Kapitel 16

Am nächsten Morgen wacht Tala am Mittag auf, da sie sich das Ziel setzt, nichts für die Schule zu tun, so wie ihre Freundinnen es ihr geraten haben. Heute würde sie sich einen schönen Tag mit Youki machen und die Schule einfach Mal für einen Augenblick vergessen.

„Kann es los gehen?", schreibt Youki ihr, als sie sich noch einen Pullover über zieht, bevor sie nach unten geht und sich eine Schüssel Müsli zu Recht macht. Kurz darauf hupt es vor der Tür. Tala öffnet die Haustür und sieht Youkis Wagen, in dem er drinnen sitzt und sie angrinst.

„Was hast du vor?", fragt Tala ihn.

„Ich will meinen Dad besuchen, kommst du mit?", fragt er. Sie ist ein bisschen erstaunt, weshalb es ihn so freut, seinen Dad im Krankenhaus zu besuchen. Als sie in sein Auto einsteigt, sieht sie die Blumen, die auf dem Beifahrersitz liegen.

„Ich will ihm noch etwas zu essen mitbringen, damit er nicht nur den Krankenhausfraß essen muss", sagt er und Tala fällt etwas ein.

„Wollen wir nicht etwas für ihn kochen?", fragt sie lächelnd und Youki überlegt kurz, bevor er zu nicken beginnt. Die beiden fahren in den Supermarkt, um die Zutaten für das Gericht zu kaufen. Tala hat noch nie für drei Personen gekocht, denn sie kocht nur, wenn sie alleine ist. Sie kaufen alle Zutaten und fahren zurück zu Tala, um mit dem Kochen zu beginnen. Sie haben vor Gemüsepfanne mit Spätzle zu kochen. Tala isst zwar kein Fleisch, aber sie haben trotzdem Hack gekauft, da Youki der Meinung ist, dass die Pfanne dann besser schmecken würde und sein Vater es mehr mögen würde. Deshalb kochen sie eine kleine Pfanne für Tala und eine andere für Youki und seinen Vater. Youki ruft im Krankenhaus an und erkundigt sich, ob sie eine Mikrowelle besitzen. Auch wenn die beiden damit nicht gerechnet hätten, haben sie Glück und das Krankenhaus hat eine Mikrowelle, in der sie das Essen nachher aufwärmen können. Youki schnippelt die Paprika und den Brokkoli und Tala macht die Zucchini und die Mohrrüben. Danach braten sie das Gemüse in der Pfanne und kochen die Nudeln noch dazu.

Die beiden haben eine Menge Spaß und lachen sehr viel. Das ein oder andere Gemüse naschen die beiden auch hin und wieder, bis sie schließlich ein vollwertiges Essen haben, welches sie servieren können. Danach packen sie das Essen in Brotdosen und fahren zu seinem Vater in das Krankenhaus. Youkis Vater freut sich sehr über seinen Besuch und freut sich auch darüber, dass Tala mitgekommen ist und auch darüber, dass sie essen mitgebracht haben. Die drei setzen sich in die Cafeteria, in der sie auch die Mikrowelle finden und das Essen freundlicherweise essen dürfen. Die drei reden eine ganze Weile, bis Youkis Vater sehr müde wird. Allerdings spazieren die drei auch noch durch den Park und Youkis Vater ist schon ganz gut zu Fuß. Er solle wohl in den nächsten paar Tagen entlassen werden, aber sie wollen ihn lieber noch zur Beobachtung hier behalten. Nachdem Tala und Youki wieder nach Hause fahren, ist es schon spät geworden. Sie halten auf den Weg nach Hause jedoch noch beim Café an, um sich im Drive In Kakao zu kaufen. Die beiden fahren zu Tala nach Hause, da ihr Zimmer schlichtweg größer ist, als das von Youki und da Youki auf der Fahrt behauptet hatte, dass er einen Handstand machen könne, soll er es Tala nun beweisen, wenn die beiden in ihren Zimmer angekommen sind. Sie wollten erst zu Youki fahren, doch da er nicht wie ein Feigling darstellen wollte, haben sie beschlossen, nun doch zu Tala zu fahren. Youki hatte mal eine Weile Geräteturnen gemacht, weshalb er sich locker schlug und ganze 10 Sekunden ohne Wand stehen bleibt. Dagegen kann Tala tatsächlich nicht anhalten, denn sie schafft bloß 5 Sekunden.

