Kapitel 3

Als Tala am nächsten Morgen aufwacht, bemerkt sie, dass sie ihren Wecker verschlafen hat und sich nun innerhalb von drei Minuten fertig machen muss. Sie schält sich so schnell, wie noch nie aus dem Bett und rast ins Badezimmer, um Zähne zu putzen. Nachdem sie die Zahnpasta auf die Bürste getan hat, flitzt sie zurück in ihr Zimmer und zieht etwas aus dem Schrank, um es sich über zu werfen. Draußen hupt Nevada schon, damit sie endlich heraus kommt. Sie kann noch nicht einmal frühstücken, sondern flitzt geradewegs nach draußen und knallt die Tür hinter sich zu. Ihre Eltern sind wieder einmal nicht da, weshalb Tala eigentlich auch sehr gut ohne sie zurechtkommt und immer von ihrem Wecker geweckt wird. Gestern Abend musste sie ihn jedoch vergessen haben zu stellen, wie sie jetzt auf ihrem Handy sieht. Sie begrüßt ihre Freundinnen und setzt sich neben Nevada ins Auto. Die Freundinnen halten noch schnell, obwohl sie eigentlich keine Zeit mehr haben, beim Café Tasse an, um sich zwei Kaffes und zwei Kakaos zu bestellen und für Tala noch etwas zu Essen, damit diese es in sich hinein schlingen kann, bevor die vier die Schule betreten und fast zu spät zum Unterricht kommen. Die vier kommen gerade noch rechtzeitig in den Klassenraum, denn kaum haben sie ihn betreten, fängt es an zu klingeln.

„Glück gehabt", flüstert Nevis, die völlig außer Atem ist, da die Freundinnen gerade noch vom Parkplatz her gerannt sind.

„Wir hätten nicht auf dich warten müssen", sagt Nevada, weil sie sichtlich genervt von Tala und ihrer Tollpatschigkeit ist. Ständig bringt sie die Mädchen in irgendwelche blöden Situationen. Wenn Tala könnte, würde sie anders handeln und wenn sie eine Eigenschaft an sich umtauschen könnte, wäre es definitiv diese.

„Haben wir aber", erwidert Nevis. „Und wir sind pünktlich, also reg dich nicht so auf", sagt Aurelia und die drei werden von der Lehrerin unterbrochen.

„Mädels, nicht so viel quatschen. Ihr seid doch gerade erst fast zu spät gekommen. Also macht nicht noch mehr auf euch aufmerksam, sondern benehmt euch. Die anderen schaffen dies schließlich auch", sagt diese. Daraufhin verstummen sie. Die drei überleben den Englischunterricht dennoch, den sie zum Glück alle gemeinsam haben, auch wenn sie nicht in dieselbe Klasse gehen. Schließlich haben sie eine Pause, in der eigentlich alle ihr Essen futtern, doch da Tala ihres vergessen hat, muss sie sich etwas in der Cafeteria kaufen und Aurelia begleitet sie. Die Anderen beiden bleiben in den Compartments, da sie das ganze Obergeschoss für die Oberstufe haben und sie sich Plätze sichern wollen. Aurelia und Tala kommen zum Glück zum Anfang der Pause, als es noch nicht so voll ist und somit kann Tala sich noch ein gutes Brötchen sichern. Mit Salat und Tomaten, welches sie bezahlt und anschließend genießt. Die beiden gehen wieder nach oben und wollen sich zu ihren Freundinnen setzen, als Tala über einen Rucksack stolpert, den sie nicht gesehen hat und der Mitten im Weg steht. Tala fällt querlings über den Rucksack hinüber und das Brötchen fliegt mit samt Servierte aus ihrer Hand in eine Richtung, die sie nicht sieht. Tala schafft es nicht einmal mehr sich mit den Händen abzustützen, weil sie viel zu geschockt ist und fällt mit dem Gesicht voran auf den harten Boden.

„Oh mein Gott, alles in Ordnung?", ist das erste was Tala wahrnimmt. Doch es scheint nicht ihre Freundin Aurelia zu sein. Die Stimme kommt ihr fremd vor und Tala scheint vollkommen benebelt zu sein. Kurz darauf kann sie jedoch alles wieder klar hören, als sie aufblickt und den Jungen sieht, der ihr aufhelfen will.

„War das dein Rucksack?", fragt Tala ihn und will aufstehen, als sie sich an die Nase fast. Blut. Jetzt hat sie auch noch Nasenbluten bekommen. Da hat sie ja einen guten Eindruck hinterlassen.

