu wirft, dann sagt er brummig.

"Sei vorsichtig."

"Mach ich. Ich bin ja nicht allein. " erkläre ich ihm, bevor ich Richtung Haustür gehe. Gefolgt von Mara.

An der Garderobe kramt sie in ihrer Handtasche und drückt mir einen Fünfziger in die Hand.

"Nur für den Fall, dass du ein Taxi nehmen musst, oder du etwas trinken möchtest, oder so." sagt sie.

"Danke!" stutze ich, doch dann nehme ich sie in den Arm."Danke!" flüstere ich noch einmal, bevor ich sie loslasse.

"Pass auf dich auf." bittet sie mich und öffnet mir die Tür.

"Du weißt, das er auf dich warten wird, ja?" sie wirft einen Blick Richtung Wohnzimmer und ich weiß, dass sie Pascal meint.

"Ja, ich weiß." seufze ich resigniert. "Ich versuch pünktlich zu sein."

Dann gehe ich nach draußen. Das Geld verstaue ich in meiner Handtasche ebenso mein Handy.

Ich muss nicht lange warten, bis Jasons kleiner, gelber Jeap neben mir hält.

Vor Aufregung beginnt mein Herz zu klopfen. Das letzte Mal, als Jason mich abgeholt hat, war auch Mike dabei, doch als ich jetzt in den Wagen sehe, sehe ich nur Mel.

Ich bin ein kleines bisschen enttäuscht, aber dieses Gefühl ist gleich auch schon wieder vorbei, als mich Mel begeistert begrüßt.

"Na, bereit?" will sie wissen, nachdem sie mich in die Arme geschlossen hat.

"Ja, bereit. Für was auch immer." versichere ich ihr grinsend und klettere auf den Rücksitz.

"Hallo Jason. Danke, das du mich mitnimmst." begrüße ich Mels Freund.

"Kein Problem, Mia. Siehst gut aus." sagt er knapp, woraufhin ihn Mel liebevoll anlächelt.

Sicher hat er das nur gesagt, weil sie ihn darum gebeten hat, aber seis drum. Besser so, als das er mich anschnauzt.

Auf der Fahrt ins "Black Angels" werde ich immer nervöser.

Gleich werde ich auf alle meine Freunde treffen.

Auf Luke, mit seinen langen braunen Haaren und auf Kathy. Ob sie ihre Haare noch immer eingeflochten hat? Ihr steht das so gut. Hoffentlich hat sie es so gelassen. Und ob die beiden noch immer so glücklich miteinander sind? Aber warum sollten sie auch nicht. Sie sind wie füreinander gemacht.

Und was ist mit Rike? Und Gisi? Ob die beiden auch da sind und Ossi und Pelle? Ich würde mich echt riesig darüber freuen, wenn unsere ganze Clique mal wieder zusammen ist.

Doch am neugierigsten bin ich auf Mike. Ob er sich sehr verändert hat in den letzten Wochen. Ich meine, außer, dass er etwas aus der Bahn geraten ist, meine ich. Denn Mel hat mir ja gesagt, das er etwas seltsam geworden ist, seit dem ich weg bin.

Die ganze Zeit, zappele ich unruhig auf dem Rücksitz herum. Mal schaue ich aus dem rechten Fenster, dann wieder aus dem Linken. Oder ich schaue nach vorrn zu Mel und Jason.

"Mach dir keine Sorgen Mia." versucht Mel mich zu beruhigen. "Es wird bestimmt ein toller Abend."

"Meinst du er wird da sein?" frage ich zweifelnd.

"Wenn du Mike meinst... ich weiß nicht... er war schon länger nicht mehr mit uns unterwegs." sagt sie ein wenig betrübt.

"Weiß er das..." beginne ich, doch ich bringe den Satz nicht zu ende.

"Also, Luke hat ihm geschrieben, dass du wieder da bist, falls du das meinst, aber ich weiß nicht, ob er die Nachricht auch gelesen hat. Und wenn man ihn anruft, geht er nicht ans Telefon. " Mel wirft mir über die Schulter einen tröstlichen blick zu.

"Oh." sage ich knapp, mehr nicht.

Wieso zieht er sich nur so zurück? Er hat es doch so gewollt. Er hat mich doch von sich gestoßen und nicht ich ihn. Warum benimmt er sich denn jetzt so seltsam?

Vielleicht sollte ich ihn doch mal anrufen. Ob er wohl bei mir ans Telefon geht?

"Kopf hoch Mia, er wird schon da sein." versucht Mel mich aufzumuntern.

