Kapitel 17

Am nächsten Morgen wacht Tala wieder mit einem Lächeln im Gesicht auf, da sie an den gestrigen Abend denkt. Kurz darauf hört sie auch schon das hupen ihrer Freundin auf der Straße vor dem Haus. Ihre Eltern waren schon wieder nicht da und sie findet einen Zettel auf dem Küchentisch mit Informationen, wo die beiden sich aufhalten. Das interessiert Tala jedoch gar nicht, denn sie hat inzwischen akzeptiert, dass sie ihr eigenes Leben lebt und nichts mehr mit ihren Eltern zu tun hat. Es ist so, als wenn sie schon ausgezogen ist. Es wird keinen großen Unterschied und keine Umstellung sein, wenn Tala einmal alleine wohnt.

„Hey, Mädels", begrüßt Tala ihre Freundinnen fröhlich, als sie die Autotür aufschlägt und sich neben Nevis auf den Rücksitz setzt. Sobald sie die Autotür schließt, schaltet Nevada die Weihnachtsmusik aus.

„Wegen mir kommt ihr gar nicht richtig in Weihnachtsstimmung. Dabei ist es gar nicht mehr lange hin", sagt Tala, um sich bei ihren Freundinnen zu entschuldigen, dafür, dass sie so kompliziert sein muss.

„Das macht doch nichts, wenn wir auf dem Schulweg mal keine Weihnachtsmusik hören. Ich kann die Songs bald ehrlich gesagt auch nicht mehr ertragen, weil sie seit Anfang November in jedem Einkaufszentrum und sonst auch überall gespielt werden. Ich bin froh, wenn ich mal etwas anderen höre", sagt Aurelia und dreht sich zu Tala um, um sie ein wenig zu ermutigen. Sie soll sich nicht schlecht fühlen, weil ihre Freundinnen Rücksicht auf sie nehmen. Dafür sind Freunde da, um über Dinge zu reden, die einen bedrücken. Um den anderen zu verstehen und auch mal Rücksicht auf die andere Person zu nehmen, wenn es ihr nicht gut geht. Die anderen nicken zustimmend, doch Tala ist sich sicher, dass es ihre Freundinnen , ein bisschen zumindest stört.

„Heute ist zwar Montag, aber habt ihr heute schon etwas vor?", fragt Nevada lächelnd.

„Nein, ich habe nichts geplant. Wieso, haben wir irgendetwas geplant? Habe ich irgendeinen wichtigen Tag vergessen?", fragt Tala panisch. Die anderen lachen, sie hat keinen wichtigen Tag vergessen.

„Morgen ist doch der 18. Dezember, richtig?", fragt Nevada grinsend und alle nicken nachdenklich, verstehen aber nicht, worauf ihre Freundin hinaus will.

„Morgen ist diese Ganztagskonferenz von den Lehrern und wir haben frei. Also schmeißt Talin eine Party bei sich. Wir sind alle eingeladen. Habt ihr Lust mitzukommen? Ich will nicht alleine gehen und um das Ganze noch reizender für euch zu machen. Eure Jungs sind auch da", grinst sie und schaut Tala und Nevis im Rückspiegel an. Nachdem Nevada ihre Überredungskünste ausgespielt hat und die vier an der Schule ankommen, stimmen die Mädchen schließlich zu.

Nach der Schule kommt Nevada mit zu Tala und sie zerbricht sich den Kopf darüber, was sie heute Abend anziehen soll. Sie kann sich einfach nicht entscheiden und manchmal denkt Tala, dass sie ein ernsthaftes Problem hat, weil sie sich nie entscheiden kann. Nur wenn sie dann eine Meinung gefunden hat, verharrt sie, wie ein Narr auf diese.

„Das, was du gerade anhast, ist doch schön", sagt Tala und mustert Nevada von oben bis unten.

„Sicher? Findest du nicht, dass das ein bisschen zu knallig ist?", fragt sie.

„Nein. Rot ist doch Talins Lieblingsfarbe, oder nicht?", fragt Tala sie und Nevada nickt lächelnd. Sie muss wirklich verliebt sein, denn so viele Gedanken hat sich Nevada noch nie um einen Jungen gemacht, seit die beiden sich kennen.

„Du willst Talin gefallen?", fragt Tala und ihre Freundin nickt erneut.

„Das wirst du sicherlich. Ich meine, du siehst wunderschön aus und wenn er das nicht erkennt, hat er dich nicht verdient", ermutigt Tala ihre Freundin.

Nachdem die anderen beiden auch bei Tala angekommen sind, machen sie sich auf den Weg. Nevada hat sich entschieden, heute nichts zu trinken, damit sie die Mädchen nach Hause fahren kann und sich nicht vor Talin blamieren wird. Das passiert Nevada nämlich ständig unter Alkoholeinfluss. Aber auch nur dann.