„Ich meinte doch, ich kann einen Handstand", lächelt Youki triumphierend.

„Sei nicht so ein Angeber, das war Anfängerglück", sagt sie und setzt sich beleidigt auf das Sofa.

„Ich werde schon noch etwas finden, was du nicht kannst und schon", sagt sie.

„Aber du hast Glück, denn Gewinner müssen einen Ausgeben", sagt er lachend.

„Wie meinst du das?", fragt sie.

„Ich dachte, dass wird heute Abend unser zweites Date", sagt er.

„An einem Sonntag, abends weggehen?", fragt sie.

„Ja, du hast eh erst zur dritten Stunde. Es ist der perfekte Tag, denn am Sonntag ist nicht so viel los", sagt er.

„Außerdem habe ich schon einen Tisch reserviert", sagt er.

„Das hast du schon geplant?", fragt sie lächelnd.

„Natürlich", lächelt er.

Tala sitzt auf dem Sofa und nun zieht Youki sie hoch, damit die beiden sich auf den Weg in das Restaurant machen können. Youki hatte sich extra ein Hemd angezogen und Tala hat nun ein Kleid an, worüber sie noch einen Pullover gezogen hat, somit sieht es aus, als wenn sie einen Rock anhat. Youki fährt und hält Tala sogar die Tür zum Beifahrersitz auf. Nachdem sie im Restaurant angekommen sind, schiebt Youki ihren Stuhl mit ihr an den Tisch heran und nimmt ihr außerdem die Jacke ab, um sie an einen der Garderobenständer zu hängen. Die beiden gehen in ein italienisches Restaurant, dass zu eines der Lieblingsrestaurants seines Vaters gehört. Tala bestellt natürlich Spaghetti und Youki nimmt tatsächlich das Gleiche, da auch er das eines der besten Speisen in dem Restaurant findet. Youkis Familie geht immer in dieses Restaurant, wenn es etwas zu feiern gibt erfährt Tala und die beiden müssen lachen, als sie dem Kellner die gleiche Speise gleichzeitig sagen. Außerdem will Youki einen Wein bestellen, doch Tala lehnt ab, denn sie will den Wein nicht alleine trinken.

„Und was, wenn wir uns ein Taxi zurück nehmen?", fragt er sie, doch sie schüttelt den Kopf, denn die beiden haben Morgen Schule und sie will es nicht übertreiben. Außerdem müsste er sein Auto dann später hier wieder abholen, weshalb sie alkoholfreie Getränke bestellen und ein Abendessen vom feinsten genießen. Es stehen Kerzen auf dem Tisch und es herrscht eine romantische Atmosphäre, welche Tala ein bisschen unangenehm ist, aber sie gleichzeitig auch schön findet. Sie ist so etwas nicht gewohnt. Es hat sich noch nie ein Junge so viel Mühe für sie gegeben, geschweige denn das überhaupt schon mal ein Junge irgendetwas von ihr wollte und nun sollte schon der erste Junge, der ihr gefiel, so perfekt sein. Das passte alles nicht zusammen, vor allem wenn sie sich die Ex Freunde ihrer Freudinnen mit Youki vergleicht, denn die waren alle grausam. Youki scheint zu perfekt zu sein. Auf einmal, als Tala in Gedanken abschweift, fällt das Essen, welches auf ihrer Gabel ist, voll auf den Teller zurück und die Soße spritzt in alle Richtungen. Das erschrickt Tala so sehr, weil sie so in Gedanken abgeschweift ist, dass die ganzen Spaghetti, die sie auf ihrer Gabel hatte, nun auf ihrem Oberteil liegt. Die komplette Soße von der Gabel scheint auf Youkis Hemd gespritzt zu sein, denn er hat einen roten Fleck auf seinem Oberteil.