"Mhhmm." murmele ich in zustimmend. Aber ich kann fast nicht daran glauben.

Als wir endlich auf dem Parkplatz vom "Angels" halten, stehen schon eine Menge Leute vor dem Eingang Schlange und ich will mich schon ganz hinten einreihen, als Jason mich an den Menschen vorbei ganz nach vorn schiebt.

"Was...?" frage ich verwundert, doch Mel grinst mich nur schelmisch an.

"Er kennt den Türsteher." klärt sie mich auf.

"Oh, ach so." zögerlich gehe ich an den Wartenden vorbei, bis ganz nach vorne.

Der Mann, am Eingang mustert mich skeptisch, doch als Jason. "Sie gehört zu mir." sagt, tritt er zur Seite und lässt mich vorbei.

"Viel Spaß." wünscht mir der Türsteher lächelnd, dann bin ich auch schon an ihm vorbei.

Auf dem Weg nach unten wird die Musik immer lauter und ein seltsames Gefühl überkommt mich.

Als ich das letzte Mal diese Treppe nach unten gegangen bin, ist Mike mir gefolgt. Ich war auf dem Weg zu Luke, um ihn wegen der Wette zu fragen. Und jetzt gehe ich den Selben Weg. Doch dieses Mal ist es nicht Mike, der hinter mir geht, sondern Mel.

Als ich mich unsicher zu ihr umdrehe legt sie mir eine Hand auf die Schulter und drückt sie leicht, dann lächelt sie begeistert.

"Heute wird so richtig gefeiert!" ruft sie mir über die laute Musik hinweg zu. "Du wirst sehen, ganz wie in alten Zeiten."

Ihre zügellose Begeisterung ist einfach ansteckend und so spüre auch ich, die Vorfreude, die langsam in mir aufsteigt.

Vom Strom der Massen lasse ich mich die Treppe hinunter tragen, bis ins zweite Untergeschoss, dort biege ich ab und durchquere den ersten Raum. Als ich den Zweiten betrete, sehe ich schon von weitem meine...unsere Leute... auf unserem Stammplatz sitzen.

Ich spüre, wie sich vor Aufregung mein Herzschlag beschleunigt und sich ein Lächeln auf meine Lippen legt.

Da sind sie! Rike, Gisi, Luke, Kathy Ossi und Pelle. Alle sind da, nur Mike kann ich nicht sehen. Vielleicht ist er ja gerade irgendwo unterwegs. Auf dem Klo, der Tanzfläche, oder er holt einfach was zu trinken, wer weiß.

Zügig schlängele ich mich durch den Raum bis zu meinen Freunden.

"Mia!" kreischen Rike und Gisi erfreut und fallen mir gleichzeitig um den Hals. "Man, hab ich dich vermisst!" ruft Rike mir zu.

"Und ich dich erst!" schreie ich zurück und drücke sie noch mal an mich. Es tut wirklich gut, sie hier alle wieder zu sehen.

Nacheinander nehme ich Pelle, Ossi , Luke und Kathy in den Arm, die mir alle versichern, wie froh sie sind, das ich wieder da bin.

"Wie lange bleibst du denn hier?" will Kathy wissen.

"Nur die Ferien über, dann muss ich zurück!" sage ich so laut, dass sie es verstehen kann.

"Schade, ich hatte schon gedacht, du bist jetzt wieder ganz hier." sagt sie bedauernd.

"Ne, leider nicht. Aber so schlimm ist es da gar nicht. Nur ihr fehlt mir alle so."

"Dann lass uns heute so richtig Party machen, ja!" sagt sie aufgeregt. "Eine Willkommensparty!"

"Klar, warum nicht!" freue ich mich. Es tut wirklich gut, wieder hier zu sein.

"Was willst du trinken?" fragt sie mich. "Die erste Runde geht auf mich."

"Nur ne Cola, bitte." sage ich lächelnd. Ich habe Mara versprochen nicht zu trinken und ich möchte mein Versprechen nicht am ersten Abend schon brechen. Dabei fällt es mir jetzt schon viel schwerer, als vorhin, wo ich tatsächlich keine Lust hatte, Alkohol zu trinken.

Kathy sieht mich an, als hätte sie nicht ganz verstanden, was ich gesagt hätte, doch dann zuckt sie mit den Schultern und geht die Getränke holen. "Soll ich mitkommen." biete ich an, doch sie schüttelt den Kopf.

"Geht schon. Bin gleich wieder da."

Als Kathy weg ist, setzte ich mich auf ihren Platz neben Luke.