„Hey, du auch hier?", fragt Youki, als er die Mädchen entdeckt. Die vier sind schon eine Weile auf der Party und Tala trinkt schon ihr zweites Bier, welches sie von einer zur anderen Hand balanciert, da es aus der Tiefkühltruhe kommt und ihr es zu kalt ist, da die Tür zum Haus offen ist und die Terrassentür wegen der Raucher ebenfalls offen ist. Somit sitz Tala genau im Zug.

„Nevada hat mich hier her geschleppt. Ich bin eigentlich nicht so der Partygänger. Du kannst dir vermutlich auch denken, weshalb", lächelt sie ihn an.

„Dann ist es ein Zufall, dass wir uns quasi auf einer Party kennen gelernt haben und wir uns nun hier schon wieder sehen", lächelt er und setzt sich neben sie. Die beiden unterhalten sich eine Weile, bis sie sich ein neues Bier holen, weilTala ihres ausgetrunken hat und schweben schließlich auf die Tanzfläche, auch wenn die beiden keine begabten Tänzer sind, so haben sie doch ihren Spaß gemeinsam und erleben einen schönen Abend zusammen. Nach drei Liedern können die beiden nicht mehr, weil sie, wie Flummis auf der Tanzfläche herum gesprungen sind und setzten sich wieder auf das Sofa. Die beiden unterhalten sich noch angeregt, obwohl die Musik viel zu laut ist und sie gehen nach draußen, auch wenn es dort viel zu kalt ist, um es ein bisschen ruhiger zu haben. Tala wird von Aurelia erlöst, die sie findet, weil sie nach Hause wollen.

„Wir wollen jetzt los fahren, aber Nevada kann nicht mehr fahren. Sie hat doch etwas getrunken. Um genau zu sein, sie hat eine Menge getrunken. Sie ist völlig aufgelöst", sagt ihre Freundin und Tala ist sofort da, um Youki im Regen stehen zu lassen, denn es hat wirklich angefangen zu regnen. Sie schafft es noch nicht einmal, sich bei ihm zu entschuldigen. Die beiden verschwinden in Richtung Ausgang, was Tala ein bisschen wundert. Sie hat gedacht, sie würde nun mit ihr auf die Toilette gehen, um sich um Nevada zu kümmern. Als sie Nevada jedoch völlig aufgelöst und spuckend im Gebüsch finden, erschrickt Tala.

„Was ist passiert?", fragt Tala erschrocken, als sie ihre Freundin aufgelöst auf dem Boden findet. Nevis schildert ihr eine kurze Erklärung, während sich Aurelia um Nevada kümmert. Talin, der Junge, den Nevada so mochte, hatte mit einer anderen rumgemacht, während Nevada im selben Raum war. Jetzt wusste sie, wie die ganzen anderen Jungs sich immer gefühlt hatten, wenn Nevada das gleiche mit ihnen machte und als sie wieder klar denken konnte, schwor sie sich, dass sie so etwas nie wieder machen würde. Sie spuckt noch eine Weile und sie waren die letzten auf der Party.

„Ich habe gehört, dass Nevada" , sagt eine Stimme und Tala kann sie, nachdem sie hochschaut, Youki zuordnen, doch er beendet seinen Satz nicht, sondern starrt Nevada an, die immer noch spuckend auf dem Boden sitzt. Jetzt haben sie ihr aber genug Wasser gegeben und nur noch das Wasser spuckt sie im hohen Bogen aus.

„Ich kann euch fahren", sagt er.

„Du hast doch auch getrunken, oder?", fragt Tala.

„Nein, ich habe nicht getrunken", sagt er.

„Aber wir haben doch vorhin ein Bier zusammen getrunken", sagt er.

„Okay, ja. Ich habe ein Bier getrunken, aber ich habe meinen Führerschein schon wirklich lange. Deshalb kann ich auch so fahren. Ich habe fast nichts intus, und bin nicht mehr in der Probezeit.", sagt er, doch Tala gefällt das Ganze nicht.

„Hast du ein ganzes Bier getrunken?", fragt sie. Sie will nicht, dass jemand fährt und schon gar nicht ihre Freunde in Gefahr bringt, weil er Alkohol im Blut hat. Dazu könnte er noch Nevadas Auto zerstören. Alkohol ist verdammt gruselig und man muss vorsichtig damit sein, was ihr an Nevadas Beispiel noch einmal deutlich geworden ist. Alkohol kann so viel mit einem Menschen anstellen.

„Ich habe ehrlich gesagt nur ein paar Schlucke davon getrunken, denn das Bier schmeckte scheußlich. Sorry" , lacht er.