„Oh mein Gott, es tut mir so leid. Ist das ein gutes Hemd?", fragt sie ihn.

„Ist schon okay, du bist doch viel mehr vollgesaut", lacht er sie aus.

„Peinlich", murmelt sie.

„Ist doch lustig. Mit dir wird es zumindest nie langweilig und das kann jedem Mal passieren. Dir eben nur ein bisschen öfter, als anderen" , sagt er grinsend. Tala lernt tatsächlich, auch mal über sich selbst zu lachen und zu akzeptieren, dass ihre Tollpatschigkeit nicht allzu schlimm ist, wie sie immer dachte. Youki findet es sogar süß. Die beiden essen ihre Spaghetti auf, doch danach sind die beiden so vollgegessen, dass sie keinen Nachtisch mehr in sich hinein bekommen. Schließlich gehen sie gemeinsam zum Auto, damit Youki sie nach Hause fahren kann. Die beiden müssen noch durch einen Park, da sie vorhin keinen Parkplatz gefunden haben. Heute war verkaufsoffener Sonntag, weshalb die Menschen, wie verrückte, losgegangen sind, um shoppen zu gehen und die Straßen waren überfüllt. Somit gab es auch keine Parkplätze, da das Restaurant in der Nähe von einem Einkaufszentrum liegt. Als die beiden wieder im Auto sitzen, macht Youki die Popoheizung an und das Radio, jedoch nur ganz leise und auch keine Weihnachtssongs, damit die beiden sich weiterhin unterhalten können.

„Was stinkt denn hier so?", fragt Youki nach einer Weile fahrt.

„Riechst du das auch? Riecht irgendwie nach Hundescheiße", sagt er.

„Oh, entschuldige. Kein gutes Thema. Jetzt hab ich es versaut, oder? Wir hatten doch so ein schönes Date und ich muss anfangen, von Hundekacke zu reden", erklärt er ihr.

„Ich bin es, die in Hundescheiße getreten ist, also im Grunde genommen ist es schon wieder meine Schuld, dass unser Date in diese Richtung geht", sagt sie, als sie unter ihren Füßen nachschaut. Das musste ihr passiert sein, als die beiden durch den Park gelaufen sind. Warum können Hundebesitzer nicht einfach mal die Scheiße ihrer Hunde wegräumen, dann würden solche Situationen auch vermieden werden. Danach reden die beiden über schönere Sachen, bis sie schließlich bei Tala Zuhause angekommen sind. Die beiden verabschieden sich, da Youki noch für eine Klausur lernen will, die er morgen schreibt.  Er hätte die Lernsachen auch mit zu Tala nehmen können, aber dann wäre das Date ruiniert gewesen und er hätte sich außerdem nicht konzentrieren können. Tala schlägt die Tür des Autos zu und winkt ihm noch einmal. Erst als Youki losfährt, bemerkt sie dass etwas nicht stimmt und sich ihr Kleid immer noch in der Autotür befindet. Sie hat es eingeklemmt, als sie die Tür zugeschlagen hat. Sie schreit, doch da Youkis Fenster zu sind, hört er sie nicht mehr. Tala versucht ans Auto zu klopfen, doch Youki ist schon zu schnell. Sie versucht einen Moment mitzulaufen, doch dann gibt sie es auf, denn er bemerkt sie sowieso nicht mehr. Hat er denn gar nicht noch einmal zurück geschaut fragt sie sich. Er müsste doch bemerken, dass sie noch nicht ins Haus gegangen ist. Vielleicht ist er aber auch schon genug gestresst und hat deshalb nicht noch einmal zurück geschaut. Am Ende steht Tala in Unterhose, Pullover und einem kaputten Kleid, welches abgerissen ist, auf der Straße und ist froh, dass er schon weg gefahren ist. Nun musste sie nur noch schnell ins Haus kommen, sodass sie keiner der Nachbarn sehen kann.