Er legt mir freundschaftlich einen Arm um die Schultern und zieht mich zu sich heran.

"Ich soll dich schön grüßen." sagt er gerade so laut, das ich ihn verstehen kann.

"Von wem denn?" frage ich verwundert.

"Von Mike." sagt er und wackelt mit den Augenbrauen.

"Wo ist er denn?" will ich wissen und schaue mich suchend nach ihm um, aber als Luke Mike erwähnt, krampft sich alles in meinem Magen zusammen.

"Lässt sich entschuldigen, hatte keine Zeit." sagt er und schaut Mel vielsagend an, die sich neben mich gesetzt hat. Ich glaube ihm kein Wort.

"Und wo ist er wirklich?" will ich wissen und pieke ihm meinen Ellenbogen auffordernd in die Seite. "Los sag schon. Ich weiß, dass er nicht ans Telefon geht und so." versichere ich ihm.

"Ähm, also... na gut." jetzt wirft er Mel einen bösen Blick zu, den diese aber ungerührt erwidert.

"Keine Ahnung, wo er ist, hab schon seit zwei Wochen nichts mehr von ihm gehört." gibt er zu.

Oh, damit hatte ich nicht gerechnet. Wenn er nicht mal mit seinem besten Freund redet, dann stimmt da irgendwas nicht.

"Worüber habt ihr denn das Letzte Mal geredet?" frage ich verwirrt.

"Über..." Luke kneift nachdenklich die Augen zusammen, doch dann hellt sich sein Gesicht auf, als es ihm scheinbar wider einfällt. "Über dich glaube ich. Ja, ich glaube, als wir das letzte Mal telefoniert haben, habe ich ihm gesagt, das du über die Ferien her kommst."

"Und wie hat er reagiert?" will ich neugierig wissen.

"Er hat sich gefreut... glaub ich."

"Wie? Glaubst du? Was hat er denn gesagt?"

Ausweichend zuckt er mit den Schultern. "Weiß nicht mehr genau. "

"Luhuke!" sage ich genervt. "Du wirst doch in etwa wissen, was er gesagt hat?"

"Irgendwas, von ...- schön und ich freu mich.- In zwei Wochen ja?- Hat er dann noch gefragt und er wollte wissen wies dir geht und so."

"Und seit dem hast du nicht mehr mit ihm gesprochen?"

"Ne. Seit dem geht er mir aus dem weg. Geht nicht ans Telefon und schreibt mir auch nicht zurück. Ich weiß nicht mal, wo er steckt. Auch auf der Arbeit habe ich ihn nicht angetroffen. Die haben gesagt, er ist Krankgeschrieben."

"Krankgeschrieben?!" überrascht schaue ich ihn an, doch er zuckt nur Ahnungslos mit den Schulter.

"Keine Ahnung, was er hat und ob er wirklich krank ist."

"Dann kommt er heute bestimmt auch nicht oder?" frage ich enttäuscht, aber eigentlich brauche ich seine Bestätigung nicht. Ich weiß, dass ich recht habe.

"Ich glaub nicht Mia, tut mir leid."

"Ja, ist schon gut, du kannst ja nichts dafür."

"Hast du ihm denn schon mal geschrieben, oder ihn angerufen?" will Luke von mir wissen.

"Nein, bisher nicht."

"Mach das mal, vielleicht antwortet er dir ja."

"Meinst du wirklich?" ich schaue Luke ungläubig an, weil mir die Sache mit der Wette noch immer nicht aus dem Kopf geht. Vielleicht sollte ich Luke mal danach Fragen.

"Kann auf jeden Fall nicht schaden." sagt er und lächelt mich aufmunternd an.

"Ach, ich weiß nicht. Er will doch nichts mit mir zu tun haben, Luke. Das hat er mir doch damals gesagt." ich schaue ihn nicht an, so unangenehm sind mir meine eigenen Worte.

"Das glaubst du doch nicht echt! Oder? Mike liebt dich, Mia!" sagt er, felsenfest von seinen Worten überzeugt.

"Doch, das glaube ich, naja, zumindest ein bisschen. Diese Sache mit der Wette lässt mich nicht los." erkläre ich ihm, dabei ist hier wirklich nicht der Richtige Ort um darüber zu reden, bei all dem Lärm. Ich muss die ganze Zeit brüllen und mein Hals ist schon ganz rau.