„Ich habe einmal mit dir angestoßen und zwei Schlucke genommen. Danach sind wir tanzen gegangen und den Rest des Abends habe ich auf Alkohol verzichtet, da ich heute noch irgendwie nach Hause kommen musste", sagt er lächelnd. Eigentlich sollte er einen Freund nach Hause fahren, der hatte dann doch nichts getrunken und war gefahren, ohne im Bescheid zu geben. So hat es Tala zumindest verstanden.

„Wenn du mir nicht glaubst, kann ich dir mein volles Bierglas noch zeigen. Es steht auf dem Wohnzimmertisch", sagt er, um zu beweisen, dass Tala ihm Vertrauen schenken kann.

„Youki fährt uns", sagt sie und lässt die beiden Mädchen mit Nevada zusammen hinten einsteigen.

„Wir können Nevada aber so nicht nach Hause fahren. Du kennst ihre Eltern und so gerne ich sie auch mitnehmen würde, ich kann es nicht. Du kennst meine Eltern", erklärt Nevis und auch Aurelia hat Besuch zu Hause, weshalb sie nicht zu ihr können. Bevor sie losfahren, gibt Youki ihr noch eine Kotztüte, damit sie das Auto nicht ruiniert.

„Ich nehme sie mit zu mir. Meine Eltern sind sowieso nicht da. Dann fahren wir erst dich nach Hause, Aurelia und dann dich Nevis. So ist es am praktischsten", sagt Tala und gibt Youki den Weg an. Als sie die beiden anderen nach Hause gebracht haben und bei Tala ankommen, ist Nevada auf dem Rücksitz eingeschlafen.

„Danke, ohne dich hätten wir es echt nicht geschafft. Ich wette, sie hätte ein Taxi vollgekotzt und wir hätten es bezahlen müssen, weil sie nicht rechtzeitig Bescheid gesagt hätte", lächelt Tala und ist vollkommen erschöpft von der Nacht. Es wurde inzwischen schon wieder hell draußen. Es musste vier Uhr morgens sein. Dann blickt sie kurz nach hinten zu Nevada.

„Du weißt aber schon, dass ich sie nicht hier liegen lassen kann und du mir helfen musst, sie irgendwie in mein Zimmer zu schaffen", fragt sie grinsend und er nickt, ebenfalls mit einem Grinsen im Gesicht. Die beiden heben sie gemeinsam hoch und Youki schließt das Auto ab, damit sie in das Haus hinein gehen können, mit Nevada im Gepäck. Sie tragen sie in Talas Zimmer und sie zuckt nicht einmal mit den Augen. Dieses Mädchen schläft, wie ein Stein. Tala deckt ihre Freundin zu und setzt sich erschöpft auf das Sofa. Youki setzt sich neben sie und sieht auch ziemlich kaputt aus.

„Wie kommst du jetzt nach Hause?", fragt sie Youki.

„Ich laufe, denn mein Freund ist einfach ohne mich gefahren. Wir haben Nevadas Auto genommen und das will sie morgen sicherlich mitnehmen. Also bleibt mir wohl keine andere Wahl. Aber es ist auch nicht mehr weit und es wird schon wieder hell", erklärt er und zeigt demonstrierend auf das Fenster, wo die Sonne langsam aufgeht. Sie sehen sich gemeinsam den Sonnenuntergang an.

„Ich lasse dich jetzt nicht nach Hause laufen. Du hast uns alle nach Hause gefahren und uns irgendwie den Arsch gerettet, deshalb werde ich dich jetzt nicht laufen lassen. Schau dir doch mal den Sonnenaufgang an, sollst du dir den mit mir zusammen entgehen lassen?", fragt sie lächelnd und die beiden stehen am Fenster, um sich die vielen Farben, die am Himmel stehen, anzuschauen. Nachdem die beiden sich den Sonnenaufgang angesehen haben, lächeln sie sich noch einmal an und ziehen die Gardienen zu, um sich schlafen zu legen. Er bleibt auf der Couch und sie legt sich zu Nevada auf das große Bett, von dem sie über die Hälfte einnimmt. Das kann eine tolle Nacht werden, denkt sich Tala und klaut sich ein wenig der Decke zurück. Sie hat eine große Decke, aber nicht an Gäste gedacht und sie ist zu faul, um sich eine neue zu holen. Nach einer Weile steht sie auf und fragt Youki nach einer der Wolldecken, die auf dem Sofa liegen. Er kann auch nicht schlafen und die beiden reden noch eine Weile, bis Tala mitten im Gespräch wegpennt. Als Youki sie dann auf das Bett zurücklegt, um selbst auf der Couch wirklich zu schlafen, schläft sie mit einem Lächeln im Gesicht und schläft ebenso, wie Nevada, wie ein Stein.

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