„Ja, tut mir Leid. Das war mein Rucksack und deine Freundin hat mich auch schon voll zur Schnecke dafür gemacht, weil er so blöd im Weg lag. Dafür hab ich dein Brötchen aber auch schon zur Strafe voll ins Gesicht bekommen", lacht er und hält ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen.

„Hast du Tampons?", fragt er sie, als er ihre Nase sieht.

„Ob ich Tampons dabei habe? Nein, warum?", fragt sie verdutzt, denn es ist eher ein unpassender Moment, um jetzt ein Mädchen danach zu fragen, ob sie Tampons dabei hat, vor allem weil er sie ja am allerwenigsten braucht.

„Naja, dann kannst du sie dir in die Nase stecken, um die Blutung zu stoppen. Im Klo ist kein Klopapier mehr. Du darfst also nicht denken, ich wäre bekloppt. Das war natürlich unsere erste Idee, aber eigentlich haben Tampons die perfekte Form dafür. Soll ich jemanden fragen, ob er welche hat?", fragt er sie.

„Nein, bitte nicht.Das macht die ganze Situation ja nur noch peinlicher", antwortet sie.

„Das kann doch jedem Mal passieren. Aber da kommt Aurelia wieder, ich glaube sie hat ein paar Tampons gefunden", freut er sich.

„Ich werde mir diese Dinger ganz bestimmt nicht in die Nase stecken. Nur über meine Leiche", sagt sie und will ihn zurück halten. Doch ehe sie sich versieht, hat Youki die Dinger in der Hand und steckt sie Tala in die Nase. So sitzt sie dann vor ihm.

„Ich sehe bestimmt aus, wie der letzte Volltrottel", sagt sie.

„Schon ein bisschen", lacht er. Sie macht Anstalten, die Dinger wieder aus ihrer Nase zu holen, doch er stoppt sie und hält ihre Hände fest, um sie aufzuhalten.

„Das stoppt aber die Blutung", sagt er und sie gibt schließlich nach, weil sie sich sowieso schon zum Affen gemacht hat. Ob das nun für fünf oder zehn Minuten ist macht nun auch keinen Unterschied mehr. Nachdem sie noch ein Kühlpack bekommen hat, sitz Youki immer noch neben ihr und unterhält sich mit Tala, da es ihm wirklich sehr Leid zu tun scheint.

„Ich kann es nicht fassen, dass du immer noch mit mir redest", sagt sie.

„Eigentlich rede ich nur noch mit dir, um mich über dich lustig zu machen. Die Tampons stehen dir", sagt er lachend, doch Tala versteht seinen Scherz.

„Wieso redest du noch mit mir? Ich meine, ich habe erst deine Anzugschuhe ruiniert, indem ich erst Nudelsalat rauf gekippt und dann auch noch raufgekotzt habe. Anschließend habe ich dir ausversehen geschrieben, dass ich dich nie wieder sehen will und dann habe ich mein Shirt komplett vollgekleckert, weil ich dich gesehen habe und zur Krönung habe ich mich nun auch noch vor dir voll auf die Fresse gelegt und mir vermutlich meine Nase gebrochen", sagt sie.

„Wenn du dir deine Nase gebrochen hättest, würdest du jetzt nicht neben mir sitzen und so mit mir reden, glaub mir", antwortet er.

„Aber um deine Frage zu beantworten. Ich finde dich irgendwie süß. Deshalb rede ich noch mit dir. Deine Tollpatschigkeit ist süß. So einfach ist das", antwortet Youki.

„Das findest du süß?", fragt sie lachend.

„Ja, zum Beispiel, dass du heute mit deinen Hausschuhen in die Schule gekommen bist und es bis jetzt noch nicht bemerkt hast", lacht er und sie schaut an sich runter. Tatsächlich hat sie noch ihre Hausschuhe von heute Morgen an. Keiner ihrer Freundinnen hatte ihr das gesagt und sie selbst hatte es noch nicht einmal bemerkt. Sie bringt sie um, wenn sie es gemerkt haben und ihr nichts gesagt haben.