"Ich weiß nicht, was er dir damals gesagt hat, Mia, aber ich war mir damals sicher, dass er dich liebt und das bin ich auch heute noch. Was der Scheiß mit der Wette sollte, weiß ich nicht." sagt er ratlos. "Als du das letzte Mal hier warst, war er hin und hergerissen, ob er dir von seinen Gefühlen erzählen soll oder nicht. Ich hab nur gesagt, das ich Wetten würde, dass du das gleiche für ihn empfindest. Mehr nicht."

"Oh, ach so." sage ich verlegen. Ja, damals habe ich ihm tatsächlich gesagt, das ich das selbe für ihn empfinde, aber ich weiß nicht, ob das noch immer stimmt.

Ich habe mich in den letzten Monaten ganz schön verändert. Und ich habe mich irgendwie auch wieder neu verliebt, aber ganz über Mike hinweg gekommen, bin ich irgendwie doch nicht.

Kurz huscht Ians Gesicht durch meine Gedanken. Seine leuchtend grünen Augen, die braunen Haare, sein unwiderstehliches Lächeln, sein markantes Kinn und seine weichen Lippen und als ich ihn vor mir sehe, muss ich fast ein bisschen lächeln, doch schnell unterdrücke ich meine Gefühle für ihn. Jetzt ist erst mal Mike dran.

"Na gut. Ich schreib ihm." Irgendwer muss ja den Anfang machen und wenn Mike nicht dazu in der Lage ist, muss ich den ersten Schritt in seine Richtung machen.

Als ich mein Handy hervorhole kommt Kathy zurück und stellt die Getränke vor uns auf den Tisch.

Durstig nehme ich ein paar große Schlucke und hätte mich fast daran verschluckt, so "hochprozentig " ist die Mischung.

"Kathy!" schimpfe ich, als ich wieder Luft bekomme "Ich wollte doch nur ne Cola!"

"Oh, Sorry Mia, ich dachte, du wolltest irgendwas, MIT Cola." entschuldigt sie sich verlegen.

"Nein, ich wollte nur eine Cola. Keinen Alkohol. Ich hatte meiner Mum versprochen nichts zu trinken." sage ich ärgerlich und schiebe das Getränk von mir.

"Ich hol dir was neues." schon will Kathy an die Bar zurück gehen, als ich sie aufhalte.

"Ist schon gut. Ich hol mir später was." sage ich resigniert.

Und räume den Platz neben Luke.

"Ich geh mal nach draußen." erklärend wackele ich mit dem Handy. Ich kann Mike auch direkt anrufen. Warum mich mit Kurznachrichten aufhalten.

Draußen atme ich erst einmal tief durch und genieße die klare Reinheit der Nacht. Nach der verbrauchten Luft in der Disko bekommt man hier beinahe einen Sauerstoffschock.

Nervös tippe ich auf Mikes Namen und warte darauf, das er ran geht, aber er hebt nicht ab. Ich versuche es noch einmal und noch einmal, dann gebe ich es auf.

Na ja, zumindest das mit dem Anrufen. Stattdessen schicke ich ihm eine Nachricht. Die kann er dann wenigstens Lesen, wenn er Zeit hat oder Lust oder... was auch immer. Vielleicht wieder wach ist oder so.

"Hallo Mike,

bin vom Internat zurück. Wollen wir uns nicht mal wieder treffen? Vielleicht auf einen Kaffee oder so? Würde mich freuen. Meld dich mal.

Mia

P.S. Muss in zwei Wochen wieder zurück."

Ein paar Minuten bleibe ich noch hier draußen stehen, doch als auch nach längerem warten keine Antwort kommt, kehre ich ins "Black Angels" zurück.

Enttäuscht steure ich erst die Bar an und hole mir etwas zu trinken, dann gehe ich zu unserem Tisch.

Luke schaut mich aufmerksam an. Und? scheint er zu fragen, doch als ich mit einer Schulter zucke und ein Ratloses Gesicht mache, schüttelt er mit zusammen gekniffenen Lippen den Kopf.

Ja, ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll. Ich kann nur hoffen, dass er sich noch bei mir meldet. Wenn schon nicht heute, dann wenigstens in den nächsten Tagen.

Enttäuscht schnappe ich mir Mel und ziehe sie auf die Tanzfläche.

Vielleicht gelingt es mir ja, mich so ein wenig abzulenken. Doch obwohl es wirklich Spaß macht, mit Mel zu tanzen und wir auch nicht lange allein bleiben... Rike und Pelle und auch ein fremder Junge gesellen sich zu uns... kann ich Mike und seine Abwesenheit nicht vergessen.

Und so verabschiede ich mich von meinen Freunden, obwohl es erst ein Uhr ist.