Als Tala hinein kommt ist sie erst erleichtert und schließt die Tür hinter sich, bis sie bemerkt, dass das Licht im Haus brennt und sie sich zu hundert Prozent sicher ist, dass sie es vorhin ausgemacht hat, als die beiden gegangen sind. Erst will sie Youki schreiben, um ihn zu fragen, doch das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, weshalb sie den Baseballeschläger nimmt, der im Windfang steht. Ihr Vater benutzt ihn immer, wenn er sich mit seinen Jugendfreunden trifft. Sie nimmt ihn in die Hand und schleicht durch das Haus, um festzustellen, dass niemand im Haus ist. Dann hört sie auf einmal ein Poltern aus dem Keller und begibt sich in die Richtung. Als sie die Kellertür öffnet, beginnt diese zu knatschen und es brennt Licht. Sie bekommt ein bisschen Schiss und sie hört Stimmen. Gegen zwei Einbrecher hätte sie keine Chance. Sie begibt sich trotzdem todesmutig die Treppen hinunter und fängt an zu schreien. Sie will den Überraschungsmoment nutzen, bis sie ihre beiden Eltern entdeckt, die alte Umzugskartons in den Händen halten.

„Wie siehst du denn aus?", fragt ihre Mutter sie entgeistert. Tala hat in der ganzen Aufregung ganz vergessen, wie sie aussieht.

„Darüber will ich nicht sprechen", sagt sie und verdrückt sich nach oben. Ihre Eltern scheinen kein weiteres Interesse mehr zu haben, denn sie lassen sie in Ruhe und so kann sie sich in Ruhe etwas anderes anziehen und baden gehen. Nachdem sie ein Bad genommen hat, geht sie noch einmal zu ihren Eltern, um zu fragen, wie lange die beiden bleiben und wann sie wieder abhauen würden.

„Wollen wir das mit dem Essen gehen nun nach holen? Dein Vater und Ich sind gerade mit den Kartons fertig geworden", sagt sie.

„Nein, ich bin satt. Ich war schon essen", antwortet sie.

„In dem Aufzug, denn du da anhattest? So will ich dich aber nicht auf die Straße lassen", predigt ihre Mutter sie.

„Nein, das Kleid war noch heil. Das ist am Ende passiert. Es hat sich in der Tür verheddert und ist dann gerissen", erklärt sie ihr.

„Warst du mit den Mädchen essen, oder mit dem Schnuckel, der neulich hier war?", fragt ihre Mutter grinsend.

„Er ist kein Schnuckel. Sein Name ist Youki und ja, wir waren zusammen essen. Aber es geht dich nichts an, okay? Du bist sowieso nie Zuhause, also tue nun nicht so, als wenn du dich für mich interessieren würdest", sagt sie und dreht sich um, um sich auf den Weg in ihr Zimmer zu machen. Sie hätte niemals hinunter gehen sollen. Ihre Mutter ruft ihr noch nach und schreit, dass sie so etwas nicht zu ihrer Mutter sagen kann, aber Tala knallt einfach die Tür zu und schließt sie ab. Ihre Mutter würde sowieso nichts weiter unternehmen. Die beiden sehen sich kaum, fast nie und ihre Mutter scheint sich nur ein winziges Fünkchen für sie zu interessieren, wenn es um Talas Liebesleben geht. Sie verkriecht sich in ihrem Bett und schaut noch einmal aufs Handy, bevor sie sich ihr Buch nehmen will, doch da sieht sie, dass Youki ihr geschrieben hat.

Eine neue Nachricht (Foto)

„Ich glaube, du hast etwas verloren oder ich habe dir ausversehen etwas genommen", schreibt er und sendet ein Foto von ihrem Kleid.

„Wenn ich keinen Pullover angehabt hätte, hätte ich nackt dagestanden", schreibt sie mit einem Lachsmiley zurück. Einmal im Leben hatte sie auch Glück im Unglück. An einfach nur Glück glaubt Tala schon gar nicht mehr, denn wenn ihr sowas Mal passieren sollte, grenzt das an ein Wunder.

„Dem Pulli sei Dank", schreibt Youki und die Konversation geht die ganze Nacht weiter, bis die beiden dabei einschlafen. Youki schafft es nicht mehr zu lernen und Tala nicht mehr zu lesen, denn die beiden schlafen ein und träumen voneinander.

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