„Außerdem finde ich, dass du echt lustig und nett bist. Ich mag dich. Zumindest das, was ich von dir kenne und ich würde dich gerne besser kennen lernen, auch wenn dir dann noch mehre solcher Situationen passieren. Würden sie dir nicht auch passieren, wenn ich nicht in dein Leben getreten wäre? Die Hausschuhe sind zum Beispiel nicht meine Schuld. Du kannst es dir ja überlegen, ob du dich mit mir treffen magst oder nicht. Meine Nummer hast du ja, oder du weißt wo du mich findest", sagt er, steht auf und dreht sich noch einmal zu ihr um, um ihr zu zuzuwinken. Tala kann jedoch gar nicht darüber nachdenken, denn die Pause ist vorbei und sie müssen zurück in den Unterricht. Da kann sie sich dann jedoch überhaupt nicht konzentrieren, weil sie die ganze Zeit an das denken muss, was Youki gesagt hat. Sie bewundert seinen Mut. So etwas hatte noch nie ein Junge zu ihr gesagt, sie konnte sich noch nicht einmal vorstellen, dass man sie überhaupt mögen konnte. Es war ihr schon ein Rätsel gewesen, wie sie es überhaupt geschafft hatte, mit Nevada, Nevis und Aurelia befreundet zu sein und nun mochte sie ein Typ, wie Youki.

Als sie die Schule endlich geschafft hatte, nahm Nevada sie wieder mit nach Hause, doch auch da konnte Tala keinem Gespräch folgen. In der Deutscharbeit musste sie sich zwingen sich zu konzentrierten und noch schwieriger war es, weil das Thema des Gedichtes Liebe war. Als sie schließlich Zuhause ankommt, erstellt sie eine Pro-Kontra Liste, was dafür sprach, Youki zu schreiben.

Pro- Argumente

- Youki ist süß

- Er scheint die gleichen Interessen zu haben

- Wir würden uns oft sehen

- Er ist nett und hilfsbereit

Kontra-Argumente

- Höchstwahrscheinlich noch mehr peinliche Situationen

Tatsächlich überwiegen am Ende die Pro-Argumente in ihrer Liste und dennoch kann sie sich nicht aufraffen, ihm zu schreiben. Sie will aber auch nicht ihren Freundinnen davon erzählen, denn Nevada würde es überall rumerzählen und sie traut sich irgendwie auch nicht. Letztendlich entscheidet sie sich doch dagegen ihm zu schreiben, weil sie einfach keinen Freund gebrauchen kann und sie will niemand neuem etwas über sich preisgeben. Sie hat genug Freunde, um die sie sich kümmern kann und die sich um sie kümmern, wenn sie es brauchte. Als ihr Handy vibriert schleicht sich dennoch der Gedanke ein, dass Youki es sein könnte, der ihr schreibt. Sie checkt sofort ihr Handy, wird jedoch enttäuscht, als sie sieht, wer ihr geschrieben hat. Es ist ihre Mama, die ihr schreibt.

2 neue Nachrichten

„Wir kommen später nach Hause. Die Konferenz hier dauert noch länger. Ich glaube, wir sind erst nächsten Freitag zurück"

„Wir schicken dir Geld, damit du was zu essen kaufen kannst", liest Tala und verdreht die Augen. Eigentlich lebt sie schon allein, weil ihre Eltern so oft auf Geschäftsreisen sind. Als sie noch klein war, hat immer ihre Oma auf sie aufgepasst, doch sie ist inzwischen verstorben und Tala schon groß genug, um auf sich selbst aufzupassen. Weil Tala so oft alleine ist, kann sie auch sehr gut kochen und ist schon sehr auf sich allein gestellt. Sie ist jedoch nicht gerne allein, einfach weil das Haus so oft so leer ist. Talas Gedanken kreisen noch lange um den Jungen, der sich so hilfsbereit um sie gekümmert hat, sie traut sich dennoch nicht in anzuschreiben oder in irgendeiner Weise Kontakt mit ihm aufzunehmen. Sie kommt zu dem Schluss, dass es am besten wäre, Youki einfach zu vergessen. Denn Jungs waren noch nie einfach, auch wenn Tala noch nie verliebt gewesen ist weiß sie es von ihren anderen Freundinnen, die alle schon einmal einen Freund hatten. Sie denkt auch tatsächlich nicht mehr an Youki, als sie mit dem Gedanken abgeschlossen hat und versinkt in ihr Buch, bis sie schließlich mit diesem auf dem Bauch einschläft, weil sie so müde geworden ist. Heute hat sie nicht vergessen, sich einen Wecker zu stellen und so würde sie am nächsten Morgen pünktlich mit ihren Freundinnen in der Schule sein.

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