Mel macht ein enttäuschtes Gesicht, doch sie versteht auch, dass ich irgendwie nicht so richtig in Stimmung komme.

"Sollen wir dich fahren?" bietet sie an.

"Nein, bleib du ruhig hier. Ich nehm mir ein Taxi." lehne ich ihr Angebot ab. Doch als sie mich erstaunt ansieht, erkläre ich ihr. "Mara hat mir Geld gegeben."

"Na gut, aber du rufst an, wenn du zu Hause bist verstanden!" verlangt sie bestimmt.

"Ja, Mama." sage ich grinsend.

Gemeinsam warten wir darauf, dass das Taxi kommt, dann steige ich ein.

"Treffen wir uns morgen?" fragt sie mich noch, bevor ich die Tür schließe.

"Ja, gerne. Gleich morgen Früh?" will ich wissen.

"Ähmm...ne.." sie lacht. "Eher morgen Nachmittag. Keine Ahnung, wann ich heute ins Bett komme."

Ach ja, richtig, sie bleibt ja noch länger hier. Wie ich früher. Selten waren wir vor fünf oder sechs zu Hause, da kann ich auch verstehen, wenn sie nicht um zehn schon wieder aufstehen will.

"Ok, dann ruf mich an, wenn du wach bist." auch ich muss lachen.

Dann fährt der Fahrer los. Er ist mir irgendwie unheimlich. Sein langer Bart, die dunkel um schatteten Augen, und der Ausländische Akzent wirken auf mich nicht besonders beruhigend.

Um so erleichterter bin ich, das ich zum einen hinten sitze und zum anderen, als ich das Taxi wohlbehalten vor unserem Haus verlassen kann.

Ich bezahle ihn und gehe in unser Haus.

Pascal ist tatsächlich noch wach und sieht ein klein wenig erstaunt aus, als ich schon eine Stunde früher als vereinbart wieder zu Hause bin.

"Ich geh schlafen." rufe ich vom Flur aus ins Wohnzimmer.

"Warte Marie. Kommst du noch mal kurz." bittet er mich.

Ein wenig bedrückt gehe ich zu ihm. "Was gibts denn?" will ich wissen.

"Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist?"

"Ja, alles bestens."

"Aber besonders glücklich siehst du nicht aus." nachdenklich runzelt er die Stirn und steht vom Sofa auf.

Er legt mir die Hände auf die Schultern und sieht mir fest ins Gesicht. "Du weißt, das du mit mir reden kannst oder? Über alles."

"Mhm." stimme ich zu.

"Okay." er Umarmt mich unbeholfen, doch als er mich wieder loslässt ist sein Blick finster.

"Du hast getrunken." sagt er enttäuscht.

"Nein..." will ich wiedersprechen, doch dann ändere ich meine Meinung. Anlügen ist Mist, vielleicht glaubt er mir ja, wenn ich die Wahrheit sage "Ja, aber es war keine Absicht." versichere ich ihm.

"Wie trinkt man denn ohne es zu wollen?" fragt er skeptisch.

"In dem man sich von seinen Freunden eine Cola mitbringen lässt und dann erst beim Trinken merkt, dass Alkohol drin ist." erkläre ich ihm.

"Ach so?" er sieht noch immer misstrauisch aus.

"Ich hab danach nicht weiter getrunken, sondern mir etwas anderes zu Trinken geholt! Glaub mir oder lass es!" sage ich ärgerlich.

Ich habe doch nichts falsches gemacht! Ich bin Pünktlich nach Hause gekommen und ich habe mich auch sonst an unsere Abmachung gehalten, also womit habe ich dieses Misstrauen verdient?! Für die Sache mit dem Alkohol konnte ich doch nichts!

Unwillig mache ich mich von ihm los. "Ich geh jetzt schlafen." sage ich verstimmt und verlasse das Wohnzimmer.

Als ich endlich im Bett liege und Mel schreibe, das ich heil zu Hause angekommen bin, ist es schon zwei Uhr und ich bin ziemlich Müde und traurig. Das Pascal mir so misstraut finde ich wirklich unfair, aber vielleicht habe ich es ja auch nicht besser verdient. Und Mike hat sich auch noch immer nicht gemeldet.

Na das können ja tolle Ferien werden! Wenn ich gehofft hatte, das jetzt alles besser werden würde, weil sich endlich alles klärt, dann habe ich mich wohl geirrt. Aber naja. Heute war ja erst der Erste Tag.

Kann also nur besser werden.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top